15 Jahre Freie Waldorfschule Wolfsburg
15 Jahre Freie Waldorfschule Wolfsburg
15 Jahre Freie Waldorfschule Wolfsburg
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Grußwort Die Bezirksregierung Braunschweig<br />
Verehrtes Kollegium, geschätzte Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler!<br />
Sie alle begehen in diesem Jahr das fünfzehnjährige Bestehen Ihrer Schule. Hierzu spreche ich Ihnen die<br />
Glückwünsche der Bezirksregierung Braunschweig aus.<br />
Aufbauend auf den Waldorfkindergarten erreichte eine Initiative innerhalb von eineinhalb <strong>Jahre</strong>n die<br />
Gründung der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong>, die zum Schuljahr 1988/89 zunächst mit 38 Kindern in einer<br />
ersten und zweiten Klasse startete. Weitere Jahrgänge trafen mit der Bildung einer 5. und 7. Klasse kurz<br />
darauf hinzu und vervierfachten die Schülerzahl dieser Schule binnen weniger <strong>Jahre</strong>. Eltern bekundeten<br />
somit klar ihren Wunsch nach Fortführung der Waldorfpädagogik des Kindergartens in einem besonderen<br />
schulischen Bildungsgang.<br />
Heute, fünfzehn <strong>Jahre</strong> später, lässt sich feststellen, dass an dieser Schule gut und erfolgreich gelehrt und<br />
gelernt wird. Jahr für Jahr vergibt die Schule mit Zustimmung der Bezirksregierung alle Abschlüsse des<br />
Sekundarbereichs I. Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler erwirbt die Berechtigung zum Besuch der<br />
gymnasialen Oberstufe und legt ein Jahr später erfolgreich das Abitur ab.<br />
Als erst seit einem Jahr für diese Schule zuständige Dezernentin habe ich abschlussbezogen in der Schule<br />
hospitiert. Dabei habe ich eifrige Schülerinnen und Schüler beobachtet und habe mit engagierten und<br />
anspruchsvoll unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrern pädagogische sowie fachliche Themen erörtert. Auch<br />
eine bereits gute Zusammenarbeit mit Kollegien von Gesamtschulen in <strong>Wolfsburg</strong> und Braunschweig habe ich<br />
feststellen können. Jüngst ließ sich eine neue Kooperation in einem Unterrichtsfach aufbauen. Gegenwärtig<br />
befinden wir uns in einer bildungspolitisch höchst dynamischen Zeit, in der das Voneinanderlernen zwischen<br />
unterschiedlichen Bildungssystemen ebenso selbstverständlich sein sollte wie die Bereitschaft Ziele und<br />
Erreichtes neu zu hinterfragen.<br />
Bei dieser Zukunftsaufgabe, vor der alle Schulen dieses Landes stehen, wünsche ich der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong><br />
<strong>Wolfsburg</strong> weiterhin viel Erfolg.<br />
Angelika Frank, Regierungschuldirektorin, Dezernat 403 der Bezirksregierung Braunschweig
Lernen mit Kopf, Herz und Hand – mit dieser Kurzformel könnte man die Zielsetzung der <strong>Freie</strong>n<br />
<strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong> beschreiben, die seit nunmehr <strong>15</strong> <strong>Jahre</strong>n das Schulleben gestaltet. Zu<br />
diesem Jubiläum übermittele ich Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und Lehrkräften im<br />
Namen des Rates und der Verwaltung der Stadt <strong>Wolfsburg</strong> meine herzlichen Glückwünsche.<br />
Der ersten Einschulungsfeier 1988 ging das große Engagement interessierter Eltern voraus, die sich<br />
der Einrichtung dieser Gesamtschule nach den Grundsätzen der von Rudolf Steiner begründeten<br />
Waldorfpädagogik widmeten. Am heutigen Standort in der ehemaligen Herder-Schule können heute<br />
380 Schülerinnen und Schüler ihren Entwicklungsstufen und Fähigkeiten entsprechend und über<br />
lange Dauer von den klassischen Schulnoten befreit bis zum Abitur bzw. Fachabitur gelangen. Das<br />
Streben nach eigener Lebensgestaltung und Urteilsbildung, künstlerische Förderung, berufsbezogene<br />
praktische Anwendungen sowie vielseitige Schulaktivitäten sind dabei wichtige Säulen, die dem<br />
ganzheitlichen Lernen dienen.<br />
So bildet dieses Schulangebot in freier Trägerschaft einen deutlichen Kontrast zu den staatlichen<br />
Schulen, das von vielen Eltern als sinnvolle Alternative für besseres Lernen gewertet wird. So<br />
wundert es nicht, dass Eltern und Schüler in einer kürzlich von einer <strong>Wolfsburg</strong>er Tageszeitung<br />
durchgeführten Umfrage ihrer Bildungseinrichtung Bestnoten erteilten.<br />
Mit Stolz können alle am Schulleben Beteiligten anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten auf das<br />
Erreichte zurückblicken, wofür ich meinen Dank und meine Anerkennung ausspreche. Möge diese<br />
Einrichtung auch in Zukunft unser Bildungs- und Kulturleben bereichern.<br />
Rolf Schnellecke<br />
Oberbürgermeister<br />
Der Oberbürgermeister der Stadt <strong>Wolfsburg</strong><br />
Grußwort<br />
3
4<br />
Grußwort Der Vorstand des Bundes der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong>n<br />
Liebe Schulgemeinschaft der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong>,<br />
im August 1988 ist es nach langen <strong>Jahre</strong>n der Vorbereitung endlich soweit, die <strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong><br />
beginnt ihren Betrieb in den Räumen der Laagbergschule. 38 Kinder der 1. und 2. Klasse werden<br />
feierlich begrüßt. Sie sind die Pioniere einer neuen Pädagogik in der Autostadt <strong>Wolfsburg</strong>, in deren Mittelpunkt<br />
die Entwicklung des Kindes steht.<br />
Wachstum und Verwandlung kennzeichnen den Werdegang der Schule bis zum heutigen Tag. Es wird gebaut<br />
und erweitert, dennoch genügt der ursprüngliche Standort bald nicht mehr den Erfordernissen einer voll<br />
ausgebauten <strong>Waldorfschule</strong>. Deshalb zieht die Schulgemeinschaft 1997/98 in die ehemalige Herderschule<br />
um. Mit viel Engagement wird aufs Neue gebaut und der Erfolg ist verblüffend. Sobald man heute das<br />
Schulhaus betritt, wird man von einer wohltuenden, inspirierenden Atmosphäre empfangen.<br />
Aber nicht nur der äußerliche Rahmen war von Wachstum und Verwandlung geprägt. Will eine Pädagogik<br />
menschen- und zeitgemäß sein, so muss sie sich auch in ihrem täglichen Tun den Veränderungen und<br />
Anforderungen stellen, die die Gegenwart verlangt. Seit einigen <strong>Jahre</strong>n beschreitet die <strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong><br />
<strong>Wolfsburg</strong> mit dem Konzept der Bewegten Klasse einen innovativen Weg für die Gestaltung der Unterstufe,<br />
der den veränderten Entwicklungsbedingungen der Kinder im Unterstufenbereich in hervorragender Weise<br />
Rechnung trägt.<br />
Das Vertrauen der Eltern von mehr als 380 Schülern, die die Schule besuchen, zeigt, dass es den Kollegen<br />
gelingt, diese sich wandelnden Formen so zu füllen, dass Pädagogik immer wieder, wie Rudolf Steiner es bei der<br />
Gründung der Ersten <strong>Waldorfschule</strong> in Stuttgart 1919 gefordert hat, künstlerisch begriffen und ausgeübt wird.<br />
Seien Sie zu Recht stolz auf das Erreichte und erhalten Sie sich Ihre künstlerische Wandlungsfähigkeit für die<br />
Zukunft.<br />
Henry Fahlke, Vorstand im Bund der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong>n
Freude<br />
Die Menschheit wird erst glücklich sein, wenn alle Menschen Künstlerseelen haben<br />
werden, das heißt, wenn allen ihre Arbeit Freude macht.<br />
Johann Wolfgang von Goethe
6<br />
Bewegte Klasse Wir rechnen mit Bewegung<br />
Aus dem Hauptunterricht<br />
Vor dem Unterricht bauen Charlotte, Kolja,<br />
Elias und Ronja eine Riesenrutsche (quer<br />
durch das Klassenzimmer) und dann gleiten<br />
auch die anderen eintreffenden Zweitklässler<br />
mit Hallo in den Kissenberg.<br />
Die Kinder sitzen in der Reihe und betrachten<br />
den gestern gezeichneten Zahlenstrahl,<br />
der nun hinten an der Pinnwand zusammengefügt<br />
vor Augen steht.<br />
Um und auf dem Kreis - zusammengestellt<br />
aus Sitzbänken - traben und galoppieren<br />
alle im Takt des Pferdchenliedes.<br />
Hannah und Roberto schreiten in der Mitte<br />
des Sitzkreises eine Multiplikationsaufgabe.<br />
Dann wird dort die 6er-Reihe mit Seilspringen<br />
geübt.<br />
In der Reihe auf ihren Kissen sitzend lesen<br />
die SchülerInnen die Hausaufgaben vor und<br />
rechnen weitere Übungsaufgaben, die an<br />
der Tafel stehen.<br />
