Mönchengladbach (03.05.2003) - VfL Bochum 1848
Mönchengladbach (03.05.2003) - VfL Bochum 1848
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Gegen <strong>Mönchengladbach</strong> will<br />
er wieder fit sein, um zum vermeintlichen<br />
Klassenerhalt im Falle eines<br />
Sieg beizutragen. „Wir schaffen es,<br />
wir haben‘s ja selber in der Hand.<br />
Im Heimspiel gegen Stuttgart hat<br />
doch jeder im Ruhrstadion gesehen,<br />
dass die Mannschaft drin bleiben<br />
will. Sie lebt.“<br />
Es hat ihn ganz schön geärgert,<br />
so schnell wieder Zuschauen zu<br />
müssen. Während der Saison ist er<br />
kaum zum Einsatz gekommen, seit<br />
dem Wolfsburg-Spiel aber hatte er<br />
einen Platz in der Startformation<br />
zurück. Aber bereits im zweiten<br />
Spiel (gegen Kaiserslautern) zog er<br />
sich einen schmerzhaften Bluterguss<br />
im linken Oberschenkel zu.<br />
Doch wer ein echter Russe (mit<br />
österreichischem Pass) ist, den<br />
schlägt so leicht nichts aus der<br />
Bahn. Sergej Mandreko: „Ich habe<br />
so lange auf die Zähne gebissen,<br />
bis es nicht mehr ging.“ Gegen<br />
Stuttgart war es soweit, als er<br />
wegen eines Blutergusses ausgewechselt<br />
werden musste. Es war so<br />
schlimm, dass er sich noch nicht<br />
einmal fürs Foto im Tulpenbeet hinknien<br />
konnte. Er musste sich setzen.<br />
Auf dem Platz sind sie auf der<br />
linken Seite Konkurrenten, aber nur<br />
dort: Sergej Mandreko und Martin<br />
Meichelbeck verstehen sich sehr<br />
gut, unternehmen häufig etwas zusammen.<br />
„Wir können das Sportliche<br />
und das Menschliche voneinander<br />
trennen. Das ist schön.<br />
Schließlich gibt es neben dem<br />
Fußball auch noch ein Privatleben.“<br />
Und darin spielt für Sergej die<br />
Familie eine große Rolle. „Meine<br />
Tochter ist emotional und lebendig.<br />
Ähnlich wie ich es selbst bin.“<br />
Anastasia, ein aufgewecktes und<br />
keineswegs schüchternes Mädchen<br />
(10), berichtet von zu Hause:<br />
„Vor dem Schlafengehen spielen<br />
wir Schwarzer Peter oder Menschärgere-dich-nicht.“<br />
Genau die richtige<br />
Abwechslung vom Fußball-<br />
Alltag für Sergej. Wladimir, ein Jahr<br />
älter als seine Schwester, darf nicht<br />
immer mitspielen. „Der schummelt<br />
immer und wird sauer, wenn er<br />
rausfliegt“ sagt Anastasia. Dafür<br />
schaut der Papa hin und wieder in<br />
der Basketball-Halle vorbei, wenn<br />
Wladimir für den Nachwuchs des<br />
<strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong> auf Korbjagd geht.<br />
Sergej ist in Tadschikistan geboren,<br />
Anastasia in Wien. Dort,<br />
wohin Sergej eines Tages mit seiner<br />
Familie zurückkehren will. Die Erinnerungen<br />
an seine Zeit in der österreichischen<br />
Hauptstadt – Sergej<br />
spielte für Rapid - sind noch frisch.<br />
„Wien hat etwas Besonderes.“ Die<br />
Menschen dort hätten eine „fröhliche,<br />
nicht so hektische, ja südländische<br />
Lebenseinstellung“. Fast<br />
täglich beobachtete er in einem<br />
Cafe am Park Schönbrunn, seinem<br />
damaligen Stammcafe, genüsslich<br />
die Menschen, die vorbeigingen.<br />
Erinnerungen ganz anderer Art<br />
kommen hoch, wenn er an seine<br />
Heimat denkt. Kürzlich hat er ein<br />
Fußball-Turnier in Tadschikistan unterstützt.<br />
Als Dankeschön wurde<br />
ihm von den Veranstaltern eine<br />
Videokassette zugeschickt. Die<br />
Bilder von den Fußballplätzen und<br />
dem Haus, in dem er damals aufgewachsen<br />
ist, haben „mich sehr<br />
bewegt“, gibt er zu. Einschusslöcher<br />
zieren noch immer die<br />
Häuserwände in seinem Geburtsort<br />
Kurgantübe, einem Örtchen<br />
zwischen der Hauptstadt<br />
Duschabe und der Grenze zu<br />
Afghanistan, wo sich auch ein russischer<br />
Militärstützpunkt befindet.<br />
Die Spuren des Bürgerkrieges<br />
werden dort so schnell nicht verblassen.<br />
Sergej betrachtet das<br />
Geschehen aus der Ferne durchaus<br />
skeptisch: „In einem schönen<br />
Land ist vieles kaputt gegangen.<br />
Zum Glück ist es ruhiger geworden.“<br />
Eines Tages aber, das hat er<br />
sich fest vorgenommen, will er seinem<br />
Sohn Wladimir das Land zeigen,<br />
wo beide geboren sind.<br />
• Sergej Mandreko •<br />
Geboren am 01.08.1971 •<br />
Größe: 180 cm • Gewicht: 77<br />
kg • Bundesligaspiele/Tore:<br />
67/1 • Länderspiele: 4 (UDSSR),<br />
1 (Russland) • Beim <strong>VfL</strong> <strong>Bochum</strong><br />
seit dem 01.07.2000<br />
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