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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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204 6 <strong>Evaluation</strong> des Unterrichtskonzeptes<br />

zeichnet <strong>und</strong> kein Koordinatensystem festgelegt. Allerdings ist wohl die Bewegung nach rechts die in<br />

der Schule übliche Bewegung, während Bewegungen nach links selten vorkommen. Ein solcher Zusammenhang<br />

ist in der Literatur anscheinend noch nicht beschrieben. Vergleicht man außerdem bei<br />

einer festen Bewegungsrichtung Items mit verschiedenen Bewegungsarten, stellt man - wie zu erwarten<br />

- fest, dass Items mit Bewegungen mit konstanter Geschwindigkeit am häufigsten <strong>und</strong> solche mit<br />

langsamerwerdenden Bewegungen am seltensten richtig beantwortet werden (siehe Tab. 6.26).<br />

Bei einem Item wird nicht angegeben, in welche Richtung sich der Schlitten bewegt, sondern nur, dass<br />

er gleichmäßig abbremst <strong>und</strong> eine konstante Beschleunigung nach rechts hat, woraus man schließen<br />

kann, dass er sich nach links bewegt. Durch Anwendung des Gr<strong>und</strong>gesetzes der <strong>Dynamik</strong> F = m ≅ a<br />

könnte man hier jedoch die richtige Antwort geben, auch ohne die Bewegung durchschauen zu müssen.<br />

Die interviewten Schülerinnen wollten die Bewegung jedoch verstehen, was ihnen nicht gelang.<br />

Insbesondere für eine aristotelische Antwort müsste man erst wissen, in welche Richtung sich der<br />

Schlitten bewegt. Um das zu erkennen, muss man allerdings den Beschleunigungsbegriff verstanden<br />

haben, was auch nur bei einem Teil der Schüler der Fall ist.<br />

In der Untersuchung von BLASCHKE ist der Anteil der newtonschen Antworten bei den meisten Items<br />

fast genauso groß; nur die Items mit schnellerwerdenden Bewegungen fallen schlechter aus. In der<br />

Untersuchung von WILHELM vor dem Mechanikunterricht ist der Anteil der newtonschen Antworten<br />

nur ein Drittel bis die Hälfte, obwohl diese Thematik in der Mittelstufe behandelt wurde. Die aristotelischen<br />

Antworten liegen dafür höher. Unter der Annahme, dass die Schüler mit traditionellem Unterricht<br />

gleiche Vortestergebnisse erreicht hätten, schafft der Unterricht nach den Daten von WILHELM bei<br />

den newtonschen Antworten je nach Item einen Zugewinn von 6 bis 25 Prozentpunkten (durchschnittlich<br />

18). Das ist ein relativer Zugewinn der Gruppe (bezogen auf den möglichen Zugewinn der Gruppe)<br />

von 7 % bis 29 % (durchschnittlich 21 %), was nur als gering einzustufen ist.<br />

Letztlich ist noch von Interesse, wie konsistent bzw. sprunghaft die Schüler die Items beantworteten.<br />

Beim Auswerten stellt man einerseits fest, dass nur sehr wenige Schüler die newtonsche oder aristotelische<br />

Sichtweise absolut konsequent durchhalten. Trotzdem hat man den Eindruck, dass relativ konsistent<br />

geantwortet wird. Eine Berechnung der Korrelationskoeffizienten zwischen verschiedenen Antworten<br />

ergibt, dass bei diesem Aufgabenblock die newtonschen Antworten schwach bis mittelstark<br />

korrelieren (zwischen 0,30 <strong>und</strong> 0,72; im Durchschnitt 0,48; alle Korrelationen sind auf dem Niveau<br />

von 0,01 signifikant). Die aristotelischen Antworten korrelieren ebenfalls schwach bis mittelstark (zwischen<br />

0,36 <strong>und</strong> 0,74; im Durchschnitt 0,51). Die Schüler bleiben also relativ konsistent bei einer<br />

Sichtweise. Bei einer dichotomen Auswertung (richtig – falsch) ergibt das eine hohe Reliabilität von α<br />

= 0,87.<br />

Da jeder Schüler zwei Antworten schriftlich begründen sollte, liegen nun zu circa zwei Dritteln der<br />

Items eine Fülle von Schüleräußerungen vor, die den in der Literatur beschriebenen Schülervorstellungen<br />

entsprechen (siehe Kapitel 2.2.4.2), wobei viele Begründungen jedoch konfus, widersprüchlich<br />

oder unlogisch erscheinen. Andere passen sehr gut zu den Vorstellungen „innere Kraft“/„Energie“/<br />

„Impuls“, „wirkende Antriebskraft proportional <strong>zur</strong> Geschwindigkeit“ oder „Kraftverbrauch“ (siehe<br />

WILHELM, 1994, S. 94 – 97). Interessanterweise wechselten viele Schüler, wenn sie ihre Antwort begründen<br />

sollen, von einer aristotelischen zu einer newtonschen Antwort über. Andere begründen rich-

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