In Gruppen zu viert wird reihum gewürfelt,<br />
multipliziert und addiert; denn es gilt im<br />
Rechenspiel genau die 100 zu erreichen.<br />
Wir sitzen an der großen Tafel, dem gemeinsamen<br />
Frühstückstisch, und hören zu:<br />
Karlotta berichtet von kleinen Fröschen,<br />
Jonas weiß ein Rätsel und David erzählt<br />
einen Witz.<br />
Was soll das?<br />
Zwei <strong>Jahre</strong> Unterricht in der Bewegten<br />
Klasse, auf, über und an Bänken, die als<br />
Sitz- oder Tischmöbel oder Bauelemente<br />
dienen, haben das Klassengeschehen<br />
gründlich verändert.<br />
Schon der kurz dargestellte Einblick in<br />
einen Hauptunterricht der 2. Klasse zeigt,<br />
die vielfältigen Möglichkeiten der neuen<br />
Klasseneinrichtung zur Intensivierung des<br />
Bewegungslebens der Unterstufenschüler.<br />
Mit der Reduzierung der klassischen Schulmöbel<br />
ist nun plötzlich Raum vorhanden,<br />
Sitzkreise, Gruppenanordnungen oder andere<br />
Ausrichtungen je nach unterrichtlichen<br />
Erfordernissen einzurichten.<br />
Gemeinsam wird zugepackt und im Nu ist<br />
die beabsichtigte Form entstanden. Ob im<br />
Sitzen, Knien, Hocken und Liegen, variable<br />
Belastungen beanspruchen die SchülerInnen<br />
körperlich im Miteinander. Denn<br />
Für das Können gibt es nur einen<br />
Beweis: das Tun.<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
wie Bewegungsmangel für die Erwachsenen<br />
zur hauptsächlichen Krankheitsursache<br />
wurde, so droht mit dem fortschreitenden<br />
Verlust bei den SchülerInnen auch<br />
ein altersgemäßer Lern- und Lebenszugang<br />
verloren zu gehen.<br />
Bereits seit <strong>Jahre</strong>n stand und steht die<br />
übliche Bestuhlung, die die SchülerInnen<br />
über Stunden in einer statischen Sitzhaltung<br />
fixiert in der Kritik. Besonders Ärzte,<br />
Physiotherapeuten und Sportpädagogen<br />
sehen darin wesentliche Gründe für gesundheitliche<br />
Schäden, insbesondere für<br />
die Körperhaltung durch einseitige Beanspruchung<br />
der Wirbelsäule.<br />
An vielen <strong>Waldorfschule</strong>n hat ebenfalls<br />
zum Ende der 90er <strong>Jahre</strong> eine Suche nach<br />
Alternativen begonnen. So stellte z.B. die<br />
Bochumer Schule in diesem Zusammenhang<br />
eine grundsätzliche Überprüfung<br />
ihres Schulganzen mit der Frage an:<br />
Entspricht unsere Schule, unser Unterricht<br />
den Zeiterfordernissen? Eltern, Lehrer und<br />
SchülerInnen berieten dann in einem langen<br />
Prozess über die veränderten Lebensbedingungen,<br />
familiäre und berufliche<br />
Situationen und Freizeitgewohnheiten im<br />
Hinblick auf die gesunde körperliche und<br />
seelische Entwicklung der Kinder. Defizite<br />
und sich häufende Auffälligkeiten wurden<br />
benannt: Bewegung, Körpergefühl, Sinneswahrnehmungen,<br />
Gruppenverhalten, Spielund<br />
Essverhalten, Beziehung zu Natur und<br />
Mitmenschen.... Wer hier Unzureichendes<br />
erfährt, muss sein Leben auf einem wack-
ligen Fundament anlegen. Das Selbstwertgefühl,<br />
das ganze Lernen baut auf diesen<br />
Grundlagen auf, Lernschwierigkeiten haben<br />
oft hier ihren Ursprung.<br />
Insofern Schule und Eltern um ihre Kinder<br />
bemüht sind, sollten sie dieser Entwicklung<br />
begegnen. So steht dann z.B. Nachholen<br />
von Sinnes- und Sozialerfahrungen auf dem<br />
Stundenplan. Vermehrter Gruppenunterricht,<br />
gemeinsames Essen und Spielen,<br />
Einrichtung eines kleinen, festen Klassenkollegiums,<br />
Ausweitung des Epochenunterrichtes<br />
z.B. auf die Fremdsprachen,<br />
Anpassungen des starren Unterrichtsstunden-Schemas,<br />
auch Veränderungen der<br />
unterrichtlichen Inhalte und Themen sind<br />
u.a. mögliche Neuerungen, die in Bochum<br />
bereits mit Erfolg praktiziert werden.<br />
Unsere Erfahrungen und Ausblicke<br />
Hier in <strong>Wolfsburg</strong> haben wir nun nach<br />
zwei <strong>Jahre</strong>n unsere Erprobungsphase abgeschlossen.<br />
Wir hatten bei der mit Vorsicht<br />
gebotenen Einschätzung den Eindruck, dass<br />
die SchülerInnen körperlich beanspruchbarer<br />
reagierten, bis in das Pausenverhalten<br />
im Miteinander ausgeglichener wirkten<br />
und für die unterrichtlichen Inhalte<br />
bereiter und aufgeschlossener waren.<br />
Der angestrebte Anspruch, den gesamten<br />
Unterrichtstag für die SchülerInnen geschlossener,<br />
zusammenhängender werden<br />
zu lassen, ließ sich dagegen noch nicht<br />
verwirklichen. Doppelbesetzungen, wie sie<br />
etwa zum fließenden Übergang in die<br />
1 32 Pferde traben die Achter-Reihe.<br />
2 Marius: Am liebsten baue ich Türme.<br />
3 Gemeinsam lösen wir ein Zahlenrätsel.<br />
verschiedenen Fachunterrichte notwendig<br />
wären, oder der Abschluss des Unterrichtstages<br />
durch den Klassenlehrer waren bislang<br />
ebenso wie eine schülergemäßere<br />
Neuordung des Zeitrhythmus im Ablauf<br />
aus technisch-organisatorischen, aber<br />
auch aus finanziellen Gründen nicht herzustellen.<br />
Trotzdem führten positive Auswirkungen<br />
des neuen Mobiliars dazu, dass bereits<br />
nach einem Schuljahr das Konzept auf die<br />
Klasse 2 und mit leichten Modifikationen<br />
auf den 3. und 4. Jahrgang ausgeweitet<br />
wurde. Nicht zuletzt unterstützte auch die<br />
beteiligte Elternschaft die Fortführung der<br />
Bewegten Klasse.<br />
Auf Lehrerseite rückte damit die Bedeutung<br />
des internen Erfahrungsaustausches<br />
und der Weiterbildung immer deutlicher in<br />
den Brennpunkt, denn der Einsatz des<br />
Mobiliars in den verschiedenen Unterrichtsphasen<br />
und dessen bewegliche und<br />
sichere Handhabung ist an das Mittun des<br />
Lehrers, an seine vorbildliche Aktivität<br />
gebunden.<br />
So gesehen sind wir alle in eine fruchtbare<br />
Bewegung geraten, die uns auf die veränderten<br />
Anforderungen der Mittelstufenpädagogik<br />
zuführt. Dort im Knotenpunkt<br />
der Schule gilt es nun, die Schüler mit<br />
methodischem Handwerkzeug so beweglich<br />
auszustatten, dass sie für das selbständige<br />
Arbeiten in der Oberstufe gut<br />
vorbereitet sind.<br />
Armin Moselewski<br />
7
8<br />
Bewegen, bewegen, bewegen<br />
Anfang Juli 2003 fand in Darmstadt ein<br />
Symposion von Gehirnforschern und<br />
Roboteringenieuren statt, auf dem die<br />
neuesten Erkenntnisse diskutiert wurden.<br />
Dabei wurde ein 1,20 m großer Roboter<br />
vorgeführt, der das Gehen auf zwei Beinen,<br />
auch über unebenen Boden und auf<br />
Treppen, beherrscht. Das ist erst dadurch<br />
möglich geworden, dass man Abschied<br />
nahm von der Vorstellung, man brauche<br />
dazu ein perfektes Steuerungssystem<br />
(Gehirn), das eben jede Bewegung der<br />
Beine steuert. Nun hat man erkannt, dass<br />
man vom Bewegen selber ausgehen muss:<br />
Die Intelligenz steckt in den Beinen, zum<br />
Schlausein braucht das Hirn auch einen<br />
Körper (SZ vom 8.7.2003), sind die<br />
Schlagworte dieser neuen Erkenntnis. Das<br />
Gehirn braucht den Körper, damit es seine<br />
Möglichkeiten entfalten kann. Für die<br />
Waldorfpädagogik ist das nichts Neues. Sie<br />
arbeitet schon immer aus der Überzeugung,<br />
dass Bewegung die Grundlage der<br />
Intelligenz, ja, jeder Entwicklung ist.<br />
Wir alle werden mit der Fähigkeit geboren,<br />
uns zu bewegen, und wir benutzen sie von<br />
Anfang an, indem wir strampeln, Reflexbewegungen<br />
machen oder schreien. Was<br />
wir aber nicht können und mühsam lernen<br />
müssen, das ist, alle Bewegungen zu<br />
steuern und zu führen. Eine Bewegung<br />
steuern, lernt das Gehirn und beherrscht<br />
es im Laufe der <strong>Jahre</strong>, sodass wir dann<br />
gehen oder komplizierte Handbewegungen<br />
oder die noch komplizierteren Sprechbewegungen<br />
ausführen können, ohne<br />
dabei zu denken. Was das Gehirn aber<br />
nicht kann und was das Ich des Menschen<br />
lernen muss, das ist, die eigenen Bewegungen<br />
zu führen. Wenn ich handle, wenn<br />
ich einem anderen Menschen helfe, wenn<br />
ich ein Bild male oder ein Kind streichle,<br />
dann macht das nicht mein Gehirn. Ich<br />
bin es mit meiner Persönlichkeit, der die<br />
Bewegungen dabei führt. Wie können wir<br />
das lernen?<br />
Der Schlüssel dafür ist das Folgende. Jede<br />
Bewegung ist Ausdruck, Äußerung unser<br />
