Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong> 109<br />
dert, die Versuche nur als Veranschaulichung der Gr<strong>und</strong>gleichung der Mechanik vorzustellen<br />
(Kuhn, 2001, S. 219).<br />
Perfekte logische Sauberkeit <strong>und</strong> ein streng logischer Aufbau ist im Physikunterricht nicht von<br />
höchster Wichtigkeit. So wie NEWTON von Kraft als physikalische Realität ausgeht, werden deshalb<br />
auch in diesem Konzept für die elfte Klasse zunächst (ohne auf eine Definition einzugehen) Kräfte<br />
als bekannte, physikalische Realitäten, die mit Kraftmessern gemessen werden, angenommen <strong>und</strong><br />
der Zusammenhang mit der Beschleunigung entdeckt. Später wird den Schülern dann mitgeteilt,<br />
� �<br />
dass die Gleichung m⋅<br />
a = ΣF<br />
in der Physik als Definition von Kraft verwendet wird <strong>und</strong> genau das<br />
als Kraft bezeichnet wird, was auf der rechten Seite berücksichtigt werden muss – aber nichts anderes.<br />
Damit ist klar, dass sich die Definition in Übereinstimmung zumindest mit dem Kraftbegriff der<br />
Statik <strong>und</strong> dem bisher im Physikunterricht verwendeten Kraftbegriff befindet. Es wird darauf hingewiesen,<br />
dass Kraft so in der achten Klasse definiert wurde <strong>und</strong> deshalb kein experimentell beweisbares<br />
Gesetz vorliegt, wobei aber die Frage nach Definition oder Gesetz Schüler kaum interessiert.<br />
Zu bedenken ist, dass es für Schüler viel motivierender ist, einen Zusammenhang im Experiment<br />
zu entdecken als sich nur Beispiele zu einer Definitionsgleichung anzuschauen. Schließlich ist<br />
es auch einfacher, Lehrer zum Unterrichten nach diesem Konzept zu überzeugen, wenn sie in diesem<br />
eigentlich unwichtigen Punkt nicht völlig umdenken müssen.<br />
5.3.4.2 Erarbeitung des zweiten newtonschen Gesetzes<br />
Experimente spielen im Physikunterricht seit langem eine bedeutende Rolle. Ein wichtiger Gr<strong>und</strong><br />
dafür ist, dass Schüler viele konkrete Situationen kennen lernen sollen, in denen wichtige physikalische<br />
Konzepte verdeutlicht, wieder erkannt, <strong>zur</strong> Erklärung angewandt oder sogar erschlossen werden<br />
können. Dazu ist es nötig, eine größere Anzahl von Experimenten zu unterschiedlichen Situationen<br />
durchzuführen. Dabei sehen Schüler außerdem die Tragfähigkeit <strong>und</strong> die Reichweite von<br />
Konzepten <strong>und</strong> Gesetzmäßigkeiten, was eine Basis schafft, evtl. auch inadäquate Vorstellungen zu<br />
ändern. Die Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse in immer wieder neuen Situationen hilft<br />
dem Schüler, selbst ein angemessenes mentales Modell zu entwickeln <strong>und</strong> nicht beim Lernen einzelner<br />
Wissenselemente oder sogar nur bei Formeln stehen zu bleiben. Natürlich kostet es Zeit, viele<br />
Experimente quantitativ mit herkömmlicher Messtechnik durchzuführen. Deshalb ist es sinnvoll,<br />
nachdem Schüler die Bedeutung des Messens, Auswertens <strong>und</strong> Zeichnens durch eigenes Tun erfahren<br />
haben, diese Arbeiten durch den Einsatz des Rechners zu automatisieren. Dann ist es möglich,<br />
die aufbereiteten Messergebnisse von Versuchsvarianten sofort <strong>zur</strong> Verfügung zu haben, um ihre<br />
Aufbereitung unmittelbar zu diskutieren <strong>und</strong> zu interpretieren sowie auch spontan auf Schülervorschläge<br />
für Versuchsänderungen eingehen zu können.<br />
Zur experimentellen Bestätigung der Aussage, dass die äußere Kraft F � , die an einem Körper an-<br />
greift, eine zu F � proportionale Beschleunigung a � bewirkt, werden herkömmlicherweise eindimensionale<br />
Beschleunigungsversuche mit konstanten äußeren Kräften durchgeführt, in denen aus Zeit-<br />
Weg- oder Zeit-Geschwindigkeits-Messung die Beschleunigung berechnet wird. Mit dem Computer<br />
kann man statt vieler Einzelmessungen in einem einzigen Versuchsablauf viele Messdaten erheben