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Als es bei uns noch Wölfe gab - Der Kreis Schlawe in Pommern

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sogenannte Mösse, e<strong>in</strong> groß<strong>es</strong> Torfmoor zwischen den Dörfern Kleist und Schwer<strong>in</strong>stal und<br />

dem Jamunder See. Auch <strong>in</strong> den abgelegenen Wäldern am Strande, z. B. im Event<strong>in</strong>er<br />

„Knaster“, fand Isegrimm sichere Schlupfw<strong>in</strong>kel.<br />

Auch e<strong>in</strong>ige G<strong>es</strong>chichten, die der Volksmund erzählt, möchte ich hier mitteilen. Ehe <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e<br />

geordnete Postverb<strong>in</strong>dung auf den Dörfern <strong>gab</strong>, waren die Kossäten (Kle<strong>in</strong>bauern) verpflichtet,<br />

die amtlichen Schreiben von den Dorfschulzen an die Behörden zu befördern, und<br />

wenn <strong>es</strong> sich um eilige Berichte handelte, mußten die Kossätenknechte sie zu Pferde<br />

b<strong>es</strong>orgen. So passierte <strong>es</strong> dem Knechte d<strong>es</strong> Kossäten Fock aus Event<strong>in</strong>, daß er auf dem Wege<br />

zum Domänenrentamt nach Rügenwalde von e<strong>in</strong>em Wolfe angefallen wurde. Das Pferd warf<br />

den Reiter, der sich durch schleunige Flucht retten konnte, ab, wurde vom Wolf schwer am<br />

Halse verwundet, konnte sich aber nach heftiger Verfolgung auf se<strong>in</strong>en Hof und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Stall flüchten. In jenen Zeiten vor 100 Jahren war die Viehweide <strong>noch</strong> geme<strong>in</strong>schaftlich.<br />

Jed<strong>es</strong> Dorf hatte se<strong>in</strong>en Pferde-, R<strong>in</strong>der- und Schwe<strong>in</strong>ehirten, die ihre Herde auf den Weideanger<br />

d<strong>es</strong> Dorf<strong>es</strong> oder <strong>in</strong> die Königliche Forst trieben. Auch di<strong>es</strong>e Hirten hatten manche<br />

Kämpfe mit den <strong>Wölfe</strong>n zu b<strong>es</strong>tehen.<br />

Zu ihrem Schutze hatten sie die Wolfshunde, die auf Kosten d<strong>es</strong> Dorf<strong>es</strong> ang<strong>es</strong>chafft und<br />

unterhalten wurden, und als Waffe die Wolfslanze oder Pieke, von der weiter unten die Rede<br />

se<strong>in</strong> wird. <strong>Als</strong> um das Jahre 1800 die große Poststraße nach Danzig angelegt wurde, die von<br />

Kösl<strong>in</strong> über den Gollenberg und Pankn<strong>in</strong> nach <strong>Schlawe</strong> führte, g<strong>in</strong>gen auch die Event<strong>in</strong>er<br />

jungen Leute dorth<strong>in</strong> auf Ar<strong>bei</strong>t. Da ermahnte sie der alte Küster Peter Plate, sie sollten wegen<br />

der vielen <strong>Wölfe</strong> nicht e<strong>in</strong>zeln sich auf den Weg zur Ar<strong>bei</strong>tsstätte machen, sondern zu zweien<br />

oder dreien wandern. Dazu fügte er den guten Rat: „Immer frisch geredet, dann verzieht er<br />

sich.“<br />

Ja, bis <strong>in</strong> die Dörfer selbst wagten sich die <strong>Wölfe</strong>. Und daß Isegrimm auch e<strong>in</strong>mal ausnahmsweise<br />

den G<strong>es</strong>chmack se<strong>in</strong><strong>es</strong> Vetters Re<strong>in</strong>icke Voß geteilt hat, davon erzählte Gastwirt Saß –<br />

