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Der Tagliamento - Flußmorphologie und Auenvegetation der ...

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Fast auf seiner gesamten Strecke fließt <strong>der</strong> Taglia-<br />

mento ungebändigt dahin <strong>und</strong> verlagert immer wie<strong>der</strong><br />

sein Bett. Erst kurz von <strong>der</strong> Mündung ins Mittelmeer<br />

wird er in eine kanalartige Rinne gezwängt. Durch<br />

Dämme, die abschnittsweise ausbetoniert sind, wird<br />

sein Wasser in feste Rahnen gelenkt.<br />

Mit den naturnah verbliebenen Resten <strong>der</strong> benach-<br />

barten Torrente Meduna <strong>und</strong> Celina (Torrente sind<br />

Fließgewässer, die regelmäflig für einen Teil des Jahres<br />

keinen oberflächigen Abfluß besitzen (s. HORMANN<br />

1964), zählt <strong>der</strong> <strong>Tagliamento</strong> zu den letzten Wildfluß-<br />

gebieten im Alpenraum, in denen flußdynamische<br />

Prozesse großmaßstäblich ablaufen.<br />

2.3. Zur <strong>Flußmorphologie</strong> <strong>und</strong> Flußdynamik<br />

Im Gebirgsbereich bildet <strong>der</strong> <strong>Tagliamento</strong><br />

zunächst eine Schluchtstrecke mit starkem Gefälle <strong>und</strong><br />

gestrecktem Verlauf, das heißt die Erosion ist hier prä-<br />

gend. Sobald sich <strong>der</strong> Talraum weitet, etwa ab Tolme-<br />

zzo, werden die bei Hochwasser mitgeführten Geröll-<br />

massen verstärkt abgelagert. Beson<strong>der</strong>s ab Gemona ist<br />

<strong>der</strong> Talraum breit <strong>und</strong> mit pleistozänen Schottern ge-<br />

füllt. Diese reichen bis Casarsa ins Alpenvorland. In<br />

diesem Abschnitt des Schotterkegels hat <strong>der</strong> Taglia-<br />

mento ein mittleres Gefälle <strong>und</strong> bildet eine typische,<br />

bis zu zwei Kilometer breite, großräumige Umlage-<br />

rungsstrecke, die durch das Fließgleichgewicht zwi-<br />

schen Erosion <strong>und</strong> Akkumulation entstanden ist. Ab<br />

Casarsa nimmt das Gefälle weiterhin ab. Dadurch ver-<br />

min<strong>der</strong>t sich die Schleppkraft des Wassers, sodai3<br />

hauptsächlich nur noch feine Sedimente transportiert<br />

werden. Umlagerungsvorgänge nehmen nur noch ge-<br />

ringen Raum ein. Anstelle des verzweigten Flußlaufes<br />

treten geschwungene Mäan<strong>der</strong> auf, die sich nur lang-<br />

sam verän<strong>der</strong>n.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Umlagerungsstrecke spielen zwei<br />

flußdynamische Prozesse eine zentrale Rolle:<br />

- die Morphodynamik, d.h. die Verän<strong>der</strong>lichkeit des<br />

Standortes. Durch die erhöhte Schleppkraft bei Hoch-<br />

wasser werden Teile alter, bereits bewachsener Kies-<br />

bänke wie<strong>der</strong> abgetragen o<strong>der</strong> mit Geröllen überschüt-<br />

tet. Somit wird die Bodenentwicklung <strong>und</strong> pflanzliche<br />

Sukession immer wie<strong>der</strong> in ein jüngeres Stadium<br />

zurückversetzt.<br />

- die Hydrodynamik, d.h. <strong>der</strong> periodische Wechsel<br />

zwischen Überschwemmung <strong>und</strong> Trockenfallen.<br />

Während zur Zeit des Hauptabflusses im Mai weite<br />

Teile <strong>der</strong> Aue unter Wasser stehen, fallen bei Niedrig-<br />

wasserstand im Sommer <strong>und</strong> Herbst große Flächen<br />

trocken. Insbeson<strong>der</strong>e auf den groben S~hotterabla~e-<br />

rungen wird das Wasser dann zum Mangelfaktor. Die-<br />

se Standorte werden auch als Brennen o<strong>der</strong> Heißlän-<br />

den bezeichnet<br />

Die Wirkung dieser Okofaktoren ist im Flußverlauf<br />

<strong>und</strong> -profil recht unterschiedlich. Werden im Ober-<br />

lauf <strong>und</strong> nahe des Hauptgerinnes vor allem grobe<br />

Gerölle bewegt, so werden zum Unterlauf hin <strong>und</strong><br />

außerhalb des Hauptgerinnes feinere Sedimente trans-<br />

poriert, da sich die Schleppkraft des Wassers verrin-<br />

gert. Darüberhinaus nimmt <strong>der</strong> Anteil kleinerer Korn-<br />

gößen wie Sand <strong>und</strong> Schluff durch den mechanischen<br />

Abrieb <strong>der</strong> Gerölle während <strong>der</strong> langen Transport-<br />

strecke zu.<br />

3. Zur Flora des <strong>Tagliamento</strong>-Tales<br />

Es mag vermessen erscheinen, nach einem nur so<br />

kurzzeitigen Besuch des Gebietes etwas über die dortige<br />

Pflanzenwelt zu schreiben. Haben doch viele An<strong>der</strong>e,<br />

wie etwa MELZER o<strong>der</strong> POLDINI, in zahlreichen<br />

Publiltationen Beiträge zur Kenntnis <strong>der</strong> dortigen<br />

Flora vorgelegt. Dennoch fallen manche Beson<strong>der</strong>heiten<br />

selbst bei eher flüchtiger Beobachtung auf; über sie<br />

sei nachfolgend kurz berichtet, wobei wir uns in <strong>der</strong><br />

Nomenklatur weitgehend nach dem Florenatlas Poldinis<br />

(1 991) richten, <strong>der</strong> in beeindrucken<strong>der</strong> Weise die<br />

Gefäßpflan~enverbreitun~ <strong>der</strong> italienischen Region<br />

Friaul-Venezien-Julische Alpen vorstellt. Dennoch<br />

wäre eine Zusammenfassung aller bisher publizierten<br />

einschlägigen Arbeiten über den <strong>Tagliamento</strong> sehr<br />

wünschenswert <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeutung dieses Gebietes angemessen.<br />

Eine nach Möglichkeit kommentierte Abgleichung<br />

<strong>der</strong> etwas kontroversen taxonomischen <strong>und</strong><br />

nomenklatorischen Auffassungen etwa bei TUTIN et<br />

al. (1 964 - 1980), PIGNATTI (1 982) <strong>und</strong> POLDINI<br />

(1 99 1) sollte ein - erreichbares - Ziel sein.

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