Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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44 3 Ikonische Repräsentationen Vergleich und zur Erinnerung sichtbar lässt, damit die Lernenden leichter bestimmte Phasen des Graphen bestimmten Phasen des Ablaufs zuordnen können. 3.2.2.2 Vergleich verschiedener Größen Häufig interessiert im Physikunterricht nicht nur der zeitliche Verlauf einer Größe, sondern ihr Zusammenhang mit anderen Größen. Will man mehrere Größen darstellen, hat man prinzipiell die gleichen Darstellungsmöglichkeiten wie bei einer Größe, wobei sich aber die Vor- bzw. Nachteile der einzelnen Darstellungsmöglichkeiten verändern. Beim Stempeln z.B. Abb. 3.8: Zwei Stempeldiagramme können nicht zwei Größen direkt nebeneinander gestempelt zum Vergleichen werden, sondern nur mit einigem Abstand, was die genaue zeitliche Zuordnung beim Vergleichen erschweren kann (siehe Abb. 3.8). Werden Pfeile in ein Video oder in eine Animation hineingezeichnet (siehe Abb. 3.9 a, eine Luftkissenbahn wird hin- und hergekippt und Hangabtriebskraft und Bewegung gemessen), ist ein Vergleich schwer möglich, wenn sich die Pfeile mit dem Objekt mitbewegen. Eine geeignete Darstellung ist, die Pfeile (zusätzlich) ortsfest zu zeigen (siehe Abb. 3.9 b; Wilhelm, 1994, S. 152 f.). Die Anfangspunkte (Fußpunkte) der Pfeile sind dabei fest und Richtung und Länge ändern sich entsprechend den dazugehörigen Größen. Da sich die Pfeile nicht mehr mit dem Gleiter bewegen, sind sie viel besser zu beobachten und zu vergleichen. Die Möglichkeit des Anhaltens und der Reproduktion mit verschiedenen Geschwindigkeiten bleibt jedoch wie bei der Animation erhalten. In dieser Darstellung hat man einen übersichtlichen Querschnitt durch die relevanten Größen zu jeweils einem Zeitpunkt, so dass man diese gut vergleichen kann. Der nächste Abstraktionsschritt ist, alle relevanten Größen in einen Zeitgraphen Abb. 3.9 a, b, c, d: Vier verschiedene Darstellungsmöglichkeiten zum Vergleich mehrerer Größen

3 Ikonische Repräsentationen 45 einzuzeichnen (siehe Abb. 3.9 c). Auch hier können die verschiedenfarbigen Pfeile wieder eingezeichnet werden, so dass die Anfangspunkte dabei der Zeitachse entlang laufen und die Pfeile nach oben oder unten weisen. An der Spitze der Pfeile entstehen den Pfeilen farblich entsprechende Linien, so dass quasi die Pfeile den Graphen erstellen (Wilhelm, 1994, S. 152 f.). In der Physik würde man eine Größe in Abhängigkeit von einer anderen darstellen (siehe Abb. 3.9 d), was die abstrakteste Darstellung ist. Sie wird leichter verstanden, wenn sie nicht von Anfang an, sondern erst nach der Diskussion anschaulicherer Darstellungen gezeigt wird. In allen Darstellungsformen der Abb. 3.9 wird visualisiert, dass die Beschleunigung a und die Hangabtriebskraft F_hang stets proportional zueinander sind, womit Strukturaussagen gemacht werden. Diese Aussage wird besonders im Teil b der Abb. 3.9 durch eine dynamisch ikonische Repräsentation in Form einer Verbindungslinie vom unteren Punkt zur Pfeilspitze von F deutlich. 3.2.3 Forschungsergebnisse Es gibt viele Forschungsergebnisse zum Lernen mit Bildern oder Animationen bzw. zur Multicodierung, aber nur wenige, die sich mit dynamisch ikonischen Repräsentationen beschäftigen, bei denen physikalische Größen dynamisch in quantitativer Form in ikonischen Bildelementen, insbesondere mit Pfeilen, dargestellt werden. Zwei Studien haben sich bereits mit dynamisch ikonischen Repräsentationen beim Mechaniklernen beschäftigt. BLASCHKE hat in einer Feldstudie in zwei Schuljahren (von 1996 bis 1998) in vier mathematischnaturwissenschaftlichen Klassen eines Gymnasiums im Kinematik- und Dynamikunterricht eindimensionaler Bewegungen in der Jahrgangsstufe 11 intensiv dynamisch ikonischen Repräsentationen eingesetzt (Blaschke, 1999) (siehe auch Kapitel 5.2). Dabei wurden die Ergebnisse sowohl von Realexperimenten als auch von Simulationen mit dynamisch ikonischen Repräsentationen wiedergegeben. In den gleichen Klassen hat REUSCH (private Mitteilung; Blaschke, Heuer, 2000, S. 90) später im Schuljahr einen Unterricht zur zweidimensionalen Kinematik und Dynamik ebenfalls mit dynamisch ikonischen Repräsentationen gehalten. Verschiedene Multiple-Choice-Testaufgaben wurden zu Beginn des Schuljahres (Vortest), nach der eindimensionalen Dynamik (Zwischentest) und am Schuljahresende (Endtest) gestellt, u.a. Testaufgaben mit Beschleunigungs-Zeit-Graphen, mit Kraft-Zeit-Graphen, mit Kraft-Text-Aufgaben und der FCI-Test (Informationen zu den Tests und Ergebnisse traditionell unterrichteter Klassen siehe Kapitel 6.4.2, 6.5.1 und 6.5.2). Die Vortestwerte befinden sich dabei im Bereich von Vergleichsklassen, während die Nachtestwerte extrem gut sind (Beschleunigungs-Zeit-Graphen: Vortest 9 %, Zwischen 70 %, End 91 %; Kraft-Zeit- Graphen: Vor 11 %, Zwischen 72 %, End 83 %; Kraft-Text-Aufgaben: Vor 15 %, Zwischen 76 %, End 83 %; FCI-Test: Vor 35 %, Nach 71 %, relativer Zugewinn g = 55 %) (Blaschke, 1999, S. B-7 und S. F-2, gemittelt über Schüler statt über Gruppen). Ein untersuchungsmethodischer Schwachpunkt ist allerdings, dass alle Versuchsklassen vom gleichen Lehrer unterrichtet wurden (der auch die Tests stellte und auswertete), aber die Vergleichsklassen von verschiedenen anderen Lehrern unterrichtet wurden. Des Weiteren ist ungeklärt, ob es sich um durchschnittliche oder um zufälligerweise besonders gute Klassen handelte. Die Nachtestwerte sind so gut, dass man an der methodischen Korrektheit bei der Testdurchführung zweifeln kann.

