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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> 131<br />

In diesem Unterrichtskonzept werden andere Möglichkeiten bevorzugt. Ein Ziel ist, im Unterricht<br />

ein solches Lernklima zu schaffen, dass Schülervorstellungen während der Behandlung des Lehrstoffes<br />

von selbst hervorkommen. Damit hätte man die Schülervorstellungen genau an der Stelle im<br />

Unterricht, an der man sie wirklich braucht <strong>und</strong> auch nur die, die wirklich stabil sind <strong>und</strong> Probleme<br />

bereiten. Die Schwierigkeit besteht darin, wirklich ein solches Unterrichtsklima zu schaffen, dass<br />

sich die Schüler trauen, ihre Vorstellungen einzubringen. Dabei müssen die Schüler nicht selbstständig<br />

ihre Vorstellungen perfekt ausformulieren, sondern der Lehrer kann auf entsprechende<br />

Schüleräußerungen reagieren, indem er die entsprechende Fehlvorstellung, die er zu hören glaubte,<br />

formuliert <strong>und</strong> fragt, ob dies gemeint war. Insbesondere bei Geschwindigkeit <strong>und</strong> Beschleunigung<br />

kann so schnell die Alltagsvorstellung <strong>und</strong> die physikalische Vorstellung gegenübergestellt werden.<br />

In dem die <strong>Evaluation</strong> begleitenden Fortbildung wurden die teilnehmenden Lehrer darauf geschult,<br />

auf die Äußerungen typischer Schülervorstellungen zu achten <strong>und</strong> sie wurden angehalten, darauf<br />

einzugehen.<br />

Eine andere Möglichkeit ist erst das physikalische Konzept vorzustellen <strong>und</strong> dieses danach mit anderen<br />

Vorstellungen zu vergleichen. Durch diesen nachträglichen Vergleich kann einer eventuell<br />

entstandenen Kompartmentalisierung von korrektem <strong>und</strong> inkorrektem Wissen entgegengewirkt<br />

werden <strong>und</strong> ein Clusterbegriff wie „Kraft“ in verschiedene physikalische Begriffe (Kraft, Impuls,<br />

Energie etc.) differenziert werden. So wird in dem Konzept vorgeschlagen, nach der Verallgemeinerung<br />

des zweiten newtonschen Gesetzes auf die Bedeutung des Begriffes „Kraft“ im Alltag einzugehen.<br />

Das Thematisieren typischer Schülervorstellungen nimmt also auf dem ersten Blick in dem Unterrichtskonzept<br />

keinen großen Raum ein. Trotzdem werden in dem Konzept überall Fehlvorstellungen<br />

konsequent berücksichtigt. Dies geschieht in der Auswahl der Experimente <strong>und</strong> Beispiele, in der<br />

Schwerpunktsetzung bei den Themen <strong>und</strong> Beispielen <strong>und</strong> den Lehreraussagen. Der Unterricht soll<br />

nach diesem Konzept so gestaltet werden, dass eine Festigung von Fehlvorstellung <strong>und</strong> insbesondere<br />

eine Erzeugung von Fehlvorstellungen vermieden wird. Auch die graphische Modellbildung <strong>und</strong><br />

die dynamisch ikonischen Repräsentationen werden bewusst <strong>zur</strong> Veränderung von Schülervorstellungen<br />

verwendet, wobei bei deren Einsatz Schülervorstellungen hervorkommen, die dann thematisiert<br />

werden können.<br />

Zur Thematisierung der Schülervorstellungen ist das Gespräch zwischen Schülern <strong>und</strong> Lehrern nötig.<br />

Im Dialog, in dem die Schülervorstellungen ernst genommen <strong>und</strong> diskutiert werden, können<br />

sich die Schüler ihrer eigenen Ideen <strong>und</strong> Vorstellungen <strong>und</strong> der ihrer Mitschüler bewusst werden.<br />

Aufgabe des Lehrers ist es, ein vertrautes Lehr-Lern-Klima zu schaffen, in dem die Schüler frei<br />

über ihre Vorstellungen diskutieren können (Grob et al., 1993, S. 365). „Im Gespräch stellen wir<br />

unser Verständnis auf den Prüfstand“ (Nachtigall, 1992, S. 11). In einem Unterricht, in dem Schüler<br />

nur passive Informationsempfänger sind, ist ein Verstehen kaum zu erwarten. „Der wichtigste<br />

Träger des begrifflichen Denkens ist die Sprache. Begriffliches Denken lernt man, in dem man<br />

spricht. Deshalb ist der Dialog, das Gespräch, der wichtigste Weg <strong>zur</strong> Einsicht“ (Weizsäcker,<br />

1978, zitiert bei: Nachtigall, 1992, S. 11).

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