selbst. Wir erkennen ja jemanden an seinen<br />
Bewegungen, an seiner Handschrift.<br />
Entwickeln wir die Fähigkeit, uns auszudrücken,<br />
zu äußern, so entwickeln wir<br />
dadurch in unserem Ich die Fähigkeit,<br />
unsere Bewegungen nach eigener Intention<br />
zu führen. Was ist, wenn wir die<br />
Möglichkeit dazu nicht haben? Wir erfahren<br />
es an dem Schicksal eines französi-<br />
schen Journalisten, der seine durch einen<br />
Gehirnschlag verursachte Situation folgendermaßen<br />
beschreibt: Von Kopf bis Fuß<br />
gelähmt, ist der Patient mit intaktem Geist<br />
in sich selbst eingesperrt, und das Schlagen<br />
des linken Augenlids ist das einzige Kommunikationsmittel<br />
(J. D. Bauby, Schmetterling<br />
und Taucherglocke) Wer sich nicht<br />
bewegen und also sich nicht äußern kann,<br />
fühlt sich wie eingesperrt in seinem eigenen<br />
Körper. In dem Maße aber, und nur<br />
in dem Maße, wie wir unsere Bewegungsfähigkeit<br />
und damit vor allem die Fähigkeit<br />
uns zu äußern entwickeln, befreien<br />
wir uns aus diesem Zustand. Können wir<br />
in Kindheit und Jugend viele Ausdrucksformen<br />
erlernen, wie Sprechen, Schreiben,<br />
Malen, Zeichnen, Tanzen, Schauspielen,<br />
Musizieren usw., dann werden wir selbständige<br />
Menschen.<br />
Bewegen heißt also, Intelligenz und Selbständigkeit<br />
entwickeln. Und noch etwas:<br />
Wenn wir uns bewegen und dabei etwas in<br />
der Umgebung bewirken, dann erleben wir<br />
uns selbst als den Beweger, erleben, dass<br />
wir etwas bewirken können. Daran entwickeln<br />
wir unser Selbstwertgefühl. Woran<br />
liegt es wohl, dass heute so viele Kinder<br />
und Jugendliche an dem Mangel an Selbstwertgefühl<br />
leiden?<br />
Wolfgang-M. Auer,<br />
RSS Bochum u. Waldorfkindergartenseminar<br />
Dortmund
Beweglich<br />
Die höchste Absicht der Kunst ist, menschliche Formen zu zeigen,<br />
so sinnlich bedeutend und so schön, als es möglich ist.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
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10<br />
Sie geleitet das Baby in den Schlaf, sie<br />
weckt traurige Assoziationen, sie erfüllt<br />
uns mit Heiterkeit und Schwung, sie führt<br />
uns zu Ruhe und Besinnlichkeit, sie bringt<br />
uns dazu, dass Füße wippen, Oberkörper<br />
hin- und herschunkeln...<br />
Immer aber wirkt sie direkt ein auf unser<br />
Gefühl, unser Fühlen. Hören wir Musik,<br />
nehmen wir sie mit unseren Sinnen wahr,<br />
so öffnet sich bewusst oder unbewusst<br />
eine Tür zu unserer inneren Welt, in der<br />
etwas bewirkt wird. Beobachten wir uns<br />
genauer, merken wir sogar, wie wir je nach<br />
Art der Musik ruhiger oder schneller<br />
atmen. Unser Atem, unser inneres Mitschwingen<br />
wiederum hat seine Auswirkungen<br />
auf die gesamte innere Zirkulation,<br />
führt manchmal gar hinein bis in die<br />
äußere Bewegung der Gliedmaßen. Musik<br />
ergreift den ganzen Menschen. Durch die<br />
unmittelbare Wirkung auf das Fühlen und<br />
Atmen kann uns manche Musik helfen, zur<br />
Ruhe zu finden, zu uns selbst, zu unserer<br />
eigenen Mitte.<br />
Dies setzt einen verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Musik voraus. Musik als ständige<br />
Berieselung oder als Sinnesüberflutung<br />
kann damit nicht gemeint sein.<br />
Wenn wir Musik als Fach an unserer Schule<br />
unterrichten wollen, so müssen wir uns<br />
die jeweiligen Persönlichkeiten unserer<br />
SchülerInnen zunächst in ihren unterschiedlichen<br />
Altersstufen genauer vor<br />
Augen führen.<br />
Wie bewegt sich ein siebenjähriges Kind,<br />
Musik wirkt Musikunterricht an der <strong>Waldorfschule</strong><br />
wie ein vierzehnjähriger Jugendlicher?<br />
Gibt es Unterschiede in der natürlichen<br />
Atem- und Pulsfrequenz? Beeinflussen<br />
Melodien, Harmonien, Rhythmen die<br />
jungen Menschen in ihrem Erleben, ihrem<br />
Fühlen, ihren Bedürfnissen in unterschiedlicher<br />
Weise?<br />
Hier setzt die Waldorfpädagogik an. Hier<br />
bemüht sich die Musikerziehung an unserer<br />
Schule um den nächsten entscheidenden<br />
Schritt, nämlich das eigene musikalische<br />
Tätigwerden.<br />
Das beginnt beim Singen mit unserem<br />
ureigenen, in uns wohnenden Instrument,<br />
der Stimme. Wie sind wir gestimmt? Wie<br />
ist unsere Stimmung?<br />
Was passiert, wenn ich einem Instrument,<br />
einer Flöte, einer Geige einen Ton entlocke,<br />
ihn forme, laut oder leise, weich oder hart<br />
... Denn Singen kann unsere Körper<br />
aus jeglicher Erstarrung befreien. Aus<br />
dem Gesang wächst ein Verstehen,<br />
Teilhaben und Begreifen über alle<br />
Begriffe hinaus. (Yehudi Menuhin)<br />
und was, wenn ich schnell oder langsam<br />
spiele? Welche Bewegungen muss ich<br />
ausführen, wie atme ich? Was hat es<br />
eigentlich auf sich mit den Abständen<br />
zwischen den einzelnen Tönen? Ein hoher<br />
Ton folgt auf einen tiefen. Es entsteht ein<br />
Intervall, ein Zwischenraum, wirken die<br />
Töne für sich oder das dazwischen? Viele<br />
Intervalle reihen sich aneinander, bilden<br />
Melodiebögen, Harmonien, werden gegliedert<br />
durch das Rhythmische, das in der<br />
Zeit Ablaufende, können festgehalten,<br />
fixiert, notiert, können analysiert und<br />
verstanden werden, können immer wieder<br />
neu entstehen, neu und anders geschaffen<br />
werden. Dazu muss ich einen Ton innerlich<br />
vorhören, in mir haben, ihn dann gestalten<br />
und schließlich dem Gewordenen,<br />
bereits Gewesenen nachlauschen. Denken,<br />
Fühlen und Wollen werden so angesprochen<br />
beim eigenen Tun, dass im musikalischen<br />
Miteinander immer auch das Aufeinanderhören,<br />
das gemeinsame Gestalten,<br />
den sozialen Aspekt mit einschließt.<br />
Dieser spannende Prozess soll sich von der<br />
1. bis zur 12. Klasse ereignen, sodass sich<br />
der Einzelne - je nach seinen Fähigkeiten<br />
– einen unschätzbaren Erfahrungs- und<br />
Erkenntnisschatz erwirbt.<br />
Eine seit 1992 an mehreren öffentlichen<br />
Grundschulen durchgeführte Studie zur<br />
Evaluation des Einflusses von Musik auf<br />
das Lern- und Sozialverhalten ihrer Schüler<br />
hat 1997 folgendes Zwischenergebnis
vorgestellt: Die Kinder, die in der Woche<br />
mehrmals Musikunterricht erhielten und<br />
ein Instrument spielten, waren auch in<br />
den anderen Fächern (Sprachen, Mathematik)<br />
überdurchschnittlich gut. Sie zeichneten<br />
sich durch höhere Konzentrationsfähigkeit<br />
und hohe soziale Integrität aus.<br />
Die <strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong> möchte<br />
den Kindern einen vielfältigen Umgang<br />
mit Musik von der ersten Klasse an ermöglichen.<br />
Echtes Musikempfinden ausbilden<br />
zu können, musikalische Prinzipien in den<br />
pädagogischen Alltag zu integrieren, setzt<br />
einen Gegenpol zu gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen, die mit der Abstumpfung<br />
der Sinne einhergehen, und kann so ein<br />
Instrument des präventivmedizinischen<br />
Konzeptes sein.<br />
In die Gestaltung des Stundenplanes fließen<br />
rhythmische Elemente ein, die dem<br />
Lebens- und Tagesrhythmus des Kindes<br />
entgegenkommen. In der Auswahl der<br />
entsprechenden Instrumente wird auf die<br />
Wesensart des Kindes eingegangen. Die<br />
Kinder werden damit zu aktiven musikalischen<br />
Prozessen geführt. Die Arbeit in der<br />
Gruppe, im Klassenzusammenhang ist ein<br />
weiterer Aspekt: Im Hören bzw. Zuhören<br />
lernt das Kind spielerisch, sich dem Anderen<br />
zuzuwenden, sich selbst ein Stück<br />
zurückzunehmen und sich als Teil eines<br />
Ganzen zu erleben.<br />
Der Musikunterricht an unserer Schule<br />
sieht vor:<br />
Die höchste Absicht der Kunst ist,<br />
menschliche Formen zu zeigen so<br />
sinnlich bedeutend und so schön,<br />
als es möglich ist.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
1. und 2. Klasse: Singen, Bewegung zur<br />
Musik, Spiel auf pentatonisch gestimmter<br />
Flöte und Kinderharfe.<br />
3. und 4. Klasse: Neben dem Musikunterricht,<br />
in dem weiter das Liedgut gepflegt<br />
wird und nun auch Notenkenntnisse erworben<br />
werden, gliedert sich die Klasse in<br />
eine Flötengruppe (C- und F-Flöte) und<br />
eine Streichergruppe. In den Streicherklassen<br />