44 3 Ikonische Repräsentationen<br />

Vergleich <strong>und</strong> <strong>zur</strong> Erinnerung sichtbar lässt, damit die Lernenden<br />

leichter bestimmte Phasen des Graphen bestimmten Phasen<br />

des Ablaufs zuordnen können.<br />

3.2.2.2 Vergleich verschiedener Größen<br />

Häufig interessiert im Physikunterricht nicht nur der zeitliche<br />

Verlauf einer Größe, sondern ihr Zusammenhang mit anderen<br />

Größen. Will man mehrere Größen darstellen, hat man prinzipiell<br />

die gleichen Darstellungsmöglichkeiten wie bei einer<br />

Größe, wobei sich aber die Vor- bzw. Nachteile der einzelnen<br />

Darstellungsmöglichkeiten verändern. Beim Stempeln z.B.<br />

Abb. 3.8: Zwei Stempeldiagramme<br />

können nicht zwei Größen direkt nebeneinander gestempelt zum Vergleichen<br />

werden, sondern nur mit einigem Abstand, was die genaue zeitliche<br />

Zuordnung beim Vergleichen erschweren<br />

kann (siehe Abb. 3.8).<br />

Werden Pfeile in ein Video oder in eine<br />

Animation hineingezeichnet (siehe Abb. 3.9<br />

a, eine Luftkissenbahn wird hin- <strong>und</strong> hergekippt<br />

<strong>und</strong> Hangabtriebskraft <strong>und</strong> Bewegung<br />

gemessen), ist ein Vergleich schwer<br />

möglich, wenn sich die Pfeile mit dem Objekt<br />

mitbewegen. Eine geeignete Darstellung<br />

ist, die Pfeile (zusätzlich) ortsfest zu<br />

zeigen (siehe Abb. 3.9 b; Wilhelm, 1994, S.<br />

152 f.). Die Anfangspunkte (Fußpunkte)<br />

der Pfeile sind dabei fest <strong>und</strong> Richtung <strong>und</strong><br />

Länge ändern sich entsprechend den dazugehörigen<br />

Größen. Da sich die Pfeile nicht<br />

mehr mit dem Gleiter bewegen, sind sie<br />

viel besser zu beobachten <strong>und</strong> zu vergleichen.<br />

Die Möglichkeit des Anhaltens <strong>und</strong><br />

der Reproduktion mit verschiedenen Geschwindigkeiten<br />

bleibt jedoch wie bei der<br />

Animation erhalten. In dieser Darstellung<br />

hat man einen übersichtlichen Querschnitt<br />

durch die relevanten Größen zu jeweils<br />

einem Zeitpunkt, so dass man diese gut<br />

vergleichen kann.<br />

Der nächste Abstraktionsschritt ist, alle<br />

relevanten Größen in einen Zeitgraphen Abb. 3.9 a, b, c, d: Vier verschiedene Darstellungsmöglichkeiten<br />

zum Vergleich mehrerer Größen

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