Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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202 6 <strong>Evaluation</strong> des Unterrichtskonzeptes<br />
Gr<strong>und</strong>kurs <strong>eines</strong> außerbayerischen Lehrers, der sich nur in der <strong>Kinematik</strong> ungefähr an das Konzept<br />
hielt, hat einen Verlust von 0,4 Prozentpunkten von Vor- zu Nachtest erreicht. Die anderen drei<br />
Klassen haben sich von 28 % auf 41 % verbessert, (relativer Zugewinn: 18 %), was genau dem<br />
Durchschnitt traditioneller Klassen entspricht. Daraus könnte man schließen, dass zu einem erfolgreichen<br />
Umgang mit den erstellten Materialien ein Lehrertraining notwenig ist. Die Effekte der<br />
Treatmentgruppe sind möglicherweise nur auf die Kombination von Unterrichtsmaterialien <strong>und</strong><br />
Lehrertraining <strong>zur</strong>ückzuführen, was nicht überprüft werden konnte.<br />
6.5.2 Aufgaben <strong>zur</strong> eindimensionalen <strong>Dynamik</strong><br />
6.5.2.1 Ergebnisse traditioneller Vergleichsklassen bei Textaufgaben <strong>zur</strong> Kraft<br />
Aufgaben <strong>zur</strong> eindimensionalen <strong>Dynamik</strong> sind auch in dem Fragebogen „Fragen zu Kraft <strong>und</strong> Bewegung“<br />
von THORNTON enthalten (Der Originalfragebogen findet sich in THORNTON (1996), die dynamischen<br />
Aufgaben mit Textantworten außerdem in SOKOLOFF, THORNTON (1997)). Wie im <strong>Kinematik</strong>teil<br />
werden auch hier Fragen zu einer größeren Zahl physikalisch ähnlicher bzw. physikalisch sich<br />
entsprechenden Situationen gestellt. Allgemeine Informationen zum Aufbau des Tests, der Überarbeitung,<br />
der Gestaltung <strong>und</strong> den Varianten anderer Autoren findet man im Kapitel 6.4.2.1.<br />
Im Aufgabenblock „Krafttextaufgaben“ wird ein Schlitten betrachtet, der sich reibungsfrei auf einer<br />
Eisfläche bewegen kann. Es handelt sich hier also um eine Idealisierung, wie sie in der Physik <strong>und</strong> im<br />
Physikunterricht üblich ist, um „reine Phänomene“ zu erhalten, die sich in der Wirklichkeit nie verwirklichen<br />
lassen. Hier wurde jedoch eine Situation aus der realen Welt gewählt, die dieser Idealisierung<br />
sehr nahe kommt, damit die Schüler möglichst wenige Probleme mit dem Gedankenexperiment<br />
haben. In den einzelnen Items bewegt sich der Schlitten nun nach rechts oder links <strong>und</strong> es ist nach der<br />
Kraft gefragt, die benötigt wird, damit sich der Schlitten mit konstanter Geschwindigkeit weiterbewegt<br />
oder gleichmäßig schneller oder langsamer wird. Als Hilfe ist in den beiden letzten Fällen noch in<br />
Klammern angegeben, dass dies eine konstante Beschleunigung ist. Es handelt sich hier also um eine<br />
einfache Anwendung des ersten <strong>und</strong> zweiten newtonschen Gesetzes. Die möglichen Antworten für die<br />
gesuchte Kraft sind dabei als Sätze formuliert <strong>und</strong> zum Teil mit einer Skizze veranschaulicht. Die kurzen<br />
Sätze sind dabei leicht verständlich <strong>und</strong> ohne Fachwörter.<br />
Entgegen dem Original wurde der Schlitten <strong>und</strong> im nächsten Aufgabenblock das dargestellte Auto<br />
symmetrisch gestaltet, damit durch die Skizze nicht eine bestimmte Bewegungsrichtung impliziert<br />
wird. Außerdem wurden die möglichen Antworten dadurch übersichtlicher gestaltet, dass nicht in jedem<br />
Fall ein ganzer Satz dasteht, sondern nach dem Satzbeginn verschiedene Satzfortsetzungen angeboten<br />
werden. Im Originaltestbogen heißt es, dass eine Person, die Schuhe mit Spikes trägt, auf dem<br />
Eis steht <strong>und</strong> die beschriebenen Kräfte auf den Schlitten ausüben kann. Im persönlichen Interview<br />
zeigte sich hier bei einer Schülerin das von SCHECKER (1985, S. 136) beschriebene Realisationsdenken.<br />
Die Person müsste vorwärts oder auch rückwärts laufen, dabei eine Geschwindigkeit halten oder<br />
gleichmäßig langsamer oder schneller werden, <strong>und</strong> zusätzlich müsste sie eine Kraft auf den Schlitten<br />
ausüben, die nach rechts oder links geht <strong>und</strong> deren Stärke zu- oder abnimmt oder konstant bleibt. Um<br />
dieses Vorstellungsproblem zu umgehen, wurde die Situation abgeändert. Im überarbeiteten Fragebo-