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Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...

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106 5 Entwicklung <strong>eines</strong> Gesamtkonzeptes <strong>zur</strong> <strong>Kinematik</strong> <strong>und</strong> <strong>Dynamik</strong><br />

auf den Körper 1 mit der Kraft F21; beide Kräfte haben den gleichen Betrag, aber entgegengesetzte<br />

Richtungen. Dies wird häufig kurz mit dem missverständlichen Ausdruck „actio = reactio“ beschrieben.<br />

Die „Principia“ beginnt mit acht Definitionen (Newton, 1963, S. 21 – 24), die heute als Erklärungen<br />

oder Sprachregelungen zu verstehen sind, <strong>und</strong> enthält dann die Behauptung <strong>eines</strong> absoluten Raumes<br />

<strong>und</strong> einer absoluten Zeit (Kuhn, 2001, S. 216). Dann folgen die drei - wie NEWTON es nennt - Gesetze<br />

sowie mehrere Zusätze. Wichtig ist, dass die Principia auch eine Theorie der Gravitation (invers-quadratisches<br />

Abstandsgesetz) <strong>und</strong> der Planetenbewegung enthält. NEWTON ist mit diesem<br />

Werk der endgültige Durchbruch in der <strong>Dynamik</strong> gelungen; es ist ein geniales Werk trotz Mängel<br />

im Detail (Dijksterhuis, 1983) <strong>und</strong> trotz wichtiger Vorarbeiten anderer. Der Kraftbegriff beruht dabei<br />

auf dem Entschluss, alle Bewegungsänderungen auf das Wirken von Kräften <strong>zur</strong>ückzuführen.<br />

„Kraft“ wird als mathematische Relationsgröße dem Prozess der Einwirkung zugeordnet, nicht als<br />

physikalische Erhaltungs- <strong>und</strong> Austauschgröße den Körpern als Fähigkeit <strong>zur</strong> Einwirkung. „Natürlich“<br />

im Sinne unserer irdischen Erfahrung ist eigentlich, dass jede Bewegung irgendwann <strong>zur</strong> Ruhe<br />

kommt. So musste man für Aristoteles <strong>und</strong> auch für die Impetustheoretiker (Eine kurze Darstellung<br />

findet sich in WILHELM (1994), eine ausführliche Darstellung bei WOLFF (1978).) nicht diesen „natürlichen“<br />

Vorgang, eine selbstverständliche Tatsache, genauer betrachten <strong>und</strong> erklären, sondern der<br />

Frage nachgehen, warum sich ein Körper bewegt. In NEWTONS <strong>Dynamik</strong> ist es nun umgekehrt. Die<br />

geradlinige gleichförmige Bewegung ist das „Natürliche“ <strong>und</strong> wird zum Ausgangspunkt der <strong>Dynamik</strong>;<br />

ein Zur-Ruhe-Kommen muss dagegen erklärt werden. Das Trägheitsprinzip geht zwar auf GA-<br />

LILEI <strong>zur</strong>ück, aber dieser ist noch von einem zirkularen Trägheitsprinzip ausgegangen (Dijksterhuis,<br />

1983, S. 389 ff.; Schecker, 1985, S. 448). Das lineare Trägheitsprinzip findet man erstmals bei<br />

GASSENDI <strong>und</strong> bei DESCARTES (Crombie, 1959, S. 391 f.), aber erst NEWTON formulierte damit ein<br />

Kraftkonzept. Es sei betont, dass es eine beachtliche Entscheidung von NEWTON war, dies so zu<br />

sehen, weil es so nicht aus der Wirklichkeit direkt ableitbar war (Segrè, 2002, S. 90). NEWTON befasste<br />

sich selbstverständlich nicht nur mit idealisierten Vorgängen. Seine Theorie deckt alle realen<br />

Bewegungen ab <strong>und</strong> im zweiten Buch der Principia (Newton, 1963, S. 230 ff.) widmet er sich eingehend<br />

Bewegungen unter Reibungseinflüssen, wobei er Reibungskräfte annimmt, die linear oder<br />

quadratisch von der Geschwindigkeit abhängen. Damit erklärte er alle Bewegungen der realen Welt.<br />

Eine gleichförmig geradlinige Bewegung, zu deren Erhalt eine konstante Kraft benötigt wird, ist<br />

somit durchaus möglich, lediglich die resultierende Kraft ist hier Null. Insgesamt liefert NEWTON<br />

eine Möglichkeit <strong>zur</strong> Beschreibung <strong>und</strong> Analyse von Bewegungen mit Hilfe der Mathematik. Aber<br />

„Newton lehnt es ab, sich mit möglichen Ursachen der Kräfte zu beschäftigen“ (Schecker, 1985, S.<br />

450). Er beschäftigt sich also im Gegensatz zu anderen <strong>und</strong> früheren Naturwissenschaften nur mit<br />

dem „Wie“, nicht mit dem „Warum“ der Phänomene. So gibt er auch nur an, wie sich zwei Massen<br />

anziehen (newtonsche Gravitationsgesetz), aber nicht warum: „Ich habe noch nicht dahin gelangen<br />

können, aus den Erscheinungen den Gr<strong>und</strong> dieser Eigenschaften der Schwere abzuleiten, <strong>und</strong><br />

Hypothesen erdenke ich nicht“ (Newton, 1963, S. 511).<br />

Die drei newtonschen Axiome sind keine Axiome im mathematischen Sinn (Kuhn, 2001, S. 219),<br />

da man damals eine andere Vorstellung von Axiomatisierung hatte (Dijksterhuis, 1983, S. 518),<br />

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