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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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2 Schülervorstellungen <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> 7<br />

setzmäßigkeiten ist somit eine beachtenswerte Leistung. Die wissenschaftlichen Konzepte unterscheiden<br />

sich aber von den Alltagstheorien u.a. durch einen allgemeineren Geltungsbereich.<br />

Die Alltagssprache hält viele solche Erklärungsmuster bereit, die man sich durch den verständigen<br />

Gebrauch der Sprache aneignet (Hericks, 1993, S. 126). Sie bewahrt dabei in vielen Formulierungen<br />

Vorstellungen, die von der Wissenschaft zum Teil als überholt angesehen werden <strong>und</strong> sie verwendet<br />

physikalische Begriffe in anderen Bedeutungen als die Physik.<br />

Vorstellungen werden auch geprägt durch den Umgang mit Massenmedien, dem Lesen von Büchern,<br />

durch den gesamten Bereich sozialen Lernens im täglichen Leben. Das Physikbild mancher<br />

Schüler, ihre Vorstellungen <strong>und</strong> ihr Vorwissen über Physik werden eventuell auch durch die Lektüre<br />

von Science Fiction-Literatur geprägt. Hier wird ein wissenschaftlich wirkendes Vokabular verwendet,<br />

so dass es nicht einfach ist, zwischen Fiktion <strong>und</strong> Wissenschaft zu unterscheiden. Da aufgr<strong>und</strong><br />

dieser vielen, aber vergleichbaren Quellen bei den meisten Schülern auch vergleichbare Alltagskenntnisse<br />

entstehen, kann man deren Struktur untersuchen <strong>und</strong> verallgemeinert darstellen.<br />

Außerdem entstehen Vorstellungen dadurch, dass Alltagssituationen spontan in bestimmter Weise<br />

strukturiert werden, was an allgemeinen Schemata liegen kann, die sich sehr früh ausbilden (Wodzinski,<br />

1996, S. 18). Man kann auch sagen, dass sich viele Vorstellungen auf eine Erfahrungs-<br />

Gestalt <strong>eines</strong> Ursache-Wirkungszusammenhangs <strong>zur</strong>ückführen lassen, die sich in vielen Alltagsanwendungen<br />

bewährt hat (Anderson, 1986).<br />

Schließlich können sogar durch den Physikunterricht selbst Vorstellungen geweckt oder unterstützt<br />

werden, die den physikalischen zuwiderlaufen. Von den Schülern missverstandene - d.h. auf dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> ihrer Vorstellungen interpretierte -, an sich zutreffende Informationen des Lehrers führen<br />

bei den Schülern zu Vorstellungen, die der Lehrer nicht beabsichtigt hatte (Duit, 1992, S. 285).<br />

Das Problem ist, dass die Sinnesdaten, die ein Adressat empfängt, keine ihnen innewohnende Bedeutung<br />

haben, sondern diese erst vom Adressaten aufgr<strong>und</strong> seiner Vorstellungen bekommen. So<br />

ergibt sich folgendes Problem: Der Lehrer sagt etwas, das im Rahmen seiner physikalischen Vorstellungen<br />

eine bestimmte Bedeutung hat. Der Schüler interpretiert das Gesagte aufgr<strong>und</strong> s<strong>eines</strong><br />

andersartigen Vorverständnisses (er hat ja noch nicht die physikalische Vorstellung) jedoch anders,<br />

also aus Sicht des Lehrers falsch. Umgekehrt hat die Antwort des Schülers im Rahmen seiner vorunterrichtlichen<br />

Vorstellungen eine bestimmte Bedeutung. Der Lehrer interpretiert das aufgr<strong>und</strong><br />

seiner anderen Vorstellungen (er kennt evtl. nur die physikalische Vorstellung) jedoch auch anders<br />

als vom Schüler gemeint <strong>und</strong> bestätigt ihm z.B. fälschlicherweise die Richtigkeit der Aussage. So<br />

redet man aneinander vorbei <strong>und</strong> missversteht sich („hermeneutischer Zirkel“) (Duit, 2002, S. 7).<br />

Auf diese Weise macht der Unterricht nach NACHTIGALL aus den ursprünglichen Präkonzepten häufig<br />

Misskonzepte (Nachtigall, 1992, S. 12). Damit ist nach NACHTIGALL in erster Linie gemeint,<br />

dass zwar noch präkonzeptionell gedacht wird, aber das wohldefinierte physikalische Vokabular <strong>zur</strong><br />

Erklärung benutzt wird.<br />

Die beim Schüler bereits vorhandenen Vorstellungen führen zu Schwierigkeiten, die sich in sachbedingte,<br />

lehrbedingte <strong>und</strong> innenbedingte Lernschwierigkeiten unterscheiden lassen. Sachbedingte<br />

Lernschwierigkeiten ergeben sich aus der Komplexität <strong>und</strong> Abstraktheit der Inhalte, wofür WOD-<br />

ZINSKI die Schwierigkeiten mit dem Begriff „Beschleunigung“ als ein Beispiel nennt (Wodzinski,

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