werden parallel Grundkenntnisse<br />
im Geigen-, Bratschen- oder Cellospiel<br />
erübt und eine Basis für weiterführenden<br />
Instrumentalunterricht, wie auch eine<br />
Teilnahme am Vororchester vorbereitet.<br />
Hier wird das Ensemblespiel für Streicher<br />
und Bläser der 5. bis 7. Klasse angeboten.<br />
Gleiches gilt für die Bläsergruppe in<br />
Klasse 5 und 6. Hier werden die ersten<br />
Kenntnisse im Spiel von Querflöte, Trompete,<br />
Waldhorn, Tenorhorn, Posaune, Klarinette<br />
oder Oboe angelegt.<br />
Viele SchülerInnen dieser Instrumentalgruppen<br />
finden so ihr Instrument und<br />
werden später Mitglieder des Schulorchesters,<br />
das je nach Qualifikation von der 7.<br />
bis zur 12. Klasse besucht werden kann.<br />
Intensive musikalische Arbeit wird auch<br />
im Oberstufenchor (7. – 12. Klasse) geleistet.<br />
Einmal im Jahr nehmen Chor- und<br />
Orchestermitglieder an einer mehrtägigen<br />
Fahrt teil, die alle auf das alljährliche<br />
große Schulkonzert vorbereitet. Auch die<br />
anderen Ensembles finden regelmäßig<br />
Gelegenheit, das Schulleben musikalisch<br />
zu umrahmen, ihre Fortschritte zu präsentieren,<br />
den Erfolg für so manche Übstunde<br />
und fleißiges Durchhalten zu ernten und<br />
die Freude zu erfahren, die es macht, Teil<br />
einer großen klingenden Gemeinschaft zu<br />
sein.<br />
Besonders dankbar sind wir für die Kooperation<br />
mit der Musikschule der Stadt<br />
<strong>Wolfsburg</strong>, deren stellvertretender Leiter,<br />
Matthias Klingebiel sowohl unsere Bläser<br />
mitbetreut, als auch unser Orchester leitet.<br />
Die meisten unserer Instrumentalisten<br />
setzen ihre Ausbildung in der städtischen<br />
Musikschule fort.<br />
Ileana Antico<br />
11
Blick ins Leben Praktisches Lernen<br />
Blick<br />
Die Waldorfschulbewegung wird immer<br />
größer. Bundesweit sind viele Schulgründungen<br />
zu verzeichnen. Diesen<br />
Schulen und auch den alteingesessenen<br />
Schulen ist es gemein, dass sie – zwar<br />
eingebettet in die Gemeinschaft aller<br />
<strong>Waldorfschule</strong>n – auch individuell ihren<br />
Weg finden müssen in einer Schullandschaft,<br />
die momentan mit einer Verunsicherung<br />
verursacht durch die Pisa-Studie<br />
kämpft. Dazu kommen gesamtgesellschaftliche<br />
Fragen, die Bürger jeden Alters bewegen.<br />
Sind unsere Renten sicher? Wie<br />
sicher ist mein Arbeitsplatz?, oder aber wie<br />
in der Lehrstellenbörse der Braunschweiger<br />
Zeitung zu lesen ist: Wer gibt uns<br />
(jungen Menschen) eine Chance?<br />
<strong>Waldorfschule</strong>n sind freie Schulen, sie sind<br />
autonom und erziehen zur Freiheit, doch<br />
welche Möglichkeiten haben sie die ihnen<br />
anvertrauten Kinder und jungen Menschen,<br />
neben dem jeweiligen Elternhaus,<br />
zu eigenständigen Persönlichkeiten zu<br />
erziehen, die ihren individuellen Weg in<br />
der Gesellschaft und im Leben finden.<br />
Selbstständige Schulen können zur Selbständigkeit<br />
erziehen, das meinte auch der<br />
frühere Bundespräsident Roman Herzog.<br />
Dazu ist die Aktivität der Beteiligten<br />
Voraussetzung, weil die Schule ihre<br />
Entstehung nicht den Verordnungen einer<br />
Behörde verdankt, sondern sich aus sich<br />
selbst heraus immer wieder weiter entwickeln<br />
muss. Wer sich im sozialen Prozess<br />
mit anderen auseinander setzen<br />
muss, lernt andere Perspektiven kennen.<br />
Wer sich mit vielfältigen Aspekten der<br />
Welt befasst und sich an Dingen auch<br />
praktisch erproben kann und muss, kann<br />
besser seinen eigenen Weg finden. Das<br />
gilt für Schulen wie auch für die Lehrer<br />
und SchülerInnen, die in ihnen arbeiten<br />
und leben.<br />
Somit sehen sich die <strong>Waldorfschule</strong>n nicht<br />
nur als Vermittler von kognitivem Wissen,<br />
sondern auch als Ort, an dem praktische<br />
Arbeit innerhalb und außerhalb der Schule<br />
allen SchülerInnen die Möglichkeit gibt,<br />
sich in der sozialen Gemeinschaft zu<br />
entwickeln und gleichzeitig den eigenen<br />
Weg zu finden. Neben den kognitiven<br />
Fächern beginnen WaldorfschülerInnen<br />
aus diesem Grund bereits in der siebten<br />
Klasse damit, in Kursen und Praktika<br />
Erfahrungen zu sammeln und erhalten<br />
damit gleichzeitig vielfältige Einblicke in<br />
berufliches Lernen. Ziel aller Unterrichtsgebiete<br />
ist es immer, den jungen Menschen<br />
zu sich selbst zu führen, sich als ein<br />
selbst-ständiges Wesen ein Ich zu erleben,<br />
das in der Gemeinschaft mit anderen Menschen<br />
ein Wir finden kann.<br />
Bereits in der Mittelstufe tritt im künstlerisch-handwerklichen<br />
Unterricht immer<br />
mehr der individuelle Gestaltungsdrang<br />
des Einzelnen in den Vordergrund. Kurse<br />
wie z.B. das Plastizieren, Spinnen und<br />
Weben, Weidenflechten oder das Kupfertreiben<br />
ermöglichen es den SchülerInnen<br />
einen immer bewussteren Umgang mit
dem zu erüben, was in der Unterstufe<br />
mehr spielerisch erlebt wurde. Im handwerklichen<br />
Unterricht treten jetzt feste<br />
Regeln auf, die neben der künstlerischen<br />
Auseinandersetzung mit dem Gegenstand<br />
zu etwas real Greifbarem führen. In diesen<br />
Kursen geht es nicht darum, kleine Handwerker<br />
oder Künstler heranzubilden, sondern<br />
im Menschen eine Vielfalt von Fähigkeiten<br />
zu veranlagen, die unabhängig vom<br />
späteren Beruf für alle menschlichen Lebensaufgaben<br />
zur Verfügung stehen, z. B.<br />
bewegliches Denken und Vorstellen, Sinn<br />
für Schönheit und starke Willenskräfte.<br />
Neben den Kursen unterstützen die Praktika<br />
diese Intention. Das zweiwöchige<br />
Forstpraktikum in der siebten Klasse, das<br />
versucht, den SchülerInnen einen Einblick<br />
in die Forstwirtschaft zu geben, ist der<br />
Auftakt zu einer ganzen Reihe von Praktika<br />
innerhalb der Schullaufbahn. Jedes<br />
hat einen eigenen Schwerpunkt und ist in<br />
seiner Form und seinem Inhalt auf das<br />
jeweilige Entwicklungsalter der Schüler-<br />
Innen abgestimmt. Insgesamt dienen alle<br />
dem Ziel, junge Menschen langsam aus der<br />
Schule in die Erwachsenenwelt hinein zu<br />
führen. Wahrnehmung der Umwelt, Erkennen<br />
der eigenen Fähigkeiten und ein kraftvolles,<br />
mutiges Ergreifen der Aufgaben<br />
steht als übergeordnetes Ziel für diese<br />
verschiedenen Praktika.<br />
Die neunten Klassen lernen im Landwirtschaftspraktikum<br />
auf dem Bauckhof die<br />
täglichen Arbeitsabläufe eines Biohofes<br />
kennen. Außerdem erleben sie im Schmiedepraktikum<br />
die Kraft des Feuers und<br />
müssen dabei Tatkraft, Mut und Geschicklichkeit<br />
im Umgang mit diesen besonderen<br />
Wärmebedingungen erproben. Eine praktische<br />
Fortführung des Geometrieunterrichts<br />
erfahren die SchülerInnen der<br />
zehnten Klassen bei der Feldmessfahrt,<br />
die über zwei Wochen stattfindet und die<br />
SchülerInnen der letzten zehnten Klasse<br />
nach Hoppenrade in Mecklenburg-Vorpommern<br />
führte. In ländlicher Abgeschieden-<br />
Vermessungspraktikum, 10. Klasse<br />
Landwirtschaftpraktikum, 9. Klasse<br />
heit wurde das Gebiet um das dortige<br />
Schloss vermessen, welches von einer<br />
stillgelegten Eisenbahnlinie in einer Waldund<br />
Wiesenlandschaft malerisch eingebettet<br />
liegt. Für die SchülerInnen, die aller<br />
Voraussicht nach die Schule nach der<br />
zwölften Klasse verlassen werden, findet<br />
zum Ende der zehnten Klasse ein Betriebspraktikum<br />
statt, das oftmals bei den<br />
SchülerInnen zu überraschenden Eindrükken<br />
über die Arbeitswelt führt.<br />
Die elften Klassen absolvieren ein dreiwöchiges<br />
Sozialpraktikum, bei dem sich<br />
die SchülerInnen ihre Praktikumplätze<br />
selbst suchen müssen. Die Arbeit mit behinderten<br />
Menschen, in Altenheimen oder<br />
im Krankenhaus führt nicht selten dazu,<br />
den SchülerInnen bei der Auswahl der<br />
Richtung ihres Berufswunsches zu helfen.<br />
Einen innerhalb der Schulgemeinschaft<br />
abschließenden Blick ins Leben stellt die<br />
Abschlussfahrt der zwölften Klasse dar. Als<br />
künstlerisch, naturwissenschaftlich oder<br />
historisch angelegte Reise bringt sie den<br />
jungen Menschen ein Stück Welt näher.<br />
