Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> 121<br />
Anwendung bei zweidimensionalen Bewegungen:<br />
17 Kreisbewegung<br />
18 Zentripetalkraft<br />
19 Übung Zentripetalkraft<br />
20 Fahrzeuge in Kurven<br />
Tab. 5.2: Grobstruktur des <strong>Dynamik</strong>unterrichts<br />
5.3.5 Die Behandlung des dritten newtonschen Gesetzes<br />
Die im Unterricht häufig gewählten Formulierungen „actio gleich reactio“ bzw. „Kraft gleich Gegenkraft“<br />
verstärken die in Kapitel 2.2.4.2 beschriebene falsche Einteilung in eine aktive Ursache<br />
<strong>und</strong> in eine passive Wirkung. In der newtonschen Sichtweise sind jedoch beides völlig gleichberechtigte<br />
Kräfte. Deshalb ist hier nicht von „actio <strong>und</strong> reactio“ oder „Kraft <strong>und</strong> Gegenkraft“ die Rede,<br />
sondern vom „dritten newtonschen Gesetz“ bzw. vom „Wechselwirkungssatz“.<br />
Ein beim dritten newtonschen Gesetz häufig dargestellter Versuch ist der Versuch, der auf NEWTON<br />
selbst <strong>zur</strong>ückgeht, bei dem ein Magnet <strong>und</strong> ein Eisenstück auf Korkstücken (oder Styropor) liegen,<br />
die wiederum auf Wasser schwimmen (Grehn et al., 1998, S. 50; Gaitzsch et al., 1996, S. 35; Feuerlein<br />
et al., 1993, S. 41). Dieser Versuch ist durch die kleine Anziehungskraft nicht überzeugend<br />
realisierbar, da die Korkstücke schwanken <strong>und</strong> sie durch die Oberflächenspannung nicht nur gegenseitig,<br />
sondern auch vom Gefäßrand angezogen werden. Selbst bei einem guten Aufbau ist aber<br />
aufgr<strong>und</strong> der geringen Reichweite des Magnetfeldes eine Beobachtung nur über eine kurze Strecke<br />
(ca. 10 cm) bzw. kurze Zeit (ca. 5 s) möglich. Mehr, als dass sich beide irgendwie aufeinander zu<br />
bewegen, kann man kaum aussagen.<br />
Deshalb wurde zunächst der Versuch mit zwei gleich schweren Schülern auf zwei Skateboards (Bader<br />
et al., 1998, S. 34; Gaitzsch et al., 1996, S. 35; Feuerlein et al., 1993, S. 41) eingesetzt. Ein<br />
Schüler bekommt den Auftrag, den anderen aktiv zu sich herzuziehen, während dieser den Auftrag<br />
bekommt, nur passiv das Seil festzuhalten – ohne den anderen herzuziehen. Man findet sicher auch<br />
zwei annähernd gleich schwere Schüler, die etwas Erfahrung mit Skateboards haben. Das Problem<br />
ist, das man in der Regel keine zwei Skateboards mit gleicher Reibung <strong>zur</strong> Verfügung hat, so dass<br />
sich keine gleichen Geschwindigkeiten einstellen <strong>und</strong> die Schüler sich nicht in der Mitte treffen.<br />
In allen in Schulbüchern aufgeführten Versuchen werden stets nur die Geschwindigkeiten verglichen,<br />
die zwei Körper nach einer Beschleunigungsphase haben (Wilhelm, Heuer, 2004, S. 17 f.).<br />
Will man wirklich die Gleichheit beider Kräfte zeigen, muss man aber zwei Beschleunigungen messen.<br />
Dies ist mit einer kontinuierlichen Messung mit einem Messwerterfassungssystem möglich,<br />
was nur von wenigen Lehrbüchern eingesetzt wird – allerdings auch nur <strong>zur</strong> Geschwindigkeitsmessung.<br />
Für eine genaue kontinuierliche Messung wurde der Standardversuch mit den zwei Skateboardfahrern<br />
auf der Luftkissenfahrbahn nachgebaut, so dass nach einer qualitativen Durchführung des Skateboardversuchs<br />
damit eine quantitative Behandlung <strong>zur</strong> Erarbeitung des dritten newtonschen Gesetzes<br />
möglich ist (Albert, 1997). Auf der horizontalen Luftkissenfahrbahn stehen zwei Luftkissengleiter.<br />
Auf einem wird eine kleine Holzplatte befestigt, auf der ein reibungsarmer Kleinmotor (F ≈<br />
0,02 N, Dauermagnet-Motor, Außenpolmotor, Firma Faulhaber, Serie 1616, Typ 003S), zwei 1,5