kis110302_3_kristallstabi.pdf (43 KB) - (DLR) Mosel
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www.dlr-mosel.rlp.de<br />
KELLERWIRTSCHAFTLICHER<br />
INFORMATIONS-SERVICE (KIS)<br />
MOSEL 2011<br />
Gruppe Oenologie und Kellerwirtschaft<br />
Dienstort Bernkastel-Kues 06531 956 –<br />
Gindorf - 419 anne.gindorf@dlr.rlp.de<br />
Rosch - 405 achim.rosch@dlr.rlp.de<br />
Hess - 414 karl-hans.hess@dlr.rlp.de<br />
Lipps - 402 michael.lipps@dlr.rlp.de<br />
Börker - 403 wolfram.boerker@dlr.rlp.de<br />
Fax - 444<br />
Dienstort Mayen 02651 400 –<br />
Schmitt - 322 klaus.schmitt@dlr.rlp.de<br />
Fax -389<br />
Nr. 3 02.03.2011<br />
KRISTALLSTABILITÄT, CALCIUMÜBERSCHUSS - MIKROSKOPIERPRAKTIKUM<br />
Viele Weine wurden in den vergangenen Wochen in der Säure eingestellt und werden für die<br />
anstehende Füllung vorbereitet. Auf dem Weg zu stabilen Weinen sind jedoch bei entsäuerten<br />
Weinen des Jahrgangs 2010 häufig noch einige Hürden zu nehmen. Nach dem starken<br />
Eingriff in die Säurestruktur ist der Fokus nun auf die Kristallstabilität zu legen.<br />
Was ist besonders zu beachten? Ein Überblick in Kürze:<br />
• Entsäuerungen müssen bis 15.03. abgeschlossen sein, danach sind nur noch „Feinentsäuerungen“<br />
um maximal 1 g/L erlaubt!<br />
• Kaliumhydrogentartrat (echter Weinstein) und Calciumtartrat (tritt nur nach Entsäuerungen<br />
mit kohlensaurem Kalk auf) müssen hinsichtlich der Kristallstabilität, sinnvollen<br />
Sättigungstemperaturen, Löslichkeit und Kristallisationsverhalten (Temperatur!)<br />
unterschieden werden!<br />
• Kristalle scheiden erst nach der Feinfiltration vollständig aus, deshalb müssen die<br />
Weine feinfiltriert sein!<br />
• Füllverschnitte mit verschiedenen Weinen oder Süßreserve ändert die Zusammensetzung<br />
von Kalium- Calcium und Weinsäure, die Stabilisierungsphase beginnt erst<br />
danach!<br />
• Schutzkolloide (Metaweinsäure, CMC, Gummi Arabicum und Mannoproteine) eignen<br />
sich nicht zur Stabilisierung von Calciumtartrat, sondern nur zur Stabilisierung von<br />
Kaliumhydrogentartrat.<br />
• Wartezeiten (6-8 Wochen) müssen zur Weinsteinstabilisierung eingehalten werden,<br />
schneller geht’s bei Zusatz von Kontaktweinstein zur Fällung des Kaliumhydrogentartrats.<br />
Gemahlener Calcium-Weinstein beschleunigt entsprechend die Ausfällung<br />
des Calciumtartrats nach der Entsäuerung mit Kalk.<br />
• Die Kristallstabilität sollte überprüft werden und ggf. muss der Fülltermin verschoben<br />
werden<br />
• Starke Entsäuerungen mit Kalk führen häufig zu Calciumüberschuss, der zu Trübungen<br />
führen kann. Dann muss durch ein Weinlabor der Calciumgehalt und der daraus<br />
resultierende Schönungsbedarf ermittelt werden.<br />
• Hohe pH-Werte, praktisch keine Weinsäure und müder, pappiger Geschmack sind<br />
Indizien für Calciumüberschuss im Wein.<br />
• Calcium kann mit DL-Weinsäure oder Dikaliumuvat, dem neutralen Kaliumsalz der<br />
DL-Weinsäure, ausgefällt werden, die Wartezeit beträgt drei bis vier Tage.<br />
• Der Einsatz von Dikaliumuvat führt zu Kaliumeintrag, dieser kann anschließend wiederum<br />
zum Ausfall von echtem Weinstein führen.<br />
• Der Einsatz von DL-Weinsäure führt zu Weinsäureeintrag und erhöht die Gesamtsäure.
