Konzeption und Evaluation eines Kinematik/Dynamik-Lehrgangs zur ...
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1 Einleitung 3<br />
menhang mit den Möglichkeiten ikonischer Repräsentationen am Computer sollten Möglichkeiten<br />
für neue Elementarisierungen <strong>und</strong> neue Unterrichtsstrategien aufgezeigt werden. Da nicht davon<br />
ausgegangen wird, dass eine doppelte Codierung im Unterricht mit Sprache <strong>und</strong> Bild bzw. allgemein<br />
eine Multicodierung immer automatisch zu besserem Lernen führt, war zu überlegen, wo <strong>und</strong><br />
wie ikonische Repräsentationen sinnvoll erscheinen. Beispielsweise ermöglicht heute der Einsatz<br />
<strong>eines</strong> Computers <strong>zur</strong> Messwerterfassung <strong>und</strong> <strong>zur</strong> dynamischen Darstellung der Messwerte mittels<br />
Vektorpfeilen die didaktisch sinnvolle Einführung der kinematischen Größen anhand allgemeiner<br />
zweidimensionaler Bewegungen (Kapitel 5.3.1 bis 5.3.3), um so bei den Schülern ein vektorielles<br />
Verständnis dieser Größen zu erreichen. Ein anderes Einsatzgebiet ikonischer Repräsentationen<br />
betrifft die graphische Modellbildung, bei der die berechneten Abläufe durch Animationen dargestellt<br />
werden. Diese graphische Modellbildung hilft den Schülern in der <strong>Dynamik</strong>, die entscheidenden<br />
Wirkungszusammenhänge zu erfassen <strong>und</strong> damit ein strukturelles Verständnis zu gewinnen<br />
(Kapitel 4).<br />
Das Unterrichtskonzept sollte aber nicht nur die Schüler, die danach unterrichtet wurden, erreichen,<br />
d.h. deren Vorstellungen verändern, sondern auch die Lehrer erreichen, d.h. dass sie dieses Konzept<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Unterrichtserfahrungen so überzeugt, dass sie es weiterhin einsetzen <strong>und</strong> weiterempfehlen.<br />
Dazu muss es nicht nur in der augenblicklichen Schulsituation gemäß dem gerade gültigen<br />
Lehrplan durchführbar sein. Für die Lehrer muss das Konzept auch einsichtig, die Gr<strong>und</strong>ideen ohne<br />
großen Aufwand umsetzbar sein <strong>und</strong> sie müssen bei diesem Vorgehen genügend positive Rückmeldung<br />
von den Schülern erhalten. Um den Transfer der Ideen in den Unterricht zu unterstützen, wurden<br />
Unterrichtsmaterialien für die Lehrer erstellt (siehe Kapitel 5.5) <strong>und</strong> eine Lehrerfortbildung<br />
durchgeführt.<br />
Um zu prüfen, inwieweit beide Ziele erreicht werden, nämlich einerseits das Verständnis der newtonschen<br />
Mechanik bei den Schülern zu fördern <strong>und</strong> anderseits die Lehrer von dem Konzept zu überzeugen,<br />
wurden zwölf Lehrer gewonnen, die den gesamten Unterricht in insgesamt 16 Klassen<br />
durchführten. Abschließend wurden die Akzeptanz <strong>und</strong> die Einschätzung der Lehrer, die entsprechend<br />
unterrichteten, erhoben (siehe Kapitel 6.3). Damit sollte die Umsetzbarkeit des Konzeptes<br />
bzw. einzelner Aspekte durch Lehrer, die das Konzept nicht mit entwickelten, überprüft werden.<br />
Um zu ermitteln, ob die Schüler bei diesem Unterricht mehr Verständnis der newtonschen Mechanik<br />
erreichten, wurden Veränderungen in den Schülervorstellungen (Vor-/Nachtest-Design) mit<br />
Veränderungen in konventionell unterrichteten Klassen verglichen (Trainings-/Kontrollgruppen-<br />
Design). Aufgr<strong>und</strong> der Rahmenbedingungen waren nur paper-and-pencil-Tests möglich. Dabei war<br />
bewusst, dass nicht alle Bedingungen in den Versuchsklassen <strong>und</strong> Vergleichsklassen genau kontrolliert<br />
werden konnten. Da es sich nicht um wenige Prinzipien <strong>und</strong> um keine kurze Unterrichtssequenz<br />
handelte, sondern um ein Unterrichtskonzept für mindestens ein halbes Schuljahr, ist dies im<br />
gegebenen finanziellen <strong>und</strong> organisatorischen Rahmen nicht möglich. Die Arbeit verfolgt also einen<br />
globalen Ansatz aus physikdidaktischer Sicht, der den Unterricht in ganzen Klassen im Blick hat,<br />
<strong>und</strong> nicht spezielle Fragestellungen zum Lernen mit dynamisch ikonischen Repräsentationen aus<br />
psychologischer Sicht (siehe Kapitel 3.2.3, letzter Absatz).