Sich in unserer komplexen Welt orientieren<br />
zu können, ist die Aufgabe, die sich den<br />
SchülerInnen stellt. Wenn es uns gelungen<br />
ist, diese Menschen zu starken eigenständigen<br />
Wesen zu erziehen, werden sie den<br />
für sie richtigen Weg finden können, so<br />
dass sie verantwortungsvoll und selbständig<br />
in der Welt bestehen können.<br />
Sabine Seufert<br />
13
Verbindungen Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche<br />
erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren.<br />
Johann Wolfgang von Goethe
Seit fünf <strong>Jahre</strong>n, seit die Klassen hochgewachsen<br />
waren, wird an der <strong>Freie</strong>n<br />
<strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong> das Abitur abgenommen.<br />
Im Durchschnitt starten 45 Prozent<br />
eines Jahrganges nach erfolgreichem<br />
Abschluss am Ende der 12. Klasse in die<br />
einjährige Qualifikationsphase, an deren<br />
Ende das allgemeine Abitur und auch der<br />
schulische Teil der Fachhochschulreife<br />
erworben werden können.<br />
Zwar gehört das Abitur nicht zu den ursprünglichen<br />
Ausbildungszielen einer<br />
<strong>Waldorfschule</strong>, doch es hat seinen festen<br />
Platz in unserer Schule und einen eigenen<br />
pädagogischen Wert: In der recht kurzen<br />
Zeit eines Schuljahres werden die Schüler-<br />
Innen stark gefordert. Sie lernen in der<br />
Ja bitte!<br />
Konzentration auf Wesentliches, große<br />
Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.<br />
In zwölf <strong>Jahre</strong>n <strong>Waldorfschule</strong> erworbene<br />
Reife und Selbstvertrauen und<br />
die gute Zusammenarbeit mit den vertrauten<br />
Lehrkräften helfen, auch Stressphasen<br />
zu meistern. Junge Menschen lernen, ihre<br />
bisherigen Grenzen zu überwinden, und<br />
die Meisten können am Ende des Schuljahres<br />
Stolz auf ihren Erfolg sein. Freude<br />
über das Erreichte und die Erleichterung,<br />
Ohne Begeisterung schlafen die besten Kräfte<br />
unseres Gemütes. Es ist ein Zunder in uns, der<br />
funken will.<br />
Prüfung und Abischerz: Lehrersein - ganz anders<br />
Abitur an der <strong>Waldorfschule</strong><br />
dem Prüfungsdruck standgehalten zu<br />
haben, werden alljährlich in Abi-Scherzen<br />
zum Ausdruck gebracht, die die ganze<br />
Schulgemeinschaft für einen Tag teilhaben<br />
lassen.<br />
Dass die <strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong><br />
den potentiellen Aibiturienten gute<br />
Arbeitsbedingungen einräumt, ist inzwischen<br />
eine Selbstverständlichkeit. Das<br />
beginnt bei frühzeitiger Förderung der<br />
SchülerInnen im Unterricht, setzt sich fort<br />
in großzügig bemessenen Lehrerstundenkontingenten<br />
und vorrangiger Berücksichtigung<br />
im Stundenplan und reicht bis hin<br />
zum weiträumig beruhigten Gebäudeteil<br />
während der Prüfung: Erfolg ist kein Zufallsprodukt.<br />
Thomas Herden<br />
<strong>15</strong>
Aufmerksam Denken ist interessanter als Wissen, aber nicht als Anschauen.<br />
Johann Wolfgang von Goethe
Die Vorgeschichte unserer Schule begann<br />
mit Frau Nolte, die Ende der 70er <strong>Jahre</strong><br />
einen Spielkreis in Fallersleben ins Leben<br />
rief, der sich zum Ziel die Verbreitung der<br />
Waldorfpädagogik gesetzt hatte. 1980<br />
wurde dann der Waldorfkindergarten offiziell<br />
gegründet. Da die Räumlichkeiten<br />
schnell zu eng wurden, zog die junge<br />
Schar 1981 in die Laagbergschule um, in<br />
der die Stadt <strong>Wolfsburg</strong> einige Räumlichkeiten<br />
zur Verfügung gestellt hatte.<br />
1 Das erste Kollegium:<br />
Tilmann Kieser, Ruth-Hildegard<br />
Rist, Angelika Müller, Elke<br />
Böttcher, Christiane Mücher,<br />
Elske Behrendt, Georg Rist<br />
2 Zupacken heißt es auch bei der<br />
Gestaltung unseres Schulhofes<br />
Schon bald darauf tauchten Gedanken an<br />
eine Schulgründung auf. Am 29. April 1982<br />
wurde ein Gespräch mit Herrn Hagen geführt,<br />
damals noch Lehrer in Braunschweig,<br />
und Herrn Liedtke, dem damaligen Geschäftsführer<br />
der Braunschweiger <strong>Waldorfschule</strong>.<br />
Die Eltern nahmen die Anregungen auf<br />
und bildeten einen Initiativkreis zur Förderung<br />
der Waldorfpädagogik. Begleitet<br />
wurde die junge Initiative durch Herrn<br />
Trautmann, damals noch Student des be-<br />
Chronik der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong><br />
rufsbegleitenden Seminars in Hannover.<br />
Am 5. November 1984 wurde dann offiziell<br />
der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik<br />
gegründet, der unserer Schule<br />
auch heute noch unterstützend zur Seite<br />
steht, damals wie heute von Tom Wiehl<br />
geführt.<br />
Zwei <strong>Jahre</strong> später wurden die ersten Kinder<br />
aus dem Kindergarten entlassen und<br />
in öffentliche Grundschulen eingeschult.<br />
Die Eltern wünschten sich ein schulisches<br />
Zusatzangebot und gründeten zusammen<br />
mit Frau Homey die Nachmittagsschule,<br />
die an einem Nachmittag in der Woche<br />
stattfand. Die Kinder hörten Märchen, lernten<br />
Lieder, Gedichte und Flöte spielen und<br />
erlebten Eurythmie mit Frau Böttcher,<br />
später mit Herrn Fuhrmann.<br />
Schon in dieser frühen Phase machten<br />
sich die Eltern Gedanken um die Bedeutung<br />
der handwerklichen Ausbildung an<br />
der zukünftigen Schule. Kontakte zur<br />
Hiberniaschule wurden geknüpft und das<br />
Ehepaar Rist trat in unser Umfeld. Auf ihre<br />
Einladung hin besuchten die <strong>Wolfsburg</strong>er<br />
am 28.02.1987 die Hiberniaschule. Ich<br />
erinnere mich noch sehr genau, wie beeindruckend<br />
die Werkstätten auf uns wirkten,<br />
in denen fünf verschiedene Berufsfelder<br />
angeboten wurden.<br />
Die Entschlossenheit, mit der die Schulinitiativeltern,<br />
namentlich vertreten durch<br />
die Familie Ulbricht, die Berufsausbildung<br />
als integrativen Bestandteil einer zukünftigen<br />
Schule vertraten, führte dazu, dass<br />
das Ehepaar Rist am 28./29. März und am<br />
2./3. Mai 1987 Arbeitswochenenden mit<br />
uns durchführten unter dem Thema Karma<br />
des Berufs des Menschen. Das Ehepaar Rist<br />
erklärte seinen Umzug nach <strong>Wolfsburg</strong> mit<br />
dem Ziel, den Schulaufbau voranzutreiben.<br />
Bald darauf stießen zu uns Christiane<br />
Mücher (heute Flüger) und Tilmann Kieser,<br />
die gerade ihre Ausbildungen abgeschlos-<br />
17
18<br />
Chronik<br />
sen hatten. Ein weiteres Arbeitswochenende<br />
folgte am 26./27. August, bei dem<br />
Herr Hagen uns bei den anstehenden, nächsten<br />
konkreten Schritten unterstützte.<br />
Sehr aufgeregt und gespannt fuhren wir<br />
am 26./27. September 1987 nach<br />
Stuttgart, um uns beim Treffen der gründungswilligen<br />
Waldorfschulinitiativen<br />
vorzustellen. Offensichtlich hinterließen<br />
wir einen nicht ganz reifen Eindruck, denn<br />
einen Monat später wurden wir von vier<br />
Herren vom Bund der <strong>Freie</strong>n <strong>Waldorfschule</strong>n<br />
nochmals besucht, die eigens für ein<br />
Wochenende nach <strong>Wolfsburg</strong> anreisten.<br />
Das war am 30.9.1987 und 01.10 1987.<br />
Von einer Gründung der Schule wurde<br />
abgeraten, denn wir hatten keinen Gründungslehrer,<br />
der sowohl im pädagogischen<br />
Bereich als auch in der Schulverwaltung<br />
tätig sein sollte. Wenn nicht Frau Rist<br />
damals spontan, beherzt und mutig aufgestanden<br />
wäre und verkündet hätte, die<br />
erste Klasse als Klassenlehrerin überneh-<br />
men zu wollen, wer weiß, wann und wie<br />
unsere Schule gegründet worden wäre!<br />
Ganz bestimmt sähe sie heute völlig<br />
anders aus.<br />
Am 8. Februar 1988 trat der Schulverein<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong> e.V. offiziell<br />
ins Dasein und im August 1988 wurden in<br />
einem feierlichen Akt in der Turnhalle der<br />
Laagbergschule 38 Kinder in die 1. und 2.<br />
Klasse aufgenommen. Klassenlehrerin der<br />
zweiten Klasse wurde Frau Mücher. Ein<br />
Trakt in der Laagbergschule genügte uns<br />
zur Unterbringung von Lehrern und<br />
SchülerInnen.<br />
In den nächsten zwei <strong>Jahre</strong>n wuchs die<br />
Schule in einem rasanten Tempo, das<br />
hauptsächlich durch Herrn Rist vorgegeben<br />
