Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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4 Interventionsstudie <strong>zur</strong> graphischen Modellbildung mit VisEdit 73<br />
sollte das geübt werden. Ein weiteres Nachfragen ergab, dass die Physikschulaufgaben der Schüler<br />
nach ihrer Meinung immer nur aus reinen Rechenaufgaben bestanden <strong>und</strong> sie konnten sich gar nicht<br />
vorstellen, dass auch Verständnisfragen, Grapheninterpretation oder Beschreibungen von Experimenten<br />
oder physikalischen Abläufen in der Schulaufgabe verlangt werden. Wenn im Unterricht<br />
aber mehr Wert auf Verständnis gelegt wird <strong>und</strong> Modellbildungssysteme eingesetzt werden, dann<br />
muss sich das auch in den Schulaufgaben niederschlagen, die sich verändern müssen.<br />
Einige Schüler meinten aber auch, die Schulaufgaben sollen weiterhin so bleiben. Denn bisher gebe<br />
es ein Schema, das man lernen kann <strong>und</strong> hätte so die Gewissheit, eine einigermaßen vernünftige<br />
Note zu bekommen. Wenn nun in der Schulaufgabe auch Verständnis abgefragt werden würde,<br />
dann müssten sie ja mehr lernen oder hätten schlechtere Noten.<br />
In zwei Klassen wurde die Software für die Benutzung am eigenen PC zu Hause angeboten. 65 %<br />
bzw. 24 % der Schüler der jeweiligen Klasse gaben an, dass sie auch zu Hause VisEdit genutzt haben.<br />
Dabei ist zu bedenken, dass dies nicht verlangt war. Es wurden lediglich als Angebot wenige<br />
Disketten mit der Software <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Diese haben die Schüler untereinander weitergegeben<br />
<strong>und</strong> damit freiwillig am eigenen PC gearbeitet.<br />
Die Betrachtung der Schülerantworten ergibt zusammenfassend ein Interesse <strong>und</strong> eine positive Einschätzung<br />
der Schüler. Dies spricht dafür, solche Modellbildung schon während der regulären Behandlung<br />
der <strong>Dynamik</strong> einzusetzen <strong>und</strong> nicht erst nach Abschluss der <strong>Dynamik</strong>.<br />
Außer der Einschätzung von VisEdit wurde auch noch nach der allgemeinen Bereitschaft, sich im<br />
Physikunterricht zu beteiligen (Nr. 1), nach den Lernwillen (Nr. 2), nach der eigenen Physik-<br />
Leistungseinschätzung (Nr. 20), nach der letzten Physiknote (Nr. 21) <strong>und</strong> nach ähnlichen Parametern<br />
(Nr. 3, Nr. 19, Nr. 22) gefragt. Die Schüler wurden dann bezüglich jeder dieser Variablen in<br />
zwei Gruppen geteilt, so dass jeweils in jeder entstehenden Gruppe ungefähr gleich viele Schüler<br />
sind. Vergleicht man damit die Angaben der leistungswilligen, interessierten <strong>und</strong> guten Schüler mit<br />
den Angaben der weniger <strong>zur</strong> Beteiligung am Unterricht bereiten <strong>und</strong> schlechteren Schüler stellt<br />
man Unterschiede bei den Mittelwerten der Items <strong>zur</strong> Einschätzung des Modellbildungsunterrichts<br />
fest. Auf die Unterschiede, die signifikant (Unabhängiger t-Test bzw. Mann-Whitney-U-Test, Signifikantniveau<br />
0,05, Software: SPSS) sind, soll hier kurz eingegangen werden (einschränkend ist zu<br />
bedenken, dass keine Hypothesen geprüft wurden, die vor dem Test schon aufgestellt wurden, sondern<br />
nach Testdurchführung erst Vergleiche stattfanden.).<br />
Schüler mit einer ausgeprägten Bereitschaft, sich am Physikunterricht zu beteiligen, finden die graphische<br />
Darstellung der Zusammenhänge (Wirkungsgefüge) hilfreicher als die Schüler mit geringer<br />
Bereitschaft. Die Schüler, die im Physikunterricht etwas lernen wollen, überlegen sich auch lieber<br />
Zusammenhänge <strong>und</strong> finden folglich auch den Unterricht interessanter als lernunwillige Schüler.<br />
Schüler, die sich für gut halten, überlegen sich lieber Zusammenhänge als die Schüler, die sich für<br />
schlecht halten; diese rechnen dagegen lieber Aufgaben <strong>und</strong> schätzen es weniger, dass der Computer<br />
das Rechnen übernahm. Dazu passt, dass die Schüler, die schlechte Noten haben, weniger der<br />
Aussage zustimmen, dass das Erstellen von Rechenmodellen wichtiger als das Rechnen weiterer<br />
Aufgaben ist. Das entspricht der oben zitierten Schüleräußerung bezüglich des Aufgabenrechnens.<br />
Anderseits schätzen diejenigen, die sich durch den Modellbildungsunterricht gefordert fühlten,