Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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252 8 Zusammenfassung<br />
ven Grapheninterpretation von Geschwindigkeitsgraphen bei eindimensionalen Bewegungen in<br />
Frage zu stellen ist (Kapitel 6.4.2.2). Deutlich anders ist die Situation, wenn zu beschriebenen eindimensionalen<br />
Bewegungen jeweils der passende Zeit-Beschleunigungs-Graph gewählt werden<br />
soll. Hier werden die Aufgaben zu Beginn der elften Jahrgangstufe nur von durchschnittlich 12 %<br />
der Schüler richtig gelöst (N = 373), während durchschnittlich 71 % so antworten als wäre nach der<br />
Geschwindigkeit gefragt worden (Kapitel 6.4.2.3). Nach einem traditionellen Unterricht antworten<br />
durchschnittlich 47 % der Schüler richtig (N = 188) <strong>und</strong> 37 % noch als wäre nach der Geschwindigkeit<br />
gefragt worden. Bei Bewegungen nach links antworten durchschnittlich 7 % so, als wäre die<br />
Beschleunigung die Änderung des Geschwindigkeitsbetrages („+“ = schneller, „-“ = langsamer).<br />
Items mit Bewegungen nach rechts werden häufiger richtig beantwortet als Items mit Bewegungen<br />
nach links. Innerhalb einer Bewegungsrichtung werden außerdem Items mit Bewegungen mit konstanter<br />
Geschwindigkeit am häufigsten richtig beantwortet gefolgt von Items mit schnellerwerdenden<br />
Bewegungen, während die Items mit langsamerwerdenden Bewegungen am schlechtesten ausfallen<br />
(Kapitel 6.4.2.3).<br />
Ähnliche Ergebnisse gibt es bei einer Aufgabe <strong>zur</strong> Beschleunigung beim senkrechten Münzwurf,<br />
bei der das Vorzeichen der Beschleunigung bei gegebenem Koordinatensystem angegeben werden<br />
soll. Nur 7 % der Schüler (N = 188) geben nach dem Unterricht für alle drei Phasen (hoch, oben,<br />
herunter) die richtige Antwort, weitere 10 % wenigstens für die Auf- <strong>und</strong> Abwärtsphase (Kapitel<br />
6.4.3.1). Eine Antwort, die der Änderung des Geschwindigkeitsbetrages entspricht, geben 36 % der<br />
Schüler, <strong>und</strong> die Aufgabe, die Richtung als Pfeil zu zeichnen, ist für viele dieser Schüler ein Problem.<br />
41 % geben eine der Geschwindigkeit entsprechende Antwort (Kapitel 6.4.3.1).<br />
So kann man sagen, dass in beiden Aufgabentypen <strong>zur</strong> Beschleunigung (Graphen <strong>und</strong> Münzwurf)<br />
ca. 40 % der Schüler nur der Geschwindigkeit entsprechend antworten <strong>und</strong> ca. 50 % ein gewisses<br />
Verständnis der Beschleunigung haben, häufig aber nur der Änderung des Geschwindigkeitsbetra-<br />
�<br />
ges a = ∆ v / ∆t<br />
entsprechend.<br />
Schließlich wurden noch Aufgaben gestellt, bei denen die Beschleunigung ausschließlich als Pfeil<br />
angegeben werden sollte <strong>und</strong> kein Koordinatensystem definiert war, so dass die Schüler nicht „+“<br />
bei Schnellerwerden <strong>und</strong> „-“ bei Langsamerwerden angeben konnten. Bei geradlinigen Bewegungen<br />
geben nach dem Mechanikunterricht durchschnittlich 90 % der Schüler eine richtige Lösung (N<br />
= 217), während bei Kurvenfahrten (konstantes Tempo, schneller- <strong>und</strong> langsamerwerdend) nur<br />
durchschnittlich 9 % die richtige Lösung angeben (Kapitel 6.4.1.1). Dagegen geben durchschnittlich<br />
59 % einen Pfeil an, der mehr oder weniger die tangentiale Beschleunigung angibt (evtl. gebogener<br />
Pfeil), wobei man annehmen kann, dass häufig eine „Schneller-/Langsamer-Vorstellung“ in Pfeile<br />
umgesetzt wurde.<br />
Insgesamt kann man also folgern, dass im herkömmlichen Unterricht nur wenige Schüler ein physikalisch<br />
angemessenes Verständnis der Beschleunigung erreichen, das ihnen ermöglicht, qualitative<br />
Aufgaben <strong>zur</strong> Beschleunigung – auch bei Richtungsumkehr oder im zweidimensionalen Fall –<br />
konsequent richtig zu lösen.