Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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140 6 Evaluation des Unterrichtskonzeptes gen und weitere Materialien wünschen können. Etliche Lehrer machten davon reichlich Gebrauch – allerdings nur bei der Kinematik, die sich deutlicher vom traditionellen Vorgehen unterschied als die Dynamik. Die sofortige didaktische und methodische Unterstützung wurde dabei sehr geschätzt. In den begleitenden Seminartreffen wurden nicht nur die gemachten Erfahrungen ausgetauscht und Fragen geklärt. Es wurden Schüler- und Expertenmeinungen zum Lernen vorgestellt und ihre Konsequenzen diskutiert, das dritte newtonsche Gesetz sowie die betreffenden Schülervorstellungen beleuchtet und weitere experimentelle Möglichkeiten zur Bewegungsaufnahme mit Ortsänderungen vorgestellt. Diese Lehrerfortbildung erfüllt damit etliche Faktoren, die sich in vielen Studien über Lehrerfortbildungen als transferbegünstigend herausstellten (die praktische Umsetzung wurde illustriert, die Lehrer bekamen Rückmeldung über ihren Unterrichtserfolg, Erfahrungen wurden in der Lehrergruppe ausgetauscht, eine Materialbasis wurde bereitgestellt, es gab spätere Nachtreffen) (Haenisch, 1994, S. 3). 6.2 Lehrerstudien 6.2.1 Zusammensetzung der Lehrergruppe Die an der Evaluation teilnehmenden Lehrer waren bezüglich verschiedener Kriterien recht unterschiedlich, was auch beabsichtigt war. Dabei handelte es sich (abgesehen vom Autor dieser Arbeit) um elf Männer (einschließlich eines Lehrers, der frühzeitig während der Evaluation wieder ausstieg) und zwei Frauen. Von diesen 13 Lehrern waren neun aus dem Raum Würzburg und konnten an den Begleitseminaren teilnehmen. Die anderen vier Lehrer sollten zeigen, ob das Konzept auch ohne Begleitung nur aufgrund der schriftlichen Angaben in der Unterrichtsbeschreibung problemlos durchführbar ist. Elf Lehrer unterrichteten in Bayern, worauf der Stundenumfang und die Lehrbuchverweise ausgerichtet waren; ein Lehrer unterrichtete einen Grundkurs in Hessen und eine Lehrerin einen Kurs in Nordrhein-Westfalen. Voraussetzung war die Bereitschaft, sich auf ein neues Unterrichtskonzept einzulassen und die gewählte Software zu nutzen. Die Software bzw. Modellbildung allgemein war anfangs nicht allen Lehrern vertraut. Das Durchschnittsalter der Lehrer lag mit 35 relativ niedrig, obwohl auch zwei Lehrer teilnahmen, die über 50 Jahre alt waren. Dies lag u.a. daran, dass auch drei Referendare an der Evaluation teilnahmen. Da sie zum ersten Mal eine elfte Klasse unterrichteten und noch kein anderes Konzept gewohnt waren, war eine interessante Frage, ob sie anders mit dem Konzept umgehen, als die erfahrenen Lehrer, die ebenfalls vertreten waren. Anscheinend sind junge Lehrer gegenüber neuen Konzepten aufgeschlossener und eher bereit, Neues zu wagen. Für einen Anfänger spielt es natürlich bezüglich des Arbeitsaufwandes keine Rolle, in welches Konzept er sich hineindenken muss, während es für erfahrene Lehrer zeitökonomischer ist, bei ihrem bisherigen Konzept zu bleiben. Von diesen 13 Lehrern unterrichteten sechs im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig (3 Std. pro Woche) und hatten damit die Möglichkeit, das Additum „Experimente zu ausgewählten Kapiteln der Mechanik“, für das laut Lehrplan ca. 14 Stunden vorgesehen sind, ganz oder teilweise mit der Kinematik und Dynamik zu behandeln. So hatten sie ausreichend Unterrichtszeit für das Konzept – auch für Schülerübungen und Modellbildung. Fünf Lehrer gehörten zu einem anderen
