Städtetouren 2009 Teil 1.qxd - Ferienregion Allgäu - Urlaub, Wetter ...
Städtetouren 2009 Teil 1.qxd - Ferienregion Allgäu - Urlaub, Wetter ...
Städtetouren 2009 Teil 1.qxd - Ferienregion Allgäu - Urlaub, Wetter ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Augsburgs Tourismusziel Nr. 1<br />
Die Fuggerei – älteste<br />
Sozialsiedlung der Welt<br />
Die Augsburger Fuggerei ist<br />
die älteste bestehende Sozialsiedlung<br />
der Welt. Sie wurde<br />
1521 von dem Augsburger<br />
Kaufherrn und Bankier Jakob<br />
Fugger dem Reichen gestiftet.<br />
Das Fuggereimuseum mit Museumsfilm, Infotafeln<br />
und Exponaten sowie eine „self-guided-tour“ durch<br />
die Sozialsiedlung erklären die Geschichte der weltberühmten<br />
Sehenswürdigkeit. Die Schauwohnung<br />
zeigt das Leben in der Fuggerei heute, das Museum<br />
im „Weltkriegsbunker in der Fuggerei“ dokumentiert<br />
die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg sowie<br />
den Wiederaufbau der<br />
Sozialsiedlung.<br />
Fürstlich und Gräflich<br />
Fuggersche Stiftungs-Administration<br />
Fuggerei 56 · 86152 Augsburg<br />
Telefon 08 21/31 98 81-0<br />
Telefax 08 21/31 98 81-12<br />
www.fugger.de · info@fugger.de<br />
geöffnet: Montag – Sonntag<br />
April – September 8 – 20 Uhr<br />
Oktober – März 9 – 18 Uhr<br />
In den <strong>Urlaub</strong>sregionen <strong>Allgäu</strong> und Bayerisch-Schwaben:<br />
33 <strong>Städtetouren</strong> zu Sehenswürdigkeiten,<br />
Geschichte(n) und großen Namen<br />
Die Fuggerstadt Augsburg, Ulm und<br />
der höchste Kirchturm der Welt, das<br />
von Römern, Bürgern und Bischöfen<br />
geprägte Kempten, das mittelalterliche<br />
Nördlingen im Ries oder die<br />
Donaustadt Günzburg mit dem Legoland<br />
Deutschland – sie sind nur<br />
ein paar Beispiele für das „Erlebnis<br />
Stadt“ in den beiden <strong>Urlaub</strong>sregionen<br />
<strong>Allgäu</strong> und Bayerisch-Schwaben.<br />
Der Reiseführer „<strong>Städtetouren</strong> vom<br />
<strong>Allgäu</strong> über Augsburg an die Donau<br />
und ins Ries“ stellt 33 Städte, ihre<br />
Sehenswürdigkeiten und Geschichte(n)<br />
vor. Außerdem informiert dieser<br />
Guide zu ihren Kultur-, Freizeitund<br />
Wellnessangeboten, zu Zielen<br />
für die junge Familie, zu Gastronomie<br />
und Übernachtung, Museen,<br />
Veranstaltungen, Literatur, Ausflugszielen<br />
und Ferienstraßen.<br />
context<br />
m e d i e n u n d<br />
verlag<br />
Von Aichach in Altbaiern bis Bad<br />
Wurzach im Westallgäu reicht die<br />
Reihe der hier vorgestellten Städte<br />
im Westen Bayerns und im angrenzenden<br />
Baden-Württemberg. Ihre<br />
Geschichte reicht zum <strong>Teil</strong> 2000<br />
Jahre zurück und rankt sich um so<br />
prominente Gestalten wie Jakob<br />
Fugger, die schwäbischen Mozarts,<br />
Bert Brecht, die heilige Crescentia,<br />
Albert Einstein, Kaiserin Elisabeth,<br />
Pfarrer Kneipp sowie um Habsburger<br />
und Wittelsbacher.<br />
144 Seiten, 146 Fotos, 8 Karten<br />
Herausgeber:<br />
Tourismusverband<br />
<strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben<br />
Martin Kluger<br />
context verlag<br />
context verlag Augsburg<br />
<strong>Städtetouren</strong> – vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg an die Donau und ins Ries<br />
<strong>Städtetouren</strong><br />
<strong>Städtetouren</strong><br />
vom <strong>Allgäu</strong> <strong>Allgäu</strong> über Augsburg Augsburg<br />
an die Donau und ins Ries<br />
Routen, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Genuss<br />
EINE DER FASZINIERENDSTEN STÄDTE DEUTSCHLANDS:<br />
AUGSBURG<br />
Herzlich willkommen im von den Römern gegründeten Augsburg, einer<br />
der ältesten Städte Deutschlands. Augsburg ist die Stadt der Fugger und<br />
der Fuggerei, der Künstlerfamilie Mozart, die Geburtsstadt Bertolt Brechts<br />
und die Heimat der Augsburger Puppenkiste. Kurz: Augsburg ist ein Erlebnis.<br />
Die Regio Augsburg Tourismus GmbH sagt Ihnen gerne, wo, wann und wie.<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
Was Sie sonst noch alles wissen wollen zu Prospekten und Reiseführern,<br />
Führungen und Fahrten, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen, Über-<br />
nachtungen und Gastronomie, Messe, Tagung und Kongress finden Sie<br />
ebenfalls auf dieser Website. Wir freuen uns natürlich auch auf Ihren Anruf.<br />
Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />
Schießgrabenstraße 14<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 08 21/5 02 07-0<br />
Telefax 08 21/5 02 07-45<br />
REGIO<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
AUGSBURG<br />
tourismus@regio-augsburg.de TOURISMUS
Die <strong>Urlaub</strong>sregion <strong>Allgäu</strong><br />
und Bayerisch-Schwaben<br />
■ Region Augsburg<br />
(Augsburg,<br />
Landkreis Aichach-Friedberg,<br />
Landkreis Augsburg)<br />
■ Landkreis Dillingen<br />
■ Landkreis Donau-Ries<br />
■ Landkreis Günzburg<br />
■ Oberallgäu<br />
(Kempten und der<br />
Landkreis Oberallgäu)<br />
■ Ostallgäu<br />
(Kaufbeuren und der<br />
Landkreis Ostallgäu)<br />
■ Ulm/Landkreis Neu-Ulm<br />
■ Unterallgäu<br />
(Memmingen und der<br />
Landkreis Unterallgäu)<br />
■ Westallgäu<br />
(Landkreis Lindau/Bodensee,<br />
Landkreis Ravensburg)<br />
Ravensburg<br />
96<br />
Nonnenhorn<br />
Wasserburg<br />
Lindau<br />
Bodensee<br />
Landkreis<br />
Ravensburg<br />
Westallgäu<br />
Bregenz<br />
A7 Richtung<br />
Lindau<br />
96<br />
12<br />
Oberstaufen<br />
A7 Richtung<br />
Würzburg<br />
Kleinwalsertal<br />
7<br />
Bad Grönenbach<br />
Iller<br />
25<br />
Romantische Straße<br />
Kirchheim<br />
Babenhausen<br />
Günz Kammel<br />
19<br />
Wallerstein<br />
Donau<br />
Leipheim<br />
Günzburg<br />
Burgau<br />
Iller<br />
16<br />
Ottobeuren<br />
7<br />
12<br />
Bad Hindelang<br />
Fischen<br />
Oberstdorf<br />
Oettingen<br />
Ulm<br />
Neu-Ulm<br />
Ichenhausen<br />
Kammel<br />
Mindel<br />
Senden<br />
Günz<br />
Weißenhorn 16<br />
Landkreis<br />
Günzburg<br />
Donau<br />
Iller 7<br />
Vöhringen<br />
Illertissen<br />
Roggenburg<br />
Landkreis<br />
Neu-Ulm<br />
Krumbach<br />
Heilbad<br />
Krumbad<br />
Mindel<br />
Bad Wurzach<br />
Wangen<br />
Lindenberg<br />
Isny<br />
Landkreis<br />
Lindau<br />
Leutkirch<br />
Nördlingen<br />
8<br />
10<br />
Kessel<br />
Wörnitz<br />
Schmutter<br />
96<br />
25<br />
300<br />
Wertach<br />
Nesselwang<br />
Pfronten<br />
Harburg<br />
Wemding<br />
Landkreis Höchstädt a. d. Donau<br />
Dillingen<br />
Dillingen a. d. Donau<br />
Lauingen (Donau) Wertingen<br />
Gundelfingen a. d. Donau<br />
16<br />
Mindelheim<br />
Memmingen<br />
Kempten<br />
Landkreis<br />
Oberallgäu<br />
Sonthofen<br />
Landkreis<br />
Unterallgäu<br />
Immenstadt<br />
16<br />
Landkreis<br />
Augsburg Gersthofen<br />
Neusäß<br />
Bad Wörishofen<br />
Kaufbeuren<br />
Landkreis<br />
Ostallgäu<br />
12<br />
Marktoberdorf<br />
16<br />
Wertach<br />
Lech<br />
2<br />
Stadtbergen<br />
Buchloe<br />
Füssen<br />
2<br />
17<br />
Lech<br />
B2 Richtung<br />
Nürnberg<br />
Lech<br />
16<br />
Rain<br />
Königsbrunn<br />
Schwabmünchen<br />
Schwangau<br />
Monheim<br />
Landkreis<br />
Donau-Ries<br />
Donauwörth<br />
Augsburg<br />
Lech<br />
17<br />
Donau<br />
B16 Richtung<br />
Ingolstadt<br />
Landkreis<br />
Aichach-Friedberg<br />
Aichach<br />
Friedberg<br />
300<br />
8<br />
A96 Richtung<br />
München<br />
Ulm<br />
A8 Richtung<br />
München<br />
B300 Richtung<br />
Ingolstadt<br />
Bayern<br />
Nördlingen<br />
Bayerisch<br />
Schwaben<br />
Augsburg<br />
München<br />
Memmingen<br />
<strong>Allgäu</strong><br />
Kaufbeuren<br />
Kempten<br />
Radwanderwege im <strong>Allgäu</strong><br />
und in Bayerisch-Schwaben<br />
■ Donauradwanderweg<br />
■ Romantische Straße – Radweg<br />
■ Via Claudia Augusta – Radweg<br />
■ Via Julia<br />
■ Via Danubia<br />
■ <strong>Allgäu</strong>-Radweg<br />
Radwanderweg <strong>Allgäu</strong><br />
■<br />
■ Radwanderweg Bodensee<br />
■ Bodensee-Königssee-Radweg<br />
■ Dampflokrunde<br />
■ Kneipp-Radweg<br />
Westallgäuer Käsestraße<br />
■<br />
■ 7-Schwaben-Tour<br />
■ Günztal-Radweg<br />
■ Iller-Radwanderweg<br />
■ Kammeltal-Radweg<br />
■ Mittelschwaben-Radweg<br />
Ravensburg<br />
96<br />
Nonnenhorn<br />
Wasserburg<br />
Lindau<br />
Bodensee<br />
Landkreis<br />
Ravensburg<br />
Westallgäu<br />
Bregenz<br />
A7 Richtung<br />
Lindau<br />
96<br />
A7 Richtung<br />
Würzburg<br />
12<br />
Oberstaufen<br />
Kleinwalsertal<br />
7<br />
Bad Grönenbach<br />
Iller<br />
Romantische Straße<br />
25<br />
Kirchheim<br />
Babenhausen<br />
Günz Kammel<br />
19<br />
Wallerstein<br />
Donau<br />
Leipheim<br />
Günzburg<br />
Burgau<br />
Iller<br />
16<br />
Ottobeuren<br />
7<br />
Oberstdorf<br />
12<br />
Bad Hindelang<br />
Fischen<br />
Oettingen<br />
Ulm<br />
Neu-Ulm<br />
Ichenhausen<br />
Kammel<br />
Mindel<br />
Senden<br />
Günz<br />
Weißenhorn 16<br />
Landkreis<br />
Günzburg<br />
Donau<br />
Iller 7<br />
Vöhringen<br />
Illertissen<br />
Roggenburg<br />
Landkreis<br />
Neu-Ulm<br />
Krumbach<br />
Heilbad<br />
Krumbad<br />
Mindel<br />
Bad Wurzach<br />
Wangen<br />
Lindenberg<br />
Leutkirch<br />
Isny<br />
Landkreis<br />
Lindau<br />
Nördlingen<br />
8<br />
10<br />
25<br />
Kessel<br />
96<br />
Wertach<br />
Pfronten<br />
Wörnitz<br />
300<br />
Nesselwang<br />
Harburg<br />
Wemding<br />
Landkreis Höchstädt a. d. Donau<br />
Dillingen<br />
Dillingen a. d. Donau<br />
Lauingen (Donau) Wertingen<br />
Gundelfingen a. d. Donau<br />
16<br />
Mindelheim<br />
Memmingen<br />
Kempten<br />
Landkreis<br />
Oberallgäu<br />
Sonthofen<br />
Landkreis<br />
Unterallgäu<br />
Immenstadt<br />
Landkreis<br />
Ostallgäu<br />
Marktoberdorf<br />
16<br />
Landkreis<br />
Augsburg Gersthofen<br />
Neusäß<br />
Schmutter<br />
Schwabmünchen<br />
Bad Wörishofen<br />
Kaufbeuren<br />
12<br />
16<br />
Wertach<br />
Lech<br />
2<br />
Stadtbergen<br />
Buchloe<br />
Füssen<br />
2<br />
Donauwörth<br />
17<br />
Schwangau<br />
B2 Richtung<br />
Nürnberg<br />
Monheim<br />
Landkreis<br />
Donau-Ries<br />
Augsburg<br />
Lech<br />
16<br />
Rain<br />
Königsbrunn<br />
Lech<br />
17<br />
Lech<br />
300<br />
Donau<br />
B16 Richtung<br />
Ingolstadt<br />
Landkreis<br />
Aichach-Friedberg<br />
Aichach<br />
Friedberg<br />
8<br />
A96 Richtung<br />
München<br />
A8 Richtung<br />
München<br />
B300 Richtung<br />
Ingolstadt
Martin Kluger<br />
<strong>Städtetouren</strong><br />
vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg<br />
an die Donau und ins Ries<br />
Routen, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Genuss<br />
Herausgeber:<br />
Tourismusverband <strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben<br />
mit freundlicher Unterstützung durch den<br />
Bezirk Schwaben
2 Blindtext<br />
<strong>Städtetouren</strong><br />
vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg<br />
an die Donau und ins Ries<br />
Routen, Sehenswürdigkeiten, Kultur und Genuss<br />
Blindtext<br />
3
Inhalt<br />
Augsburg, Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg<br />
Aichach: Altbaierische Stadt, Stammburg<br />
der Wittelsbacher und ein „Sisi-Schloss“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8<br />
Augsburg: Römer und Renaissance,<br />
Fugger und Mozarts, Diesel und Brecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
Friedberg: Stadtmauern, ein Schloss<br />
und eine Glanzzeit als Uhrmacherstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />
Gersthofen: Römer, Mozart, Ballonfahrt<br />
und das erste Wasserkraftwerk am Lech . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
Landkreis Dillingen<br />
Dillingen: Das „Schwäbische Rom“ war<br />
Residenzstadt der Augsburger Bischöfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26<br />
Gundelfingen: Die alte Staufer-Stadt<br />
zwischen Legoland und Steiff-Teddys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30<br />
Höchstädt: Ein Renaissanceschloss<br />
und die Spuren einer epochalen Schlacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
Donauwörth: Städteromantik,<br />
beliebte Puppen und ein Kinderfest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />
Harburg: Ein romantisches Schloss hoch<br />
über dem idyllischen Wörnitzstädtchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />
Nördlingen: Auf der Stadtmauer um die<br />
mittelalterliche Stadt unter dem „Daniel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />
Oettingen: Wo „evangelisches“ Barock<br />
auf „katholisches“ Fachwerk trifft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51<br />
Rain: Das Tilly-Denkmal erinnert an<br />
eine Schlacht im Dreißigjährigen Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Wemding: Eine Postkartenansicht und<br />
eine Marienwallfahrt in der Fuchsienstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56<br />
Landkreis Günzburg<br />
Günzburg: Alte Stadt mit großer Geschichte<br />
und ein Land der kleinen bunten Steine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .60<br />
Krumbach: Das älteste Heilbad Schwabens<br />
und ein stadtbildprägendes Ensemble . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .63<br />
Landkreis Oberallgäu (und die kreisfreie Stadt Kempten)<br />
Immenstadt: Die junge alte Stadt<br />
war ein Zentrum der Textilindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66<br />
Kempten: Reichsstadt zwischen römischer<br />
Provinzhauptstadt und Residenzstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69<br />
Sonthofen: Vom Bergdorf zum Luftkurort<br />
und zur südlichsten Stadt Deutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75<br />
Inhalt<br />
Landkreis Ostallgäu (und die kreisfreie Stadt Kaufbeuren)<br />
Füssen: Fürstbischöfe und ein Kaiser<br />
schätzten die Stadt an der Römerstraße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .78<br />
Kaufbeuren: Stadt der heiligen Crescentia<br />
und des Schriftstellers Ludwig Ganghofer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .83<br />
Marktoberdorf: Augsburger Fürstbischöfe<br />
prägten die junge Ostallgäuer Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .89<br />
Ulm und Landkreis Neu-Ulm<br />
Illertissen: Das mächtige Schloss der<br />
reichen Vöhlin prägte die kleine Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .92<br />
Neu-Ulm: Die junge bayerische Schwester<br />
des baden-württembergischen Ulms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .94<br />
Ulm: Der höchste Kirchturm der Welt,<br />
gotische Meister und moderne Architektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .97<br />
Weißenhorn: Fuggerstadt mit je zwei<br />
Schlössern, Rathäusern und Stadttoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .104<br />
Landkreis Unterallgäu (und die kreisfreie Stadt Memmingen)<br />
Bad Wörishofen: Das weltberühmte<br />
Kneipp-Heilbad Nummer eins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .106<br />
Memmingen: Eine Stadt der Kaufleute,<br />
sieben Wahrzeichen und die „Zwölf Artikel“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .109<br />
Mindelheim: Der Vater der Landsknechte<br />
und der größte Faschingsnarr der Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .114<br />
Westallgäu (Landkreise Lindau und Ravensburg)<br />
Bad Wurzach: Kuren in der ehemaligen<br />
Residenzstadt eines fürstlichen Hauses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .118<br />
Isny: Stadttore und Stadtmauern, ein<br />
Schloss und Störche auf dem Rathaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .121<br />
Leutkirch: Historischer Stadtkern,<br />
Fürstenschloss und Glasmacherdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .126<br />
Lindenberg: Die Bergstadt im <strong>Allgäu</strong><br />
war einst ein Zentrum der Hutmacherei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .130<br />
Wangen: Die Brunnenstadt mit einem der<br />
schönsten Straßenzüge Süddeutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .132<br />
Mehr zum Thema: Landschaften (S. 6), Bayern in Schwaben (S. 11),<br />
Reiche Fugger (S. 20), Schwäbische Mozarts (S. 35), Ferienstraßen (S. 43),<br />
Römer (S. 50), Essen und Trinken (S. 125), Jakobus-Pilgerwege (S. 128)<br />
Außerdem: Wichtige Adressen (S. 138), Impressum, Bildnachweis (S. 143)<br />
4 5<br />
Inhalt
Die Landschaft(en)<br />
Das bayerische Schwaben: Gebilde zwischen Alpen und Ries, Lech und Iller<br />
Kulturelle Fülle als Resultat geografischer<br />
Kleinteiligkeit und vieler Landesgrenzen<br />
Landschaften im bayerischen Schwaben: Wer hier nur an Berge, Hügel und<br />
Flusstäler denkt, springt zu kurz. Der mitunter kuriose Verlauf der Geschichte,<br />
Konfessionsstreitigkeiten sowie eine ausgeprägte Kleinstaaterei und Kultur-,<br />
Sprach- und andere Grenzen, Abneigungen und Abhängigkeiten haben das<br />
Land zwischen Alpen und Ries vielfältig und facettenreich werden lassen.<br />
Das bayerische Schwaben, einer der<br />
sieben Regierungsbezirke Bayerns, ist<br />
in so mancher Hinsicht ein bunter<br />
Flickenteppich. Grundsätzlich teilt<br />
sich das bayerische Schwaben in zwei<br />
große Regionen auf – in das <strong>Allgäu</strong><br />
und in Nordschwaben, wobei zum<br />
Letzteren heute auch der Landkreis<br />
Aichach-Friedberg gehört. Doch der<br />
ist (eines der Mirakel der bayerischen<br />
Gebietsreform der 1970er Jahre) altbaierisch<br />
– tiefstes Bayern also.<br />
Kaum etwas trifft die Altbaiern um<br />
Aichach und Friedberg so tief, wie<br />
wenn man sie Schwaben nennt. Darin<br />
sind sie mit dem <strong>Allgäu</strong>er verwandt,<br />
den man ebenfalls mit nichts mehr<br />
kränkt als mit der Bezeichnung<br />
„Schwabe“. Wobei sich der „Bergallgäuer“<br />
im Oberallgäu heftigst vom<br />
Unterallgäuer distanziert. Was aber<br />
6 Landschaften<br />
die <strong>Allgäu</strong>er und Altbaiern eint: Die<br />
Schwaben, das sind alle anderen –<br />
die Nordschwaben. Sie leben in und<br />
um Augsburg, Dillingen, Günzburg<br />
und Neu-Ulm oder auch im Landkreis<br />
Donau-Ries, wobei der Rieser mit<br />
einem Neu-Ulmer ungefähr so viel<br />
gemeinsam hat wie ein Finne mit<br />
einem Italiener. Immerhin leidet ein<br />
rechter Rieser bereits darunter, dass<br />
„sein“ Landratsamt im Zuge der bereits<br />
erwähnten Gebietsreform ins<br />
„ferne“ Donauwörth abwanderte.<br />
Augsburg ist sowieso etwas ganz<br />
Eigenes. Als drittgrößte Stadt in<br />
Bayern, ausgestattet mit dem stolzen<br />
Bewusstsein der einzigartigen Geschichte<br />
einer Welthandelsmacht der<br />
Frühen Neuzeit und starken Minderwertigkeitskomplexen<br />
in Richtung<br />
München, sieht sich Augsburg als das<br />
(häufig unverstandene) kulturelle<br />
Zentrum der Region. Und weil „Nordschwaben“<br />
einerseits zu sehr nach<br />
Husum klingt und andererseits doch<br />
arg nach Tuttlingen, nennen sich die<br />
Nordschwaben im Tourismus lieber<br />
„Bayerisch-Schwaben“. Schwaben<br />
heißt zwar eigentlich der ganze bayerische<br />
Regierungsbezirk, doch sein<br />
Süden nennt sich selbstbewusst und<br />
bundesländerübergreifend nur <strong>Allgäu</strong>,<br />
denn das Westallgäu gehört bereits<br />
zu Baden-Württemberg. Das alles ist<br />
ein bisschen arg kompliziert? Macht<br />
nichts. Versuchen wir es mal andersherum,<br />
über die Geschichte und die<br />
Geografie. Zur Historie: Alle bayerischen<br />
Schwaben (einschließlich der<br />
<strong>Allgäu</strong>er und der Altbaiern) sind im<br />
Grunde ihres Herzens Partikularisten.<br />
Das hat die Historie bewirkt, die das<br />
Gebiet zwischen Bodensee, <strong>Allgäu</strong>er<br />
und Lechtaler Alpen im Süden sowie<br />
der Donau und dem Ries im Norden,<br />
dem Lech im Osten und der Iller im<br />
Westen bis in das 18. Jahrhundert<br />
in immer noch kleinere Herrschaftsgebilde<br />
und -gebietchen aufspaltete.<br />
Die Augsburger Stadtmauern zum<br />
Beispiel umschlossen gleich drei<br />
völlig eigenständige Staatsgebilde.<br />
Augsburg war seit 1276 eine Freie<br />
Reichsstadt, seit der Spätantike aber<br />
auch der Mittelpunkt des Bistums<br />
Augsburg. Und das Benediktinerstift<br />
St. Ulrich und Afra wurde 1643/44<br />
ein Klosterstaat. Um das Ganze noch<br />
zu steigern: Die Augsburger Fugger<br />
lebten in dieser Stadt – juristisch betrachtet<br />
– quasi exterritorial. Heutige<br />
Augsburger Stadtteile wie Pfersee<br />
oder Göggingen waren habsburgischvorderösterreichisch,<br />
Lechhausen<br />
war bayerisch, Oberhausen gehörte<br />
dem Bischof und Haunstetten dem<br />
Reichsstift St. Ulrich und Afra.<br />
In Kempten zerstörten sich die<br />
evangelische Bürgerstadt und die<br />
Residenz der katholischen Fürstäbte<br />
im Dreißigjährigen Krieg mithilfe von<br />
kaiserlichen beziehungsweise schwedischen<br />
Truppen lieber gegenseitig,<br />
als miteinander auszukommen. In<br />
Oettingen, bis heute eine Kleinstadt,<br />
gab es sogar zwei Schlösser. Östlich<br />
der Straße glaubte man evangelisch,<br />
im Westen katholisch. Erst Napoleon<br />
und die Zeit haben diesem Irrwitz<br />
ein Ende gemacht. Beinahe ist man<br />
geneigt, zu sagen: leider. Wie viele<br />
deutsche Landschaften haben eine<br />
solche Kulturvielfalt zu bieten wie<br />
die Region zwischen <strong>Allgäu</strong> und Ries?<br />
Vielfalt in die Vielfalt bringt freilich<br />
auch die Landschaft selbst. Das <strong>Allgäu</strong><br />
– eine der beliebtesten <strong>Urlaub</strong>sregionen<br />
Deutschlands – und seine<br />
Berge und Seen zwischen Nebelhorn<br />
und Auerberg zu beschreiben, ist vermutlich<br />
überflüssig. Weit weniger bekannt<br />
ist dagegen die nördlich anschließende<br />
Landschaft, die sich in<br />
Richtung Donau auf engstem Raum<br />
mal als brettflach, mal als höchst<br />
hügelig erweist, bis dieses Alpenvorland<br />
am Südufer der Donau endet.<br />
Der Lech und die Iller sowie etliche<br />
kleinere Flüsschen durchziehen dieses<br />
sanfte Terrain.<br />
Nördlich der Donau wird es nochmals<br />
spektakulär. Wo der Fränkische Jura<br />
und die Schwäbische Alb zusammenstoßen,<br />
hat vor 15 Millionen Jahren<br />
ein Meteorit einen fast kreisrunden<br />
Krater mit 25 Kilometern Durchmesser<br />
geformt. Dadurch ist eines der<br />
eigentümlichsten Landschaftsbilder<br />
Deutschlands entstanden – mit interessanten<br />
geologischen Formationen<br />
an den Rändern des Rieskraters, der<br />
von der mäandrierenden Wörnitz in<br />
Richtung Donau durchzogen wird. Die<br />
Alpen sieht man bei klarer Sicht und<br />
Föhn auch im „tiefen Norden“ – zum<br />
Beispiel sogar noch vom Turm des<br />
Donauwörther Liebfrauenmünsters.<br />
Landschaften<br />
7
Aichach<br />
Hier begann ein entscheidendes Kapitel der bayerischen Geschichte<br />
Aichach: Altbaierische Stadt, Stammburg<br />
der Wittelsbacher und ein „Sisi-Schloss“<br />
In Aichach dreht sich vieles um die Wittelsbacher. Kaiser Ludwig der Bayer<br />
verlieh Aichach das Stadtrecht. Die Stammburg der Wittelsbacher stand bis<br />
1209 im heutigen Aichacher Stadtteil Oberwittelsbach. Im Stadtteil Unterwittelsbach<br />
erwarb Herzog Max in Bayern 1838 das „Sisi-Schloss“.<br />
Stadtbild<br />
Rathaus zwischen zwei Stadttoren<br />
Aichach ist ein typisch altbaierisches<br />
Landstädtchen. Mittelpunkt der Stadt<br />
ist das barocke Rathaus. Um den langgestreckten<br />
Stadtplatz gruppieren<br />
sich zwischen den beiden Stadttoren<br />
Bürgerhäuser und die Spitalkirche<br />
Heilig Geist. Östlich des Stadtplatzes<br />
liegt der Schlossplatz: Dort steht die<br />
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Burghügel und „Sisi-Schloss“<br />
Sowohl das Untere wie das Obere Tor<br />
wurden von 1331 bis 1347 erbaut.<br />
1697 wurde das im Dreißigjährigen<br />
Krieg (1634) zerstörte Obere Tor wiederhergestellt.<br />
Nach der Zerstörung<br />
im Spanischen Erbfolgekrieg wurde<br />
das barocke Rathaus über dem goti-<br />
schen Vorgängerbau 1704/05 errichtet.<br />
Ab dem 12. Jahrhundert entstand<br />
die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.<br />
1861/63 wurde sie neugotisch<br />
umgestaltet. Die Spitalkirche Heilig<br />
Geist wurde 1634 durch einen Brand<br />
teilweise zerstört und bis 1642 wiederhergestellt.<br />
1734 und 1789 erhielt<br />
ihr barocker Turm die heutige Form.<br />
Die namensgebende Stammburg der<br />
Wittelsbacher im heutigen Stadtteil<br />
Oberwittelsbach wurde 1115 erstmals<br />
genannt. Weil Pfalzgraf Otto VIII.<br />
1208 den deutschen König Philipp<br />
von Schwaben ermordet hatte, wurde<br />
die Burg 1209 geschleift. Nur wenige<br />
Mauerreste sind erhalten. Über dem<br />
früheren Bergfried entstand die Wallfahrts-<br />
und Burgkirche Maria im Siege.<br />
Auf dem Burgplatz wurde anno 1832<br />
ein bayerisches Nationaldenkmal im<br />
neugotischen Stil errichtet.<br />
Zwischen 1331 und<br />
1347 entstand das<br />
Untere Tor am nördlichen<br />
Ende des<br />
zentralen Aichacher<br />
Stadtplatzes. Auf<br />
diesem Platz steht<br />
das barocke Rathaus.<br />
Das im Kern über tausend Jahre alte<br />
Wasserschloss im heutigen Stadtteil<br />
Unterwittelsbach gehörte ab 1838<br />
Herzog Max in Bayern. Seine „Sisi“<br />
gerufene Tochter Elisabeth soll sich<br />
dort aufgehalten haben. Die Wittelsbacherin<br />
wurde später Kaiserin von<br />
Österreich und Königin von Ungarn.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Die Stammburg der Wittelsbacher<br />
Um 1120 wurde Aichach erstmalig<br />
urkundlich genannt. 1208 wurde es<br />
zum Hauptort des wittelsbachischen<br />
Landgerichts. Im Jahr 1347 verlieh<br />
Kaiser Ludwig der Bayer Aichach das<br />
Münchner Stadtrecht. Bis ins Jahr<br />
1506, als die bayerischen <strong>Teil</strong>herzogtümer<br />
zusammengelegt wurden, gehörte<br />
die Stadt zu Niederbayern.<br />
Da die Grafen von Scheyern ihre Burg<br />
1119 den Benediktinern überlassen<br />
Die Wallfahrtskirche<br />
im kleinen Stadtteil<br />
Oberwittelsbach steht<br />
auf den Resten der<br />
namensgebenden<br />
Stammburg der Wittelsbacher.<br />
Bei der<br />
Kirche erinnert an<br />
sie ein bayerisches<br />
Nationaldenkmal.<br />
hatten, nannten sie sich seither nach<br />
Wittelsbach. Die Wittelsbacher lenkten<br />
von 1180 bis 1918 die Geschicke Bayerns.<br />
Steine der 1209 zerstörten Burg<br />
wurden in der Aichacher Stadtmauer<br />
verbaut: Sie half wenig, als die Stadt<br />
1634 im Dreißigjährigen Krieg und<br />
1704 im Spanischen Erbfolgekrieg<br />
zerstört wurde. Dem Krieg von 1704<br />
fiel auch das herzogliche Schloss zum<br />
Opfer. Das im Mittelalter errichtete,<br />
mehrfach umgestaltete Wasserschloss<br />
in Unterwittelsbach gehörte bis 1958<br />
dem Haus Wittelsbach. Heute zählt<br />
die Stadt Aichach 21 000 Einwohner.<br />
Museen<br />
Das Stadtmuseum Aichach<br />
Das neu gestaltete Stadtmuseum<br />
Aichach vermittelt einen Überblick<br />
über die Kunst- und Kulturgeschichte<br />
der Stadt. Zudem sind hier attraktive<br />
Sonderausstellungen zu sehen.<br />
Landkreis Aichach-Friedberg<br />
Landkreis Aichach-Friedberg<br />
8 9
Buchen & erleben<br />
Zu drei Kindheitsschlössern<br />
der Kaiserin Elisabeth<br />
Neben dem Wasserschloss in Unterwittelsbach<br />
gehörten auch das nahe<br />
Schloss in Kühbach sowie das Jagdschlösschen<br />
Rapperzell Herzog Max<br />
in Bayern. Die Regio Augsburg führt<br />
Gruppen „Zu Kindheitsschlössern<br />
der Kaiserin Sisi“. Die fünfstündige<br />
Führung kostet 205 Euro.<br />
Erlebnis & Event<br />
Ausstellungen im „Sisi-Schloss“<br />
Im „Sisi-Schloss“ im Stadtteil Unterwittelsbach<br />
finden Jahr für Jahr Ausstellungen<br />
statt, die mit wechselnden<br />
Themen zahlreiche „Sisi“-Fans und Geschichtsinteressierte<br />
anziehen. Sehr<br />
idyllisch ist der Weihnachtsmarkt der<br />
Stadt. Das Rathaus wird in der Vorweihnachtszeit<br />
zum Adventskalender,<br />
dessen Fenster der Nikolaus öffnet.<br />
Essen & Trinken<br />
Spezialitätenwirte und Spargel<br />
Der „Tavernwirt“ im Aichacher Stadtteil<br />
Sulzbach bietet feine Küche und<br />
Schloss Unterwittelsbach gehörte<br />
„Sisis“ Vater, Herzog Max in Bayern.<br />
Landkreis Aichach-Friedberg<br />
feines Ambiente. In den Monaten Mai<br />
und Juni kommt in und um Aichach<br />
der dort angebaute Spargel frisch<br />
gestochen auf den Tisch. Gehobene<br />
Küche mit Produkten aus der Region<br />
findet man in und um Aichach bei<br />
den preisgekrönten „Spezialitätenwirten<br />
im Wittelsbacher Land“.<br />
Umland<br />
Zwei barocke Wallfahrtskirchen<br />
Nur wenige Kilometer von Aichach<br />
entfernt liegt Inchenhofen. Zur dortigen<br />
Wallfahrtskirche St. Leonhard<br />
führte früher die viertgrößte Wallfahrt<br />
der Christenheit. Der jährliche<br />
Leonhardiritt ist wohl der älteste und<br />
einer der schönsten in Bayern. In<br />
Sielenbach sieht man eine der originellsten<br />
Schöpfungen des bayerischen<br />
Barock, die Wallfahrtskirche Maria<br />
Birnbaum. Nach 1716 entstand hier<br />
ein Zentralbau mit drei hintereinander<br />
angeordneten Kuppelräumen.<br />
Ferienstraßen<br />
Auf der „Sisi-Straße“<br />
„Sisi“ war Kaiserin von Österreich und<br />
Königin von Ungarn. Darum führt die<br />
„Sisi-Straße“ von Augsburg über den<br />
Aichacher Stadtteil Unterwittelsbach<br />
nach Bad Ischl (Kaiservilla) und Wien<br />
(Schönbrunn, Hofburg und Laxenburg)<br />
sowie bis Budapest und Gödöllö. Die<br />
Ferienroute leitet zudem durch Norditalien<br />
(bis Schloss Miramare) sowie<br />
in die Schweiz – an den Genfer See.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Aichach/Info-Büro<br />
Stadtplatz 48<br />
86551 Aichach<br />
Telefon 0 82 51/9 02-24<br />
Telefax 0 82 51/9 02-71<br />
rathaus@aichach.de<br />
www.aichach.de<br />
Der Lech war tausend Jahre lang die Grenze zwischen Bayern und Schwaben<br />
Altbaierische Wurzeln der Wittelsbacher<br />
Dass die Wurzeln der Wittelsbacher heute im bayerischen Regierungsbezirk<br />
Schwaben liegen, ist ein Ergebnis der bayerischen Gebietsreform von 1972.<br />
Bis um 1800 war der Lech tausend Jahre lang die Grenze zwischen Bayern und<br />
Schwaben. Konflikte und Kriege zwischen den Nachbarn waren nicht selten.<br />
Nicht nur die Reste der Stammburg<br />
der Wittelsbacher im Aichacher Stadtteil<br />
Oberwittelsbach und das dortige<br />
Nationaldenkmal oder das nahe „Sisi-<br />
Schloss“ Unterwittelsbach erinnern an<br />
die Rolle der Wittelsbacher und des<br />
Herzog- und späteren Kurfürstentums<br />
sowie Königreichs Bayern im bayerischen<br />
Regierungsbezirk Schwaben.<br />
Wittelsbacher machten Aichach und<br />
Friedberg zur Stadt. Friedberg war zudem<br />
eine Festung gegen die zumeist<br />
mit dem österreichischen Kaiserhaus<br />
Habsburg verbundene Freie Reichsstadt<br />
Augsburg: Die Bayern bekämpften<br />
die reiche Stadt jahrhundertelang.<br />
Überhaupt waren sich die Schwaben<br />
und die Bayern meist nicht grün. Als<br />
1704 in der „Schlacht bei Höchstädt“<br />
Österreicher, Engländer und Niederländer<br />
gegen die Franzosen und die<br />
mit ihnen verbündeten Truppen des<br />
ehrgeizigen und skrupellosen Wittelsbachers<br />
Max Emanuel siegten, hielten<br />
die Letzteren eben die Freien Reichsstädte<br />
Augsburg und Ulm besetzt.<br />
Nach der Niederlage gegen die vom<br />
englischen Herzog Marlborough und<br />
Prinz Eugen von Savoyen befehligte<br />
Armee ging der „Blaue Kurfürst“ aus<br />
Bayern zwölf Jahre lang ins Exil.<br />
Noch hundert Jahre blieben Augsburg,<br />
Ulm, Nördlingen, Memmingen,<br />
Kaufbeuren und Lindau Freie Reichsstädte,<br />
gehörten Günzburg, Burgau,<br />
Krumbach und Weißenhorn noch zu<br />
Vorderösterreich. Als 1806 das von<br />
Napoleon besetzte Augsburg an das<br />
Königreich Bayern fiel, plünderte man<br />
seine Kunstsammlungen und Bibliotheken<br />
aus: Augsburger Kunstschätze<br />
„wanderten“ so nach München.<br />
Damals endete die tausendjährige<br />
Rolle des Lechs als politische, Kulturund<br />
Sprachgrenze zwischen Altbaiern<br />
und Schwaben. Nahe der Mündung<br />
des Lechs in die Donau war um 1250<br />
Rain als Grenzstadt gegen Schwaben<br />
von den Wittelsbachern gegründet<br />
worden. Schon seit dem Mittelalter<br />
gehörten die Donaustädte Höchstädt,<br />
Gundelfingen und Lauingen den Wittelsbachern,<br />
Letztere war 1505 sogar<br />
die zweite Residenz des wittelsbachischen<br />
Pfalz-Neuburg. An Herzog Ludwig<br />
den Reichen von Bayern-Landshut<br />
wurde Wemding 1467 von den Grafen<br />
Oettingen verkauft. Derart friedlich<br />
liefen die Besitzwechsel manchmal<br />
nicht ab: In Donauwörth (1608) und<br />
Mindelheim (1614) marschierten die<br />
Truppen der Wittelsbacher ein und<br />
machten sie mit Gewalt bayerisch.<br />
Das Tilly-Denkmal in Rain: Erinnerung<br />
an ein Kapitel bayerischer Geschichte.<br />
Bayern in Schwaben<br />
10 11<br />
Bayern in Schwaben
Augsburg<br />
Die Stadt der Puppenkiste und der Fuggerei ist voller Geschichte(n)<br />
Augsburg: Römer und Renaissance,<br />
Fugger und Mozarts, Diesel und Brecht<br />
Augsburg zählt neben Trier und Kempten zu den ältesten Städten Deutschlands.<br />
Die Sehenswürdigkeiten der wohl 8 vor Christus von Römern gegründeten<br />
Renaissancestadt erzählen die Geschichte der Fugger und Welser, der Mozarts,<br />
Rudolf Diesels und Bert Brechts. Die bekanntesten Augsburger neben Jakob<br />
Fugger dem Reichen sind die Marionetten der Augsburger Puppenkiste.<br />
Stadtbild<br />
Das Rathaus ist das Zentrum<br />
der Renaissancestadt Augsburg<br />
Als Amerika entdeckt wurde, hatte<br />
Augsburg seine große, „goldene“ Zeit.<br />
Der von Jakob Fugger aus dem Süden<br />
importierte Stil der Renaissance führte<br />
im reichen Augsburg zu prächtigen<br />
Bauten und Brunnen. Das Augsburger<br />
Renaissancerathaus, eines der bedeutendsten<br />
profanen Bauwerke dieser<br />
Zeit nördlich der Alpen, ist das<br />
unübersehbare Zentrum der Stadt.<br />
Die Maximilianstraße („Kaisermeile“<br />
nennt Augsburg seine „gute Stube“)<br />
reicht vom Rathaus im Norden bis zu<br />
den beiden Ulrichskirchen im Süden –<br />
beiderseits flankiert von Patrizierpalästen<br />
und den Häusern der reichen<br />
Kaufleute und Bankiers. Die Fugger-<br />
häuser und das Schaezlerpalais, ein<br />
Stadtpalast des Rokoko, zählen zu<br />
den wichtigsten unter vielen sehenswerten<br />
Bauten. In der Maximilianstraße<br />
sieht man drei Prachtbrunnen<br />
der Renaissance, jeder für sich ein<br />
Kunstwerk von europäischem Rang.<br />
Der Augustusbrunnen, der Merkurbrunnen<br />
sowie der Herkulesbrunnen<br />
entstanden in den Jahren zwischen<br />
1588 und 1602.<br />
Aus dem Spätmittelalter und aus der<br />
Frühen Neuzeit stammen die Stadtmauern<br />
und die mächtigen Wallanlagen,<br />
die Augsburg vor allem noch<br />
im Osten der Innenstadt umgeben.<br />
Am Südende der Wälle findet man die<br />
Bastion am Roten Tor, wo nun auf der<br />
größten Freilichtbühne Süddeutschlands<br />
gespielt wird. Entlang der Stadtmauern<br />
und Wassergräben zieht sich<br />
Einer von drei<br />
Prachtbrunnen: der<br />
Augustusbrunnen<br />
vor dem imposanten<br />
Renaissancerathaus<br />
und dem benachbarten<br />
Perlachturm.<br />
die idyllisch an Lechkanälen gelegene<br />
Augsburger Handwerkeraltstadt.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Ins Rathaus, in die Fuggerei und<br />
in die Augsburger Puppenkiste<br />
Zwei Sehenswürdigkeiten Augsburgs<br />
kennt man weltweit. Die Augsburger<br />
Puppenkiste spielt im Heilig-Geist-<br />
Spital beim Roten Tor. Die zweite<br />
große Sehenswürdigkeit erinnert an<br />
Jakob Fugger. Er stiftete 1521 die<br />
Fuggerei, die heute älteste Sozialsiedlung<br />
der Welt. In dieser kleinen<br />
Stadt in der Stadt mit 67 Häusern<br />
und 140 Wohnungen leben bis heute<br />
150 hilfsbedürftige Augsburger Bürger<br />
für 0,88 Euro Jahres(kalt)miete – als<br />
Gegenleistung dafür sprechen sie täglich<br />
drei Gebete für den Stifter und<br />
die Stifterfamilie. Auch der Urgroßvater<br />
Wolfgang Amadé Mozarts hat in<br />
der Fuggerei gelebt.<br />
Der Spiegelsaal im<br />
Schaezlerpalais zeigt<br />
den Stil des Rokoko<br />
in Reinkultur. In dem<br />
Stadtpalast entdeckt<br />
man Ausstellungen<br />
der Kunstsammlungen<br />
und Museen Augsburg<br />
und die Staatsgalerie<br />
Altdeutsche<br />
Meister.<br />
Zwei weitere wichtige Augsburger<br />
Sehenswürdigkeiten haben ebenfalls<br />
mit Jakob Fugger zu tun. Die Fuggerkapelle<br />
in der Annakirche – die wohl<br />
von Albrecht Dürer geplante Grabkapelle<br />
Jakob Fuggers und seiner<br />
Brüder – ist der erste und wohl vollkommenste<br />
Renaissancebau Deutschlands.<br />
Als der erste profane Bau der<br />
Renaissance in Deutschland entstand<br />
in den bis 1515 von Jakob Fugger erbauten<br />
Fuggerhäusern der Damenhof.<br />
Unbedingt anschauen sollte man den<br />
atemberaubend schönen Goldenen<br />
Saal im Rathaus, dessen Pracht die<br />
Bedeutung Augsburgs als ein europaweit<br />
führendes Finanzhandelszentrum<br />
zwischen 1470 und Dreißigjährigem<br />
Krieg erahnen lässt. Neben dem Rathaus<br />
steht der Perlachturm: Von einer<br />
Aussichtsplattform aus genießt man<br />
dort den Blick über die ganze Stadt<br />
und an Föhntagen bis zu den Alpen.<br />
Stadt Augsburg<br />
Stadt Augsburg<br />
12 13
14<br />
Ein paar Schritte vom Rathaus entfernt<br />
ragt der im Kern über tausend<br />
Jahre alte romanisch-gotische Mariendom<br />
zum Himmel. Am angrenzenden<br />
Fronhof liegt die frühere Residenz der<br />
Augsburger Fürstbischöfe. Dort lernte<br />
Agnes Bernauer ihren Bayernherzog<br />
kennen und lieben. Er heiratete sie,<br />
weshalb ihr Schwiegervater sie später<br />
in Straubing als Hexe in der Donau<br />
ertränken ließ. Heute steht in der<br />
Parkanlage vor der Barockfassade<br />
das Mozart-Doppeldenkmal, das an<br />
Leopold Mozart und dessen Sohn<br />
Wolfgang Amadé erinnert. Leopolds<br />
Geburtsort, das Augsburger Mozarthaus<br />
im Domviertel in der Frauentorstraße,<br />
ist ein Museum.<br />
Am südlichen Ende der Altstadt steht<br />
die mächtige spätgotische Ulrichsbasilika:<br />
Im zweitgrößten Sakralbau<br />
Augsburgs entdeckt man eine heraus-<br />
Stadt Augsburg<br />
In 67 Häusern und<br />
140 Wohnungen der<br />
Fuggerei leben heute<br />
150 unterstützungsbedürftige<br />
Augsburger<br />
Bürger für jährlich<br />
0,88 Euro Miete und<br />
täglich drei Gebete.<br />
ragende Ausstattung – die drei mehr<br />
als 20 Meter hohen Altäre, die fünf<br />
fürstlich ausgestatteten Grabkapellen<br />
der Fugger sowie die Fuggerorgel.<br />
In der Unterkirche entdeckt man den<br />
römischen Sarkophag, in dem die<br />
Überreste der heiligen Afra vermutet<br />
werden, sowie eine barocke Tumba, in<br />
der der heilige Ulrich bestattet liegt.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Die Mozarts, Diesel und Brecht in<br />
der Stadt der Fugger und Welser<br />
Um 8 vor Christus gründeten römische<br />
Legionen Augsburg, das im 2. Jahrhundert<br />
nach Christus zur glanzvollen<br />
Hauptstadt der Provinz Rätien aufstieg.<br />
Anno 955 verteidigte der später<br />
heiliggesprochene Bischof Ulrich die<br />
Stadtmauern gegen die Ungarn: Nahe<br />
der Stadt fand die epochale Schlacht<br />
auf dem Lechfeld statt.<br />
Jim Knopf, Lukas<br />
und die Lokomotive<br />
Emma sowie viele<br />
andere Fernsehstars<br />
können Besucher<br />
des Museums der<br />
Augsburger Puppenkiste<br />
aus nächster<br />
Nähe betrachten.<br />
Im 15. und 16. Jahrhundert war das<br />
sprichwörtlich prächtige Augsburg<br />
eine der reichsten Städte Europas und<br />
ein „New York der Frühen Neuzeit“.<br />
Der Augsburger Kaufherr, Bankier und<br />
Montanunternehmer Jakob Fugger der<br />
Reiche finanzierte die Päpste in Rom<br />
und den Aufstieg der Habsburger zur<br />
Weltmacht. Die Wahl Karls V. zum<br />
Kaiser (in dessen Weltreich die Sonne<br />
niemals unterging) wurde 1519 mit<br />
Fugger‘schen Krediten entschieden.<br />
Jakob Fugger war damals der reichste<br />
Unternehmer Europas: Er lenkte ein<br />
Imperium, das mit Handel, Textilherstellung,<br />
Montan- und Bankgeschäften<br />
in halb Europa Geld verdiente.<br />
Der Augsburger beteiligte sich aber<br />
auch an ersten Handelsfahrten nach<br />
Indien und zu den Molukken. Sein<br />
Neffe und Nachfolger Anton wurde<br />
sogar noch reicher, er handelte mit<br />
Amerika und Afrika und gab selbst<br />
den reichen Medici Kredite. Es gab<br />
aber noch eine Reihe weiterer reicher<br />
Augsburger – den Welsern gehörte<br />
von 1528 bis 1556 sogar das heutige<br />
Venezuela, das die Augsburger Firma<br />
(erfolglos) zu kolonisieren versuchte.<br />
Der Dreißigjährige Krieg verwüstete<br />
und entvölkerte die Stadt, die zuvor<br />
in „orientalischem Luxus“ geschwelgt<br />
haben soll. Die halb verhungerten<br />
Menschen aßen Hunde, Katzen, Ratten<br />
und Leichen, um zu überleben.<br />
Doch Augsburg erholte sich, wurde<br />
ein Zentrum des Rokoko, den man<br />
den „Augsburger Geschmack“ nannte.<br />
Die Gold- und Silberschmiede der<br />
Stadt waren an vielen Höfen Europas<br />
gefragt, Augsburg wurde zur Kunsthauptstadt<br />
Süddeutschlands. 1719<br />
wurde hier Leopold Mozart (der Vater,<br />
Entdecker, Erzieher und Musiklehrer<br />
Wolfgang Amadé Mozarts) geboren.<br />
Napoleon machte Augsburg im Jahr<br />
1806 bayerisch. Im Industriezeitalter<br />
Jakob Fugger der Reiche – porträtiert<br />
von Albrecht Dürer – finanzierte die<br />
Kurie, Kaiser und Könige.<br />
nannte man die Stadt wegen ihrer<br />
zahlreichen Textilfabriken „deutsches<br />
Manchester“. Ingenieur Rudolf Diesel<br />
entwickelte für die MAN den nach ihm<br />
benannten Motor. 1898 wurde Bertolt<br />
Brecht in der Handwerkeraltstadt geboren:<br />
Der Schriftsteller verbrachte<br />
die ersten 20 Jahre seines Lebens in<br />
Augsburg. Später schuf er Werke wie<br />
die „Mutter Courage und ihre Kinder“<br />
und die „Dreigroschenoper“. Heute<br />
ist Augsburg die drittgrößte Stadt in<br />
Bayern, ein bayerisches Umweltkompetenzzentrum<br />
und eine Universitätssowie<br />
eine Messestadt mit mehr als<br />
260 000 Einwohnern.<br />
Buchen & erleben<br />
Fürstliche Tage auf den<br />
Augsburger Spuren der Fugger<br />
Ein verlängertes Wochenende führt<br />
zu den Schauplätzen des „goldenen<br />
Augsburg der Renaissance“, als die<br />
Stadt ein Wirtschafts- und Kunstzentrum<br />
war: Man sieht das Rathaus<br />
mit dem Goldenen Saal, die Fuggerei<br />
und die Fuggerhäuser in der prächtigen<br />
Maximilianstraße. Drei Tage<br />
mit zwei Übernachtungen im Innenstadthotel<br />
bucht man ab 95 Euro.<br />
Weitere Auskünfte erhält man bei<br />
der Regio Augsburg Tourismus GmbH.<br />
Stadt Augsburg<br />
15
16<br />
Museen<br />
Über Puppenkiste und Fuggerei<br />
zu Rokoko und Industriekultur<br />
20 Museen locken nach Augsburg. Zu<br />
den Höhepunkten zählt das Puppentheatermuseum<br />
„Die Kiste“, wo man<br />
die TV-Stars der Augsburger Puppenkiste<br />
bewundert. Es zeigt Marionetten<br />
wie Jim Knopf und das Urmel, den<br />
Löwen und Bill Bo, Kasperl und den<br />
Räuber Hotzenplotz und viele mehr.<br />
Zu den bestbesuchten Museen Augsburgs<br />
gehören das 2006 neugestaltete<br />
und erweiterte Fuggereimuseum und<br />
das 2008 eröffnete Museum im „Weltkriegsbunker<br />
in der Fuggerei“.<br />
Das Römische Museum zeigt Bayerns<br />
bedeutendste Sammlung römischer<br />
Steindenkmäler sowie Keramiken und<br />
Gläser, Münzen und Waffen. Kunstfreunde<br />
zieht es ins Schaezlerpalais,<br />
wo man die Barockgalerie mit Werken<br />
Stadt Augsburg<br />
Auge in Auge mit<br />
den Römern: Das<br />
Römische Museum<br />
Augsburg zeigt die<br />
bedeutendste Sammlung<br />
römischer Steindenkmäler<br />
in Bayern.<br />
Augsburger Meister, aber auch von<br />
Rubens, van Dyck und Tiepolo sowie<br />
den prächtigen Rokokofestsaal sieht.<br />
In der angrenzenden Kirche des ehemaligen<br />
Katharinenklosters zeigt die<br />
Staatsgalerie Altdeutsche Meister<br />
Malerei von Hans Holbein d. Ä., Hans<br />
Burgkmair d. Ä. oder Jörg Breu d. Ä.<br />
Der Höhepunkt ist freilich das Porträt<br />
Jakob Fuggers, das Albrecht Dürer um<br />
1520 schuf. Die Originalbronzen der<br />
Prachtbrunnen sieht man im Viermetzhof<br />
des preisgekrönten Maximilianmuseums,<br />
das Gemälde und Bildhauerei,<br />
Augsburger Silber, Instrumente,<br />
Möbel und Keramiken zeigt.<br />
Das Diözesanmuseum St. Afra belegt<br />
tausend Jahre der Geschichte des<br />
Bistums Augsburg. Die Lutherstiege<br />
bei St. Anna erinnert an die Reformation<br />
und Luthers Aufenthalte in der<br />
Stadt. Die Synagoge beherbergt das<br />
Jüdische Kulturmuseum. Augsburgs<br />
Ein Blick in das<br />
Geburtshaus Bert<br />
Brechts „Auf dem<br />
Rain 7“, heute eine<br />
Gedenkstätte für<br />
den Schriftsteller.<br />
Die größte FreilichtbühneSüddeutschlands<br />
und eine der<br />
schönsten Deutschlands:<br />
die Freilichtbühne<br />
am Roten Tor.<br />
Rolle als ein europaweit bedeutendes<br />
Zentrum der Textilindustrie dokumentiert<br />
das neue Bayerische Textil- und<br />
Industriemuseum (tim) in einer der<br />
ältesten Fabriken Bayerns. Gedenkstätten<br />
erinnern an W. A. Mozart und<br />
seine Augsburger Vorfahren (das 2006<br />
neu gestaltete Mozarthaus steht in<br />
der Frauentorstraße) und an Bertolt<br />
Brecht. Im Brechthaus in der Altstadt<br />
kam der Schriftsteller zur Welt.<br />
Erlebnis & Event<br />
