Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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64 4 Interventionsstudie <strong>zur</strong> graphischen Modellbildung mit VisEdit<br />
siven Langzeitstudie ist die geringe Anzahl der teilnehmenden Schüler. Eine weitere Studie zu dieser<br />
Fragestellung mit einer größeren Probandenzahl durchzuführen, ist notwendig.<br />
In der Studie von SANDER (Sander, Niedderer, 1998, <strong>und</strong> Sander, 2000) mit nur 13 Lehramtsstudenten<br />
wurde im Anfängerpraktikum (1. Semester) das Modellbildungssystem STELLA in Verbindung<br />
mit Realexperimenten in acht zweistündigen Praktikumsterminen eingesetzt. Während dem Arbeiten<br />
mit dem Modellbildungssystem wurde mehr theoriebezogenes Wissen geäußert als beim Experimentieren,<br />
allerdings noch mehr beim üblichen Gespräch mit dem Betreuer (Sander et al., 2001, S.<br />
157; Sander et al., 1999, S. 362; Sander, 2000, S. 121). Eine begrifflich-qualitative Auseinandersetzung<br />
mit der Physik wurde gefördert (Sander, 2000, S. 215). Die Modellbildung eignete sich <strong>zur</strong><br />
Festigung <strong>und</strong> Ausdifferenzierung von Wissen (intelligentes Üben), aber nicht <strong>zur</strong> Entwicklung<br />
neuen begrifflichen Wissens. Es wurden zwar individuelle Ideen <strong>und</strong> Wege verfolgt, aber das bewusste<br />
Formulieren von Hypothesen <strong>und</strong> Testen verschiedener Ansätze fand nur eingeschränkt<br />
statt. Die intensive Wechselwirkung zwischen Modellbildung <strong>und</strong> Experiment wurde entgegen den<br />
Hoffnungen nur un<strong>zur</strong>eichend angeregt. SANDER (2000, S. 243) <strong>und</strong> SANDER ET AL. (2001, S. 160<br />
f.) geben als Gr<strong>und</strong> dafür an, dass aus softwaretechnischen Beschränkungen die Messwerte <strong>und</strong><br />
Simulationsergebnisse nicht in einer gemeinsamen Programmumgebung übereinander gelegt werden<br />
konnten, was oberflächliche Vergleiche auf ungefähre Ähnlichkeit des Kurvenverlaufs begünstigte.<br />
Die Untersuchung von HUCKE <strong>und</strong> FISCHER (1999), bei der in der Versuchsgruppe sechs Studenten<br />
in zwei Versuchen u.a. mit dem Modellbildungssystem STELLA arbeiteten, zeigte ebenso,<br />
dass sich die Studenten bei der Modellbildung mehr mit physikalischen Zusammenhängen befassen<br />
(1999, S. 251), sich aber nur wenige Veränderungen in Concept Maps ergeben (1999, S. 252).<br />
SANDER ET AL. (2001, S. 150) berichten auch von einer Studie des Amerikaners ROBERT F. TINKER<br />
(Tinker et al., 1990, Originalliteratur nicht ausleihbar), wobei u.a. deutlich wird, dass es auch eine<br />
Rolle spielt, welches Modellbildungssystem verwendet wird. TINKER setzte demnach das Modellbildungssystem<br />
STELLA bei Schülern ab 14 Jahren in der Mathematik ein, um gr<strong>und</strong>legende Konzepte<br />
der Differential- <strong>und</strong> Integralrechnung einzuführen. Er berichtet von Schwierigkeiten im Umgang<br />
mit den Begriffen Zustand <strong>und</strong> Rate <strong>und</strong> bei der Deutung der entstehenden Graphen, so dass er<br />
zu dem Schluss kommt, dass STELLA nicht zum Erlernen dieser Konzepte geeignet ist. Für die<br />
Physik befürchtet er Probleme mit den Zu- <strong>und</strong> Abflüssen, die über Ventile gesteuert werden, da sie<br />
in der Physik keine konkrete Bedeutung hätten, was SANDER ET AL. nicht bestätigen können (2001,<br />
S. 155). Damit listet TINKER Probleme von STELLA auf, die es in VisEdit/PAKMA nicht in dieser<br />
Form geben kann.<br />
4.4 Ziele <strong>und</strong> Beschreibung des Unterrichts<br />
4.4.1 Zielsetzung<br />
Das Hauptziel dieser Arbeit war, ein schlüssiges Gesamtkonzept <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> zu<br />
entwickeln, mit dem ein größerer Schüleranteil als im traditionellen Unterricht die Zusammenhänge<br />
zwischen den physikalischen Größen versteht <strong>und</strong> sie anwenden kann. Aufgr<strong>und</strong> der oben dargelegten<br />
didaktischen Gründe <strong>und</strong> der bekannten Forschungsergebnisse schien es sinnvoll, auch eine