Event<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e G<strong>es</strong>chichte, die er von se<strong>in</strong>en Eltern gehört. Di<strong>es</strong>e hatten ihre Gänse <strong>in</strong> der Nähe<br />

d<strong>es</strong> Backhaus<strong>es</strong> e<strong>in</strong>gebuchtet und waren gerade <strong>bei</strong>m Backen b<strong>es</strong>chäftigt, als der Wolf vor<br />

ihren Augen <strong>in</strong> die Gänsebucht e<strong>in</strong>drang und mit e<strong>in</strong>er Gans als Beute abzog.<br />

Nach den Freiheitskriegen g<strong>in</strong>g man an e<strong>in</strong>e geregelte Vertilgung d<strong>es</strong> Wolf<strong>es</strong>. Hatten doch<br />

auch die Bauern, die nun als freie Leute auf ihren Höfen saßen, das größte Inter<strong>es</strong>se daran,<br />

di<strong>es</strong>e Räuber loszuwerden. Ebenso wurde von Obrigkeitswegen alle erdenkliche Sorgfalt<br />

angewendet, den Wolf vollständig auszurotten. Di<strong>es</strong>e Bemühungen waren endlich mit Erfolg<br />

gekrönt; denn die letzten Treibjagden <strong>in</strong> H<strong>in</strong>terpommern wurden im W<strong>in</strong>ter 1849 – 50 <strong>in</strong> der<br />

Oberförsterei Borntuchen <strong>bei</strong> Bütow abgehalten, wo<strong>bei</strong> <strong>noch</strong> fünf <strong>Wölfe</strong> zur Strecke gebracht<br />

wurden.<br />

Uns <strong>in</strong>ter<strong>es</strong>siert b<strong>es</strong>onders der Vertilgungskampf, wie er im Rügenwalder Amte <strong>in</strong> den<br />

zwanziger Jahren d<strong>es</strong> vorigen Jahrhunderts unternommen wurde, und me<strong>in</strong>e Bemühungen,<br />

aus alten Akten Material hierüber zu erhalten, s<strong>in</strong>d nicht vergeblich gew<strong>es</strong>en. Herr Sekretär<br />

O. Welsow <strong>in</strong> Neukrakow hat sich der großen und dankenswerten Mühe unterzogen, die<br />

Akten der dortigen Oberförsterei durchzusehen und all<strong>es</strong> Wissenswerte aufzuzeichnen.<br />

Hiernach g<strong>in</strong>g man dem Wolf <strong>in</strong> zweifacher Weise zu Leibe, nämlich durch „Aufsuchen der<br />

jungen N<strong>es</strong>twölfe“ und durch „Treibjagden <strong>bei</strong> frisch gefallenem Schnee.“<br />

So verfügt die Königliche Regierung den 17. April 1820 an die Landräte und Oberförster:<br />

„Mir Bezugnahme auf die rücksichtlich der Wolfsjagden von <strong>uns</strong> gegebenen B<strong>es</strong>timmungen<br />

fordern wir Sie auf, die Wolfsjäger d<strong>es</strong> dortigen <strong>Kreis</strong><strong>es</strong> von der Mitte d<strong>es</strong> künftigen Monats<br />

an zur Aufsuchung der N<strong>es</strong>twölfe zu veranlassen. Di<strong>es</strong> kann am füglichsten durch öfter<strong>es</strong><br />

Durchtreiben derjenigen Waldbezirke g<strong>es</strong>chehen, wo man vorzugsweise junge <strong>Wölfe</strong><br />

erwartet, so wie denn auch verschiedene mit der Lokalität vertraute Männer aus den Dörfern<br />

zu wählen s<strong>in</strong>d, welche die Nachsuchung mit Erfolg vornehmen können. Alle übrigen dah<strong>in</strong><br />

führenden zweckmäßigen Maßregeln, welche von örtlichen Verhältnissen abhängen, s<strong>in</strong>d den<br />

Wolfsjägern zu überlassen, denen die ung<strong>es</strong>äumte Ausführung di<strong>es</strong>er B<strong>es</strong>timmung recht

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