6 Evaluation eines Unterrichtskonzeptes 141 Schulzweig (2 Std. pro Woche) und hatten damit das Problem, dass nach dem Lehrplan die Themen in recht wenig Stunden unterrichtet werden sollen. Obwohl das Konzept so erstellt war, dass dies mit Verzicht auf Schülerübungen und mit Einschränkung der Modellbildung möglich ist, konnten sie doch je nach äußeren Bedingungen gezwungen sein, manche thematischen Bereiche weiter zu kürzen. Insbesondere konnten in diesen Klassen z.T. nicht alle Tests für die empirische Auswertung durchgeführt werden. Von den 17 Klassen, in denen nach dem Kinematik-/Dynamik-Konzept unterrichtet wurde, gehörten schließlich acht Klassen zum bayerischen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig, sieben Klassen zu einem anderen bayerischen Schulzweig und zwei Kurse zu anderen Bundesländern. Bei vier Lehrern war an der Schule bereits die PAKMA-Hardware vorhanden und konnte genutzt werden. Vier weitere Lehrer liehen sich vom Lehrstuhl für Didaktik der Physik in Würzburg PAK- MA-Hardware aus. Die übrigen fünf Lehrer konnten zwar alle Versuche zur zweidimensionalen Bewegung mit der PC-Maus durchführen, mussten jedoch in der Dynamik auf andere Messwerterfassungssysteme und auf Reproduktionen von Messungen mit PAKMA zurückgreifen. Die Möglichkeit, in PAKMA Dynamik-Versuche auf der Luftkissenfahrbahn mit einer umgebauten PC- Maus durchzuführen, wurde von den Lehrern nicht genutzt. 6.2.2 Gründe der Lehrer für die Teilnahme Eine wichtige Frage zur Charakterisierung der teilnehmenden Lehrer war, warum und aus welcher Motivation heraus die Lehrer an dieser Studie teilnahmen. Dazu sollten die Lehrer zum einen in freier Formulierung auf die Frage antworten, warum sie sich zur Teilnahme entschieden haben. Zum anderen sollten sie in einer Liste vorgeschlagener möglicher Gründe angeben, wie groß das Gewicht dieser Gesichtspunkte jeweils für ihre Entscheidung war. Die Umfrage wurde anonym durchgeführt. Elf der 13 Lehrer füllten den Fragebogen (siehe CD im Anhang) aus, zwei weiter entfernt unterrichtende Lehrer, die nicht an den Seminaren teilnehmen konnten, antworteten nicht. In der freien Antwortformulierung wurde am häufigsten angegeben, dass persönliche Kontakte entscheidend waren und dass die Lehrer etwas Neues ausprobieren möchten. Des Weiteren wurde der Computereinsatz und insbesondere PAKMA und VisEdit als Anreiz genannt. In je einem Fall wurde Unzufriedenheit mit dem bisherigen Physikunterricht der elften Klasse und die angebotenen Unterrichtsmaterialien genannt. Bei der Liste der 14 vorgegebenen Gründe sollten die Lehrer angeben, ob sie jeweils eine „sehr große“, „große“, „auch noch große“, „weniger große“, „nicht große“ oder „keine“ Rolle bei der Entscheidung spielten, also zwischen sechs Stufen wählen. Da hiermit ordinal skalierte Daten vorliegen, wurde jeweils der Median M und die Spannweite S der auftretenden Antworten bestimmt. Da diese Skala näherungsweise intervallskaliert ist, wurde die qualitative Skala zusätzlich quantifiziert, indem der Skala die Zahlen 1 (für keine Rolle) bis 6 (sehr große Rolle) zugeordnet wurden, und dann Mittelwert µ und Standardabweichung σ bestimmt. Demnach spielte die größte Rolle (Median M = 5 = groß) bei kleinster Spannweite S = 2 die beiden Gesichtspunkte „Ich will noch etwas dazulernen.“ (µ = 5.4, σ = 0.7) und „Ich will meinen Unterricht verbessern.“ (µ = 5.2, σ = 0.8). Außerdem eine große Rolle (M = 5 = groß, S = 3) spielten die
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gen <strong>und</strong> weitere Materialien wünschen können. Etliche Lehrer machten davon reichlich Gebrauch –<br />
allerdings nur bei der <strong>Kinematik</strong>, die sich deutlicher vom traditionellen Vorgehen unterschied als<br />
die <strong>Dynamik</strong>. Die sofortige didaktische <strong>und</strong> methodische Unterstützung wurde dabei sehr geschätzt.<br />
