Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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24 2 Schülervorstellungen <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong><br />
lischen Gesetze Schritt für Schritt entdecken; Wissen wird demnach nicht konstruiert (Köller et al.,<br />
2000, S. 267).<br />
Eine ausführliche Analyse von Schülervorstellungen über die Natur der Naturwissenschaften gibt<br />
HÖTTECKE (gegliedert in vier Punkte), wobei er sich vor allem auf angelsächsische Beiträge stützt<br />
(2001, S. 41 – 84, <strong>und</strong> gekürzt 2004, S. 264 - 274): Bezüglich der Person des Naturwissenschaftlers<br />
besteht eine große Spannbreite von z.T. widersprüchlichen Vorstellungen; er wird aber eher als ein<br />
einzeln arbeitendes Individuum <strong>und</strong> als Mann gedacht, dessen Motivation in einem persönlichen<br />
Bedürfnis nach Wissen (Neugier) liegt <strong>und</strong> dessen Arbeitsplatz ein Labor ist. Neben meist adäquaten<br />
Vorstellungen von Hypothesen findet man meist inadäquate Vorstellungen von Theorien, die als<br />
Gegensatz <strong>zur</strong> Praxis angeblich praktische Erfahrung ersetzen <strong>und</strong> nicht eindeutig bewiesene Hypothesen<br />
seien (Aus Hypothesen werden durch fortschreitende Bestätigung Theorien <strong>und</strong> danach eindeutig<br />
bewiesene Gesetze); naturwissenschaftliches Wissen sehen Schüler wohl meistens richtigerweise<br />
als veränderlich an – allerdings aus verschiedenen Gründen. Schüler glauben, dass Wissenschaftler<br />
empirisch arbeiten sollen, wobei sie neutral, objektiv <strong>und</strong> nicht theoriegeladen messen; es<br />
ist kein zielgerichtetes Handeln im Rahmen bestimmter Denk- <strong>und</strong> Handlungszwänge; für jüngere<br />
Schüler ist es ein eher planloses Ausprobieren <strong>und</strong> Entdecken, während erfahrenere Schüler ein<br />
naiv-empiristisches Verständnis entwickeln. Schließlich haben die Schüler keine adäquate Vorstellung<br />
von der sozialen Dimension wissenschaftlicher Wissensproduktion, sondern schätzen die<br />
Selbstevidenz von Fakten höher ein als die Bewertung durch die scientific community, was durch<br />
den traditionellen empiristisch-induktivistischen Physikunterricht gefördert wird.<br />
Im Kapitel 6.6.2 wird gezeigt, dass viele bayerische Gymnasiasten Physik als Sammlung einzelner<br />
Fakten statt als ein verb<strong>und</strong>enes Gefüge ansehen. Außerdem wird gezeigt, dass viele Schüler meinen,<br />
die in Physik gelernten Ideen haben wenig Bezug zu Geschehnissen außerhalb des Klassenzimmers.<br />
2.2.6 Schülervorstellungen über das Lernen<br />
Beim Lernen der <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> spielen auch die Vorstellungen eine Rolle, die Schüler<br />
vom Lernen haben, so dass hier sehr kurz auf dieses lernpsychologische Thema eingegangen wird.<br />
Wie Schüler lernen, wird schließlich davon bestimmt, wie Schüler über Lernen denken. URHAHNE<br />
<strong>und</strong> HOPF unterteilen nach HOFER <strong>und</strong> PINTRICH epistemologische Vorstellungen in „Vorstellungen<br />
über die Struktur des Wissens“, also hier über physikalisches Wissen, <strong>und</strong> in „Vorstellungen über<br />
die Struktur des Wissenserwerbs“, also über das Lernen der Physik (Urhahne, Hopf, 2004, S. 73 f.)<br />
Zunächst ist festzustellen, dass Schüler Lernen als einfache Übernahme von Wissen ansehen, so wie<br />
man ein Geldstück übergibt. Wissen wird demnach einfach gespeichert <strong>und</strong> passiv eingelagert. „Es<br />
dominiert bei Lehrern wie Schülern die traditionelle passive Sicht vom „Einfüllen“ des Lernstoffes.<br />
Dies führt bei den Schülern zu einem Lernverhalten, bei dem das eher mechanische Abschreiben<br />
von Informationen im Vordergr<strong>und</strong> steht <strong>und</strong> nicht die aktive Verarbeitung der Information“ (Duit,<br />
1990, S. 124). Diese Fehlvorstellung mag bei Englisch-Vokabeln noch einigermaßen akzeptabel<br />
sein, nicht aber wenn es um das Lernen physikalischer Konzepte geht. Schüler lernen so Neues „dazu“,<br />
ohne es ausreichend mit dem Vorhandenen zu vernetzen. „Während Oberstufenschüler <strong>und</strong> –