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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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6 <strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> Unterrichtskonzeptes 205<br />

tig die newtonsche Antwort, obwohl sie eine andere Antwort gegeben haben; sie merken also nicht,<br />

dass ihre erste Antwort nicht mit ihrer zweiten, schriftlichen übereinstimmt. Wieder andere haben zuerst<br />

bei gleichmäßig schneller- oder langsamerwerdenden Bewegungen eine aristotelische Antwort<br />

gegeben <strong>und</strong> beim Begründen erklären sie physikalisch richtig, was dies bedeutet - nämlich, dass die<br />

Beschleunigung gleichmäßig linear zu- oder abnimmt; sie merken also nicht, dass bei dem Item extra<br />

„konstante Beschleunigung“ stand. Dieser Inkonsistenz liegt wohl eine Kompartmentalisierung von<br />

Vorstellungen (siehe Kapitel 2.1.4) zugr<strong>und</strong>e. Man kann in diesen Begründungen auch sehen, dass<br />

hinter gleichen Antworten verschiedene Begründungen <strong>und</strong> Vorstellungen stehen können. Andererseits<br />

findet man auch bei unterschiedlichen Antworten die gleiche Begründung. Häufig wird eine physikalische<br />

Sprache <strong>und</strong> ein physikalischer Formalismus (speziell F = m ≅ a) verwendet, um damit auch unphysikalische<br />

Antworten zu begründen.<br />

Leider liegen die Vortest- <strong>und</strong> Nachtestergebnisse von traditionell unterrichteten Schülern nicht von<br />

den gleichen Schülern vor (Test vor Unterricht: 2001, Test nach Unterricht: 1994), so dass keine Korrelationen<br />

zwischen z.B. Vortestergebnissen <strong>und</strong> dem relativem Zugewinn berechnet werden können.<br />

6.5.2.2 Ergebnisse traditioneller Vergleichsklassen bei Graphenaufgaben <strong>zur</strong> Kraft<br />

Der Aufgabenblock „Kraftgraphenaufgaben“ des Tests „Fragen zu Kraft <strong>und</strong> Bewegung“ (THORNTON,<br />

1996) entspricht physikalisch gesehen dem Frageblock mit dem idealen Schlitten. Hier bewegt sich ein<br />

Spielzeugauto bei vernachlässigbarer Reibung <strong>und</strong> vernachlässigbarem Luftwiderstand nach links oder<br />

rechts entlang einer horizontalen Linie entweder mit konstanter Geschwindigkeit oder gleichmäßig<br />

schneller- oder langsamerwerdend. Die Schüler sollen nun wieder zu jeder beschriebenen Bewegung<br />

die Kraft auswählen, die diese Bewegung ermöglicht, wobei die Antwortmöglichkeiten nun nicht mehr<br />

als Antwortsatz vorgegeben, sondern als Graphen F(t) dargestellt sind. Im englischsprachigen Originaltestbogen<br />

wurde ein Koordinatensystem durch eine horizontale Linie namens „+ Abstands-Achse“<br />

(mit einer Null <strong>und</strong> einem Pfeil nach rechts) festgelegt. Wie bereits in Kapitel 6.4.2.1 dargelegt, taten<br />

sich die interviewten Schüler damit schwer, so dass eine horizontale Linie als „x-Achse <strong>eines</strong> Koordinatensystems“<br />

(mit einem Pfeil in positive <strong>und</strong> negative Richtung) gewählt wurde.<br />

Wie Tab. 6.19 zeigt, gaben bei diesem Aufgabenblock - abgesehen von der Aufgabe zum ruhenden<br />

Auto - nur 15 % bis 27 % (im Durchschnitt 21 %) der Gymnasiasten eine newtonsche Antwort, aber -<br />

abgesehen von der Aufgabe zum ruhenden <strong>und</strong> gestoßenen Auto - gaben 67 % bis 76 % (im Durchschnitt<br />

69 %) eine aristotelische Antwort. Vergleicht man physikalisch äquivalente Bewegungen unterschiedlicher<br />

Richtung, stellt man wieder fest, dass Bewegungen nach rechts häufiger richtig beantwortet<br />

werden als Bewegungen nach links (siehe Tab. 6.27). Innerhalb einer Bewegungsrichtung werden<br />

Bewegungen mit konstanter Geschwindigkeit am besten beantwortet gefolgt von schnellerwerdenden<br />

Bewegungen. Am Schlechtesten werden wie im Frageblock mit Textitems (Schlitten) die langsamerwerdenden<br />

Bewegungen beantwortet (siehe Tab. 6.27).<br />

Eine Berechnung der Korrelationskoeffizienten zwischen verschiedenen Antworten ergibt, dass bei<br />

diesem Aufgabenblock die newtonschen Antworten schwach bis stark korrelieren (zwischen 0,39 <strong>und</strong><br />

0,85; im Durchschnitt 0,56; alle Korrelationen sind auf dem Niveau von 0,01 signifikant). Die Schüler<br />

bleiben also relativ konsistent bei einer Sichtweise. Ebenso korrelieren die aristotelischen Antworten

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