Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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186 6 <strong>Evaluation</strong> des Unterrichtskonzeptes<br />
der unter anderem nach der Kraftrichtung im höchsten Punkt (Scheitelpunkt) gefragt wurde. Diese<br />
Aufgabe wurde in Deutschland von JUNG <strong>und</strong> WIESNER (1981, S. 111 <strong>und</strong> 117) an Physikstudenten,<br />
von SCHECKER (1985, S. 107, 113 <strong>und</strong> 300) an Gymnasiasten <strong>und</strong> von NACHTIGALL (1987, S. 148 f.)<br />
an Studenten <strong>und</strong> Schüler gestellt. Bei den Untersuchungen mit Schülern liegen die Ergebnisse circa in<br />
gleicher Höhe wie bei dieser Untersuchung (siehe Tab. 6.15). CLEMENT (1982, S. 67) dagegen stellte<br />
eine Aufgabe, in der die Münze wie hier senkrecht nach oben geworfen wurde, <strong>und</strong> fragte nach der<br />
Kraftrichtung beim Hochbewegen. Weitere Testergebnisse zu dieser Aufgabe finden sich bei THIJS<br />
(1992), WILHELM (1994) <strong>und</strong> DEMIDOW ET AL. (1997).<br />
Bei der hier gestellten Aufgabe sollte nur die Richtung der Kraft in den drei Fällen (Aufwärtsbewegung,<br />
oben, Abwärtsbewegung) angegeben werden; es wurde nicht gefragt, ob der Betrag der Kraft<br />
konstant ist, ab- oder zunimmt. Bei einer Aufgabe des FCI-Tests (Item Nummer 5 in Version 1)<br />
wurden mit Worten fünf mögliche Antworten genau beschrieben. Interessanterweise geben die<br />
Gymnasiasten (11. Jahrgangsstufe) bei dieser Aufgabe deutlich seltener eine richtige Antwort (5 %<br />
statt 10 %) (siehe Kapitel 6.5.1.2). Die dort logisch klingenden Alternativen sind offensichtlich attraktive<br />
Distraktoren <strong>und</strong> erschweren eine physikalisch korrekte Antwort.<br />
6.4.3.2 Ergebnisse der Treatmentgruppe im Vergleich<br />
Die Aufgabe „Beschleunigung beim Münzwurf“ wurde aus dem ursprünglichen Test „Fragen zu<br />
Kraft <strong>und</strong> Bewegung“ ausgegliedert <strong>und</strong> als separater kurzer Test in sieben Treatmentklassen nur<br />
als Nachtest gestellt – teilweise erst spät im Schuljahr mit großem Abstand zum entsprechenden<br />
Unterrichtsstoff. Auf einen Vortest wurde verzichtet; es ist anzunehmen, dass dies vor dem Unterricht<br />
kaum ein Schüler richtig löst. Der senkrechte Wurf wurde in den Versuchsklassen als Anwendung<br />
des zweiten newtonschen Gesetzes sehr kurz behandelt, wie dies auch in den bayerischen<br />
Schulbüchern behandelt wird. Es wurde nicht gefragt, ob dies auch in allen Vergleichsklassen gemacht<br />
wurde, jedoch ist davon auszugehen, dass dies in der Regel geschah. Damit die Versuchsklassen<br />
bei dieser Aufgabe gegenüber den Vergleichsklassen durch die Behandlung der Aufgabe<br />
nicht im Vorteil sind, wurde die Beschleunigungsrichtung bei diesem Vorgang nicht im Unterrichtskonzept<br />
thematisiert.<br />
Das Besondere dieser Aufgabe ist nicht nur, dass eine natürliche Richtungsumkehr vorliegt <strong>und</strong> sich<br />
die Münze somit teilweise in Richtung der negativen Koordinatenachse bewegt, sondern dass hier<br />
keine Grapheninterpretation notwendig ist. Es genügt, sich die Richtung der Beschleunigung zu<br />
überlegen. Deshalb wurde hier bei der Testgruppe ein deutlich besseres Ergebnis als bei der Vergleichsgruppe<br />
erwartet, denn diese Fähigkeit sollte in der <strong>Kinematik</strong> im Zusammenhang mit zweidimensionalen<br />
Bewegungen entwickelt worden sein.<br />
In den sieben Treatmentklassen haben 39 % der Schüler die Aufgabe richtig gelöst (siehe Tab. 6.16)<br />
(Klassenergebnisse zwischen 27 % <strong>und</strong> 54 %). Damit liegt deren Anteil fast sechsmal so hoch wie<br />
in den herkömmlich unterrichteten Klassen (Unterschied auf 0,01-Niveau signifikant). Zusammen<br />
mit den fast-richtigen Lösungen hat damit die Hälfte aller Schüler die Aufgabe richtig gelöst. Die<br />
Antwort, bei der Schnellerwerden stets einer positiven <strong>und</strong> Langsamerwerden stets einer negativen<br />
Beschleunigung entspricht, wurde nur von 14 % der Schüler gewählt gegenüber einem Drittel der