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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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132 5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong><br />

Das eigenständige Denken des Schülers <strong>und</strong> damit seine Beobachtungen, Ideen <strong>und</strong> Fragen werden<br />

häufig durch Nichtbeachten, Umformulieren oder Warten auf die richtige Antwort unterdrückt. Der<br />

Lehrer braucht Geduld <strong>und</strong> echtes Verständnis <strong>und</strong> Interesse für die Ansätze der Schüler; er muss<br />

die Schüler zu eigenem Denken ermutigen. Dabei darf er nicht über „falsche“ Schülerantworten<br />

hinweggehen. Ungünstigerweise werden aber häufig solche „Fehler“ ignoriert oder als Ausrutscher<br />

oder Versehen abgetan, ohne darauf einzugehen. Auch der pure Hinweis, was falsch ist, genügt hier<br />

nicht. Ebenso genügt es nicht, die physikalische Sicht zum x-ten Mal auf gleiche Weise zu wiederholen.<br />

Recht häufig aber reagieren die Lehrer mit Entsetzen auf die Schülerantworten. BARUK legt<br />

dar, wie in Frankreich Mathematiklehrer häufig mit Antworten wie „Das darf doch wohl nicht wahr<br />

sein“, „erbärmlich“ oder „entsetzlich“ reagieren <strong>und</strong> was sie damit bei den Schülern anrichten (Baruk,<br />

1989). Prinzipiell Ähnliches scheint auch für deutsche Physiklehrer zu gelten. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

solcher Lehrerreaktionen ist kein partnerschaftlicher, sokratischer Dialog über Schülervorstellungen<br />

möglich. Stattdessen kann es beim Schüler tiefe Verletzungen geben. So entstehen die von<br />

HERICKS erwähnten „physikalisch sprachlosen“ Schüler (siehe Kapitel 2.1.5). Physikalisch tragfähige<br />

Theorien entstehen auch durch <strong>und</strong> auf dem Hintergr<strong>und</strong> von Fehlvorstellungen, wobei auch<br />

der Irrtum eine wichtige Rolle spielt. „Die Erfahrung, dass wir irren können, ist unverzichtbar für<br />

das Verstehen der Physik“ (Nachtigall, 1992, S. 11). Dem Irrtum darf deshalb nicht mit Entsetzen,<br />

sondern sollte mit Verständnis begegnet werden. Deshalb wird für einen Unterricht plädiert, in dem<br />

Fehler als Lerngelegenheit ihr eigenes Recht haben, Schüler Fehler als entwicklungsfördernde Ereignisse<br />

erleben <strong>und</strong> eine „Kultur des Fehlermachens <strong>und</strong> der Fehlerauswertung“ gepflegt wird<br />

(B<strong>und</strong>-Länder-Kommission, 1997, S. 11 – 12; Häußler et al., 2000, S. 5).<br />

5.4.4 Dynamisch ikonische Repräsentationen für Vorhersagen nutzen<br />

Zur Veränderung von Schülervorstellungen ist ein Verstehen der physikalischen Sichtweise notwendig.<br />

Dazu muss der <strong>Dynamik</strong>unterricht erreichen, dass die Schüler sich aktiv mit den behandelten<br />

Fragen, Sachverhalten <strong>und</strong> Aussagen auseinandersetzen. Ein Zeigen <strong>und</strong> Erklären durch den<br />

Lehrer reicht nicht aus. Moderne Unterrichtsformen wie Freiarbeit <strong>und</strong> Projektarbeit, die sich für<br />

andere Zielsetzungen bewährt haben, sind allerdings nur wenig geeignet, stabile Fehlvorstellungen<br />

<strong>zur</strong> <strong>Dynamik</strong> zu überwinden <strong>und</strong> einen Konzeptwechsel herbeizuführen, da die Schüler in der<br />

selbstständigen Arbeit zu wenig mit der physikalischen Sicht konfrontiert werden. Auch wenn im<br />

lehrergeleiteten Unterricht alle Experimente als Demonstrationsversuche vorgeführt werden, ist mit<br />

Hilfe der dynamisch ikonischen Darstellungen trotzdem ein schülerzentrierter Unterricht möglich:<br />

Aufgabe der Schüler ist es, Vorhersagen zu machen, die Ergebnisse von Versuchen zu formulieren,<br />

zu beschreiben, zu diskutieren <strong>und</strong> sie zu den Vorhersagen in Beziehung zu setzen.<br />

Ein sehr wichtiger Punkt für die Eigenaktivität ist vor allem, dass vor der Durchführung der Versuche<br />

<strong>und</strong> später dann vor dem Ablauf <strong>eines</strong> selbst erstellten Modells von den Schülern genaue Vorhersagen<br />

gefordert werden, insbesondere über relevante Größen <strong>und</strong> über die sie darstellenden Pfeile<br />

mit ihren Richtungen <strong>und</strong> ihren Änderungen. Anschließend können die Schüler ihre Vorhersagen<br />

mit den Abläufen vergleichen.

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