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Kristallstabilität<br />
Die im Wein entstehenden Kristalle können sehr unterschiedlich sein. So handelt es sich bei<br />
den kristallinen Ausscheidungen meist um die Salze der Weinsäure (Tartrate). Der „echte<br />
Weinstein“ ist das in normalen Jahren am häufigsten ausfallende Kristall. Weinstein ist das<br />
saure Kaliumsalz der Weinsäure, welches auch als Kaliumhydrogentartrat (KHT) bezeichnet<br />
wird. Hierbei bildet Kalium mit Weinsäure Kristalle.<br />
Zum anderen bildet auch Calcium mit Weinsäure ein Kristall, das schwerlösliche Calciumtartrat.<br />
Die Ausscheidung von Calciumtartrat spielt besonders bei Weinen eine Rolle, die mit<br />
kohlensaurem Kalk (CaCO3) entsäuert wurden, wie dies bei Weinen des Jahrgangs 2010<br />
meist der Fall ist. Bei diesen Weinen wurde durch die Entsäuerung der Calciumgehalt stark<br />
angehoben und die Calciumrückfällung nicht vollständig abgewartet oder die Weinsäure als<br />
Reaktionspartner fast vollständig entfernt, so dass das Calcium nicht mit Weinsäure reagieren<br />
kann und hohe Calciumwerte die Folge sind. Nach einer Entsäuerungsmaßnahme im<br />
Wein mit kohlensaurem Kalk, dauert die Ausscheidung des Calciums und damit die Calciumstabilisierung<br />
meist zwischen 6 und 8 Wochen. Problematisch sind fehl gelaufene Entsäuerungen<br />
bei denen sehr viel Calcium frei im Wein vorliegt. Bei einer Entsäuerung mit kohlensaurem<br />
Kalk sollte der Rest-Weinsäuregehalt mit mindestens 0,5 g/L eingerechnet werden,<br />
besser für die nachfolgende Calciumstabilisierung sind jedoch 1,0 bis 1,5 g/L. Ist die Restweinsäure<br />
zu gering, fehlt dem Calcium zur Ausscheidung der nötige Bindungspartner zur<br />
Ausbildung von Calciumtartrat. Wenn solche Calcium-instabile Weine mit weinsäurereicheren<br />
Weinen verschnitten oder mittels Süßreserve gesüßt werden, wird wahrscheinlich wieder<br />
Weinstein ausfallen. Beim Verschneiden wird das Verhältnis zwischen Weinsäure und Kalium<br />
sowie Calcium verändert und neu eingestellt. Anschließend müssen daher wiederum<br />
6-8 Wochen abgewartet werden.<br />
In nicht entsäuerten, bzw. in mit Kaliumhydrogencarbonat entsäuerten Weinen ist der Gehalt<br />
an Calcium so gering, dass nicht mit einer Calciumtartratausscheidung zu rechnen ist.<br />
Einflussgrößen auf die Kristallbildung<br />
Die Kristallisation von Weinstein aus Weinen hängt nicht nur vom Grad der Übersättigung ab<br />
(Gehalt an Kalium-, bzw. Calcium- und Weinsäureionen), sondern wird auch von der Konzentration<br />
an Alkohol, dem pH-Wert, der Temperatur sowie vom Kolloidgehalt beeinflusst.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass echter Weinstein (Kaliumhydrogentartrat) bei niedrigen Temperaturen<br />
um 0 °C recht schnell und ausreichend ausfä llt. Temperaturerhöhungen führen jedoch<br />
wiederum zur Auflösung des gefällten Weinsteins. Dieser muss daher zuvor entfernt<br />
werden.<br />
Demgegenüber wird die Ausfällgeschwindigkeit von Calciumtartrat durch niedrige Temperaturen<br />
verlangsamt, Temperaturen über 20 °C bringen jedoch keine ausreichende Calciumstabilisierung,<br />
eine Ausscheidung des echten Weinsteins kann so gar nicht erfolgen.<br />
Calciumstabilisierung<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass aufgrund der oben beschriebenen Problematik nicht<br />
wenige Weine überhöhte Calciumgehalte aufweisen, die bei fehlender Weinsäure nicht mehr<br />
ausgeschieden werden und später im Wein zu Trübungen führen können. Teilweise resultieren<br />
