Ausgabe 1/ April 2005 - Neue Internetpräsenz
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News<br />
Rechtsexperte Gerhard Predeschly informiert<br />
Thema: GmbH oder „Limited“?<br />
In dieser Rubrik informiert<br />
Sikkens seine Kunden in jeder<br />
<strong>Ausgabe</strong> von „Sikkens aktuell“<br />
über Wissenswertes<br />
aus unterschiedlichen Rechtsgebieten.<br />
In diesem Beitrag<br />
widmet sich Rechtsanwalt<br />
Gerhard Predeschly der englischen<br />
Unternehmensform<br />
„Limited“, die nun auch für<br />
deutsche Betriebsgründungen<br />
interessant geworden ist.<br />
Ausgehend insbesondere von<br />
einem Urteil des Europäischen<br />
Gerichtshofs (EuGH) vom 30.<br />
September 2003 ist im Verlauf<br />
des Jahres 2004 in verschiedenen<br />
Publikationen die in<br />
England übliche Unternehmensform<br />
„Limited“ als Alternative<br />
zur deutschen GmbH vorgestellt<br />
worden. Als Vorteile<br />
werden die schnellere und einfachere<br />
Gründung sowie die<br />
Kostenersparnis genannt: Das<br />
für die GmbH vorgeschriebene<br />
Stammkapital von 25.000 Euro<br />
muss nicht aufgebracht werden.<br />
Mit diesem in der Sache<br />
richtigen Hinweis sollte<br />
man sich aber nicht begnügen.<br />
Der EuGH hatte entschieden,<br />
dass sich jedes in einem EU-Land<br />
ansässige Unternehmen in einem<br />
anderen EU-Land niederlassen<br />
kann, ohne eine der dort üblichen<br />
Rechtsformen annehmen zu müssen.<br />
Wer also in Großbritannien<br />
eine „Limited“ gründet, kann mit<br />
dieser auch ausschließlich in<br />
Deutschland tätig sein.<br />
16 SIKKENS aktuell 1/<strong>2005</strong><br />
Anders als bei der GmbH muss<br />
bei der „Limited“ der Gesellschaftsvertrag<br />
nicht notariell<br />
beurkundet werden. Die Kosten<br />
dafür entfallen. Die Gesellschafter<br />
beantragen die Eintragung<br />
selbst beim zentralen<br />
englischen Gesellschaftsregister,<br />
dem so genannten „Companies<br />
House“. Zu entrichten ist dann<br />
eine Registrierungsgebühr von<br />
derzeit 20 englischen Pfund.<br />
In der Satzung der „Limited“<br />
muss ein Nennkapital genannt<br />
werden. Da kein Mindestbetrag<br />
verlangt wird, könnte theoretisch<br />
ein Allein-Gesellschafter einen<br />
Anteil von nur einem Penny<br />
halten. Tatsächlich wird aber in<br />
der Praxis ein Nennkapital von<br />
einem Pfund verlangt. Im Gegensatz<br />
dazu beträgt das Mindeststammkapital<br />
bei der GmbH<br />
25.000 Euro, von denen bei der<br />
Anmeldung die Hälfte auch einbezahlt<br />
sein muss.<br />
Hinzu kommt, dass im Vergleich<br />
zur GmbH das Privatvermögen der<br />
Sprachbarriere dämpft<br />
Kostenersparnis<br />
Gesellschafter einer „Limited“ besser<br />
geschützt ist. Wurde der Gesellschaft<br />
kein Eigenkapital ersetzendes<br />
Darlehen gegeben,<br />
kommt die in Deutschland übliche<br />
so genannte „Durchgriffshaftung“<br />
nicht in Betracht. Der Grund: Das<br />
englische Recht kennt kein<br />
Mindestkapital. Wurde das Gesellschaftsvermögen<br />
pflichtwidrig ge-<br />
Info<br />
Rechtsanwalt Gerhard Predeschly<br />
trat nach Studium in Tübingen und<br />
Referendariat in Stuttgart Anfang<br />
1980 in die überwiegend zivil- und<br />
wirtschaftsrechtlich ausgerichtete<br />
Kanzlei Heine ein. Seit 1984 ist er<br />
Partner in der jetzigen Kanzlei Heine<br />
Predeschly & Kollegen in Stuttgart.<br />
Rechtsanwälte<br />
Heine Predeschly & Kollegen<br />
Feuerseeplatz 5, 70176 Stuttgart<br />
Telefon 07 11/615 33 54<br />
E-Mail:<br />
info@heine-predeschly-kollegen.de,<br />
Informationen:<br />
www.heine-predeschly-kollegen.de<br />
plündert, wird natürlich auch bei<br />
der „Limited“ entsprechend gehaftet.<br />
Der große Nachteil der englischen<br />
Rechtsform kann unter<br />
Umständen die Sprachbarriere<br />
sein: Einmal im Kalenderjahr<br />
muss ein Geschäftsbericht in<br />
englischer Sprache eingereicht<br />
werden. Auch die Bilanz muss in<br />
Englisch vorgelegt werden und<br />
den englischen Bilanzierungsvorschriften<br />
entsprechen. Anbieter,<br />
die die komplette Abwicklung<br />
der „Limited“-Gründung<br />
zu teilweise verführerischen<br />
Pauschalpreisen versprechen,<br />
weisen auf diesen nicht<br />
unwichtigen Gesichtspunkt oftmals<br />
nicht hin. Für die Folgezeit<br />
können hier nicht unerhebliche<br />
Kosten für Übersetzungen, Beglaubigungen<br />
und ähnliches<br />
entstehen. ■