Freilichtbühne, Kabarett, Mozarts<br />
Musik und ein Christkindlesmarkt<br />
Das Theater Augsburg ist ein Drei-<br />
Sparten-Haus mit Schauspiel, Musikund<br />
Tanztheater. Im Sommer bespielt<br />
es die Freilichtbühne am Roten Tor<br />
mit Oper und Operette in den Wallanlagen.<br />
Die „Kabarett Tage“ und der<br />
„Kabarett Herbst“ in der Kresslesmühle<br />
zählen zu den größten Kleinkunstreihen<br />
Deutschlands. Die jährlichen<br />
„Mozartfeste“ und die „Konzerte<br />
im Fronhof“ sind der Mozartstadt gewidmet.<br />
Zu den sommerlichen Musikreihen<br />
zählt der jährliche „Internationale<br />
Augsburger Jazzsommer“. Die<br />
leichte Muse ist das ganze Jahr im<br />
Kurhaus Augsburg-Göggingen, einem<br />
„Palast aus Licht und Glas“, zu Hause.<br />
Den Augsburger Plärrer nennt man das<br />
„Schwäbische Oktoberfest“ – er zieht<br />
jeweils an Ostern und im Spätsommer<br />
die Massen an. Stimmungsvoll ist der<br />
romantische Christkindlesmarkt, einer<br />
der schönsten Weihnachtsmärkte in<br />
Deutschland, vor dem Renaissancerathaus<br />
und dem Perlachturm.<br />
Essen & Trinken<br />
Zwei-Sterne-Küche und<br />
schwäbische Klassiker<br />
Zwei-Sterne-Küche gibt es nicht oft<br />
in Bayern – in Augsburg findet man<br />
sie im „August“ (nahe Mozarthaus).<br />
Für feine Küche sind aber auch das<br />
„Haupt im Prinz-Karl-Palais“, das<br />
Restaurant „Die Ecke“ beim Rathaus,<br />
„Meders Restaurant“ (beim Mozarthaus)<br />
und „Feinkost Kahn“ (bei St.<br />
Anna) bekannt. Augsburg lockt zudem<br />
mit etlichen klassisch-schwäbischen<br />
Restaurants und viel Freiluftgastronomie<br />
– zum Beispiel auch auf dem<br />
Rathausplatz oder in der Fuggerei.<br />
Übernachten<br />
Eine Fürstenherberge und Schick<br />
der 1970er Jahre im „Maiskolben“<br />
Im ältesten und ersten Haus am Platz,<br />
dem „Hotel Drei Mohren“, stiegen<br />
(zweimal) die Familie Mozart, König<br />
Friedrich I. von Preußen, Goethe und<br />
Fürst Metternich, Paganini, Richard<br />
Wagner und Präsident Franklin Roosevelt<br />
ab. Im Hotelturm beherbergt das<br />
„Dorint“: 1972 war der „Maiskolben“<br />
mit 35 Stockwerken und 118 Metern<br />
der höchste Hotelturm Deutschlands.<br />
Auf 500 Jahre Tradition schaut das<br />
„DomHotel“ zurück, Gäste blicken auf<br />
Stadt Augsburg<br />
17
die Domtürme. Ein feines Haus ist<br />
das „Romantikhotel Augsburger Hof“.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Die Puppenkiste und der Zoo<br />
Ein Besuch des Puppentheatermuseums<br />
„Die Kiste“ (das Museum<br />
der Puppenkiste) begeistert auch die<br />
Kinder. Im Augsburger Zoo tummeln<br />
sich rund 1500 Tiere aus 250 Arten:<br />
Elefanten, Nashörner, Giraffen, Zebras,<br />
Affen, Löwen, Tiger, Bären…<br />
Führungen<br />
Zu den reichen Fuggern<br />
„Auf den Spuren der Fugger“ heißt<br />
die tägliche Stadtführung um 14 Uhr<br />
ab Tourist-Info am Rathausplatz (von<br />
November bis März jeweils nur an<br />
den Samstagen und Sonntagen).<br />
Lesetipps<br />
Stadtführer, Fugger und Mozarts<br />
Den Reiseführer „Augsburg – Stadtführer<br />
durch 2000 Jahre Geschichte“<br />
(192 Seiten, 230 Fotos, 9,80 €) gibt<br />
die Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />
heraus. Die Geschichte Jakob Fuggers<br />
und der Familie erzählt und zeigt der<br />
(Kultur-)Reiseführer „Die Fugger. Die<br />
deutschen Medici in und um Augsburg“<br />
(216 Seiten, 281 Abbildungen,<br />
9,80 €). Durch die Familiengeschichte<br />
der schwäbischen Mozarts und zu etlichen<br />
Mozartstätten leitet der Führer<br />
Stadt Augsburg<br />
18<br />
Die Augsburger<br />
Maximilianstraße<br />
mit Blick auf den<br />
Herkulesbrunnen,<br />
das Rathaus und<br />
den Perlachturm.<br />
„W. A. Mozart und Augsburg: Vorfahren,<br />
Vaterstadt und erste Liebe“.<br />
Umland<br />
Klöster, Kirchen und ein Naturpark<br />
Im Westen Augsburgs liegt der „Naturpark<br />
Augsburg – Westliche Wälder“,<br />
einer der größten Naturparks Bayerns.<br />
Wallfahrtskirchen, Barock und Biergärten<br />
locken bei den Klöstern Oberschönenfeld,<br />
Holzen und Thierhaupten.<br />
Im Osten liegt die altbaierische<br />
Stadt Friedberg in Sichtweite.<br />
Ferienstraßen<br />
Von der Romantischen Straße<br />
zu den Straßen der Römer<br />
Augsburg gilt als eine „Perle“ der<br />
Romantischen Straße. Die Stadt liegt<br />
außerdem an den touristisch wiederbelebten<br />
Römerstraßen Via Claudia<br />
Augusta und Via Julia sowie an der<br />
„Sisi-Straße“. Durch die Stadt leitet<br />
darüber hinaus der Jakobus-Pilgerweg.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />
Schießgrabenstraße 14<br />
Tourist-Info: Rathausplatz 1<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 08 21/5 02 07-0<br />
Telefax 08 21/5 02 07-45<br />
tourismus@regio-augsburg.de<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
hardstraße<br />
Georgenstraße<br />
Alte Gasse<br />
adelLudwigstraße<br />
haezlerstraße<br />
aße<br />
-Straße<br />
Burgkmairstraße<br />
ere<br />
Volkhartstraße<br />
Gutenbergstraße<br />
Lange Gasse<br />
Auf dem Kreuz<br />
Heilig-Kreuz-Straß e<br />
Holbeinstraße<br />
Bahnhofstraße<br />
Schrannenstraße<br />
Kohlergasse<br />
Kasernstraße<br />
Theaterstraße<br />
Kennedy-<br />
Platz<br />
Schaezlerstraße<br />
Halderstraße<br />
Hermanstraße<br />
Beim Hafnerberg<br />
Völkstraße<br />
Gratzmüllerstraße<br />
Sebastian-<br />
Kneipp-Gasse<br />
Fuggerstraße<br />
Jesuitengasse<br />
Hafnerberg<br />
Im Thäle<br />
Beethovenstraße<br />
Kleine Grottenau<br />
Königsplatz<br />
Frohsinnstraße<br />
Alpenstraß<br />
Kuhgasse<br />
Kornhausgasse<br />
Kesselmarkt<br />
Ernst-<br />
Reuter-<br />
Platz<br />
Bleigässchen<br />
Kapuzinergasse<br />
Neidhartstraß<br />
Karmelitengasse<br />
Grottenau Karlstraße<br />
Völkstraße<br />
Im Annahof<br />
Stadtmarkt<br />
Völkstraß<br />
Mozartstraße<br />
Stettenstraße<br />
Frauentorstraße<br />
Hoher Weg<br />
Peutingerstraße<br />
Annastraße<br />
Steingasse<br />
Unter dem<br />
Bogen<br />
Phill.-Welser-Straße<br />
Bgm.-Fischer-Straße<br />
Konrad-Adenauer-Allee<br />
Schießgrabenstraße<br />
Obstmarkt<br />
Zeuggasse<br />
Katharinengasse<br />
Hallstraße<br />
Stephansplatz<br />
Äußeres Pfaffengässchen<br />
Mittleres Pfaffengässchen<br />
Karolinenstraße<br />
Armenhausgasse<br />
Weite Gasse<br />
Schmiedberg<br />
Maximilianstraße<br />
Theodor-Heuss-<br />
Platz<br />
Karmelitenmauer<br />
Beim<br />
Pfaffenkeller<br />
Inneres Pfaffengässchen<br />
Kustosgässchen<br />
Spenglergässchen<br />
Kitzenmarkt<br />
sse<br />
Am Schwalbeneck<br />
Mauer b erg<br />
Leonhardsberg<br />
Hunoldsgraben<br />
Springergässchen<br />
Afrawald<br />
Schwedenweg<br />
Wintergasse Dominikanergasse Pr edigerberg<br />
Ulrichsplatz<br />
Kappelberg<br />
Auf<br />
dem<br />
Rain<br />
Pfladergasse<br />
Baumgärtleingässchen<br />
Karmelitengässchen<br />
Schmiedgasse<br />
Bei den<br />
sieben<br />
Kindern<br />
Barfüßer<br />
straße<br />
llerstraße<br />
Am Rösslemarkt<br />
Mittlerer Graben<br />
Sc hleifergasse<br />
Kirchgasse<br />
Ulri c hsgasse<br />
Am Eser<br />
Bert-Brecht-Straße<br />
Pulvergässchen<br />
Henisiusstraße<br />
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
V<br />
Pilgerhausstraße<br />
Hinterer Lech<br />
Mittlerer Lech<br />
Bäckergasse<br />
Quergässchen<br />
Jakoberstraße<br />
Oberer Graben<br />
Schlossermauer<br />
Am Schwall<br />
Spitalgasse<br />
Am Roten Tor<br />
Franziskanergasse<br />
Vorderer Lech Forsterstraße<br />
Hunoldsberg<br />
Hl.-Grab-<br />
Gasse<br />
Milchberg<br />
Afragässchen<br />
Zwerchgasse<br />
Eserwallstraße<br />
Reitmayrgässchen<br />
Am Brunn enlech<br />
Schwibbogengasse<br />
Lauterlech<br />
Langes<br />
Sachsengässchen<br />
Karrengässchen<br />
e<br />
Riedlerstraße<br />
Bei St. Max<br />
Hasengasse<br />
Jakokspl a tz<br />
Meister-Ve its-Gasse<br />
Im Sack<br />
Schwibbogenmauer<br />
Schwibbogenplatz<br />
Margaretenstraße<br />
Beim<br />
Rabenbad<br />
Schroeckstraße<br />
Bei der<br />
Jakobskirche<br />
Kettengasse<br />
Auf dem<br />
Plätzchen<br />
Remboldstraße<br />
� Rathaus, Goldener Saal und Perlachturm � Augustusbrunnen � Merkurbrunnen<br />
� Herkulesbrunnen � Dom � Fronhof � Mozarthaus � St.-Anna-Kirche<br />
� Maximilianmuseum � Synagoge � Fuggerhäuser � Schaezlerpalais<br />
� St. Ulrich und Afra � Augsburger Puppenkiste mit Museum � Römisches<br />
Museum � Fuggerei mit Fuggereimuseum und Weltkriegsbunker � Brechthaus<br />
Ob<br />
Gänsbü<br />
Paracelsus<br />
Lochgässchen<br />
Rau<br />
Ka<br />
Vogelmau<br />
Jakoberwallst<br />
Wolfsgässchen<br />
Vesaliusstraße<br />
Paradiesgässchen<br />
Wag enh<br />
Provino<br />
Prinzs<br />
Friedb<br />
Straße/<br />
Rot T wall-Straße<br />
Stadt Augsburg<br />
19
Die reichen Fugger<br />
Keine Familie prägte das bayerische Schwaben so sehr wie die Fugger<br />
Zwischen Sozialsiedlung und Schlössern<br />
Im bayerischen Schwaben sind zwei Baudenkmäler weltberühmt: Schloss Neuschwanstein<br />
und die Augsburger Fuggerei, die älteste bestehende Sozialsiedlung<br />
der Welt. Heute leben in den 140 Wohnungen der Fuggerei 150 bedürftige<br />
Augsburger für jährlich 0,88 Euro. Jakob Fugger hat diese Sozialsiedlung<br />
1521 gestiftet. Mit ihren Stiftungen, etlichen Schlössern und Kirchen haben<br />
er und spätere Fugger die Region wie keine zweite Familie geprägt.<br />
Christliches Gedankengut des späten<br />
Mittelalters dürfte Jakob Fugger zur<br />
Stiftung der Fuggerei bewogen haben.<br />
Vielleicht sollte auch der Neid der Mitbürger<br />
besänftigt werden. Denn der<br />
Augsburger hatte einen kometenhaften<br />
Aufstieg hinter sich: Jakob Fugger<br />
hatte aus einem Familienunternehmen<br />
einen Handels-, Textil-, Finanz- und<br />
Montan-„Konzern“ gemacht. Barchent<br />
aus Schwaben, Bankgeschäfte mit der<br />
Kurie, mit Kaisern, Königen, Kur- und<br />
Kirchenfürsten, Abbau von Silber in<br />
Tirol, Kupfer in der Slowakei, Gold in<br />
Schlesien und Quecksilber in Spanien<br />
sowie der Metallhandel machten die<br />
Fugger reich. Die Firma besaß Niederlassungen<br />
in Venedig, Nürnberg, Mailand,<br />
Innsbruck, Rom, Lissabon, Wien,<br />
Krakau, Breslau, Budapest, in der Slowakei,<br />
an der Ostsee und in Spanien.<br />
Jakob Fugger gab für die Schweizergarde<br />
der Päpste ebenso Kredit wie<br />
Die Augsburger Fuggerei wurde 1521<br />
von Jakob Fugger gestiftet.<br />
Die Fugger<br />
für den Aufstieg der Habsburger. Als<br />
sich Maximilian I. 1508 zum Kaiser<br />
ausrief, war ebenso Fuggergeld im<br />
Spiel wie 1519, als die Kapitalkraft<br />
Jakob Fuggers die Wahl Karls V. zum<br />
römisch-deutschen Kaiser entschied.<br />
1507 erwarb Jakob Fugger von Maximilian<br />
I. die Grafschaft Kirchberg bei<br />
Ulm und die Herrschaft Weißenhorn<br />
mit einer kleinen Stadt. Der Aufstieg<br />
der Fugger in den Adel begann. In<br />
Augsburg ließ Jakob Fugger ab 1509<br />
in der Annakirche die wohl von Dürer<br />
geplante und dann von hochrangigen<br />
Künstlern gestaltete Fuggerkapelle als<br />
ersten deutschen Renaissancebau errichten.<br />
Mit den Fuggerhäusern entstand<br />
1515 der Damenhof als erster<br />
deutscher Profanbau der Renaissance.<br />
Um 1520 malte Dürer den Kaufherrn:<br />
Das Porträt Jakob Fuggers ist in der<br />
Augsburger Staatsgalerie Altdeutsche<br />
Meister zu sehen. Die 1521 gestiftete<br />
Fuggerei ließ er ab 1516 bauen.<br />
Weil sich die Fugger während der<br />
Reformationszeit und nach 1648 aus<br />
Augsburg zurückzogen, erinnern fast<br />
überall im bayerischen Schwaben Baudenkmäler<br />
an diese Familie. Um die<br />
Fuggerschlösser Babenhausen (Fuggermuseum)<br />
und Kirchheim (Zedernsaal)<br />
im Unterallgäu liegen zahlreiche weitere<br />
Schlösser, Kirchen und Fuggerhäuser.<br />
Fugger‘sche Bauwerke findet<br />
man heute in Dillingen, Donauwörth,<br />
Mindelheim und Memmingen, an der<br />
Donau und der Iller wie im Lechtal, in<br />
Altbaiern ebenso wie im Oberallgäu.<br />
Eine Station an der Romantischen Straße und ein Wallfahrtsort<br />
Friedberg: Stadtmauern, ein Schloss<br />
und eine Glanzzeit als Uhrmacherstadt<br />
Friedberg ist eine altbaierische Station der Romantischen Straße. Romantisch<br />
sind nicht nur das Barockrathaus und das Schloss der Wittelsbacher, sondern<br />
auch die Stadtmauern und die engen Handwerkergässchen der ehemaligen<br />
Uhrmacherstadt. Eine der ältesten Wallfahrten Bayerns führt zur Kirche St. Afra<br />
im Felde, auch die barocke Kirche Herrgottsruh wurde zum Ziel einer Wallfahrt.<br />
Stadtbild<br />
Rathaus und Handwerkergassen<br />
Die Altstadt weist den typisch rechteckigen<br />
Grundriss einer Gründungsstadt<br />
der Wittelsbacher auf. <strong>Teil</strong>e der<br />
Stadtmauer und ein Dutzend Wehrtürme<br />
sind erhalten. Von Osten nach<br />
Westen führt die mehrfach geknickte<br />
Ludwigstraße, die von zwei zentralen<br />
Plätzen unterbrochen wird, durch die<br />
Stadt. Am Marienplatz, dem Mittelpunkt<br />
Friedbergs, stehen das barocke<br />
Rathaus, ein Giebelbau mit schlankem<br />
Türmchen, und der Marienbrunnen,<br />
ebenfalls ein Werk des 17. Jahrhunderts.<br />
Am östlichen St.-Jakobs-Platz<br />
überragt die originelle neuromanische<br />
Pfarrkirche St. Jakob (bis 1873 erbaut)<br />
die Stadt. Über die Jungbräustraße<br />
und die Bauernbräustraße –<br />
hier stehen die „gutbürgerlichen“<br />
Häuser dieser Stadt – führt der Weg<br />
in Richtung Stadtmauern und zu den<br />
verwinkelten Handwerkergässchen, in<br />
denen die weithin bekannten Friedberger<br />
Uhrmacher des Barock und des<br />
Rokoko arbeiteten.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Schloss und Wallfahrtskirche<br />
Einige der größten Sehenswürdigkeiten<br />
Friedbergs liegen außerhalb<br />
der Stadtmauern. Im Norden ist dies<br />
das von den Wittelsbachern erbaute<br />
Renaissanceschloss. In der massigen<br />
Vierflügelanlage sind noch Relikte des<br />
Bergfrieds der von Herzog Ludwig II.<br />
von Wittelsbach errichteten Burg erhalten.<br />
Heute ist dort das Museum<br />
der Stadt mit einer Sammlung Friedberger<br />
Uhren untergebracht. Östlich<br />
der Altstadt findet man die barocke<br />
Landkreis Aichach-Friedberg<br />
20 21<br />
Friedberg
Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Die ab<br />
1731 erbaute Kirche überrascht durch<br />
ihre Größe, Helligkeit und das reiche<br />
Dekor. Fresken von Cosmas Damian<br />
Asam und Matthäus Günther sowie<br />
Stuck von Franz Xaver Feichtmayer<br />
sind zu sehen. Zu St. Afra im Felde –<br />
unweit der Stelle, an der die Heilige<br />
im Jahr 304 verbrannt worden sein<br />
soll – führte eine der ältesten Wallfahrten<br />
Bayerns. Der heutige Sakralbau<br />
wurde von 1701 bis 1709 erbaut.<br />
Um 1695 entstand die kleine Wallfahrtskirche<br />
Maria Alber.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Wittelsbacher und Wallfahrer<br />
Gegründet wurde Friedberg zum<br />
Schutz der Zollstelle an einer Lechbrücke<br />
der Wittelsbacher Herzöge in<br />
Sichtweite von Augsburg – das war<br />
damals feindliches Ausland. Herzog<br />
Ludwig II. baute deshalb 1257 eine<br />
Burg, Ludwig der Gebartete machte<br />
Friedberg 1404 zur Stadt und baute<br />
es ab 1409 zur Festung aus. Von hier<br />
aus bekriegte Bayern das reiche Augsburg<br />
– des Öfteren ging es um das<br />
Wasser des Lechs, für das man die<br />
Nachbarn immer wieder zahlen ließ.<br />
Im 14. Jahrhundert hatte ein Friedberger<br />
Bürger nach seiner glücklichen<br />
Heimkehr aus dem Heiligen Land eine<br />
Kapelle gestiftet, aus der später die<br />
Wallfahrtskirche Herrgottsruh entstehen<br />
sollte. Im 17. und 18. Jahrhun-<br />
Landkreis Aichach-Friedberg<br />
Größere <strong>Teil</strong>e der<br />
Friedberger Stadtmauern<br />
sowie ein<br />
Dutzend Wehrtürme<br />
sind erhalten. Im<br />
Hintergrund ist der<br />
markante Turm der<br />
Pfarrkirche St. Jakob<br />
zu erkennen.<br />
Buchen & erleben<br />
Zu den Wallfahrtskirchen<br />
im Wittelsbacher Land<br />
Friedberg bietet seinen Besuchern<br />
kostenlose öffentliche Führungen zu<br />
den unterschiedlichsten Themen an.<br />
Bei diesen Rundgängen lernt man<br />
die Kirchen der Stadt oder die Uhren<br />
im Museum im Schloss, alte Stadtmauern<br />
oder kühle Brauereikeller<br />
kennen. Mehr zu diesen Stadtführungen<br />
unter www.friedberg.de.<br />
dert war Friedberg eine europaweit<br />
exportierende, bekannte Uhrmacherstadt.<br />
Im Schloss bestand zwischen<br />
1754 und 1766 auch eine Manufaktur<br />
für kostbare Friedberger Fayencen. Die<br />
heutige Stadt zählt 29 000 Einwohner.<br />
Museen<br />
Ein Uhrenmuseum im Schloss<br />
Die prunkvollen Produkte der Friedberger<br />
Uhrmacherkunst des 17. und<br />
18. Jahrhunderts finden Besucher im<br />
Museum im Wittelsbacherschloss.<br />
Erlebnis & Event<br />
Alle drei Jahre „Friedberger Zeit“<br />
Das Altstadtfest „Friedberger Zeit“<br />
findet nur alle drei Jahre statt, dann<br />
jedoch sind die Holzbänke vor den<br />
Buden der Wirte in der Regel bis zum<br />
letzten Platz besetzt. Die Friedberger<br />
Die Wallfahrtskirche<br />
Herrgottsruh ist eine<br />
der herausragenden<br />
Schöpfungen des<br />
bayerischen Barock.<br />
schlüpfen in Kostüme des Barock und<br />
des Rokoko – nicht nur als vornehme<br />
Bürger und biedere Handwerker, sondern<br />
auch als brave Bauern und böse<br />
Buben. Die Letzteren werden in kaltes<br />
Wasser getaucht oder an den Pranger<br />
gestellt. Marketenderinnen, Musikanten,<br />
Stadtsoldaten und sogar ein<br />
Nachtwächter bevölkern die Stadt.<br />
Beim Friedberger Skulpturenpfad stellen<br />
Bildhauer ihre Skulpturen entlang<br />
der Friedberger Stadtmauer auf – ein<br />
spannender Kontrast zwischen Städteromantik<br />
und zeitgenössischer Kunst.<br />
Und der Friedberger Advent-Markt ist<br />
nicht zuletzt wegen der idyllischen<br />
Umgebung der Altstadt reizvoll.<br />
Essen & Trinken<br />
Altbaierische Spezialitätenwirte<br />
„Spezialitätenwirte im Wittelsbacher<br />
Land“ sind in Friedberg das „Gasthaus<br />
Goldener Stern“, der „Landgasthof<br />
Lindermayr“ und der „Gasthof Zum<br />
Schloss“. Zu den Gastronomen, die<br />
mit Produkten von Direktvermarktern<br />
aus der Region bewirten, gehört auch<br />
der „Brauereigasthof St. Afra“ neben<br />
der gleichnamigen Wallfahrtskirche.<br />
Umland<br />
Augsburg in Sichtweite<br />
Augsburg liegt in Sichtweite. Ins<br />
Zentrum der benachbarten Großstadt<br />
braucht man wenige Autominuten.<br />
Ferienstraßen<br />
Station der Romantischen Straße<br />
Friedberg liegt an der Romantischen<br />
Straße, zudem am Jakobspilgerweg,<br />
am „Altbaierischen Oxenweg“ und<br />
neuerdings auch am „Jesuitenweg“<br />
zwischen Augsburg und Kissing.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Touristinformation<br />
der Stadt Friedberg<br />
Marienplatz 5, 86316 Friedberg<br />
Telefon 08 21/60 02-6 11<br />
Telefax 08 21/60 02-1 90<br />
touristinfo@friedberg.de<br />
www.friedberg.de<br />
Alle drei Jahre feiert die Uhrmacherstadt<br />
die „Friedberger Zeit“.<br />
Landkreis Aichach-Friedberg<br />
22 23
Gersthofen<br />
Aus dem boomenden „Industriedorf“ wurde eine junge Stadt<br />
Gersthofen: Römer, Mozart, Ballonfahrt<br />
und das erste Wasserkraftwerk am Lech<br />
Am nördlichen Stadtrand des alten Augsburg liegt die junge Stadt Gersthofen.<br />
Auch wenn man hier an die Römer und die Mozarts erinnert wird, faszinieren<br />
in Gersthofen vor allem zwei Stationen der jüngeren Geschichte: Das deutschlandweit<br />
einzigartige Ballonmuseum ist Pionieren der Luftfahrt gewidmet. Vom<br />
sehenswerten frühesten Wasserkraftwerk am Lech ging die Elektrifizierung der<br />
Region und die Entstehung des einstigen „Industriedorfs“ Gersthofen aus.<br />
Stadtbild<br />
Alter Wasserturm im Zentrum<br />
Im Zentrum von Gersthofen erinnert<br />
nur noch der alte Wasserturm – heute<br />
<strong>Teil</strong> des Ballonmuseums – an das ehemalige<br />
„Industriedorf“. In den letzten<br />
Jahrzehnten hat das aufstrebende und<br />
1969 zur Stadt erhobene Gersthofen<br />
rund um den angrenzenden Rathausplatz<br />
ein urbanes Zentrum gestaltet.<br />
Gersthofens grüne Stadtteile sind jedoch<br />
bis heute ländlich geblieben.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Ein einzigartiges Museum<br />
Der 1906 erbaute Gersthofer Wasserturm<br />
zählt zu den heute ältesten Bauwerken<br />
der jungen Stadt. Hier liegen<br />
die Anfänge des angrenzenden hoch-<br />
Landkreis Augsburg<br />
24<br />
modernen Ballonmuseums Gersthofen,<br />
das ein deutschlandweit einmaliges<br />
Museum der Ballonfahrt mit 1200<br />
Quadratmetern Fläche beherbergt: In<br />
seiner Kuppel hängt der Nachbau des<br />
Ballons „Erdlieb“ des deutschen Luftfahrtpioniers<br />
Maximilian Freiherr von<br />
Lütgendorf. Das Museum informiert<br />
zur Geschichte, zu Technik, Rekorden<br />
und Katastrophen der Ballonfahrt.<br />
Das älteste erhaltene Bauwerk der<br />
Stadt ist die 1722 errichtete barocke<br />
Kapelle St. Emmeram. Das für die<br />
Stadtgeschichte wohl bedeutendste<br />
Bauwerk Gersthofens liegt in einem<br />
Gewerbegebiet am Lech, wo ab 1899<br />
ein „Tempel der Industriekultur“, das<br />
erste Wasserkraftwerk der Region, entstand.<br />
Im sehenswerten Historismusbau<br />
wird noch heute Strom gewonnen<br />
(Außenbesichtigung ist möglich).<br />
Ein „Tempel der<br />
Industriekultur“ ist<br />
das Wasserkraftwerk<br />
Gersthofen – es war<br />
das erste der Region.<br />
Von hier aus wurden<br />
Augsburg und die<br />
Gegend zwischen<br />
Donau und <strong>Allgäu</strong><br />
elektrifiziert.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Von den Römern zur Wasserkraft<br />
Gersthofen wurde 969 erstmalig urkundlich<br />
erwähnt. In dem einstigen<br />
Straßendorf fand man aber Spuren der<br />
Römer. An sie erinnert am nördlichen<br />
Stadtrand die Nachbildung eines Merkurtempels.<br />
1786 versuchte Ballonfahrtpionier<br />
Freiherr von Lütgendorf<br />
(ohne Erfolg erst in Augsburg, dann<br />
in Gersthofen) den ersten Ballonstart<br />
Deutschlands. Am Gebirgsfluss Lech<br />
entstand von 1899 bis 1901 das erste<br />
Wasserkraftwerk in der Region – die<br />
„Geburt“ des „Industriedorfs“ Gersthofen,<br />
das exakt 1000 Jahre nach der<br />
ersten Nennung zur Stadt wurde. Die<br />
stark wachsende Stadt am Rande der<br />
A8 zählt heute 21 000 Einwohner.<br />
Erlebnis & Event<br />
Stadthalle und Wintertraum<br />
Die Stadthalle Gersthofen ist eine<br />
Spielstätte für Konzerte, Theater und<br />
Kleinkunst. Auf dem angrenzenden<br />
Rathausplatz sind der Weihnachtsmarkt<br />
und der „Wintertraum“ – eine<br />
große Eislaufbahn mitten in der Stadt<br />
– mehrwöchige Attraktionen.<br />
Essen & Trinken<br />
Traditionsgasthof im Zentrum<br />
Am Rathausplatz bewirtet der alteingesessene<br />
Gasthof „Strasser“ im seit<br />
1667 entstandenen Gebäudekomplex.<br />
Übernachten<br />
Drei Hotels an der Romantikroute<br />
Die Stadt liegt nicht nur an der Route<br />
der Romantischen Straße, sondern<br />
auch an einer Römerstraße – daran<br />
erinnern die Hotels „Via Claudia“ und<br />
„Römerstadt“. Am Rathausplatz steht<br />
das neue „Stadthotel“.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Badespaß in der Gerfriedswelle<br />
Wellenbecken und Großwasserrutsche<br />
locken ins Freibad „Gerfriedswelle“.<br />
Umland<br />
Mozartkirche und Fuggerstadt<br />
Gersthofen liegt am Rand des „Naturparks<br />
Augsburg – Westliche Wälder“.<br />
Im ländlichen Stadtteil Hirblingen<br />
stößt man auf die Blasiuskirche, die<br />
1731 Hans Georg Mozart, ein Urgroßonkel<br />
W. A. Mozarts, errichtete. Das<br />
Zentrum der Fuggerstadt Augsburg<br />
ist nur wenige Autominuten entfernt.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Gersthofen<br />
Rathausplatz 1<br />
86368 Gersthofen<br />
Telefon 08 21/2 49-1 01<br />
Telefax 08 21/2 49-1 04<br />
tourismus@stadt-gersthofen.de<br />
www.gersthofen.de<br />
Landkreis Augsburg<br />
25
Dillingen a. d. Donau<br />
Erinnerungen an Kirchenfürsten, an Fugger, die Mozarts und Sebastian Kneipp<br />
Dillingen: Das „Schwäbische Rom“ war<br />
Residenzstadt der Augsburger Bischöfe<br />
Dillingen a. d. Donau nennt man auch „Schwäbisches Rom“. Die Augsburger<br />
Fürstbischöfe, die ab 1543 wegen der Glaubensstreitigkeiten der Reformationszeit<br />
fast 150 Jahre lang in Dillingen ihre Hauptresidenz hatten, prägten die<br />
Stadt mit dem Schloss und der früheren Universität. Darüber hinaus erinnert<br />
die Donaustadt an große Namen – unter anderem an die Fugger, an einen<br />
Baumeister aus der schwäbischen Familie Mozart und an den „Wasserdoktor“<br />
Sebastian Kneipp. Wilhelm Bauer aus Dillingen entwickelte das erste U-Boot.<br />
Stadtbild<br />
Hier Bischöfe, dort Bürgerstadt<br />
Dillingens Altstadt hat zwei Gesichter.<br />
Kommt man von Osten her durch das<br />
Mittlere Tor, stößt man an der Königstraße<br />
zunächst auf die Bürgerstadt<br />
mit ihren vornehmen Fassaden aus<br />
der Zeit des Barock und des Rokoko.<br />
Betritt man die Altstadt von Westen,<br />
wird deutlich, weshalb man Dillingen<br />
auch „Schwäbisches Rom“ nennt. Die<br />
barocken Fassaden der Studienkirche,<br />
des Jesuitenkollegs und der früheren<br />
Universität an der Kardinal-von-Waldburg-Straße<br />
belegen die frühere Bedeutung<br />
der Stadt. An die Residenz<br />
der Augsburger Fürstbischöfe erinnert<br />
südlich der Königstraße auch das vormalige<br />
Bischofsschloss. Nördlich der<br />
Landkreis Dillingen<br />
26<br />
Königstraße – direkt gegenüber dem<br />
Schloss – stehen die Stadtpfarrkirche<br />
St. Peter und die Klosterkirche der<br />
Dillinger Franziskanerinnen.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Prachtbauten der Bischöfe<br />
Bis weit ins Donautal sieht man das<br />
Dillinger Schloss. Dort war schon im<br />
12. Jahrhundert eine Burg aus Stein<br />
errichtet worden. Seit 1258 im Besitz<br />
des Hochstifts Augsburg, wurde die<br />
Anlage immer wieder ausgebaut, doch<br />
ihren Wehrcharakter hat sie bewahrt.<br />
Zwischen 1485 und 1520 wurde die<br />
Wehrburg zum Burgschloss. Damals<br />
entstanden das Burgtor („Brucktörle“)<br />
und der kleine Hof im Westen des<br />
Schlosses. Die Sandsteinmadonna in<br />
Das Dillinger Schloss<br />
gehörte ab 1258 dem<br />
Hochstift Augsburg.<br />
Die Augsburger Fürstbischöfe<br />
bauten es<br />
jahrhundertelang<br />
immer weiter aus.<br />
Um 1520 entstand<br />
das Burgtor westlich<br />
des Schlosses.<br />
einem Aufbau zwischen den beiden<br />
Türmchen des Tors wurde um 1520/25<br />
geschaffen. Über die Königstraße<br />
gelangt man durch einen barocken<br />
Ehrenhof zum Nordportal. Im ehemaligen<br />
Schloss ist heute das Finanzamt<br />
untergebracht. Der Schlossgarten<br />
östlich der unregelmäßigen Vierflügelanlage<br />
ist öffentlich zugänglich.<br />
Den zweiten dominierenden Baukomplex<br />
in der Stadt bilden die Studienkirche<br />
(die ehemalige Jesuitenkirche<br />
Mariä Himmelfahrt), das Jesuitenkolleg<br />
und die einstige Universität<br />
(Letztere dienen heute als Akademie<br />
für Lehrerfortbildung und Personalführung)<br />
an der Kardinal-Waldburg-<br />
Straße. Das Priesterseminar sowie die<br />
Apotheke und das einstige Gymnasium<br />
auf der anderen Straßenseite vervollständigen<br />
das imposante barocke Ensemble.<br />
Wegen des schlichten Äußeren<br />
der 1617 geweihten Studienkirche<br />
überrascht das Innere: Von 1750 bis<br />
1765 wurden die verspielte Ausstattung<br />
und der Wessobrunner Stuck im<br />
Stil des Rokoko geschaffen.<br />
An die ehemalige Jesuitenkirche<br />
schließt der Südtrakt des bis 1568<br />
errichteten einstigen Jesuitenkollegs<br />
an. Dessen Fassade wurde 1732 an die<br />
bereits 1689 vollendete Fassade der<br />
1549 gegründeten, im Osten angrenzenden<br />
ehemaligen Universität angeglichen.<br />
Das Universitätsgebäude<br />
beherbergt eines der kunsthistorisch<br />
bedeutendsten Ziele in der Stadt: Der<br />
dortige Goldene Saal erhielt zwischen<br />
1761 und 1764 seine prachtvolle<br />
Rokokoausstattung.<br />
Unter zahlreichen weiteren Sakralbauten<br />
Dillingens ragen die Stadtpfarrkirche<br />
St. Peter sowie die Kirche des<br />
Klosters der Franziskanerinnen heraus.<br />
Die 1299 erstmalig erwähnte Kirche<br />
St. Peter wurde zur zweiten Bischofskirche<br />
– 1619 wurde sie neu errichtet,<br />
1628 geweiht. 1669/70 erhöhte<br />
Baumeister David Mozart, der erste<br />
Augsburger Vorfahre W. A. Mozarts,<br />
den im Untergeschoss romanischen<br />
quadratischen Turm von St. Peter um<br />
ein Oktogon mit einer Zwiebelhaube.<br />
Auf dem stillen Platz vor der Kirche<br />
steht auf einem schlanken Sockel die<br />
Sandsteinfigur der Immaculata, die<br />
1754 für einen ehemaligen Rathausbrunnen<br />
geschaffen wurde.<br />
Das bis heute bestehende Franziskanerinnenkloster<br />
wurde wohl 1241 gegründet.<br />
Direkt neben St. Peter ließ<br />
dieses Kloster ab 1736 die barocke<br />
Klosterkirche Mariä Himmelfahrt erbauen<br />
(1740 geweiht). Im Inneren<br />
ist neben der Ausstattung aus dieser<br />
Zeit ein überlebensgroßes spätgotisches<br />
Kruzifix zu sehen: Die Schnitzarbeit<br />
entstand wahrscheinlich um<br />
1520/30 im nahen Augsburg.<br />
An zwei mit Augsburg verbundene<br />
große Namen erinnern in Dillingen<br />
Landkreis Dillingen<br />
27
drei Wohnhäuser. Der barocke Bau<br />
Königstraße 44 wurde vermutlich von<br />
David Mozart zwischen 1661 und 1666<br />
errichtet. Den Fuggern gehören das<br />
Große Fuggerhaus (seit 1749) sowie<br />
das Kleine Fuggerhaus (seit 1853) am<br />
westlichen Ende der Kardinal-Waldburg-Straße.<br />
Insbesondere entlang der<br />
Königstraße findet man eine ganze<br />
Reihe weiterer sehenswerter Wohnund<br />
Gasthäuser aus dem 16. und 17.<br />
Jahrhundert. Das dortige Mittlere Tor<br />
wurde 1428 erstmals erwähnt. Seine<br />
barocke Form erhielt es 1702.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Residenz- und Universitätsstadt<br />
Im 13. Jahrhundert wurde die Stadt<br />
durch die Grafen von Dillingen gegründet.<br />
Bekanntestes Mitglied des<br />
Geschlechts war der heiliggesprochene<br />
Augsburger Bischof Ulrich. Hartmann,<br />
der Letzte der Familie, wurde ebenfalls<br />
Augsburger Bischof und schenkte die<br />
Stadt 1257 dem Hochstift Augsburg.<br />
Weil Augsburg protestantisch wurde,<br />
war Dillingen von 1543 bis 1690 die<br />
Hauptresidenz der Augsburger Fürstbischöfe.<br />
Kardinal Otto Truchsess von<br />
Waldburg bekannte 1548, dass er „auf<br />
dem Erdreich an keinem Ort lieber<br />
sein wollt‘ als zu Dillingen“. Die 1549<br />
von ihm gegründete Hohe Schule erhob<br />
Papst Julius III. zur Universität:<br />
Sie wurde zwischen 1564 und 1773<br />
von den Jesuiten geleitet und bestand<br />
bis 1971 als Hochschule fort.<br />
Landkreis Dillingen<br />
28<br />
Das Mittlere Tor<br />
an der Königstraße<br />
bildet den östlichen<br />
Abschluss der Dillinger<br />
Altstadt. 1702<br />
bekam dieses mittelalterliche<br />
Stadttor<br />
seine barocke Form.<br />
1771 wurde der Räuberhauptmann<br />
Matthäus Klostermayr, der „Bayerische<br />
Hiasl“, in der Stadt gefangengehalten,<br />
zum Tod verurteilt und gerädert. Der<br />
1822 in Dillingen geborene Wilhelm<br />
Bauer konstruierte das erste betriebsfähige<br />
U-Boot. 1849 „erfand“ der Dillinger<br />
Student Sebastian Kneipp im<br />
Selbstversuch in der Donau seine Anwendungen<br />
mit kaltem Wasser. Eine<br />
Bronzeskulptur am Ufer der Donau<br />
erinnert an den berühmten „Wasserdoktor“.<br />
Seit 1802 ist Dillingen eine<br />
bayerische Stadt. Heute zählt sie rund<br />
18 500 Einwohner und ist das Zentrum<br />
des gleichnamigen Landkreises.<br />
Museen<br />
Von den Römern zum Erfinder<br />
Von vorgeschichtlichen Funden über<br />
alemannische Grabbeigaben bis zu<br />
300 Jahren Militärgeschichte in der<br />
Stadt reichen die Exponate des Stadtund<br />
Hochstiftmuseums. Der Wilhelm-<br />
Bauer-Gedenkraum dokumentiert das<br />
Leben und Werk des U-Boot-Pioniers.<br />
Die Abteilung zur Strafjustiz erinnert<br />
an den „Bayerischen Hiasl“ und an<br />
die Hinrichtung dieses Wilderers und<br />
Räuberhauptmanns im Jahr 1771.<br />
Erlebnis & Event<br />
Tauchen lernen im Baggersee<br />
Die Stadt lädt unter anderem zum<br />
Volksfest „Dillinger Frühling“ sowie<br />
zum Töpfermarkt im September und<br />
zum Christkindlesmarkt ein. Für die<br />
Tauchschule bei der Nusseralm wurde<br />
in einem Baggersee sogar ein Schiff<br />
versenkt. An den Priester und Hydrotherapeuten<br />
Sebastian Kneipp erinnert<br />
der Dillinger Kneipp-Rundweg.<br />
Essen & Trinken<br />
Speziell: Stark und Storchennest<br />
Das feine „Restaurant Stark“ in<br />
der Altstadt ist ein Geheimtipp. Mit<br />
gediegener schwäbischer Küche verwöhnt<br />
das Hotel „Convikt“. Gourmets<br />
schätzen die gehobene Küche des<br />
Restaurants „Storchennest“ im ländlichen<br />
Stadtteil Fristingen. Sehr beliebt<br />
ist der Biergarten des Gasthofs<br />
„Zur Sonne“ im Dillinger Stadtteil<br />
Hausen.<br />
Übernachten<br />
Convikt oder Campingplatz<br />
Das „Convikt“ in der Altstadt ist ein<br />
Hotel mit langer Tradition und kurzen<br />
Wegen in die Altstadt. Nur zehn bis<br />
15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt<br />
liegt ein Camping- und Zeltplatz<br />
mit jugendherbergsähnlichen<br />
Übernachtungsmöglichkeiten und<br />
einem Restaurant mit Biergarten.<br />
Führungen & Fahrten<br />
In den Goldenen Saal<br />
Öffentliche Stadtführungen finden in<br />
Dillingen von April bis Oktober jeden<br />
Sonntag um 14 Uhr ab Rathaus statt.<br />
Der Goldene Saal in der ehemaligen<br />
Universität kann in diesen Monaten<br />
samstags, sonntags und feiertags jeweils<br />
von 10 bis 17 Uhr besichtigt<br />
werden.<br />
Lesetipps<br />
Ein Stadtführer zu Dillingen<br />
„Dillingen an der Donau“ heißt der<br />
Stadtführer aus dem Verlag Bernd<br />
Einen Spaziergang von der Altstadt<br />
entfernt erinnert ein Denkmal an der<br />
Donau an Sebastian Kneipp, der in<br />
Dillingen Schüler und Student war.<br />
Brenner (im Buchhandel und bei der<br />
Tourist-Information Dillingen, 6,80 €).<br />
Umland<br />
Donaustädte und ein Kloster<br />
Die Donaustädte Höchstädt und Lauingen<br />
sind von Dillingen aus in wenigen<br />
Autominuten erreichbar. Neben<br />
der Dillinger Studienkirche ist das<br />
nahe Kloster Maria Medingen ein<br />
weiterer kunsthistorischer Höhepunkt<br />
im Landkreis Dillingen a. d. Donau.<br />
Ferienstraßen<br />
Radeln entlang der Donau<br />
Dillingen liegt am Donauradwanderweg,<br />
der in Donaueschingen beginnt<br />
und (in Bayern) in Passau endet.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist-Information<br />
Dillingen a. d. Donau<br />
Königstraße 37/38<br />
(Rathaus, Erdgeschoss)<br />
89407 Dillingen a. d. Donau<br />
Telefon 0 90 71/54-1 08, -1 09<br />
Telefax 0 90 71/54-1 99<br />
touristinfo@dillingen-donau.de<br />
www.dillingen-donau.de<br />
Landkreis Dilllingen<br />
29
Gundelfingen a. d. Donau<br />
Zu einem Rosenschloss in der Blumenstadt im Donautal<br />
Gundelfingen: Die alte Staufer-Stadt<br />
zwischen Legoland und Steiff-Teddys<br />
Auf dem Weg zu den nahen Familienzielen Legoland in Günzburg und Steiff<br />
in Giengen kann man Gundelfingens kleine Altstadt auf einer Umgehungsstraße<br />
umfahren. Doch ein Aufenthalt lohnt sich: Der Untere Torturm und<br />
Stadtmauerreste erinnern an die Staufer und die Wittelsbacher Herzöge.<br />
Stadtbild<br />
Drei Türme und ein Türmchen<br />
Die kleine Altstadt von Gundelfingen<br />
ist höchst übersichtlich. Drei Türme<br />
und ein Türmchen mit Zwiebelhaube<br />
auf dem Dach des dreigeschossigen<br />
Rathausbaus bestimmen die Ansicht<br />
der Altstadt. Die Hauptstraße liegt<br />
zwischen dem Rathaus und der Stadtpfarrkirche<br />
St. Martin. Nordwestlich<br />
des Rathauses sieht man den Turm<br />
der Spitalkirche Mariä Himmelfahrt.<br />
Ein malerischer Abschluss im Osten<br />
der Altstadt – in Richtung des nahen<br />
Lauingen – ist das Untere Tor.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Zwei Kirchen und ein Schlösschen<br />
Das Untere Tor ist ein Stadttor wie<br />
aus einem Märchenbuch. Bei diesem<br />
Torturm, der zwischen dem 13. Jahr-<br />
Landkreis Dillingen<br />
30<br />
hundert (der Sockel) und dem 18.<br />
Jahrhundert (die Zwiebelhaube) erbaut<br />
wurde, plätschert eine moderne<br />
Brunnenanlage. Nahe dem Unteren<br />
Tor stößt man auf das Rosenschloss:<br />
Hier werden Floristen ausgebildet.<br />
Nach 700 entstanden erste steinerne<br />
Vorgängerbauten der Stadtpfarrkirche<br />
St. Martin. Mehrere Bauperioden sind<br />
erkennbar – eine romanische Phase,<br />
der spätgotische Ausbau, der Anbau<br />
der Leonhardskapelle aus dem Jahr<br />
1733 sowie weitere Baumaßnahmen<br />
bis 1949. Eine gotische Madonna und<br />
ein römischer Meilenstein zählen dort<br />
zu den sehenswerten Details.<br />
Die ursprünglich gotische Spitalkirche<br />
Mariä Himmelfahrt wurde bis 1722<br />
erneuert. Dieser einschiffige Sakralbau<br />
zeigt barocke Stuckarbeiten sowie<br />
Fresken und Gemälde am Hoch-<br />
altar und an den Seitenaltären. In<br />
den Jahren 1677/78 entstand der<br />
dreigeschossige barocke Satteldachbau<br />
des Gundelfinger Rathauses.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Von den Staufern zu den Bayern<br />
Gundelfingen wurde im 8. Jahrhundert<br />
erstmals urkundlich genannt. Die<br />
Staufer erhoben es 1251 zur Stadt.<br />
Sie fiel 1268 an die Wittelsbacher und<br />
kam so 1382 an Bayern-Ingolstadt,<br />
1449 an Bayern-Landshut und 1505<br />
an Pfalz-Neuburg, das 1543 die Reformation<br />
einführte. 1806 verleibte<br />
sich das Königreich Bayern die alte<br />
Donaustadt ein. In der Gärtnerstadt<br />
Gundelfingen a. d. Donau – sie ist von<br />
fruchtbaren Feldern der Donauebene<br />
umgeben – leben 7800 Einwohner.<br />
Museen<br />
In der Walkmühle<br />
Das Heimathaus Walkmühle wurde in<br />
einem denkmalgeschützten Gebäude<br />
aus dem Jahr 1730 untergebracht.<br />
Die Walkmühle ist ein Museum mit<br />
original eingerichteter Bauernstube,<br />
Magdkammer und der Dauerausstellung<br />
„Omas Küche“, aber auch eine<br />
Kulturstätte für Konzerte und Theater.<br />
In Gundelfingen entdeckt man außerdem<br />
ein privates Automuseum.<br />
Essen & Trinken<br />
Feines vom Angusrind<br />
Der „Landgasthof Sonne“ zählt zur<br />
Vorzeigegastronomie des Landkreises<br />
Dillingen a. d. Donau. Die Spezialität<br />
des Hauses ist Feines vom selbst gezüchteten<br />
Angusrind.<br />
Umland<br />
Steinchen und Kuscheltiere<br />
Nur wenige Städte verwöhnen junge<br />
Familien mit einem Umland, das Kin-<br />
Der Untere Torturm ist das letzte<br />
erhaltene von früher drei Gundelfinger<br />
Stadttoren. Es spiegelt fünf<br />
Jahrhunderte einer wechselvollen<br />
Stadtgeschichte wider.<br />
der derart begeistert. Gundelfingen<br />
ist die Nachbarstadt von Legoland<br />
Deutschland in Günzburg. Ebenfalls<br />
nur ein paar Autominuten entfernt<br />
findet man das „Steiff Museum“ im<br />
baden-württembergischen Giengen an<br />
der Brenz (mit Werksverkauf).<br />
Lauingen (mit dem Römertempel im<br />
Stadtteil Faimingen) liegt praktisch<br />
in Sichtweite. Sehenswert ist das hart<br />
an der Grenze zu Baden-Württemberg<br />
gelegene frühere Dominikanerkloster<br />
Obermedlingen mit seiner barocken<br />
Klosterkirche Mariä Himmelfahrt. Ein<br />
Besuch der Klosterkirche und des ehemaligen<br />
Dominikanerinnenklosters bei<br />
Mödingen ist ebenso zu empfehlen<br />
wie ein Abstecher zum Härtsfeld mit<br />
Sehenswürdigkeiten wie dem Kloster<br />
Neresheim oder Schloss Taxis.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadtverwaltung Gundelfingen<br />
Prof.-Bamann-Straße 22<br />
89423 Gundelfingen a. d. Donau<br />
Telefon 0 90 73/9 99-1 18<br />
Telefax 0 90 73/9 99-1 69<br />
stadt@gundelfingen-donau.de<br />
www.gundelfingen-donau.de<br />
Landkreis Dillingen<br />
31
Höchstädt a.d. Donau<br />
Tausend Jahre Geschichte und Erinnerungen an den Spanischen Erbfolgekrieg<br />
Höchstädt: Ein Renaissanceschloss<br />
und die Spuren einer epochalen Schlacht<br />
Eine der blutigsten Schlachten der Weltgeschichte machte die Donaustadt<br />
Höchstädt weltweit bekannt. 1704 kämpften beim nahen Dorf Blindheim eine<br />
kaiserliche, englische und niederländische Armee im Spanischen Erbfolgekrieg<br />
gegen ein Heer der Franzosen und Bayern. Das Geschehen auf dem Schlachtfeld<br />
dokumentieren Zinnfiguren-Dioramen im Heimatmuseum. Am Rand der<br />
Altstadt liegt ein sehenswertes Renaissanceschloss der Wittelsbacher.<br />
Stadtbild<br />
Zwischen Marktplatz<br />
und Renaissanceschloss<br />
Ein Kupferstich von Merian zeigte<br />
1643 Höchstädt, wie es im Stadtkern<br />
noch heute aussieht. Die Pfarrkirche<br />
Mariä Himmelfahrt beherrscht mit ihrem<br />
wuchtigen 65 Meter hohen Turm<br />
den Marktplatz der Stadt. Der zentrale<br />
Platz wird von den gotischen und<br />
barocken Fassaden der Bürgerhäuser,<br />
dem Alten Rathaus (in dem sich heute<br />
das Heimatmuseum befindet) und der<br />
einstigen Landvogtei gefasst. Vom<br />
Marktplatz folgt man der Herzogin-<br />
Anna-Straße nach Osten. An ihrem<br />
Ende führt der Weg zum Renaissanceschloss<br />
hinauf. In den vergangenen<br />
Jahren wurde der mächtige Komplex<br />
mit hohem Aufwand renoviert.<br />
Landkreis Dillingen<br />
32<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
9000 Zinnfiguren dokumentieren<br />
eine blutige Schlacht<br />
Zwei Dinge sollte man sich auf jeden<br />
Fall ansehen, wenn man Höchstädt<br />
besucht – das Schloss und rund 9000<br />
Zinnfiguren im Heimatmuseum. Um<br />
mit dem Renaissanceschloss zu beginnen:<br />
Der mächtige Bau, das Wahrzeichen<br />
der Stadt am östlichen Rand<br />
von Höchstädt, ist eine fast exakt<br />
quadratische Vierflügelanlage mit vier<br />
massigen Rundtürmen sowie einem<br />
mächtigen dreigeschossigen Baukörper.<br />
Der zentrale Turm über dem Eingangstor<br />
ist der Bergfried der mittelalterlichen<br />
Vorgängerburg. Die Ausmaße<br />
dieses Bauwerks erschließen<br />
sich erst bei einem Spaziergang um<br />
den Hügel, auf dem Herzog Philipp<br />
9000 Zinnfiguren<br />
im Heimatmuseum<br />
beim Marktplatz<br />
dokumentieren die<br />
epochale „Schlacht<br />
bei Höchstädt“, die<br />
in Großbritannien als<br />
„Battle of Blenheim“<br />
legendär wurde.<br />
Ludwig von Pfalz-Neuburg ab 1589 die<br />
imposante Anlage errichten ließ.<br />
Ein „Muss“ ist aber auch das Heimatmuseum<br />
im Alten Rathaus, wo zwei<br />
Dioramen mit 9000 Zinnfiguren auf<br />
24 Quadratmetern die „Schlacht bei<br />
Höchstädt“ realitätsnah dokumentieren.<br />
Nur ein paar Schritte sind es über<br />
den Marktplatz, wenn man sich das<br />
Innere der spätgotischen Stadtpfarrkirche<br />
Mariä Himmelfahrt anschaut.<br />
Fresken der Gotik und der Renaissance<br />
sowie die überwiegend barocke Ausstattung<br />
prägen diese dreischiffige<br />
Hallenkirche.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Die Stadt der epochalen<br />
„Schlacht bei Höchstädt“<br />
Seit rund 1000 Jahren ist Höchstädt<br />
besiedelt. Die Staufer erhoben den<br />
Der wuchtige Turm<br />
der Stadtpfarrkirche<br />
Mariä Himmelfahrt<br />
überragt den Marktplatz<br />
in Höchstädt.<br />
Zwischen 1576 und<br />
1579 erhielt der<br />
Turm dieser Kirche<br />
seine heutige Form.<br />
Ort vor 1250 zur Stadt. 1268 kam<br />
die Stadt an die Wittelsbacher, 1505<br />
wurde sie <strong>Teil</strong> des neu geschaffenen<br />
Pfalz-Neuburg. Diese Epoche prägt<br />
Höchstädt bis heute. Während der<br />
Reformation (1542 bis 1632) erlebte<br />
Höchstädt seine Blütezeit, die erst<br />
der Dreißigjährige Krieg beendete.<br />
Das alles überragende Ereignis in der<br />
Stadtgeschichte ist die „Schlacht bei<br />
Höchstädt“, bei der sich am 13. August<br />
1704 zwischen den Ortschaften<br />
Blindheim und Lutzingen 100 000<br />
Soldaten gegenüberstanden. 20 000<br />
Mann kamen ums Leben, 12 000 in<br />
Gefangenschaft. In Großbritannien<br />
wurde diese Schlacht als „Battle of<br />
Blenheim“ legendär. Ein Vorfahre von<br />
Winston Churchill – Lord Marlborough<br />
– war neben Prinz Eugen von Savoyen<br />
einer der beiden Feldherrn, die über<br />
Franzosen und Bayern siegten. 1806<br />
Landkreis Dillingen<br />
33
wurde Höchstädt <strong>Teil</strong> des bayerischen<br />
Landkreises Dillingen a. d. Donau.<br />
Museen<br />
Die Schlacht, Fayencen und ein<br />
Forum der Geschichte im Schloss<br />
Im Schloss sieht man eine Dauerausstellung<br />
zur „Schlacht bei Höchstädt“<br />
im Jahr 1704 und zum Ringen<br />
der Großmächte um die Vorherrschaft<br />
in Europa. Der Bezirk Schwaben präsentiert<br />
hier Wechselausstellungen zur<br />
Geschichte Schwabens und zu dessen<br />
Kulturgeschichte. Und das Deutsche<br />
Fayencenmuseum gibt mit Exponaten<br />
zumeist südwestdeutscher Manufakturen<br />
Einblick in die Tafel- und Wohnkultur<br />
des 17. und 18. Jahrhunderts<br />
(Infos zu Öffnungszeiten und Führungen<br />
unter www.schloesser-bayern.de).<br />
Erlebnis & Event<br />
Klassikkonzerte in der Kapelle<br />
Ein Tipp für Musikfreunde sind die<br />
Veranstaltungen im Schlosshof, im<br />
Rittersaal und in der Schlosskapelle.<br />
