Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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4 Interventionsstudie <strong>zur</strong> graphischen Modellbildung mit VisEdit 55<br />
system durchführen kann, aber für Schüler im Detail nicht nachvollziehbar sind.<br />
Die Abb. 4.3 zeigt, wie die Größen in den älteren Modellbildungssystemen STELLA oder Dynasys<br />
eingegeben werden. Durch eine Rohrleitung fließen Ortsänderungen in den Zustandsbehälter Ort.<br />
Die Änderungsrate ds/dt ist das Ventil, das den Zufluss steuert. ds/dt, ist aber die Geschwindigkeit.<br />
Diese entsteht genauso. Häufig wird die Änderungsrate auch gleich v genannt <strong>und</strong> die Zustandsgröße<br />
dann „Geschwindigkeit“. Die Geschwindigkeit tritt also unvermeidbar doppelt auf – einmal als<br />
normale Größe <strong>und</strong> einmal als Änderungsrate.<br />
Das Modellbildungssystem VisEdit unterscheidet<br />
sich in einigen Punkten von anderen Modellbildungssystemen,<br />
die meist an STELLA orientiert<br />
sind. Ein struktureller Unterschied ist die Symbo- Abb. 4.4: Eingabe in VisEdit<br />
lik, die hier für sinnvoller gehalten wird. So tritt in<br />
VisEdit (wie in Coach 5) die Geschwindigkeit nicht doppelt, sondern nur einfach auf (Abb. 4.4).<br />
Dadurch werden die Modelle übersichtlicher.<br />
Ein entscheidender Unterschied ist aber, dass in STELLA oder Dynasys die Änderungsrate, z.B.<br />
dv/dt, also die Ableitung verwendet wird, während in VisEdit <strong>und</strong> Coach 5 nur die Änderung, z.B.<br />
)v in einem festen Zeitintervall )t verwendet wird. Das ist sinnvoll, weil sich Schüler mit Ratengrößen<br />
sehr schwer tun, während eine Änderung anschaulicher ist. BLISS (1994, zitiert bei Sander,<br />
2000, S. 49, Originalliteratur nicht ausleihbar) berichtet, dass selbst Studierende Probleme mit der<br />
Änderungsrate hatten. Schließlich aber verwendet eh jedes System zum Berechnen die Änderung –<br />
deshalb sollte man dies auch deutlich machen. In VisEdit <strong>und</strong> Coach 5 muss die Gleichung für die<br />
Änderung (z.B. ∆x = v�∆t), also die umgeformte Definition von Geschwindigkeit <strong>und</strong> Beschleunigung,<br />
auch explizit eingegeben werden, während in STELLA/Dynasys der Computer dies selbst<br />
aufgr<strong>und</strong> der Symbolik tut. Das ist ungeschickt, weil ja die gr<strong>und</strong>legenden Formeln im Physikunterricht<br />
bewusst gemacht werden sollen.<br />
4.1.2 Besondere Möglichkeiten bei einer Modellbildung mit PAKMA/VisEdit<br />
Die meisten Modellbildungssysteme bieten als einzige Darstellungsmöglichkeit der Berechnung die<br />
Ausgabe von Graphen an. Bei einer Modellbildung in VisEdit <strong>und</strong> der Ausgabe in PAKMA können<br />
außer Graphen auch dynamisch ikonische Repräsentationen genutzt werden wie Pfeile oder Animationen.<br />
Diese helfen, immer den Zusammenhang zum realen Vorgang im Blick zu behalten <strong>und</strong><br />
Fehler im Modell schnell ohne Grapheninterpretation zu erkennen. Während in anderen Programmen<br />
der gesamte Graph auf einmal präsentiert wird, ist es in PAKMA auch möglich, ihn langsam<br />
entstehen zu lassen <strong>und</strong> dabei passende Animationen <strong>und</strong> Pfeile zu beobachten, die die Größen auf<br />
andere Weise repräsentieren.<br />
Hat man einen physikalischen Vorgang modelliert, so stellt sich häufig die Frage, inwieweit das<br />
Modell der Wirklichkeit entspricht. Im Gegensatz zu anderen Modellbildungssystemen ist mit Vis-<br />
Edit <strong>und</strong> PAKMA ein direkter Vergleich von Experiment <strong>und</strong> Modell möglich, was kein anderes<br />
Modellbildungssystem in dieser Form bietet, obwohl das Wechselspiel von Modellieren <strong>und</strong> Experimentieren<br />
als wichtig angesehen wird (Sander et al. 2001, S. 149). SANDER (2000, S. 243) <strong>und</strong>