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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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4 Interventionsstudie <strong>zur</strong> graphischen Modellbildung mit VisEdit 63<br />

Eine Hypothese war, dass Schüler, die mit Modellbildungssystemen gearbeitet haben, in erhöhtem<br />

Maße solche Stufen konzeptualer physikalischer Kompetenz erreichen, die durch eine Fähigkeit <strong>zur</strong><br />

begrifflich-qualitativen bzw. halbquantitativen Analyse des betrachteten Vorgangs gekennzeichnet<br />

sind. Die Analysen der FCI-Tests führten hier zu uneinheitlichen Ergebnissen, so dass die Hypothese<br />

nicht bestätigt werden konnte (Schecker, Klieme et al., 1999, S. 11; Schecker, Gerdes, 1999, S.<br />

87). Eine weitere Hypothese war, dass die Schüler, die im Bereich Mechanik mehrfach mit Modellbildung<br />

gearbeitet hatten, diese Problemlösestrategie häufiger <strong>und</strong> konsequenter in mechanischen<br />

Situationen ohne Modellbildung einsetzten. Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden Experimentalinterviews<br />

durchgeführt. Die Versuchsgruppe war hier signifikant besser als die Kontrollgruppe<br />

(Schecker, Klieme et al., 1999, S. 12; Schecker, Gerdes, 1998, S. 73). D.h. in der Versuchsgruppe<br />

werden newtonsche Argumentationsmuster bei mechanischen Kräften stärker gefördert. Dieses Ergebnis<br />

deckt sich mit einer früheren Pilotstudie (Schecker, Niedderer, 1991, S. 149). Allerdings<br />

zeigte sich bei der Abschlusserhebung am Ende der 11. Jahrgangsstufe beim Transfer auf Bewegungsvorgängen<br />

mit nicht-mechanischen Kräften (Unterrichtsgegenstand in 11/2) kein Vorteil der<br />

Versuchsgruppe (Schecker, Klieme et al., 1999, S. 12; Schecker, Gerdes, 1998, S. 71 + 73). Des<br />

Weiteren wird die Hypothese, dass Schüler der Versuchsgruppen bei neuen Aufgaben in mechanischen<br />

Kontexten auf bekannte Substrukturen <strong>zur</strong>ückgreifen, von der Studie bestätigt (Schecker,<br />

Klieme et al., 1999, S. 13). Schließlich wird die Hypothese, dass die Schüler der Versuchsgruppe<br />

im Vergleich zu Schülern mit herkömmlichem Unterricht höhere Fähigkeiten beim systemischen<br />

Denken in dieser Domäne haben, <strong>zur</strong>ückgewiesen. Die fünf Schüler der Versuchsgruppe 1 waren<br />

hier zwar besser, zeigten aber geringere Zuwächse im Vergleich zum Vortest. Die weiteren untersuchten<br />

Hypothesen sind für diese Arbeit wenig relevant.<br />

Die DFG-Studie hat insgesamt ergeben, dass der Aufbau newtonscher Vorstellungen durch Unterricht<br />

mit dem Modellbildungssystem STELLA nicht in dem Maße gefördert wird, wie das vorher<br />

erwartet wurde. Es wurden halb-quantitative Fähigkeiten <strong>zur</strong> Beschreibung <strong>und</strong> Vorhersage von<br />

Bewegungsverläufen gefördert, aber beim Gr<strong>und</strong>verständnis der zentralen Begriffe der newtonschen<br />

Mechanik <strong>und</strong> bei gleichungsorientierten, quantitativen Anforderungen konnten keine Unterschiede<br />

zu konventionellem Unterricht nachgewiesen werden (Schecker, Klieme et al., 1999, S. 25).<br />

Auch die Effekte für den Aufbau systemischen Denkens sind nach dieser Studie begrenzt <strong>und</strong> liegen<br />

ebenfalls im halb-quantitativen Bereich. Der weit reichende Anspruch, mit dem Einsatz von Modellbildungssystemen<br />

im Unterricht das systemische Denken zu fördern, kann also nicht eingelöst<br />

werden. SCHECKER, KLIEME ET AL. fassen zusammen: „Modellbildungssysteme bewähren sich im<br />

gewählten Unterrichtskonzept als Methoden im engeren Bereich der Förderung physikalischen Verständnisses,<br />

nicht jedoch als Mittel <strong>zur</strong> Förderung übergreifender Kompetenzen“ (1999, S. 25).<br />

Graphisch-orientierte Modellbildungssysteme fördern demnach eine Auseinandersetzung mit der<br />

Physik, während ein spezifischer Wissenszuwachs begrenzt bleibt (Sander et al., 2001, S. 151). Das<br />

Ergebnis, dass die Fähigkeit zu newtonschen Argumentation bei mechanischen Kräften durch Modellbildung<br />

stärker gefördert wird, spricht aber allein schon dafür, Modellbildung <strong>zur</strong> Förderung des<br />

Verständnisses der newtonschen <strong>Dynamik</strong> im Unterricht einzusetzen. Das Problem bei dieser inten-

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