Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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6 <strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> Unterrichtskonzeptes 181<br />
dass die Einstellung der Schüler <strong>und</strong> ihr Vorwissen entscheidender sind, als das verfolgte Unterrichtskonzept.<br />
Nach WANG, HAERTEL <strong>und</strong> WALBERG (1993) ist der entscheidendste Einfluss auf<br />
den Lernerfolg die kognitive Kompetenz der Schüler, während die Organisation des Lehrplans erst<br />
auf Platz 10 <strong>und</strong> die Qualität des Unterrichts erst auf Platz 13 kommen (zitiert nach Meyer, 2004, S.<br />
35).<br />
Generell kann man sagen, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Klassen sowohl beim traditionellen<br />
Unterricht als auch beim Unterricht nach diesem Konzept sehr groß sind. Es stellt sich<br />
auch die Frage, inwiefern die Treatmentgruppe <strong>und</strong> Kontrollgruppe repräsentativ ist <strong>und</strong> ob je zehn<br />
Klassen für diese Untersuchung ausreichend sind. Zumindest kann angemerkt werden, dass die<br />
Kontrollgruppe von erfahrenen Lehrern unterrichtet wurde, während die Treatmentgruppe großteils<br />
von jungen Lehrern unterrichtet wurde.<br />
Testergebnisse liegen auch von drei weiteren Klassen bzw. Kursen aus drei B<strong>und</strong>esländern vor,<br />
deren Lehrer allein aufgr<strong>und</strong> der Materialien-CD nach dem Unterrichtskonzept unterrichten, aber an<br />
keinem Seminar teilnahmen <strong>und</strong> nicht persönlich instruiert wurden. Da hier wenige Rückmeldungen<br />
vorlagen, wie genau unterrichtet wurde, konnten die Klassen nicht in die Auswertung aufgenommen<br />
werden. Diese Gruppe war im Nachtest bei den 4 v(t)-Aufgaben nach THORNTON mit 92 % nur minimal<br />
schlechter als die Treatmentgruppe (95 %) <strong>und</strong> die Kontrollgruppe 1 (96 %). Bei den 6 a(t)-<br />
Aufgaben nach WILHELM waren die Schüler jedoch sowohl beim Vortest mit 2 % deutlich schlechter<br />
als die Treatmentgruppe (12 %) als auch beim Nachtest mit 28 % (Treatmentgruppe <strong>und</strong> die<br />
Kontrollgruppe 1 je 48 %) <strong>und</strong> beim relativen Zugewinn (26 % statt 40 % in Treatmentgruppe). Ob<br />
dies an den Schülern liegt oder ob hier ein Effekt der Lehrerschulung im Begleitseminar vorliegt,<br />
kann nicht gesagt werden.<br />
6.4.3 Beschleunigung beim senkrechten Münzwurf<br />
6.4.3.1 Ergebnisse traditioneller Vergleichsklassen<br />
Eine weitere Aufgabengruppe des Tests „Fragen zu Kraft <strong>und</strong> Bewegung“ betrifft die Beschleunigung<br />
einer senkrecht nach oben geworfenen Münze. Es wird dabei nicht nach der Kraft auf die<br />
Münze sondern nach ihrer Beschleunigung während der verschiedenen Phasen gefragt. Im Originalfragebogen<br />
von THORNTON wird nach dem Vorzeichen der Beschleunigung (negativ, null, positiv)<br />
gefragt, wobei im Aufgabenstamm aufwärts als die positive Richtung festgelegt wurde. In der hier<br />
vorgestellten Untersuchung (Fragebogen siehe CD im Anhang) wurde zusätzlich nach der Richtung<br />
der Beschleunigung gefragt (abwärts gerichtet, null, aufwärts gerichtet). Die Antwort kann man sich<br />
als Physiker auf zwei Weisen überlegen: Entweder man weiß die Kraftrichtung <strong>und</strong> folgert daraus<br />
die proportionale Beschleunigung oder man überlegt sich neben der Geschwindigkeitsrichtung,<br />
wann die Münze schneller bzw. langsamer wird. Gespräche mit Schülern ergaben, dass sie die<br />
zweite Variante wählen, weshalb diese Aufgabe als kinematische, nicht als dynamische betrachtet<br />
wird.