„Spuren der Schlacht von 1704“ folgt<br />
man auf einem 23 Kilometer langen<br />
Themenweg bei Höchstädt – zu Fuß,<br />
mit dem Fahrrad oder mit dem Auto.<br />
Essen & Trinken<br />
Schloss hier, Schloss da<br />
Besondere Gastronomie in Höchstädt?<br />
Da geht es gleich wieder ins<br />
Landkreis Dillingen<br />
34<br />
Das Wasserschloss<br />
Kalteneck im Dorf<br />
Schwenningen nahe<br />
Höchstädt ist ein Tipp<br />
für Feinschmecker<br />
und Übernachtungsgäste.<br />
Höchstädter Schloss: Der Schlosskeller<br />
ist für Gruppenveranstaltungen buchbar.<br />
Ein Restaurant verwöhnt auch<br />
im um 1570 erbauten Wasserschloss<br />
Kalteneck im benachbarten Dorf<br />
Schwenningen – dort ist auch Übernachten<br />
möglich. Bei der Schlacht<br />
von 1704 war dieses Schloss übrigens<br />
teilweise zerstört worden. Ein Tipp<br />
ist zudem das „Klosterbräu“ in Unterliezheim.<br />
Umland<br />
Donaustädte und Rieskrater<br />
Höchstädt liegt zwischen Donauwörth<br />
und Dillingen. Ganz nah und<br />
sehenswert ist die jüdische Synagoge<br />
in Binswangen. Bis in das Ries ist es<br />
von hier aus nicht mehr weit.<br />
Ferienstraßen<br />
Radeln entlang der Donau<br />
Auch Höchstädt liegt am Donauradwanderweg<br />
zwischen Donaueschingen<br />
und Passau.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Höchstädt a. d. Donau<br />
Herzog-Philipp-Ludwig-Straße 10<br />
89420 Höchstädt a. d. Donau<br />
Telefon 0 90 74/44-12<br />
Telefax 0 90 74/44-55<br />
info@hoechstaedt.de<br />
www.hoechstaedt.de<br />
Spurensuche in der Mozartstadt Augsburg, entlang der Donau und im Ries<br />
Die Vorfahren Mozarts waren Schwaben<br />
Augsburg ist die „Vaterstadt der Mozarts“, die Geburtsstadt Leopold Mozarts<br />
und der Schauplatz des ersten Liebesabenteuers seines genialen Sohns Wolfgang<br />
Amadé. Der Komponist und seine Familie haben nicht nur Augsburg besucht.<br />
Bei ihren Reisen durch das heutige bayerische Schwaben kamen sie auch<br />
nach Donauwörth, Nördlingen, Dillingen, Günzburg und Ulm.<br />
Bücher zum Leben Wolfgang Amadé<br />
Mozarts beginnen meist mit dessen<br />
Geburt 1756 in Salzburg. Dass sein<br />
Vater aus Augsburg stammt, wird<br />
höchstens als Randnotiz erwähnt.<br />
Dabei war Augsburg neben Salzburg<br />
und Wien die dritte prägende Stadt<br />
im Leben des genialen Komponisten.<br />
Schließlich kam dort 1719 Leopold<br />
Mozart, Vize-Kapellmeister, Komponist,<br />
Musikerzieher und stolzer Papa<br />
des „Wolferl“, im Mozarthaus zur Welt.<br />
Seit 1643 hatten sich die Augsburger<br />
Mozarts als Barockbaumeister, Bildhauer<br />
und Buchbinder hohes Ansehen<br />
erworben. Noch heute sind neben dem<br />
Mozarthaus mehrere Sehenswürdigkeiten<br />
zu sehen, die im Leben von<br />
Leopold und Wolfgang Amadé Mozart<br />
eine Rolle spielten: der Dom und die<br />
Ulrichsbasilika, das Rathaus und die<br />
Fuggerhäuser – und die Fuggerei, wo<br />
Wolfgang Amadés Urgroßvater Franz<br />
ab 1681 lebte und 1694 verstarb.<br />
Wolfgang Amadé kam (allein oder<br />
mit seiner Familie) nicht nur 1763<br />
und 1766, 1777 und 1778, 1781<br />
und 1790 in die Vaterstadt, sondern<br />
bei den damit verbundenen Reisen<br />
auch nach Donauwörth, Nördlingen,<br />
Günzburg und Ulm (wo er auf der<br />
Orgel des Ulmer Münsters spielte).<br />
1766 konzertierten die Wunderkinder<br />
„Wolferl“ und Schwester „Nannerl“ im<br />
Bischofsschloss in Dillingen. Neben<br />
diesem Schloss steht die Pfarrkirche<br />
St. Peter, deren Turm der erste nach<br />
Augsburg eingewanderte Mozart, Baumeister<br />
David Mozart, erhöht hatte.<br />
Augsburg ist deshalb von so großer<br />
Bedeutung für Wolfgang Amadé, weil<br />
sein Vater hier jene schulische und<br />
musikalische Erziehung genoss, die er<br />
später an den Sohn weitergab. Denn<br />
Leopold war nicht nur der Entdecker,<br />
sondern auch der Musiklehrer, Mentor<br />
und Manager Wolfgang Amadés. Leopold<br />
war bei „Wolferls“ Geburt noch<br />
immer Augsburger „Staatsbürger“.<br />
Deshalb sei sein Sohn „ein halber<br />
Augsburger gewesen“, befand einst<br />
Bundespräsident Theodor Heuss.<br />
1777 erlebte der 21-jährige Musikus<br />
aus Salzburg sein erstes erotisches<br />
Abenteuer mit seinem „Bäsle“ Anna<br />
Maria Thekla Mozart in Augsburg.<br />
Ein Mozartweg führt heute mit sechs<br />
Stationen durch den Landkreis Augsburg.<br />
Die Augsburger Mozartfeste<br />
und mehrere Konzertreihen zwischen<br />
Augsburg und Ries halten die Erinnerung<br />
an die Familie Mozart und ihre<br />
schwäbischen Vorfahren lebendig.<br />
In der deutschen Mozartstadt Augsburg:<br />
das Doppeldenkmal beim Dom.<br />
Familie Mozart<br />
35<br />
Schwäbische Mozarts
Donauwörth<br />
Die bewegte Geschichte hat viele Sehenswürdigkeiten hinterlassen<br />
Donauwörth: Städteromantik,<br />
beliebte Puppen und ein Kinderfest<br />
Rathaus, Tanzhaus und Fuggerhaus, das Liebfrauenmünster und das Kloster<br />
Heilig Kreuz mit seiner Rokokokirche, die Stadttore und Stadtmauern belegen<br />
die einstige Bedeutung Donauwörths. Beim Schwäbischwerder Kindertag spielentausend<br />
Kinder die bewegte Historie der romantischen Donaustadt nach.<br />
Stadtbild<br />
Romantik in der Reichsstraße<br />
In Donauwörth entdeckt man „eines<br />
der schönsten Stadtbilder Deutschlands“,<br />
schrieb eine Dichterin. Diese<br />
Stadt lernt man am besten bei einem<br />
Spaziergang durch die Reichsstraße<br />
kennen, die vom Rathaus – vorbei<br />
am gotischen Liebfrauenmünster und<br />
am Tanzhaus – bis zum Fuggerhaus<br />
ansteigt. Wenige Schritte seitab der<br />
von den Fassaden barocker Bürgerhäuser<br />
gesäumten Reichsstraße stößt<br />
man auf das Kloster Heilig Kreuz.<br />
Südlich des im Kern romanischen<br />
neugotischen Rathauses findet man<br />
das Rieder Tor. Von dort aus kann man<br />
entlang idyllischer Reste der Stadtmauer<br />
spazieren – zum Beispiel zum<br />
westlich davon gelegenen Färbertörl<br />
oder auch über die Wörnitzinsel Ried.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
36<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Stadttore, Kirchen und ein Palast<br />
Wohl kaum etwas anderes belegt den<br />
einstigen Reichtum Donauwörths so<br />
sehr wie das massige gotische Münster<br />
Zu Unserer Lieben Frau. Die imposante<br />
dreischiffige Hallenkirche entstand<br />
zwischen 1444 und 1467. Im unverputzten<br />
quadratischen Turm mit aufgesetztem<br />
Oktogon und einem Zeltdach<br />
führen 200 Stufen zur lange Zeit<br />
größten Turmglocke Schwabens, der<br />
„Pummerin“, und an Föhntagen zum<br />
Blick auf die Alpen. Eine der sehenswertesten<br />
spätbarocken Kirchen in<br />
Schwaben – die des einstigen, seit<br />
1070 entstandenen Benediktinerklosters<br />
Heilig Kreuz – wurde ab 1717<br />
erbaut. Prachtvolle Altäre, Régence-<br />
Stuck und das Grabmal der Maria von<br />
Brabant sind in der weiträumigen und<br />
lichtdurchfluteten Kirche zu sehen.<br />
Nur wenige Schritte<br />
südlich des Donauwörther<br />
Rathauses<br />
stößt man auf Reste<br />
der alten Stadtmauer<br />
mit dem Rieder Tor<br />
(im Hintergrund)<br />
und dem mittelalterlichen<br />
Färbertörl.<br />
Die strategische Bedeutung der oft<br />
umkämpften Stadt im Dreistammeseck<br />
zwischen Schwaben, Bayern und<br />
Franken bezeugen nicht nur die Reste<br />
der ab 1218 erbauten Stadtmauer mit<br />
dem 1810 erneuerten Rieder Tor und<br />
dem Färbertörl (15. Jahrhundert). Das<br />
Fuggerhaus wurde 1537 als Sitz der<br />
Reichspflege Donauwörth erbaut: Der<br />
Kaiser setzte die katholischen Fugger<br />
als „Aufpasser“ in die reformatorisch<br />
gesinnte Reichsstadt. Der Fugger‘sche<br />
Renaissancepalast sei eines Königs<br />
würdig, urteilten Zeitgenossen.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Eine oft umkämpfte Donaustadt<br />
Im Umfeld der Stadt hatten bereits<br />
Römer gesiedelt. Um 950 entstanden<br />
hier eine Brücke und eine (1301 zerstörte)<br />
Burg auf dem Mangoldfelsen.<br />
Anno 1193 verlieh Kaiser Heinrich IV.<br />
„Schwäbischwörth“ das Stadtrecht.<br />
Das neugotische<br />
Rathaus liegt am<br />
östlichen Ende der<br />
Reichsstraße. Von<br />
dort führt sie vorbei<br />
an barocken Giebeln,<br />
dem Tanzhaus und<br />
dem gotischen Liebfrauenmünster<br />
zum<br />
Fuggerhaus hinauf.<br />
1256 ermordete der eifersüchtige<br />
Bayernherzog Ludwig II. „der Strenge“<br />
seine (unschuldige) Ehefrau Maria<br />
von Brabant und einige Hofdamen.<br />
Damals wurde Donauwörth durch den<br />
Salzhandel reich und 1301 zur Freien<br />
Reichsstadt. Ihre Blütezeit erlebte sie<br />
unter Kaiser Maximilian I., der 1500<br />
im Tanzhaus die Geburt seines Enkels,<br />
des späteren Kaisers Karl V., feierte.<br />
1606 war eine gestörte Prozession<br />
einer der Auslöser jener Auseinandersetzungen,<br />
aus denen der Dreißigjährige<br />
Krieg entstand. 1608 besetzte<br />
der bayerische Kurfürst Maximilian<br />
deshalb die Stadt, die 1714 endgültig<br />
an Bayern fiel. Im Dreißigjährigen<br />
Krieg residierte der Schwedenkönig<br />
Gustav II. Adolf 1632 im Fuggerhaus.<br />
Ein Spaziergang auf den Kalvarienberg<br />
entlang von Kreuzwegstationen<br />
und Kapelle erinnert an die Schlacht<br />
am Schellenberg im Spanischen Erbfolgekrieg<br />
(1704) – 8000 Menschen<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
37
starben. 1945 wurde Donauwörth bei<br />
einem Luftangriff zerstört. Heute<br />
leben 18 000 Menschen in der Stadt.<br />
Museen<br />
Zu Käthe Kruse und Werner Egk<br />
Kunstvoll gestaltete Szenen zeigen im<br />
Käthe-Kruse-Puppen-Museum (Pflegstraße)<br />
mehr als 100 Spielpuppen<br />
der bekanntesten Puppenmutter der<br />
Welt und ihrer Tochter Hanne Adler-<br />
Kruse. 50 Soldaten-, Puppenstubenund<br />
Schaufensterpuppen runden die<br />
Sammlung ab. Im gleichen Haus erinnert<br />
die Werner-Egk-Begegnungsstätte<br />
an den bei Donauwörth geborenen<br />
Komponisten (1901 – 1983).<br />
Erlebnis & Event<br />
Tausend Kinder spielen Geschichte<br />
Jahr für Jahr lockt der Umzug des<br />
Schwäbischwerder Kindertags durch<br />
Jahr für Jahr führt<br />
der bunte Festzug<br />
des Schwäbischwerder<br />
Kindertags durch die<br />
romantische Reichsstraße<br />
und durch<br />
das Rieder Tor.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
38<br />
Für die Schöpfungen<br />
der Puppenmacherin<br />
Käthe Kruse hat die<br />
Stadt ein vielbesuchtes<br />
Puppenmuseum<br />
eingerichtet.<br />
die Reichsstraße viele Besucher in<br />
die Stadt. Alle zwei Jahre findet das<br />
Historienspiel im Heilig-Kreuz-Garten<br />
statt. Historisch gekleidete Kinder<br />
spielen die Stadtgeschichte nach.<br />
Ritter bewachen Burg Mangoldstein,<br />
Kaiser Maximilian I., Kaiserin Maria<br />
Theresia und Mozart besuchen die<br />
Stadt, Napoleon erobert Donauwörth,<br />
Fischer, Mönche, Bürger und Äbte<br />
spielen mit. Vorläufer des Kinderfests<br />
(jeweils im Juli) reichen bis ins frühe<br />
17. Jahrhundert. Der Mangoldfelsen<br />
ist die romantische Kulisse der Freilichtbühne.<br />
Ein Erlebnis ist auch die<br />
Fahrt mit der „Zille“, einem flachen<br />
Fischerkahn, auf Wörnitz und Donau.<br />
Essen & Trinken<br />
Tafeln mit Blick über die Stadt<br />
Ein weiter Blick über die Stadt würzt<br />
den Restaurantbesuch im „Parkhotel<br />
Donauwörth“. Im „Tanzhaus-Restau-<br />
Die Wörnitz fließt<br />
um die Insel Ried,<br />
ehe das Flüsschen<br />
in Donauwörth in<br />
den großen Strom<br />
mündet. Die beiden<br />
Flüsse kann man bei<br />
einer Zillenfahrt um<br />
das Ried erkunden.<br />
rant“ an der Reichsstraße speist man<br />
in jenem Bau, in dem Kaiser Maximilian<br />
I. im März 1500 das größte Fest<br />
der Stadtgeschichte gab. Im „Posthotel<br />
Traube“ rastete W. A. Mozart<br />
1777 nach seiner Abreise von Augsburg.<br />
Das „Café Engel“ bewirtet im<br />
ältesten Haus der Stadt (von 1227).<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Kruse-Museum und Kindertag<br />
Das Käthe-Kruse-Puppen-Museum und<br />
der Schwäbischwerder Kindertag sind<br />
ideale Ausflugsziele für Familien.<br />
Lesetipps<br />
Kleiner historischer Spaziergang<br />
„Kleiner historischer Spaziergang<br />
durch Donauwörth“ ist ein Prospekt,<br />
der in Deutsch, Englisch, Französisch,<br />
Italienisch und Japanisch erhältlich<br />
ist. „Donauwörth. Der offizielle Stadtführer<br />
der bayerisch-schwäbischen<br />
Donaustadt“ informiert umfassend<br />
über die Stadt, ihre Sehenswürdigkeiten<br />
und ihre bewegte Geschichte.<br />
Umland<br />
Stadt, Land, Burg und Schloss<br />
Eine der schönsten Burgen Süddeutschlands<br />
liegt wenige Autominuten<br />
nördlich von Donauwörth:<br />
die von Staufern errichtete Harburg<br />
hoch über der Wörnitz und dem<br />
Städtchen Harburg. Ein lohnendes<br />
Buchen & erleben<br />
Unter Hubschrauberflügeln<br />
Donauwörth ist ein Standort der<br />
Hubschrauber-Produktion von Eurocopter.<br />
Betriebsbesichtigungen für<br />
Gruppen sind dort möglich.<br />
Ziel an der Donau – auch wegen der<br />
Schlosskonzerte – ist Schloss Leitheim,<br />
ein Rokokojuwel mit Aussicht<br />
auf Donau- und Lechtal. Ein Tipp ist<br />
Rain mit dem „Dehner BlumenPark“.<br />
Ferienstraßen<br />
Donau, Romantik und Römer<br />
Donauwörth ist eine Station der<br />
Romantischen Straße. Die Stadt ist<br />
aber auch nördlicher Endpunkt der<br />
Tourismusstraße Via Claudia Augusta,<br />
die von hier bis Venetien oder in die<br />
Poebene führt. Und natürlich zählt<br />
Donauwörth zu den sehenswerten<br />
Stationen der „Deutschen Donau“.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Städtische Tourist-Information<br />
Donauwörth<br />
Rathausgasse 1<br />
86609 Donauwörth<br />
Telefon 09 06/7 89-1 51<br />
Telefax 09 06/7 89-1 59<br />
tourist-info@donauwoerth.de<br />
www.donauwoerth.de<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
39
Harburg<br />
Eine Postkartenansicht in der sehenswerten Landschaft am Riesrand<br />
Harburg: Ein romantisches Schloss hoch<br />
über dem idyllischen Wörnitzstädtchen<br />
Die Harburg wuchs im Lauf von sieben Jahrhunderten zur heutigen Größe –<br />
sie ist eine der schönsten Burgen Deutschlands und steht auf einem steil aufragenden<br />
Jurafelsen über dem idyllisch mäandrierenden Flüsschen Wörnitz<br />
und dem verwunschen wirkenden Städtchen. Äußerst romantisch ist der Blick<br />
vom östlichen Wörnitzufer auf die steinerne Brücke und das Schloss.<br />
Stadtbild<br />
Harburg – die steinerne Brücke<br />
unter dem alten Schloss<br />
Den Blick auf die Harburg und die<br />
darunter liegende kleine Stadt Harburg<br />
kann man von zwei Seiten genießen.<br />
Die Stadt, die mittelalterlich<br />
wirkende steinerne Wörnitzbrücke sowie<br />
das Schloss sieht man am besten<br />
vom östlichen Flussufer: Die romantische<br />
Ansicht fordert geradezu zum<br />
Fotografieren auf. Am stadtseitigen<br />
Ufer prägen die Pfarrkirche St. Barbara<br />
und der Giebel der ehemaligen Synagoge<br />
die Stadtsilhouette. Über der<br />
Stadt ragt die Burg empor, die man<br />
aber auch von oben, von einem noch<br />
höher gelegenen Jurahügel, dem sogenannten<br />
„Bock“, betrachten kann.<br />
Die engen Gassen der Stadt sind ein<br />
Idyll – wenn auch nicht für Autofahrer.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
40<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Eine Burg wie aus dem Bilderbuch<br />
So hübsch das Städtchen Harburg<br />
auch liegt: Wer Harburg sagt, meint<br />
vor allem das Schloss – es ist eine<br />
der ältesten, größten und schönsten<br />
Burganlagen Süddeutschlands. Die<br />
Bauten der Harburg entstanden überwiegend<br />
im 16. sowie 18. Jahrhundert,<br />
ihre ältesten Mauern stammen<br />
jedoch aus dem 13. Jahrhundert.<br />
Beim Aufstieg zur Burg erkennt man<br />
ihre ehemalige Wehrhaftigkeit. Durch<br />
das Untere Tor von 1594 geht der Weg<br />
durch die Vorburg hinauf zum 1616<br />
erneuerten Oberen Tor mit dem Fallgitter<br />
aus dem 18. Jahrhundert. Über<br />
dessen Torbogen ist der mumifizierte<br />
Schädel des letzten in der Gegend erlegten<br />
Wolfs angenagelt.<br />
Das romantische<br />
Harburg liegt an der<br />
Wörnitz – über das<br />
Flüsschen führt die<br />
jahrhundertealte<br />
steinerne Brücke.<br />
Im malerischen Hof der Hauptburg<br />
stößt man auf die Burgvogtei von<br />
1562, in der heute eine Burgschenke<br />
bewirtet. Das mächtige, 1594/95 errichtete<br />
dreigeschossige Kastenhaus<br />
schließt sich südlich an. Im Burghof<br />
entdeckt man den 50 Meter tiefen<br />
Brunnenschacht. Der Diebsturm ist<br />
der älteste <strong>Teil</strong> der Harburg: Der Bergfried<br />
mit dem massigen Buckelmauerwerk<br />
entstand im 13. Jahrhundert.<br />
Ebenfalls noch aus dem 13. Jahrhundert<br />
stammen die Grundmauern<br />
des hohen rechteckigen Fürstenbaus,<br />
der vom 16. bis ins 18. Jahrhundert<br />
immer wieder umgestaltet wurde. Das<br />
Untergeschoss des angrenzenden Saalbaus<br />
entstand 1496, die zwei oberen<br />
Stockwerke wurden 1717 aufgesetzt,<br />
damals erhielt der Bau die erhaltene<br />
Innenausstattung. Der zweite Bergfried,<br />
der Faulturm, wurde seinerzeit<br />
zum Treppenhaus des Saalbaus umfuntioniert.<br />
1720/21 wurde auch die<br />
Schlosskirche St. Michael umgebaut.<br />
Eingezwängt zwischen dem Burgfelsen<br />
und der Wörnitz liegt die kleine Stadt.<br />
In sieben Bögen überwindet die 1729<br />
erbaute, 1784 und 1946 teils erneuerte<br />
steinerne Brücke den Fluss. An ihrer<br />
Ostseite entstand 1762 die barocke<br />
Bruckmühle. Unweit davon steht am<br />
Ufer der Wörnitz die frühere Synagoge<br />
(1752). Die evangelische Pfarrkirche<br />
St. Barbara wurde 1612 errichtet. Das<br />
Rathaus, ein Fachwerkbau, entstand<br />
ab dem 15. Jahrhundert.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Von der Stauferburg zum Schloss<br />
der Fürsten Oettingen-Wallerstein<br />
1150 wurde Harburg erstmals als<br />
staufischer Stützpunkt am Riesrand<br />
urkundlich erwähnt. 1299 erhielten<br />
die Grafen von Oettingen die Burg als<br />
Pfand. 1418 ging sie ganz in den Besitz<br />
der Familie Oettingen über, die<br />
sie ab 1493 kurzzeitig zur Residenz<br />
machte. Als die Linie 1731 ausstarb,<br />
kamen die mächtigen Mauern in den<br />
Besitz des Hauses Oettingen-Wallerstein.<br />
Da die Bevölkerung weitgehend<br />
dem Dreißigjährigen Krieg zum Opfer<br />
fiel, wurde in Harburg, das 1849 aufs<br />
Neue zur Stadt erhoben wurde, 1671<br />
eine jüdische Gemeinde zugelassen.<br />
Erlebnis & Event<br />
Schwertkämpfer beim Burgfest<br />
Alle zwei Jahre findet auf der Harburg<br />
ein Burgfest mit mittelalterlichem<br />
Treiben statt – wenn es so weit ist,<br />
drängen sich Massen in den massiven<br />
Mauern. Unter anderem zeigen dann<br />
wilde Schwertkämpfer im Burghof ihr<br />
schweißtreibendes Können.<br />
Essen & Trinken<br />
Bier mit Burgblick<br />
In der Burgvogtei bewirtet die „Fürstliche<br />
Burgschenke“ im Biergarten und<br />
in ihren Gasträumen. Einen labenden<br />
Trunk aus dem Fürstlichen Brauhaus<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
41
in Wallerstein genießt man mit Aussicht<br />
auf den Burghof. In einem der<br />
drei Brückenhäuschen der Wörnitzbrücke<br />
bewirtet ein kleines Café.<br />
Übernachten<br />
Auf der Harburg, in Harburg<br />
In der „Fürstlichen Burgschenke“<br />
kann man auch übernachten. Die<br />
kleinen Gasthöfe in der Stadt bieten<br />
zwar nur wenig Luxus, dafür jedoch<br />
viel Ruhe und teilweise den Blick auf<br />
die Burg oder auf die Wörnitz.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Schilde, Schwerter, Hellebarden<br />
Die Burg ist ein Kinderziel par excellence.<br />
In der früheren Pfisterei bietet<br />
der Burgladen (hölzerne) Schwerter,<br />
Hellebarden, Streitäxte und Schilde.<br />
Führungen<br />
Fast täglich durchs Burggemäuer<br />
Führungen sind auf Schloss Harburg<br />
von Mitte März bis Ende Oktober täglich<br />
außer Montag stündlich von 10<br />
bis 17 Uhr möglich. Man besichtigt<br />
dabei die Kirche und den Festsaal,<br />
das Gerichtsgebäude, den Wehrgang,<br />
den Weißen Turm, den Diebsturm und<br />
den Faulturm. Der Weg führt dabei<br />
auch in das Lochgefängnis, wo noch<br />
einige arme Teufel – verkörpert durch<br />
Schaufensterpuppen – auf grausige<br />
Foltern warten.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
42<br />
Wilde Ritter prallen<br />
alle zwei Jahre beim<br />
Burgfest in voller<br />
Rüstung aufeinander.<br />
Der romantische<br />
Burghof ist jedoch<br />
auch ohne Kampfspektakel<br />
äußerst<br />
sehenswert.<br />
Umland<br />
Wanderlandschaft und Ruinen<br />
Vom „Bock“, dem Jurahügel über Harburg,<br />
schaut man weit ins Ries und<br />
bis nach Donauwörth. Ein Abstecher<br />
zum Barockkloster Mönchsdeggingen<br />
und zur Wallfahrtskirche St. Martin<br />
lohnt. Mittelalterromantik erlebt man<br />
nahe Hürnheim in den Ruinen Hochhaus<br />
und Niederhaus sowie bei der<br />
Ruine der Kartause Christgarten.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Romantischen Straße<br />
Harburg ist zwar klein, aber zweifellos<br />
ein Höhepunkt auf der Route der<br />
Romantischen Straße. Nördlingen und<br />
Donauwörth sind die benachbarten<br />
Stationen auf der Ferienstraße. Harburg<br />
liegt am Jakobus-Pilgerweg in<br />
Bayerisch-Schwaben. Der „Rieskrater<br />
Planetenweg“, der in Nördlingen beginnt<br />
und die Dimensionen des Alls<br />
verdeutlicht, endet auf dem „Bock“.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Verkehrsamt Harburg<br />
Schlossstraße 1<br />
86655 Harburg<br />
Telefon 0 90 80/96 99-24<br />
Telefax 0 90 80/96 99-30<br />
fremdenverkehrsamt@stadtharburg-schwaben.de<br />
www.stadt-harburg-schwaben.de<br />
Tourismusrouten – die Romantische Straße und die Via Claudia Augusta<br />
Zu Städteromantik und Römerstraßen<br />
Die Romantische Straße ist die bekannteste Ferienstraße Deutschlands. Über<br />
350 Kilometer führt sie vom Main zu den Alpen. Zwei Drittel ihrer Route verlaufen<br />
durch das bayerische Schwaben. Von Wallerstein und Nördlingen im Norden führt<br />
sie über Donauwörth, Augsburg und Friedberg bis nach Füssen. In Donauwörth<br />
beginnt zudem die Tourismusstraße Via Claudia Augusta, die entlang<br />
der alten Römerstraße über Augsburg und Füssen bis nach Norditalien leitet.<br />
Kommt man von Norden, führt der<br />
bayerisch-schwäbische Streckenabschnitt<br />
der Romantischen Straße über<br />
den kleinen, ehemaligen Residenzort<br />
Wallerstein ins mittelalterliche Nördlingen:<br />
Der Blick vom „Daniel“, dem<br />
Turm der Georgskirche, ein Rundgang<br />
auf der Stadtmauer und ein Blick auf<br />
den Stein vom Mond gehören zu den<br />
Nördlinger Höhepunkten. Die nächsten<br />
Stationen sind das Städtchen Harburg<br />
mit einer der schönsten Burgen Süddeutschlands<br />
und Donauwörth – die<br />
einzige Donaustadt an der Romantikroute.<br />
Von dort geht es über die altbaierische<br />
Stadt Rain durchs Lechtal<br />
nach Augsburg – die Stadt der Römer<br />
und der Renaissance. Augsburg liegt<br />
schon in Sichtweite der Uhrmacherstadt<br />
Friedberg, von wo aus Bayern<br />
Augsburg jahrhundertelang über den<br />
Lech hinweg im Auge behielt.<br />
Friedberg liegt im „Wittelsbacher<br />
Land“, dem altbaierischen Landkreis<br />
Aichach-Friedberg. Nach dieser Stadt<br />
wechselt die Romantische Straße auf<br />
oberbayerisches Terrain über – erst<br />
nach der Wieskirche bei Steingaden,<br />
eine der weltberühmten „Ikonen“ des<br />
Bayern-Tourismus, leitet die Romantische<br />
Straße bei Halblech wiederum<br />
in den bayerischen Regierungsbezirk<br />
Schwaben und damit ins <strong>Allgäu</strong>. Dort<br />
bildet Schwangau mit seinen beiden<br />
Königsschlössern Neuschwanstein und<br />
Hohenschwangau sowie die einstige<br />
Bischofsstadt Füssen den glanzvollen<br />
Abschluss der Romantischen Straße.<br />
Schon die Römer hatten die Strecke<br />
(von Süden aus gesehen von Füssen<br />
über die Provinzhauptstadt Augusta<br />
Vindelicum, das heutige Augsburg)<br />
bis zur Donau begangen und befahren.<br />
Deshalb deckt sich der Verlauf<br />
der Romantischen Straße ab Donauwörth<br />
mit der (touristisch wiederbelebten)<br />
Römerstraße Via Claudia<br />
Augusta zwischen der Donau und<br />
Norditalien. Die Kulturroute kann man<br />
sich per Bus und Pkw, aber auch per<br />
Fahrrad erschließen.<br />
Mehr Information zur Romantischen<br />
Straße erhält man bei der Arbeitsgemeinschaft<br />
Romantische Straße,<br />
Telefon 0 98 51/55 13 87 oder im<br />
Web www.romantischestrasse.de. Zur<br />
Via Claudia Augusta geben die Tourist-<br />
Informationen in Donauwörth, Augsburg<br />
oder Füssen Auskunft.<br />
Die Romantische Straße im Süden:<br />
Füssen mit dem Hohen Schloss und<br />
dem Kloster St. Mang.<br />
Ferienstraßen<br />
Ferienstraßen<br />
43
Nördlingen<br />
Eine der sehenswertesten Stationen der Romantischen Straße<br />
Nördlingen: Auf der Stadtmauer um die<br />
mittelalterliche Stadt unter dem „Daniel“<br />
Nördlingen im Ries ist eine mittelalterliche Stadt wie aus dem Bilderbuch.<br />
Der Dreißigjährige Krieg hat dieser Stadt ihre einstige Bedeutung gekostet –<br />
dadurch blieb das historische Stadtbild bewahrt. So kann man heute – das<br />
ist deutschlandweit einmalig – den komplett erhaltenen Stadtmauerring um<br />
die Stadt begehen. Vom „Daniel“, dem 90 Meter hohen Turm der St.-Georgs-<br />
Kirche, auf dem noch heute Türmer Dienst tun, sieht man die Stadt von oben.<br />
Stadtbild<br />
Der „Daniel“ und die Stadtmauer<br />
Es gibt kaum eine Stadt zwischen dem<br />
Rieskrater und den Alpen, die man<br />
sich derart schnell erschließen kann:<br />
Der Blick vom „Daniel“, dem 90 Meter<br />
hohen Kirch- und Glockenturm der<br />
Georgskirche, erlaubt nach dem Aufstieg<br />
über 350 Stufen den Blick auf<br />
die Dächer, Straßen und Gassen innerhalb<br />
des intakten Stadtmauerrings.<br />
Wie das Modell einer mittelalterlichen<br />
Stadt gruppieren sich das Rathaus,<br />
Brot- und Tanzhaus und Hohe Haus,<br />
das Gerberviertel sowie fünf Stadttore<br />
und elf Mauertürme um die zentrale<br />
Kirche. Alternativ kann man Nördlingen<br />
beim einstündigen Spaziergang<br />
auf der fast kreisrunden Stadtmauer<br />
erkunden – dabei hat man immer den<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
44<br />
„Daniel“ im Blick. Wer auf der oder<br />
um die Stadtmauer spaziert, kommt<br />
an den 16 malerischen Nördlinger<br />
Stadttoren und Stadtmauertürme vorbei.<br />
Unbedingt umsehen sollte man<br />
sich in den engen Gassen um das<br />
gotische Rathaus, eines der ältesten<br />
Deutschlands. In den Fachwerkhäusern<br />
des Gerberviertels am Rand des<br />
Flüsschens Eger lebten und arbeiteten<br />
einstmals fleißige Handwerker.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Von der Georgskirche zum Rathaus<br />
50 000 Besucher ersteigen jährlich<br />
den „Daniel“, den 90 Meter hohen<br />
Turm der St.-Georgs-Kirche. Der ist<br />
schon deswegen etwas Besonderes,<br />
weil dort noch immer Türmer ihren<br />
Dienst verrichten. Zwischen 22 und<br />
Auf dem 90 Meter<br />
hohen „Daniel“, dem<br />
Turm der St.-Georgs-<br />
Kirche, verrichten bis<br />
heute Türmer ihren<br />
Dienst. Am nahen<br />
gotischen Rathaus<br />
sieht man die 1618<br />
angebaute steinere<br />
Treppe.<br />
24 Uhr rufen sie jede halbe Stunde ihr<br />
„So, G‘sell, so“ und erinnern damit an<br />
eine Stadtsage, die aufgrund etlicher<br />
Nördlinger Fehden mit den Grafen von<br />
Oettingen entstand. Die Georgskirche<br />
ist eine der größten Hallenkirchen<br />
Süddeutschlands. Von 1427 bis 1539<br />
wurde sie erbaut. Äußerlich schmucklos,<br />
ist die 93,5 Meter lange und dreischiffige<br />
Georgskirche im Inneren ein<br />
beeindruckendes Beispiel spätgotischer<br />
Baukunst. Zur hochrangigen Ausstattung<br />
gehören Malereien von 1497 und<br />
das um 1500 entstandene Chorgestühl<br />
mit Propheten und Heiligen, Fabelwesen<br />
und grotesken Gesichtern. An<br />
den Wänden dieser Kirche sieht man<br />
zahlreiche Grabsteine, Epitaphe und<br />
prachtvolle Wappenschilde.<br />
Nur ein paar Schritte von St. Georg<br />
entfernt steht der gotische Bau, der<br />
Deutschlandweit einzigartig:<br />
Rundherum<br />
erhalten ist die fast<br />
kreisrunde Stadtmauer<br />
um das mittelalterliche<br />
Nördlingen.<br />
im 13. Jahrhundert als Messekaufhaus<br />
errichtet wurde und seit 1382 als Rathaus<br />
dient. Die prächtige steinerne<br />
Außentreppe entstand 1618. Unter<br />
dieser Treppe erinnert der „Narrenspiegel“,<br />
das Relief eines Mannes mit<br />
Schellenkappe und der Inschrift „Nun<br />
sind unser zwey“ daran, dass sich<br />
dort die Arrestzelle der Stadt befand.<br />
Auf der anderen Seite des Rathauses<br />
steht das Tanzhaus. An der Fassade<br />
des Fachwerkbaus erinnert seit 1513<br />
eine Skulptur Kaiser Maximilians I.<br />
daran, wie gern sich der Habsburger<br />
in Reichsstädten wie Nördlingen aufgehalten<br />
hat. Das benachbarte neunstöckige<br />
„Hohe Haus“ stammt wohl<br />
aus dem 13. Jahrhundert.<br />
Drum herum reiht sich Sehenswürdigkeit<br />
an Sehenswürdigkeit: Das Winter‘sche<br />
Haus in der Bräugasse zum<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
45
Beispiel gilt wegen des üppig verzierten<br />
barocken Fachwerks und seines<br />
aufwendig geschnitzten Portals als<br />
das schönste Fachwerkhaus der Stadt.<br />
Der Maria-Holl-Brunnen ist als Kunstwerk<br />
zwar nicht sonderlich bedeutend,<br />
doch seine Geschichte erinnert an ein<br />
finsteres Kapitel der Frühen Neuzeit.<br />
Das Denkmal ehrt die tapfere Kronenwirtin,<br />
die in der Zeit der Hexenprozesse<br />
(1589 bis 1598) während ihrer<br />
Kerkerhaft (1593/94) 62-mal schwere<br />
Folterungen überstand und mit ihrem<br />
Durchhaltevermögen dazu beitrug,<br />
dass die Hexenverfolgungen endeten.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Römer, Messen und eine Schlacht<br />
Schon die Römer siedelten im heutigen<br />
Nördlingen entlang einer Straße<br />
Buchen & erleben<br />
„Schwabensteinen“ auf der Spur<br />
Vor 15 Millionen Jahren entstand<br />
durch den Einschlag eines Meteoriten<br />
die Rieslandschaft. Die Wucht<br />
des Aufpralls formte ein neues Gestein,<br />
den Suevit („Schwabenstein“).<br />
Die <strong>Teil</strong>nehmer der Gruppenführung<br />
„Dem Schwabenstein auf der Spur“<br />
erleben das Rieskrater-Museum und<br />
den Stadtrundgang „Steine und Geschichte“<br />
und erhalten einen Suevit<br />
mit Zertifikat. Auskünfte zu dieser<br />
Führung bei der Tourist-Information.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
46<br />
Der Blick in das<br />
Netzrippengewölbe<br />
der St.-Georgs-Kirche.<br />
Die spätgotische<br />
Hallenkirche wurde<br />
ab 1427 errichtet.<br />
zum Limes. Im 9. Jahrhundert wurde<br />
der Ort erstmalig erwähnt, um 1200<br />
erhielt Nördlingen das Stadtrecht.<br />
Seit 1219 gab es die Pfingstmesse,<br />
die im 14. und 15. Jahrhundert neben<br />
Frankfurt bedeutendste oberdeutsche<br />
Fernhandelsmesse. 1327 entstand auf<br />
Befehl Ludwigs des Bayern die Nördlinger<br />
Stadtmauer. Die seit 1552/55<br />
protestantische Stadt wurde 1634<br />
im Dreißigjährigen Krieg durch das<br />
kaiserliche Heer belagert, damals kam<br />
es zur „Schlacht bei Nördlingen“. Von<br />
1600 bis 1652 verlor die Stadt die<br />
Hälfte ihrer fast 9000 Einwohner. 300<br />
Jahre brauchte Nördlingen (bis 1803<br />
Freie Reichsstadt, seitdem bayerisch)<br />
um diese Einwohnerzahl wieder zu<br />
erreichen. Der Verlust der vormaligen<br />
Bedeutung ist gewissermaßen auch<br />
ein Glücksfall: Nur deshalb blieb das<br />
mittelalterliche Stadtbild erhalten.<br />
Museen<br />
Römerfunde und Mondgestein<br />
Ein Flöte spielender römischer Satyr,<br />
mittelalterliche Tafelbilder und ein<br />
Diorama der Schlacht bei Nördlingen<br />
mit 6000 Zinnfiguren sind die Höhepunkte<br />
des Stadtmuseums im früheren<br />
Heilig-Geist-Spital. Das prominenteste<br />
Exponat des Rieskrater-Museums ist<br />
ein Stück Mondgestein. Hauptthema<br />
ist jedoch die Entstehung des Rieskraters,<br />
des besterhaltenen und besterforschten<br />
Meteoritenkraters der Welt<br />
mit 24 Kilometern Durchmesser. Beim<br />
Ein Stück Stein vom<br />
Mond ist der große<br />
„Star“ im Rieskrater-<br />
Museum Nördlingen:<br />
Das Museum erklärt<br />
die Entstehung des<br />
Meteoritenkraters vor<br />
15 Millionen Jahren.<br />
Rieskrater-Museum findet man auch<br />
ein Geopark-Infozentrum. Mehr dazu<br />
im Web unter www.geopark-ries.de.<br />
In historischen Hallen des einstigen<br />
Lokdepots der Königlich Bayerischen<br />
Staatsbahn befindet sich heute das<br />
Bayerische Eisenbahnmuseum. Über<br />
200 Originalfahrzeuge sind dort ausgestellt<br />
– darunter sind 25 Dampflokomotiven<br />
vom „Rangierbockerl“ bis<br />
zur Schnellzuglok. Funktionierende<br />
Anlagen und Werkstätten vermitteln<br />
die Technik des Eisenbahnzeitalters.<br />
Im Löpsinger Torturm dokumentiert<br />
das Stadtmauermuseum auf sechs<br />
Stockwerken die Bedeutung der Stadtmauer<br />
und ihrer Befestigungsanlagen.<br />
Das „augenblick“-Museum im Fachwerkhäuschen<br />
am Fuß des „Daniels“<br />
zeigt die Vorläufer von Kino und TV:<br />
Guckkästen, Laterna magica, Panoramen,<br />
Moritaten, Stummfilme sowie<br />
Drehorgeln, Spieldosen und mehr.<br />
Erlebnis & Event<br />
Zwischen Stadtmauerfest<br />
und Scharlachrennen<br />
Feste und Veranstaltungen spiegeln<br />
die große Vergangenheit wider. Alle<br />
drei Jahre findet das „Historische<br />
Stadtmauerfest“ im September statt.<br />
Jährlich im Mai wird das Stabenfest<br />
gefeiert. Die Nördlinger Pfingstmesse<br />
ist ein großes Volksfest (mit Rieser<br />
Verbraucherausstellung). Die „Alte<br />
Bastei“ an der Stadtmauer wird bei<br />
den Sommerfestspielen zur Freilichtbühne.<br />
Das Scharlachrennen auf der<br />
Kaiserwiese fand erstmals 1438 statt.<br />
Essen & Trinken<br />
Rieser Gans und Spitzenküche<br />
Die Rieser Gans ist eine gastronomische<br />
Spezialität der Region. Was man<br />
daraus alles machen kann, zeigt zum<br />
Beispiel Gastronom Joachim Kaiser<br />
im Gourmetrestaurant „Meyer‘s Keller“.<br />
Der kreative Kochkünstler ist Mitglied<br />
der „Jeunes Restaurateurs d‘Europe“<br />
und hat einen früheren Bierkeller mit<br />
feinem Ambiente veredelt. Ein Tipp<br />
sind auch die „Brauereigaststätte Zum<br />
Fuchs“ und das „Sixenbräustüble“.<br />
Übernachten<br />
Vom Klösterle zum Kaiserhof<br />
Das Klösterle nördlich des Rathauses<br />
war ursprünglich eine Klosterkirche<br />
und seit 1587 ein Kornhaus. Hinter<br />
seinem Renaissanceportal verbergen<br />
sich heute ein Stadtsaal sowie ein<br />
Hotel. Auf der anderen Seite des Rathauses<br />
übernachtet man im „Kaiserhof<br />
Hotel Sonne“. Der Name deutet es<br />
schon an: Die Habsburgerkaiser Friedrich<br />
III., Maximilian I. (um 1500) und<br />
Karl V. (1548) haben hier genächtigt.<br />
Und Goethe logierte dort anno 1788.<br />
Ein Tipp ist außerdem das „Hotel am<br />
Ring“ wegen seiner Pauschalangebote<br />
(etwa zum „Rieser Dampfwochenende“<br />
oder zu „Radeltrips durchs Ries“).<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
47
Kinder- & Familienziele<br />
Ausguck, Rundgang, Dampftage<br />
Der Aufstieg auf den „Daniel“ und der<br />
Ausblick vom Turm begeistert auch<br />
Kinder, und zum Rundgang auf der<br />
Stadtmauer lassen sich sogar sonst<br />
eher lauffaule Sprösslinge bewegen.<br />
Dampf ablassen kann der Nachwuchs<br />
zudem im Eisenbahnmuseum – bei<br />
den „Rieser Dampftagen“, die Fahrten<br />
mit der historischen Dampflok<br />
anbieten. In der Tourist-Information<br />
liegen Kinder-Stadtpläne aus.<br />
Führungen<br />
Viele Themen, viele Führungen<br />
Nördlingen ist voller Geschichte,<br />
Geschichten und Themen. Deshalb<br />
bietet die Tourist-Information (gleich<br />
Der „Narrenspiegel“ ist eine Station<br />
der Stadtführung durch Nördlingen.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
48<br />
25 Dampfloks zeigt<br />
das Bayerische<br />
Eisenbahnmuseum<br />
Nördlingen in den<br />
historischen Hallen<br />
des Lokdepots der<br />
Königlich Bayerischen<br />
Staatsbahn.<br />
neben dem Rathaus im historischen<br />
Leihhaus) eine Reihe von Themenführungen<br />
an. Hier ist der Treffpunkt<br />
für die Stadtführungen (14 Uhr und<br />
20.30 Uhr), bei denen man sich Nördlingen<br />
von Mitte Mai bis Mitte September<br />
ohne Voranmeldung zeigen<br />
lassen kann. Diese Führungen dauern<br />
zirka eine Stunde. Gruppen mit mehr<br />
als 15 Personen werden um Voranmeldung<br />
gebeten.<br />
Lesetipps<br />
Nördlingen in 90 Bildern<br />
„Nördlingen – im Ries an der Romantischen<br />
Straße“ heißt ein mit 90<br />
Fotos illustrierter Stadtführer in verschiedenen<br />
Sprachen. Außerdem gibt<br />
es den Stadtführer „Nördlingen. Ein<br />
historischer Rundgang“.<br />
Umland<br />
Höhlen, Hügel, Schlösser, Burgen<br />
Rund um Nördlingen verwöhnt die abwechslungsreiche<br />
<strong>Urlaub</strong>slandschaft<br />
im und um das Ries. Harburg, Oettingen,<br />
Wemding und Wallerstein sind<br />
nur wenige Kilometer entfernt. Von<br />
der Aussichtsplattform des „Daniels“<br />
aus schaut man auf Schloss Baldern,<br />
die „Perle des Rieses“, oder auf das<br />
Kloster Mönchsdeggingen.<br />
Der Ipf bei Bopfingen und der nahe<br />
Goldberg bei Utzmemmingen sind zwei<br />
mächtige Hügel, die bereits in vor-<br />
Ulmer Straße<br />
Strelgasse<br />
B 25/Würzburger Straße Baldinger Straße<br />
An der Berger Mauer<br />
Kuhgasse<br />
Am Berger Graben<br />
Kornlach<br />
Berger Straße<br />
An der Baldinger Mauer<br />
Eger<br />
Herrengasse<br />
Weinmarkt<br />
Lange Gasse<br />
Polizeigasse<br />
Bräugasse<br />
Neubaugasse<br />
Mittlere Gerbergasse<br />
Vordere Gerbergasse<br />
Postgasse<br />
Beim Klösterle<br />
Hallgasse<br />
Eisengasse<br />
geschichtlicher Zeit besiedelt waren.<br />
Die Villa rustica bei Holheim zeigt die<br />
Grundmauern eines römischen Gutshofs.<br />
Direkt darüber findet man die<br />
von Steinzeitmenschen bewohnten<br />
Ofnethöhlen, in denen 1906 ein Kreis<br />
aus 33 Menschenschädeln entdeckt<br />
wurde. Auf Burgruinen und Schlösser<br />
stößt man in Hürnheim, Hohenaltheim<br />
und Bopfingen. Im Rieser Bauernmuseum<br />
des Bezirks Schwaben in<br />
Maihingen sind ein dörflicher Kaufladen,<br />
eine Milchhandlung, Maschinen,<br />
Möbel, Trachten und mehr zu sehen.<br />
Ferienstraßen<br />
Auf dem Planetenweg durchs Ries<br />
Nördlingen ist mit Sicherheit einer<br />
der Höhepunkte der Romantischen<br />
Obstmarkt<br />
Marktplatz<br />
Salvatorgasse<br />
Tändelmarkt<br />
Hafenmarkt<br />
Nonnengasse<br />
Schäfflesmarkt<br />
Judengasse<br />
Brettermarkt<br />
Bauhofgasse<br />
Schrannenstraße<br />
Kohlenmarkt<br />
An der Löpsinger Mauer<br />
Mühlgasse<br />
Hintere Reimlinger Gasse<br />
Drehergasse<br />
Bei der Kornschrannen<br />
Löpsinger Straße<br />
Reimlinger Straße<br />
Münzgasse<br />
Hansengasse<br />
Frauengasse<br />
Deininger Straße<br />
B 466<br />
Bürgermeister-Rieger-Straße<br />
B 25/Augsburger Straße<br />
� St.-Georgs-Kirche mit Kirchturm „Daniel“ � Rathaus � Leihhaus � Brot- und<br />
Tanzhaus � Winter‘sches Haus � Klösterle � Spital zum Heiligen Geist und<br />
Spitalkirche � Alte Bastei � komplett erhaltene Stadtmauer mit Wehrgang<br />
Straße. Auch der Fernwanderweg vom<br />
Main bis zur Donau führt hier vorbei.<br />
In Nördlingen beginnt der „Rieskrater<br />
Planetenweg“, der Dimensionen des<br />
Weltalls aufzeigt: Der „Daniel“ ist die<br />
Sonne, die Umlaufbahnen von Merkur,<br />
Venus und Erde befinden sich noch in<br />
der Stadt. Letzter Planet ist der Pluto:<br />
Er liegt auf dem „Bock“ in Harburg.<br />
An der Deininger Mauer<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Löpsinger Graben<br />
Tourist-Information Nördlingen<br />
Marktplatz 2<br />
86720 Nördlingen<br />
Telefon 0 90 81/8 41 16<br />
Telefax 0 90 81/8 41 13<br />
tourist-information@noerdlingen.de<br />
www.noerdlingen.de<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
49<br />
Lerchenstraße<br />
Wemdinger Straße
Römer in Schwaben<br />
Vom Römischen Museum in Augsburg zum Römer-Park in Kempten<br />
Römerspuren zwischen Alpen und Ries<br />
Es sollte noch 900 beziehungsweise über tausend Jahre dauern, bis Nürnberg<br />
und München gegründet wurden, als im heutigen bayerischen Schwaben schon<br />
blühende Städte entstanden. Gebaut wurden sie von den Römern. Relikte dieser<br />
Epoche entdeckt man in und bei Augsburg, Kempten oder Lauingen, aber auch<br />
in und bei anderen Städten und Gemeinden zwischen <strong>Allgäu</strong> und Rieskrater.<br />
Bereits 46 nach Christus zog sich die<br />
Römerstraße Via Claudia Augusta von<br />
Norditalien und Tirol kommend über<br />
Füssen und Augsburg beinahe bis zur<br />
Donau. Augsburg war 8 vor Christus<br />
im Mündungsdreieck von Wertach und<br />
Lech gegründet worden – es ist damit<br />
eine der ältesten Städte Deutschlands.<br />
Spätestens unter Kaiser Trajan<br />
(98 – 117) löste das neue, bald als<br />
überaus glanzvoll beschriebene Verwaltungszentrum<br />
der Provinz Rätien –<br />
„Augusta Vindelicum“ – das südlicher<br />
gelegene Kempten („Cambodunum“)<br />
als Provinzhauptstadt ab.<br />
Der vergoldete Helm eines römischen<br />
Offiziers und ein bronzener Pferdekopf<br />
(wohl ein <strong>Teil</strong> eines Kaiserdenkmals),<br />
Steindenkmäler, Gläser, Münzen und<br />
Waffen im Römischen Museum Augsburg<br />
zeugen von dieser römischen<br />
Stadt. Wer Augsburgs Dom besucht,<br />
Die größte Tempelanlage nördlich der<br />
Alpen – der Apollo-Grannus-Tempel –<br />
liegt im dörflichen Lauinger Stadtteil<br />
Faimingen unweit der Donau.<br />
Römer in Schwaben<br />
50<br />
stößt auf dem Domplatz auf die sogenannte<br />
Römermauer, an der eine<br />
Reihe von Abgüssen römischer Steindenkmäler<br />
darauf verweist, dass hier<br />
die Südgrenze der Römerstadt lag<br />
und die Via Claudia Augusta von dort<br />
nordwärts zur Donau und durch das<br />
Ries zum nahen Limes verlief.<br />
Zahlreiche Siedlungsreste des römischen<br />
Augsburgs liegen noch unter<br />
der Erde. Mehr zu besichtigen von den<br />
Spuren römischer Bautätigkeit ist in<br />
Kempten. Der „Archäologische Park<br />
Cambodunum“ hoch über der Iller<br />
zeigt einen gallo-römischen Tempelbezirk,<br />
Überreste einer Thermenanlage<br />
und Fundamente des römischen<br />
Forums. Zahlreiche Ausgrabungsfunde<br />
sieht man im Zumsteinhaus in der<br />
Stadtmitte von Kempten.<br />
An der Donau findet man die <strong>Teil</strong>rekonstruktion<br />
der größten römischen<br />
Tempelanlage nördlich der Alpen –<br />
der Apollo-Grannus-Tempel steht im<br />
kleinen Lauinger Stadtteil Faimingen.<br />
In der Stadt Königsbrunn bei Augsburg<br />
stößt man auf die Fundamente<br />
eines Mithrastempels. Imposante<br />
Überreste eines römischen Kastells<br />
entdeckt man in Kellmünz nahe Illertissen,<br />
eine Villa rustica in Holheim<br />
nahe Nördlingen sowie in Schwangau<br />
nahe Füssen. Museen in Nördlingen,<br />
Donauwörth, Lauingen und Günzburg<br />
erinnern mit etlichen Exponaten an<br />
jene Zeit, als das Land zwischen den<br />
Alpen und dem Limes eine blühende<br />
Provinz des römischen Reichs war.<br />
Eine ehemalige Residenzstadt mit komplizierter Vergangenheit<br />
Oettingen: Wo „evangelisches“ Barock<br />
auf „katholisches“ Fachwerk trifft<br />
Oettingen ist ein Musterbeispiel für ein Residenzstädtchen jener Zeit, in der<br />
die deutsche Kleinstaaterei bizarrste Blüten trieb. Ab 1522 herrschten dort je<br />
eine evangelische und eine katholische Linie des Hauses Oettingen, und in der<br />
Stadt gab es zwei Schlösser. Die konfessionelle <strong>Teil</strong>ung sieht man der Stadt<br />
bis heute an: Östlich der Schloßstraße war Oettingen evangelisch und barock,<br />
westlich davon war man katholisch und lebte in Fachwerkhäusern.<br />
Stadtbild<br />
Vom Schloss zum Königstor<br />
Die einstige Residenzstadt Oettingen<br />
kann man recht gemütlich zu Fuß<br />
erkunden. Dass die Stadt nicht groß<br />
war, hinderte die Grafen zu Oettingen<br />
allerdings nicht, sie aufgrund von<br />
Erbfällen und Glaubensstreitigkeiten<br />
aufzuteilen. Dies führte dazu, dass<br />
es hier sogar zwei Schlösser gab, von<br />
denen das von 1679 bis 1687 erbaute<br />
Neue Schloss erhalten ist. Von hier<br />
aus führt die zentrale Schloßstraße<br />
vorbei an der evangelischen Pfarrkirche<br />
St. Jakob, dem Alten Gymnasium,<br />
dem Marktplatz und dem Rathaus<br />
zum Königstor. Auf dem Weg<br />
dorthin ist ein Oettinger Kuriosum<br />
nicht zu übersehen. Auf der vormals<br />
von Katholiken bewohnten Westseite<br />
stehen Fachwerkhäuser. Im Osten,<br />
wo die Protestanten lebten, sind die<br />
Fassaden barock. Die Schloßstraße<br />
endet am Königsturm, einem Wahrzeichen<br />
der Stadt. Es ist das letzte<br />
erhaltene Tor der alten Stadtbefestigung.<br />
Die Stadtmauer der Stauferzeit<br />
ist nahezu durchgängig erhalten.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Schloss, Rathaus und zwei Kirchen<br />
Das Schloss entstand während des<br />
Barock, auch wenn es von außen wie<br />
ein strenger Renaissancepalast wirkt.<br />
Innen aber findet man üppige Wohnund<br />
Prunkräume, in denen einst die<br />
