Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
182 6 <strong>Evaluation</strong> des Unterrichtskonzeptes<br />
Vorzeichen der Beschleunigung:<br />
Eine Richtungsumkehr tritt beim senkrechten Wurf mit einer Münze natürlicherweise auf, so dass<br />
bei einer entsprechenden Verständnisaufgabe die im Wesentlichen drei verschiedenen Vorstellun-<br />
� � � � �<br />
gen ( a ~ v , a ~ ∆ v <strong>und</strong> a ~ ∆v<br />
) gleichzeitig in einer Klasse auftreten (siehe Kapitel 2.2.3). Nur<br />
7% der Schüler gaben 1994 auch nach dem konventionellen Unterricht die vollständig richtige<br />
Antwortkombination (siehe<br />
Tab. 6.11). 10 % gaben<br />
Untersuchung WILHELM 1994,<br />
N = 188,<br />
TREFFER 1988,<br />
N = 426,<br />
eine Antwortkombination,<br />
nach trad. U., nach trad. U.,<br />
bei der zwar für die Auf-<br />
Antwort<br />
richtige Lösung<br />
wärts- <strong>und</strong> Abwärtsbewe-<br />
fast-richtige Lösung<br />
gung die richtige Lösung + :=“schneller“<br />
angegeben wurde, aber - :=“langsamer“<br />
Bayern<br />
7 %<br />
10 %<br />
36 %<br />
Bayern<br />
3 %<br />
3 %<br />
34 %<br />
0 %<br />
0 %<br />
12 %<br />
zum höchsten Punkt die v statt a 41 % 55 % 82 %<br />
Beschleunigung null angegeben<br />
wird, also wahrscheinlich<br />
eine statische<br />
Vorstellung überwiegt.<br />
sonstige Angaben 6 % 5 % 6%<br />
WILHELM,<br />
2002, N = 17<br />
vor 11. Klasse,<br />
Hessen<br />
Tab. 6.11: Auswahlhäufigkeiten bei der Aufgabe „Beschleunigung beim Münzwurf“<br />
vor <strong>und</strong> nach konventionellem Unterricht, Quelle: Eigene Erhebungen<br />
<strong>und</strong> Aufzeichnung TREFFER<br />
ARONS (1981, S. 168) sieht diese Problem eng verzahnt mit der von TROWBRIDGE <strong>und</strong> MCDERMOTT<br />
beschriebenen Schwierigkeit mit dem Begriff „Momentangeschwindigkeit“, der für Schüler einen<br />
Zeitraum, keinen Zeitpunkt beschreibt. Als Ursache dieser Beantwortung nennt er die Schulbuchausdrucksweise,<br />
der Ball komme im Umkehrpunkt „einen Moment <strong>zur</strong> Ruhe“. Diese Antwortkombination<br />
möchte ich als „fast-richtig“ bezeichnen.<br />
Bezeichnet man in einem vereinfachten Beschleunigungskonzept Schnellerwerden als positive <strong>und</strong><br />
Langsamerwerden als negative Beschleunigung, gaben 36 % der Schüler in diesem Sinne eine richtige<br />
Antwort. Bei Bewegung in positive Richtung - was in der Schule meistens der Fall ist - führt<br />
dies zum gleichen Ergebnis wie der physikalische Beschleunigungsbegriff; bei Bewegung in negative<br />
Richtung aber zum jeweils entgegengesetzten Vorzeichen. Dennoch muss man sagen, dass diese<br />
Schüler das Wesentliche des Beschleunigungsbegriffes verstanden haben, nämlich dass er die<br />
Änderung der Geschwindigkeit (hier ebenso als skalare Größe aufgefasst) angibt. Einige Lehrer<br />
bestätigten in Gesprächen, dass sie im Unterricht positive Beschleunigung als Schnellerwerden <strong>und</strong><br />
negative Beschleunigung als Langsamerwerden einführen <strong>und</strong> Beschleunigung nicht als vektorielle<br />
Größe behandeln. Eine Schülerantwort in diesem Sinne muss dann als Lernerfolg verstanden werden.<br />
Wenn man die drei ersten, bisher diskutierten Antwortkombinationen, die alle wenigstens ein<br />
Teilverständnis des Beschleunigungsbegriffes zeigen, zusammenfasst, ergibt sich ein Anteil von<br />
53%. Circa die Hälfte der Schüler hat also wenigstens zum Teil den Beschleunigungsbegriff verstanden.<br />
41 % der Schüler verfügen jedoch anscheinend über keinen Beschleunigungsbegriff, da sie eine<br />
Antwortkombination gaben, die der Geschwindigkeit, aber nicht einer Beschleunigung entspricht.<br />
Für sie ist wohl Beschleunigung etwas, das mit der Geschwindigkeit, nicht mit deren Änderung zu