diese Calciumüberschüsse aus fehlgelaufenen Doppelsalzentsäuerungen, bei denen<br />
keine oder zu wenig Äpfelsäure entfernt wurde und stattdessen der Kalk mit der Weinsäure<br />
reagierte oder aus einfachen Entsäuerungen mit Kalk bei nicht ausreichendem Weinsäuregehalt;<br />
Analysen der Gesamtsäure, des pH-Wertes und der Weinsäuren hätten rechtzeitig<br />
Aufschluss gegeben. Wegen der niedrigen Temperatur der Weine im Keller findet die Auskristallisation<br />
von Calciumtaratrat im Gegensatz zur Weinsteinausscheidung (Kaliumhydrogentratrat)<br />
langsam statt. Trübe Jungweine stabilisieren aufgrund ihres Kolloidgehaltes Cal-
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ciumtartrat und erst nach der Filtration wird die kristallisationshemmende Wirkung der Kolloide<br />
abgestellt.<br />
Bei Calciumüberschuss ist eine Behandlung des Weines mit DL-Weinsäure oder des neutralen<br />
Kaliumsalzes der Weinsäure („Calciumstabilat“) nach Analyse und Berechnung durch ein<br />
Weinlabor erlaubt. Eine Wartezeit von 3-4 Tagen ist einzuhalten.<br />
Die Verwendung von Dikaliumuvat ist empfehlenswert für Weine, die in der Säureharmonie<br />
eingestellt sind oder sogar sensorisch noch sauer schmecken, da Säure und pH-Wert hierdurch<br />
nicht angehoben werden. Der Kaliumeintrag kann jedoch wiederum zu leichtem Weinsteinausfall<br />
führen. Beim Einsatz von DL-Weinsäure wird der Gesamtsäuregehalt leicht erhöht<br />
und der pH-Wert gesenkt. Gerade bei überentsäuerten Weinen, die müde und seifig<br />
schmecken, bringt dies sogar Vorteile.<br />
Nähere Informationen und Hintergründe zum Chemismus, der Möglichkeiten der Bestimmung<br />
der Kristallstabilität und allgemeiner technischer Möglichkeiten zur Stabilisierung in<br />
„normalen“ Jahren haben wir in der Februarausgabe der DWZ veröffentlicht. Sie können diesen<br />
Artikel auch auf unserer Homepage www.dlr-mosel.rlp.de unter der Rubrik Fachartikel<br />
nachlesen.<br />
Für Rückfragen steht Ihnen die staatliche Beratung wie gewohnt zur Verfügung.<br />
Viel Erfolg beim Stabilisieren und Füllen wünscht<br />
Ihr Team Oenologie des <strong>DLR</strong> <strong>Mosel</strong><br />
__________________________________________________________________________<br />
MIKROSKOPIERPRAKTIKUM<br />
Am 24. März 2011 veranstaltet das <strong>DLR</strong> <strong>Mosel</strong> in Zusammenarbeit mit der Fa. Begerow ein<br />
Mikroskopierpraktikum.<br />
- Lernen Sie in einfacher Weise mit einem Mikroskop praktisch umzugehen<br />
- Hefeerkennung / Unterschied zwischen lebenden und toten Hefen<br />
- Bakterienerkennung und Aktivität<br />
- Mikrobiologische Grundlagen bei der Weinerzeugung und deren Bedeutung für die<br />
Qualität<br />
Der Kostenbeitrag für dieser Schulung beträgt 60,- Euro und ist auf das Konto des<br />
Regionalverband <strong>Mosel</strong><br />
Kontonummer 32170615<br />
Sparkasse Mittelmosel EMH<br />
BLZ 58751230<br />
mit dem Stichwort „Mikroskopierpraktikum“ zu überweisen.<br />
Im Preis inbegriffen sind die Schulungsunterlagen und ein kleiner Mittagsimbiss.<br />
An dieser Schulung können maximal 25 Personen teilnehmen.<br />
Donnerstag, 24. März 2011 - 9:00 bis 15.00 Uhr<br />
<strong>DLR</strong> <strong>Mosel</strong>, Steillagenzentrum, Gartenstraße 18 54470 Bernkastel-Kues<br />
Verbindliche Anmeldung durch Zahlung auf das Konto des Regionalverbandes <strong>Mosel</strong><br />
bis Mittwoch, 09. März. Telefonische oder elektronische Anmeldung bei Frau Sabine<br />
Schneider Tel. 0651/9776-210 (vormittags am 09.03.11) oder E-mail:<br />
Sabine.Schneider@dlr.rlp.de erwünscht.