fürstliche Familie residierte. Besonders<br />
sehenswert sind hier der Festsaal<br />
(Schmuzer-Stuck) sowie die prächtig<br />
stuckierten Repräsentationsräume im<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
51<br />
Oettingen
zweiten Stock. Den Schlosshof ziert<br />
der Brunnen mit der barocken Mariensäule.<br />
Westlich vom Schloss führt der<br />
Weg in den Hofgarten: Er wurde im<br />
19. Jahrhundert als englischer Landschaftsgarten<br />
angelegt. Im nicht<br />
öffentlich zugänglichen <strong>Teil</strong> liegt die<br />
ehemalige Orangerie, die der heutige<br />
Wohnsitz der fürstlichen Familie zu<br />
Oettingen-Spielberg ist.<br />
Auf dem Marktplatz dominiert ein<br />
Fachwerkbau das Stadtbild: Das Rathaus,<br />
ein dreistöckiges Bauwerk mit<br />
vorkragenden Dachgeschossen, zählt<br />
zu den schönsten Fachwerkhäusern<br />
im bayerischen Schwaben. Es wurde<br />
jahrhundertelang als Verkaufshalle,<br />
Schranne und Getreidelager genutzt.<br />
Direkt neben dem Schloss überragt<br />
der schlanke Turm der evangelischen<br />
Pfarrkirche St. Jakob den historischen<br />
Stadtkern. Die Kirche stammt im Kern<br />
aus dem 14. Jahrhundert, der Turm<br />
wurde in zwei Etappen zwischen 1461<br />
und 1565 errichtet. Sehenswert ist die<br />
barocke Ausstattung mit Wessobrunner<br />
Stuckaturen, die Kreuzigungsgruppe<br />
auf dem Hochaltar (eine schwäbischfränkische<br />
Arbeit um 1500) und der<br />
Taufstein in Form einer Jakobsmuschel<br />
von 1689. Die katholische Pfarrkirche<br />
St. Sebastian wurde im 15. Jahrhundert<br />
aufgrund eines Blutwunders als<br />
Wallfahrtskapelle erbaut. Diese Kirche<br />
ist heute weitgehend ein Bau des 19.<br />
Jahrhunderts, nur noch der Turm, die<br />
Krypta und der Chor sind erhalten.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
52<br />
Direkt neben dem<br />
Oettinger Schloss<br />
ragt der Turm der<br />
evangelischen Pfarrkirche<br />
St. Jakob<br />
empor.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Vom Klosterbesitz zum Kleinstaat<br />
Als Besitz des Klosters Fulda wurde<br />
„Otingen“ im frühen 9. Jahrhundert<br />
erstmals erwähnt. Im 12. Jahrhundert<br />
übernahmen Edelfreie das Gebiet, sie<br />
nannten sich seitdem nach ihrem Besitz.<br />
Die „von Oettingen“ überzogen<br />
das Ries mit Burgen und Schlössern.<br />
Ihr Stammsitz, eine Burg wohl aus<br />
dem 12. Jahrhundert, stand auf dem<br />
heute freien Platz bei der Sebastianskirche.<br />
Er wurde im 15. und 16. Jahrhundert<br />
zum Schloss ausgebaut, dem<br />
späteren Unteren oder evangelischen<br />
Schloss. Um das Jahr 1850 wurde es<br />
abgebrochen. Durch Erbteilung war<br />
es zu Beginn des 15. Jahrhunderts<br />
an Graf Ludwig XI. gekommen. Sein<br />
Bruder Graf Friedrich III. erhielt das<br />
Münzhaus, das zum Oberen Schloss<br />
wurde. Im Unteren Schloss saß die<br />
Linie Oettingen-Oettingen, im Oberen<br />
Schloss die Linie Oettingen-Alt-Wallerstein.<br />
Und die Stadt wurde geteilt.<br />
Während der Reformation gab es eine<br />
weitere Spaltung: Ein <strong>Teil</strong> der Familie<br />
blieb katholisch, der andere – Oettingen-Oettingen<br />
– wurde evangelisch.<br />
Doch damit nicht genug: Das katholische<br />
Haus Oettingen-Wallerstein<br />
teilte sich um 1600 in die Linien Oettingen-Spielberg,Oettingen-Wallerstein<br />
und Oettingen-Baldern. Anno<br />
1734 wurden die Oettingen-Spielberg<br />
gefürstet, die Oettingen-Wallerstein<br />
(sie residieren heute in Hohenaltheim)<br />
erst 1774. Und die Oettingen-Baldern<br />
starben 1798 aus.<br />
Zwei Episoden der Stadtgeschichte<br />
bezeugen Gedenktafeln am Marktplatz.<br />
Der Dichter Goethe und der<br />
Maler Spitzweg hielten sich einst in<br />
der Residenzstadt Oettingen auf.<br />
Museen<br />
Völkerkunde im Schloss<br />
Das Fürstliche Residenzschloss ist<br />
von Palmsonntag bis Allerheiligen<br />
zugänglich (täglich außer Montag um<br />
14 Uhr Führungen). Im Erdgeschoss<br />
des Schlosses zeigt das Staatliche<br />
Völkerkundemuseum München Kunst,<br />
Kultur und Alltag außereuropäischer<br />
Völker. Das Heimatmuseum erklärt<br />
die Geschichte der Region von den<br />
Römern bis zur konfessionellen Zweiteilung<br />
von Stadt und Fürstentum.<br />
Die Entstehung des Rieses und seine<br />
Besiedlung dokumentiert das Geopark-<br />
Infozentrum im Rathaus.<br />
Erlebnis & Event<br />
Schlosskonzerte, Anglerfreuden<br />
Die Oettinger Residenzkonzerte hört<br />
man im barocken Festsaal. Die Reihe<br />
wird von Mai bis Oktober veranstaltet.<br />
Die Oettinger Musiktage und der Historische<br />
Markt finden jeweils alle zwei<br />
Jahre statt. Die Petri-Jünger schätzen<br />
den Fischreichtum der Wörnitz: Die<br />
Tourist-Information bietet ihnen ein<br />
idyllisch liegendes Angelgewässer an.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Ein Naturflussbad an der Wörnitz<br />
Im großen Park auf der Oettinger<br />
Wörnitzinsel liegt das Naturflussbad<br />
(unter anderem mit einem Planschbecken<br />
sowie einem Spielplatz für<br />
die Kleinen). Es zählt zu den letzten<br />
Flussbädern in Bayern.<br />
Die Büste an einer barocken Fassade<br />
blickt auf das Haus gegenüber, wo<br />
sich der Maler Carl Spitzweg aufhielt.<br />
Umland<br />
Das Ries vor der Haustür<br />
Die ehemalige Synagoge im nahen<br />
Hainsfarth erinnert an eine der größten<br />
jüdischen Gemeinden im Ries.<br />
Von Oettingen aus liegt natürlich das<br />
ganze Ries vor der Haustür. Nördlingen<br />
und Wemding sind nur ein paar<br />
Kilometer entfernt und laden zu einer<br />
Fahrradtour durch die Riesebene ein.<br />
Ferienstraßen<br />
Auf dem Jakobus-Pilgerweg<br />
Oettingen liegt an der Ferienroute<br />
Alpen-Ostsee, und die Romantische<br />
Straße ist wenige Kilometer entfernt.<br />
In Oettingen beginnt der Jakobus-<br />
Pilgerweg durchs bayerische Schwaben,<br />
der bis zum Bodensee führt.<br />
Die Skulptur eines Jakobspilgers vor<br />
der Jakobskirche erinnert daran.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist-Information Oettingen<br />
Schloßstraße 36<br />
86732 Oettingen i. Bay.<br />
Telefon 0 90 82/7 09 52<br />
Telefax 0 90 82/7 09 88<br />
tourist-information@oettingen.de<br />
www.oettingen.de<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
53
Rain (Lech)<br />
Einst eine bayerische Gründung zur Grenzsicherung, heute „Blumenstadt“<br />
Rain: Das Tilly-Denkmal erinnert an<br />
eine Schlacht im Dreißigjährigen Krieg<br />
Seit dem Jahr <strong>2009</strong> ist auch Rain am Lech eine Station der Romantischen<br />
Straße. An die große Vergangenheit als bayerische Grenz- und Brückenstadt<br />
erinnern das Rokokorathaus und das Tilly-Denkmal im historischen Stadtkern.<br />
Wegen der hier ansässigen bundesweit bekannten Firma Dehner nennt sich<br />
Rain am Lech, wenige Kilometer vor der Mündung des Gebirgsflusses in die<br />
Donau gelegen, heute auch „Blumenstadt“.<br />
Stadtbild<br />
Postkartenmotiv beim Rathaus<br />
Dank seines historischen Stadtkerns<br />
wurde Rain am Lech <strong>2009</strong> zur Stadt<br />
an der Romantischen Straße. Kaum<br />
ein Fotograf lässt sich das Postkartenmotiv<br />
des Tilly-Denkmals vor dem<br />
zierlich geschwungenen Giebel des<br />
Rokokorathauses entgehen. Das Rathaus<br />
steht mitten im langgestreckten<br />
Stadtplatz, der die frühere Funktion<br />
Rains als Verkehrsknotenpunkt belegt.<br />
Die geschichtliche Bedeutung<br />
Rains als bayerische Grenzstadt zeigen<br />
das ehemalige Schloss und die<br />
Reste der Stadtmauer. Am Rand der<br />
Altstadt liegt die Firma Dehner mit<br />
dem „Dehner BlumenPark“. Der einstmals<br />
reißende Gebirgs- und Grenzfluss<br />
Lech liegt außerhalb der Stadt.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
54<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Gotische Malereien in der Kirche<br />
Das markante Tilly-Denkmal wurde<br />
1914 auf dem Rathausplatz aufgestellt.<br />
Es steht vor dem von 1759 bis<br />
1762 im Stil des Rokoko mit einem<br />
quadratischen Türmchen erbauten<br />
Rathaus. Die katholische Stadtpfarrkirche<br />
St. Johannes der Täufer entstand<br />
im 15. Jahrhundert als Erweiterung<br />
einer spätromanischen Kirche.<br />
Dort entdeckt man gotische Deckenund<br />
Wandmalereien (um 1500).<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Seit der Gründung eine Stadt<br />
1257 wurde Rain erstmals in einer<br />
Urkunde des nahen Klosters Niederschönenfeld<br />
erwähnt. Mit seiner Grün-<br />
Der Besuchermagnet<br />
in der altbaierischen<br />
Stadt Rain: Zwischen<br />
Frühjahr und Herbst<br />
blühen im „Dehner<br />
BlumenPark” bunte<br />
Blüten.<br />
dung – vermutlich um 1250 durch den<br />
Bayernherzog Otto II. – erhielt Rain<br />
das Stadtrecht. Dadurch sicherten die<br />
Wittelsbacher die Grenze des Herzogtums<br />
Bayern am Ostufer des Lechs.<br />
Als während des Landshuter Erbfolgekriegs<br />
im Jahr 1505 Pfalz-Neuburg<br />
gegründet wurde, wurde Rain jedoch<br />
auch nach Osten hin zur Grenzstadt.<br />
Am 14./15. April 1632 überquerten<br />
die Schweden im Dreißigjährigen<br />
Krieg während der Schlacht bei Rain<br />
den Lech. Die bayerische Armee unter<br />
Graf von Tilly hatte vergeblich versucht,<br />
den Vormarsch König Gustavs<br />
II. Adolf von Schweden abzuwehren.<br />
Süddeutschland lag nun schutzlos vor<br />
den schwedischen Truppen, die kurz<br />
darauf Augsburg eroberten. Der bayerische<br />
Generalissimus Tilly starb in<br />
Ingolstadt an seiner am Lech erlittenen<br />
Verwundung. Seit der bayerischen<br />
Gebietsreform (1972) gehört Rain<br />
zum neuen Landkreis Donau-Ries.<br />
Museen<br />
Erinnerung an musikalische Brüder<br />
Gegenüber der Stadtpfarrkirche liegt<br />
das Gebrüder-Lachner-Museum. Im<br />
Geburtshaus der „Musik-Geschwister“<br />
erinnert es an Franz, Vinzenz und<br />
Ignaz Lachner. Sie zählten zu den bedeutenden<br />
bayerischen Komponisten<br />
und Musikern des 19. Jahrhunderts.<br />
In Rain findet man auch ein Heimatmuseum<br />
und das Jean-Daprai-Museum.<br />
Erlebnis & Event<br />
Stadtfest und Blumenlandschaft<br />
An jedem zweiten Wochenende im<br />
Juli findet das Rainer Stadtfest statt.<br />
Der „Dehner BlumenPark“ zieht mit<br />
Blumenmeeren, Teichlandschaften und<br />
bunten Beeten zwischen Frühjahr und<br />
Herbst zahllose Gartenfreunde an.<br />
Übernachten<br />
Vier Sterne und ein Restaurant<br />
Das „Dehner BlumenHotel“ bietet 189<br />
Betten mit dem Service eines Vier-<br />
Sterne-Hauses und ein Restaurant.<br />
Umland<br />
Das Lechtal und historische Städte<br />
Das Lechtal ist ein europaweit bedeutender<br />
Naturraum. Mit Donauwörth<br />
und der einstigen Residenzstadt Neuburg<br />
liegen zwei sehenswerte historische<br />
Städte quasi vor der Haustür.<br />
Ein lohnendes Ziel ist auch das nahegelegene<br />
Barockschloss in Leitheim.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Rain<br />
Hauptstraße 60<br />
86641 Rain<br />
Telefon 0 90 90/7 03-0<br />
Telefax 0 90 90/7 03-1 39<br />
info@rain.de<br />
www.rain.de<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
55
Wemding<br />
Mittelalterliches Stadtbild um die Pfarrkirche St. Emmeram und das Rathaus<br />
Wemding: Eine Postkartenansicht und<br />
eine Marienwallfahrt in der Fuchsienstadt<br />
Wemding liegt in der Ecke des Rieses, wo Schwaben, Franken und Bayern<br />
zusammenstoßen. Ein mittelalterliches Stadtbild, die teilweise erhaltene<br />
Stadtmauer sowie sehenswerte Kirchen prägen diese Stadt. Der berühmteste<br />
Sohn Wemdings ist der Humanist, Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs, nach<br />
dem die Fuchsie benannt wurde. Zur Wallfahrtskirche Maria Brünnlein führt<br />
eine bedeutende Marienwallfahrt.<br />
Stadtbild<br />
Eine wuchtige Pfarrkirche<br />
und ein zierliches Rathaus<br />
Wer Wemding kennt, hat eine Postkartenansicht<br />
vor Augen – den Blick<br />
über den zentralen Marktplatz auf die<br />
wuchtige Pfarrkirche St. Emmeram<br />
und auf die historische Häuserzeile<br />
mit dem vergleichsweise zierlich wirkenden<br />
Zinnengiebel des historischen<br />
Rathauses. Aus der Vogelperspektive<br />
gleicht der Grundriss von Wemding,<br />
der den Verlauf der Stadtbefestigung<br />
immer noch bestens erkennen lässt,<br />
einem aufgeschnittenen Apfel, dessen<br />
Kern – der Marktplatz – leicht<br />
nach Osten verschoben ist. Von den<br />
ehemals 33 Türmen in der 1817 abgebrochenen<br />
oder seitdem teilweise<br />
überbauten Stadtmauer rund um die<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
56<br />
Altstadt sind heute noch drei Wehrund<br />
zwei Tortürme erhalten. Den ehemaligen<br />
Reichtum der Stadt lassen<br />
barocke Giebel zahlreicher stattlicher<br />
Bürgerhäuser erkennen. Große <strong>Teil</strong>e<br />
des mittelalterlichen Stadtbilds sind<br />
noch immer erhalten.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Fuchshaus und Maria Brünnlein<br />
Zwei Sehenswürdigkeiten sind es vor<br />
allem, die Wemding weit über das<br />
bayerische Schwaben hinaus bekannt<br />
machen. Die erste ist eine „Pilgerstätte”<br />
für botanisch Interessierte<br />
und Blumenfreunde. Sie alle zieht es<br />
zum Fuchshaus, dem Geburtshaus des<br />
Wemdinger Humanisten, Arztes und<br />
Botanikers Leonhart Fuchs. Der 1501<br />
geborene Gelehrte gilt als einer der<br />
Barocke Giebel von<br />
Wemdinger Bürgerhäusern<br />
beim Amerbacher<br />
Torturm: Er<br />
ist <strong>Teil</strong> der Stadtbefestigung,<br />
die die<br />
Grafen von Oettingen<br />
im 14. Jahrhundert<br />
errichten ließen.<br />
„Väter der deutschen Botanik“. Die<br />
schmale Fassade des kleinen Geburtshauses<br />
– nur ein Nebengebäude des<br />
angrenzenden Bürgerhauses – zeigt<br />
eine Gedenktafel für Fuchs und eine<br />
üppige Fuchsienblüte drum herum.<br />
Die zweite große Wemdinger Attraktion<br />
ist die Wallfahrtsbasilika Maria<br />
Brünnlein, die nordwestlich der Stadt<br />
an der Straße nach Oettingen liegt.<br />
Seit 1692 gibt es diese Wallfahrt zum<br />
geschnitzten Gnadenbild einer Maria<br />
mit Kind, das ein Rompilger in seine<br />
Heimat mitbrachte. Zwischen 1748<br />
und 1752 wurde die frühere Kapelle<br />
durch den heutigen Bau ersetzt. Seine<br />
äußerliche Strenge lässt nur wenig<br />
von der verspielten Rokokodekoration<br />
des Inneren erahnen. Der prachtvolle<br />
Hochaltar, der Gnadenaltar mit der<br />
Madonna, Fresken von Johann Baptist<br />
Zimmermann und elegante Stuckdekorationen<br />
gehören zu den Höhepunkten<br />
des Rokokojuwels, das jährlich<br />
von vielen tausend Wallfahrern<br />
besucht wird.<br />
Doch Wemding hat noch viel mehr<br />
zu bieten. Die katholische Stadtpfarrkirche<br />
St. Emmeram errichtete man<br />
ab dem Jahr 1030. Seit 1308 und bis<br />
1669 schuf man (abgesehen von späteren<br />
Um- und Anbauten) die heutige<br />
Kirche. Die Ausstattung stammt aus<br />
der Zeit zwischen 1450 (eine Wandmalerei<br />
zeigt die drei Stände unter<br />
einer Kreuzigungsgruppe) und dem<br />
frühen 18. Jahrhundert (der Stuck).<br />
Ein hübsches Ensemble neben der<br />
Emmeramskirche bilden die Giebel des<br />
1551/52 errichteten dreigeschossigen<br />
Renaissancerathauses sowie des angrenzenden<br />
zweigeschossigen „Gasthauses<br />
zur Krone”. Daran schließt die<br />
dreigeschossige Metzg an. In diesem<br />
1482 errichteten, 1540 erweiterten<br />
traufseitigen Bau arbeitet heute die<br />
Stadtverwaltung. Das „Gasthaus zum<br />
Weißen Hahn” (Wallfahrtstraße) entstand<br />
Mitte des 16. Jahrhunderts.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Von den Alemannen zu den Bayern<br />
Die alemannische Siedlung Wemding<br />
schenkte König Karl der Große 798<br />
dem Regensburger Kloster St. Emmeram.<br />
1306 erwarben die Grafen von<br />
Oettingen den Ort, der bereits 1318<br />
das Stadtrecht erhielt. 1467 ging die<br />
Buchen & erleben<br />
Wemdinger Radltage<br />
zwischen Ries und Altmühltal<br />
In Wemding kreuzen sich sechs<br />
ausgeschilderte Radwanderwege,<br />
die von der historischen Stadt in<br />
das Umland führen. Übernachtungsbetriebe<br />
in Wemding stellen radlergerechte<br />
Zusatzleistungen und bieten<br />
Pauschalen zu „Wemdinger Radltagen<br />
zwischen Ries und Altmühltal“<br />
an. Infos beim Verkehrsamt.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
57
Stadt an Herzog Ludwig den Reichen<br />
von Bayern-Landshut und blieb von<br />
da an bayerisch.<br />
Neben stattlichen Bürgerhäusern erinnern<br />
auch etliche Gedenktafeln an<br />
Wemdinger Bürger und erzählen von<br />
der Bedeutung der Stadt in den folgenden<br />
Jahrhunderten. Im Dreißigjährigen<br />
Krieg belagerten Schweden<br />
Wemding, und drei Kanonenkugeln im<br />
Mauerwerk des Nördlinger Torturms<br />
erinnern an den Beschuss der Stadtmauer<br />
durch die Franzosen während<br />
des Spanischen Erbfolgekriegs. Eine<br />
Steintafel an der Fassade des „Gasthauses<br />
Zur Sonne” verweist auf die<br />
im letzten Jahrhundert prominentesten<br />
Besucher: Drei US-amerikanische<br />
Leonhart Fuchs – ein „Vater der<br />
Botanik“ – war Wemdinger.<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
58<br />
Das Fuchshäuschen<br />
am Marktplatz: Hier<br />
wurde der Humanist,<br />
Arzt und Botaniker<br />
Leonhart Fuchs<br />
geboren.<br />
Astronauten speisten hier 1970 bei<br />
einem Aufenthalt. Zu Wemdings Geschichte<br />
gehören aber auch schwefelhaltige<br />
Quellen, die ab dem 16. Jahrhundert<br />
zur Heilung genutzt wurden.<br />
Der berühmteste Gast in den Kureinrichtungen<br />
des kleinen Wildbads<br />
im Südwesten von Wemding war im<br />
19. Jahrhundert der Dichter Mörike.<br />
Erlebnis & Event<br />
Fuchsienstadt mit Fuchsienmarkt<br />
Wemding wird seinem Namen als<br />
Fuchsienstadt gerecht: Bei einem<br />
Rundgang können die Besucher verschiedenste<br />
Fuchsienpflanzungen und<br />
-sorten sehen. Und jährlich am ersten<br />
Wochenende im Juni wird die ganze<br />
Altstadt zum romantischen Rahmen<br />
für einen Fuchsien- und Kräutermarkt.<br />
Essen & Trinken<br />
Preisträger und Altmühltal-Lamm<br />
Direkt neben der Wallfahrtskirche<br />
Maria Brünnlein steht der „Gasthof<br />
zur Wallfahrt“, der als Landkreissieger<br />
im Wettbewerb „Bayerische Küche“<br />
ausgezeichnet wurde. Die gleiche<br />
Ehrung erhielt das „Minotel Meerfräulein”,<br />
das zwischen dem Marktplatz<br />
und dem mittelalterlichen Amerbacher<br />
Torturm bewirtet. Das Altmühltal ist<br />
von Wemding aus nicht weit entfernt:<br />
„Altmühltaler Lamm” findet sich darum<br />
regelmäßig auf den Speisekarten<br />
von Wemdinger Gaststätten.<br />
Die Wallfahrtskirche<br />
Maria Brünnlein in<br />
Wemding gilt als<br />
die nach Altoetting<br />
zweitwichtigste Wallfahrtskirche<br />
Bayerns.<br />
Übernachten<br />
Wemding, Wildbad und Waldsee<br />
Wemding ist ein staatlich anerkannter<br />
Erholungsort und zudem ein beliebtes<br />
Ziel für Naturfreunde, Radwanderer<br />
und Wallfahrer. Darum bieten Hotels<br />
und Gasthöfe zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten.<br />
Außerdem findet<br />
man ein Hotel im Wildbad Wemding<br />
und einen großen (ganzjährig geöffneten)<br />
Campingpark am Waldsee.<br />
Museen<br />
Heimatmuseum und Kunstmuseum<br />
Das „Haus des Gastes“ liegt gleich<br />
neben der Pfarrkirche St. Emmeram.<br />
Dort finden Besucher das Heimatmuseum<br />
der Stadt. Im Kunstmuseum<br />
Donau-Ries sieht man (Sonntag nachmittags<br />
oder nach Vereinbarung) drei<br />
Gemäldeausstellungen, Skulpturen<br />
und wechselnde Sonderschauen.<br />
Führungen<br />
Grausige Geschichte im Folterturm<br />
Landschaft und Natur um Wemding<br />
kann man mit naturkundlichen Führungen<br />
im Schutzgebiet Wemdinger<br />
Ried oder bei geologischen Führungen<br />
im Ries erkunden. Die Führungen in<br />
den fünfeckigen Folterturm informieren<br />
zur Anlage der Stadtmauer und zu<br />
den peinlichen Befragungen im Turm<br />
während der Hexenprozesse in der Zeit<br />
des Dreißigjährigen Kriegs: Von 1628<br />
bis 1631 brachte ein einziger Wemdinger<br />
Hexenkommissar 39 Menschen<br />
auf den Scheiterhaufen.<br />
Umland<br />
Ries, Altmühltal und Mittelfranken<br />
Wemding liegt günstig, wenn man<br />
neben den Nachbarn im Ries auch das<br />
nahe Mittelfranken (Altmühltherme<br />
Treuchtlingen, Römerfunde in Weißenburg)<br />
und das Radlerparadies im Altmühltal<br />
kennenlernen will.<br />
Ferienstraßen<br />
Am Jakobus-Pilgerweg<br />
Wemding liegt an der Ferienroute<br />
Alpen-Ostsee. Auch die Romantische<br />
Straße verläuft nur einige wenige<br />
Kilometer von dieser sehenswerten<br />
Stadt entfernt. Über Wemding leitet<br />
der Jakobus-Pilgerweg in Bayerisch-<br />
Schwaben vom nahen Oettingen in<br />
Richtung Bodensee.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Verkehrsamt/Tourist-Information<br />
Wemding<br />
Haus des Gastes<br />
86650 Wemding<br />
Telefon 0 90 92/82 22<br />
Telefon 0 90 92/96 90 35<br />
Telefax 0 90 92/96 90 50<br />
tourismus@wemding.de<br />
www.wemding.de<br />
Landkreis Donau-Ries<br />
59
Günzburg<br />
Von den Römern gegründet, von den Habsburgern zur Residenzstadt gemacht<br />
Günzburg: Alte Stadt mit großer Geschichte<br />
und ein Land der kleinen bunten Steine<br />
Die Römer haben Günzburg gegründet, 500 Jahre war die Stadt habsburgischösterreichisch.<br />
Barock und Fachwerk prägen heute den zentralen Marktplatz, der<br />
Komplex um das einstige Residenzschloss belegt die große Geschichte Günzburgs<br />
unter den Habsburgern. Doch nicht deshalb strömen Besucher hierher –<br />
sie kommen meist wegen des Freizeitparks Legoland Deutschland in die Stadt.<br />
Stadtbild<br />
Ein Hauch von Österreich<br />
im bayerischen Schwaben<br />
Im Sommer stellen die Cafés am<br />
Günzburger Marktplatz die Stühle ins<br />
Freie. Die Besucher schauen dann, je<br />
nach Blickrichtung, auf das Untere<br />
Tor im Westen, das barocke Brentanohaus<br />
im Osten oder andere Barockund<br />
Fachwerkfassaden. Bis heute ist<br />
die nahezu quadratische Anlage der<br />
einst ummauerten Stadt erkennbar,<br />
die der Marktplatz von Ost nach West<br />
durchzieht. Südlich des Unteren Tors<br />
liegt der Komplex um das ehemalige<br />
Schloss, die Schlosskirche, das frühere<br />
Piaristenkolleg (heute Museum<br />
und Archiv) und die einstige vorderösterreichische<br />
Münze. In der Letzteren<br />
– von 1764 bis 1767 von Joseph<br />
Dossenberger errichtet – findet man<br />
Landkreis Günzburg<br />
60<br />
heute das Günzburger Rathaus. Einen<br />
Gegenpol am nordöstlichen Ende der<br />
Stadt bilden das frühere Franziskanerinnenkloster<br />
und die Frauenkirche.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Günzburgs bekannte Frauenkirche<br />
Wer sich für Architektur und Kunst<br />
interessiert, sucht in Günzburg meist<br />
zuerst den Weg zur Frauenkirche. Sie<br />
gilt als Vorläuferin der Wieskirche. Der<br />
Wessobrunner Baumeister Dominikus<br />
Zimmermann errichtete die Frauenkirche<br />
nach dem Stadtbrand im Jahr<br />
1735 von 1736 bis 1741 neu. Der<br />
doppelte Hochaltar im Inneren gilt<br />
als Vorläufer des Altars in der Wieskirche.<br />
Erzherzog Ferdinand II. ließ<br />
von 1577 bis 1580 das Schloss bauen.<br />
Es ist die einzige Habsburgerresidenz<br />
im heutigen Deutschland.<br />
Ein Rokokojuwel in<br />
der nordöstlichen<br />
Ecke der Günzburger<br />
Altstadt: die Frauenkirche,<br />
die Dominikus<br />
Zimmermann als Vorläufer<br />
der berühmten<br />
Wieskirche erbaute.<br />
Der Habsburger ließ zudem die Hofkirche<br />
St. Trinitatis bauen – sie ist<br />
eine der wenigen erhaltenen süddeutschen<br />
Kirchen im Stil des Manierismus.<br />
Sehenswert sind die Reste der Stadtbefestigung,<br />
von der noch mehrere<br />
Stadttore und -türme erhalten sind.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Mit den Römern fing alles an<br />
Um 77/78 sicherten die Römer mit<br />
ihrem Kastell Guntia einen Donauübergang.<br />
Die daraus entstehende<br />
Siedlung wurde 1065 erstmalig genannt.<br />
1274 wurde Günzburg vom<br />
Bischof in Augsburg an die Markgrafschaft<br />
Burgau verpfändet, mit der es<br />
1301/07 an Österreich fiel. Die Habsburger<br />
ihrerseits verpfändeten das vor<br />
1328 zur Stadt erhobene Günzburg<br />
mehrfach weiter, ehe sie es 1559 wieder<br />
völlig in Besitz nahmen. 1609 bis<br />
Römische Festungsmauern<br />
ziehen sich<br />
durch ein Hotelfoyer:<br />
Der Blick ins „Hotel<br />
Römer“ erinnert an<br />
das Kastell „Guntia“,<br />
das der Donaustadt<br />
den Namen gab.<br />
1618 war Günzburg die Residenzstadt<br />
des Markgrafen Karl von Burgau. Karl<br />
war das Kind der Augsburger Patrizierin<br />
Philippine Welser mit dem Sohn<br />
des Kaisers, Erzherzog Ferdinand von<br />
Habsburg. Als Karl kinderlos starb,<br />
wurde die Donaustadt zum Amtssitz<br />
der habsburgischen Statthalter in<br />
Vorderösterreich. In der Münze prägte<br />
man Maria-Theresia-Taler. 1806<br />
wurde Günzburg (nur sehr widerwillig)<br />
bayerisch. Heute ist es die Kreisstadt<br />
des gleichnamigen Landkreises.<br />
Erlebnis & Event<br />
Kultursommer und Guntiafest<br />
Am letzten Juniwochenende ist das<br />
traditionelle Guntiafest, ein Stadtfest<br />
mit Kulinarischem und Musik. Im<br />
Rahmen des „Kultursommers“ von Mai<br />
bis August finden Livemusik, Theater<br />
und Lesungen statt. Adventsstimmung<br />
Landkreis Günzburg<br />
61
escheren der Nikolausmarkt und der<br />
Weihnachtsmarkt der Donaustadt.<br />
Übernachten<br />
Übernachtung mit Römermauer<br />
So etwas gibt es im bayerischen<br />
Schwaben nur in Günzburg: Durch<br />
das Foyer des „Hotel Römer“ ziehen<br />
sich die Reste einer Mauer des römischen<br />
Kastells, errichtet aus Zement.<br />
Museen<br />
Römerfunde im Heimatmuseum<br />
In Günzburg entdeckte man ein riesiges<br />
römisches Gräberfeld. Funde aus<br />
der Römerzeit findet man im Heimatmuseum<br />
der Stadt.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
50 Millionen bunte Steine<br />
Für Legoland Deutschland wurden<br />
50 Millionen bunte Steine verbaut.<br />
Das „Miniland“, Saurier, Ritter und<br />
Drachen aus Bauklötzchen, das „Land<br />
der Piraten“ und die Unterwasserwelt<br />
locken in den Freizeitpark an der<br />
Autobahn A 8.<br />
Führungen<br />
Eine Zeitreise durch „Klein-Wien“<br />
Führungen bringen Römer, Kirchen,<br />
Wasser und Wirtshäuser näher. Eine<br />
„Zeitreise für Kinder“ bietet Günzburg<br />
von April bis Oktober. Sie erfahren<br />
Landkreis Günzburg<br />
62<br />
Schloss Neuschwanstein<br />
im Kleinformat<br />
steht im Donautal:<br />
Das Traumschloss<br />
König Ludwigs II.<br />
kann man in Günzburg<br />
im „Miniland“<br />
des Legoland in Günzburg<br />
bewundern.<br />
dabei mehr zu den Habsburgern und<br />
jenen Maria-Theresia-Talern, die in<br />
„Klein-Wien“ geprägt wurden.<br />
Umland<br />
Barockwinkel und Schulmuseum<br />
Im Barockwinkel im Landkreis Günzburg<br />
lohnt unter anderem das nahe<br />
Stift Wettenhausen. Nördlich der<br />
Donau liegt das Naturschutzgebiet<br />
Donaumoos. Im nahen Ichenhausen<br />
besichtigt man die ehemalige Synagoge<br />
sowie das Bayerische Schulmuseum<br />
im Unteren Schloss.<br />
Ferienstraßen<br />
Donauradweg und Römerstraßen<br />
An der Donau verläuft der Donauradwanderweg<br />
und verbindet die Donaustädte<br />
zwischen Ulm und Donauwörth.<br />
Sowohl die touristisch wiederbelebte<br />
Römerstraße Via Julia Augusta als<br />
auch die Via Danubia beginnt beziehungsweise<br />
endet in Günzburg.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Regionalmarketing Günzburg GbR<br />
Wirtschaft und Tourismus<br />
An der Kapuzinermauer 1<br />
89312 Günzburg<br />
Telefon 0 82 21/95-1 40<br />
Telefax 0 82 21/95-1 45<br />
service@landkreis-guenzburg.de<br />
www.familien-und-kinderregion.de<br />
Das Zentrum Mittelschwabens verbindet Kultur und Wellnessangebote<br />
Krumbach: Das älteste Heilbad Schwabens<br />
und ein stadtbildprägendes Ensemble<br />
Krumbach ist das Zentrum Mittelschwabens – und gehörte über 500 Jahre zu<br />
Vorderösterreich. Das Ensemble eines Renaissanceschlosses und einer Rokokokirche<br />
prägen die Stadt, in der man ein weiteres Schloss – eines der ältesten<br />
bestehenden Bauwerke Bayerns – entdeckt. Das staatlich anerkannte Heilbad<br />
Krumbad in Krumbach ist das älteste Heilbad Schwabens.<br />
Stadtbild<br />
Die Altstadt liegt zwischen<br />
Kammel und Krumbächlein<br />
Die Altstadt von Krumbach entstand<br />
in dem unregelmäßigen Halbbogen,<br />
den der Zusammenfluss der Kammel<br />
und des Krumbächleins bildet. In der<br />
Mündungsschleife liegt der Stadtpark,<br />
am östlichen Ufer der Kammel<br />
steht die kleine Mühlkapelle, die zwar<br />
barock aussieht, aber erst 1830 entstand.<br />
Das historische Zentrum Krumbachs<br />
schließt südlich an den Stadtpark<br />
an. Dort stehen das imposante<br />
Lichtensteinschloss und die Stadtpfarrkirche<br />
St. Michael. Südlich des<br />
stadtbildprägenden Ensembles führt<br />
der Weg über die Franz-Aletsee-<br />
Straße oder über die Kirchenstraße<br />
zum Marktplatz und zum Alten Rathaus,<br />
einem Fachwerkbau von 1679.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Vom Lichtensteinschloss<br />
zum Hürbener Wasserschloss<br />
Buchstäblich überragende Bauten<br />
auf einem Hügel zwischen Kammel<br />
und Krumbächlein sind das Schloss<br />
der Herren von Lichtenstein und die<br />
St.-Michaels-Kirche. Das kubische,<br />
hohe Renaissanceschloss entstand in<br />
der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
und wurde nach 1632 und zu Beginn<br />
des 18. Jahrhunderts umgestaltet.<br />
Direkt neben dem massigen Bauwerk<br />
stehend, wirkt die 1753 fertiggestellte<br />
Michaelskirche nahezu filigran. Der<br />
viersäulige Hochaltar, die Fresken des<br />
Weißenhorner Künstlers Franz Martin<br />
Kuen und der reiche Rokokostuck der<br />
Kirche sind bemerkenswert. Aus der<br />
Zeit um 1510/20 stammt ein lebensgroßes<br />
gotisches Kruzifix.<br />
Landkreis Günzburg<br />
63<br />
Krumbach
Wenige Schritte außerhalb des Stadtkerns<br />
stößt man im ehemaligen Dorf<br />
Hürben auf das frühere Wasserschloss.<br />
Das im Kern wohl um 1400 erbaute<br />
Schloss mit vier schrägen Stützpfeilern<br />
und spitzem Satteldach ist heute<br />
eines der ältesten Gebäude Bayerns.<br />
Die Dekorationsmalerei am Südgiebel<br />
entstand im späten 18. Jahrhundert.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
500 Jahre österreichisch<br />
Der Ort wurde seit der Hallstattzeit<br />
(800 vor Christus) besiedelt. Im Jahr<br />
1156 wurde Krumbach erstmalig urkundlich<br />
erwähnt. Von 1300 bis 1805<br />
Der Blick über das Flüsschen Kammel<br />
auf den barocken Turm der Stadtpfarrkirche<br />
St. Michael.<br />
Landkreis Günzburg<br />
64<br />
Nicht weit entfernt<br />
vom Stadtkern steht<br />
das kleine Hürbener<br />
Schloss. Das frühere<br />
Wasserschloss zählt<br />
heute zu den ältesten<br />
Gebäuden Bayerns.<br />
gehörte es zur vorderösterreichischen<br />
Markgrafschaft Burgau. Der Dreißigjährige<br />
Krieg und die Plünderung<br />
Krumbachs durch die Franzosen im<br />
Jahr 1800 waren die beiden größten<br />
Katastrophen in seiner Geschichte.<br />
Eine Kanonenkugel in der Mauer des<br />
Gasthofs „Munding“ erinnert an die<br />
Beschießung der Stadt. Krumbach<br />
wurde 1805 bayerisch, 1895 erfolgte<br />
die Stadterhebung, 1902 die Eingemeindung<br />
von Hürben. Heute ist die<br />
Stadt mit rund 13 000 Einwohnern<br />
das Zentrum Mittelschwabens.<br />
Museen<br />
Kunst und Krippen<br />
Das Mittelschwäbische Heimatmuseum<br />
ist in einem ehemaligen jüdischen<br />
Bürgerhaus von 1810 untergebracht.<br />
Jährlich im Mai findet hier die Ausstellung<br />
des Kult e.V. statt, bei der<br />
sich regionale wie auch überregionale<br />
Künstler um den Kunstpreis der Stadt<br />
bewerben. Im Dezember und Januar<br />
werden hier überregional bedeutende<br />
Weihnachtskrippen ausgestellt.<br />
Erlebnis & Event<br />
Kuren, kneippen und wandern<br />
Im Osten der Stadt befindet sich das<br />
staatlich anerkannte Heilbad Krumbad,<br />
das älteste Heilbad Schwabens.<br />
Es wird auch „Schwäbisches Ischia“<br />
genannt und nutzt die Wirkung des<br />
eisenhaltigen Wassers und des außer<br />
Ein Blick in die<br />
historische Gartenanlage<br />
des Heilbads<br />
Krumbad, das zum<br />
Krumbacher Stadtteil<br />
Edenhausen gehört.<br />
in Bad Homburg deutschlandweit nur<br />
hier abgebauten Badsteins. Steinschlammbäder,<br />
Schlammpackungen<br />
und Kneipp-Therapie finden im Heilbad<br />
Anwendung. Kurzbesucher schätzen<br />
das 2008 eröffnete Panoramarestaurant<br />
mit Wintergarten und die<br />
historische Grünanlage ums Kurhaus.<br />
In Krumbach werden auf einem etwa<br />
vier Kilometer langen Rundweg mit<br />
einem Armbad, einem Barfußpfad<br />
und Wassertreten im Krumbächlein<br />
Ideen der Gesundheitslehre Pfarrer<br />
Kneipps aufgegriffen und erklärt. Zu<br />
Wanderungen und Radausflügen rund<br />
um Krumbach und in die Umgebung<br />
laden ausgeschilderte Wanderwege<br />
und Rundtouren entlang der Flusstäler<br />
der Kammel und der Mindel ein.<br />
Essen & Trinken<br />
Essen mit Ehrenpreis<br />
Mit dem Ehrenpreis der Bayerischen<br />
Staatsregierung wurde der Gasthof<br />
„Traubenbräu“ am Krumbacher Marktplatz<br />
beim Wettbewerb „Bayerische<br />
Küche“ ausgezeichnet. Dort munden<br />
regionaltypische Spezialitäten wie<br />
die „Krumbacher Buabaspitzla“.<br />
Übernachten<br />
Schlafen mit drei Sternen<br />
Drei-Sterne-Häuser sind das Hotel<br />
„Traubenbräu“ am Marktplatz (ganz<br />
nah am Alten Rathaus) und der „Post-<br />
keller“ in der Nattenhauser Straße.<br />
Ebenfalls zu empfehlen ist der „Grüne<br />
Baum“ im Stadtteil Niederraunau.<br />
Weitere Drei-Sterne-Betriebe sind der<br />
„Gasthof Diem“, der „Gasthof Falk“<br />
und „Hotel & Gasthof Munding“.<br />
Umland<br />
Kirchen, Schlösser und Legoland<br />
Nahe bei Krumbach liegen die Wallfahrtskirche<br />
Maria Vesperbild mit dem<br />
Gnadenbild des Hochaltars und der<br />
Fatimagrotte, die Prämonstatenserklöster<br />
in Ursberg und Roggenburg,<br />
das Schulmuseum und die Synagoge<br />
in Ichenhausen, die beiden Schlösser<br />
in der Fuggerstadt Weißenhorn sowie<br />
die Therme Bedernau im Süden von<br />
Krumbach. In Neuburg an der Kammel<br />
entdeckt man nicht nur ein Schloss,<br />
sondern auch die Hammerschmiede<br />
in Naichen – sie ist eine Außenstelle<br />
des Schwäbischen Volkskundemuseums<br />
in Oberschönenfeld. Und Legoland<br />
Deutschland in Günzburg ist nur rund<br />
25 Kilometer entfernt.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Krumbach (Schwaben)<br />
Nattenhauser Straße 5<br />
86381 Krumbach (Schwaben)<br />
Telefon 0 82 82/9 02-0<br />
Telefax 0 82 82/9 02-33<br />
rathaus@stadt.krumbach.de<br />
www.krumbach.de<br />
Landkreis Günzburg<br />
65
Immenstadt im <strong>Allgäu</strong><br />
Ein Bilderbuch-Ensemble vor der Bergkulisse des „Mittag“<br />
Immenstadt: Die junge alte Stadt<br />
war ein Zentrum der Textilindustrie<br />
Das historische Immenstadt findet man im Stadtkern rund um den Marienplatz.<br />
Die Mariensäule, das Stadtschloss, das Rathaus und die Pfarrkirche bilden<br />
zusammen mit den bunten Hausfassaden der Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert<br />
ein sehenswertes Ensemble.<br />
Stadtbild<br />
Vom Marienplatz zum Klosterplatz<br />
Das alte Immenstadt ist ein Bilderbuch-Ensemble.<br />
Auf dem Marienplatz<br />
steht die ganz im Rokokostil gestaltete<br />
Mariensäule zwischen dem Stadtschloss<br />
und der Pfarrkirche St. Nikolaus,<br />
zwischen dem Rathaus und dem<br />
alten Amtshaus.<br />
Ein Schmuckstück ist der nördlich<br />
angrenzende Klosterplatz. Die neubarocke<br />
Fassade der Kapuzinerkirche<br />
St. Josef, die frühere Klosterbäckerei<br />
– das Hörmannhaus, heute eine Töpferei<br />
– und der Geißenbrunnen umstehen<br />
den Platz. Wenige Schritte<br />
entfernt liegt der ehemalige Klostergarten,<br />
heute eine Grünanlage mit<br />
dem verspielten Entenbrunnen. Der<br />
1452 Meter hohe Mittagberg bildet<br />
im Süden die Kulisse der Altstadt.<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
66<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Zu Kapuzinern und Fabrikanten<br />
Das stadtbildprägende ehemalige<br />
Schloss am Marienplatz entstand ab<br />
1550 unter Hugo von Montfort. Vom<br />
17. bis in das frühe 20. Jahrhundert<br />
wurde es immer wieder umgebaut.<br />
Ähnlich häufig – vom 15. bis ins 19.<br />
Jahrhundert – wurde die Stadtpfarrkirche<br />
St. Nikolaus umgestaltet. In<br />
dieser Kirche entdeckt man eine geschnitzte<br />
gotische Muttergottes aus<br />
der Zeit um 1470 sowie die Heiligen<br />
Rochus und Sebastian (um 1520).<br />
Das Rathaus auf der Südseite des<br />
Marienplatzes wurde anno 1649 errichtet.<br />
1753 wurde es zum Rathaus<br />
umgebaut, 1866 mit einem Erkertum<br />
in neugotischem Stil umgestaltet.<br />
Damals war Immenstadt eine Stadt<br />
der Textilindustrie. Zwei Fabrikanten-<br />
Ab dem Jahr 1550<br />
entstand das stadtbildprägende<br />
Schloss<br />
am Marienplatz.<br />
villen – die Villa Edelweiß und die<br />
Villa Probst – erinnern südlich des<br />
Marienplatzes daran.<br />
An die frühere Bedeutung der Kapuzinermönche<br />
für Immenstadt erinnert<br />
die Skulptur eines Kapuziners am<br />
Klosterplatz, wo zudem ein zweiter<br />
Klosterbruder die Last des Balkons<br />
eines Hauses trägt. Am 1988 geschaffenen<br />
Brunnen der Mariensäule<br />
von 1773 stehen Bronzefiguren für<br />
die traditionellen Berufe in der Stadt:<br />
Ein Hütebub, eine Weberin und ein<br />
Zimmermann sind zu erkennen. Generell<br />
spielen in der Stadt zahlreiche<br />
Figuren und Skulpturen auf die Vergangenheit<br />
an. Über den erhaltenen<br />
Bierkellern des 1765 abgebrannten<br />
ehemaligen gräflichen Brauhauses<br />
wurde 1774 eine Reitschule errichtet.<br />
Dieses Gebäude wurde 1990 von der<br />
Stadt erworben und bis 2008 zum<br />
„Literaturhaus <strong>Allgäu</strong>“ umgebaut. Dabei<br />
wurde ein <strong>Teil</strong>stück der westlichen<br />
Stadtmauer freigelegt und saniert.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Alte Stadt mit junger Altstadt<br />
„Imendorf“ ist die älteste überlieferte<br />
Schreibweise. Die erste urkundliche<br />
Nennung erfolgte 1275. 1360<br />
erhielt Immenstadt sein Stadtrecht,<br />
es ist die älteste Stadt im Landkreis<br />
Oberallgäu. 1332 hatte Graf Heinrich<br />
von Montfort die Herrschaft Immenstadt<br />
erworben, ab 1567 herrschten<br />
die Grafen Königsegg-Rothenfels in<br />
der Stadt, die 1804 zu Österreich und<br />
1805 zu Bayern kam.<br />
Das Leinweberhandwerk blühte nach<br />
1536 auf, der Ausbau der Handelsund<br />
Salzstraße zum Bodensee machte<br />
die Stadt zum Handelszentrum im<br />
südlichen Oberallgäu. Im Dreißigjährigen<br />
Krieg, in dem über zwei Drittel<br />
der Bevölkerung starben, endete der<br />
wirtschaftliche Aufschwung. Mehrere<br />
Katastrophen prägten auch in den<br />
folgenden Jahrhunderten Geschichte<br />
und Stadtbild. Die überwiegend aus<br />
Holz gebauten Bürgerhäuser fielen<br />
regelmäßig Bränden zum Opfer, sodass<br />
Immenstadt nach 1805 und 1844<br />
sein heutiges Gesicht erhielt.<br />
Museen<br />
<strong>Allgäu</strong>er Bergbauern erleben<br />
In Immenstadt-Diepolz – früher das<br />
höchstgelegene Pfarrdorf Deutschlands<br />
– wurde 2002 das „<strong>Allgäu</strong>er<br />
Bergbauernmuseum“ eröffnet. Es belegt<br />
das harte Leben der Bergbauern<br />
und ihren Existenzkampf in einer<br />
Region, in der bis zu sechs Monate<br />
lang Schnee liegt. Ein Bauernhof mit<br />
Haustieren, der historische Sattlerhof<br />
und eine Bergkäserei liegen auf dem<br />
Museumsareal. Den Nachwuchs führt<br />
„Kuhnigunde“ zum Kinderheustock,<br />
ins Kinderkino oder zu einem ungewöhnlichen<br />
Spielplatz. Das „Museum<br />
Hofmühle“ wurde mit dem schwäbi-<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
67
schen Museumspreis ausgezeichnet –<br />
äußerst sehenswert ist die Abteilung<br />
„Immenstadt im Industriezeitalter“.<br />
Erlebnis & Event<br />
Viehscheid und Langlaufparadies<br />
Typisch für das <strong>Allgäu</strong> ist der Immenstädter<br />
Viehscheid, der jeweils am<br />
dritten Samstag im September stattfindet.<br />
Ein sommerlicher Höhepunkt<br />
ist das Bühler Seenachtsfest am Großen<br />
Alpsee. Außerdem ist Immenstadt<br />
ein Eldorado für Wanderer und<br />
Sportler. Im Sommer sind Segeln,<br />
Surfen und Baden möglich – das<br />
Freibad Kleiner Alpsee ist von Ende<br />
Mai bis Anfang September geöffnet.<br />
Der (zugefrorene) Große Alpsee ist<br />
der größte Natureisplatz des Oberallgäus.<br />
Die Mittag-Schwebebahn (eine<br />
Rodelbahn führt nach Immenstadt)<br />
oder das Langlaufparadies Knottenried-Diepolz<br />
locken die Wintersportler.<br />
Essen & Trinken<br />
Kaffeehaus beim Kloster<br />
Weinstube und Kaffeehaus neben der<br />
Kapuzinerkirche wurden schon 1694<br />
erwähnt. 1903 übernahm Max Kohlhund<br />
das „Café Kohlhund“, das heute<br />
das älteste Immenstädter Café im<br />
Familienbesitz ist. Die dortige Prinzregententorte<br />
gilt als Geheimtipp.<br />
Das nahe Gasthaus „Deutsches Haus“<br />
gibt es schon seit 1874 – seine Spezialität<br />
sind frische Bodenseefische.<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
68<br />
Übernachten<br />
In zentraler Altstadtlage<br />
Das „Hotel Lamm“ (bekannt seit 1687)<br />
ist eine traditionsreiche Übernachtungsmöglichkeit<br />
im Zentrum von<br />
Immenstadt. Direkt am Marienplatz<br />
steht der „Gasthof Drei König“.<br />
Umland<br />
Seen und Berge um die Stadt<br />
Der Große und der Kleine Alpsee liegen<br />
vor den Toren Immenstadts. Im<br />
Nordwesten der Stadt entdeckt man<br />
die beiden Burgruinen Rothenfels<br />
und Hugofels.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Alpenstraße<br />
Beschwingtes Barock:<br />
die Kapuzinerkirche<br />
St. Josef am Klosterplatz.<br />
Immenstadt liegt an der Deutschen<br />
Alpenstraße. Sie führt vom Bodensee<br />
bis Berchtesgaden und ist die älteste<br />
Ferienstraße Deutschlands. Auf der<br />
gleichen Route verläuft der Bodensee-Königssee-Radweg.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Gästeinformation Immenstadt<br />
Marienplatz 12<br />
87509 Immenstadt i. <strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0 83 23/91 41 76<br />
Telefax 0 83 23/91 41 95<br />
info@immenstadt.de<br />
www.immenstadt.de<br />
Die Stadt an der Iller wurde von Römern, Bürgern und Äbten geprägt<br />
Kempten: Reichsstadt zwischen römischer<br />
Provinzhauptstadt und Residenzstadt<br />
So lang ist die Geschichte Kemptens, dass die Stadt heute nicht nur ein Gesicht,<br />
sondern gleich drei Stadtbilder präsentieren kann. Die Bürgerstadt um den<br />
Rathausplatz wird von Gotik geprägt, Barock dominiert die mächtige Residenz<br />
der Fürstäbte. Über der Stadt, auf der anderen Seite der Iller, erlebt man das<br />
Cambodunum der Römer, das die erste Provinzhauptstadt Rätiens war.<br />
Stadtbild<br />
Vom Burgturm zum Barockjuwel<br />
Stadtführungen durch Kempten beginnen<br />
bei der Tourist-Information am<br />
Rathausplatz. Um den zentralen Platz<br />
stehen die schönsten Patrizierhäuser<br />
der Stadt, darauf das ab 1474 errichtete<br />
Rathaus. Über eine Freitreppe<br />
beim „Schlössle“ erreicht man über<br />
die Fußgängerzone (Fischerstraße und<br />
Klostersteige) die Stiftsstadt sowie<br />
den Residenzplatz. Die Fürstäbtliche<br />
Residenz, deren Wirkung durch die<br />
angrenzende St.-Lorenz-Basilika noch<br />
gesteigert wird, ist der Gegenpol zur<br />
kleinteiligen Bürgerstadt. Westlich<br />
davon liegt der Große Kornhausplatz<br />
mit dem 1700 erbauten Kornhaus.<br />
Wer sich vom Rathausplatz aus nach<br />
Westen und damit zur Iller hin be-<br />
wegt, stößt auf den stillen, von alten<br />
Bürgerhäusern umstandenen St.-Mang-<br />
Platz mit der namensgebenden Kirche.<br />
Die nur ein paar Schritte entfernte<br />
St.-Mang-Brücke führt über die Iller.<br />
Nur ein paar Schritte sind es auch<br />
bis zur südlich gelegenen Burghalde:<br />
Der einstige Standort eines römischen<br />
Kastells wird heute durch einen gotischen<br />
Turm markiert, bei dem seit<br />
1950 die Freilichtbühne spielt. Der<br />
Weg zur Burghalde führt an Resten<br />
der Stadtbefestigung vorbei.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Eine Stadt mit zwei Zentren<br />
Die ganze Kemptener Altstadt ist<br />
sehenswert – angefangen beim gotischen<br />
Rathaus, einem schmalen, eleganten<br />
Bau mit Treppengiebel und<br />
Zwiebelhaube, über prunkvolle neu-<br />
Stadt Kempten<br />
69<br />
Kempten
arocke Fassaden bis hin zu romantischen<br />
Winkeln wie dem Ankergässele<br />
bei der Bäckerstraße. Der Rathausplatz<br />
ist wie kein anderer Platz in<br />
Kempten von sehenswerten Fassaden<br />
gesäumt. Das ursprünglich als Kornhaus<br />
errichtete Rathaus wurde 1474<br />
neu erbaut. Zwischen 1562 und 1567<br />
erhielt der gotische Bau ein östliches<br />
und westliches Glockentürmchen, 1568<br />
den Treppenvorbau an der Westseite.<br />
Der benachbarte St.-Mang-Platz wird<br />
vom 66 Meter hohen Turm der evangelischen<br />
Pfarrkirche St. Mang überragt.<br />
Nach 1426 wurde die heutige<br />