In den begleitenden Seminartreffen wurden nicht nur die gemachten Erfahrungen ausgetauscht <strong>und</strong><br />
Fragen geklärt. Es wurden Schüler- <strong>und</strong> Expertenmeinungen zum Lernen vorgestellt <strong>und</strong> ihre Konsequenzen<br />
diskutiert, das dritte newtonsche Gesetz sowie die betreffenden Schülervorstellungen<br />
beleuchtet <strong>und</strong> weitere experimentelle Möglichkeiten <strong>zur</strong> Bewegungsaufnahme mit Ortsänderungen<br />
vorgestellt. Diese Lehrerfortbildung erfüllt damit etliche Faktoren, die sich in vielen Studien über<br />
Lehrerfortbildungen als transferbegünstigend herausstellten (die praktische Umsetzung wurde illustriert,<br />
die Lehrer bekamen Rückmeldung über ihren Unterrichtserfolg, Erfahrungen wurden in der<br />
Lehrergruppe ausgetauscht, eine Materialbasis wurde bereitgestellt, es gab spätere Nachtreffen)<br />
(Haenisch, 1994, S. 3).<br />
6.2 Lehrerstudien<br />
6.2.1 Zusammensetzung der Lehrergruppe<br />
Die an der <strong>Evaluation</strong> teilnehmenden Lehrer waren bezüglich verschiedener Kriterien recht unterschiedlich,<br />
was auch beabsichtigt war. Dabei handelte es sich (abgesehen vom Autor dieser Arbeit)<br />
um elf Männer (einschließlich <strong>eines</strong> Lehrers, der frühzeitig während der <strong>Evaluation</strong> wieder ausstieg)<br />
<strong>und</strong> zwei Frauen. Von diesen 13 Lehrern waren neun aus dem Raum Würzburg <strong>und</strong> konnten<br />
an den Begleitseminaren teilnehmen. Die anderen vier Lehrer sollten zeigen, ob das Konzept auch<br />
ohne Begleitung nur aufgr<strong>und</strong> der schriftlichen Angaben in der Unterrichtsbeschreibung problemlos<br />
durchführbar ist. Elf Lehrer unterrichteten in Bayern, worauf der St<strong>und</strong>enumfang <strong>und</strong> die Lehrbuchverweise<br />
ausgerichtet waren; ein Lehrer unterrichtete einen Gr<strong>und</strong>kurs in Hessen <strong>und</strong> eine Lehrerin<br />
einen Kurs in Nordrhein-Westfalen. Voraussetzung war die Bereitschaft, sich auf ein neues<br />
Unterrichtskonzept einzulassen <strong>und</strong> die gewählte Software zu nutzen. Die Software bzw. Modellbildung<br />
allgemein war anfangs nicht allen Lehrern vertraut.<br />
Das Durchschnittsalter der Lehrer lag mit 35 relativ niedrig, obwohl auch zwei Lehrer teilnahmen,<br />
die über 50 Jahre alt waren. Dies lag u.a. daran, dass auch drei Referendare an der <strong>Evaluation</strong> teilnahmen.<br />
Da sie zum ersten Mal eine elfte Klasse unterrichteten <strong>und</strong> noch kein anderes Konzept<br />
gewohnt waren, war eine interessante Frage, ob sie anders mit dem Konzept umgehen, als die erfahrenen<br />
Lehrer, die ebenfalls vertreten waren. Anscheinend sind junge Lehrer gegenüber neuen Konzepten<br />
aufgeschlossener <strong>und</strong> eher bereit, Neues zu wagen. Für einen Anfänger spielt es natürlich<br />
bezüglich des Arbeitsaufwandes keine Rolle, in welches Konzept er sich hineindenken muss, während<br />
es für erfahrene Lehrer zeitökonomischer ist, bei ihrem bisherigen Konzept zu bleiben.<br />
Von diesen 13 Lehrern unterrichteten sechs im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig (3<br />
Std. pro Woche) <strong>und</strong> hatten damit die Möglichkeit, das Additum „Experimente zu ausgewählten<br />
Kapiteln der Mechanik“, für das laut Lehrplan ca. 14 St<strong>und</strong>en vorgesehen sind, ganz oder teilweise<br />
mit der <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> zu behandeln. So hatten sie ausreichend Unterrichtszeit für das<br />
Konzept – auch für Schülerübungen <strong>und</strong> Modellbildung. Fünf Lehrer gehörten zu einem anderen