Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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4 Interventionsstudie <strong>zur</strong> graphischen Modellbildung mit VisEdit 71<br />
gelernt, aber wahrscheinlich nicht hinreichend verstanden. Dass F für die Summe aller Kräfte steht,<br />
schien ihnen somit neu zu sein. Dies sollte im normalen Unterricht intensiver thematisiert werden.<br />
Immer wieder zeigte sich auch, wie diffus die Vorstellungen der Schüler über physikalische Zusammenhänge<br />
waren. So sagte z.B. ein Schüler richtigerweise, die Federhärte beeinflusse die Beschleunigung,<br />
konnte dann aber doch nicht sagen, wie man das quantitativ angibt. Die Schüler<br />
merkten dabei, dass man erst Zwischenschritte, im Beispiel die Federkraft, angeben musste. Das<br />
Modellbildungssystem zwang also dazu, konkret <strong>und</strong> in kleinen Schritten Zusammenhänge zu überlegen.<br />
Des Weiteren gaben die Schüler bei den Kräften oft das falsche Vorzeichen, also die falsche Richtung<br />
an. Beim Ablauf des Modells als Simulation wurde das an der Animation sofort deutlich. Da<br />
flog ein Fallkegel nach oben statt nach unten, ein Wagen fuhr die schiefe Ebene hinauf, eine Feder<br />
am Ende der Bahn beschleunigte einen Wagen weiter statt ihn abzubremsen. Die Schüler erkannten<br />
dabei immer sofort, wo der Fehler steckte. Die Animation war also sehr hilfreich, schnell <strong>und</strong> ohne<br />
Grapheninterpretation Fehler im Modell zu erkennen.<br />
Eine Fehlvorstellung wurde auch bei der Rollreibung deutlich: Die Schüler gaben die Reibungskraft<br />
als konstant an, was fälschlicherweise bewirkt, dass der Wagen, der die schiefe Ebene hinabfuhr<br />
<strong>und</strong> dann von der Feder nach oben reflektiert wurde, wieder bis zum Ausgangspunkt fährt. Die Reibungskraft<br />
ändert aber in diesem Beispiel ihre Richtung; sie ist immer gegen die Geschwindigkeit<br />
gerichtet. Das wurde den Schülern hierbei recht deutlich. Es war also positiv, dass Fehler der Schüler<br />
nicht getadelt, sondern in das Modell eingegeben <strong>und</strong> die Konsequenzen betrachtet wurden.<br />
Insgesamt schien sich der Einsatz von Modellbildung zu lohnen, da manche Fehlvorstellung aufgedeckt<br />
<strong>und</strong> besprochen werden konnte <strong>und</strong> einige Zusammenhänge deutlich <strong>und</strong> bewusst gemacht<br />
werden konnten. Das Erfassen eigener Fehlvorstellungen kann zu einer besseren Aneignung der<br />
physikalischen Vorstellungen führen (Demidow et al., 1997, S. 199).<br />
4.5.2 Bewertung der Schüler<br />
Nach dem Unterricht bewerteten die Schüler das Arbeiten mit dem Modellbildungssystem. Sie beurteilten,<br />
ob 15 verschiedene positive Aussagen über das Lernen mit VisEdit (siehe CD im Anhang)<br />
für sie zutreffen oder nicht („trifft ganz genau zu“, „größtenteils zu“, „etwas zu“, „ eher nicht zu“<br />
oder „trifft gar nicht zu“) (In zwei Fällen (Nr. 2 <strong>und</strong> 15) wurden negative Aussagen formuliert <strong>und</strong><br />
die Ergebnisse bei der Auswertung invertiert). Insgesamt beantworteten 58 Schüler den Fragebogen.<br />
Da jeweils ordinal skalierte Daten vorliegen, wurde jeweils der Median M <strong>und</strong> die Spannweite<br />
S der auftretenden Antworten bestimmt. Da die Skala näherungsweise intervallskaliert ist, wurde<br />
diese qualitative Skala zusätzlich quantifiziert, indem der Skala die Zahlen 1 (trifft ganz genau zu)<br />
bis 5 (trifft gar nicht zu) zugeordnet wurden, <strong>und</strong> dann wie bei einer metrisch skalierten Größe Mittelwert<br />
µ <strong>und</strong> Standardabweichung σ bestimmt (siehe Abb. 4.14).<br />
Bei den positiven Aussagen über das Modellieren wurde den folgenden Items am meisten zugestimmt<br />
(M = 2 = trifft größtenteils zu):<br />
• Nr. 4: „Ich finde es gut, dass man durch dieses Programm viele verschiedene Situationen in kurzer<br />
Zeit analysieren kann.“ (µ = 2.07, σ = 1.09)