Kirche St. Mang errichtet. Im Chor<br />
sind Malereien aus der Zeit um 1427<br />
erhalten. Das Äußere der seit 1525<br />
evangelischen Kirche wurde 1857 im<br />
Stil der Neugotik umgestaltet. Das<br />
beeindruckende Alter der Vorgängerbauten<br />
dieser Kirche belegen Relieffragmente<br />
aus dem 8. Jahrhundert.<br />
Stadt Kempten<br />
70<br />
Nur wenige Schritte<br />
westlich vom Illerufer<br />
liegt der stille<br />
St.-Mang-Platz mit<br />
der namensgebenden<br />
evangelischen Pfarrkirche<br />
St. Mang.<br />
Weit prunkvoller als die evangelische<br />
Pfarrkirche ist die katholische Basilika<br />
St. Lorenz ausgestattet. St. Lorenz,<br />
gleichermaßen Kloster- und Pfarrkirche,<br />
wurde ab 1652 als erster großer<br />
süddeutscher Kirchenbau nach dem<br />
Dreißigjährigen Krieg errichtet und<br />
1784 geweiht. Die Doppelturmfassade<br />
und das mächtige Langhaus mit Rundkapellen<br />
und einer hohen achteckigen<br />
Kuppel prägen das markante Äußere<br />
der Basilika. Die direkt anschließende<br />
Residenz der Fürstäbte wurde – zeitgleich<br />
mit der Kirche – an der Stelle<br />
niedergebrannter Vorgängerbauten<br />
errichtet. Die viergeschossige Residenz<br />
mit über 200 Räumen um zwei<br />
annähernd quadratische Innenhöfe<br />
ist die erste süddeutsche Klosteranlage<br />
des Barock.<br />
Die Prunkräume der schlossartigen,<br />
langgestreckten Vierflügelanlage (ein<br />
Quertrakt schafft zwei fast gleich<br />
Die Prunkräume<br />
in der Residenz der<br />
Kemptener Fürstäbte<br />
können im Rahmen<br />
von Führungen besichtigt<br />
werden.<br />
Vor der Westfront<br />
der barocken Residenz<br />
der Kemptener<br />
Fürstäbte steht die<br />
mächtige Basilika<br />
St. Lorenz.<br />
große quadratische Innenhöfe) können<br />
besichtigt werden. Der Fürstensaal<br />
mit 22 Porträts der Kemptener<br />
Fürstäbte ist ebenso zu sehen wie der<br />
Thronsaal. Letzteren bezeichnete ein<br />
Kunstführer als einen „der qualitätsvollsten<br />
Räume des bayerisch-schwäbischen<br />
Rokoko“. Der Blick über den<br />
nördlich gelegenen Hofgarten lässt<br />
erahnen, wie stark die Klosteranlage<br />
einst das Kemptener Stadtbild dominiert<br />
hat. Den nördlichen Abschluss<br />
des Hofgartens bilden die 1780 erbaute<br />
Orangerie und der westlich gelegene<br />
benachbarte Marstall (heute<br />
der Sitz des Alpinmuseums). Südlich<br />
der Residenz findet man eines der<br />
prächtigsten Bürgerhäuser der Stadt,<br />
das sogenannte Zumsteinhaus.<br />
Eine für das ganze <strong>Allgäu</strong> und das<br />
bayerische Schwaben einzigartige<br />
Sehenswürdigkeit ist der Archäologische<br />
Park Cambodunum auf dem<br />
anderen Illerufer – mit einer weiten<br />
Aussicht über die ganze Stadt. Der<br />
Gallorömische Tempelbezirk zeigt<br />
original Grundmauern, rekonstruierte<br />
Tempelbauten und Altäre. In einer<br />
Schutzhalle präsentiert das römische<br />
Kempten die Überreste der Kleinen<br />
Thermen, vormals die Badeanlage<br />
des römischen Statthalters. Diese<br />
beiden Abschnitte des Archäologischen<br />
Parks sind zu den täglichen<br />
Öffnungszeiten (außer Montag, nicht<br />
von Mitte Dezember bis Mitte März)<br />
zu besichtigen. Ein dritter Abschnitt<br />
ist ganzjährig öffentlich zugänglich<br />
und zeigt in einem Park <strong>Teil</strong>e der<br />
Grundmauern des Forums. Die Nachbildung<br />
einer Statue des Kaisers<br />
Augustus begrüßt die Besucher.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Stadt und Stift – zwei Streithähne<br />
Die größte Stadt des <strong>Allgäu</strong>s besitzt<br />
das älteste schriftliche Zeugnis einer<br />
deutschen Stadt: Der griechische Geschichtsschreiber<br />
Strabon nennt in<br />
Berichten (um 18/23 nach Christus)<br />
eine Keltenstadt „Kambódounun“. Die<br />
Römer, die an der Iller ihre Siedlung<br />
anlegten, machten „Cambodunum“<br />
vermutlich zur ersten Provinzhauptstadt<br />
Rätiens. Das heutige Kempten<br />
zählt also mit Trier und Augsburg zu<br />
den ältesten Städten Deutschlands.<br />
Mitte des 3. Jahrhunderts beendeten<br />
Alemannen die Zeit der Römer. Im 8.<br />
Jahrhundert errichteten zwei Mönche<br />
aus St. Gallen die Missionszelle, aus<br />
der das Benediktinerkloster Kempten<br />
entstand, dem eine Marktsiedlung im<br />
Flusstal unterhalb des Klosters folgte.<br />
1213 wurde der Abt des Stifts<br />
mit der Grafschaft Kempten belehnt,<br />
doch 1289 erhob König Rudolf I.<br />
von Habsburg die Altstadt zur Freien<br />
Reichsstadt. Das war der erste Schritt<br />
auf einem langen, nicht immer friedlichen<br />
Weg der Ablösung vom alten<br />
Stadtherrn. Doch erst 1525 wurde die<br />
Reichsstadt durch den „Großen Kauf“,<br />
Stadt Kempten<br />
71
der Abgeltung letzter fürstäbtlicher<br />
Rechte, wirklich selbstständig. 1527<br />
schloss sich die Reichsstadt der Reformation<br />
an, was die Konflikte mit<br />
dem Fürststift verstärkte. Im Dreißigjährigen<br />
Krieg zerstörten sich Fürststift<br />
und Reichsstadt mit der Hilfe<br />
kaiserlicher und schwedischer Truppen<br />
gegenseitig.<br />
Aus dem wiederaufgebauten katholischen<br />
Stift wurde eine Stiftsstadt<br />
mit eigenem Stadtrecht: Jetzt gab es<br />
zwei direkt aneinander angrenzende<br />
Städte mit dem Namen Kempten. Das<br />
Fürststift Kempten war bis 1803 das<br />
nach dem Hochstift Augsburg zweitgrößte<br />
geistliche Territorium im heutigen<br />
bayerischen Schwaben. Dann<br />
jedoch fielen beide Kempten an das<br />
Königreich Bayern, das sie im Jahr<br />
1818 in einer Stadt vereinte. Heute<br />
leben 65 000 Einwohner in der kreisfreien<br />
Stadt Kempten, der zweitgrößten<br />
Stadt im bayerischen Schwaben.<br />
Buchen & erleben<br />
Kempten kennenlernen<br />
Kempten bietet diverse Pauschalen.<br />
Man kann die Stadt an der Iller über<br />
ein Genießer-Wochenende kennen-<br />
lernen oder mit der sechstägigen<br />
Pauschale „<strong>Allgäu</strong> pur“. Ein Cambodunum-Wochenende<br />
bringt Gästen<br />
das römische Kempten näher. Auskünfte<br />
bei der Tourist-Information.<br />
Stadt Kempten<br />
72<br />
Museen<br />
Römersiedlung und barocke<br />
Prunkräume der Residenz<br />
Höhepunkte unter den Museen in der<br />
Stadt sind der Archäologische Park<br />
Cambodunum und die Prunkräume der<br />
Fürstäbtlichen Residenz. Weil Kempten<br />
die „Hauptstadt“ des <strong>Allgäu</strong>s ist,<br />
haben das <strong>Allgäu</strong>-Museum im Kornhaus<br />
(Kultur, Kunst und Geschichte<br />
der Stadt und des <strong>Allgäu</strong>s), das Alpinmuseum<br />
(Mensch und Gebirge) und<br />
die Alpenländische Galerie (sakrale<br />
Kunst des Alpenraums) im Marstall<br />
einen passenden Standort gefunden.<br />
Die Kunsthalle Kempten zeigt wechselnde<br />
Austellungen. Das <strong>Allgäu</strong>er<br />
Burgenmuseum auf der Burghalde erklärt<br />
die Geschichte früherer Burgen.<br />
Erlebnis & Event<br />
Zwischen Jazz-Frühling<br />
und Weihnachtsmarkt<br />
Der Blick über den<br />
Hofgarten auf die<br />
Residenz sowie auf<br />
die Kuppel und die<br />
Türme von St. Lorenz.<br />
Die <strong>Allgäu</strong>er Festwoche findet jeweils<br />
im August statt. Sie ist mit 400 Ausstellern<br />
die größte Wirtschaftsmesse<br />
der Region (die schon mal mehr als<br />
180 000 Besucher anzieht) und das<br />
größte Sommerfest im <strong>Allgäu</strong>. Der<br />
Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus ist<br />
im <strong>Allgäu</strong> die „Nummer eins“. Erstes<br />
der Großereignisse im Jahreslauf ist<br />
der „Kempten 1/2 Marathon“ im Frühjahr.<br />
Im April und im Mai bringt der<br />
Jazz-Frühling international bekannte<br />
Bands und Solisten in die Stadt. Der<br />
APC-Sommer ist eine Reihe mit Musikund<br />
Theaterterminen im Archäologischen<br />
Park Cambodunum. Die Multifunktionshalle<br />
„Big Box <strong>Allgäu</strong>“ bietet<br />
ganzjährig Veranstaltungen.<br />
Essen & Trinken<br />
Aussicht auf Rathaus oder Berge<br />
Ein Treffpunkt unter freiem Himmel<br />
sind die Straßencafés beim Rathaus.<br />
Bei der St.-Lorenz-Basilika lockt die<br />
traditionsreiche Gaststätte „Zum Stift“<br />
mit heimischer Küche und regionalen<br />
Spezialitäten. Regionale und internationale<br />
Küche plus Aussicht bietet<br />
das „Restaurant Skyline“.<br />
Übernachten<br />
Zentral oder mit Ausblick<br />
Besonders zentral liegt das „Stadthotel<br />
Fürstenhof“ neben dem Rathaus.<br />
Eine atemberaubende Aussicht über<br />
Kempten auf die Berge des <strong>Allgäu</strong>s<br />
bietet das „ParkHotel Kempten“.<br />
Für den detaillierten Überblick über<br />
Kemptens Angebote vom 4-Sterne-<br />
Hotel bis zur Ferienwohnung sorgt<br />
die Broschüre „Gästezimmer-Katalog<br />
für Kempten und Umgebung“.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Badespaß und Kinderpfad<br />
Schwimmlagune, Strömungskanal<br />
und Sprudelgrotte erwarten die Besucher<br />
im Freizeitbad „CamboMare“.<br />
Während die Kinder auf der 93 Meter<br />
langen Black-Hole-Rutsche und in<br />
der 122 Meter langen Doppel-Reifen-<br />
Rutsche, im Planschbecken oder im<br />
Schiffchenkanal Spaß haben, können<br />
Eltern in der Saunalandschaft relaxen.<br />
Im <strong>Allgäu</strong>-Museum wurde auf sechs<br />
Etagen ein „Kinderpfad“ eingerichtet,<br />
auf dem der Nachwuchs aktiv sein<br />
kann – bayernweit einmalig. Kempten<br />
bietet zudem Kinder-Stadtführungen<br />
und Kinder-Stadtpläne an.<br />
Nachbildung einer Statue des Kaisers<br />
Augustus im Archäologischen Park<br />
Cambodunum.<br />
Führungen & Fahrten<br />
Brot-Zeit auf römisch<br />
So etwas gibt es nur in Kempten:<br />
„Brot-Zeit“ ist eine Gruppenführung,<br />
die vom Getreide bis zum Backofen<br />
leitet. Mit Mahlversuchen auf dem<br />
Nachbau einer römischen Handmühle,<br />
einer Führung durch den Römerpark<br />
und einer römischen Brotzeit mit<br />
frischem Brot aus dem Lehmbackofen,<br />
römischem Büfett und (fallweise)<br />
römischem Würzwein. Ganzjährig<br />
werden Stadt-, Themen- und Radführungen<br />
angeboten. Stadtführungen<br />
ab der Tourist-Information beginnen<br />
(jeweils ganzjährig) samstags um 11<br />
Uhr und montags um 14 Uhr; Mai bis<br />
Oktober zudem donnerstags, 14 Uhr.<br />
Lesetipps<br />
Lust auf Kempten<br />
Die sehr übersichtliche Broschüre<br />
„Lust auf Kempten – ein Spaziergang<br />
durch Geschichte und Kultur“<br />
zeigt Kemptens schönste Seiten auf<br />
einen Blick – ein handlicher Führer<br />
für einen ersten Rundgang durch die<br />
Stadt. Über das römische Kempten,<br />
zur Bedeutung und Wiederentdeckung<br />
informiert das reich bebilderte Buch<br />
„Cambodunum – Kempten“.<br />
Stadt Kempten<br />
73
Frühlingstraße<br />
Fürstenstraße<br />
Poststraße<br />
Großer Kornhausplatz<br />
Eberhardstraße<br />
Salzstraße<br />
Bodmannstraße<br />
Lindauer Straße<br />
Memminger Straß<br />
Landwehrstraße<br />
Stiftsplatz<br />
Hildegardplatz<br />
Residenzplatz<br />
Königstraße<br />
Beethovenstraße<br />
Stadt Kempten<br />
74<br />
Königsplatz<br />
Herrenstraße<br />
Friedendsplatz<br />
Hofgartenstraße<br />
Königstraße<br />
Linggstraße<br />
Rottachstraße<br />
Pfeilergraben<br />
Klostersteige<br />
Zwingerstraße<br />
Hirnbeinstraße<br />
Fischerstraße<br />
Bahnhofstraße<br />
Gerberstraße<br />
Kronenstraße<br />
An der Sutt<br />
Weidacher Weg<br />
Vogtstraße<br />
Freudenberg<br />
Freudental<br />
Illerdamm<br />
Illerstraße<br />
Iller<br />
Rathausplatz<br />
Illerstraße<br />
St.-Mang-Platz<br />
An der Stadtmauer<br />
Jahnweg<br />
Bäckerstraße<br />
Kaufbeurer Straße<br />
Burgstraße St.-Mang-Brücke<br />
Weberg. Pulvergasse<br />
Burghaldegasse<br />
� Rathaus � Rathausplatz � St.-Mang-Kirche � König’sche Häuser<br />
� Residenz � St.-Lorenz-Basilika � Orangerie � Kornhaus � Zumsteinhaus<br />
� Burghalde mit <strong>Allgäu</strong>er Burgenmuseum � Archäologischer Park Cambodunum<br />
Umland<br />
Wasseradern und Freilichtbühne<br />
Natürlich liegt das ganze <strong>Allgäu</strong> vom<br />
Schloss Neuschwanstein bis zum<br />
Bodensee vor der Kemptener Haustür.<br />
Der über 900 Meter hohe Maria-<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist Information Kempten<br />
Rathausplatz 24<br />
87435 Kempten (<strong>Allgäu</strong>)<br />
Telefon 08 31/25 25-2 37<br />
und 08 31/1 94 33<br />
Telefax 08 31/25 25-4 27<br />
touristinfo@kempten.de<br />
www.kempten.de<br />
berg ist ein Aussichtspunkt mit Blick<br />
über Kempten und in die Alpen. Die<br />
<strong>Allgäu</strong>er Freilichtbühne in Altusried<br />
ist Schauplatz von Theater und Konzerten.<br />
Der Markt Buchenberg bietet<br />
einen „Wasserschmeckerweg“, bei<br />
dem Besucher mit der Wünschelrute<br />
selbst Wasseradern und Erdverwerfungen<br />
aufspüren können. Ebenfalls<br />
sehenswert: die romantische Burgruine<br />
Sulzberg, die größte Ruinenanlage<br />
im Oberallgäu.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Barockstraße<br />
Kempten liegt an der Ostroute der<br />
Oberschwäbischen Barockstraße. Sie<br />
führt von Ulm bis zum Bodensee.<br />
Der Mittelpunkt der <strong>Ferienregion</strong> ist eine „Internationale Alpenstadt“<br />
Sonthofen: Vom Bergdorf zum Luftkurort<br />
und zur südlichsten Stadt Deutschlands<br />
Sonthofen ist die südlichste Stadt Deutschlands. Im Jahr 2005 wurde sie zur<br />
„Internationalen Alpenstadt“ gewählt. Kulturell, sportlich und touristisch ist<br />
hier das Zentrum der <strong>Ferienregion</strong> Oberallgäu. Der Mittelpunkt der Stadt liegt<br />
um die Fußgängerzone. An das frühere Bergdorf erinnern die Stadtpfarrkirche<br />
St. Michael, das denkmalgeschützte Heimathaus und ein Marktbrunnen.<br />
Stadtbild<br />
Ein Marktbrunnen erinnert<br />
an riesige Viehmärkte<br />
Um den Marktbrunnen in der Fußgängerzone<br />
liegt der historische Ortskern<br />
Sonthofens. Ein kleiner Brunnen<br />
erinnert hier an die Markttradition,<br />
die mit den großen internationalen<br />
Viehmärkten im 19. Jahrhundert ihren<br />
Höhepunkt erreichte. Trotz vieler<br />
Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomiebetriebe<br />
um diesen Brunnen ist<br />
Sonthofen – eine noch junge Stadt –<br />
auch im Kern ländlich geblieben. Wie<br />
wenig jedoch heutige alpenländische<br />
Hausfassaden an der Fußgängerzone<br />
mit dem alten Sonthofen vergleichbar<br />
sind, belegt das Heimathaus bei der<br />
St.-Michaels-Kirche. Das Bauernhaus<br />
aus dem 18. Jahrhundert lässt noch<br />
den ortstypischen Baustil erkennen.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
NS-Ordensburg und Öko-Kurpark<br />
In den letzten Monaten des Zweiten<br />
Weltkriegs wurde Sonthofen durch<br />
Luftangriffe stark zerstört. Grund für<br />
diese Angriffe war die NS-Ordensburg<br />
am Ostrand des Stadtzentrums:<br />
1935 wurde die monumentale mehrgeschossige<br />
Anlage als „Schulungsburg“<br />
der NSDAP erbaut, später die Adolf-<br />
Hitler-Schule für die Ausbildung von<br />
Eliteeinheiten eingerichtet. Vom<br />
Frühjahr bis zum Herbst werden hier<br />
Führungen angeboten.<br />
Auf dem benachbarten Kalvarienberg<br />
befindet sich der vielfach prämierte<br />
Ökologische Kurpark. Ein Wiesengrundstück<br />
wurde zum Feuchtbiotop<br />
mit seltenen heimischen Pflanzen.<br />
Im Zentrum der Stadt steht die katho-<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
75<br />
Sonthofen
lische Pfarrkirche St. Michael, die<br />
1449 nach einem Brand neu erbaut<br />
und in der Folge immer wieder umgestaltet<br />
wurde. Im Kern aus dem 15.<br />
Jahrhundert stammen auch die Frauenkapelle<br />
südlich der Stadtpfarrkirche<br />
und die Spitalkirche Heilig Kreuz.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Erst seit 1963 eine Stadt<br />
Sonthofen ist die südlichste Stadt<br />
Deutschlands – vom früheren Wort<br />
„sunt“ für Süden leitet sich auch der<br />
Name ab. Im 7. Jahrhundert besiedelten<br />
die Alemannen das Gebiet,<br />
die erste urkundliche Nennung geht<br />
auf das 9. Jahrhundert zurück. Kaiser<br />
Sigismund gewährte Sonthofen anno<br />
1429 Jahr- und Wochenmärkte und die<br />
eigene Gerichtsbarkeit. Eine wichtige<br />
Rolle spielte Sonthofen 1525: Der<br />
„Sonthofer Tag“, zu dem sich aufständische<br />
<strong>Allgäu</strong>er Bauern versammelten,<br />
gilt als Auftakt der Bauernkriege. 1803<br />
wurde Sonthofen – seit 1466 war es<br />
im Besitz des Hochstifts Augsburg<br />
gewesen – bayerisch.<br />
Bis 1863 wurde in und um Sonthofen<br />
über 300 Jahre lang Erz abgebaut und<br />
Eisen produziert. Zwei weitere Wirtschaftszweige<br />
waren der Flachsanbau<br />
und die Leinenweberei, was die drei<br />
blau blühenden Flachspflanzen im<br />
Stadtwappen zeigen. Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts wurde die Grünlandwirtschaft<br />
zum vorherrschenden Erwerbs-<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
76<br />
Sehenswürdigkeit<br />
gleich neben der<br />
Kirche St. Michael:<br />
das Heimathaus –<br />
ein Sonthofener<br />
Bauernhaus des<br />
18. Jahrhunderts.<br />
zweig. Im Ersten Weltkrieg und ab<br />
1935 war Sonthofen Garnisonsstandort.<br />
Seit 1963 ist Sonthofen Stadt.<br />
2005 wurde es zur „Internationalen<br />
Alpenstadt“ gewählt.<br />
Museen<br />
Heimathaus, Modelle, Gebirgsjäger<br />
Das Heimathaus gleich neben der<br />
Stadtpfarrkirche St. Michael – ein<br />
Bauernhaus des 18. Jahrhunderts –<br />
zeigt Exponate traditioneller Wohnkultur<br />
und der Stadtgeschichte. Dort<br />
ist auch die größte Weihnachtskrippe<br />
des <strong>Allgäu</strong>s zu sehen.<br />
Ein Verkehrsmuseum im Kleinen ist<br />
die Modellausstellung „mini-mobil“<br />
(Oberstdorfer Straße). Tausende von<br />
Modellen geben einen Überblick über<br />
die Entwicklung von Straßenverkehr,<br />
See-, Luft- und Raumfahrt. Das einzige<br />
Gebirgsjägermuseum Deutschlands<br />
dokumentiert die Geschichte dieser<br />
Gebirgstruppe.<br />
Erlebnis & Event<br />
Wasserspaß im „Wonnemar“<br />
Über 300 000 „Wasserratten“ zieht<br />
jährlich das Sonthofer „Familien- und<br />
Freizeitbad Wonnemar“ an. Dieses Bad<br />
lockt auf 36 000 Quadratmetern Gesamtfläche<br />
mit seinen sechs Säulen<br />
Sport und Erlebnis, Gesundheit und<br />
Wellness, der Gastronomie und dem<br />
großen Freibereich. Rasant geht es im<br />
Die Fußgängerzone<br />
Sonthofens liegt im<br />
historischen Kern<br />
der Stadt, die 2005<br />
zur „Internationalen<br />
Alpenstadt“ gekürt<br />
wurde.<br />
Wellenbecken, im Strömungskanal<br />
und auf diversen Rutschen zu. Für<br />
den Nachwuchs gibt es ein spezielles<br />
Kinderbad mit Wasserspieleinrichtungen<br />
sowie eine Babymulde.<br />
Alle drei Jahre wird am Sonntag nach<br />
dem Fasching das „Eggaspiel“ aufgeführt.<br />
Die Pantomime geht auf einen<br />
heidnischen Brauch zurück. Junge<br />
Sonthofener stellen mit hölzernen<br />
Masken Menschen und Tiere eines<br />
Bauernhofs dar – die Naturkräfte und<br />
eine Hexe spielen dabei eine Rolle.<br />
Am zweiten Dezembersonntag findet<br />
der traditionelle Nikolausballonstart<br />
statt. Begleitet von etlichen (nur an<br />
diesem Tag zahmen) „Rumpelklausen“<br />
entschwindet der heilige Mann nach<br />
der Geschenkverteilung an die Kinder<br />
per Heißluftballon in den Himmel.<br />
Übernachten<br />
Größtes <strong>Urlaub</strong>shotel im Süden<br />
Das „<strong>Allgäu</strong>SternHotel“ im Stadtteil<br />
Staig ist das größte <strong>Urlaub</strong>shotel in<br />
Süddeutschland. Gäste lassen sich<br />
von der dortigen Bade- und Wellnesslandschaft<br />
begeistern. Begeisternd<br />
ist zudem der Blick auf den nahen<br />
Grünten, den „Wächter des <strong>Allgäu</strong>s“.<br />
Umland<br />
Malerwinkel und Gratis-Fahrräder<br />
Im Sonthofener Stadtteil Winkel liegt<br />
die sehenswerte Starzlachklamm. Im<br />
„Malerwinkel“ im Nachbardörfchen<br />
Hinang findet man nicht nur einen<br />
Wasserfall, sondern auch einen ganz<br />
besonders schönen Ausblick auf die<br />
Berge des <strong>Allgäu</strong>s. Im benachbarten<br />
Altstädten lockt „<strong>Allgäu</strong>er Keramik“<br />
auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.<br />
Schaukäsereien findet man in<br />
Gunzesried und Hüttenberg. Der Alpsee<br />
bei Immenstadt ist elf Kilometer<br />
entfernt. Nach Oberstdorf sind es<br />
gerade mal 14 Kilometer, nach Bad<br />
Hindelang zehn, ins Kleinwalsertal<br />
20 und ins Tannheimer Tal in Tirol<br />
nur 25 Kilometer.<br />
Wer mit dem Fahrrad die Gegend um<br />
Sonthofen entdecken will, wird hier<br />
verwöhnt. Beim Gästeamt können Besucher<br />
Fahrräder gratis ausleihen.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Alpenstraße<br />
Sonthofen liegt an der Deutschen<br />
Alpenstraße, die zwischen Bodensee<br />
und Berchtesgaden verläuft.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Gästeamt Sonthofen<br />
Rathausplatz 1<br />
87527 Sonthofen<br />
Telefon 0 83 21/61 52 91<br />
Telefax 0 83 21/61 52 93<br />
gaesteinfo@sonthofen.de<br />
www.sonthofen.de<br />
Landkreis Oberallgäu<br />
77
Füssen<br />
Eine idyllische alte Stadt zwischen der Lechschlucht und dem Forggensee<br />
Füssen: Fürstbischöfe und ein Kaiser<br />
schätzten die Stadt an der Römerstraße<br />
Füssens Altstadt wird vom Ensemble des Klosters St. Mang und des Hohen<br />
Schlosses geprägt. Auf dem Burgberg über dem Lech hatten schon die Römer<br />
ein Militärlager erbaut – sie nutzten die strategisch wichtige Lage am Übergang<br />
von den Alpen ins <strong>Allgäu</strong>. Spektakuläre Landschaftsbilder, Seen und das<br />
nahe Märchenschloss Neuschwanstein machen Füssen zum beliebten Reiseziel.<br />
Stadtbild<br />
Entlang der Straße der Römer<br />
Das römische Militärlager „Foetibus“<br />
gab Füssen wohl den Namen. Wo die<br />
Reichenstraße verläuft, zogen einst<br />
römische Legionäre und Händler auf<br />
der Via Claudia Augusta in Richtung<br />
Augsburg. Heute ist die Reichenstraße<br />
die „gute Stube“ der Stadt: Vom zentralen<br />
Kaiser-Maximilian-Platz aus<br />
geht es durch den von Bürgerhäusern<br />
zwischen Gotik und Jugendstil gesäumten<br />
Straßenzug – vorbei an der<br />
Kirche St. Nikolaus – geradeaus zum<br />
Magnusplatz und zum Stadtbrunnen.<br />
Dort beginnt das Zentrum der Stadt.<br />
Links geht es vorbei am Rathaus im<br />
barocken früheren Benediktinerkloster<br />
St. Mang zur gleichnamigen Basilika,<br />
rechts bergauf zum spätmittelalterlichen<br />
Hohen Schloss. Gegenüber dem<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
78<br />
Hauptportal der mächtigen Basilika<br />
führt der mäßig steile Aufgang durch<br />
zwei Tore nach wenigen Gehminuten<br />
in den Schlosshof.<br />
Vom Magnusplatz bergab geht der<br />
Weg über die Lechhalde in Richtung<br />
Lechbrücke und zum Lech. Man stößt<br />
so auf die über und über mit Fresken<br />
bemalte Rokokofassade der Heilig-<br />
Geist-Spitalkirche. Am Lechufer geht<br />
es flussabwärts bis zum Bleichertörle,<br />
einem erhaltenen Turm der Stadtmauer,<br />
hinter dem das Franziskanerkloster<br />
(mit schöner Aussicht über<br />
die Altstadt und die Berge) und die<br />
Friedhofskirche St. Sebastian liegen.<br />
Der Sebastiansfriedhof steht komplett<br />
unter Ensembleschutz.<br />
Zurück zur Stadtmitte geht man vom<br />
Franziskanerplatz über die Franziska-<br />
Illusions- und Architekturmalereien<br />
am<br />
Nordflügel und am<br />
Torturm des spätgotischen<br />
Füssener<br />
Hohen Schlosses, das<br />
die Sommerresidenz<br />
der Augsburger Fürstbischöfe<br />
war.<br />
nergasse, vorbei an liebevoll sanierten<br />
Altstadthäusern, und über die Brunnengasse<br />
mit dem Wohnhaus des<br />
Barockbildhauers Anton Sturm zum<br />
Schrannenplatz (mit Kornhaus und<br />
früherer Vogtei). Zentrum der mittelalterlichen<br />
Bürgerstadt ist der Brotmarkt:<br />
Dort stehen der Lautenmacherbrunnen<br />
und auch das Wohnhaus des<br />
Füsseners Franz Geißenhof, der Wiens<br />
bedeutendster Geigenmacher wurde.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
St. Mang und das Hohe Schloss<br />
Das Kloster St. Mang, eine beeindruckende<br />
Anlage im Stil des italienischen<br />
Barock, entstand von 1701 bis<br />
1726 nach Plänen von Johann Jakob<br />
Herkomer als einheitlicher repräsentativer<br />
Komplex um drei Höfe, der<br />
mittelalterliche Bauteile einbezog. Da<br />
Herkomer nicht nur der Architekt der<br />
Anlage war, sondern großteils auch<br />
die Festsäle der Abtei und die frühere<br />
Benediktinerklosterkirche als Maler<br />
und Stuckateur gestaltete, präsentiert<br />
sich das Gesamtkunstwerk St. Mang –<br />
abgesehen von seinem spätromanischen<br />
Kirchturm – in einer für das<br />
bayerische Schwaben einzigartigen<br />
Einheitlichkeit. Das Innere der Abtei<br />
kann beim Besuch des Museums der<br />
Stadt Füssen besichtigt werden.<br />
Bei Kirchenführungen sieht man in<br />
der Magnuskrypta Reste der vermutlich<br />
schon Mitte des 8. Jahrhunderts<br />
durch den heiligen Magnus erbauten<br />
Salvatorkapelle: Diese Krypta ist der<br />
älteste <strong>Teil</strong> der Anlage und beherbergt<br />
Fragmente einer um 980 entstandenen<br />
Wandmalerei. Sie wurde 1950 wiederentdeckt<br />
und gilt als älteste Bayerns.<br />
Aus dem 9. Jahrhundert stammen die<br />
Fundamente der St.-Anna-Kapelle. In<br />
der Kapelle sieht man den berühmten<br />
„Füssener Totentanz“ Jakob Hiebelers<br />
von 1602, bei dem auf 20 Bildtafeln<br />
der Tod die Reichen und Mächtigen<br />
wie die Armen – vom Kaiser bis zum<br />
Künstler – zum „letzten Tanz“ führt.<br />
Das Hohe Schloss entstand ursprünglich<br />
unter Herzog Ludwig von Bayern<br />
(1269 bis 1292). 1393 wurde es in<br />
die Stadtbefestigung einbezogen, der<br />
Augsburger Fürstbischof Friedrich II.<br />
von Zollern ließ es von 1486 bis 1505<br />
erweitern. Das Schloss wurde nun die<br />
Sommerresidenz der Bischöfe. Sein<br />
spätgotisches Äußeres blieb erhalten.<br />
Sehenswert sind die Illusions- und<br />
Architekturmalereien aus der Zeit um<br />
1499 an den Fassaden im Schlosshof.<br />
Umbauten im Jahr 1680 betrafen vor<br />
allem das Innere der Anlage.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Römer, Fürstbischöfe und Flößer<br />
Schon um 260 stand auf dem Schlossberg<br />
wohl das Militärlager „Foetibus“.<br />
Durch die Via Claudia Augusta war<br />
Füssen mit Augsburg und den Städten<br />
jenseits der Alpen verbunden. Eine<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
79
vom heiligen Magnus 748 gegründete<br />
Zelle verfiel nach dessen Tod. Vermutlich<br />
um 830 gründeten Benediktiner<br />
das Kloster St. Mang. Als Stadt wurde<br />
Füssen erstmals 1295 bezeichnet. Von<br />
1313 an waren die Augsburger Fürstbischöfe<br />
fast fünf Jahrhunderte lang<br />
die Herren der Stadt. Die Jagdreviere<br />
um Füssen schätzte Kaiser Maximilian,<br />
der sich fast 40-mal im Hohen Schloss<br />
aufhielt und Füssen sein „liebes Klein-<br />
Augsburg“ nannte. Die Blütezeit des<br />
Handelsplatzes Füssen, wo man von<br />
Süden kommende Waren auf Flöße<br />
umlud und lechabwärts transportierte,<br />
endete im Dreißigjährigen Krieg,<br />
als die Schweden die Stadt stürmten.<br />
Die Napoleonischen Kriege zogen die<br />
Stadt noch einmal stark in Mitleidenschaft.<br />
1802 wurde Füssen bayerisch.<br />
Buchen & erleben<br />
Königlich kneippen und kuren<br />
Füssen ist Kneippkurort – wie der<br />
Stadtteil Bad Faulenbach, der zudem<br />
Mineral- und Moorheilbad ist.<br />
Hopfen am See ist Kneipp- und<br />
Luftkurort, Weissensee Luftkurort.<br />
Die dortigen Gastgeber bieten ganzjährig<br />
Pauschalen für Gesundheits-,<br />
Wellness- und Wanderurlaub an,<br />
darunter auch zertifizierte Premiumangebote<br />
im Präventionsbereich<br />
sowie für Wellness mit Gütesiegel.<br />
Weitere Informationen dazu bei<br />
Füssen Tourismus und Marketing.<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
80<br />
Wenige hundert<br />
Meter südlich der<br />
Füssener Altstadt<br />
stürzt der Lech in<br />
eine enge Schlucht –<br />
ein spektakuläres<br />
Naturschauspiel.<br />
Museen<br />
Museen in Kloster und Schloss<br />
Im ehemaligen Benediktinerkloster<br />
St. Mang befindet sich das Museum<br />
der Stadt Füssen. In dem 1250 Jahre<br />
alten Kloster sind Exponate von der<br />
Romanik bis zum Rokoko zu sehen.<br />
Auch die barocken Repräsentationsräume<br />
sind zu sehen – vom Festsaal<br />
über die Bibliothek bis zum Papstzimmer.<br />
Außerdem wird die Bedeutung<br />
Füssens für den Lauten- und<br />
Geigenbau in Europa dokumentiert.<br />
Das Museum im Hohen Schloss beherbergt<br />
zwei Sammlungen. Die Staatsgalerie<br />
– eine Zweiggalerie der Bayerischen<br />
Staatsgemäldesammlungen –<br />
zeigt Kunst der Spätgotik und der<br />
Renaissance aus dem allgäu-schwäbischen<br />
und fränkischen Raum. Kunst<br />
des 19. Jahrhunderts – zum Beispiel<br />
Malerei der Münchner Schule – stellt<br />
die Städtische Gemäldegalerie aus.<br />
Erlebnis & Event<br />
Musikfestivals und Märchenkönig<br />
International renommierte Solisten<br />
und Ensembles präsentieren von Juni<br />
bis September bei den Fürstensaalkonzerten<br />
Klassik, Jazz und Moderne<br />
im barocken Festsaal des Klosters<br />
St. Mang. Das Saiteninstrumentenfestival<br />
„vielsaitig“ im September<br />
erinnert an Füssens Bedeutung als<br />
Wiege des europäischen Lautenbaus.<br />
Den Geburtstag König Ludwigs II.<br />
Bei Füssen enden die<br />
Berge und beginnt<br />
das <strong>Allgäu</strong>: Vor diesem<br />
Landschaftsbild<br />
ließ Märchenkönig<br />
Ludwig II. Schloss<br />
Neuschwanstein<br />
errichten – Schloss<br />
Hohenschwangau<br />
liegt in Sichtweite.<br />
feiert man um den 25. August am<br />
Festspielhaus am Forggensee. Im<br />
Sommer finden das Kaiserfest und<br />
der Kaisermarkt im Baumgarten am<br />
Hohen Schloss statt. Beide erinnern<br />
an fast 40 Besuche Kaiser Maximilians<br />
I. von Habsburg in Füssen. Der<br />
Füssener Weihnachtsmarkt findet im<br />
Klosterhof von St. Mang statt.<br />
Essen & Trinken<br />
Wahlweise Altstadt oder Natur<br />
Im Sommer genießt man die Freiluftgastronomie<br />
in der Füssener Altstadt.<br />
Am „Busen der Natur“ lässt man sich<br />
in Restaurants an den Füssener Seen<br />
und im Faulenbacher Tal verwöhnen.<br />
Übernachten<br />
Vom Nobelhotel zum Campingplatz<br />
Das Angebot reicht vom 4-Sterne-Haus<br />
bis zur Jugendherberge. Sehr zentral<br />
liegen das „Hotel Hirsch“, das „Hotel<br />
Sonne“, das „Hotel Luitpoldpark“, das<br />
„Hotel Kurcafé“ und das „Altstadthotel<br />
Hechten“. Camper finden Stellplätze<br />
am vom ADAC ausgezeichneten<br />
Campingplatz Hopfensee und beim<br />
Bauernhof Guggemos. Für Wohnmobile<br />
gibt es in Füssen drei Stellplätze.<br />
Führungen & Fahrten<br />
Durch die Stadt und ins Kloster<br />
Führungen durch Füssens Altstadt<br />
gibt es jeden Samstag (ab 9.30 Uhr,<br />
ab Tourist-Information). Führungen<br />
durch das Museum der Stadt Füssen<br />
im Kloster St. Mang beginnen dienstags<br />
und donnerstags um 14.30 Uhr.<br />
Umland<br />
Naturspektakel Lechschlucht und<br />
das Märchenschloss Ludwigs II.<br />
In Sichtweite der Altstadt durchbricht<br />
der Gebirgsfluss Lech den Fels<br />
und stürzt über fünf Stufen zwölf<br />
Meter tief in die enge Lechschlucht<br />
hinab. Die einzige Schlucht Deutschlands,<br />
durch die sich ein größerer<br />
Alpenfluss zwängt, zeigt ein spektakuläres<br />
Naturschauspiel. In einem<br />
Fels beim Lechfall entdeckt man auch<br />
den „Magnustritt“: Die fußförmige<br />
Auswitterung einer versteinerten<br />
Muschel interpretierte man als den<br />
Fußabdruck des heiligen Magnus, der<br />
sich mit einem Sprung über die Lechschlucht<br />
vor den Heiden rettete.<br />
Am Nordrand der Stadt entstand 1954<br />
der Forggensee als Kopfspeicher für<br />
23 Wasserkraftwerke bis vor Augsburg.<br />
Auf dem künstlich entstandenen See –<br />
heute der fünftgrößte Bayerns – lädt<br />
die Forggenseeschifffahrt von Anfang<br />
Juni bis Mitte Oktober auf die Route<br />
zwischen Füssen und Roßhaupten ein.<br />
Alpsee und Bannwaldsee, Hopfensee<br />
und Weissensee, Alatsee und Schwansee<br />
sind Ziele für Wasserratten und<br />
Wanderer. Die nahe Tegelbergbahn<br />
bringt per Kabinenseilbahn auf den<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
81
Hintere Gasse<br />
Ritterstraße<br />
Faulenbachgässchen<br />
Bahnhofstraße<br />
Luitpoldstraße<br />
1720 Meter hohen Aussichtspunkt.<br />
Wenige Kilometer von Füssen entfernt<br />
steht Schloss Neuschwanstein,<br />
oberhalb der Gemeinde Schwangau.<br />
In Sichtweite liegt Hohenschwangau,<br />
das erste der Königsschlösser, das bereits<br />
Ludwigs Vater Maximilian II. im<br />
neugotischen Stil einer Tudorburg<br />
errichten ließ. Ein beliebtes Foto-<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Jesuitergasse<br />
Magnusplatz<br />
Füssen Tourismus und Marketing<br />
Tourist Information Füssen<br />
Kaiser-Maximilian-Platz 1<br />
87629 Füssen<br />
Telefon 0 83 62/93 85-0<br />
Telefax 0 83 62/93 85-20<br />
tourismus@fuessen.de<br />
www.fuessen.de<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
82<br />
Augsburger<br />
Straße<br />
Kaiser-<br />
Maximilian-<br />
Platz<br />
Reichenstraße<br />
Lechhalde<br />
Schrannengasse<br />
Brunengasse<br />
Franziskanergasse<br />
An der Stadtmauer<br />
Lech<br />
motiv vor der Kulisse dieser Schlösser<br />
ist die Barockkirche St. Coloman.<br />
Bei Pfronten liegt Burg Falkenstein,<br />
die höchstgelegene deutsche Burgruine<br />
(1268 Meter), auf dem Gipfel<br />
des Falkensteins. Ludwig II. hatte die<br />
Ruine 1884 erworben, um das romantische<br />
Gegenstück zu Neuschwanstein<br />
zu bauen. Es blieb beim Plan.<br />
■ Ferienstraßen<br />
Schulhausstraße<br />
S ebastianstraße<br />
Drehergasse<br />
Spitalgasse<br />
Flößergasse<br />
Römerstraße und Romantikstraße<br />
In Füssen beginnt die Romantische<br />
Straße bis Würzburg. Die Stadt ist<br />
eine Station der Via Claudia Augusta<br />
von Donauwörth bis nach Venetien<br />
und in die Poebene. Über Füssen führen<br />
auch die Deutsche Alpenstraße<br />
und der Bodensee-Königssee-Radweg.<br />
Theresienstraße<br />
Klosterstraße<br />
Franziskanerplatz<br />
Schwangauer Straße<br />
� Hohes Schloss � Kloster St. Mang � Basilika St. Mang � Heilig-Geist-Spitalkirche<br />
� Bleichertörle � Franziskanerkloster � Sebastiansfriedhof und -kirche<br />
� Reichenstraße � Schrannenplatz � Brunnengasse � Brotmarkt<br />
Hochstiftstraße<br />
Blutangerweg<br />
Stadtbleiche<br />
Das Tänzelfest ist das älteste historische Kinderfest in Bayern<br />
Kaufbeuren: Stadt der heiligen Crescentia<br />
und des Schriftstellers Ludwig Ganghofer<br />
Kaufbeuren ist eine Stadt voller Geschichte und Geschichten. An die frühere<br />
Bedeutung und den Reichtum der Freien Reichsstadt erinnern Kirchen, Stadtmauern<br />
und das Tänzelfest, das älteste historische Kinderfest Bayerns. An<br />
vielen Orten findet man die Spuren der heiligen Crescentia. Sie wurde wie der<br />
meistgelesene und meistverfilmte Heimatschriftsteller Deutschlands, Ludwig<br />
Ganghofer, in Kaufbeuren geboren.<br />
Stadtbild<br />
Von der Kaiser-Max-Straße<br />
zum Fünfknopfturm<br />
Einen Rundgang durch Kaufbeuren<br />
startet man am besten in der Kaiser-<br />
Max-Straße, der „guten Stube“ der<br />
Stadt. Im Zentrum stehen jene zwei<br />
Kirchen, die den Glaubensstreit der<br />
Reformationszeit widerspiegeln. Die<br />
evangelische Dreifaltigkeitskirche<br />
ließen reiche lutherische Kaufleute<br />
1604 im vormaligen Kaiserhaus (hier<br />
hatte sich Kaiser Maximilian I. von<br />
Habsburg bei Besuchen in der Stadt<br />
aufgehalten) zur Kirche ausbauen,<br />
als ihnen der Besuch der gegenüberliegenden<br />
St.-Martins-Kirche verboten<br />
worden war. Vorbei an einem vor<br />
der Dreifaltigkeitskirche stehenden<br />
steinernen Neptunbrunnen führt der<br />
Weg zum Kirchplatz und zur katholischen<br />
Stadtpfarrkirche St. Martin,<br />
die von 1438 bis 1443 entstand. Die<br />
Dimensionen des Inneren der heute<br />
neugotischen Kirche verdeutlichen<br />
den früheren Reichtum der Stadt.<br />
Zurück in der Kaiser-Max-Straße sieht<br />
man am östlichen Ende die Fassade<br />
des Rathauses, das zwar geschichtsträchtig<br />
wirkt, aber erst von 1879<br />
bis 1881 im Stil der Neurenaissance<br />
errichtet wurde. Wesentlich älter ist<br />
das benachbarte Hörmannhaus: Eine<br />
Gedenktafel beim Renaissanceportal<br />
von 1542 erinnert daran, dass dort<br />
Georg Hörmann lebte. Er war der Verwalter<br />
der Tiroler Silberbergwerke der<br />
Augsburger Fugger und ein von Kaiser<br />
Karl V. geadelter Ratgeber des deutschen<br />
Königs Ferdinand I.<br />
Stadt Kaufbeuren<br />
83<br />
Kaufbeuren
Zurück in Richtung Westen kommt<br />
man an Hausgiebeln wie dem des<br />
„Café Weberhaus“ vorbei, das bis<br />
1805 das Weberzunfthaus war. An<br />
dessen Südostecke befindet sich die<br />
älteste Skulptur Kaufbeurens – ein<br />
Männlein hockt dort zwischen zwei<br />
romanischen Löwen. Direkt neben<br />
der Dreifaltigkeitskirche zeigt die<br />
Fassadenmalerei am „Gasthaus Traube“<br />
den Einzug Kaiser Maximilians in die<br />
Stadt – versehen mit dem stolzen<br />
Hinweis, dass der Habsburger von<br />
1499 bis 1518 „oftmals in seiner<br />
Reichsstadt zu Gaste“ war.<br />
Am Ende der Straße findet man zwei<br />
steile Wege zur Stadtmauer mit dem<br />
Hexenturm oder direkt zum Fünfknopfturm,<br />
dem Wahrzeichen Kaufbeurens,<br />
hinauf. Unter der dortigen, mit einem<br />
Wehrgang versehenen Stadtmauer<br />
(auf den Wehrgang kommt man im<br />
Rahmen von Stadtführungen) spaziert<br />
man in Richtung St.-Blasius-Kirche<br />
und genießt dabei den besten Blick<br />
über die Stadt und bis zu den Alpen.<br />
Ins Zentrum zurück leitet die Gasse<br />
„Unter dem Berg“. Dort erinnern der<br />
gotische Turm der Franziskanerinnenklosterkirche<br />
St. Franziskus und das<br />
dreiflügelige Klostergebäude an die<br />
1900 selig- und 2001 heiliggesprochene<br />
Schwester Crescentia Höß. Die<br />
Kaufbeurer Webertochter wirkte dort<br />
von 1703 bis 1744. Parallel zur Gasse<br />
„Unter dem Berg“ führen sowohl die<br />
Stadt Kaufbeuren<br />
84<br />
An der Stelle der<br />
evangelischen Dreifaltigkeitskirche<br />
stand vormals ein<br />
Wohnhaus Kaiser<br />
Maximilians I. Im<br />
Jahr 1604 wurde es<br />
zur evangelischen<br />
Kirche umgebaut.<br />
Schmiedgasse (Fußgängerzone) – vorbei<br />
am Zollhäuschen und am Tänzelfestbrunnen<br />
– als auch die Neue<br />
Gasse – vorbei am Geburtshaus der<br />
heiligen Crescentia – zum Kirchplatz<br />
und damit zur zentralen Kaiser-Max-<br />
Straße zurück.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Gotische Schnitzkunst<br />
und Rokokostuck<br />
Wenige Schritte von der Kaiser-Max-<br />
Straße entfernt steht spätestens seit<br />
1191 die katholische Stadtpfarrkirche<br />
St. Martin. Romanische Reste der von<br />
1403 bis 1443 im gotischen Stil umgestalteten<br />
Kirche sind erhalten. Ihre<br />
Ausstattung reicht bis in das 13. Jahrhundert<br />
zurück. Mehrere geschnitzte<br />
Apostel- und Heiligenfiguren stammen<br />
vom Ende des 15. Jahrhunderts.<br />
Kunsthistorisch bietet Kaufbeuren<br />
herausragende Ziele. Die St.-Blasius-<br />
Kirche an der Wehrmauer über der<br />
Stadt ist wegen der Stilreinheit des<br />
Gebäudes und ihrer gotischen Innenausstattung<br />
aus dem 15. und 16.<br />
Jahrhundert bekannt – vor allem<br />
durch den Flügelaltar Jörg Lederers,<br />
ein Kruzifix am Baumkreuz aus der<br />
Mitte des 14. Jahrhunderts, ein Reliquienaltärchen<br />
und 66 Bildtafeln zu<br />
Heiligenlegenden. Im Stadtteil Oberbeuren<br />
steht die kleine Wallfahrtskirche<br />
St. Cosmas und Damian. Sie<br />
wurde bereits 1494 geweiht, jedoch<br />
Der Blick auf die<br />
katholische Pfarrkirche<br />
St. Martin.<br />
Am benachbarten<br />
Kirchplatz findet<br />
man das Geburtshaus<br />
des Schriftstellers<br />
Ludwig Ganghofer.<br />
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
im Stil des Rokoko umgestaltet.<br />
Im Inneren besticht der in Gelb, Grün<br />
und Grau gehaltene Stuck mit rokokotypischen<br />
Muscheln sowie Gitter- und<br />
Blumenwerk. Sowohl St. Blasius als<br />
auch St. Cosmas und Damian sind in<br />
der Regel tagsüber zugänglich.<br />
Abseits der Hauptwege bietet Kaufbeuren<br />
noch etliche Sehenswürdigkeiten<br />
– etwa den runden Sywollenturm<br />
im Norden der Altstadt oder das<br />
Stadttheater (1805 errichtet) hinter<br />
dem Rathaus, wo heute der älteste<br />
Theatervorhang Deutschlands den<br />
Blick auf die Vorstellungen freigibt.<br />
Am westlichen Ende der Ludwigstraße<br />
erkennt man den Stufengiebel und<br />
den Erker des Irseer Hofs: Er war die<br />
Kaufbeurer Stadtresidenz der Mönche<br />
des Klosters Irsee. Am anderen Ende<br />
der Ludwigstraße, der südlichen<br />
Parallelstraße zur Kaiser-Max-Straße,<br />
Der Fünfknopfturm<br />
an der mittelalterlichen<br />
Stadtmauer ist<br />
das markante Wahrzeichen<br />
Kaufbeurens.<br />
steht – nur wenige Schritte vom Rathaus<br />
entfernt – das Geburtshaus von<br />
Sophie von La Roche. Sie verfasste<br />
den ersten deutschen Frauenroman<br />
und war die Jugendfreundin Wielands<br />
sowie die Großmutter Clemens von<br />
Brentanos und Bettina von Arnims.<br />
Am Kirchplatz (unter dem Turm der<br />
Martinskirche) findet man das Haus,<br />
in dem 1855 Ludwig Ganghofer geboren<br />
wurde. Er ist der bis heute noch<br />
immer meistgelesene und meistverfilmte<br />
deutsche Schriftsteller.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Seit anno 1240 eine Stadt<br />
Kaufbeuren entwickelte sich aus<br />
einer im 8. Jahrhundert gegründeten<br />
Siedlung. 1126 wurde dieser Ort – der<br />
Sitz der Herren von Beuren – erstmals<br />
urkundlich erwähnt. Zum ersten Mal<br />
als Stadt bezeichnet wurde er 1240.<br />
1286 gewährte ihr König Rudolf I.<br />
Stadt Kaufbeuren<br />
85
Überall in der Kaufbeurer Altstadt<br />
stößt man auf Erinnerungen an die<br />
heilige Crescentia – vom Geburtshaus<br />
bis zur Gedenkstätte.<br />
von Habsburg die Privilegien einer<br />
Freien Reichsstadt. Eine Zeit der wirtschaftlichen<br />
Blüte brachte im frühen<br />
15. Jahrhundert die Leinenweberei.<br />
Der Habsburgerkaiser Maximilian I.<br />
kam oft in die Stadt an der Wertach,<br />
14 Besuche sind belegt. Er galt lang<br />
als der Stifter des Tänzelfests, des<br />
ältesten historischen Kinderfests in<br />
Bayern. Für Maximilians Enkel und<br />
Nachfolger – Kaiser Karl V. – übte die<br />
Reichsstadt das Münzrecht aus.<br />
Nach einer weiteren Blüte des Handwerks<br />
während der Frühen Neuzeit,<br />
als sich die Weberzunft durch Verarbeitung<br />
des im <strong>Allgäu</strong> angebauten<br />
Flachses einen Namen machte, fiel<br />
Kaufbeuren 1802 an Bayern. Heute<br />
leben 44 000 Menschen in der Stadt.<br />
Buchen & erleben<br />
Zum Tänzelfest nach Kaufbeuren<br />
Mit ihren Pauschalen laden Hotels<br />
in Kaufbeuren zum Tänzelfest ein.<br />
Drei Tage lang (bei zwei Übernachtungen)<br />
kann man die einstige Freie<br />
Reichsstadt und ihr traditionelles<br />
Kinderfest kennenlernen. Weitere Informationen<br />
gibt es bei Kaufbeuren<br />
Tourismus- und Stadtmarketing.<br />
Stadt Kaufbeuren<br />
86<br />
Museen<br />
Heilige und Marionetten<br />
In der Klosterkirche des Franziskanerinnenklosters<br />
sieht man den vollständig<br />
erhaltenen Reliquienschrein<br />
der heiligen Crescentia. Im Kloster<br />
gewährt die Crescentia-Gedenkstätte<br />
Einblick in das Leben der ersten im<br />
dritten Jahrtausend heiliggesprochenen<br />
Deutschen – von dem von Kaiserin<br />
Maria Theresia gestifteten Messgewand<br />
bis zu silbernen Votivgaben.<br />
Im Spielberger Hof an der Stadtmauer<br />
sieht man das Puppentheater-<br />
Museum mit europäischen Marionetten,<br />
Puppen, Schattenspielfiguren,<br />
Masken und Papiertheater aus Fernost,<br />
Drehorgeln und Musikapparaten.<br />
Vom Feuerlöschwesen des Mittelalters<br />
über ein hölzernes Gerätehaus des<br />
19. Jahrhunderts bis zum Luftschutzkeller<br />
des Zweiten Weltkriegs reichen<br />
die Themen im Feuerwehrmuseum.<br />
Ein markanter Neubau beherbergt das<br />
„kunsthaus kaufbeuren“, das zeitgenössische<br />
Kunst und kulturhistorische<br />
Themen vermittelt.<br />
Im Isergebirgs-Museum wird die Vorgeschichte<br />
des Stadtteils Neugablonz<br />
lebendig, der von Vertriebenen aus<br />
dem nordböhmischen Gablonz gegründet<br />
wurde. Das Museum bezeugt<br />
400 Jahre Kultur- und Industriegeschichte,<br />
die Vertreibung im Jahr<br />
1945 sowie den Neuanfang der Neugablonzer<br />
Glas- und Schmuckindustrie.<br />
Man erfährt, dass Ferdinand Porsche,<br />
Otfried Preußler und Daniel Swarovski<br />
aus dem Isergebirge stammen.<br />
Erlebnis & Event<br />
Lange Tradition – das Tänzelfest<br />
Das Tänzelfest ist das älteste historische<br />
Kinderfest Bayerns. Jährlich<br />
spielen über 1500 Kaufbeurer Kinder<br />
die Geschichte ihrer Heimatstadt – in<br />
Vom Blasiusturm<br />
und der Blasiuskirche<br />
aus genießen die<br />
Besucher den weiten<br />
Blick über die ganze<br />
Stadt Kaufbeuren.<br />
Kostümen von der Karolinger- bis zur<br />
Biedermeierzeit – von der Gründung<br />
im Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert<br />
nach. Kaiser Maximilian I. ist die zentrale<br />
