Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> 119<br />
spräch darüber ist sehr wichtig, da es in der<br />
Alltagssichtweise natürlich ist, dass ein Auto<br />
auf der Straße eine Kurve fährt, wozu keine<br />
Kraft nötig ist, während mit Kräften der unnatürliche<br />
Vorgang erklärt werden muss,<br />
dass ein Auto geradeaus aus einer Kurve<br />
hinausfährt. In der physikalischen Sicht ist<br />
genau umgekehrt das Geradeausfahren der<br />
natürliche Vorgang, während zum Kurve<br />
Fahren eine Kraft nötig ist. Um die Gleichung<br />
für die Zentripetalkraft, die aus F =<br />
m·a folgt, noch zu überprüfen, dient ein Versuch<br />
mit dem Zentralkraftgerät der Firma<br />
Phywe, mit einem elektronischen Kraftmesser<br />
<strong>und</strong> mit PAKMA, wobei man mit einer<br />
Messung einen Graph „Zentripetalkraft über<br />
Geschwindigkeit“ (<strong>und</strong> „Zentripetalkraft<br />
über Geschwindigkeitsquadrat“) hat, da die<br />
Abb. 5.23: Qualitative Begründung für aZentri ~ v²<br />
Bewegung von alleine langsamer wird.<br />
Früher wurden auch in der Schule viele Situationen aus der Sicht des mitbewegten Beobachters<br />
betrachtet <strong>und</strong> Aufgaben in diesem Bezugssystem gelöst. Wenn in der objektiven Sichtweise des<br />
� �<br />
ruhenden Beobachters die gr<strong>und</strong>legende Gleichung m⋅<br />
a = ∑ Fi<br />
ist, ergibt sich nach dem Prinzip<br />
von D'ALEMBERT mit der Trägheitskraft −m<br />
⋅a<br />
�<br />
F<br />
Träg +∑<br />
i<br />
�<br />
FTräg =<br />
�<br />
als gr<strong>und</strong>legende Gleichung<br />
�<br />
F = 0 , was formal einem Kräftegleichgewicht der Statik entspricht. Mit dem Prinzip von<br />
i<br />
D'ALEMBERT können Probleme der <strong>Dynamik</strong> formal in Probleme der Statik, die leichter als die <strong>Dynamik</strong><br />
zu verstehen ist, umgewandelt werden. Es ist somit verständlich, dass früher in der Schule<br />
viele Aufgaben <strong>und</strong> Probleme aus der Sicht des mitbewegten Beobachters behandelt wurden (Siehe<br />
z.B. Motorrad/Flugzeug bei Kurvenfahrt. Aus „Kraft nach innen gleich Zentrifugalkraft nach außen“<br />
folgt: tan α = Zentrifugalkraft / Gewichtskraft). Problematisch wird es dann, wenn sich die<br />
Schüler nicht mehr bewusst sind, dass sie subjektiv aus der Sicht des mitbewegten Beobachters argumentieren<br />
<strong>und</strong> über Scheinkräfte reden, d.h. wenn sie <strong>zur</strong> objektiven Sicht nach dem zweiten<br />
newtonschen Axiom nicht mehr fähig sind (Auf das Motorrad wirkt keine Zentrifugalkraft, sondern<br />
eine Zentripetalkraft durch die Bodenreibung). Da es in diesem Konzept nicht darum geht, dass die<br />
Schüler viele Aufgaben schnell lösen können, sondern dass sie die newtonsche <strong>Dynamik</strong> verstehen,<br />
soll nicht nur bei der Erarbeitung sondern auch bei allen Anwendungsaufgaben immer aus der Sicht<br />
des ruhenden Beobachters argumentiert werden (Die notwendige Zentripetalkraft kommt von einer<br />
bestimmten Kraft nach innen) (wie dies bereits WARREN (1979) forderte). Dies wird bei der Kurvenfahrt<br />
<strong>eines</strong> Autos <strong>und</strong> <strong>eines</strong> Motorrades angewandt.<br />
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