wurde. Im Schuljahr 1989/90 wurde<br />
eine 1. und 5. Klasse eingeschult, die<br />
letzten SchülerInnen der bislang parallel<br />
stattfindenden Nachmittagsschule hatten<br />
somit ein Schulangebot erhalten und die<br />
Nachmittagsschule wurde aufgelöst. Im<br />
Jahr darauf wuchs die Schule um eine 7.,<br />
5. und 1. Klasse. Die Schule hatte nun<br />
192 SchülerInnen und 19 Mitarbeiter. Das<br />
Kollegium hatte sich innerhalb eines<br />
<strong>Jahre</strong>s fast verdoppelt und wir unternahmen<br />
große Anstrengungen, um unser<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl wieder zu<br />
erlangen.<br />
Im August 1990 verstarb Herr Rist.<br />
Zu Beginn des Schuljahres 91/92 hatte<br />
1 Unsere erste 2. Klasse.<br />
2 Auch im Schulgarten werden<br />
die Kleinen sorgsam umhegt<br />
die Schule 8 Klassen mit 234 SchülerInnen<br />
und 26 Mitarbeitern. Längst platzte<br />
die Schule aus allen Nähten und der Bau<br />
zweier Pavillons war nötig geworden.<br />
Zusätzlich stellte uns die Stadt Klassenräume<br />
im Theodor-Heuss-Gymnasium zur<br />
Verfügung.<br />
Ein großer Höhepunkt im April dieses<br />
Schuljahres war die Aufführung des<br />
Messias durch Chor und Orchester der<br />
Hibernia-Schule im <strong>Wolfsburg</strong>er Theater.<br />
In den folgenden <strong>Jahre</strong>n wuchs die Schule
jeweils um eine Klasse. Es war abzusehen,<br />
dass auch die Provisorien nicht mehr ausreichen<br />
würden. So nahmen wir das Angebot<br />
der Stadt wahr und zogen im Sommer<br />
93/94 mit der Oberstufe in das Schulzentrum<br />
Kreuzheide ein. Die Schule fasste<br />
nun 10 Klassen, 300 SchülerInnen und 29<br />
Mitarbeiter. Die wichtigsten Aufgaben in<br />
dieser Zeit waren der Ausbau der Oberstufe,<br />
die Weiterverfolgung der Beruflichen<br />
Bildung und die Überbrückung des räum-<br />
lichen Getrenntseins von Ober- und Unterstufe.<br />
Letztere war nämlich im Laagberg<br />
verblieben und wir kämpften um unsere<br />
Zusammengehörigkeit.<br />
Der Ausbau der Beruflichen Bildung steht<br />
noch als Zukunftsaufgabe vor uns.<br />
Immer häufiger tauchten Überlegungen<br />
und sogar konkrete Pläne zum Neubau<br />
einer <strong>Waldorfschule</strong> auf. Die Stadt stellte<br />
uns sogar ein Baugrundstück in Stadtteil<br />
Kreuzheide zur Verfügung. Doch dann kam<br />
alles anders. Mit den sinkenden Schüler-<br />
Innenzahlen in <strong>Wolfsburg</strong> wurde die Herderschule<br />
frei und wir zogen nach Detmerode.<br />
Endlich wieder zusammen!<br />
Gebündelte Kräfte, fieberhafte Renovierungsaktivitäten,<br />
Freude über einen endgültigen<br />
Standort nach zehn <strong>Jahre</strong>n des<br />
Gastdaseins! Das war im Sommer 1997.<br />
Am Ende des Schuljahres 1997/98 wurde<br />
zum ersten Mal in unserer Schule das Abitur<br />
abgenommen, nach einer Zwischenlösung<br />
in Braunschweig im Jahr davor.<br />
Seit dem Umzug nach Detmerode hat die<br />
Schule immer wieder ihr Gesicht verändert.<br />
Vor allem sind wir stolz auf den<br />
immer schöner werdenden Schulhof und<br />
auf unsere neue Begegnungsstätte, die<br />
Caféteria in der Eingangshalle.<br />
Wir blicken zurück auf einen Schulaufbau<br />
von <strong>15</strong> <strong>Jahre</strong>n. SchülerInnen, Eltern, Lehrer,<br />
Geschäftsführer und Hausmeister<br />
kamen und gingen. Nur die Bürobesetzung<br />
mit Frau Ratz und Frau Glaus blieb eisern<br />
konstant!<br />
Chronik<br />
Immer wieder wurde das pädagogische<br />
Konzept unserer Schule erweitert, verändert,<br />
manches fallengelassen, Neues hinzugefügt.<br />
So sei an dieser Stelle der Ausbau<br />
der Bewegten Klasse genannt, wo<br />
räumliche Voraussetzungen und pädagogisches<br />
Tun eng miteinander verzahnt wurden.<br />
Wir blicken auch zurück auf eine Fülle kultureller<br />
Veranstaltungen, die nicht nur die<br />
Experimentieren,<br />
Betrachten und<br />
Verstehen:<br />
1 Hausbauepoche in<br />
der 3. Klasse<br />
2 Chemie 12. Klasse<br />
3 Weidenflechten,<br />
8. Klasse<br />
Schulgemeinschaft bereicherten, sondern<br />
auch in die Stadt <strong>Wolfsburg</strong> hineinwirkten.<br />
Leise und unauffällig leben die religiösen<br />
Impulse, wie sie z. B. in der Einrichtung<br />
der 1. Sonntagshandlung Weihnachten<br />
1999 zum Tragen kamen.<br />
Wir blicken zurück auf eine Schulgemeinschaft,<br />
die auch das soziale Leben immer<br />
wieder neu und belebend gestaltet hat.<br />
Die Impulse der Vergangenheit werden<br />
unsere Zukunft mitgestalten.<br />
Heidemarie Homey<br />
19
Schauspiel<br />
Chronik<br />
Öffentliche Theateraufführungen haben<br />
ihren festen Platz an der <strong>Waldorfschule</strong>.<br />
Sie sind Teil des Lehrplanes. Schon in den<br />
ersten Schuljahren erleben sich die Kinder<br />
in kleinen Spielen und szenischen Darstellungen,<br />
bevor sie am Ende der achten<br />
Klasse, ein letztes Mal unter der Regie<br />
ihres scheidenden Klassenlehrers, in einem<br />
großen Theaterstück auf die Bühne treten<br />
und sich selbst in gewisser Reife erleben.<br />
In der Oberstufe folgt zunächst eine eher<br />
theoretische Auseinandersetzung mit Dramen,<br />
bis dann, meist in der Anfangsphase<br />
der zwölften Klasse, ein weiteres großes<br />
Schauspiel mit einem hohen Maß an<br />
Eigenverantwortung der SchülerInnen<br />
realisiert wird. Hier setzt in ganz eigener<br />
Weise ein Erlebnis–Lernen an, wie es kein<br />
Unterricht bieten kann. Mit seinen positiven<br />
Impulsen belebt das Schauspiel nicht<br />
nur den Abschlussjahrgang, sondern befähigt<br />
die SchülerInnen durch die dabei erworbenen<br />
Erfahrungen und Kompetenzen,<br />
auch die nach der Schulzeit wartenden Aufgaben<br />
besser zu meistern.<br />
Gunther Sagner/Thomas Herden<br />
Theaterspiele der 8. Klasse<br />
1992: “Der Diener zweier Herren”, (Carlo Goldoni), (Sagner)<br />
1993: “Momo” (Michael Ende) (Moselewski)<br />
1994: “Was ihr wollt” (William Shakespeare) (Herden)<br />
1995: “Ronja Räubertochter” (Astrid Lindgren) (Achilles)<br />
1996 “Krabat” (Otfried Preußler) (P. Hagen)<br />
1997 “Die Brüder Löwenherz” (Astrid Lindgren) (Homey)<br />
1998: “Der Alpenkönig und der Menschenfeind” (Ferdinand Raimund) (Kieser)<br />
1999: “Ein Sommernachtstraum” (William Shakespeare) (R. Hagen)<br />
2000: “Des Königs Schatten” (Bernt von Heiseler) (Antico)<br />
2001: “Die rote Zora und ihre Bande” (Kurt Held) (Moselewski)<br />
2002: “Wilhelm Tell” (Friedrich Schiller) (Sagner)<br />
2003: “Oliver Twist” (Charles Dickens) (Achilles)<br />
Theaterspiele der 12. Klasse<br />
1995: “Kaspar Hauser in Treblinka” (Bernd Lampe) (Wiehl)<br />
1996: “Die Nashörner” (Eugéne Ionesco) (Herden)<br />
1997: “Die Spielverderber” (Michael Ende) (Wiehl)<br />
1998: “Marat” (Peter Weiss) (Herden)<br />
1999: “Don Juan” (Max Frisch) (Gastdozent)<br />
2000: “Der gute Mensch von Sezuan” (Bertolt Brecht) (Wiehl)<br />
2001: “Die Hexenjagd” (Arthur Miller) (Wiehl)<br />
2002: “Einer flog über’s Kuckucksnest” (Ken Kesey) (Herden)<br />
20 Einer flog über das Kuckucksnest Oliver Twist Die rote Zora
10. Klasse Dezember 1995:<br />
Plakat-Ausstellung von Holzdrucken<br />
zum Lyrikwettbewerb für Jugendliche in<br />
<strong>Wolfsburg</strong>,<br />
Kulturverein in der Galerie im Forsthaus<br />
<strong>Wolfsburg</strong><br />
11. Klasse August 1996<br />
Skulpturen-Workshop im Schlosshof<br />
<strong>Wolfsburg</strong>, “Feuer-Wasser-Luft und Erde”,<br />
Großplastik aus Ton,<br />
Werkstatt-Schloss <strong>Wolfsburg</strong><br />
11. Klasse Mai 1998:<br />
Ausstellung von Landschaftsbildern<br />
im Krankenhaus Bethel in Bielefeld<br />
11. Klasse August 1998:<br />
“Weltenbilder”, Schüler zeigen Werke aus<br />
der Sammlung der Städtischen Galerie<br />
<strong>Wolfsburg</strong>, Hängung, Kataloggestaltung,<br />
Einführung in die Kunstwerke wurden von<br />
den Schülern selbständig erarbeitet<br />
11. Klasse März 1999:<br />
Ausstellung von Bildern und Plastiken,<br />
“Bewegen, Sehen, Verwandeln, Abstrahieren”,<br />
in der Sparkasse Fallersleben und<br />
Goethebuchhandlung <strong>Wolfsburg</strong><br />
12. Klasse Mai 2000:<br />
“Am farbigen Abglanz haben wir das<br />
Leben”, Ausstellung im Bauhof <strong>Wolfsburg</strong>,<br />