Figur, doch auch Stauferkönig<br />
Konradin, Bürger, Bauern, Handwerker<br />
und Nonnen sind vertreten. Jeweils<br />
Mitte Juli lockt das Kaufbeurer Tänzelfest<br />
mit zehntägigem Programm und<br />
einem großen Festumzug.<br />
Im „<strong>Allgäu</strong> Event Center“ findet man<br />
die größte Hallenkartbahn im <strong>Allgäu</strong><br />
(mit 6000 Quadratmetern Rennlandschaft).<br />
Direkt gegenüber vergnügt<br />
man sich im „Corona Cineplex“, dem<br />
mit acht Kinosälen und 1500 Sitzplätzen<br />
größten Kino in der Region.<br />
Essen & Trinken<br />
Tafeln in der „Ganghofer-Stuben“<br />
Im „Lebenslauf eines Optimisten“,<br />
seiner Autobiografie, beschrieb Lud-<br />
Jährlich im Juli<br />
feiern mehr als 1500<br />
Kinder das älteste<br />
historische Kinderfest<br />
Bayerns, das Kaufbeurer<br />
Tänzelfest.<br />
wig Ganghofer auch die heutige<br />
„Ganghofer-Stuben“ im „Hotel Goldener<br />
Hirsch“ in der Kaiser-Max-Straße.<br />
Übernachten<br />
Schlafen an der Stadtmauer<br />
Das 3-Sterne-Superior-Hotel „Goldener<br />
Hirsch“ blickt auf eine lange Tradition<br />
bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das<br />
Hotel „Am Turm garni“ (drei Sterne)<br />
ist an die Stadtmauer angebaut. In<br />
einigen Hotelzimmern ist das historische<br />
Mauerwerk sichtbar.<br />
Führungen & Fahrten<br />
Heilige, Literaten, Modeschmuck<br />
Kaufbeuren bietet Einzelreisenden ein<br />
ganzjähriges Führungsangebot – von<br />
Mai bis Oktober jeweils mittwochs und<br />
samstags (um 11 Uhr), von November<br />
bis April jeweils sonntags (um 14.30<br />
Uhr). Spezialführungen informieren<br />
Stadt Kaufbeuren<br />
87
Bergstraße<br />
Kemptener Straße<br />
Kemptener Tor Josef-Landes-Straße<br />
Blatterbachweg<br />
Hölzlestraße<br />
Hohe Buchleuthe<br />
Unter dem Berg<br />
Blasiusberg<br />
Afraberg<br />
Schmiedgasse<br />
Am Breiten Bach<br />
Kappenec k<br />
Alleeweg<br />
Obstmarkt<br />
Neue Gasse<br />
Stadt Kaufbeuren<br />
88<br />
Salzmarkt<br />
Kaisergässchen<br />
Kaiser-Max-<br />
Ludwigstraße<br />
Ledergasse<br />
Plärrer<br />
Hafenmarkt<br />
Kirchplatz<br />
Schraderstraße<br />
Baumgarten<br />
Schlosser-<br />
Pfarrgasse<br />
halde<br />
Straße<br />
Sedan- straße<br />
Ringweg<br />
Spitaltor<br />
Rosental<br />
Am Graben<br />
Ganghoferstraße<br />
Bismarkstraße<br />
Neugablonzer Straße<br />
Am Mühlbach<br />
Gutenbergstraße<br />
� Rathaus � Hörmannhaus � Dreifaltigkeitskirche � Neptunbrunnen<br />
� St.-Martins-Kirche � Hexenturm � Fünfknopfturm � St.-Blasius-Kirche<br />
� Blasiusturm � Sywollenturm � Crescentia-Kloster (Franziskanerinnenkloster)<br />
zu Themen wie „Crescentia und ihre<br />
Stadt“, „Auf Ganghofers Spuren“ und<br />
zu den Kaufbeurer Literaten – auch<br />
der Lyriker und Essayist Hans Magnus<br />
Enzensberger wurde hier geboren.<br />
Von Mai bis Oktober (jeweils zweiter<br />
Samstag im Monat, 15 Uhr) werden<br />
Stadtführungen durch den größten<br />
Stadtteil Neugablonz angeboten.<br />
Umland<br />
Das Kloster Irsee, ein Römerturm<br />
und eine „Kleine Wies“<br />
Glanzpunkte im näheren Umland sind<br />
das nur sieben Kilometer entfernte<br />
ehemalige Benediktinerkloster Irsee<br />
mit der barocken Klosterkirche Mariä<br />
Himmelfahrt. In Untergermaringen<br />
führt der Weg vorbei an Wegkapellen<br />
und alten Linden zur St.-Georgs-Kirche<br />
auf dem Georgiberg. Die romanische<br />
Kirche wurde schon 1180 erbaut. 1420<br />
entstand ihr Christopherusfresko. Die<br />
Apsismalerei aus dem 12. Jahrhundert<br />
ist schwabenweit einmalig. In Großkemnat<br />
findet man den „Römerturm“,<br />
den urigen Bergfried der ehemaligen<br />
Burg mit einem weiten Ausblick. In<br />
Mühlbach<br />
Aitrang lohnt die Wallfahrtskirche<br />
St. Alban, nur zwei Kilometer weiter<br />
liegt der Elbsee. Ein Höhepunkt im<br />
Osten von Kaufbeuren ist Stöttwang:<br />
Die dortige Barockkirche wird „Kleine<br />
Wies“ genannt.<br />
Ferienstraßen<br />
Pilgerweg und Dampflokrunde<br />
Kaufbeuren ist der Ausgangspunkt<br />
des Crescentia-Pilgerwegs, der über<br />
Irsee, Ottobeuren und Mindelheim<br />
führt. Die Radwanderer schätzen die<br />
„Dampflokrunde“, die sich rund 80<br />
Kilometer durch das Ostallgäu zieht.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Kaufbeuren Tourismus-<br />
und Stadtmarketing e. V.<br />
Tourist-Information<br />
Kaiser-Max-Straße 1/Rathaus<br />
87600 Kaufbeuren<br />
Telefon 0 83 41/4 04 05<br />
Telefax 0 83 41/7 39 62<br />
tourist-info@kaufbeuren.de<br />
www.kaufbeuren-marketing.de<br />
Der einstige Markt Oberdorf wuchs unter dem Schloss der Kirchenfürsten<br />
Marktoberdorf: Augsburger Fürstbischöfe<br />
prägten die junge Ostallgäuer Stadt<br />
Obwohl noch immer etliche ländliche <strong>Allgäu</strong>er Häuser um den Marktplatz<br />
stehen, ist Marktoberdorf kein Dorf mehr, sondern eine junge Stadt. Auf dem<br />
Schlossberg erinnern die St.-Martins-Kirche und das Schloss an die Augsburger<br />
Fürstbischöfe, die mehr als 500 Jahre lang diesen Ort beherrschten. Dass hier<br />
bereits die Römer siedelten, belegen die Relikte eines Römerbads.<br />
Stadtbild<br />
Zentraler Marktplatz<br />
unter dem Schlossberg<br />
Am zentralen Marktplatz stehen neben<br />
moderner Architektur nach wie vor<br />
behäbige alte <strong>Allgäu</strong>er Häuser um die<br />
Frauenkirche und das Alte Rathaus.<br />
Vom Marktplatz aus sieht man bereits<br />
den schlanken Turm der St.-Martins-<br />
Kirche über der Stadt. Der Kirchturm<br />
zeigt den Weg zum Schlossberg. Die<br />
barocke Kirche steht dort neben dem<br />
Schloss, das die Augsburger Fürstbischöfe<br />
erbauen ließen.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Martinskirche und Bischofsschloss<br />
Die Stadtpfarrkirche St. Martin entstand<br />
etwa um 1200. Das romanische<br />
Bauwerk wurde im Stil der Gotik um-<br />
gestaltet und 1437 geweiht, der Turm<br />
wurde 1680 sowie 1722 erhöht. Von<br />
1732 bis 1738 entstand ein Neubau<br />
nach Plänen des Marktoberdorfers<br />
Johann Georg Fischer: Er schuf einen<br />
mächtigen Kirchenraum mit farbigen<br />
Fresken und zartem Rokokostuck. Vor<br />
der Ostwand des Chors steht die kleine<br />
achteckige Grabkapelle des letzten<br />
Fürstbischofs von Augsburg, Clemens<br />
Wenzeslaus von Sachsen. Er war zudem<br />
Kurfürst und Erzbischof von Trier.<br />
Johann Georg Fischer errichtete auch<br />
den Neubau des benachbarten ehemaligen<br />
Fürstbischöflichen Schlosses,<br />
der ein bis 1517 entstandenes Jagdschloss<br />
ersetzte. Das heutige Schloss<br />
ist eine schlichte, dreigeschossige<br />
Vierflügelanlage mit einem Sandsteinportal<br />
an der Westfassade. Der<br />
Komplex beherbergt ein Vermessungs-<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
89<br />
Marktoberdorf
amt und die Bayerische Musikakademie.<br />
Bei der Kirche und beim Schloss<br />
beginnt eine mehr als 200 Jahre alte,<br />
zwei Kilometer lange Lindenallee. Das<br />
Naturdenkmal wird auch „Kurfürstenallee“<br />
genannt.<br />
Am früheren Amtshaus des bischöflichen<br />
Pflegers von 1748 (Marktplatz 1)<br />
sieht man das Wappen Fürstbischofs<br />
Joseph, Landgraf von Hessen-Darmstadt.<br />
Eine Büste des Fürstbischofs<br />
Clemens Wenzeslaus von 1791 sieht<br />
man am zweigeschossigen barocken<br />
Rathaus (Rathausplatz 1). Gegenüber<br />
davon steht die vor 1478 errichtete,<br />
1700 barockisierte Frauenkirche. Im<br />
Innern zeigt eine Kreuzigungsgruppe<br />
von 1500 Maria und Johannes sowie<br />
ein um 1520 geschaffenes Kruzifix.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Bis 1803 Besitz der Fürstbischöfe<br />
Schon die Römer siedelten auf dem<br />
Gebiet Marktoberdorfs. Dies belegt<br />
die Ausgrabung eines römischen Bads.<br />
Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts<br />
gehörte der Ort Oberdorf dem Hochstift<br />
Augsburg, bis 1803 herrschten<br />
die Augsburger Fürstbischöfe über<br />
den Ort, der 1453 das Marktrecht erhielt.<br />
Fürstbischof Clemens Wenzeslaus<br />
begünstigte dessen wirtschaftliche<br />
Entwicklung. Er schuf Freiräume<br />
für Gewerbetreibende, baute Wasserleitungen<br />
sowie die Salzstraße von<br />
Schongau nach Oberdorf und enga-<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
90<br />
Die Martinskirche<br />
birgt im Inneren<br />
einen mächtigen<br />
Kirchenraum mit<br />
sehenswerten Fresken<br />
und Rokokostuck.<br />
gierte sich im Volksschulwesen und<br />
in der Armenfürsorge. Nach der Säkularisierung<br />
fiel Oberdorf an das neue<br />
Königreich Bayern. Der Markt Oberdorf<br />
wurde 1953 zur Stadt erhoben<br />
und erhielt damals seinen heutigen<br />
Namen Marktoberdorf. Der staatlich<br />
anerkannte Erholungsort ist heute die<br />
Kreisstadt des Landkreises Ostallgäu.<br />
Museen<br />
Reihengrab und Riesengebirge<br />
Das Marktoberdorfer Martinsheim<br />
in der zentralen Eberle-Kögl-Straße<br />
beherbergt gleich drei Sammlungen:<br />
Das Paul-Röder-Museum erinnert mit<br />
70 Gemälden und Zeichnungen sowie<br />
seiner privaten Afrikasammlung an<br />
den aus Barmen bei Wuppertal stammenden<br />
impressionistischen Maler.<br />
Aus der Sammlung von Erinnerungsstücken<br />
Heimatvertriebener entstand<br />
das Riesengebirgsmuseum. Das Stadtmuseum<br />
zeigt Exponate vom alemannischen<br />
Reihengrab bis zum legendären<br />
„Fendt-Dieselross“.<br />
Das Heimatmuseum im Hartmannhaus,<br />
ein altes Bauernhaus mitten in<br />
der Stadt, erinnert an das bäuerliche<br />
Leben der Vergangenheit und an die<br />
Anfänge des Wintersports. Das 2001<br />
eröffnete „Künstlerhaus Marktoberdorf“<br />
präsentiert zeitgenössische<br />
Kunst. Sein Äußeres überrascht mit<br />
der kubischen Ziegelarchitektur renommierter<br />
Schweizer Architekten.<br />
Am Parkplatz neben<br />
dem Schloss und der<br />
St.-Martins-Kirche<br />
beginnt der Prälatenweg.<br />
Er führt durch<br />
die „Kurfürstenallee“:<br />
Dieses Naturdenkmal<br />
gilt als eine der<br />
schönsten Lindenalleen<br />
Deutschlands.<br />
Erlebnis & Event<br />
Kammerchöre und Musica Sacra<br />
Ein kultureller und gesellschaftlicher<br />
Höhepunkt der Stadt ist das Veranstaltungshaus<br />
„Modeon“. Opern und<br />
Operetten, Ballett, Theater, Kabarett<br />
und Konzerte setzen Glanzlichter. Im<br />
„Modeon“ finden auch Ausstellungen,<br />
Bälle und andere Großveranstaltungen<br />
statt. Ein Restaurant komplettiert<br />
das Angebot. Die Bayerische Musikakademie<br />
im Schloss veranstaltet<br />
jährlich internationale Festivals. In<br />
den Jahren mit ungerader Zahl findet<br />
der Internationale Kammerchor-Wettbewerb<br />
statt, in Jahren mit gerader<br />
Zahl die Musica Sacra International.<br />
Essen & Trinken<br />
Preiswürdiges Hotel<br />
Beim Wettbewerb „Bayerische Küche<br />
2001“ erhielt das „Hotel Sepp“ als<br />
Landkreispreisträger eine Auszeichnung<br />
für besondere Leistungen um<br />
Erhalt und Förderung von regionaler<br />
Küche und Wirtshaustradition. Mit<br />
90 Betten ist das „Hotel Sepp“ zugleich<br />
der größte Übernachtungsbetrieb<br />
in Marktoberdorf.<br />
Umland<br />
Auf dem Auerberg<br />
Marktoberdorf liegt verkehrsgünstig<br />
zwischen Kaufbeuren, der Stadt der<br />
heiligen Crescentia, und Füssen sowie<br />
den Königsschlössern bei Schwangau.<br />
Im Südosten der Stadt liegt der über<br />
tausend Meter hohe Auerberg, von wo<br />
man nach Osten in Richtung Oberbayern,<br />
Peißenberg und der Ammerberge<br />
schaut. In Richtung Süden sieht man<br />
die <strong>Allgäu</strong>er Alpen. Auf dem Auerberg<br />
steht die gotische Georgskirche, in<br />
ihrem Inneren entdeckt man die von<br />
Jörg Lederer geschnitzte „Madonna<br />
mit der Mondsichel“ von 1520.<br />
Ferienstraßen<br />
Wandern und Radfahren<br />
Marktoberdorf liegt an den Ostallgäuer<br />
Wanderwegen sowie am 140<br />
Kilometer langen Jakobs-Pilgerweg<br />
aus Richtung Bregenz und Bodensee<br />
nach München. Der Prälatenweg führt<br />
ab Marktoberdorf 140 Kilometer lang<br />
über den Auerberg und die Wieskirche<br />
sowie bis nach Kochel am See durch<br />
die <strong>Allgäu</strong>er und oberbayerische Voralpenlandschaft.<br />
Radwanderer schätzen<br />
die 80 Kilometer lange „Dampflokrunde“<br />
rund um das Ostallgäu.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Touristikbüro Marktoberdorf<br />
Richard-Wengenmeier-Platz 1<br />
87616 Marktoberdorf<br />
Telefon 0 83 42/40 08 45<br />
Telefax 0 83 42/40 08 65<br />
touristik@marktoberdorf.de<br />
www.marktoberdorf.de<br />
Landkreis Ostallgäu<br />
91
Illertissen<br />
Die Residenz der erfolgreichsten Memminger Patrizier und Kaufherrn<br />
Illertissen: Das mächtige Schloss der<br />
reichen Vöhlin prägte die kleine Stadt<br />
Die Vöhlin waren die reichste Patrizier- und Handelsfamilie der nahen Freien<br />
Reichsstadt Memmingen. Fast alles, was Besucher in Illertissen entdecken,<br />
hat in irgendeiner Form mit dem Vöhlinschloss hoch über der Altstadt zu tun.<br />
Die Wasserratten zieht es jedoch in erster Linie ins Spaßbad „Nautilla“.<br />
Stadtbild<br />
Zwischen Kirche und Rathaus<br />
Illertissens Altstadt ist übersichtlich:<br />
Sie liegt an der Hauptstraße zwischen<br />
Bahnhof, Marktplatz und dem neubarocken<br />
Rathaus „Am Reichshof“,<br />
das 1891 entstand. Am Marktplatz<br />
bilden die Pfarrkirche St. Martin, das<br />
Pfarrhaus und das Benefiziatenhaus<br />
(sein Fachwerk stammt aus dem Jahr<br />
1509) ein hübsches Ensemble. Über<br />
allem thront das Vöhlinschloss.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Stadtpfarrkirche und Schloss<br />
Im 12. und 13. Jahrhundert errichteten<br />
die Grafen von Kirchberg die Burg<br />
Tissen. Der Memminger Patrizier<br />
Erhard II. Vöhlin erwarb 1520 Burg<br />
und Herrschaft Illertissen und baute<br />
sich eine standesgemäße Residenz.<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
92<br />
Im 16. Jahrhundert wurde das Vordere<br />
Schloss erneuert und das Hintere<br />
Schloss neu erbaut. Die nördlich anschließende<br />
Steinbalustrade und der<br />
Französische Bau entstanden 1705.<br />
Die 1472 erbaute, 1751 umgestaltete<br />
Kapelle gilt als ein Rokokojuwel. Die<br />
Schlossanlage zieht sich um den mit<br />
Eibenkugeln, Buchs und Rosen bepflanzten<br />
Innenhof. Der älteste <strong>Teil</strong><br />
des Schlosses ist der stämmige Torturm,<br />
dessen Untergeschoss noch aus<br />
dem 15. Jahrhundert stammt.<br />
Das Stadtbild dominiert der Turm der<br />
Stadtpfarrkirche St. Martin. Die Vöhlin<br />
ersetzten 1590 einen Vorgängerbau<br />
durch die heutige Kirche. In der<br />
Gruftkapelle von St. Martin ließen<br />
sich die Vöhlin bestatten. Herausragendes<br />
Kunstwerk ist der Hochaltar,<br />
einer der wichtigsten geschnitzten<br />
Altäre der Hochrenaissance (1604).<br />
Direkt neben dem<br />
neubarocken Illertisser<br />
Rathaus sieht<br />
man den Fachwerkgiebel<br />
des feinen<br />
„Gasthofs Krone“.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Bayerisch durch einen Bankrott<br />
Illertissen ist erst seit 1954 Stadt<br />
und heute eine Kommune mit rund<br />
17 000 Einwohnern. Angelegt wurde<br />
die Siedlung „Tussa“ um 500 nach<br />
Christus von Alemannen. Die erste<br />
urkundliche Erwähnung fand 954<br />
statt. 1430 verlieh König Sigismund<br />
dem Dorf das Marktrecht. Ab 1520<br />
residierten die Vöhlin – sie arbeiteten<br />
eng mit den Augsburger Welsern<br />
zusammen – in Illertissen und prägten<br />
diese Stadt. Als die Vöhlin 1757<br />
bankrott gingen, verkauften sie Illertissen<br />
an den bayerischen Kurfürsten<br />
Maximilian III.<br />
Museen<br />
Ein Bienenmuseum im Schloss<br />
Im Vöhlinschloss führt der Weg ins<br />
Karl-August-Forster-Bienenmuseum,<br />
das die Bedeutung der Imkerei dokumentiert.<br />
Das Schloss beherbergt zudem<br />
das Illertisser Heimatmuseum.<br />
Erlebnis & Event<br />
Spaßbad und Freilichtbühne<br />
Das Illertisser Erlebnisbad „Nautilla“<br />
ist mit vier Becken, Strömungskanal,<br />
52 Meter langer Wasserrutsche und<br />
Saunen ganzjährig ein Familienziel.<br />
Neben dem Vöhlinschloss bespielt der<br />
Verein Roth- und Illertal das benachbarte<br />
Freilichttheater.<br />
Essen & Trinken<br />
Feines zum Fachwerk<br />
Beim Rathaus zeigt der „Gasthof<br />
Krone“ Fachwerk aus dem 17. Jahrhundert.<br />
Die „Krone“ ist eines der<br />
besten Restaurants der Region. Auch<br />
der „Dornweiler Hof“ ist ein Tipp.<br />
Übernachten<br />
Schloss-Hotel beim Schloss<br />
Nur wenige Schritte vom Schloss entfernt<br />
liegt das „Hotel am Schloss“, ein<br />
30-Betten-Haus mit drei Sternen.<br />
Umland<br />
Kloster, Fuggerstadt, Römerfunde<br />
Illertissen liegt zwischen Ulm und<br />
Memmingen. Ganz nah: das Fuggerstädtchen<br />
Weißenhorn, das an der<br />
Strecke zum sehenswerten barocken<br />
Kloster Roggenburg liegt. An die<br />
Römer im Illertal erinnern die mächtigen<br />
Mauerreste eines Kastells im<br />
nicht weit entfernten Kellmünz.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Illertissen/Kulturamt<br />
Hauptstraße 4<br />
89257 Illertissen<br />
Telefon 0 73 03/1 72 11<br />
Telefax 0 73 03/1 72 28<br />
stadt@illertissen.de<br />
www.illertissen.de<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
93
Neu-Ulm<br />
Die Garnisonsstadt entstand ab 1810 als eine Gründung am „Reißbrett“<br />
Neu-Ulm: Die junge bayerische Schwester<br />
des baden-württembergischen Ulms<br />
Ulm und Neu-Ulm sind eine baden-württembergisch/bayerische Doppelstadt.<br />
Zugegeben: Städtetouristen kommen meist wegen des alten Ulms. Doch das<br />
junge Neu-Ulm bietet einiges, was der große Nachbar nicht hat. Natürlich<br />
den schönsten Blick auf Ulm und die Donau, aber auch die großzügigen<br />
Parklandschaften um die Mauerreste der einstigen Bundesfestung.<br />
Stadtbild<br />
Durch rechtwinklige Straßenzüge<br />
An Neu-Ulm verrät die rechtwinklige<br />
Anlage der Straßenzüge sofort, dass<br />
hier eine Stadt „am Reißbrett“ entstanden<br />
ist. Neben Ludwigshafen ist<br />
Neu-Ulm die wichtigste planmäßig<br />
angelegte bayerische Stadtgründung<br />
des 19. Jahrhunderts. 1810 begann<br />
die Anlage der Siedlung „Ulm auf dem<br />
rechten Donauufer“. Die erhaltenen<br />
Anlagen der Bundesfestung, die ab<br />
1842 in Ulm und Neu-Ulm errichtet<br />
wurden, sind noch immer ein markanter<br />
Bestandteil des Stadtbilds.<br />
Der Stadtkern von Neu-Ulm besteht<br />
aus regelmäßig rechteckigen Straßenzügen<br />
zwischen der Donauinsel und<br />
dem Bahnhof. Der Petrusplatz ist die<br />
„gute Stube“ Neu-Ulms. Einen Stein-<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
94<br />
wurf entfernt steht das bedeutendste<br />
Bauwerk Neu-Ulms, die neuromanische<br />
Stadtpfarrkirche St. Johann Baptist.<br />
Östlich davon sieht man das Rathaus<br />
der Stadt, vor dem die Brunnenstele<br />
mit der Plastik „Drei Männer im Boot“<br />
des Neu-Ulmer Bildhauers Edwin<br />
Scharff zum Himmel ragt. Westlich<br />
von St. Johann Baptist findet man<br />
die evangelische Petruskirche: Diese<br />
Garnisonskirche wurde 1867 geweiht.<br />
Vom Donauufer, das den schönsten<br />
Blick auf Ulm gewährt, ist man hier<br />
nirgendwo weit weg. Die Grenze zu<br />
Ulm verläuft in der Mitte des Flusses<br />
und auf der Mitte der Donaubrücke.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Eine außergewöhnliche Kirche<br />
Die katholische Stadtpfarrkirche<br />
St. Johann Baptist ist eine architek-<br />
Das Wahrzeichen<br />
von Neu-Ulm ist<br />
der Wasserturm im<br />
Kollmannspark.<br />
tonische Rarität. Der ursprüngliche<br />
neuromanische Backsteinrohbau entstand<br />
von 1857 bis 1860. Zwischen<br />
1922 und 1927 wurde sie von Kirchenbaumeister<br />
Dominikus Böhm vollständig<br />
umgestaltet. Das lichtdurchflutete<br />
Innere der Kirche gilt als einer der<br />
ersten und auch bedeutendsten Versuche<br />
gotisierend-expressionistischer<br />
Sakralbaukunst. Der Markuslöwe auf<br />
einem Pfeiler vor der Kirche entstand<br />
1926/27.<br />
Zu den Sehenswürdigkeiten Neu-Ulms<br />
zählen aber auch die Überreste der<br />
militärischen Vergangenheit dieser<br />
Garnisonsstadt. Das Memminger Tor<br />
in der Dammstraße, <strong>Teil</strong> der Bundesfestung<br />
Ulm, ist die letzte noch bestehende<br />
Toranlage der Befestigungen,<br />
von denen hier noch der Wall,<br />
der Graben und das Glacis erhalten<br />
sind.<br />
Durch das Memminger Tor erreicht<br />
man die Villenstraße, wo der Neu-<br />
Ulmer Glacis-Stadtpark beginnt. Von<br />
hier aus führt der Weg in den nahen,<br />
1919 entstandenen Kollmannspark.<br />
Dort bekam 1900 ein früheres Pulvermagazin<br />
ein achteckiges Oberteil<br />
sowie eine Kuppel aufgesetzt und<br />
wurde so zum Wasserturm. Er ist das<br />
Wahrzeichen der Stadt. Östlich davon<br />
schließt sich heute das weitläufige<br />
Gelände der Landesgartenschau 2008<br />
an, das mittlerweile zu Wohn- und<br />
Freizeitzwecken genutzt wird.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Von Krautgärten zur Kreisstadt<br />
Wo heute Neu-Ulm liegt, waren einst<br />
die Krautgärten und Schießhäuser von<br />
Ulm. Die ehemalige Freie Reichsstadt<br />
fiel 1810 an Baden-Württemberg, die<br />
Siedlungen am rechten Donauufer kamen<br />
zu Bayern. Der Name „Neuulm“<br />
tauchte erstmalig 1814 auf. Unter<br />
König Ludwig I. von Bayern wurde<br />
die rasch wachsende Stadt in die von<br />
1844 bis 1857 errichtete Bundesfestung<br />
Ulm einbezogen, Neu-Ulm<br />
wurde Garnisonsstadt. 1869 erhielt<br />
Neu-Ulm das Stadtrecht. Heute ist<br />
Neu-Ulm die Kreisstadt des gleichnamigen<br />
Landkreises sowie ein prosperierender<br />
Wirtschaftsstandort mit<br />
über 50 000 Einwohnern, der eng mit<br />
dem Nachbarn Ulm zusammenarbeitet.<br />
Vor allem drei Neu-Ulmer kennt man<br />
auch außerhalb der Stadt: den hier<br />
geborenen Flugpionier Hermann Köhl,<br />
der 1928 als Erster in einem dramatischen<br />
36-Stunden-Flug von Irland<br />
nach Labrador den Atlantik in Ost-<br />
West-Richtung überflog, den Bildhauer<br />
Edwin Scharff und den populären<br />
TV-Entertainer Harald Schmidt.<br />
Museen<br />
Skulpturen und ein Kindermuseum<br />
Das „Edwin Scharff Museum“ in den<br />
Neu-Ulmer Museen am Petrusplatz<br />
ist dem 1887 in Neu-Ulm geborenen<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
95
Bildhauer gewidmet. Neben Ernst Barlach,<br />
Georg Kolbe und Wilhelm Lehmbruck<br />
gehörte Scharff zu den großen<br />
deutschen Bildhauern in der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung<br />
zeigt Skulpturen, Gemälde<br />
und Grafiken Edwin Scharffs, Sonderausstellungen<br />
beleuchten Arbeit und<br />
Werke künstlerischer Wegbegleiter.<br />
Im gleichen Haus befindet sich das<br />
einzige Kinder- und Jugendmuseum<br />
zwischen München und Karlsruhe. ??<br />
????<br />
Essen & Trinken<br />
Ulms feine Küche<br />
Wenn Ulms Besucher besonders<br />
gediegen speisen wollen, wechseln<br />
sie auf die bayerische Seite. Denn<br />
die „Stephan‘s Stuben“ in der Neu-<br />
Ulmer Bahnhofstraße sind ein weithin<br />
bekanntes Feinschmeckerlokal.<br />
Übernachten<br />
Römer-Villa oder First-Class-Hotel<br />
Das „Hotel Römer-Villa“ ist ein kleines<br />
Drei-Sterne-Haus mit 23 Zimmern in<br />
einer Jugendstilvilla im Glacis-Park.<br />
Die Aussicht auf die Stadtsilhouette<br />
von Ulm bietet das moderne Neu-Ulmer<br />
„Mövenpick-Hotel“, das in einem<br />
Park am Donauufer liegt. Auch in den<br />
ländlichen Stadtteilen findet man<br />
empfehlenswerte Übernachtungsmöglichkeiten<br />
wie den „Hotel und Landgasthof<br />
Hirsch“ in Finningen und den<br />
„Landgasthof Meinl“ in Reutti.<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
96<br />
Führungen<br />
Stadterkundung per Bus<br />
Um die anno 1906<br />
zum Großteil abgebrochenen<br />
Mauern<br />
des Neu-Ulmer Parts<br />
der Bundesfestung<br />
Ulm entstanden ausgedehnteParklandschaften<br />
wie der<br />
Glacis-Park.<br />
Bequem mit dem Bus kann man die<br />
bayerisch/baden-württembergische<br />
Doppelstadt Neu-Ulm und Ulm erkunden.<br />
Die Ulm/Neu-Ulm Tourist-<br />
Information bietet diese rund zweistündige<br />
Stadtrundfahrt zu den größten<br />
Sehenswürdigkeiten an.<br />
Umland<br />
Schwäbisches Barock<br />
Der Landkreis Neu-Ulm lockt mit<br />
bayerisch-schwäbischem Barock, beispielsweise<br />
mit dem Kloster Roggenburg.<br />
Der Weg dorthin führt über<br />
die Fuggerstadt Weißenhorn (Reste<br />
der Stadtbefestigungen sowie zwei<br />
Schlösser). Im Neu-Ulmer Stadtteil<br />
Reutti entdeckt man den spätgotischen<br />
Schnitzaltar von St. Margareta.<br />
Der Altar stand einstmals im Ulmer<br />
Münster. Von Neu-Ulm aus ist es mit<br />
dem Auto nur ein Abstecher ins nahe<br />
Legoland Deutschland.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist-Information Ulm/Neu-Ulm<br />
Münsterplatz 50 (Stadthaus)<br />
89073 Ulm<br />
Telefon 07 31/1 61-28 30<br />
Telefax 07 31/1 61-16 41<br />
info@tourismus.ulm.de<br />
www.tourismus.ulm.de<br />
Das Ulmer Münster, das idyllische Fischerviertel und eine Neue Mitte<br />
Ulm: Der höchste Kirchturm der Welt,<br />
gotische Meister und moderne Architektur<br />
Ulm ist der weitaus ältere <strong>Teil</strong> der bayerisch/baden-württembergischen<br />
Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm. 700 000 Touristen besuchen jährlich das Ulmer<br />
Münster, die zweitgrößte Kirche Deutschlands mit dem höchsten Kirchturm<br />
der Welt. Die ganze Altstadt ist voller Sehenswürdigkeiten, Geschichte und<br />
Geschichten – vom idyllischen Fischerviertel bis zu den berühmtesten Söhnen<br />
der Stadt, dem Schneider von Ulm und dem Nobelpreisträger Albert Einstein.<br />
Stadtbild<br />
Alte Stadt und die Neue Mitte<br />
Den Ausdruck „Stadtbild“ kann man<br />
in Ulm wörtlich nehmen: Wer vom<br />
Neu-Ulmer Donauufer aus auf Ulm<br />
schaut oder von hier aus die Stadt<br />
fotografiert, hat die ganze romantische<br />
Schauseite des alten Ulms vor<br />
sich – der alles überragende Turm des<br />
Ulmer Münsters, die Stadtmauer, die<br />
Giebel gotischer Bürgerhäuser und<br />
die Fachwerkfassaden des Fischerviertels,<br />
den schiefen Metzgerturm,<br />
das Dach des gotischen Rathauses<br />
und die Spitze der Glasypyramide der<br />
neuen Stadtbibliothek.<br />
In Ulm führt der Weg unweigerlich<br />
zum zentralen Münsterplatz und zum<br />
Ulmer Münster. Auf dem Weg dorthin<br />
kommt man an einigen der bedeutendsten<br />
Sehenswürdigkeiten von<br />
Ulm vorbei. Das gotische Rathaus<br />
und reichsstädtische Repräsentationsgebäude<br />
wie der „Neue Bau“ und das<br />
Schwörhaus sowie die futuristisch<br />
wirkende Glasfassade der neuen<br />
Stadtbibliothek, das Kornhaus und<br />
das Zeughaus nordöstlich des Münsterplatzes<br />
sind kaum zu übersehen.<br />
Auf dem Münsterplatz bezeugen die<br />
gotische Kirche und das im Jahr 1993<br />
vom amerikanischen Stararchitekten<br />
Richard Meier errichtete Stadthaus<br />
mit seiner strahlend weißen Fassade<br />
architektonisch die große Geschichte<br />
Ulms einerseits und die Zukunftsgewandtheit<br />
der Ulmer von heute andererseits.<br />
Um den höchsten Kirchturm<br />
der Welt entdeckt man die idyllischen<br />
Stadt Ulm<br />
97<br />
Ulm
Gassen mit zahlreichen historischen<br />
Fachwerkbauten. Den zeitgenössischen<br />
Kontrast bildet Ulms Neue<br />
Mitte mit spektakulären Neubauten<br />
weiterer renommierter Architekten<br />
entlang der Neuen Straße.<br />
Zurück zum Rathaus: Von hier aus<br />
fällt das Gelände südlich zur Donau<br />
hin ab. Vorbei an der Staufenmauer<br />
von 1220 führt der Weg in das Viertel<br />
der Fischer und Gerber, wo Fachwerkbauten<br />
wie das „Schiefe Haus“ von<br />
1443, die „Ulmer Münz“ von 1620 und<br />
das Zunfthaus der Schiffleute stehen.<br />
Vom Fischerplätzle aus fuhren Ulmer<br />
Schiffleute ihre Waren und zahllose<br />
deutsche Auswanderer in den sogenannten<br />
Schwabenzügen in ferne<br />
Länder Südosteuropas. Die Kleine<br />
Blau und die Große Blau durchziehen<br />
das Viertel mit den engen Gässchen.<br />
Früher war das Fischerviertel das „Ulm<br />
der kleinen Leute“, heute ist es ein<br />
beliebtes Wohngebiet mit abwechslungsreicher<br />
Gastronomieszene.<br />
Zwischen der Stadtmauer und der<br />
Donau lohnt zudem ein Spaziergang<br />
entlang der Stadtmauerpromenade und<br />
des Donauschwabenufers zwischen<br />
der Oberen Donaubastion und der<br />
Adlerbastei. Von ihrer Mauer sprang<br />
1811 der legendäre „Schneider von<br />
Ulm“ mit seinem Flugapparat, als er<br />
versuchte, über die Donau zu schweben.<br />
Der Flugversuch des Luftfahrtpioniers<br />
Albrecht Ludwig Berblinger<br />
Stadt Ulm<br />
98<br />
Eine außergewöhnlich<br />
reich bemalte<br />
Fassade und eine<br />
astronomische Uhr<br />
sieht man am gotischen<br />
Rathaus. Links<br />
ist die Glaspyramide<br />
der Stadtbibliothek<br />
zu erkennen.<br />
endete in der Donau. Um die Ulmer<br />
Altstadt findet man etliche Gebäude<br />
und Verteidigungsbauten der früheren<br />
Bundesfestung. Die Stadt kann<br />
deshalb heute die größte erhaltene<br />
Festungsanlage Europas aus dem 19.<br />
Jahrhundert präsentieren.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Zweitgrößte Kirche Deutschlands<br />
und ein einzigartiges Rathaus<br />
Nach dem Kölner Dom ist das Ulmer<br />
Münster die zweitgrößte Kirche in<br />
Deutschland. Sie ist 124 Meter lang,<br />
49 Meter breit und 42 Meter hoch.<br />
Sie bot Raum für 20 000 Gläubige,<br />
die früher im Stehen beteten. 1377<br />
begann der Bau, bis 1543 wurde die<br />
heute evangelische Kirche errichtet.<br />
Der Kirchturm, mit exakt 161,53<br />
Metern der höchste der Welt, war da<br />
noch lange nicht fertiggestellt. 1844<br />
wurde die Münsterbauhütte wieder<br />
eröffnet. Und erst 1890 – nach einer<br />
Bauzeit von 513 Jahren – wurde eine<br />
der bedeutendsten Kirchen der Gotik<br />
vollendet. Einige der schönsten und<br />
zugleich kostbarsten Schnitzwerke<br />
Deutschlands (zum Beispiel das Chorgestühl<br />
aus Eichenholz, das wichtige<br />
Männer und Frauen der Antike darstellt)<br />
sind dort zu sehen. Der Choraltar,<br />
das „Weltgericht“, das 26 Meter<br />
hohe Sakramentshaus und Chorfenster<br />
aus dem 15. Jahrhundert locken jährlich<br />
rund 700 000 Besucher ins Ulmer<br />
Jörg Syrlin d. Ä.<br />
schuf das gotische<br />
Chorgestühl des<br />
Ulmer Münsters. Die<br />
aus Eiche geschnitzten<br />
Büsten antiker<br />
Künstler, Gelehrter<br />
und weissagender<br />
Sybillen entstanden<br />
bis 1474.<br />
Münster. Die Orgel mit ihren 100<br />
Registern und 8920 Orgelpfeifen ist<br />
die zweitgrößte Deutschlands. Nach<br />
dem Aufstieg im Hauptturm über 768<br />
Treppenstufen bietet sich aus 141<br />
Metern Höhe bei klarer Sicht der<br />
weite Ausblick auf die Alpenkette<br />
zwischen der bayerischen Zugspitze<br />
und dem Säntis in der Schweiz.<br />
Unter all den anderen Sehenswürdigkeiten<br />
rund um dieses Münster ragt<br />
das nur wenige Schritte entfernte<br />
gotische Rathaus heraus. Es passt zur<br />
Kaufmannsstadt Ulm, dessen Reichtum<br />
im Spätmittelalter sprichwörtlich<br />
wurde, dass man keinen Neubau erstellte,<br />
sondern im Jahr 1419 in ein<br />
1370 erbautes ehemaliges Kaufhaus<br />
einzog.<br />
Das heutige Rathaus entstand durch<br />
mehrere Aus- und Umbauten. Gotische<br />
Ziergiebel und Zierfenster, Eckfresken,<br />
Erker und Huldigungskanzel,<br />
astronomische Uhr und Renaissancearkaden<br />
gestalten diesen von allen<br />
Seiten sehenswerten Bau. Der Giebel<br />
auf der Südseite zeigt das Gemälde<br />
einer „Ulmer Schachtel“: So hießen<br />
jene Donauschiffe, auf denen Kaufund<br />
Schiffleute flussabwärts fuhren.<br />
Diese Giebelseite zeigt außerdem 31<br />
Wappen von Städten und Regionen,<br />
mit denen Ulm Handel trieb. Vor der<br />
Fassade erinnert der Fischkasten (ein<br />
gotischer Brunnen von 1482 mit Ritterfiguren)<br />
daran, dass die Donau die<br />
heimischen Fischer nährte. Im Treppenhaus<br />
des Rathauses hängt eine<br />
Nachbildung des Flugapparats des<br />
„Schneiders von Ulm“.<br />
Die Keimzelle Ulms findet man vom<br />
Rathaus aus durch die angrenzende<br />
Kronengasse im Weinhof, wo das<br />
Schwörhaus über der Königlichen<br />
Pfalz errichtet wurde. Im Schwörhaus<br />
ist das „Haus der Stadtgeschichte“<br />
mit einer sehenswerten Dauerausstellung<br />
beheimatet.<br />
An den berühmtesten Sohn der Stadt,<br />
den Physiker, Schöpfer der Relativitätstheorie<br />
und Nobelpreisträger Albert<br />
Einstein, erinnert das Einstein-<br />
Haus am Kornhausplatz neben dem<br />
namensgebenden Renaissancebau. In<br />
der Bahnhofstraße westlich des Münsterplatzes<br />
findet man das Albert-Einstein-Monument,<br />
mit dem Ulm das<br />
1879 hier geborene Genie ehrt. Der<br />
freche Einsteinbrunnen steht vor dem<br />
Zeughaus, einem Renaissancebau.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Staufer-Pfalz und Donauschiffe<br />
Nach Augsburg und Nürnberg war<br />
Ulm die drittgrößte unter den bedeutenden<br />
Freien Reichsstädten Süddeutschlands.<br />
Dabei ist die Donaustadt<br />
vergleichsweise jung. Erst 854<br />
wurde Ulm als Königspfalz urkundlich<br />
erwähnt. Im 12. Jahrhundert<br />
wurde Ulm der Hauptstützpunkt der<br />
Stadt Ulm<br />
99
Staufer. 1165 erteilte Kaiser Friedrich<br />
Barbarossa das Stadt- und Münzrecht.<br />
1316 wurde die Donaustadt mit einer<br />
Doppelmauer befestigt. Eine Belagerung<br />
führte 1376 dazu, dass eine Kirche<br />
außerhalb der Stadtmauern abgebrochen<br />
und 1377 der Grundstein für<br />
das Ulmer Münster gelegt wurde.<br />
Der Kirchenbau wurde ausschließlich<br />
aus Mitteln der durch Handel und<br />
Donauschifffahrt reich gewordenen<br />
Bürgerschaft bestritten. Das 14. und<br />
15. Jahrhundert war die Blütezeit<br />
Ulms: Die 21 000 Einwohner zählende<br />
Stadt exportierte Barchent, ein Mischgewebe<br />
aus Baumwolle und Leinen,<br />
sowie Erzeugnisse des Buchdrucks.<br />
Auch der Münsterbau zog bedeutende<br />
Künstler an. Als ständiger Versammlungsort<br />
der schwäbischen Reichsstädte<br />
wurde Ulm ab 1376 und noch<br />
einmal seit 1500 auch ein politisches<br />
Zentrum. Drei Städte und 55 Dörfer<br />
zählten zum Ulmer Territorium – im<br />
heutigen Deutschland das zweitgrößte<br />
einer Reichsstadt nach Nürnberg.<br />
Der Schmalkaldische Krieg und die<br />
Eroberung durch Karl V. von Habsburg,<br />
der Dreißigjährige Krieg und<br />
der Spanische Erbfolgekrieg ließen<br />
Ulm verarmen, was zur Auswanderung<br />
der Donauschwaben beitrug.<br />
1570 bis 1897 war die Donauschifffahrt<br />
von Ulm nach Wien ein wichtiger<br />
Wirtschaftszweig der Stadt, die<br />
1802 bayerisch und 1810 (bis heute)<br />
Stadt Ulm<br />
100<br />
Ein Höhepunkt im<br />
Ulmer Museum ist<br />
der 30 000 Jahre alte<br />
Löwenmensch. Diese<br />
Elfenbeinschnitzerei<br />
wurde in einer der<br />
Höhlen der nahen<br />
Schwäbischen Alb<br />
gefunden.<br />
württembergisch wurde. Heute ist<br />
Ulm eine Universitätsstadt mit rund<br />
120 000 Einwohnern.<br />
Museen<br />
Von Schnitzern und Schachteln<br />
Rund 30 000 Jahre alt ist der aus<br />
einem Mammutzahn geschnitzte<br />
Löwenmensch im „Ulmer Museum“.<br />
Die älteste Tier-Mensch-Plastik der<br />
Welt ist ein Höhepunkt der städtischen<br />
Sammlungen für Kunst und<br />
Kunstgeschichte am Marktplatz, die<br />
außerdem die Ulmer Schnitzkunst<br />
der Spätgotik, Ulmer Schränke und<br />
Kunst und Design des 20. Jahrhunderts<br />
zeigen (zum Beispiel Picasso,<br />
Nolde, Marc, Kandinsky und Klee).<br />
2007 kam die Kunsthalle Weishaupt<br />
mit Kunst ab 1945 hinzu. Ein Steg<br />
Buchen & erleben<br />
Ein Wochenende ganz „spatzial“<br />
„ulm spatzial“ heißt ein Wochenende<br />
beim Ulmer Spatz, einem der<br />
Wahrzeichen der Stadt. Die zweibis<br />
viertägigen Pauschalen in der<br />
Doppelstadt Ulm/Neu-Ulm werden<br />
ganzjährig mit Übernachtung in<br />
der Bandbreite von guten bis First-<br />
Class-Hotels angeboten. Bestandteil<br />
des Arrangements ist die Ulm Card<br />
mit vielen besonderen Leistungen<br />
und Angeboten. Weitere Infos bei<br />
der Ulm/Neu-Ulm Tourist-Info.<br />
Ein Übernachtungs-<br />
Superlativ im idyllischen<br />
Fischerviertel:<br />
Das „Schiefe Haus“<br />
wirbt damit, das<br />
schiefste Hotel der<br />
Welt zu sein.<br />
über die Neue Straße verbindet den<br />
Neubau mit dem Ulmer Museum.<br />
Einzigartig ist das Museum der Brotkultur<br />
Ulm, das seit 1955 (und seit<br />
1981 im historischen Salzstadel) die<br />
kultur- und sozialgeschichtliche Bedeutung<br />
des Brots mit Exponaten aus<br />
40 Ländern belegt. Sonderausstellungen<br />
zeigen Hunderte von Objekten,<br />
darunter große Meister wie Breughel<br />
und Rembrandt, Barlach und Kollwitz.<br />
Das Donauschwäbische Zentralmuseum<br />
bezeugt die Geschichte der Donauschwaben<br />
– Auswanderung auf Ulmer<br />
Schachteln, Leben in der Vielvölkerregion<br />
sowie Flucht und Vertreibung<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />
Erlebnis & Event<br />
Ulmer Feste auf der Donau<br />
Die großen Ulmer Festtage binden<br />
die Geschichte dieser Stadt und die<br />
Donau in einzigartiger Weise ein. Der<br />
Schwörmontag, der Ulmer „Nationalfeiertag“,<br />
erinnert an die Stadtverfassung<br />
aus dem Jahr 1397. Er wird<br />
jährlich an jedem vorletzten Montag<br />
des Monats Juli gefeiert. Nach dem<br />
Schwur des Oberbürgermeisters aus<br />
dem Großen Schwörbrief folgt das<br />
„Nabada“ auf der Donau, ein Zug von<br />
Booten, ausgefallenen Wasserfahrzeugen<br />
und Hunderten Schwimmern.<br />
Alle vier bis fünf Jahre findet das<br />
Ulmer Fischerstechen statt. Die 16<br />
Stecherpaare auf Zillen (sie stellen<br />
historische Figuren sowie Ulmer Originale<br />
dar) fechten auf der Donau<br />
ein 90-minütiges Turnier aus. An den<br />
beiden Sonntagen vor dem Schwörmontag<br />
findet ein historischer Umzug<br />
durch Ulm statt. Der „Schneider<br />
von Ulm“, Ulmer Stadtsoldaten, Zunftmeister,<br />
Fischermädchen sowie die<br />
Stecherpaare wirken mit.<br />
Im September zeigen die Donaustädte<br />
Ulm und Neu-Ulm bei der gemeinsamen<br />
„Kulturnacht“ ihre ganze<br />
kulturelle Vielfalt. Im Advent lockt<br />
der Weihnachtsmarkt auf den Ulmer<br />
Münsterplatz.<br />
Essen & Trinken<br />
Im Zunfthaus der Schiffleute<br />
Das Zunfthaus der Schiffleute in der<br />
Fischergasse ist auch wegen seiner<br />
langen Geschichte ein Gastronomie-<br />
tipp. Eine Ulmer Schachtel ist das<br />
Motiv des Auslegers vor dem Restaurant<br />
im Fischerviertel. Das Restaurant<br />
„Zur Forelle“ ist in diesem Viertel das<br />
älteste. Atemberaubend ist die Aussicht<br />
aufs Ulmer Münster im Restaurant<br />
„Bellavista“ in der Neuen Mitte.<br />
Übernachten<br />
Im schiefsten Hotel der Welt<br />
Etwas für Menschen, die sonst schon<br />
alles kennengelernt haben, ist das<br />
kleine „Hotel Schiefes Haus“. Mitten<br />
Stadt Ulm<br />
101
Ulm ehrt seinen berühmtesten Sohn:<br />
Der Albert-Einstein-Brunnen steht vor<br />
dem Zeughaus, sein Geburtshaus in<br />
der Bahnhofstraße.<br />
im idyllischen Fischerviertel bietet<br />
es einen „schrägen Superlativ“ – es<br />
ist das schiefste Hotel der Welt. Das<br />
kleine „Hotel Schmales Haus“ in der<br />
Fischergasse auf der anderen Seite<br />
der beiden Blaukanäle ist ein Tipp in<br />
Sachen Originalität und Romantik.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Der „Luftikuss“, ein Tiergarten<br />
und Schiffe auf der Donau<br />
„Luftikuss“ ist – von Mai bis Juni –<br />
ein Kinder-Vergnügungspark in der<br />
Ulmer Friedrichsau. Dort finden junge<br />
Familien auch den Tiergarten Ulm mit<br />
Aquarium und Tropenhaus. Schiffsrundfahrten<br />
auf der Donau starten<br />
von Mai bis Oktober am Metzgerturm.<br />
Führungen<br />
Von der Stadtführung<br />
bis zur „Weißen Rose“<br />
Stadtführungen mit Ulmer Münster<br />
(oder mit Münster und Altstadt pur)<br />
sind die Renner bei Reisegruppen<br />
und Individualgästen. Doch Ulm bietet<br />
außerdem noch eine ganze Reihe<br />
von Spezial- und Erlebnisführungen:<br />
„Auf den Spuren Albert Einsteins“,<br />
„Frauengeschichte in Ulm“ oder auch<br />
„Die Schildwirtschaften“ sind nur drei<br />
Stadt Ulm<br />
102<br />
Beispiele. Es gibt noch Spezielleres –<br />
für Schulklassen Führungen zur KZ-<br />
Gedenkstätte Oberer Kuhberg oder<br />
zum Thema „Weiße Rose“ und den<br />
in Ulm aufgewachsenen Widerstandskämpfern<br />
Hans und Sophie Scholl.<br />
Lesetipps<br />
Der Schneider von Ulm<br />
„Ulm – liebenswerte Donaustadt“<br />
heißt der Titel eines 84-seitigen<br />
Buchs, das Autor Herbert Dörfler und<br />
Fotograf Reinhold Mayer gestalteten.<br />
Wer mehr Zeit aufbringen kann, sollte<br />
Max Eyths historischen Roman<br />
„Der Schneider von Ulm“ lesen.<br />
Umland<br />
Um Ulm und um Ulm herum…<br />
Der Zungenbrecher „In Ulm und um<br />
Ulm und um Ulm herum“ hat für die<br />
Besucher Ulms besondere Bedeutung.<br />
Auch um die Altstadt herum entdeckt<br />
man hochkarätige Ziele. Im Stadtteil<br />
Wiblingen ist das Kloster Wiblingen<br />
mit seiner barocken Bibliothek ein<br />
„Muss“. Die Landschaft der nahen<br />
Schwäbischen Alb hat es in sich:<br />
Dort liegt der Blautopf, die Quelle<br />
des Flüsschens Blau bei Blaubeuren.<br />
In der Karsthöhle „Hohe Fels“ bei<br />
Schelklingen (20 Kilometer westlich<br />
von Ulm) wurde die älteste Menschenfigur<br />
der Welt entdeckt. In den Höhlen<br />
im nördlich von Ulm gelegenen<br />
Lonetal hat man ebenfalls 30 000<br />
Jahre alte Elfenbeinschnitzereien der<br />
Steinzeitjäger (so auch den Ulmer<br />
„Löwenmenschen“) gefunden.<br />
Auf dem Weg dorthin kann man die<br />
neun Kilometer entfernte Rokokokirche<br />
der Benediktinerabtei Oberelchingen<br />
besichtigen. Auf der Autobahn<br />
A 8 sind die nahen Donaustädte<br />
Leipheim (Schloss) sowie Günzburg<br />
(Altstadt und Legoland) bald erreicht.<br />
Wengengasse<br />
Karlstraße<br />
Zeitblomstraße<br />
Ensinger Straße<br />
Olgastraße<br />
Stern gasse<br />
Ulmergasse<br />
Hirschstraße<br />
Karls-<br />
Neue Straße<br />
Fischergasse<br />
Pfauengasse<br />
plaz<br />
Platzgasse<br />
*<br />
Schwörhaus gasse<br />
Münsterplatz<br />
Sattlergasse<br />
Stadtmauer<br />
Zeitblomstraße<br />
Keplerstraße<br />
Herrenkellergasse<br />
Kronengasse<br />
Unter der Metzig<br />
Hafenbad<br />
Neu-Ulm<br />
Kramgasse<br />
Schützenstraße<br />
Frauenstraße<br />
Kornhausgasse<br />
Hafengasse<br />
Schulhausgasse<br />
Herdbruckerstraße<br />
Olgastraße<br />
Donaustraße<br />
Silcherstraße<br />
Frauenstraße<br />
Bockgasse<br />
Steingasse<br />
Marienstraße Friedenstraße<br />
Petrusplatz<br />
H.-Köhl-Straße<br />
Griesbadgasse<br />
Ulm<br />
Wielandstraße<br />
Schwambergerstraße<br />
Münchner Straße<br />
Augsburger Straße<br />
Donau<br />
Maximilianstraße<br />
Bahnhofstraße<br />
� Ulmer Münster � Stadthaus � Rathaus � Schwörhaus � Staufenmauer<br />
� Schiefes Haus � Fischer- und Gerberviertel � Museum der Brotkultur<br />
� Ulmer Museum � Kunsthalle Weishaupt � Metzgerturm und Stadtmauer<br />
� Adlerbastei � Kornhaus � Zeughaus, Einsteinbrunnen � St. Johann Baptist<br />
Ferienstraßen<br />
Barockstraße, Donauradwanderweg<br />
und eine Jakobspilger-Route<br />
Beim Barockkloster in Ulm-Wiblingen<br />
beginnt die Oberschwäbische Barockstraße,<br />
die zu Klöstern, Kirchen und<br />
Profanbauten im „Himmelreich des<br />
Barock“ zwischen der Donau und dem<br />
Bodensee führt. Ulm ist eine Station<br />
des Donauradwanderwegs, der von<br />
Donaueschingen bis nach Wien und<br />
Budapest zu befahren ist. In Ulm beginnt<br />
auch der Iller-Radwanderweg in<br />
Basteistraße<br />
Richtung <strong>Allgäu</strong>. Über die Stadt führt<br />
außerdem der Jakobsweg zwischen<br />
Nürnberg und dem Bodensee.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist-Information Ulm/Neu-Ulm<br />
Münsterplatz 50 (Stadthaus)<br />
89073 Ulm<br />
Telefon 07 31/1 61-28 30<br />
Telefax 07 31/1 61-16 41<br />
info@tourismus.ulm.de<br />
www.tourismus.ulm.de<br />
Kasernstraße<br />
Ringstraße<br />
Stadt Ulm<br />
103<br />
Berblingerstraße
Weißenhorn<br />
Erinnerungen an die Zeit als Residenzort und an die Habsburger<br />
Weißenhorn: Fuggerstadt mit je zwei<br />
Schlössern, Rathäusern und Stadttoren<br />
Weißenhorn darf sich „Fuggerstadt“ nennen, weil es knapp 300 Jahre lang<br />
im Besitz der reichen Grafen Fugger war. Die Familie hat die Stadt nicht nur<br />
mit zwei Schlössern im Süden der Altstadt geprägt. Noch stärker wird das gut<br />
erhaltene mittelalterliche Stadtbild von den beiden Stadttoren dominiert.<br />
Stadtbild<br />
Ein Stadttor als Wahrzeichen<br />
Auch wenn Weißenhorn seine Stadtmauern<br />
im 19. Jahrhundert abgerissen<br />
hat, hat es sich den mittelalterlichen<br />
Grundriss bewahrt. Wo einst die Stadtmauer<br />
verlief, erstrecken sich Grünanlagen<br />
um das Oval des Altstadtkerns.<br />
Ein Wahrzeichen der Stadt ist<br />
das Obere Tor, das mit dem südlich<br />
benachbarten Neuen Rathaus und dem<br />
nördlich angrenzenden Waaghaus<br />
einen idyllischen Baukomplex bildet.<br />
Hinter dieser Postkartenansicht ragt<br />
der Turm der Stadtpfarrkirche Mariä<br />
Himmelfahrt empor. Sie liegt wie das<br />
Obere Tor und die zwei Weißenhorner<br />
Stadtschlösser beim Kirchplatz, von<br />
