Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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6 <strong>Evaluation</strong> <strong>eines</strong> Unterrichtskonzeptes 151<br />
tik nicht entsprechend unterrichtet. Anderseits braucht man hier in der <strong>Kinematik</strong> nicht mehr als das<br />
Wissen, wie man zwei „Pfeile“ graphisch addiert, was als „Pfeilzeichnungsalgorithmus“ schnell<br />
gezeigt werden kann. Ein quantitatives Rechnen mit Vektoren ist nicht notwendig. Das Entsetzen<br />
der Schüler äußerte sich in Fragen wie „Müssen wir mit den Vektoren rechnen?“ <strong>und</strong> „Und wie<br />
rechne ich jetzt damit?“ Deshalb wird gefordert, dass im Mathematikunterricht bereits in der Unter<strong>und</strong><br />
Mittelstufe Vektoraddition <strong>und</strong> –subtraktion zeichnerisch <strong>und</strong> rechnerisch behandelt <strong>und</strong> geübt<br />
wird. Die Bedeutung des Arbeitens mit Vektoren für ein Verständnis der Physik kann nämlich nicht<br />
unterschätzt werden. Das Arbeiten mit den Vektorpfeilen wurde jedoch schließlich von den Lehrern<br />
als anschaulich, klar <strong>und</strong> sogar einfach eingeschätzt. Die Lehrer meinten, dass die Schüler dieses<br />
Arbeiten mit Vektorpfeilen verstanden hätten <strong>und</strong> worin in den Vektoren einen Unterschied <strong>zur</strong><br />
Alltagsbedeutung der Begriffe sahen: „Dann ist die Beschleunigung also auch ein Vektor?“ Vektorielle<br />
Größen in PAKMA anschaulich als Pfeil zu sehen, wurde als recht nützlich beschrieben. Ein<br />
anfängliches Entsetzen über die Vektorrechnung war also ungerechtfertigt.<br />
Gute Schüler, die vielleicht unterfordert waren, suchten z.T. nach Schwierigkeiten <strong>und</strong> Problemen.<br />
Ein Problem für einige Klassen <strong>und</strong> einige Lehrer war, wo bei einer gegebenen Bahnkurve mit<br />
Zeitmarken der ermittelte Geschwindigkeitsvektor hingezeichnet werden soll (irgendwo in der Mitte<br />
zwischen den beiden Zeitmarken.) bzw. wo der ermittelte Beschleunigungsvektor beginnen soll<br />
(irgendwo in der Mitte zwischen den beiden Geschwindigkeitsvektoren). Ein anderes Problem in<br />
einer Klasse war, dass die Anschaulichkeit bei der Grenzwertbildung verloren geht: Obwohl für<br />
∆t→0 der Ortsänderungsvektor gegen Null geht, hat der Geschwindigkeitsvektor eine von Null verschiedene<br />
Länge. Während in der Mathematik der Grenzwert immer als Grenzwert einer Folge von<br />
Skalaren auftritt, geht man hier darüber hinaus, indem der Grenzwert einer Folge von Vektoren be-<br />
�<br />
� ∆x<br />
trachtet wird: v = lim . Einige Schüler hatten auch ein Problem damit, dass v<br />
∆t→0<br />
∆t<br />
� gleich lang bleibt,<br />
wenn a � <strong>und</strong> v � senkrecht zueinander sind, denn ein v � -Vektor plus ein dazu senkrechter v �<br />
∆ -Vektor<br />
ergeben einen längeren v � -Vektor. Ein Lehrer war sehr darüber verblüfft, dass der Betrag der mittleren<br />
Geschwindigkeit bei einer Kreisbewegung mit konstantem Tempo abhängig vom gewählten<br />
Zeitintervall kleiner ist als das konstante Tempo. So gab es auch in zwei Klassen Schwierigkeiten<br />
mit der mittleren Geschwindigkeit.<br />
6.3.1.4 Gesamteinschätzung der Lehrer<br />
Allen Lehrer gefiel die Einführung kinematischer Begriffe anhand von zweidimensionalen Bewegungen<br />
<strong>und</strong> die Betonung des Vektorcharakters der Größen. Letztlich lobten die Lehrer das Konzept,<br />
das als inhaltlich geschlossen mit erkennbarem rotem Faden beschrieben wurde. Als besonders<br />
positiv wurde genannte, dass hier im Gegensatz <strong>zur</strong> Einführung in die <strong>Kinematik</strong> über eindimensionale<br />
Bewegungen Ort <strong>und</strong> Weglänge sowie Geschwindigkeit <strong>und</strong> Geschwindigkeitsbetrag klar unterscheidbar<br />
sind. Das Herausarbeiten des zentralen Beschleunigungsbegriffes in Abgrenzung <strong>zur</strong><br />
Geschwindigkeit gelinge hier deutlich besser als beim traditionellen Vorgehen. Die Einführung der<br />
kinematischen Begriffe über zweidimensionale Bewegungen wurde außerdem als realitätsnäher