Projekt zu Goethes Faust in Bild, Wort und<br />
Ton<br />
Kunstunterricht<br />
Schülerprojekte und Ausstellungen<br />
13. Klasse Oktober 2000:<br />
Architekturmodellbau-Projekt im Rahmen<br />
des Aalto Gedenkjahres in <strong>Wolfsburg</strong>, in<br />
Zusammenarbeit mit dem Institut für<br />
Museen und Stadtgeschichte, Arbeitsaufgabe:<br />
Vier Wohneinheiten für das 21.<br />
Jahrhundert im Innenraum der Stadt<br />
zu entwerfen,<br />
Ausstellung im Rathaus <strong>Wolfsburg</strong><br />
10. Klasse September 2001:<br />
Schüler bemalen den Bauzaun des Science<br />
Center von Zaha Hadid in <strong>Wolfsburg</strong>,<br />
Zusammenarbeit mit dem Institut für<br />
Museen und Stadtgeschichte<br />
11./12. Klasse 2002:<br />
Architekturprojekt “Erlebniswelt in<br />
<strong>Wolfsburg</strong>-Allerpark”, in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunstmuseum <strong>Wolfsburg</strong> und dem<br />
Institut für Museen und Stadtgeschichte<br />
<strong>Wolfsburg</strong>,<br />
Modellbauten und Ausstellung im Rathaus<br />
<strong>Wolfsburg</strong><br />
13. Klasse Dezember 2002:<br />
“Resteexpedition”, Ausstellung von<br />
Assemblagen im Verein “Junge Kunst”<br />
<strong>Wolfsburg</strong><br />
Verena v. Hugo<br />
21
22<br />
10 <strong>Jahre</strong> Schulkonzerte Eine Entwicklungsgeschichte<br />
Musikerziehung spielt neben dem Theater<br />
auch in unserer <strong>Waldorfschule</strong> eine besondere<br />
Rolle. Mit den Schulkonzerten wird<br />
den SchülerInnen die Angst genommen,<br />
sich in der Gemeinschaft einem größeren<br />
Publikum vorzustellen. Doch der Anfang<br />
war nicht leicht. Es galt nach der Gründung<br />
des Schulorchesters und des Chores<br />
die SchülerInnen mit vielen kleinen Auftritten<br />
auf konzertante Aufführungen vorzubereiten,<br />
z.B. auf Monatsfeiern und<br />
natürlich den immer wiederkehrenden<br />
Wer sich einmal die vielen ineinander<br />
greifenden Bewegungsvorgänge klar macht,<br />
die der Musizierende in einer sich dauernd<br />
metamorphorisierenden Geschmeidigkeit ausführen<br />
muss, kann nur Ehrfurcht haben vor der hohen,<br />
aber auch unnachgiebig strengen Schule einer<br />
echten musikalischen Ausbildung.<br />
F. Muche<br />
Klassenspielen der Unter-, Mittel-, und<br />
Oberstufe.<br />
Die Zahl der musikalischen Aufführungen<br />
nahm im Laufe der <strong>Jahre</strong> stark zu. Schuljahresanfangs-<br />
und Schuljahresabschlussveranstaltungen<br />
wurden immer musikalisch<br />
umrahmt, genauso wie die Aktivitäten<br />
beim alljährlichen Wintermarkt und<br />
die Advents- und Weihnachtskonzerte. Für<br />
die SchülerInnen waren gerade die Konzerte<br />
im H.-Lilje Altenheim wichtig, da sie<br />
dort viele intensive Eindrücke sammelten<br />
und unmittelbare Reaktionen erlebten.<br />
Die Veranstaltungen und Vorträge unserer<br />
Schule wurden seit 1996 vom Orchester<br />
stets festlich eingeleitet.<br />
Höhepunkte beim Orchester und Chor sind<br />
die seit 1995 regelmäßig stattfindenden<br />
Intensiv- Probentage auf der Katlenburg,<br />
in Silberborn und zuletzt Hitzacker. Von<br />
diesen Ereignissen könnte man ganze<br />
Bücher schreiben. Da gab es neben den<br />
intensiven und Kräfte zehrenden Proben<br />
noch so manche interessante Begebenheit,<br />
die viele SchülerInnen bewog, im<br />
nächsten Jahr unbedingt (wieder) mit<br />
dabei zu sein.<br />
Eine besondere Veranstaltung für uns war<br />
1996 die Begegnung mit einem Blasorchester<br />
eines Gymnasiums aus Liebenau<br />
im Rahmen von Schulen musizieren. Hier<br />
zeigten sich viele positive Aspekte, die<br />
ein musikalischer Austausch unterschiedlicher<br />
Gruppen mit sich bringt.<br />
Auch der Besuch der Band Erê im Mai 2001,<br />
einer Gruppe von ehemaligen Straßenkindern<br />
aus Brasilien, begeisterte unsere<br />
SchülerInnen so sehr, dass sie sich spontan<br />
mit einem rhythmischen Chorstück bei<br />
den Gästen bedankten.<br />
Im September 2001 durften wir zum<br />
ersten Mal am Eurotreff in Wolfenbüttel<br />
teilnehmen. Das spannende Erlebniss, mit<br />
ca. 120 Jugendlichen gemeinsam im<br />
Jazzchorprojekt zu singen, wirkte noch<br />
lange bei den SchülerInnen nach.<br />
Kontakte zum Mädchenchor Riga (Lettland)<br />
im Oktober 2001 durch ein gemeinsames<br />
Konzert mit unserem Vororchester<br />
zeigten uns Perspektiven für die Zukunft<br />
auf.<br />
Ende August 2003 wurden wir zum zweiten<br />
Mal zum Eurotreff eingeladen und<br />
hatten in den Tagen davor einen interessanten<br />
Jazzchor aus Vilnius (Litauen) bei<br />
uns zu Gast. Friedrich Riesenberg-Witte
Das Langzeitprojekt Küche bewährt sich<br />
nun schon fast ein Jahr. Als im August<br />
2002 die Küche installiert wurde, war nur<br />
zu ahnen, wohin das führen könnte. Mit<br />
einem Küchenaufbau ist es ja nicht getan.<br />
Darin muss auch fleißig gewerkelt werden,<br />
um sie zu nutzen. Aber dank der Vision<br />
von Petra Anders, ging es immer stetig<br />
weiter. Mütter wurden mobil gemacht, die<br />
Küche vormittags zu betreuen. Allmählich<br />
stellte sich ein Rhythmus ein und es<br />
klärte sich zunehmend, was es wann zu<br />
essen gab, wer es zubereitet und wer es<br />
verspeist. Je differenzierter das Angebot<br />
wurde, desto mehr nahmen es Schüler-<br />
Innen, Eltern und Lehrer an. Die Küche<br />
mauserte sich zur Cafeteria. Sie wurde zu<br />
einem gern aufgesuchten Treffpunkt, der<br />
sich nicht nur räumlich zum Mittelpunkt<br />
entwickelte.<br />
Mit nicht weniger als der Idee einer Nachmittagsbetreuung<br />
und einer Handvoll<br />
Kindern begann es im Mai 2001.<br />
Für die Schule wurde mit dieser kleinen<br />
Initiative von werdenden Schuleltern ein<br />
neuer Keim gesetzt und alles begann ganz<br />
zaghaft und klein.<br />
Heute zwei <strong>Jahre</strong> später im Juli 2003<br />
besuchen 20 Kinder der ersten bis fünften<br />
Klasse den Hort. Die Kinder kommen nach<br />
Schulschluss und verbringen bis 16.00 Uhr<br />
Filzen - Erfahrungen mit allen Sinnen<br />
Cafeteria<br />
Oft duftet es verführerisch schon am<br />
frühen Morgen und man fühlt sich willkommen,<br />
eingeladen und gut versorgt.<br />
Die Speisen werden liebevoll zubereitet,<br />
sind lecker, gesund und abwechslungsreich.<br />
Auf einer Tafel kann man nachlesen, worauf<br />
man sich nach dem Unterricht freuen<br />
darf. Auch der anfänglich etwas umstrittene<br />
Kaffeeautomat hat sich etabliert. So<br />
verschafft die Tasse Kaffee dem Lehrer den<br />
letzten Anstoß, mit dem Tagwerk zu beginnen,<br />
unterstützt Arbeitsgruppen von Eltern<br />
beim Denken und versüßt immer wieder<br />
Pausen zwischendurch.<br />
Diese Investition hat sich auf jeden Fall<br />
gelohnt und durch die veränderte Atmosphäre<br />
neue Entwicklungen ermöglicht.<br />
Ich denke wir alle spüren, dass die Liebe<br />
durch den Magen geht. Sigrid Schlotthauer<br />
Hortbetreuung<br />
ihre Zeit gemeinsam mit zwei Erzieherinnen<br />
und den drei Meerschweinchen.<br />
Der gesetzte Keim ist zu einer kleinen<br />
Pflanze herangewachsen und beginnt sich<br />
in der Schullandschaft der <strong>Waldorfschule</strong>n<br />
bundesweit zu beheimaten. So kommt<br />
dieser Bereich den heutigen Bedürfnissen<br />
und Anforderungen der Eltern entgegen<br />
Wir sind froh, dass die Idee Wurzeln<br />
geschlagen hat, Zukunft in sich trägt und<br />
fruchtbaren Boden findet.<br />
23
Praxis Es ist nicht genug zu<br />
wissen: man muss<br />
auch anwenden, es ist<br />
nicht genug zu wollen:<br />
man muss auch tun.<br />
Johann Wolfgang von Goethe
Praktika und Kurse<br />
Umfangreiche künstlerisch-handwerkliche Grundbildung wird in Kursen und Projekten vermittelt. Hinzu kommen Praktika, die den Blick<br />
für die soziale Verantwortung in der Gesellschaft vertiefen. Die ersten Fähigkeiten werden im Rahmen von Handwerkerepochen, Hausbauepochen,<br />
Gartenbauprojekten, Zirkusprojekten und Theateraufführungen in den Klassen 1 bis 6 angelegt. Die folgende Auflistung<br />
verdeutlicht ein breites Angebot, das sich vor allem auf die Klassen 7 bis 12 erstreckt.<br />
Klasse 7<br />
Kurse:<br />
Holzwerken<br />
Plastizieren<br />
Handarbeit<br />
Holzplatz<br />
Praktikum:<br />
Forstpraktikum<br />
Klasse 8<br />
Die 8. Klassen präsentieren als Abschluss<br />