dem aus die Hauptstraße am Alten<br />
Rathaus vorbei in leicht gekrümmten<br />
Bogen zum Unteren Tor – dem nördlichen<br />
Abschluss der Altstadt – führt.<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
104<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Zwei Schlösser der reichen Fugger<br />
Die dominierenden Bauten Weißenhorns<br />
stammen jeweils aus der Blütezeit<br />
im 15. und 16. Jahrhundert. Ab<br />
1470 entstanden sowohl das Obere<br />
als auch das Untere Tor. Das Obere<br />
Tor erhielt wohl 1482 sein Vortor mit<br />
zwei massigen Rundtürmen, dahinter<br />
ragt ein quadratischer Torturm auf.<br />
Das Sichtmauerwerk unter dem achtseitigen<br />
Spitzhelm trägt die Wappen<br />
der Habsburger (Doppeladler), der<br />
Fugger und der Stadt (drei Hörner).<br />
Wappen Bayerns und Polens erinnern<br />
an den Bauherrn, Herzog Georg den<br />
Reichen von Bayern-Landshut. Das<br />
Untere Tor wurde vermutlich ab 1527<br />
um zwei weitere Geschosse erhöht,<br />
die nunmehr von Satteldächern, den<br />
Treppengiebeln und einem hölzernen<br />
Glockentürmchen gekrönt werden.<br />
Vier Treppengiebel,<br />
Satteldächer und ein<br />
Glockenturm krönen<br />
das Untere Tor. An<br />
der Nordseite zeigt<br />
ein Fresko die Verleihung<br />
des Stadtrechts<br />
durch Herzog<br />
Ludwig von Bayern-<br />
Landshut anno 1474.<br />
Nach 1460 ließ Jörg von Rechberg das<br />
Alte Schloss errichten. Ein Mittelbau<br />
verbindet es mit dem Neuen Schloss,<br />
das Jakob Fugger der Reiche 1513/14<br />
bauen ließ. Die bis 1871 entstandene<br />
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt<br />
gehört wegen ihrer byzantinischen,<br />
romanischen und gotischen Stilelemente<br />
zu den bedeutendsten Sakralbauten<br />
des Historismus in der Region.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Von der Burgsiedlung zur Stadt<br />
Weißenhorn entwickelte sich ab dem<br />
12. Jahrhundert aus einer Burgsiedlung<br />
zur Stadt, die lang den Herzögen<br />
von Bayern-Landshut gehörte. 1505<br />
fiel sie an König Maximilian I. von<br />
Habsburg, der sie aber 1507 an Jakob<br />
Fugger verkaufte. Ab 1533 entwickelte<br />
sich Weißenhorn zum Fugger‘schen<br />
Residenzort. Die Produkte der Weißenhorner<br />
Weber wurden bis in die Neue<br />
Welt exportiert. Von einer nur kurzen<br />
Unterbrechung abgesehen, gehörte<br />
die Stadt bis 1806 den Fuggern, ehe<br />
sie zu Bayern kam.<br />
Museen<br />
Ins Heimatmuseum im Waaghaus<br />
1534 ließen die Fugger das Woll- und<br />
Waaghaus erbauen. Dort zeigt heute<br />
das „Weißenhorner Heimatmuseum“<br />
Objekte aus hundert Jahren Stadtgeschichte<br />
sowie Sonderausstellungen<br />
zur Historie der Fuggerstadt.<br />
Erlebnis & Event<br />
Historisches Theaterjuwel<br />
Im ehemaligen Fugger‘schen Zehntstadel<br />
entstand das kleine Hoftheater<br />
des Residenzstädtchens. Im „Historischen<br />
Theater“ werden bis heute Konzerte,<br />
Opern und Theater aufgeführt.<br />
Essen & Trinken<br />
Ausgezeichnete Küche<br />
Der „Hotel-Gasthof zum Löwen“ und<br />
„Neumeiers Hirsch“ (Stadtteil Attenhofen)<br />
wurden im Wettbewerb „Bayerische<br />
Küche“ mit Gold prämiert.<br />
Umland<br />
Barock in Kirche und Kloster<br />
Westlich von Weißenhorn begeistert<br />
die Wallfahrtskirche Mariä Geburt in<br />
Witzighausen durch üppige barocke<br />
Ausstattung. Östlich der Stadt liegt<br />
das einstige Prämonstratenserkloster<br />
Roggenburg (Klosterkirche und -museum)<br />
hoch über dem Tal der Biber.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadt Weißenhorn<br />
Memminger Straße 59<br />
89264 Weißenhorn<br />
Telefon 0 73 09/84 54<br />
Telefax 0 73 09/84 50<br />
tourismus@weissenhorn.de<br />
www.weissenhorn.de<br />
Landkreis Neu-Ulm<br />
105
Bad Wörishofen<br />
Zwischen Kurpromenade und Kurpark: Erinnerungen an den „Wasserdoktor“<br />
Bad Wörishofen: Das weltberühmte<br />
Kneipp-Heilbad Nummer eins<br />
In Bad Wörishofen entwickelte Pfarrer Sebastian Kneipp vor mehr als hundert<br />
Jahren sein ganzheitliches Gesundheitskonzept. Heute prägt der Kurbetrieb<br />
die ganze Unterallgäuer Stadt: Kuranwendungen, Kurpromenade, Kurpark<br />
und viele Erinnerungen an den „Wasserdoktor“ lohnen den Weg in die weltberühmte<br />
„Pflegestätte“ der Kneipp‘schen Heilmethode.<br />
Stadtbild<br />
Kneipp hier, Kneipp da<br />
Den Stadtbummel in Bad Wörishofen<br />
beginnt man da, wo Pfarrer Kneipp<br />
wirkte: in der Pfarrkirche St. Justina<br />
an der Hauptstraße. Hier tat der Erfinder<br />
der Kneipp-Kur seinen (geistlichen)<br />
Dienst, im Deckenfresko der<br />
Kirche ist er seit 1932 verewigt, im<br />
Nachbarhaus wohnte und arbeitete<br />
er. Über den Klosterhof geht es zum<br />
gegenüberliegenden mächtigen Vierflügelbau<br />
des Dominikanerinnenklosters<br />
Maria Königin der Engel, wohin<br />
Kneipp 1855 als Beichtvater berufen<br />
worden war. In der Marienkapelle der<br />
Klosterkirche belegt ein Deckenfresko<br />
mit 60 Kräutern das Wirken Kneipps,<br />
eine Gedenktafel an der Fassade weist<br />
auf sein Sterbezimmer hin, und nah<br />
beim Kloster (hier besucht man das<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
106<br />
Kneipp-Museum) findet man eine<br />
Nachbildung des Historischen Badehäuschens<br />
sowie der Historischen<br />
Wandelhalle. Der Städtische Friedhof<br />
(an der St.-Anna-Straße) beherbergt<br />
das Kneipp-Mausoleum.<br />
Nur ein paar Schritte vom Kloster entfernt<br />
verläuft die Kneipp-Straße: Die<br />
elegante Kurpromenade führt zum<br />
Kneipp-Denkmal am Denkmalplatz.<br />
Das „Sebastianum“ (die erste von<br />
Kneipp gegründete Krankenanstalt),<br />
Kurhaus, Kurtheater, Musikpavillon<br />
und die Kneipp-Anlage am Kurgarten<br />
sind nur ein paar Schritte entfernt.<br />
Wenige Fußminuten westlich der Kurpromenade<br />
geht der Weg vorbei am<br />
„Kneippianum“ und am „Familien&-<br />
Kindhaus“ (die frühere Kneippianische<br />
Kinderheilstätte) zum Kurpark –<br />
beide Häuser wurden ebenfalls vom<br />
Wörishofer „Wasserdoktor“ gegründet.<br />
Man stößt dabei immer wieder auf<br />
Erinnerungstafeln für Pfarrer Kneipp.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Vom Kneipp-Denkmal zum Kurpark<br />
Das wuchtige Kneipp-Denkmal am<br />
Denkmalplatz ist wohl ein „Muss“.<br />
St. Justina (spätgotischer Backsteinturm<br />
und ein Stilmix von Barock bis<br />
Neobarock im Innern), das Sebastian-<br />
Kneipp-Museum und vor allem auch<br />
die Klosterkirche Maria Königin der<br />
Engel – ausgestattet von den Rokokomeistern<br />
Dominikus und Johann Baptist<br />
Zimmermann – sollte man sehen.<br />
Am Eingang des 163 000 Quadratmeter<br />
großen Kurparks empfängt der<br />
Kneipp-Brunnen, der älteste Brunnen<br />
in der Kurstadt. Duft- und Aromagarten,<br />
Rosengarten, Jakobsweiher<br />
und die Kneipp-Anlage sowie drei<br />
Kräutergärten im Stil des Mittelalters,<br />
der Renaissance und der Gegenwart<br />
verleiten zum Spazierengehen. Seit<br />
2008 gibt es hier auch ein Natursole-<br />
Freiluftinhalatorium (von April bis<br />
Oktober) und eine OsteoWalk-Station.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Vom Dorf zur Kurstadt<br />
Die Geschichte Bad Wörishofens verlief<br />
ruhig und friedlich. Im 18. Jahrhundert<br />
entwickelte sich ein florierendes<br />
Dominikanerinnenkloster, das<br />
später säkularisiert und 1847 erneut<br />
eingerichtet wurde. 1855 hatte der<br />
Ort gerade tausend Einwohner. Weltruhm<br />
erlangte Wörishofen nach der<br />
Ernennung Sebastian Kneipps zum<br />
Pfarrer im Jahr 1881. Gut zehn Jahre<br />
später waren seine Wasserkuren so erfolgreich,<br />
dass man den Kurbetrieb<br />
organisierte. 1891 zählte man rund<br />
5000 Kurgäste. Das Prädikat „Bad“<br />
wurde dem Ort 1920 verliehen: Erst<br />
seit 1949 ist Bad Wörishofen Stadt.<br />
Ein Spazierweg durch Düfte ermöglicht<br />
der Kräutergarten im Kurpark.<br />
Museen<br />
Ins Kneipp-Museum<br />
Von Mitte Januar bis Mitte November<br />
zeigt das Sebastian-Kneipp-Museum<br />
auch die Orts- und Klostergeschichte.<br />
Doch die meisten kommen wegen<br />
Kneipp sowie der Dokumentation der<br />
Lebensstationen des „Wasserdoktors“<br />
und der Darstellung seiner Therapie.<br />
Erlebnis & Event<br />
Südseelandschaft in der „Therme“<br />
Ende Oktober heißt es „Jazz goes to<br />
Kur“. Ganzjährig lockt die Bad Wörishofener<br />
„Therme“ zum Baden in einer<br />
Südseelandschaft mit wohlig-warmem<br />
Thermalwasser sowie in die im Jahr<br />
<strong>2009</strong> eröffneten 15 Sauna- und Wellnessbereiche<br />
unter der größten zu<br />
öffnenden Echtglaskuppel Europas.<br />
Buchen & erleben<br />
Kneipp zum Kennenlernen<br />
Bad Wörishofen offeriert eine Vielzahl<br />
von Pauschalen – von „Kneipp<br />
zum Kennenlernen“ über eine Radwanderwoche<br />
bis hin zum Thema<br />
„Therme und Wellness“. Im Gastgeberverzeichnis<br />
findet man insgesamt<br />
150 Pauschalangebote – anzufordern<br />
bei der Kurverwaltung.<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
107
Essen & Trinken<br />
Gourmettreffs und die alte Mühle<br />
Bad Wörishofener Gourmettreffs sind<br />
die „Villa Angela“, das „Muschitz“ und<br />
das „Cafe-Restaurant-Hotel Sonnenbüchl“.<br />
Die urige „Katzbrui-Mühle“ (in<br />
einer 1538 erbaute Mühle) im nahen<br />
Apfeltrach verwöhnt mit Hausgemachtem<br />
und fangfrischen Forellen.<br />
Übernachten<br />
Hotels mit vielen Sternen<br />
Die Kurstadt bietet insgesamt drei<br />
5-Sterne-Hotels und etliche Häuser<br />
mit 4-Sternen. Ansonsten findet man<br />
viel Auswahl für jeden Geschmack –<br />
das Gastgeberverzeichnis offeriert<br />
allein 150 Pauschalen.<br />
Kinder- & Familienziele<br />
Zum „<strong>Allgäu</strong> Skyline Park“<br />
„Spannendster Erlebnispark Bayerns“<br />
nennt sich der „<strong>Allgäu</strong> Skyline Park“<br />
in Bad Wörishofen. Zwischen März und<br />
November finden Besucher mit eisernen<br />
Nerven atem(be)raubende Fahrgeschäfte,<br />
aber auch beschaulichere<br />
Fortbewegungsmittel wie ein Dampfkarussell<br />
und eine Kindereisenbahn.<br />
Führungen & Fahrten<br />
Der Weg zu den Düften<br />
Bad Wörishofen bietet sowohl Stadtführungen<br />
als auch Themenwande-<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
108<br />
In der Kurpromenade<br />
von Bad Wörishofen:<br />
Überall in der Unterallgäuer<br />
Kurstadt<br />
stößt man auf die<br />
Spuren von Pfarrer<br />
Kneipp.<br />
rungen. Spezielle Führungen leiten<br />
durch den Duft- und Aromagarten des<br />
Kurparks.<br />
Umland<br />
Klöster, Kirchen, Radelwege<br />
Kulturelle Höhepunkte sind die frühere<br />
Benediktiner-Reichsabtei Irsee mit<br />
ihrer barocken Klosterkirche und Türkheim<br />
(Pfarrkirche, Klöster, Herzogsschloss).<br />
Im Bad Wörishofer Stadtteil<br />
Untergammenried lohnt die Rokokokirche<br />
St. Rasso. Mindelheim ist nur<br />
knapp zehn Kilometer entfernt. Ein<br />
250 Kilometer langes Radwandernetz<br />
führt durch Bad Wörishofens Umland.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Schwäbischen Bäderstraße<br />
Bad Wörishofen ist eine Station der<br />
Schwäbischen Bäderstraße. Seit dem<br />
Kneipp-Jahr 1997 verbinden Kneipp-<br />
Wanderweg und Kneipp-Radweg die<br />
Kneippkurorte Bad Wörishofen, Bad<br />
Grönenbach und Ottobeuren.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Kurverwaltung<br />
Luitpold-Leusser-Platz 2<br />
86825 Bad Wörishofen<br />
Telefon 0 82 47/99 33 55 oder -56<br />
Telefax 0 82 47/99 33 59<br />
info@bad-woerishofen.de<br />
www.bad-woerishofen.de<br />
Der Handel mit Venedig und Indien brachte Geld in die Freie Reichsstadt<br />
Memmingen: Eine Stadt der Kaufleute,<br />
sieben Wahrzeichen und die „Zwölf Artikel“<br />
Fernhandelskaufleute haben die Freie Reichsstadt Memmingen reich gemacht.<br />
Seine frühere Bedeutung erahnt man auf dem zentralen Marktplatz, um den<br />
sich zahlreiche Sehenswürdigkeiten gruppieren. Kirchen, Patrizier- und Bürgerhäuser<br />
und die Reste der Stadtbefestigung machen die Memminger Altstadt zu<br />
einer der besterhaltenen Süddeutschlands. Die 1525 in Memmingen verfassten<br />
„Zwölf Artikel“ sind weltweit die älteste Erklärung der Menschenrechte.<br />
Stadtbild<br />
Immer am Stadtbach lang:<br />
vom Ulmer zum Kempter Tor<br />
Als Besucher kann man sich schwer<br />
tun mit der Orientierung in den teils<br />
engen Gassen der vormaligen Freien<br />
Reichsstadt. Am besten folgt man zunächst<br />
der Unteren und der Oberen<br />
Bachgasse, die den Stadtbach – der<br />
sich durch die ganze Länge der Altstadt<br />
zieht – zwischen dem Marktplatz<br />
und dem Schrannenplatz begleiten.<br />
Am mittelalterlichen Marktplatz, dem<br />
Zentrum der nördlichen Altstadt, sieht<br />
man das Rathaus (ein Bau mit Stilelementen<br />
der Gotik, der Renaissance<br />
und des Rokoko), das langgestreckte,<br />
farbig bemalte Steuerhaus mit seinem<br />
Laubengang und die Großzunft, das<br />
Gesellschaftshaus der reichen Patrizier<br />
Memmingens. Vom Marktplatz aus<br />
schaut man durch die Ulmer Straße<br />
auf das Ulmer Tor, das nördlichste der<br />
erhaltenen Stadttore. Westlich erkennt<br />
man den markanten Turm der evangelischen<br />
Stadtpfarrkirche St. Martin<br />
am Martin-Luther-Platz. An diesem<br />
Platz findet man das Antonierhaus<br />
und den massigen Fuggerbau.<br />
Östlich des Marktplatzes ragt der<br />
zierliche Turm der Kreuzherrnkirche<br />
empor. Südlich folgt man dem Stadtbach<br />
zum Weinmarkt, wo die Fassadenbemalung<br />
des Kramerzunfthauses<br />
davon erzählt, dass dort deutsche<br />
Geschichte geschrieben wurde. 1525<br />
formulierte eine Bauernversammlung<br />
jene „Zwölf Artikel“, die zur „Verfassung“<br />
des Bauernaufstands wurden.<br />
Die Obere Bachgasse führt in Richtung<br />
Memmingen<br />
Stadt Memmingen<br />
109
Süden zum Schrannenplatz, dem Zentrum<br />
der südlichen Altstadt. Von dort<br />
aus geht es zum Stadttheater am<br />
Theaterplatz, zum Siebendächerhaus<br />
am Gerberplatz und zur Frauenkirche<br />
am Frauenkirchplatz.<br />
Folgt man vom Schrannenplatz aus<br />
der Kempter Straße, stößt man auf<br />
das südliche Ende der Altstadt – das<br />
schlanke Kempter Tor mit dem kleinen<br />
Glockentürmchen, das in seiner Form<br />
auch Vorbild für das Ulmer Tor war.<br />
Nördlich und westlich der Stadt sind<br />
insgesamt zwei Kilometer der Stadtmauer,<br />
fünf Tore (neben dem Ulmer<br />
und dem Kempter Tor das Westertor<br />
nahe dem Martin-Luther-Platz, das<br />
Lindauer Tor und das Einlasstor) sowie<br />
fünf Türme erhalten.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Gotische Kirchenbauten und<br />
ein einzigartiges Barockjuwel<br />
Die sieben Wahrzeichen der Stadt<br />
lernt man im Rahmen einer Stadtführung<br />
kennen. Neben der Blauen<br />
Saul (die Ecksäule eines Patrizierhauses<br />
am Marktplatz), dem Siebendächerhaus<br />
am Gerberplatz und der<br />
Wasserkunst im Stadtbach sind dies<br />
die heilige Hildegard und Sagengestalten<br />
wie der Grüne Teufel, der Basilisk<br />
und der „Gaul in der Wiege“.<br />
Schon 1789 nannte ein Chronist die<br />
Martinskirche, die Frauenkirche und<br />
Stadt Memmingen<br />
110<br />
Die Frauenkirche<br />
am Südende der Altstadt<br />
ist vermutlich<br />
die älteste Kirche<br />
Memmingens.<br />
die Kreuzherrnkirche ganz besonders<br />
sehenswert: Die evangelische Pfarrkirche<br />
St. Martin mit ihrem wuchtigen<br />
Turm steht auf ältestem Memminger<br />
Boden. Unter der spätgotischen Kirche<br />
wurden die Relikte eines römischen<br />
Wachturms gefunden. Hauptschmuck<br />
des Inneren sind die Fresken aus dem<br />
15. und 16. Jahrhundert. Das Chorgestühl<br />
zählt zu den bedeutendsten<br />
in Deutschland – es ist ein Werk der<br />
berühmten Memminger Schule um<br />
Ivo Strigel. Der 66 Meter hohe Turm<br />
der Martinskirche, dessen einziger<br />
Außenschmuck das bemalte Zifferblatt<br />
der Turmuhr ist, kann im Rahmen<br />
von Führungen besichtigt werden.<br />
Im Südwesten – am anderen Ende der<br />
Altstadt – liegt die Frauenkirche, die<br />
1258 erstmals erwähnt wurde. Diese<br />
für Schwaben typische Stadtkirche<br />
der Spätgotik (die wohl älteste Memmingens)<br />
wird äußerlich von dem im<br />
14. Jahrhundert errichteten Turm geprägt.<br />
Im Langhaus überraschen bedeutende<br />
spätmittelalterliche Fresken.<br />
Sie zeigen die überlebensgroßen Darstellungen<br />
von Aposteln, Engeln und<br />
Evangelisten, der Klugen und der Törichten<br />
Jungfrauen, Szenen aus dem<br />
Leben Marias an der Turmwand und<br />
einen Weihnachts- und einen Kreuzigungszyklus<br />
in den Vorhallen. Diese<br />
Ausmalungen machen die evangelische<br />
Stadtpfarrkirche zu einem der<br />
bedeutendsten gotischen Kunstdenkmäler<br />
Süddeutschlands.<br />
Das Siebendächerhaus<br />
am Gerberplatz<br />
ist eines der sieben<br />
Wahrzeichen der<br />
Stadt im Unterallgäu.<br />
Als einmaliges Zeugnis barocker Kirchenkunst<br />
und eines der wichtigsten<br />
Baudenkmäler Bayerns gilt der Saal<br />
der Kreuzherrnkirche des 1212 gegründeten,<br />
wenige Schritte vom Rathaus<br />
entfernten Kreuzherrnklosters.<br />
Unter feinstem Wessobrunner Stuck<br />
und den Deckenbildern von Johann<br />
Friedrich Sichelbein finden hier Konzerte<br />
und Ausstellungen statt.<br />
Das reiche Memmingen verkörpert das<br />
Ensemble um den weiten Marktplatz.<br />
Das Rathaus entstand ab 1488, wurde<br />
1589 umgebaut und erhielt 1765<br />
seine heutige barocke Fassade. Das<br />
langgestreckte Steuerhaus wurde 1495<br />
errichtet, erhielt 1705 sein zweites<br />
Stockwerk und 1906/09 die Fassadenmalereien.<br />
Die zunächst 1453 erbaute<br />
ehemalige Großzunft – heute ein<br />
barockes zweigeschossiges Eckhaus –<br />
wurde 1718/19 erneuert. Neben den<br />
vielen Denkmälern der reichen Patrizier<br />
und Kaufherrn steht das Siebendächerhaus,<br />
ein Gerberhaus von 1601<br />
(Lindentorstraße), stellvertretend für<br />
viele sehenswerte Handwerkerhäuser.<br />
An das Memmingen der kleinen Leute<br />
erinnert das liebevoll sanierte ehemalige<br />
Hurenhaus (Weberstraße 54).<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Handel mit Indien und Venezuela<br />
machte das alte Memmingen reich<br />
Römer und Alemannen, Franken und<br />
Welfen besiedelten Memmingen. Un-<br />
ter den Staufern baute die Stadt den<br />
Handel aus. König Rudolf I. von Habsburg<br />
machte Memmingen 1268 zur<br />
Freien Reichsstadt. Vom 14. bis zum<br />
16. Jahrhundert war Memmingen eine<br />
führende süddeutsche Handelsstadt.<br />
Noch vor 1400 waren seine Fernhandelskaufleute<br />
in Venedig vertreten.<br />
Patrizische Handelsgesellschaften<br />
entstanden – die bedeutendste war<br />
die der Familie Vöhlin, die sich mit<br />
den Augsburger Welsern zusammenschloss<br />
und dadurch auch in Indien<br />
und Venezuela handelte. Die Konkurse<br />
zahlreicher Handelsgesellschaften,<br />
die Verlagerung der weltwirtschaftlichen<br />
Zentren sowie die Auswirkungen<br />
des Dreißigjährigen Kriegs, des<br />
Spanischen Erbfolgekriegs und der<br />
Napoleonischen Kriege schwächten<br />
die oberschwäbische Freie Reichsstadt.<br />
Sie kam 1803 zu Bayern.<br />
Buchen & erleben<br />
Memminger Impressionen<br />
800 Jahre Stadtgeschichte, private<br />
Stadtführungen durch die Altstadt<br />
sowie ein Museumspass – mit der<br />
Pauschale „Memminger Impressionen“<br />
erforscht man die Stadt. Zwei<br />
Übernachtungen mit Frühstück im<br />
Doppelzimmer eines Hotels am Rand<br />
der Altstadt gibt es für 112 Euro pro<br />
Person (auch für Gruppen möglich).<br />
Infos bei der Stadtinformation.<br />
Stadt Memmingen<br />
111
Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg<br />
trafen Memmingen schwer. Heute<br />
ist die oberschwäbische Stadt mit<br />
42 000 Einwohnern die fünftgrößte<br />
im bayerischen Schwaben. Vor den<br />
Toren der Stadt liegt der Zivilflughafen<br />
<strong>Allgäu</strong> Airport.<br />
Museen<br />
Ausstellungen in Baudenkmälern<br />
Die Memminger Museen sind auch<br />
äußerlich sehenswerte Baudenkmäler.<br />
Das Stadtmuseum Memmingen (mit<br />
einer Spezialsammlung des Heimatmuseums<br />
von Freudenthal im sudetendeutschen<br />
Altvatergebirge) ist im<br />
Hermansbau bei der Martinskirche<br />
untergebracht. Nur ein paar Schritte<br />
weiter liegt in der Ulmer Straße das<br />
sogenannte Parishaus. Dieses Rokokopalais<br />
des Kaufmanns Anton Friedrich<br />
Paris von 1736 zeigt im sanierten<br />
Innern Reste seiner Originalausstattung<br />
und Wechselausstellungen.<br />
Im aufwendig sanierten Antonierhaus<br />
(Martin-Luther-Platz), heute europaweit<br />
die besterhaltene spätmittelalterliche<br />
Niederlassung des Antoniterordens,<br />
belegt das Antoniter-Museum<br />
die Bedeutung dieses Hospitalordens.<br />
Er behandelte ausschließlich den<br />
Mutterkornbrand, eine im Mittelalter<br />
epidemisch auftretende Roggenvergiftung.<br />
Das gleiche Haus beherbergt<br />
das Strigel-Museum: Es zeigt die Malund<br />
Bildhauerkünste der Memminger<br />
Stadt Memmingen<br />
112<br />
Im Kramerzunfthaus<br />
am Weinmarkt wurde<br />
deutsche Geschichte<br />
geschrieben. 1525<br />
formulierten dort<br />
aufständische Bauern<br />
die „Zwölf Artikel“,<br />
die erste Erklärung<br />
der Menschenrechte.<br />
Künstlerfamilie Strigel und ihres<br />
Umfelds – und damit herausragende<br />
Werke der schwäbischen Spätgotik.<br />
In einem sanierten klassizistischen<br />
Postgebäude von 1901 ist heute die<br />
„MeWo-Kunsthalle“ untergebracht.<br />
Dort werden Wechselausstellungen<br />
mit zeitgenössischer Kunst gezeigt.<br />
In der Kunsthalle ist darüber hinaus<br />
eine umfangreiche Grafiksammlung<br />
zu besichtigen.<br />
Erlebnis & Event<br />
Fischertag und Wallenstein-Spiele<br />
Der Memminger Fischertag entstand<br />
aus der Notwendigkeit, die Stadtbäche<br />
zu reinigen. 1572 wurde das<br />
jährliche Fest erstmals erwähnt. Mehr<br />
als tausend Freizeitfischer springen<br />
an diesem Festtag um 8 Uhr morgens<br />
auf einen Böllerschuss hin in den<br />
Stadtbach. Nach einer halben Stunde<br />
heftigen Fischens mit dem traditionellen<br />
Fischernetz – dem „Bären“ –<br />
sind bis zu 4000 Forellen gefangen.<br />
Fischerkönig wird, wer die schwerste<br />
Forelle ergattert hat. Zwei Tage vor<br />
dem Fest ziehen Memmingens Schulkinder<br />
fantasievoll ausstaffiert in<br />
einem Umzug durch die Stadt.<br />
Alle vier Jahre feiern mehr als 4000<br />
Memminger in historischen Kostümen<br />
ihre Wallenstein-Spiele – die Stadt<br />
wird in die Zeit des Dreißigjährigen<br />
Kriegs zurückversetzt. Mit historischem<br />
Freilichttheater, Reiterspielen,<br />
dem Einzug Wallensteins und dem<br />
originalgetreuen Lagerleben wird das<br />
Jahr 1632 nachgespielt, als der Generalissimus<br />
den Fuggerbau, den Stadtpalast<br />
der reichen Fugger, besetzte.<br />
Essen & Trinken<br />
Eine historische Weinstube<br />
„Zum Goldenen Löwen“ ist die seit<br />
dem 16. Jahrhundert bekannte älteste<br />
Weinstube Memmingens. Kreative<br />
deutsche Küche bietet das „Restaurant<br />
Klösterle“. Modernes Ambiente in alten<br />
Mauern findet man im „Moritz“,<br />
zugleich Restaurant, Café und Bar.<br />
Übernachten<br />
Zentral oder am See<br />
Im „Hotel Weisses Ross“ zeugt ein Gewölbekeller<br />
von der bis ins 15. Jahrhundert<br />
zurückreichenden Historie.<br />
Das „Hotel Falken“ bietet in zentraler<br />
Lage (nicht nur) Radwanderern ein<br />
Bett für die Nacht und einen Abstellplatz<br />
für das Fahrrad. In Buxheim ist<br />
auch Camping am See möglich.<br />
Führungen & Fahrten<br />
Gruselige Führungen für Gruppen<br />
Neben der konventionellen Stadtführung<br />
für Gruppen bietet Memmingen<br />
im Winter für Gruppen „Hexen, Henker<br />
und Gespenster – Gruselführung mit<br />
dem Nachtwächter“ an – ein Rundgang<br />
zu Tragischem und Komischem<br />
aus der Kriminalgeschichte der Stadt.<br />
Den Individualgästen wird von Mai bis<br />
Oktober wöchentlich ein Programm<br />
mit Stadtrundgängen und Themenführungen<br />
geboten.<br />
Lesetipps<br />
Zwei Führer durch Memmingen<br />
„Memmingen – Schlüssel zur Stadt“<br />
heißt ein Taschenbuch von Sabine<br />
Rogg und Christoph Engelhard, das<br />
Das Kempter Tor ist eines von fünf<br />
erhaltenen Memminger Stadttoren.<br />
auf über 140 Seiten auch über versteckte<br />
Seiten der Stadt informiert.<br />
Viele Details zu Stadt und Umland<br />
zeigt auch das über 120 Seiten starke<br />
Taschenbuch „Eine Stunde Zeit für<br />
Memmingen“ (Uli und Walter Braun).<br />
Umland<br />
Drei Höhepunkte ganz nah<br />
Ganz nah liegen die Kartause Buxheim<br />
mit ihrem berühmten Chorgestühl,<br />
die Basilika in Ottobeuren<br />
sowie das erste Freilichtmuseum<br />
Bayerns, das Schwäbische Bauernhofmuseum<br />
Kronburg-Illerbeuren.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Barockstraße<br />
Memmingen liegt an der Oberschwäbischen<br />
Barockstraße – der Saal der<br />
Kreuzherrnkirche ist ein Höhepunkt<br />
dieser Kulturroute.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Stadtinformation<br />
Marktplatz 3<br />
87700 Memmingen<br />
Telefon 0 83 31/8 50-1 72, -1 73<br />
Telefax 0 83 31/8 50-1 78<br />
info@memmingen.de<br />
www.memmingen.de<br />
Stadt Memmingen<br />
113
Mindelheim<br />
Der „Vater der Landsknechte“ und seine Burg prägten Mindelheim<br />
Mindelheim: Der Vater der Landsknechte<br />
und der größte Faschingsnarr der Welt<br />
Überall in Mindelheim stößt man auf Georg I. von Frundsberg – „der Landsknechte<br />
lieben Vater“. Seine Burg schaut auf die Stadt, die ihn am Rathauserker<br />
mit einem Denkmal ehrt. Das historische Frundsbergfest zieht alle drei<br />
Jahre Gäste von weit her in die Altstadt. In Mindelheim findet man aber<br />
auch den vermutlich größten Faschingsnarren der Welt.<br />
Stadtbild<br />
Eine Stadt zwischen drei Toren<br />
Kommt man mit dem Auto über die<br />
Autobahn Landsberg-Memmingen nach<br />
Mindelheim, erkennt man die Mindelburg<br />
schon von weitem. Die Altstadt<br />
von Mindelheim nimmt man dagegen<br />
erst wahr, wenn man beim Oberen<br />
Tor ankommt, wo auch die Stephanskirche<br />
und der Malefizturm, ein ehemaliger<br />
Gefängnisturm, ins Blickfeld<br />
rücken. Durch das Obere Tor führt der<br />
Weg in die Maximilianstraße: In der<br />
Mitte liegt der Marienplatz mit dem<br />
Marienbrunnen, wo man eine Stadterkundung<br />
am besten beginnt.<br />
Kaum zu übersehen ist die braunrote<br />
Neurenaissancefassade des dortigen<br />
Rathauses – das 1897 umgebaute<br />
Weberzunfthaus. Am Rathauserker<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
114<br />
wacht das Standbild Georgs I. von<br />
Frundsberg – des „Vaters der Landsknechte“,<br />
Herrn der Mindelburg und<br />
Siegers in der Schlacht bei Pavia im<br />
Jahr 1525 – über die Stadt.<br />
Vom Marienplatz aus schaut man<br />
durch die Kornstraße in Richtung<br />
Norden auf das quadratische, zinnenbekrönte<br />
Einlasstor. Das dritte erhaltene<br />
Stadttor im Westen der Altstadt<br />
lässt den Verlauf der unregelmäßig<br />
rechteckigen Anlage der ehemaligen<br />
Stadtbefestigung erkennen:<br />
Das Untere Tor könnte beim ersten<br />
Hinsehen als der Kirchturm der angrenzenden<br />
turmlosen Jesuitenkirche<br />
durchgehen.<br />
Neben den meist barocken Bürgerhäusern<br />
an der Maximilianstraße fallen<br />
mehrere kirchliche und klösterliche<br />
Den prominentesten<br />
Besitzer der Mindelburg<br />
hoch über der<br />
Stadt Mindelheim<br />
entdeckt man als<br />
Statue am Rathauserker.<br />
Der Söldnerführer<br />
Georg I. von<br />
Frundsberg wurde<br />
als „Vater der Landsknechte“<br />
populär.<br />
Bauten im Stadtbild auf. Beim Oberen<br />
Tor steht die katholische Stadtpfarrkirche<br />
St. Stephan neben dem Franziskanerinnenkloster<br />
Heilig Kreuz (heute<br />
auch der Sitz des Heimatmuseums)<br />
und der Gruftkapelle. Gegenüber dem<br />
Rathaus steht das ehemalige Heilig-<br />
Geist-Spital, und beim Einlasstor die<br />
ehemalige Silvesterkirche mit dem<br />
48 Meter hohen Kappelturm (heute<br />
der Sitz des Schwäbischen Turmuhrenmuseums).<br />
Beim Unteren Tor stößt<br />
man auf das einstige Jesuitenkolleg<br />
mit der Jesuitenkirche und das Institut<br />
der Maria-Ward-Schwestern.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Eine Burg und viele Kirchen<br />
Der Mittelpunkt der Stadt ist das Rathaus,<br />
das 1658 errichtet wurde. 1897<br />
wurde sein Äußeres umgestaltet, seit<br />
1903 sieht man die überlebensgroße<br />
Statue Georgs I. von Frundsberg am<br />
Südwesterker. Der Sitz der Herren von<br />
Frundsberg war die Mindelburg, die<br />
weithin sichtbar hoch über der Stadt<br />
steht. Die angeblich 1370 von Herzog<br />
Friedrich von Teck erbaute Burganlage<br />
erwarben die Frundsberger 1467 und<br />
besaßen sie bis 1586. Unter Georg I.<br />
von Frundsberg war auch der Habsburgerkaiser<br />
Maximilian I. zu Gast.<br />
Den Frundsbergern des 15. und 16.<br />
Jahrhunderts verdankt die Burganlage<br />
wohl ihr heutiges Erscheinungsbild.<br />
Die im Dreißigjährigen Krieg beschädigte<br />
Burg wurde 1670 erneuert, 1878<br />
um neugotische Bauten erweitert. Die<br />
Außenbesichtigung ist möglich. Der<br />
Aussichtsturm bietet den besten Blick<br />
auf die Stadt (April bis Oktober).<br />
Unter den zahlreichen Kirchen und<br />
Kapellen ragen St. Stephan, die Gruftkapelle<br />
bei St. Stephan, die Jesuitenkirche<br />
Mariä Verkündigung sowie die<br />
Liebfrauenkapelle (westlich der Mindel<br />
außerhalb der Altstadt) heraus. In<br />
der barocken Stephanskirche wurden<br />
1712/13 <strong>Teil</strong>e des spätgotischen Vorgängerbaus<br />
einbezogen. Hier findet<br />
man Tafeln eines Frundsbergaltars<br />
sowie Grabdenkmäler Georgs I. und<br />
Georgs II. von Frundsberg. Die benachbarte<br />
Gruftkapelle ist eine Doppelkapelle:<br />
Aus einem spätgotischen<br />
Beinhaus entstanden um 1700 die<br />
Unterkapelle Maria Schnee und die<br />
Oberkapelle St. Michael.<br />
Die geschwungenen Galerien der einschiffigen<br />
Wandpfeileranlage, elegante<br />
Ziergitter und zarter, in Weiß, Gelb<br />
und Rosa gehaltener Stuck prägen die<br />
Jesuitenkirche Mariä Verkündigung.<br />
Im 17. und 18. Jahrhundert hatten<br />
die Jesuiten die spätgotische Augustinerkirche<br />
vollständig umgebaut und<br />
barockisiert. Ebenfalls im 17. und 18.<br />
Jahrhundert wurde die wohl um 1455<br />
entstandene Liebfrauenkapelle umgebaut,<br />
ihr Inneres im Stil des Barock<br />
umgestaltet. Hier entdeckt man in<br />
einem Schrein von 1645 ein Hochrelief<br />
mit der „Mindelheimer Sippe“.<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
115
Die bedeutende schwäbische Arbeit<br />
wurde um 1510/20 geschaffen.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Ein Vorfahr Winston Churchills<br />
Ursprünglich war Mindelheim vermutlich<br />
eine Siedlung der Alemannen.<br />
1046 wurde der Ort erstmals urkundlich<br />
erwähnt. Die Lage Mindelheims –<br />
seit 1250 Stadt – an der Salzstraße<br />
zwischen Memmingen und München<br />
förderte seine Entwicklung. 1467 erwarben<br />
Ulrich und Hans von Frundsberg<br />
aus Tirol die Herrschaft Mindelheim<br />
und die Mindelburg. Als 1586 der<br />
letzte Frundsberger kinderlos starb,<br />
erbten die Fugger die Herrschaft zu<br />
zwei Dritteln. Ein daraus resultierender<br />
Erbstreit endete damit, dass der<br />
bayerische Herzog Maximilian I. die<br />
Stadt an der Mindel 1616 besetzte.<br />
Während des Spanischen Erbfolgekriegs<br />
unterstand Mindelheim von<br />
1705 bis 1715 John Churchill Herzog<br />
von Marlborough, einem Vorfahren<br />
Winston Churchills, ehe es erneut zu<br />
Bayern kam. 1778 bis 1780 war die<br />
Stadt österreichisch, danach blieb sie<br />
bayerisch. Heute ist Mindelheim die<br />
Kreisstadt das Landkreises Unterallgäu.<br />
Museen<br />
Von Krippen, Textilien und Uhren<br />
Das Heimatmuseum im Kloster Heilig<br />
Kreuz zeigt die Geschichte der Stadt,<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
116<br />
Nördlich des Mindelheimer<br />
Rathauses<br />
steht das Einlasstor<br />
und zeigt den Verlauf<br />
der teilweise<br />
abgerissenen oder<br />
überbauten früheren<br />
Stadtbefestigung.<br />
des Adels, der Bürger und Bauern,<br />
sakrale Kunst, Volkskunst, Hausrat<br />
und Trachten. Das Schwäbische Turmuhrenmuseum<br />
in der Silvesterkirche<br />
stellt 50 funktionsfähige Turmuhren<br />
von 1562 bis 1978, Taschenuhren<br />
und Sonnenuhren aus.<br />
Das frühere Jesuitenkolleg beherbergt<br />
ein Schwerpunktmuseum des Bezirks<br />
Schwaben mit gleich drei Museen.<br />
Das Schwäbische Krippenmuseum<br />
zeigt Weihnachtskrippen und Klosterarbeiten,<br />
das Textilmuseum Mode<br />
ab dem 18. Jahrhundert, Wohnkultur<br />
von 1850 bis 1920 sowie Paramente.<br />
Das Südschwäbische Archäologiemuseum<br />
ist ein Zweigmuseum der<br />
Archäologischen Staatssammlung<br />
in München und widmet sich der Besiedlung<br />
und Kultur Schwabens von<br />
der Eiszeit bis ins frühe Mittelalter.<br />
Erlebnis & Event<br />
Frundsbergfest und Faschingsnarr<br />
In der närrischen Zeit hat Mindelheim<br />
einen Superlativ – den wohl größten<br />
Fachingsnarren der Welt – zu bieten.<br />
Im Jahr 1909 verkleideten einige<br />
Mindelheimer erstmals spaßeshalber<br />
das Obere Tor. Die heute 21 Meter<br />
hohe Turmverkleidung aus bemaltem<br />
Sackleinen stellt den „Durahansl“ –<br />
einen Hanswurst mit blau-gelber<br />
Narrenkappe – dar: Er ist ein Wahrzeichen<br />
Mindelheims und der vermutlich<br />
größte Faschingsnarr der Welt.<br />
Seit mehr als hundert<br />
Jahren ziert der<br />
„Durahansl“ – ein<br />
Hanswurst mit blaugelber<br />
Kappe – in<br />
der Faschingszeit<br />
das Obere Tor. Die<br />
Turmverkleidung ist<br />
21 Meter hoch.<br />
Seit 1936 wird die „Amme“, das weibliche<br />
Pendant des „Durahansl“, an der<br />
Rückseite des Oberen Tors aufgezogen.<br />
Seit dem Jahr 1953 komplettiert die<br />
„Columbine“ an einer Hausfassade das<br />
närrische Dreigestirn. Am „Gumpigen<br />
Donnerstag“ ziehen die menschlichen<br />
Faschingsnarren durch Mindelheim.<br />
Alle drei Jahre feiert Mindelheim zu<br />
Ehren des „Vaters der Landsknechte“<br />
das Frundsbergfest. Im Juni und Juli<br />
ziehen Landsknechtshaufen und ihr<br />
Tross durch die Stadt. Die Mindelburg<br />
ist im Juli Schauplatz des Weinfests.<br />
Unterhalb der Burg findet im August<br />
ein „Mondlicht Open Air“ statt. „Jazz<br />
isch“ heißen die Jazztage im Frühjahr.<br />
In der Weihnachtszeit sieht man in<br />
der Jesuitenkirche die „Mindelheimer<br />
Krippe“ mit 80 barocken Figuren.<br />
Essen & Trinken<br />
Biergarten mit Ausblick<br />
Im Sommer sitzt man gern im Biergarten<br />
des „Restaurant-Café Weberhaus“<br />
in der Mühlgasse – mit Blick<br />
auf die angrenzende Mindel, auf das<br />
Untere Tor und die Jesuitenkirche.<br />
Das Haus bietet ambitionierte Küche.<br />
Übernachten<br />
Zentral mit langer Tradition<br />
Zentraler geht es kaum: Das „Hotel<br />
Alte Post“ (bis 1875 eine Posthaltestelle)<br />
ist bis in das 18. Jahrhundert<br />
belegt. 1796 bewahrte die Posthalterin<br />
Mindelheim vor der Plünderung.<br />
Führungen & Fahrten<br />
Abendführungen mit Nachtwächter<br />
Mindelheim und seine Geschichte<br />
kann man abends bei Rundgängen erkunden.<br />
Ein Nachtwächter führt durch<br />
stille Winkel und in festlich erleuchtete<br />
Kirchen. Von Mai bis Oktober<br />
werden an jedem zweiten und letzten<br />
Samstag im Monat Stadtrundgänge<br />
angeboten (14.30 Uhr, Theaterplatz).<br />
Umland<br />
Der Zedernsaal im Fuggerschloss<br />
Die Wallfahrtskapelle Maria Schnee<br />
im nahen Dörfchen Nassenbeuren ist<br />
ein Barockkleinod. Im Fuggerschloss<br />
Kirchheim staunt man über den berühmten<br />
Zedernsaal. In der benachbarten<br />
Kirche sieht man das Grabmal<br />
mit der lebensgroßen Liegefigur des<br />
Bauherrn Hans Fugger. Bad Wörishofen<br />
ist rund zehn Kilometer entfernt.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist-Information Mindelheim<br />
Maximilianstraße 26/Rathaus<br />
87719 Mindelheim<br />
Telefon 0 82 61/99 15 20<br />
Telefax 0 82 61/99 15 42<br />
touristinfo@mindelheim.de<br />
www.mindelheim.de<br />
Landkreis Unterallgäu<br />
117
Bad Wurzach<br />
Das älteste Moorheilbad der Region ist das Relikt einer Eiszeit<br />
Bad Wurzach: Kuren in der ehemaligen<br />
Residenzstadt eines fürstlichen Hauses<br />
Bad Wurzach ist ein hübsches, übersichtliches Städtchen – und das älteste<br />
Moorheilbad im württembergischen <strong>Allgäu</strong>. Mitten in der Stadt erinnern das<br />
Alte und das Neue Schloss der Wurzacher Linien des Hauses Waldburg daran,<br />
dass hier einmal eine Residenzstadt war. Im Neuen Schloss entdeckt man das<br />
wohl schönste Barocktreppenhaus Oberschwabens.<br />
Stadtbild<br />
Von der Schloß- zur Schulstraße<br />
Übersichtlicher als in Bad Wurzach<br />
kann ein Stadtzentrum kaum sein.<br />
Fast alle für Besucher wesentlichen<br />
Ziele liegen an der Schloßstraße, der<br />
Markt- und der Schulstraße zwischen<br />
dem Spital zum Heiligen Geist und<br />
der Stadtpfarrkirche St. Verena. Der<br />
kaum zu übersehende Mittelpunkt der<br />
Kurstadt ist das Ensemble des Alten<br />
und des Neuen Schlosses. Vor den<br />
beiden Schlössern stehen das Rathaus<br />
und die Mariensäule.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Das schönste Barocktreppenhaus<br />
in Oberschwaben<br />
Die klar gegliederte Anlage des Neuen<br />
Schlosses mitten in Wurzach – eine<br />
Landkreis Ravensburg<br />
118<br />
Dreiflügelanlage mit zwei zur Stadt<br />
hin gelegenen Wachpavillons – ist<br />
in ihren Ausmaßen erstaunlich. Von<br />
1723 bis 1728 ließ Graf Ernst Jakob<br />
von Waldburg-Zeil-Wurzach das Neue<br />
Schloss mit dem zentralen Treppenhaus<br />
errichten: Diese Raumschöpfung<br />
eines unbekannten Meisters gilt wegen<br />
ihrer Stuckornamentik, Balustraden<br />
und Illusionsmalerei als das wohl<br />
schönste barocke Treppenhaus in<br />
Oberschwaben.<br />
Von einem Vorgängerbau – dem Alten<br />
Schloss – sind lediglich noch der 1691<br />
erneuerte Nebenflügel und die 1612<br />
erbaute, 1708/09 neu ausgestattete<br />
Kapelle St. Maria und Georg erhalten.<br />
Ein Grabdenkmal aus Sandstein zeigt<br />
den 1467 verstorbenen Truchsess<br />
Georg I. von Waldburg als überlebensgroße<br />
Standfigur.<br />
Das schönste barocke<br />
Treppenhaus in ganz<br />
Oberschwaben ist im<br />
Neuen Schloss in Bad<br />
Wurzach zu sehen.<br />
Die Stadtpfarrkirche St. Verena, ein<br />
klassizistischer, dreischiffiger Saalbau,<br />
entstand in den Jahren 1775 bis<br />
1777 über einem spätgotischen Vorgängerbau.<br />
In dieser Zeit schuf man<br />
auch die heutige Innenausstattung.<br />
In der Kirche entdeckt man aber eine<br />
Figurengruppe (Gottvater und Christus)<br />
aus der Zeit um 1480/90 sowie<br />
ein Grabdenkmal der 1515 verstorbenen<br />
Truchsessin Helena von Waldburg.<br />
Sie war die Stifterin des benachbarten<br />
einstigen Franziskanerinnenklosters<br />
Maria Rosengarten – und die Mutter<br />
des berühmt-berüchtigten „Bauernjörg“,<br />
der 1525 den Bauernaufstand<br />
in Schwaben blutig niederschlug.<br />
Am Stadtrand von Bad Wurzach liegt<br />
auf dem Gottesberg die Wallfahrtskirche<br />
Heilig Kreuz. Sie wurde 1712<br />
von Graf Ernst Jakob und Gräfin Anna<br />
Ludovica von Waldburg-Zeil-Wurzach<br />
gestiftet und 1718 geweiht. Der Weg<br />
Der Blick auf den<br />
Turm der Stadtpfarrkirche<br />
St. Verena.<br />
auf den Gottesberg lohnt allein schon<br />
wegen der schönen Aussicht auf Bad<br />
Wurzach und die Alpenkette.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Residenzstadt und Moorbad<br />
Erstmals besiedelt wurde Wurzach<br />
während der Karolingerzeit. Von den<br />
damaligen Waldrodungen leitete sich<br />
der Name des Orts ab. Nach den Karolingern<br />
und Welfen beherrschten die<br />
Staufer diese Ortschaft, deren Stadtwappen<br />
ein roter Krebs schmückt –<br />
ein Hinweis darauf, dass in der Ach<br />
lange Zeit Edelkrebse gefischt wurden.<br />
1273 wurde Bad Wurzach erstmals<br />
Stadt genannt. 1333 erhielt es das<br />
Memminger Stadtrecht.<br />
Eine Burg ist in Wurzach seit 1422<br />
belegt. Durch die <strong>Teil</strong>ung des Hauses<br />
Waldburg (1429) kam Wurzach zuerst<br />
an die Linie Waldsee, 1601/06 an die<br />
Landkreis Ravensburg<br />
119
Linie Zeil und 1803 an die fürstliche<br />
Linie Waldburg-Zeil-Wurzach. Das<br />
wohl bekannteste Mitglied der Familie<br />
ist der „Bauernjörg“, Truchsess Georg<br />
III., der 1525 den Aufstand der Bauern<br />
mit drakonischer Härte niederschlug.<br />
In Wurzach trieb er die Aufständischen<br />
mit Kanonen auseinander.<br />
Im 20. Jahrhundert wurde Wurzach<br />
ein friedliches Moorbad, seit 1950<br />
führt die Stadt den Zusatz „Bad“.<br />
Museen<br />
Ein Naturschutzzentrum fürs Moor<br />
Das Naturschutzzentrum kümmert sich<br />
um den Erhalt des Wurzacher Rieds,<br />
Vorträge und Exkursionen informieren<br />
die Gäste des Kurorts. Ausstellungen<br />
im Naturschutzzentrum erklären die<br />
Entstehung, die Funktion, Pflanzenund<br />
Tierwelt dieser nach der Eiszeit<br />
in 20 000 Jahren entstandenen Moorlandschaft.<br />
Das Torfmuseum im Zeiler<br />
Torfwerk bezeugt die harte Arbeit der<br />
Menschen im Wurzacher Ried. Das 16<br />
Quadratkilometer große Naturschutzgebiet,<br />
die größte intakte Hochmoor-<br />
Urlandschaft in Mitteleuropa, erhielt<br />
mehrfach das Europa-Diplom.<br />
Erlebnis & Event<br />
Rathaus-Sturm und Reiterwallfahrt<br />
Zum Ende des Faschings kann man<br />
in Bad Wurzach die typisch alemannische<br />
Fasnet erleben – mit urigen<br />
Holzmasken, dem Sturm aufs Rathaus<br />
und dem Rosenmontagsumzug. Jährlich<br />
im Sommer finden die Residenzkonzerte<br />
im Schloss statt. Bei der<br />
zweitgrößten Reiterprozession Mitteleuropas<br />
ziehen jedes Jahr am zweiten<br />
Freitag im Juli über 1500 Reiter und<br />
tausende Wallfahrer zur Heilig-Kreuz-<br />
Kirche auf dem Gottesberg.<br />
Die klassischen Anwendungen werden<br />
durch eines der jüngsten Thermalbäder<br />
in Baden-Württemberg, die<br />
Landkreis Ravensburg<br />
120<br />
„Gesundheits- und Wellnessoase<br />
Vitalium“, ergänzt. Das Kurprogramm<br />
aus Moor- und medizinischen Bädern,<br />
Bewegungs- und Entspannungstherapie,<br />
Massagen und Lymphdrainagen<br />
wird durch Thermalbaden, Sauna und<br />
Wellness-Anwendungen abgerundet.<br />
Essen & Trinken<br />
Ins Kurhaus im Kurpark<br />
Das Kurhaus am Kurpark bewirtet im<br />
Restaurant und im Café mit eigener<br />
Konditorei. Der gepflegte „Gasthof<br />
Adler“ liegt zentral in der Schloßstraße.<br />
Weitere Auskünfte über das<br />
breite Angebot (auch bei den Übernachtungen)<br />
bei der Kurverwaltung.<br />
Umland<br />
Drei Städte, drei Schlösser<br />
Bad Wurzach liegt zwischen den drei<br />
Städten Memmingen, Leutkirch und<br />
Bad Waldsee. Wer mehr über das Haus<br />
Waldburg-Zeil erfahren will, kann die<br />
drei Schlösser in Zeil, Wolfegg (mit<br />
Kunstsammlungen, Automuseum und<br />
Bauernhofmuseum) und Waldburg<br />
besichtigen. Und der Bodensee ist<br />
hier nur rund 45 Kilometer entfernt.<br />
Ferienstraßen<br />
Baden an der Barockstraße<br />
Bad Wurzach liegt am Kreuzungspunkt<br />
der Oberschwäbischen Barockstraße<br />
und der Schwäbischen Bäderstraße.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Kurverwaltung Bad Wurzach<br />
Mühltorstraße 1<br />
88410 Bad Wurzach/<strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0 75 64/30 21 50<br />
Telefax 0 75 64/30 21 54<br />
info@bad-wurzach.de<br />
www.bad-wurzach.de<br />
Eine mittelalterliche Stadtbefestigung um eine Altstadt mit viel Barock<br />
Isny: Stadttore und Stadtmauern, ein<br />
Schloss und Störche auf dem Rathaus<br />
Isny ist mit 14 500 Einwohnern die kleinste der früheren Freien Reichsstädte<br />
im <strong>Allgäu</strong>. Ein fast vollständig erhaltener mittelalterlicher Mauerring mit<br />
sechs Stadttoren und -türmen umgibt die Altstadt des Heilklimatischen Kurorts.<br />
In den Mauern der Stadt erinnern ein Schloss und eine Bibliothek, eine<br />
Münzwerkstatt und Gefängniskritzeleien an das Leben früherer Stadtbewohner.<br />
Stadtbild<br />
Vom alten Torturm über ein<br />
Residenzschloss zum Rathaus<br />
Isny könnte man als das „Nördlingen<br />
des <strong>Allgäu</strong>s“ bezeichnen. Die nahezu<br />
rundherum erhaltene Stadtbefestigung<br />
zieht sich um das Oval der Altstadt,<br />
deren Visitenkarte das Ensemble um<br />
das im Norden gelegene Wassertor<br />
mit der benachbarten evangelischen<br />
Nikolaikirche und der katholischen<br />
Stadtpfarrkirche St. Georg ist. Gleich<br />
neben St. Georg steht das dreiflügelige,<br />
1631 errichtete Benediktinerkloster,<br />
das 1802 säkularisiert wurde:<br />
Es fiel an die Reichsgrafen von Quadt-<br />
Wykradt und wurde damit zu einer<br />
weltlichen Residenz.<br />
Vom Wassertorturm aus erschließt man<br />
sich die Stadt entweder auf der nach-<br />
folgenden, kerzengeraden Wassertorstraße<br />
in Richtung Rathaus und von<br />
dort durch die Obertorstraße zum<br />
Süden der Altstadt. Oder man spaziert<br />
vom Wassertorturm in Richtung<br />
Westen zur Stadtmauer hinunter –<br />
