Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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230 7 Weiterer Einsatz von Teilen des Gesamtkonzeptes noch geeigneter gewählt werden kann (Federlein, 2003, S. 16 ff.). Kritikpunkte bezogen sich vor allem auf Schwächen der Software JPAKMA und der verwendeten Ablaufumgebung, was hier nicht weiter interessant ist. Es zeigte sich auch, dass die beiden Studenten nicht motiviert waren, sich die Anleitung zur Modellbildung durchzulesen, und hier statt Text eine andere Form der Darstellung zu wählen ist. Dennoch zeigt dieses Modul, dass das in dieser Arbeit für den Kinematikunterricht verwendete Konzept auch für Selbstlerneinheiten nutzbar ist und entsprechend verändert werden kann. 7.2 Einsatz in einer Vorlesung für Lehramtsstudenten (Hauptschule) 7.2.1 Beschreibung der Veranstaltung Im Wintersemester 2002/2003 wurde vom Autor ein Teil der Vorlesung „Schulphysik I und ihre fachwissenschaftlichen Grundlagen (mit Übungen) (Studium der Didaktik einer Fächergruppe der Hauptschule)“ übernommen. An dieser Veranstaltung nahmen sieben Studenten mit den Studienfächern Lehramt an Grund-, Haupt- oder Förderschulen teil. Ziel dieser Veranstaltung ist, den Studenten die fachwissenschaftlichen Grundlagen für den Physikunterricht zu geben, den diese einmal halten werden. Dabei soll die Physik etwa auf Gymnasialniveau (Grundkurs) dargestellt werden, wobei es aber um die Kenntnis der Zusammenhänge geht und quantitatives Rechnen keine Rolle spielt. Man kann zwar davon ausgehen, dass die Studenten die Inhalte schon in ihrer eigenen Schulzeit gelehrt bekommen haben, aber man kann nicht davon ausgehen, dass sie dies verstanden haben bzw. noch wissen. Dabei kann nur von geringeren physikalischen Fähigkeiten ausgegangen werden, da es sich um Studenten handelt, die nicht Physik als Hauptfach gewählt haben. Vorgegeben war, dass in fünf Doppelstunden die Statik, die ein- und zweidimensionale Kinematik und die ein- und zweidimensionale Dynamik einschließlich Fall- und Wurfbewegungen behandelt werden sollten. Erhaltungsgrößen wurden erst anschließend unterrichtet. In den zusätzlichen fünf Übungsstunden sollten vor allem einfache Schulversuche ohne Computer, die auch bei geringer Ausstattung einer Schule möglich sind, von den Studenten mit den zur Verfügung gestellten Mitteln durchgeführt werden. In dieser Vorlesung wurde das Gesamtkonzept genutzt, wobei auf wichtige Aspekte wie Vorhersagen machen, Diskutieren, Modellbildung und qualitative und quantitative Übungsaufgaben sowie auf manche Versuche bzw. Inhalte verzichtet werden musste. Die Statik wurde als Spezialfall der Dynamik erst nach der Dynamik behandelt. In der ersten Doppelstunde wurden die Begriffe „Ort“, „Geschwindigkeit“ und „Beschleunigung“ anhand zweidimensionaler Bewegungen der PC-Maus eingeführt und auf eindimensionale Bewegungen spezialisiert. In der zweiten Doppelstunde wurden das zweite newtonsche Gesetz mit der Verallgemeinerung (d.h. mehrere Kräfte und Reibungskräfte) und das erste newtonsche Gesetz behandelt. In der dritten Doppelstunde folgten das dritte newtonsche Gesetz sowie Anwendungen des zweiten newtonschen Gesetzes, z.B. Fallbewegungen, und in der nächsten Doppelstunde der waagrechte Wurf, Kräfte bei der Kreisbewegung und die Gravitation. Erst in der fünften Doppelstunde wurde die Statik, wie das Hookesche Gesetz, Kraftwandler, der Hebel und Kräfteaddition und –zerlegung behandelt.
