Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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3 Ikonische Repräsentationen 35<br />
3.1.2 Multicodierung<br />
Wissen, auch physikalisches Wissen, kann mit verschiedenen Symbolsystemen codiert <strong>und</strong> präsentiert<br />
werden, wobei die Art der Repräsentation die Form vorbereitet, in der Wissen gespeichert<br />
wird.<br />
Die Theorie der dualen Codierung von PAIVIO (1986) unterscheidet zwei unterschiedliche, unabhängige<br />
Informationsverarbeitungssysteme, ein verbales (sprachliche Reize werden vom visuellen<br />
oder auditorischen System aufgenommen) <strong>und</strong> ein nonverbales System (vor allem für Bilder, aber<br />
auch für Geräusche, Handlungen etc.), zwischen denen Verbindungen bestehen. Verkürzt gesagt<br />
wird zwischen Sprache <strong>und</strong> Bildern unterschieden. Die doppelte Codierung sorgt dabei für eine<br />
bessere Verankerung im Gedächtnis <strong>und</strong> für eine bessere Abrufbarkeit. Allerdings gibt es interindividuelle<br />
Unterschiede, die sich als Lernpräferenzen äußern (Urhahne et al., 2000, S. 163). Eine aktuelle<br />
Weiterentwicklung dieser Theorie ist die generative Theorie des Multimedia-Lernens von<br />
MAYER (1997, S. 4 - 6). Demnach gibt es ein visuelles System <strong>zur</strong> Erzeugung visuellen Wissens<br />
<strong>und</strong> ein verbales für verbales Wissen. Der Lernende muss aber wichtige Informationen auswählen,<br />
sie organisieren <strong>und</strong> mit bestehendem Wissen verknüpfen, wobei die Auswahl <strong>und</strong> die Organisation<br />
im verbalen <strong>und</strong> visuellen System getrennt laufen, so dass er ein verbales <strong>und</strong> ein visuelles mentales<br />
Modell entwickelt, zwischen denen er später Verbindungen herstellt. Ein mentales Modell ist eine<br />
umfassende Repräsentation der Strukturen <strong>und</strong> Prozesse <strong>eines</strong> Realitätsbereichs <strong>und</strong> erlaubt die innere<br />
Simulation <strong>eines</strong> äußeren Vorgangs. In dem erweiterten Modell von SCHNOTZ <strong>und</strong> BANNERT<br />
(1999, S. 222) werden Bilder in Schritten verarbeitet: Zuerst wird es visuell wahrgenommen, dann<br />
semantisch verarbeitet, wozu ein mentales Modell konstruiert wird, <strong>und</strong> anschließend kann das<br />
mentale Modell zu propositionalen Repräsentationen in Beziehung gesetzt werden, die zum Beispiel<br />
beim Verstehen von Texten konstruiert werden.<br />
Neben dem Multimediaprinzip, wonach Lernen erleichtert wird, wenn Text- <strong>und</strong> Bildinformationen<br />
parallel angeboten werden, gibt es weitere Prinzipien. URHAHNE ET AL. (2000, S. 164) nennen zwei<br />
Prinzipien <strong>zur</strong> Gestaltung lernförderlicher multimedialer Lernumgebungen, die sich aus den Forschungen<br />
von MAYER ergeben haben: Nach dem Kontiguitätsprinzip müssen zusammengehörige<br />
Texte <strong>und</strong> Bilder räumlich gemeinsam (verbale <strong>und</strong> visuelle Erklärungen eng nebeneinander, Prinzip<br />
der räumlichen Nähe, räumliches Kontiguitätsprinzip) <strong>und</strong> zeitlich gemeinsam (gesprochene<br />
<strong>und</strong> gezeigte Information gleichzeitig, Prinzip der simultanen Darstellung, zeitliches Kontiguitätsprinzip)<br />
dargeboten werden. Nach dem Modalitätsprinzip sollten Erklärungen nicht als Text auf<br />
dem Bildschirm, sondern in gesprochener Form als mitlaufender Kommentar gegeben werden, so<br />
dass verschiedene Aufnahmekanäle benutzt werden. Die Kombination von auditiver <strong>und</strong> visueller<br />
Info hilft zu besserem Erinnern. Ergänzend sind noch zu nennen (Girwidz, Rubitzko, 2003, S. 3):<br />
Das Kohärenzprinzip besagt, dass nicht-sachbezogene Informationen möglichst ausgeblendet werden<br />
sollen. Das Red<strong>und</strong>anzprinzip besagt, dass das Lernen mit bewegten Bildern, die mit gesprochenem<br />
Text kommentiert sind, durch die zusätzliche schriftbasierte Darstellung desselben Textes<br />
erschwert wird. Die Untersuchungen <strong>und</strong> Ergebnisse der Lernpsychologen zum Lernen mit Multimedia<br />
haben jedoch in der Regel das Lernen von einzelnem deklarativem Wissen im Blick, während<br />
es der Physikdidaktik um das Lernen <strong>und</strong> Anwenden von Prinzipien <strong>und</strong> Konzepten geht.