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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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6 2 Schülervorstellungen <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong><br />

Der Begriff „Schülervorstellungen“ hat jedoch mittlerweile eine Ausweitung der Bedeutung erfahren<br />

(Wodzinski, 1996, S. 5): Im weiteren Sinn gehören zu den Schülervorstellungen auch allgemeine<br />

Denkrahmen <strong>und</strong> Interessen der Schüler, d.h. die übergreifenden Vorstellungen der Schüler von<br />

Gegenständen, Zielen, Fragestellungen, Arbeitsweisen <strong>und</strong> Erkenntnismethoden der Physik sowie<br />

übergreifende <strong>und</strong> themenspezifische Interessen <strong>und</strong> Einstellungen (Schecker, 1984b, S. 194).<br />

Schließlich gehören dazu auch Vorstellungen über den eigenen Lernprozess. NIEDDERER <strong>und</strong><br />

SCHECKER meinen, dass sich diese Forschungsrichtung in den achtziger Jahren in zwei Teilbereiche<br />

spezialisiert hat: „in den Bereich Schülervorstellungs- <strong>und</strong> Präkonzeptforschung einerseits (z.B.<br />

Jung, Nachtigall, Duit, von Rhöneck, Driver) <strong>und</strong> den Bereich der allgemeineren Vorverständnisse,<br />

‚epistemological beliefs’, ‚nature of science’ (s. Höttecke 2001)“ (Niedderer, Schecker, 2004, S.<br />

248).<br />

Der Fachdidaktiker unterstellt den Schülern letztlich gewisse Konzepte, Theorien <strong>und</strong> Begriffsdefinitionen,<br />

um deren Vorstellungen zusammenfassen <strong>und</strong> beschreiben zu können <strong>und</strong> vor allem, damit<br />

ihm das Verhalten der Schüler verständlicher wird. Gewissermaßen bildet man sich Vorstellungen<br />

über die Vorstellungen der Schüler.<br />

2.1.2 Ursachen von Schülervorstellungen<br />

Die Gegenstände <strong>und</strong> Themen der Physik begegnen den Schülern nicht zum ersten Mal im Physikunterricht,<br />

weil es häufig Dinge <strong>und</strong> Phänomene unserer Alltagswelt sind, mit denen wir täglich zu<br />

tun haben. Viele Vorstellungen stammen aus sinnlichen Erfahrungen, die die Schüler beim Umgang<br />

mit diesen Alltagsphänomenen tagtäglich machen. Diese Flut der auf uns einstürmenden Sinneseindrücke<br />

muss geordnet werden. Das Denken ergänzt diese Eindrücke, erweitert <strong>und</strong> verändert sie<br />

<strong>und</strong> verknüpft sie mit anderen. Sinnliches Erleben <strong>und</strong> Denken sind in einem ständigen Wechselspiel<br />

ineinander verwoben, wobei das eine nicht ohne das andere auskommen kann. Unser Denken<br />

bewertet alle Eindrücke. Die im Denken hergestellten Zusammenhänge <strong>und</strong> Gedanken werden dann<br />

für wahr gehalten, wenn sie mit vielen Eindrücken sinnvoll ergänzt werden können, also auf einem<br />

breiten <strong>und</strong> sicheren F<strong>und</strong>ament im Bereich der Sinneswahrnehmung ruhen (Schön, 1992, S. 259).<br />

So bilden sich Alltagstheorien, die sich für den Schüler in seiner Umwelt als angemessen, hilfreich<br />

<strong>und</strong> damit als „wahr“ erweisen, da sie Vorhersagen über <strong>und</strong> angemessenen Umgang mit diesen<br />

Dingen bis zu einem gewissen Grad ermöglichen. Diese Alltagsvorstellungen stimmen meistens in<br />

wesentlichen Merkmalen nicht mit den physikalischen Vorstellungen überein, reichen aber <strong>zur</strong> Erklärung<br />

alltäglicher Phänomene aus.<br />

Deshalb werden die Schülervorstellungen auch „kontextabhängige Wahrheiten“ genannt (Fischer,<br />

1992, S. 64; Minstrell, 1991, S. 113). So ist zum Beispiel die Aussage, dass schwere Objekte<br />

schneller fallen als leichte, einerseits für den Physiker unter Vernachlässigung des Luftwiderstandes<br />

(<strong>und</strong> des Auftriebs) bzw. im Vakuum eine falsche Aussage, da alle Objekte die gleiche Fallbeschleunigung<br />

erfahren, anderseits aber in unserer Welt mit der vorhanden Luft eine zutreffende<br />

Aussage, falls gleiche aerodynamische Eigenschaften vorliegen <strong>und</strong> sich die Objekte nur in der<br />

Masse unterscheiden. Das Bilden solcher Erklärungsmuster <strong>und</strong> damit das Erkennen gewisser Ge-

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