der Klassenlehrerzeit ein Schauspiel.<br />
Kurse:<br />
Bewegliches Spielzeug<br />
Plastizieren, Handarbeit<br />
Kupfertreiben, Weidenflechten<br />
Klasse 9<br />
Kurse:<br />
Tischlern<br />
Schlossern<br />
Töpfern<br />
Schneidern<br />
Klasse 10<br />
Kurse:<br />
Plastizieren<br />
Tischlern<br />
Handarbeit<br />
Kupfertreiben<br />
Praktika:<br />
Landwirtschaftspraktikum<br />
Schmiedepraktikum<br />
Praktika:<br />
Betriebspraktikum<br />
Vermessungspraktikum<br />
Klasse 11<br />
Praktikum:<br />
Sozialpraktikum<br />
Klasse 12<br />
Die 12. Klassen präsentieren als Abschluss<br />
ihrer Schulzeit ein Schauspiel.<br />
Klassenübergreifende Projekte ergänzen<br />
das Angebot: z.B. Informatik, Bogenschießen,<br />
Harfenbau, architektonischer<br />
Modellbau, Streicher- und Bläserprojekt,<br />
Chor und Orchester.<br />
25
26<br />
Projekte und Kurse<br />
Praktischer Zug<br />
Für SchülerInnen, die ab der 9. Klasse nur<br />
noch eine Fremdsprache wählen, bietet<br />
der Praktische Zug Möglichkeiten Kenntnisse<br />
und Fertigkeiten im handwerklich -<br />
technischen Bereich zu erwerben.<br />
Einblicke in betriebliche Arbeitsabläufe<br />
(Planung, Kalkulation, Ausführung)<br />
werden vermittelt. Tatkraft, Verantwortungsbewusstsein,<br />
Verbindlichkeit und<br />
Teamfähigkeit werden durch konkrete<br />
Aufgaben gefördert.<br />
Projekt Ausbau Physikraum<br />
Im Rahmen ihres Tischlerkurses fertigte<br />
eine 10.Klasse die Unterkonstruktion für<br />
das aufsteigende Gestühl des neuen<br />
Physikraumes. Sie erwarben dabei<br />
Kenntnisse und Fertigkeiten in handwerklichen<br />
Betriebsabläufen.<br />
Bogenschießen<br />
Seit einem Jahr besteht bei uns an der<br />
Schule eine Arbeitsgemeinschaft Instinktives<br />
Bogenschießen. Instinktives Bogenschießen<br />
knüpft an das jagdliche Bogenschießen<br />
an. Mit einfachen Mitteln ohne<br />
technische Instrumente, wie Zielvorrichtungen<br />
oder Nachtsichtgeräte, versucht<br />
der Jäger, seine sich bewegende Beute<br />
schnell und intuitiv, durch bloße Konzentration<br />
auf das Ziel, zu erlegen. Der Schussvorgang<br />
läuft unterbewusst ab. Im Mittelpunkt<br />
steht das gemeinsame Üben der<br />
Schusstechnik. Wir versuchen aber auch,<br />
unsere Ausrüstung soweit wie möglich<br />
selbst herzustellen (Pfeile, Köcher, Armschutz,<br />
Fingerschutz, Scheibenständer).<br />
Bogenschießen ist offen für alle Schüler-<br />
Innen ab der 5. KIasse, Eltern und Lehrer.<br />
Weitere Aktionen wie Bogenbau, 3-D-Turnier<br />
und Zeltlager sind geplant.<br />
Mittwochabend ist Harfenbau<br />
Für eine kleine Weile aus dem Alltäglichen<br />
aussteigen und etwas ganz anderes<br />
machen, sich auf die Arbeit an dem Werkstück<br />
konzentrieren und das Drumherum<br />
vergessen, sogar die Zeit aus dem Blick<br />
verlieren. Können wir nicht noch etwas<br />
länger machen? Ich komme gerade so gut<br />
voran! So oder ähnlich klingt es, wenn<br />
sich Eltern aus unserem Waldorfkindergarten<br />
oder der <strong>Waldorfschule</strong> zum Bau<br />
einer Kinderharfe treffen. Dieser Kurs,<br />
den es nun schon seit einigen <strong>Jahre</strong>n an<br />
unserer Schule gibt, stößt immer wieder<br />
auf reges Interesse und ist ein schönes<br />
Beispiel für Schule, die Raum gibt für<br />
ganz unterschiedliche und bereichernde<br />
Erfahrungen. Kai Kusche
Voigt<br />
27
Herzlichen Dank allen hier aufgeführten<br />
Sponsoren, mit deren großzügiger<br />
Unterstützung diese Broschüre<br />
entstehen konnte.<br />
Sack <strong>15</strong><br />
38100 Braunschweig<br />
Tel. 0531-48089-0<br />
www.graff.de<br />
info@graff.de<br />
Black or White<br />
Inh. Ulrike Seimann<br />
Puppen, Teddys, Kurse und<br />
Bastelbedarf<br />
Bahnhofstr. 26<br />
38442 <strong>Wolfsburg</strong>-Fallersleben<br />
Tel. 05362-62125<br />
BlackorWhite@t-online.de<br />
Ingeborg Wildenau<br />
Bahnhofspassage 10<br />
38440 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Tel. 05361-14775<br />
Heßlinger Straße 1-5<br />
38440 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Tel. 05361-189-0<br />
www.stadtwerke.wolfsburg.de<br />
info@stadtwerke.wolfsburg.de<br />
Weserstraße 36<br />
38442 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Tel. 05362-728447<br />
Hans-Henrik Dancker<br />
Architekt Maa<br />
Raumeholz 19<br />
38446 <strong>Wolfsburg</strong><br />
dancker@t-online.de<br />
Koller Heitmann Schütz<br />
Architekten BDA<br />
Sandkrugstraße 33<br />
38446 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Tel. 05363-9701-0<br />
info@koller-heitmann-schuetz.de<br />
Naturkost Meyer<br />
Feldscheunenweg 2<br />
38442 <strong>Wolfsburg</strong> / Mörse<br />
Tel. 05361-72707<br />
Firma K. Franz Metallbau<br />
Sandkrugstr. 29<br />
38446 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Tel. 05363-805524<br />
Helge und Wigand Thiele<br />
-Immobiliendienstleistungen-<br />
Postfach 32<br />
38545 Calberlah<br />
Tel. 05374-6218<br />
Drömlingshof<br />
Demeterlandwirtschaft<br />
Dorfmitte 16<br />
39649 Trippigleben<br />
Tel. 039004-512<br />
droemlingshof@t-online.de<br />
Anthrovita Versicherungen<br />
Geschäftsführer:<br />
Michael Hey-Stöcken e.K.<br />
Bahnhofstraße 12<br />
21755 Hechthausen<br />
Tel. 04774-1298<br />
29
30<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Freie</strong> <strong>Waldorfschule</strong> <strong>Wolfsburg</strong> e.V.<br />
Robert-Schuman-Str. 7<br />
38444 <strong>Wolfsburg</strong><br />
Tel: 05361/775403<br />
Mail: waldorf-schule@wolfsburg.de<br />
Redaktion: Verena von Hugo<br />
Armin Moselewski<br />
Peter Danzberg<br />
Elke Bungeroth-Danzberg<br />
Fotos: Daniel Froberg<br />
Peter Danzberg<br />
Armin Moselewski<br />
Tilmann Kieser<br />
Titel: Verena von Hugo<br />
Gestaltung: Elke Bungeroth-Danzberg<br />
www.bungeroth.com<br />
Verena von Hugo<br />
Akquisition: Willmann Werbeagentur<br />
Dorfstr. 29<br />
24367 Osterby<br />
Tel.: 04351-4705-0<br />
eMail: willmann@karnatz-gmbh.de<br />
Partner von Karnatz GmbH<br />
Werbeagentur<br />
Anzeigengestaltung:<br />
Svenja Mayeres<br />
Druck: Voigt Druck<br />
Auflage: 3000<br />
Peter Danzberg<br />
Sigrid Domke<br />
Annie Hadamla<br />
Susan Köhler<br />
Alexander Aschenbrenner<br />
Gerhard Butzer<br />
Almut Aslin<br />
Peter Hagen<br />
Angelika Wiehl<br />
Verena von Hugo<br />
Heike Horschig-Gerhardt<br />
Annette Kramer<br />
Armin Moselewski<br />
Thomas Laske<br />
Heidemarie Homey<br />
Klaus Bergmann<br />
Simone Stützer<br />
Kerstin Bergmann<br />
Stephan Winter<br />
Luc Le Gall<br />
Rosemarie Hagen<br />
Frank Achilles<br />
Kai Kusche<br />
Petra Ratz<br />
Marion Glaus<br />
Friedrich Riesenberg-Witte<br />
Matthias Klingebiel<br />
Michael Holland<br />
Ileana Antico<br />
Matthias Voller<br />
Heiko Pinkvos<br />
Sabine Seufert<br />
Gunther Sagner<br />
Eriko Shibata-Wallmann<br />
Thomas Herden<br />
Ulrich David<br />
Betina Leohold
Resonanzen<br />
<strong>Freie</strong> Assoziationen zu einem Gouache-Bild von Verena v. Hugo (Titel)<br />
Das große Geheimnis:<br />
Wer bin „Ich“?<br />
Woher komme ich? Wohin gehe ich?<br />
Was ist das Ziel? Und wie der Weg?<br />
Und:<br />
Jedes Ich ist nichts ohne das Wir,<br />
ist nichts ohne den umgebenden Raum.<br />
Individuum, Freiheit,<br />
aber auch<br />
Begegnung, Konfrontation, Durchdringung, Abgrenzung.<br />
Die Reibung am „Außen“ erzeugt Widerklang im „Innen“.<br />
Das Wechselspiel beginnt.<br />
Außen, Innen, das Ich, der Andere, das Wir –<br />
der Prozess, lebenslang, ewig:<br />
Kein Ich ohne Resonanz<br />
und Konsonanz nur durch Respekt und Liebe.<br />
Lebendig ist nur, was sich entwickelt.<br />
Frei ist nur, wer Freiheit zulässt.<br />
Selbst auf dem Weg sein, immer wieder neu bemüht,<br />
und Andere, Jüngere, an die Hand nehmen,<br />
ihnen ein Stück Begleiter sein, Schutz, Rahmen und Form geben,<br />
und eine Umgebung bieten,<br />
die Bereitschaft weckt, sich entwickeln und<br />
ein „freies und liebendes Ich“ werden zu wollen,<br />
das heißt Lehrer, Erzieher, sein.<br />
Eine Schule, die<br />
- den unterschiedlichen Entwicklungsphasen<br />
der uns Anvertrauten angemessen –<br />
Resonanzräume schafft,<br />
das ist unser Weg, unser Ziel.<br />
Ileana Antico