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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> 127<br />

der manches mit Revolution im Sinne von Kuhn (1976) gemein hat“ (Duit, 1993b, S. 191). Der<br />

Begriff „conceptual change“ wird in der Regel mit diesem diskontinuierlichen Weg verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> korrespondiert mit PIAGETs Begriff „Akkommodation“ (Duit, 1996, S. 148).<br />

2. „Aufbau“strategien, die an bestehende Vorstellungen anknüpfen, die bereits weitgehend mit den<br />

physikalischen übereinstimmen <strong>und</strong> von da aus die Schüler Schritt für Schritt zu wissenschaftlichen<br />

Vorstellungen führen. Die bestehenden Erfahrungen werden aufgenommen <strong>und</strong> neu abgegrenzt,<br />

um dann zusammen mit neuen Erfahrungen <strong>und</strong> Erkenntnissen angemessene physikalische<br />

Konzepte aufzubauen. Es handelt sich also um eine allmähliche Entwicklung. „Man kann<br />

hier von einem bruchlosen, kontinuierlichen Weg (in Anspielung auf Paradigmenwechsel in der<br />

Geschichte der Wissenschaften in der Terminologie von T. S. Kuhn, 1976, auch von Evolution)<br />

sprechen“ (Duit, 1993b, S.191). Hier spricht man auch von „conceptual growth“, was mit PIA-<br />

GETs Begriff „Assimilation“ korrespondiert.<br />

Welche Wege für einen Unterrichtsgang zu beschreiten sind, hängt u.a. von den Zielsetzungen ab:<br />

Sollen z.B. wissenschaftstheoretische Aspekte mit angesprochen werden, exemplarisch bewusst<br />

werden oder gar im Vordergr<strong>und</strong> stehen? Ebenso sind bei diesen Entscheidungen die kognitiven<br />

Fähigkeiten der Lernenden mit einzubeziehen: Wie komplex dürfen die zu erarbeitenden Inhalte<br />

sein? Aber auch: Inwieweit können Schüler für metakognitive Betrachtungen interessiert werden?<br />

5.4.1 Aspekte kontinuierlichen Lernens im Gesamtkonzept<br />

Bei dem hier entwickelten Konzept handelt es sich um eine Aufbaustrategie, bei der die Schüler<br />

Schritt für Schritt auf einen weitgehend bruchlosen Weg zu wissenschaftlichen Vorstellungen geführt<br />

werden. Durch eine behutsame Steuerung sollen die Schüler in die komplexe physikalische<br />

Sichtweise eingeführt werden. Es werden dabei also nicht erst die Alltagskonzepte ausführlich thematisiert,<br />

um sie dann durch kognitive Konflikte zu erschüttern. Charakteristisch für das Vorgehen<br />

sind folgende Aspekte, mit denen Schülervorstellungen berücksichtigt werden:<br />

• Es werden relevante Alltagserfahrungen ins Gedächtnis gerufen. Wo Alltagsphänomene nicht so<br />

leicht zu erfassen sind, weil sie z.B. zu schnell ablaufen oder Vorgänge im allgemeinen von einem<br />

zu einseitigen Standpunkt gesehen werden, werden die eigenen Erfahrungen erweitert, z.B.<br />

mit einem Video, das zeigt, wie ein im Kreis geschleuderter Gummistopfen nach dem Loslassen<br />

(Abschneiden) weiter fliegt.<br />

• Alle Versuchsaussagen aus quantitativen Experimenten werden mit Hilfe von dynamisch ikonische<br />

Repräsentationen anschaulich dargestellt <strong>und</strong> dabei auch strukturelle Aussagen über Größen<br />

mit angezeigt, um die Aussagen im Kontext der Versuchssituation möglichst direkt erschließbar<br />

zu machen <strong>und</strong> die Möglichkeiten für Fehlinterpretationen zu reduzieren.<br />

• Komplexere Phänomene wie beschleunigte Bewegungen werden nicht nur an einem Einzelfall<br />

aufgezeigt, sondern an prototypischen Situationen, um zu vermeiden, dass durch die Beschränkung<br />

auf einengende Spezialfälle unangemessene Vorstellungen <strong>und</strong> Bedeutungen von Begriffen<br />

aufgebaut werden.<br />

• Bei der Einführung wichtiger Gr<strong>und</strong>erfahrungen wird vom allgemeinen Fall <strong>und</strong> nicht vom Spezialfall<br />

ausgegangen.

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