7 Weiterer Einsatz von Teilen des Gesamtkonzeptes 231 Die erste Übung zur Kinematik fand am Computer statt. Die Studenten sollten selbst verschiedene Mausbewegungen auf dem Tisch durchführen und mit dem Computer Bahnkurven aufnehmen und Ortsänderungs- und Geschwindigkeitsvektoren betrachten sowie Geschwindigkeitsänderungs- und Beschleunigungsvektoren. In der zweiten Übung zur eindimensionalen gleichmäßig beschleunigten Bewegung wurde mit dem Zeit-Registriergerät von Phywe (Bestellnummer 11607.00) gearbeitet, bei dem der Wagen einen Streifen Thermopapier mitzieht und ein Taktgeber 50 Punkte pro Sekunde auf das Papier zeichnet. Damit konnte passend zum Gesamtkonzept das Arbeiten mit ∆x und ∆v und die Defintionsgleichungen v = ∆x / ∆t und a = ∆v / ∆t betont werden. Durch Abmessen der Punkte kann man zunächst ein Zeit-Ort-Diagramm erstellen. Um ein Zeit-Geschwindigkeits-Diagramm einfach zu erhalten, wurde der Papierstreifen bei jeder n-ten Zeitmarke (z.B. n = 2) durchgeschnitten und die erhaltenen Ortsänderungen ∆x nebeneinander als Säulen aufgeklebt. Dabei wird auch deutlich, dass der zurückgelegte Weg der Fläche unter dem Zeit-Ort-Graphen entspricht. Aus ∆v/∆t erhält man mittlere Beschleunigungen, die geringer sind als man nach a = FZug /mgesamt erwarten würde, was zu diskutieren ist. Eine weitere Übungsstunde beschäftigte sich mit Reibungskräften, wobei neben Haft-, Gleit- und Rollreibung auch Erfahrungen mit Luftreibung bei Fallkegeln zu machen waren. Schließlich wurde noch die Fallbeschleunigung mit verschiedenen Versuchsaufbauten bestimmt und das Dehnungsverhalten eines Gummirings sowie einer weichen und einer harten Feder ausgemessen. 7.2.2 Erfahrungen und Testergebnisse In dieser Veranstaltung wurde eine Vorlesungsumfrage durchgeführt, bei der die Studenten auf einer fünfstufigen Skala zwischen zwei extremen Aussagen wählen konnten. Alle Studenten gaben an, dass das Niveau genau richtig war. Die physikalischen Inhalte wurden tendenziell eher als vertraut bezeichnet. Die Anzahl der Versuche wurde als passend und die Versuche selbst als überzeugend angeführt. Interessant ist, dass es für gut befunden wurde, dass komplexe Versuche als Videos und als Reproduktionen gezeigt wurden. Die gleiche Meinung hatten nach Lehreraussage auch die Schüler (siehe Kapitel 6.3.2). Überraschend war andererseits, dass die Darstellung der Messergebnisse in Animationen und mit Pfeilen weder als verwirrend noch als hilfreich bezeichnet wurde, obwohl aufgrund der Erfahrungen in der Schule mit „hilfreich“ gerechnet wurde. Der Grund hierfür könnte sein, dass mit den Pfeilen zu wenig gearbeitet wurde. Um deren Potential wirklich zu nutzen, ist es nicht nur wichtig, detaillierte Vorhersagen zu den Pfeilen zu verlangen, sondern auch sich langsam, z.B. in Einzelschritten, das Verhalten der Pfeile anzuschauen. Es sollte immer mit recht beschränkten Darstellungen begonnen werden und weitere Darstellungen schrittweise dazugeblendet werden, was Zeit kostet. Aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden Zeit wurde hierfür zu wenig Zeit investiert und zu schnell neue Codierungen gezeigt. Speziell wurden die Studenten gefragt, ob sich ihr Verständnis von den Begriffen „Geschwindigkeit“, „Beschleunigung“ und „Kraft“ geändert hat. Während bei Geschwindigkeit und Kraft eine eher geringere Veränderung angegeben wurde, wurde bei der Beschleunigung deutlicher eine Veränderung gesehen, was auch im Gespräch von einigen betont wurde. So wurde erklärt, dass „Be-
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230 7 Weiterer Einsatz von Teilen des Gesamtkonzeptes<br />
noch geeigneter gewählt werden kann (Federlein, 2003, S. 16 ff.). Kritikpunkte bezogen sich vor<br />
allem auf Schwächen der Software JPAKMA <strong>und</strong> der verwendeten Ablaufumgebung, was hier<br />
nicht weiter interessant ist. Es zeigte sich auch, dass die beiden Studenten nicht motiviert waren,<br />
