Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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6 <strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> Unterrichtskonzeptes 207<br />
im Durchschnitt 72 %). Dagegen schaffte nur ein kleinerer Teil der Schüler, die ein Item zum Schlitten<br />
richtig beantworteten, es auch, das entsprechende Item zu den Kraftgraphen richtig zu beantworten<br />
(41% - 49 %; im Durchschnitt 45 %) (So korrelieren die newtonschen Antworten der beiden Aufgabenblöcke<br />
im Durchschnitt schwach mit r = 0,36 <strong>und</strong> die aristotelischen Antworten schwach im Durchschnitt<br />
mit r = 0,25). Bei der Antwortdarstellung in Graphen fällt es den Schülern also deutlich schwerer,<br />
eine newtonsche Antwort zu geben. Der Aufgabenblock zu der Geschwindigkeit zeigte aber, dass<br />
die Schüler Graphen durchaus richtig interpretieren können. Eine Vermutung ist hier, dass es für die<br />
Schüler schwerer ist, wenn sie zusätzlich <strong>zur</strong> Überlegung, welche Kraft wirkt, gleichzeitig noch Graphen<br />
interpretieren sollen. Das heißt, die Kombination dieser beiden Aufgaben stellt höhere Anforderungen<br />
als jede einzelne Aufgabe allein, was im Rahmen der „cognitive load“-Theorie verständlich ist:<br />
Zusätzlich <strong>zur</strong> eigentlichen Aufgabe, die richtige Kraft zu überlegen, erzeugt die Antwortdarstellung<br />
im Graphenformat eine zusätzliche kognitive Belastung. Ein sehr guter Schüler drückte dies auf einem<br />
Antwortblatt so aus: „Die Graphen, die variable Kräfte oder Beschleunigungen zeigen, verleiten zu<br />
falschen Antworten.“ Interessant <strong>und</strong> für die Interpretation von Bedeutung wäre es zu sehen, ob die<br />
Schüler Aufgaben, in denen reine Grapheninterpretation verlangt wird, hier wirklich - wie vermutet -<br />
ganz richtig beantworten. So könnte man z.B. noch ein paar Items in der Form „Auf das Auto wirkt<br />
eine konstante Kraft nach rechts/links“ stellen. Ein solcher Test wurde jedoch nur mit zwei Schülerinnen<br />
durchgeführt, die im Haupttest aristotelisch geantwortet haben. Diese beiden antworteten bei solchen<br />
Items <strong>zur</strong> Grapheninterpretation stets richtig.<br />
Interessant ist auch der Vergleich der Ergebnisse bei den Beschleunigungsgraphenaufgaben mit den<br />
Ergebnissen bei den Kraftgraphenaufgaben. Von Schülern, die in diesem Aufgabenblock „Geschwindigkeitsantworten<br />
v � statt a � “ gegeben haben (circa 40 %), kann man kaum erwarten, dass sie einen<br />
Kraftgraphen wählen, der der newtonschen Sichtweise entspricht. Diese Antwortkombination haben<br />
bei sich entsprechenden Aufgaben auch nur 3 % bis 5 % aller Schüler gegeben. Dagegen haben je nach<br />
Aufgabe 76 % bis 88 % der Schüler, die eine „Geschwindigkeitsantwort v � statt a � “ gaben, bei der entsprechenden<br />
Kraftaufgabe aristotelisch geantwortet. Von den Schülern, die die Beschleunigungsaufgaben<br />
richtig lösten (circa 50 %), könnte man dagegen erwarten, dass sie bei den Aufgaben mit Kraftgra-<br />
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phen gemäß F = m⋅<br />
a auch die newtonsche Antwort geben. Allerdings haben nur durchschnittlich<br />
31% der Schüler, die ein Beschleunigungsitem richtig lösten, beim entsprechenden Kraftitem newtonsch<br />
geantwortet, während aber durchschnittlich 63 % der Schüler, die ein Beschleunigungsitem<br />
richtig lösten, beim entsprechenden Kraftitem eine aristotelische Antwort gegeben haben. So wurden<br />
die Aufgaben mit Kraftgraphen auch nur von durchschnittlich 21 % der Gymnasiasten richtig beantwortet,<br />
was durchschnittlich nur 41 % der jeweils entsprechenden Beschleunigungsaufgaben ist. Entsprechend<br />
findet man keine oder nur sehr schwache Korrelationen zwischen den Beschleunigungsitems<br />
<strong>und</strong> den Kraftitems.<br />
6.5.2.3 Ergebnisse der Treatmentgruppe im Vergleich<br />
Bei den Krafttextaufgaben konnten sich die 211 Schüler der Treatmentgruppe bei jedem Item vom<br />
Vortest (11 % bis 18 % richtige Antworten, im Mittel 16 %) bis zum Nachtest verbessern (30 % bis<br />
52 %, im Mittel 39 %) <strong>und</strong> erreichen damit geringe relative Zugewinne (22 % bis 34 %, im Mittel