sich die Anleitung <strong>zur</strong> Modellbildung durchzulesen, <strong>und</strong> hier statt Text eine andere Form der Darstellung<br />
zu wählen ist. Dennoch zeigt dieses Modul, dass das in dieser Arbeit für den <strong>Kinematik</strong>unterricht<br />
verwendete Konzept auch für Selbstlerneinheiten nutzbar ist <strong>und</strong> entsprechend verändert<br />
werden kann.<br />
7.2 Einsatz in einer Vorlesung für Lehramtsstudenten (Hauptschule)<br />
7.2.1 Beschreibung der Veranstaltung<br />
Im Wintersemester 2002/2003 wurde vom Autor ein Teil der Vorlesung „Schulphysik I <strong>und</strong> ihre<br />
fachwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen (mit Übungen) (Studium der Didaktik einer Fächergruppe der<br />
Hauptschule)“ übernommen. An dieser Veranstaltung nahmen sieben Studenten mit den Studienfächern<br />
Lehramt an Gr<strong>und</strong>-, Haupt- oder Förderschulen teil. Ziel dieser Veranstaltung ist, den Studenten<br />
die fachwissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen für den Physikunterricht zu geben, den diese einmal<br />
halten werden. Dabei soll die Physik etwa auf Gymnasialniveau (Gr<strong>und</strong>kurs) dargestellt werden,<br />
wobei es aber um die Kenntnis der Zusammenhänge geht <strong>und</strong> quantitatives Rechnen keine Rolle<br />
spielt. Man kann zwar davon ausgehen, dass die Studenten die Inhalte schon in ihrer eigenen Schulzeit<br />
gelehrt bekommen haben, aber man kann nicht davon ausgehen, dass sie dies verstanden haben<br />
bzw. noch wissen. Dabei kann nur von geringeren physikalischen Fähigkeiten ausgegangen werden,<br />
da es sich um Studenten handelt, die nicht Physik als Hauptfach gewählt haben.<br />
Vorgegeben war, dass in fünf Doppelst<strong>und</strong>en die Statik, die ein- <strong>und</strong> zweidimensionale <strong>Kinematik</strong><br />
<strong>und</strong> die ein- <strong>und</strong> zweidimensionale <strong>Dynamik</strong> einschließlich Fall- <strong>und</strong> Wurfbewegungen behandelt<br />
werden sollten. Erhaltungsgrößen wurden erst anschließend unterrichtet. In den zusätzlichen fünf<br />
Übungsst<strong>und</strong>en sollten vor allem einfache Schulversuche ohne Computer, die auch bei geringer<br />
Ausstattung einer Schule möglich sind, von den Studenten mit den <strong>zur</strong> Verfügung gestellten Mitteln<br />
durchgeführt werden.<br />
In dieser Vorlesung wurde das Gesamtkonzept genutzt, wobei auf wichtige Aspekte wie Vorhersagen<br />
machen, Diskutieren, Modellbildung <strong>und</strong> qualitative <strong>und</strong> quantitative Übungsaufgaben sowie<br />
auf manche Versuche bzw. Inhalte verzichtet werden musste. Die Statik wurde als Spezialfall der<br />
<strong>Dynamik</strong> erst nach der <strong>Dynamik</strong> behandelt. In der ersten Doppelst<strong>und</strong>e wurden die Begriffe „Ort“,<br />
„Geschwindigkeit“ <strong>und</strong> „Beschleunigung“ anhand zweidimensionaler Bewegungen der PC-Maus<br />
eingeführt <strong>und</strong> auf eindimensionale Bewegungen spezialisiert. In der zweiten Doppelst<strong>und</strong>e wurden<br />
das zweite newtonsche Gesetz mit der Verallgemeinerung (d.h. mehrere Kräfte <strong>und</strong> Reibungskräfte)<br />
<strong>und</strong> das erste newtonsche Gesetz behandelt. In der dritten Doppelst<strong>und</strong>e folgten das dritte newtonsche<br />
Gesetz sowie Anwendungen des zweiten newtonschen Gesetzes, z.B. Fallbewegungen, <strong>und</strong> in<br />
der nächsten Doppelst<strong>und</strong>e der waagrechte Wurf, Kräfte bei der Kreisbewegung <strong>und</strong> die Gravitation.<br />
Erst in der fünften Doppelst<strong>und</strong>e wurde die Statik, wie das Hookesche Gesetz, Kraftwandler,<br />
der Hebel <strong>und</strong> Kräfteaddition <strong>und</strong> –zerlegung behandelt.