vorbei am Steuerzahlerbrunnen und<br />
an der Kneipp-Anlage mit Blick auf<br />
das außerhalb der Mauern liegende<br />
Kurhaus – oder innerhalb der Altstadt<br />
bis zum romantischen Espantor.<br />
Vom Espantor sind es übrigens nur<br />
wenige Schritte bis zum Rathaus,<br />
dem aus mehreren Patrizierhäusern<br />
bestehenden Bau am Marktplatz, auf<br />
dessen Dach im Sommer die Störche<br />
brüten. Auf der anderen Seite dieses<br />
zentralen Platzes steht der Blaserturm<br />
aus dem 16. Jahrhundert, der<br />
vermutlich mit einem früheren Rathausbau<br />
verbunden war.<br />
Isny im <strong>Allgäu</strong><br />
Landkreis Ravensburg<br />
121
Sehenswürdigkeiten<br />
Zur Kunst ins Schloss<br />
Die gesamte Altstadt von Isny ist<br />
sehenswert. Beliebte Fotomotive sind<br />
natürlich die Stadttore und -türme,<br />
die Störche und der Steuerzahlerbrunnen.<br />
Kunsthistorisch sind sicherlich<br />
die beiden großen Kirchen und<br />
das Schloss die Höhepunkte. Nach<br />
einem Brand im Jahr 1284 entstand<br />
vier Jahre später die dreischiffige<br />
Basilika, von der heute noch die Umfassungsmauern<br />
des Langhauses der<br />
Nikolaikirche stammen. Die Gotik<br />
bestimmt das Innere dieser Kirche,<br />
über deren Chor man zu einem der<br />
Gleich hinter dem Rathaus von Isny<br />
stößt man auf das romantische<br />
Espantor.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
122<br />
Nur wenige Schritte<br />
vom markanten<br />
Wassertorturm (links)<br />
entfernt steht das<br />
Schloss von Isny, das<br />
frühere Kloster des<br />
Benediktinerordens.<br />
schönsten Räume Isnys, der sogenannten<br />
Predigerbibliothek, gelangt.<br />
Die Bibliothek wurde um 1465 errichtet,<br />
ihre Drucke und Bücher im Lauf<br />
der Jahrhunderte zusammengetragen.<br />
Die Stadtpfarrkirche St. Georg, früher<br />
das Gotteshaus des Benediktinerklosters,<br />
wurde 1631 nach dem großen<br />
Stadtbrand erbaut. Der Hochaltar,<br />
die Seitenaltäre und die Kanzel sind<br />
Werke des Wurzacher Künstlers Johann<br />
J. W. Ruez (1758 bis 1764).<br />
Durch die dreischiffige Hallenkirche<br />
mit auffallend hohen und schlanken<br />
Pfeilern führt der Weg in die Marienkapelle,<br />
in der das Chorgestühl, die<br />
bemalte Kassettendecke und Porträts<br />
der 48 Äbte des Isnyer Klosters zu<br />
sehen sind. Das an die Georgskirche<br />
anschließende Kloster war nach der<br />
Säkularisation anderthalb Jahrhunderte<br />
lang fürstliche Residenz. Heute<br />
lockt das Refektorium – ein heller<br />
Rokokoraum – zu Konzerten in das<br />
Schloss. Malerei und Skulpturen zeigt<br />
die Kunsthalle im Schloss.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Eine Freie Reichsstadt<br />
mit barockem Stadtbild<br />
Noch während des 8. und 9. Jahrhunderts<br />
gehörte eine Siedlung, die<br />
1042 urkundlich als „Villa Ysinensi“<br />
erwähnt wurde, zum Lehensbesitz des<br />
Klosters St. Gallen. Isnys Marktrecht<br />
geht auf 1171 zurück. 1235 wurde<br />
Eine Ausstellung<br />
mit hochwertigen<br />
Replikaten antiker<br />
Skulpturenkunst<br />
zeigt die Kunsthalle<br />
im Schloss.<br />
Isny zur Stadt und wenig später durch<br />
Ablösung alter Rechte der Truchsessen<br />
von Waldburg zur Freien Reichsstadt.<br />
Wie seine Nachbarn blühte Isny<br />
durch den Handel mit qualitätsvoller<br />
Leinwand und deren Export durch<br />
die Ravensburger Handelsgesellschaft<br />
nach Süd- und Westeuropa wirtschaftlich<br />
auf. 1631 zerstörte ein Brand die<br />
Stadt fast völlig, die schon 1646 von<br />
den Schweden geplündert wurde. Sein<br />
barockes Stadtbild erhielt Isny erst im<br />
18. Jahrhundert. 1802 fiel die Freie<br />
Reichsstadt an den Reichsgrafen von<br />
Quadt, vier Jahre später nach einer<br />
neuen bayerisch-württembergischen<br />
Grenzziehung an Württemberg.<br />
Museen<br />
Bücher, Münzen und Kritzeleien<br />
70 mittelalterliche Handschriften,<br />
171 Inkunabeln (Werke aus der Zeit<br />
der Erfindung des Buchdrucks) sowie<br />
Schriften der Reformationszeit – zum<br />
Beispiel Melanchthons und Zwinglis –<br />
werden in der Predigerbibliothek aufbewahrt.<br />
Von Ostern bis zum Reformationstag<br />
finden jeden Mittwoch um<br />
10.30 Uhr Führungen statt. Mit Ausnahme<br />
der Montage zeigt die (an den<br />
Feiertagen immer geöffnete) Kunsthalle<br />
im Schloss neben wechselnden<br />
Ausstellungen und einer Werkschau<br />
des Künstlers Friedrich Hechelmann<br />
60 hochwertige Marmor- und Bronzerepliken<br />
hellenistischer Skulpturen.<br />
Um die Originale zu sehen, müsste<br />
man 15 europäische Museen besuchen.<br />
Im Museum am Mühlturm erfährt man<br />
etliches über das Leben der Bürger in<br />
der Freien Reichsstadt. Das Museum<br />
erklärt, warum man früher vom „blauen<br />
<strong>Allgäu</strong>“ sprach. Eine mittelalterliche<br />
Werkstatt vermittelt die Kunst<br />
des Münz- und Medaillenprägens.<br />
Das Wassertor-Museum befindet sich<br />
im Wassertorturm aus dem 13. Jahrhundert.<br />
Dieser <strong>Teil</strong> der Befestigung<br />
diente nicht nur als Wachturm, sondern<br />
auch als Gefängnis. Bis zu 500<br />
Jahre alte Wandkritzeleien bezeugen<br />
das düstere Schicksal der Gefangenen.<br />
In der Türmerwohnung versetzt die<br />
Aussicht auf die mittelalterliche Stadt<br />
in die Zeiten der Feuersbrünste und<br />
Bauernkriege zurück.<br />
Erlebnis & Event<br />
Schaukäsen und Skispringen<br />
Das Isnyer Kinderfest (jährlich im<br />
Juli) wurde 1620 erstmalig erwähnt.<br />
Im Juli und August finden in Isny<br />
Theater- und Opern-Festivals statt.<br />
Als ganzjähriges Erlebnis lockt die<br />
„Käsküche Isny“ an der Maierhöfener<br />
Straße jeden Freitag um 10.30 Uhr<br />
mit einer Führung. Auf den 15-, 30und<br />
60-Meter-Sprungschanzen trainieren<br />
Skispringer auch in den Sommermonaten<br />
– für Besucher Isnys eine<br />
Attraktion. Eine gemütlichere Art der<br />
Landkreis Ravensburg<br />
123
Beim Kneippbecken außerhalb der<br />
mittelalterlichen Stadtmauern Isnys.<br />
Fortbewegung vermittelt die historische<br />
Isnyer „PostillonTour“, die auf<br />
Wegen von Thurn und Taxis bis nach<br />
Ochsenhausen führt.<br />
Essen & Trinken<br />
Straßencafés mit Storchenblick<br />
Im Sommer verlocken die Straßencafés<br />
entlang der Wassertorstraße<br />
und der Espantorstraße zur Einkehr<br />
mit Blick aufs Stadttor oder das<br />
Storchennest auf dem Rathausdach.<br />
Außerhalb der Stadtmauern verwöhnen<br />
das „Berghotel Jägerhof“ (ein<br />
Fünf-Sterne-Hotel), das „Terrassenhotel<br />
Isnyland“ sowie „Schloss Neutrauchburg“<br />
(beide mit vier Sternen).<br />
Weitere Tipps sind der „Berggasthof<br />
Haldenhof“ sowie der historische<br />
„Gasthof Adler“ im Isnyer Stadtteil<br />
Großholzleute.<br />
Übernachten<br />
Jahrhundertelange Tradition<br />
Das „Hotel Bistro Restaurant Bären“<br />
findet man mitten in der Stadt am<br />
zentralen Marktplatz. Das 23-Betten-<br />
Haus blickt auf eine jahrhundertelange<br />
Tradition zurück: Die Chronik<br />
erzählt, dass 1599 Herzog Friedrich<br />
von Württemberg auf einer Reise<br />
nach Rom im „Schwarzen Bären“<br />
Quartier genommen habe.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
124<br />
Führungen<br />
Durch die Stadtgeschichte<br />
Die Stadtführung „Isny erzählt Geschichte“<br />
startet jeden Samstag um<br />
9.45 Uhr ab Kurhaus (weitere Infos<br />
bei Isny Marketing).<br />
Lesetipp<br />
Bilderbuch einer <strong>Allgäu</strong>er Stadt<br />
„Isny“ heißt ein Bildband, der die<br />
<strong>Allgäu</strong>er Stadt und ihre Stadtteile<br />
auf 144 Seiten mit 221 Abbildungen<br />
vorstellt.<br />
Umland<br />
Eisiges Naturschauspiel<br />
Ein Naturschauspiel ist der Eistobel<br />
sieben Kilometer südlich von Isny. Die<br />
Argen fließt hier durch eine kilometerlange<br />
Schlucht. Direkt vor den Toren<br />
Isnys liegen die Naturschutzgebiete<br />
„Bodenmöser“ und „Taufach-Fetzach-<br />
Moos“ – zwei bedeutende Moorkomplexe.<br />
Von Großholzleute aus wandert<br />
man auf den Schwarzen Grat – er ist<br />
mit 1118 Metern der höchste Gipfel<br />
Württembergs.<br />
Ferienstraße<br />
An der Barockstraße<br />
Die Stadt Isny – sowohl Heilklimatischer<br />
Kurort als auch „DSV Nordic<br />
Aktiv Zentrum“ – liegt an der Oberschwäbischen<br />
Barockstraße.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Isny Marketing GmbH<br />
Büro für Tourismus<br />
Unterer Grabenweg 18<br />
88316 Isny im <strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0 75 62/9 75 63-0<br />
Telefax 0 75 62/9 75 63-14<br />
info@tourismus-isny.de<br />
www.isny.de<br />
Essen und Trinken – von der Gourmetküche zur Westallgäuer Käsestraße<br />
Rieser Gans, Spargel und Käsevielfalt<br />
Hunger und Durst? Die schwäbische Küchenlandschaft ist so vielseitig wie<br />
die (Kultur)Landschaft im bayerischen Schwaben – mittlerweile häufig auf<br />
erfreulich hohem Niveau und mit viel Liebe zu regionaltypischen Produkten.<br />
Das Donauried ist eine Gegend, die<br />
ländlicher kaum sein kann. Auwald,<br />
Wiesen und Äcker, hier und da ein<br />
Bauernhof. Bestenfalls eine Gegend<br />
für eine deftige Brotzeit – denkt<br />
man, bis man im dörflichen Dillinger<br />
Stadtteil Fristingen landet. Auf einem<br />
Wirtshausausleger steht „Storchennest“,<br />
und der Blick auf die Speisekarte<br />
verdeutlicht: Hier geht es zur<br />
Spitzenküche. Wenn man weiß, dass<br />
in der Dillinger Altstadt ein zweiter<br />
Spitzenkoch Gourmets von weit her<br />
anzieht, wird klar: Das bayerische<br />
Schwaben ist zwar noch immer nicht<br />
das Elsass – aber es hat aufgeholt.<br />
Immerhin bewirtet mit dem „August“<br />
in Augsburg eines von nur sechs Zwei-<br />
Sterne-Restaurants bayernweit.<br />
Gepflegte Gastronomie (teilweise in<br />
historischem Rahmen) und schattige<br />
bayerische Biergärten findet man<br />
überall in den Städten im bayerischen<br />
Schwaben. Daneben hat sich eine<br />
Reihe engagierter Köche etabliert,<br />
die auch hohen Ansprüchen genügen<br />
und dabei regionaltypische Produkte<br />
auf die Speisekarten bringen. Lechtallamm,<br />
Rieser Gans, Spargel aus dem<br />
„Wittelsbacher Land“ sowie typisch<br />
Schwäbisches wie Spätzle und Maultaschen<br />
bereichern die feine Küche.<br />
Geschichte oder feines Ambiente<br />
gibt es kostenlos zum Nachtisch: In<br />
Augsburg etwa verwöhnt die „Eckestuben“<br />
mit Fisch und Wild – und<br />
man is(s)t in einer Reihe mit Mozart<br />
und Brecht, Maler Holbein und Ingenieur<br />
Diesel, die hier bereits tafelten.<br />
In Wangen zählen gastronomische<br />
Ziele wie das „Café Walfisch“ (feine<br />
Torten und Pralinen) und der „Fidelisbäck“<br />
(exquisiter Leberkäs) zu den<br />
Anziehungspunkten der Stadt.<br />
Das bayerische Schwaben verbinden<br />
Gäste mit Kuh und Käse – was nicht<br />
ganz falsch ist. Denn das <strong>Allgäu</strong> ist<br />
für seine Käsevielfalt berühmt. Um<br />
Lindenberg besucht man sogar eine<br />
Westallgäuer Käsestraße. Prämierten<br />
Bio-Käse und eine Schaukäserei mit<br />
Produkten aus eigener Herstellung<br />
findet man in Isny, Bio-Käse gibt es<br />
auch in Wangen, das <strong>Allgäu</strong>er Bergbauernmuseum<br />
in Immenstadt-Diepolz<br />
macht die Geschichte des Käses und<br />
Genuss ab Museumsladen erlebbar.<br />
Eines haben alle Städte der Küchenlandschaft<br />
gemeinsam: Hier ist Bierland.<br />
Die regionale Vielfalt vom dunklen<br />
Starkbier bis zum perlenden Weizen<br />
ist groß. Etliche regionale Brauereien<br />
finden ein Auskommen. Was<br />
die Regionen gemeinsam haben: Jede<br />
schwört, dass ihr Bier das beste sei.<br />
Typisch fürs <strong>Allgäu</strong> – ganz viel Käse.<br />
Essen und Trinken<br />
Gastronomie und Genüsse<br />
125
Leutkirch im <strong>Allgäu</strong><br />
Bockturm und Rokokorathaus – Wahrzeichen der einstigen Freien Reichsstadt<br />
Leutkirch: Historischer Stadtkern,<br />
Fürstenschloss und Glasmacherdorf<br />
Die einstige Freie Reichsstadt Leutkirch im <strong>Allgäu</strong> liegt zwischen Kempten,<br />
Memmingen, Bad Wurzach, Isny und Wangen. Man kommt also an Leutkirch<br />
nicht vorbei. In der alten Stadt entdeckt man einen markanten Stadtturm,<br />
ein Rokokorathaus, ein fürstliches Schloss und ein Glasmacherdorf.<br />
Stadtbild<br />
Gänsbühl und Geistliches Viertel<br />
Der märchenhaft wirkende Bockturm<br />
ist der größere der beiden erhaltenen<br />
Türme der früheren Stadtbefestigung.<br />
Der hoch aufragende, rechteckige<br />
Turm führt direkt zum Gänsbühl. Hier<br />
ist das Zentrum der historischen Altstadt,<br />
und dort steht auch das bis<br />
1741 errichtete Rathaus. Der ganz in<br />
Rot gehaltene Verwaltungssitz zählt<br />
zu den eindrucksvollsten barocken<br />
Profanbauten in dieser Gegend. Ein<br />
bauhistorisches Kleinod ist auch das<br />
Gotische Haus aus dem 14. Jahrhundert<br />
(Marktstraße).<br />
Vom Rathaus führt der Weg in Richtung<br />
Süden zum Geistlichen Viertel<br />
der Stadt – mit der Stadtpfarrkirche<br />
St. Martin, dem Pfarrhaus und dem<br />
Alten Kloster. Hinter dem Pfarrhaus<br />
Landkreis Ravensburg<br />
126<br />
steht der Pulverturm, der zweite der<br />
erhaltenen Türme der Stadtmauer.<br />
Folgt man vom Rathaus dem westlichen<br />
Weg über den Marktplatz durch<br />
die Kornhausstraße, stößt man auf<br />
die evangelische Dreifaltigkeitskirche.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Kunstvoller Stuck im Rathaus<br />
Das barocke Rathaus ist ein repräsentativer<br />
zweigeschossiger Walmdachbau<br />
mit einer gewölbten Laube im<br />
Erdgeschoss. Prächtige Stuckdecken<br />
des Wessobrunner Meisters Johannes<br />
Schütz prägen das Innere des Rathauses.<br />
Sein schönster Raum ist der<br />
historische Sitzungssaal, zu dessen<br />
Wirkung nicht nur die reich stuckierte<br />
Decke, sondern auch die Wandtäfelung,<br />
ein Kachelofen, die Türen<br />
mit Messingbeschlägen und der gegliederte<br />
Boden beitragen.<br />
Auf einer Anhöhe<br />
nördlich der Leutkircher<br />
Altstadt<br />
liegt das Schloss des<br />
Fürsten Waldburg-<br />
Zeil. Die Schlosskirche<br />
und der<br />
Rosengarten sind<br />
öffentlich zugänglich.<br />
Die Kirche St. Martin ist ein Neubau<br />
von 1519, von deren Vorgängerbau<br />
(der „Leutekirche“, die der Stadt den<br />
Namen gab) noch der quadratische<br />
Sockel des Kirchturms erhalten ist.<br />
Die evangelische Dreifaltigkeitskirche<br />
war 1613 der erste evangelische Kirchenneubau<br />
der Region. Eine Sehenswürdigkeit<br />
außerhalb der Altstadt ist<br />
das Schlösschen Hummelsberg mit<br />
dem graziösen „Teehäuschen“.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Fünf Jahrhunderte Freie Reichsstadt<br />
Leutkirch blickt in seiner mehr als<br />
1200-jährigen Stadt- und Siedlungsgeschichte<br />
auf Kelten und Alemannen<br />
zurück. 1293 erhielt dieser Ort von<br />
König Adolf von Nassau das Stadtrecht.<br />
Bis 1802 war Leutkirch eine<br />
Freie Reichsstadt. Sie kam erst zu<br />
Bayern, 1810 dann zu Württemberg.<br />
Prächtige Stuckdecken<br />
entdeckt man<br />
im Rokokorathaus<br />
von Leutkirch.<br />
Seit 1974 ist Leutkirch eine Große<br />
Kreisstadt im Landkreis Ravensburg.<br />
Museen<br />
Vom „Bock“ zum Glasmacherdorf<br />
Auf drei Stockwerken ist im „Bock“-<br />
Gebäude das Heimatmuseum untergebracht.<br />
Hier zeigt die Heimatpflege<br />
Leutkirch in ständigen und wechselnden<br />
Ausstellungen die Geschichte der<br />
Stadt und ihrer acht Ortschaften. Die<br />
Galerien im Torhaus und im Kornhaus<br />
präsentieren zeitgenössische Kunst.<br />
Das Glasmuseum Schmidsfelden lässt<br />
im Ambiente des historischen Glasmacherdorfs<br />
die Geschichte der Glasmacherei<br />
im <strong>Allgäu</strong> lebendig werden,<br />
die 1898 zu Ende ging. Glasmacher<br />
Stefan Michaelis zeigt hier jedoch<br />
seine Handwerkskunst. Das Ensemble<br />
des Glasmacherdorfs ist vollständig<br />
erhalten und heute die wichtigste<br />
touristische Attraktion von Leutkirch.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
127
Der Jakobus-Pilgerweg<br />
Wandern zu Städten, Kultur und Natur vom Ries bis ins Westallgäu<br />
Auf den Wegen der Jakobspilger<br />
Von Oettingen im Ries über die Donau und nach Augsburg, durchs <strong>Allgäu</strong> und<br />
über die Bergstadt Lindenberg bis zum Bodensee führt der mit dem Zeichen<br />
der Jakobsmuschel beschilderte „Jakobus-Pilgerweg in Bayerisch-Schwaben“.<br />
Wanderungen auf der Route mittelalterlicher Pilger leiten zu Jakobskirchen<br />
und -kapellen, zu Wallfahrtsorten, romantischen Städten und durch die sie<br />
umgebenden Landschaften. Der Fernwanderweg ist in 16 (über die Ostroute)<br />
oder 18 (über die Westroute) Tagesetappen mit je 20 Kilometern aufgeteilt.<br />
Vom Ries bis zum Bodensee führt<br />
der Jakobus-Pilgerweg auf 305 (Ostroute)<br />
beziehungsweise 345 (Westroute)<br />
Kilometern durch den bayerischen<br />
Regierungsbezirk Schwaben.<br />
Beschildert ist er mit der Jakobsmuschel,<br />
dem Symbol der Pilger. Aus<br />
Richtung Norden wandert man durch<br />
den Landkreis Donau-Ries und die<br />
romantischen Städte Oettingen,<br />
Wemding, Harburg und Donauwörth.<br />
Die nächste Station ist Augsburg, wo<br />
die Jakobervorstadt mit der Jakobskirche,<br />
dem Jakobertorturm und der<br />
Jakoberkirchweih an die mehr als<br />
tausendjährige Tradition der Stadt als<br />
Sammelpunkt der Wallfahrer erinnert.<br />
Eine altbaierische Route durch das<br />
„Wittelsbacher Land“ führt über Friedberg<br />
dorthin.<br />
Nach Augsburg leitet die östliche<br />
Variante des Jakobus-Pilgerwegs über<br />
Bei der Oettinger Jakobskirche steht<br />
diese Skulptur eines Jakobspilgers.<br />
128 Jakobspilger<br />
Bad Wörishofen und die westliche<br />
über Memmingen, bevor sich beide<br />
Strecken in Bad Grönenbach zu einer<br />
gemeinsamen Route wiedervereinen.<br />
Vorbei an Kempten leiten die Schilder<br />
mit der Jakobsmuschel durch das<br />
Oberallgäu und das Westallgäu über<br />
Lindenberg zum „Schwäbischen Meer“.<br />
Im Ries stößt der „Fränkische Jakobus-Pilgerweg“<br />
über Oettingen und<br />
Nördlingen auf den „Jakobus-Pilgerweg<br />
in Bayerisch-Schwaben“. Und der<br />
„Münchner Jakobsweg“ leitet über<br />
Marktoberdorf und Kempten auf die<br />
schwäbische Fernwanderroute.<br />
1987 hatte der Europarat den Pilgerweg<br />
nach Santiago de Compostela<br />
zur ersten europäischen Kulturstraße<br />
gekürt. Die Tradition des Pilgerwegs<br />
reicht bis in das Mittelalter zurück.<br />
Wallfahrtspatron ist Apostel Jakobus<br />
der Ältere: Seine Gebeine sollen an<br />
Spaniens Westküste gelangt sein.<br />
Seit dem 9. Jahrhundert machten<br />
sich deshalb Pilger aus ganz Europa<br />
auf den Weg nach Spanien. Heute<br />
hat man eher nicht mehr genug Zeit,<br />
um zu Fuß (und den ganzen Weg) zu<br />
pilgern. Aber bereits das ein- oder<br />
mehrtägige Wandern auf dem Pilgerweg<br />
entlässt aus der Alltagshektik.<br />
Die jeweils rund 20 Kilometer langen<br />
Tagesetappen lassen Zeit für Sightseeing,<br />
Museumsbesuch, Rast und<br />
Einkehr. Man kann im Süden wie im<br />
Norden beginnen, überall einsteigen,<br />
unterbrechen oder aufhören.<br />
Erlebnis & Event<br />
„Talk im Bock“ und Sommerjazz<br />
Weit über die Grenzen der Stadt hinaus<br />
bekannt ist der „Talk im Bock“.<br />
Jeden Monat kommen „Menschen mit<br />
Geschichten“ zu Wort. Die Gästeliste<br />
liest sich eindrucksvoll – Günther<br />
Schabowski, Michael Stich, Henry<br />
Maske, Frank Elstner, Gabriele Pauli,<br />
Friedrich Nowottny und Philipp Lahm<br />
waren beim „Talk im Bock“ zu Gast.<br />
Von Mai bis September spielen rund<br />
25 Musikgruppen mit 700 Musikanten<br />
jeden Freitagabend auf.<br />
Regional bekannte Musiker gastieren<br />
beim „Leutkircher Open Air Sommerjazz“<br />
im Museumshof. Höhepunkt des<br />
historischen Kinder- und Heimatfests<br />
(seit 1808) im Juli ist ein Umzug<br />
durch die Innenstadt. Kunst, Kultur<br />
und Attraktionen für Jugendliche und<br />
Kinder bietet das Altstadtsommerfestival<br />
im August. In der Festhalle<br />
Leutkirch gastieren Tourneetheater<br />
und Klassik-Ensembles. Der Kulturverein<br />
Larifari lädt zu Kabarettabenden,<br />
Rock-, Blues- und Jazzkonzerten.<br />
Essen & Trinken<br />
Vielfalt ist Trumpf<br />
Die Stadt bietet vielfältige Gastronomie<br />
von heimischen Spezialitäten bis<br />
zu mediterran oder fernöstlich.<br />
Führungen<br />
Die Stadt und das Glasmacherdorf<br />
Die Touristinfo Leutkirch bietet Stadtführungen,<br />
Führungen ins Museum<br />
im „Bock“ sowie Führungen durchs<br />
Glasmacherdorf Schmidsfelden an.<br />
Lesetipps<br />
Leutkirch zwischen Buchdeckeln<br />
„In und um Leutkirch“ heißt ein<br />
1993 erschienenes Buch zur Stadt.<br />
Das Glasmacherdorf Schmidsfelden<br />
gilt als die bedeutendste touristische<br />
Attraktion der Stadt Leutkirch.<br />
Umland<br />
Zum Fürstenschloss Zeil<br />
Schloss Zeil, der privat bewohnte Sitz<br />
des Fürstenhauses von Waldburg-Zeil,<br />
im Leutkircher Stadtteil Zeil ist mit<br />
dem Auto in nur wenigen Minuten erreicht.<br />
Öffentlich zugänglich sind die<br />
mit dem Schloss erbaute Pfarrkirche<br />
und ein Rosengarten mit einer Aussichtsplattform.<br />
Die Städte Bad Wurzach,<br />
Isny und Wangen sind wenige<br />
Autominuten entfernt. Der Bodensee<br />
ist von hier aus ganz nah.<br />
Ferienstraßen<br />
Barockstraße und Radwege<br />
Leutkirch liegt an der Oberschwäbischen<br />
Barockstraße, am Fern-Radwanderweg<br />
Donau – Bodensee und am<br />
Radwanderweg <strong>Allgäu</strong> sowie an der<br />
„Westallgäuer Käsestraße“.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Touristinfo Leutkirch<br />
Marktstraße 32<br />
88299 Leutkirch im <strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0 75 61/87-1 54<br />
Telefax 0 75 61/87-1 86<br />
touristinfo@leutkirch.de<br />
www.leutkirch.de<br />
Landkreis Ravensburg<br />
129
Lindenberg im <strong>Allgäu</strong><br />
Ein armes Bergbauerndorf wurde zum „Klein-Paris“ der Hutmode<br />
Lindenberg: Die Bergstadt im <strong>Allgäu</strong><br />
war einst ein Zentrum der Hutmacherei<br />
„Die Bergstadt im <strong>Allgäu</strong>“ nennt sich der bayerische Luftkurort Lindenberg.<br />
Das ehemalige Hutmacherzentrum – bekannt als „Klein-Paris der Hutmode“ –<br />
liegt 800 Meter hoch und ist von Bergen umgeben. Von hier aus sind es nur<br />
noch wenige Kilometer bis zum „Schwäbischen Meer“.<br />
Stadtbild<br />
Eine Kirche im Mittelpunkt<br />
Lindenbergs Mittelpunkt lässt sich<br />
kaum übersehen: Der neubarocke Bau<br />
der Pfarrkirche St. Peter und Paul mit<br />
seinen Doppeltürmen und der mächtigen<br />
Kuppel über dem Hauptportal<br />
überragt buchstäblich alles. Das Rathaus<br />
am Stadtplatz ist nur wenige<br />
Schritte entfernt. Drum herum zeigt<br />
die Stadt eine bunte Stilmischung<br />
aus allgäutypisch mit Holzschindeln<br />
verkleideten behäbigen Fassaden und<br />
kleinen herrschaftlichen Villen.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Von Kirche zu Kirche<br />
An der ortsbildprägenden Pfarrkirche<br />
St. Peter und Paul, die in den Jahren<br />
1912 bis 1914 entstand, kommt man<br />
schon wegen ihrer Dimensionen nicht<br />
Landkreis Lindau<br />
130<br />
vorbei. Kunsthistorisch bedeutender<br />
aber ist die für den nicht Ortskundigen<br />
leicht zu übersehende alte Pfarrkirche<br />
St. Aurelius.<br />
Geschichte & Geschichten<br />
Das „Klein-Paris der Hutmode“<br />
Wer hätte 857, als zwei Adelige ihre<br />
Besitzung „Lintiberc“ an das Kloster<br />
St. Gallen übertrugen, gedacht, dass<br />
Lindenberg im 18. Jahrhundert zum<br />
„Klein-Paris der Hutmode“ werden<br />
würde? Die für den Ort einstmals so<br />
wichtigen Pferdehändler brachten die<br />
Kunst des Strohhut-Flechtens im 17.<br />
Jahrhundert aus Italien ins <strong>Allgäu</strong>.<br />
Lange dominierten dieses Handwerk<br />
sowie der weltweite Hutexport die<br />
Entwicklung von Lindenberg. Ihren<br />
Höhepunkt erreichte die industrielle<br />
Produktion Anfang des 20. Jahrhun-<br />
derts mit einer Jahresleistung von<br />
acht Millionen Hüten. So gut ging es<br />
den Lindenbergern nicht immer: Seit<br />
1570 unter österreichischer Herrschaft,<br />
litt auch Lindenberg unter der<br />
Pest sowie unter Plünderungen und<br />
Brandschatzungen durch schwedische<br />
Soldaten im Dreißigjährigen Krieg.<br />
1784 wurde Lindenberg zum Markt,<br />
ab 1895 gehörte der Ort zu Bayern.<br />
Seit 1914 ist Lindenberg im Landkreis<br />
Lindau eine Stadt mit heute<br />
11 600 Einwohnern.<br />
Museen<br />
Von Filz- und Strohhüten<br />
In der ehemaligen Strohhutfabrik<br />
„Mercedes“, nur einige Schritte von<br />
der katholischen Pfarrkirche St. Peter<br />
und Paul entfernt, dokumentiert das<br />
Städtische Hutmuseum die Historie<br />
und Produktionstechnik der Hutfabrik,<br />
die sogar Matrosenhüte und Tropenhelme<br />
produzierte. Von Februar bis<br />
Oktober am Mittwoch nachmittags<br />
und am Sonntag vormittags geöffnet.<br />
Erlebnis & Event<br />
Zu Hüten und Käse<br />
Jährlich findet ein „Huttag“ mit Veranstaltungen<br />
rund um die Kopfbedeckung<br />
statt. Eher auf den Magen<br />
zielt jährlich das Käse- und Gourmetfest<br />
mit internationaler Käsemeile. An<br />
diesem Käsemarkt nehmen Rohmilchproduzenten<br />
aus ganz Europa teil.<br />
Essen & Trinken<br />
Löwe und Adler<br />
Das „Gasthaus zum Löwen“ ist eines<br />
der ältesten Häuser in Lindenberg<br />
(mit urigem Ambiente). Im „Gasthof<br />
Goldener Adler“ verwöhnen der Rahmen<br />
sowie die feine Speisekarte mit<br />
regionalen Spezialitäten. Das Restaurant<br />
im „Hotel Waldsee“ bietet eben-<br />
falls Gourmetqualität. Ein Tipp ist<br />
zudem der Biergarten des „Bräuhaus“.<br />
Übernachtung<br />
Ein Hotel am Waldsee<br />
Das „Hotel Waldsee“ liegt auf 761<br />
Metern Höhe direkt am höchstgelegenen<br />
Moorbadesee Deutschlands.<br />
Umland<br />
Wasenmoos und Berggipfel<br />
An den einzigartigen Waldsee<br />
schließt sich ein Naturschutzgebiet<br />
mit einem Moorgebiet – das sogenannte<br />
Wasenmoos – an. Generell<br />
ist Lindenberg von einer traumhaft<br />
schönen Landschaft umgeben. Die<br />
Berge bei Oberstaufen sind ebenso<br />
rund 15 Kilometer weit entfernt wie<br />
der Bodensee. Lohnende Ziele sind<br />
dort die alte Stadt Lindau und die<br />
Orte Wasserburg und Nonnenhorn.<br />
Das historische Zentrum von Weiler<br />
ist von Lindenberg ebenfalls nur ein<br />
paar Kilometer entfernt.<br />
Ferienstraßen<br />
An der Alpenstraße<br />
Lindenberg ist auch eine Station der<br />
Deutschen Alpenstraße. Vor allem ist<br />
Lindenberg jedoch eine Station der<br />
„Westallgäuer Käsestraße“, die hier zu<br />
Käsereien und Sennereien führt. Ihre<br />
„Käsehäppchen“ findet man außer in<br />
Lindenberg in Orten wie Weiler, Stiefenhofen,<br />
Grünenbach und Gestratz.<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Tourist Information – Gästeamt<br />
Stadtplatz 1<br />
88161 Lindenberg i. <strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0 83 81/8 03-28<br />
Telefax 0 83 81/8 03-88<br />
touristinformation@lindenberg.de<br />
www.lindenberg.de<br />
Landkreis Lindau<br />
131
Wangen im <strong>Allgäu</strong><br />
Historische Bauten, witzige Brunnen und eine Museumsmeile<br />
Wangen: Die Brunnenstadt mit einem der<br />
schönsten Straßenzüge Süddeutschlands<br />
„In Wange bleibt man hange“ sagt ein Sprichwort. Wer hierher kommt, muss<br />
damit rechnen, dass er länger bleibt als gedacht. Zahlreiche historische<br />
Gebäude und etliche Brunnen, lauschige Gassen und stille Winkel lohnen das<br />
Bleiben. Die Altstadt des Luftkurorts Wangen ist sogar in der mit historischen<br />
Stadtbildern gesegneten Region zwischen Ries und Alpen ein Höhepunkt.<br />
Stadtbild<br />
Zwischen den Stadttoren<br />
Wangen ist ein „großes Geschichtsbuch“.<br />
Den Stadtkern erschließt man<br />
sich als Neuling deshalb am besten<br />
methodisch – zum Beispiel ab dem<br />
idyllischen Ravensburger Tor im Norden<br />
der Stadt. Von hier aus führt die<br />
Herrenstraße mit einigen der schönsten<br />
Häuser Wangens zum Marktplatz.<br />
Gleich neben dem im Stil der Renaissance<br />
verzierten Stadttor steht zum<br />
Beispiel das Ritterhaus (ein Kanzleigebäude<br />
des Bezirks <strong>Allgäu</strong>-Bodensee<br />
von 1789) mit einem sehenswerten<br />
Portal und einer beachtenswerten<br />
Fassade. Gleich am Beginn der Herrenstraße<br />
stößt man zudem auf den<br />
Adler- und den Marienbrunnen und<br />
damit auf eine weitere Wangener<br />
Landkreis Ravensburg<br />
132<br />
Besonderheit: Ein Dutzend historischer<br />
und witziger moderner Brunnen<br />
ziert hier Straßen und Plätze. Durch<br />
die Herrenstraße – sie zählt mit ihren<br />
teilweise gotischen Giebeln zu<br />
den schönsten Straßen Süddeutschlands<br />
– führt der Weg zum Marktplatz<br />
und einem Ensemble mit Rathaus,<br />
St.-Martins-Kirche, Pfaffenturm<br />
und Hinderofenhaus (ein massiger<br />
Renaissancebau mit schlichter Fassade,<br />
markantem Erker und Innenhof).<br />
Die barocke Vorderfront des Rathauses<br />
schaut auf das gotische, im Stil der<br />
Renaissance bemalte St.-Martins-Tor.<br />
Durch das „Ratloch“, ein Mauerdurchgang<br />
unterm Pfaffenturm, führt der<br />
Weg zur mittelalterlichen Rückseite<br />
des Rathauses und in die Unterstadt.<br />
Über die Spitalstraße kommt man so<br />
zum Kornhaus, zur Spitalkirche und<br />
Prächtiges Ensemble<br />
am zentralen Marktplatz:<br />
Martinskirche,<br />
Rathaus, Pfaffenturm<br />
und das Hinderofenhaus<br />
(von rechts<br />
nach links).<br />
zum Heilig-Geist-Spital sowie zu den<br />
Museen zwischen der Eselmühle und<br />
dem Pulverturm.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Alte Bauten, moderne Brunnen<br />
Die Wangener Altstadt steht seit Jahrzehnten<br />
unter Ensembleschutz und<br />
wird mit jeder Sanierung schöner. Das<br />
auch Liebfrauentor genannte Ravensburger<br />
Tor und das St.-Martins-Tor<br />
mit ihren bunten Fresken sollte man<br />
von beiden Seiten ansehen. Geschichte<br />
und Geschichten erzählen etliche<br />
der Hausfassaden: in der nach einem<br />
Brand ab 1539 entstandenen Herrenstraße<br />
zum Beispiel die vom Überfall<br />
des Truchsess von Waldburg auf die<br />
Stadt, und in der Schmiedstraße die<br />
von der Durchreise der Kaiserin Marie-<br />
Louise, der Gattin Kaiser Napoleons.<br />
In der Paradiesstraße zeigt ein Fresko<br />
die Geschichte von Jona und dem Wal,<br />
wobei der Prophet barfuß verschluckt<br />
und wundersamerweise mit Stiefeln<br />
an den Füßen ausgespuckt wird.<br />
Auch der Blick in die im Kern romanische<br />
St.-Martins-Kirche, eine gotische<br />
Rundpfeilerhalle (mit Kunstwerken<br />
verschiedenster Stilepochen), oder in<br />
die Kirche der Unterstadt, die spätbarocke<br />
Spitalkirche, lohnt. Kunsthistorisch<br />
herausragend aber ist die<br />
äußerlich wenig aufsehenerregende –<br />
außerhalb der Altstadt hinter dem St.-<br />
Martins-Tor gelegene – Rochuskapelle<br />
(Besichtigung bei Führungen möglich).<br />
Das Innere wurde kostbar ausgestattet.<br />
Die gewölbte, in Feldern aufgeteilte,<br />
bemalte Holzdecke von 1598<br />
erzählt auf 66 Tafeln als Bilderbibel<br />
das Leben und Wirken von Jesus und<br />
der Aposteln. 15 geschnitzte Rosenkranzmedaillons<br />
(von 1622) zählen<br />
wie das Wandkruzifix von 1593 zur<br />
Ausstattung.<br />
Das schönste Bauwerk Wangens ist<br />
das Rathaus, dessen barocke Fassade<br />
von der vergoldeten Kopie des Habsburger<br />
Doppeladlers gekrönt wird.<br />
Das Innere lernt man bei Stadtführungen<br />
kennen – etwa das barocke<br />
Treppenhaus und den Ratssaal, in<br />
dem Romanik, Gotik und Barock ihre<br />
Spuren hinterlassen haben. Eine 1973<br />
entdeckte spätromanische Fensternische<br />
mit dem um 1200 geschaffenen<br />
spätromanischen Kreuz sowie<br />
das Gemälde mit der Stadtansicht<br />
aus dem Jahr 1611 sind Höhepunkte<br />
einer Rathausführung.<br />
Ein Kapitel für sich sind die Brunnen<br />
von Wangen. Vor allem die modernen<br />
Figurenbrunnen, besonders das „Denkmal<br />
für den verdruckten <strong>Allgäu</strong>er“,<br />
der Amtsschimmelbrunnen, der Eselbrunnen<br />
und der Antoniusbrunnen<br />
sind häufig fotografierte Motive. Der<br />
kleine Führer „Rundgang durch die<br />
Altstadt“ erklärt neben den anderen<br />
Sehenswürdigkeiten Wangens auch<br />
seine Brunnen und Skulpturen.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
133
Geschichte & Geschichten<br />
Blüte im 15. und 16. Jahrhundert<br />
„Wangun“ wurde 815 erstmals urkundlich<br />
erwähnt. Der Habsburgerkönig<br />
Rudolf I. von Habsburg verlieh der<br />
Stadt 1281 die Rechte einer Freien<br />
Reichsstadt. Wangen erlebte im 15.<br />
und 16. Jahrhundert seine Blüte: Die<br />
von Flachsbauern gelieferten Rohstoffe<br />
wurden von Leinenwebern verarbeitet<br />
und von ortsansässigen Kaufleuten<br />
bis nach Spanien exportiert.<br />
Die Pest und mehrere Plünderungen<br />
während des Dreißigjährigen Kriegs<br />
durch die Schweden machten dieser<br />
Epoche allerdings ein Ende. 1802<br />
fiel die einstige Freie Reichsstadt an<br />
Das witzige Wangener „Denkmal<br />
für den verdruckten <strong>Allgäu</strong>er“.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
134<br />
Das St.-Martins-Tor<br />
mit dem Turm der<br />
Martinskirche im<br />
Hintergrund: Dazwischen<br />
liegt die<br />
Paradiesstraße mit<br />
dem Fidelisbäck und<br />
dem Café Walfisch.<br />
Bayern. 1810 kam Wangen zu Württemberg.<br />
Mit über 20 000 Einwohnern<br />
ist Wangen heute die zweitgrößte<br />
Stadt im Landkreis Ravensburg.<br />
Museen<br />
Museumsmeile und Badstube<br />
Die Eselmühle am Ende der Spitalstraße<br />
und der um 1400 errichtete,<br />
1596 umgebaute Pulverturm wären<br />
an und für sich bereits sehenswert.<br />
Hier ist in den letzten Jahrzehnten<br />
außerdem eine kleine Museumsmeile<br />
entstanden. Die Eselmühle beherbergt<br />
nicht nur das Heimatmuseum der<br />
Stadt, sondern auch ein „Museum für<br />
mechanische Musikinstrumente“ und<br />
das Käsereimuseum. Über den Wehrgang<br />
der Stadtmauer an der Oberen<br />
Argen geht es ins Deutsche Eichendorff-Museum<br />
und ins Gustav-Freytag-Museum.<br />
Die Museumsdruckerei<br />
schließt sich mit der originalgetreu<br />
eingerichteten Buchdruckerei an.<br />
Danach führt der Weg weiter in die<br />
benachbarte Historische Badstube.<br />
In dem 1589 erbauten Haus wurde<br />
bei Grabungen eine fast komplette<br />
Badstube aus dem Jahr 1589 gefunden,<br />
später wurde eine weitere, um<br />
180 Jahre ältere Einrichtung entdeckt.<br />
Die mittelalterliche Badhauseinrichtung<br />
unter dem auf vier Rundsäulen<br />
ruhenden Kreuzgewölbe stellt<br />
das Bade- und Gesundheitswesen der<br />
Zeit – vom öffentlichen Badezuber<br />
In der Herrenstraße,<br />
einem der schönsten<br />
Straßenzüge in Süddeutschland.<br />
bis zur Arbeit des Baders – anschaulich<br />
dar. Im Obergeschoss ist die<br />
Städtische Galerie in der Badstube,<br />
die Wechselausstellungen zeigt.<br />
Zehn Kilometer außerhalb der Altstadt<br />
wurde im Stadtteil Leupolz das<br />
„Museum für ländliches Kulturgut“ im<br />
Dorfstadel eröffnet. Es zeigt – verteilt<br />
über vier Stockwerke und tausend<br />
Quadratmeter Fläche – neben Geräten<br />
aus Landwirtschaft und Handwerk<br />
auch eine alte Dorfschmiede.<br />
Erlebnis & Event<br />
Vom Narrensprung zum Radrennen<br />
Alemannische Fasnacht erlebt man<br />
jährlich beim „Großen Narrensprung“<br />
am Rosenmontag. Der September<br />
gehört dem Radsport: Dann finden<br />
sowohl die Rad-Tourenfahrt „Oberschwäbische<br />
Barockstraße“ als auch<br />
das Rad-Kriterium um das „Goldene<br />
Rad“ von Wangen statt. An allen vier<br />
Adventssamstagen findet der Wangener<br />
Weihnachts- und Kunsthandwerksmarkt<br />
statt.<br />
Essen & Trinken<br />
Zu Fidelisbäck und Café Walfisch<br />
Im Sommer ist die gesamte Herrenstraße<br />
voller Freiluftgastronomie –<br />
zum Beispiel vor dem „Hinderofen-<br />
Café“ im Hinderofenhaus. Draußen<br />
wie drinnen verwöhnt auch das „Café<br />
Walfisch“ in der Paradiesstraße. Der<br />
benachbarte „Fidelisbäck“ offeriert<br />
Leberkäs, frische Laugenhörnle und<br />
„Wangener Seelen“ als Spezialitäten.<br />
Kleine Speisen bietet die historische<br />
Weinstube „Zum Kornhausmeister“.<br />
Übernachten<br />
Romantisch in der Herrenstraße<br />
Gleich hinter dem Rathaus bietet das<br />
„Romantikhotel Alte Post“ familiäre<br />
Atmosphäre. „Schwäbische Gastlichkeit<br />
mitten in der Natur“ verspricht<br />
der „Waldgasthof Zum Hirschen“ im<br />
Stadtteil Neuravensburg.<br />
Führungen<br />
Paradiesische Spuren<br />
Das Gästeamt bietet ganzjährig jeweils<br />
donnerstags um 15.30 Uhr eine<br />
Stadtführung an. Von Mai bis Oktober<br />
leitet jeweils samstags (10.30 Uhr)<br />
die Führung „Auf den Spuren ins<br />
Paradies“ auch in die Rochuskapelle.<br />
Buchen & erleben<br />
Wochenende in Wangen<br />
Die Stadt kann man im Rahmen<br />
einer Pauschale „Wangen genießen“<br />
mit zwei Übernachtungen, einer geführten<br />
Stadtbesichtigung und einer<br />
Vesper im „Fidelisbäck“ kennenlernen.<br />
Diese Pauschale wird ganzjährig<br />
angeboten. Mehr Informationen<br />
erhält man beim Gästeamt.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
135
Bahnhofstraße<br />
136<br />
Poststraße<br />
Gegenbaustraße<br />
Klosterbergstraß<br />
Braugasse<br />
Frauentorplatz<br />
Paradiesstraße<br />
Herrenstraße<br />
Marktplatz<br />
Im Kellhof<br />
Am Metzigbach<br />
Brotlaube<br />
Webergass<br />
Zunfthausgasse<br />
Schmiedstraße<br />
Knöpflegasse<br />
Spitalstraße<br />
Hafnergasse<br />
Postplatz<br />
Saumarkt<br />
Georgentorgasse<br />
Bindstraß<br />
Kornhausgasse<br />
Auskunft & Prospekte<br />
Gästeamt Wangen<br />
Tourist-Information<br />
Bindstraße 10<br />
88239 Wangen im <strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0 75 22/74-2 11<br />
Telefax 0 75 22/74-2 14<br />
tourist@wangen.de<br />
www.wangen.de<br />
BuchwegSt.-Gallus-Brücke<br />
Eselberg<br />
Gerbergäßle<br />
Lange Gasse<br />
Peterstorplatz<br />
� Rathaus � Pfaffenturm � Hinderofenhaus � St.-Martins-Kirche<br />
� Ritterhaus � Frauentor � St.-Martins-Tor � Kornhaus � Eselmühle<br />
� Pulverturm � Heilig-Geist-Spital � Spitalkirche � St.-Rochus-Kapelle<br />
Lesetipps<br />
Kunstführer durch Wangen<br />
„Wangen im <strong>Allgäu</strong>“ ist der Titel<br />
eines Kunstführers. Otto Beck stellt<br />
darin auf rund 80 Seiten die Stadtgeschichte<br />
und Sehenswürdigkeiten<br />
von Wangen reich bebildert vor. Das<br />
Buch ist bundesweit im Handel erhältlich<br />
und kostet 14,90 Euro.<br />
Umland<br />
Burgruine, Barock und Bodensee<br />
Im Stadtteil Neuravensburg entdeckt<br />
man die gleichnamige Burgruine. Das<br />
Deutschordensschloss in Achberg<br />
zeigt herausragende barocke Stuckarbeiten.<br />
Isny und Leutkirch sind mit<br />
dem Auto schnell erreicht und auch<br />
der Bodensee (mit Lindau, Wasserburg<br />
und Nonnenhorn) ist nah.<br />
Landkreis Ravensburg<br />
Bindstraße<br />
Ferienstraßen<br />
An der Barockstraße<br />
Lange Gasse<br />
Am Argenufer<br />
Argen<br />
Am Argenufer<br />
Der baden-württembergische Luftkurort<br />
Wangen ist einer der Höhepunkte<br />
an der Oberschwäbischen<br />
Barockstraße. Die Stadt ist außerdem<br />
eine Station an der Haupt- und Ostroute<br />
des Radwanderwegs Donau-<br />
Bodensee.<br />
Bummel durch die Stadtgeschichte<br />
Die zauberhafte Füssener Altstadt lädt zu Zeitreisen in die mehr als 700jährige<br />
Stadtgeschichte ein. Führungen starten jeweils samstags um 09:30 Uhr an der Tourist<br />
Information Füssen. Man kann aber auch das eigene Handy als Stadtführer nutzen<br />
und an 12 gekennzeichneten Standorten Informationen und Geschichten zu Gebäuden<br />
und Plätzen der Altstadt abrufen.<br />
Logenplätze für die große Aussicht<br />
Füssen liegt im Zentrum der Burgenregion Ostallgäu – Außerfern. Die Burgruinen<br />
Hopfen, Eisenberg, Hohenfreyberg, Falkenstein und das Burgenensemble Ehrenberg<br />
locken nicht nur Mittelalterfans, sondern bieten alle einen grandiosen Panoramablick<br />
auf die Berge und die postkartenschöne Voralpenlandschaft.<br />
Kurze Wege ins Grüne<br />
Rund um die Füssener Altstadt liegen die Ortsteile im Grünen. Ein Geheimtipp ist<br />
Bad Faulenbach im seenreichen Faulenbacher Tal. Hopfen am See beeindruckt mit<br />
der „<strong>Allgäu</strong>er Riviera“ am Hopfensee. Weißensee mit seinen 23 romantischen Weilern<br />
wird vom ADAC als Familienurlaubsziel empfohlen.<br />
Ungewöhnliche Naturerlebnisse<br />
Das versteckte Faulenbacher Tal mit seinen kleinen Seen,<br />
artenreichen Blumenwiesen, Hangwäldern und schroffen Felsformationen<br />
lässt sich am besten auf dem „Pfad der Sinne“ entdecken.<br />
Er bietet außergewöhnliche Naturerfahrungen für alle<br />
fünf Sinne – Herausforderungen für den Tastsinn ebenso wie<br />
überraschende „Augenöffner“: ein Bilderrahmen fokussiert<br />
die schönste Aussicht, eine Sonnenuhr spielt mit Licht und<br />
Schatten. Geschmacks- und Geruchssinn werden beim Gang<br />
durch den Kräutergarten zu neuen Entdeckungen angeregt.<br />
Das Gehör vernimmt neue Töne beim Waldtelefon.<br />
Füssen Tourismus und Marketing · Kaiser-Maximilian-Platz 1 · 87629 Füssen<br />
Telefon +49 (0)8362 93850 · tourismus@fuessen.de · www.fuessen.de
Wichtige Adressen<br />
Tourismusverbände/-vereine<br />
Tourismusverband<br />
<strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben e.V.<br />
Schießgrabenstraße 14,<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 08 21/45 04 01-0<br />
Telefax 08 21/45 04 01-20<br />
info@tvabs.de<br />
www.allgaeu-bayerisch-schwaben.de<br />
<strong>Allgäu</strong> Marketing GmbH<br />
<strong>Allgäu</strong>er Straße 1,<br />
87435 Kempten/<strong>Allgäu</strong><br />
Telefon 0831/575 37 30<br />
Telefax 0831/575 37 33<br />
info@allgaeu.info<br />
www.allgaeu.info<br />
Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />
Schießgrabenstraße 14,<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 08 21/5 02 07-0<br />
Telefax 08 21/5 02 07-46<br />
tourismus@regio-augsburg.de<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
Dillinger Land e.V.<br />
Hauptstraße 16, 89431 Bächingen<br />
Telefon 0 73 25/95 19 57<br />
Telefax 0 73 25/95 19 59<br />
info@dillingerland.de<br />
www.dillingerland.de<br />
Ferienland Donau-Ries<br />
Pflegstraße 2, 86609 Donauwörth<br />
Telefon 09 06/74-2 11<br />
Telefax 09 06/74-2 12<br />
info@ferienland.donau-ries.de<br />
www.ferienland.donau-ries.de<br />
Regionalmarketing Günzburg GbR<br />
Wirtschaft und Tourismus<br />
An der Kapuzinermauer 1,<br />
89312 Günzburg<br />
Telefon 0 82 21/95-1 40<br />
Telefax 0 82 21/95-1 45<br />
service@landkreis-guenzburg.de<br />
www.familien-und-kinderregion.de<br />
138 Kontakt<br />
Landratsamt Neu-Ulm<br />
Kantstraße 8, 89231 Neu-Ulm<br />
Telefon 07 31/70 40-1 19<br />
Telefax 07 31/70 40-6 90<br />
tourismus@lra.neu-ulm.de<br />
www.landkreis.neu-ulm.de<br />
Tourist-Information Ulm/Neu-Ulm<br />
Münsterplatz 50, 89073 Ulm<br />
Telefon 07 31/1 61 28 30<br />
Telefax 07 31/1 61 16 41<br />
info@tourismus.ulm.de<br />
www.tourismus.ulm.de<br />
Kneippland Unterallgäu<br />
Bad Wörishofer Straße 33,<br />
87719 Mindelheim<br />
Telefon 0 82 61/99 53 75<br />
Telefax 0 82 61/99 53 33<br />
tourismus@lra.unterallgaeu.de<br />
www.unterallgaeu.de<br />
Bayern Tourismus Marketing GmbH<br />
Leopoldstraße 146, 80804 München<br />
Telefon 0 89/21 23 97-0<br />
Telefax 0 89/21 23 97-99<br />
tourismus@bayern.info<br />
www.bayern.by<br />
Arbeitsgemeinschaft Deutsche Donau<br />
Ottheinrichplatz A 118,<br />
86633 Neuburg a. d. Donau<br />
Telefon 0 84 31/57-2 37<br />
info@deutsche-donau.de<br />
www.deutsche-donau.de<br />
Bayerische Verwaltung<br />
der staatlichen Schlösser,<br />
Gärten und Seen<br />
Schloss Nymphenburg, Eingang 16,<br />
80638 München<br />
Telefon 0 89/1 79 08-0<br />
Telefax 0 89/1 79 08-1 54<br />
www.schloesser.bayern.de<br />
Geopark Ries<br />
c/o Landkreis Donau-Ries<br />
Pflegstraße 2, 86609 Donauwörth<br />
Telefon 09 06/74-2 58<br />
Telefax 09 06/74-2 48<br />
info@geopark-ries.de<br />
www.geopark-ries.de<br />
Dillingen<br />
liebenswerte Stadt an der Donau<br />
Ehemalige Fürstbischöfliche<br />
Residenz- und Universitätsstadt<br />
Dillingen an der Donau – diese Stadt ist eine<br />
Entdeckungsreise wert. Sie werden begeistert<br />
sein – wie der Kardinal von Waldburg, der<br />
1548 bekannte, dass er „auf dem Erdreich an<br />
keinem anderen Ort lieber sein wollt“ als in<br />
seiner Residenzstadt Dillingen. Die Schönheit<br />
Dillingens kommt nicht von ungefähr: die<br />
Stadt war über Jahrhunderte Sitz der Regierung<br />
des Hochstifts Augsburg, Residenz der<br />
Augsburger Fürstbischöfe und eine bedeutende<br />
Universitätsstadt. Oft wird Dillingen auch<br />
liebevoll „schwäbisches Rom“ genannt.<br />
Die große geschichtliche Vergangenheit ist<br />
auch heute noch in den vielen historischen<br />
Sehenswürdigkeiten im Herzen der Stadt<br />
gegenwärtig.<br />
Besonders sehenswert: Studienkirche, ehemalige<br />
Universität mit Jesuitencolleg und<br />
„Goldenem Saal“, Schloss, Basilika St. Peter,<br />
Franziskanerinnen-Kirche, Königstraße mit<br />
Mitteltorturm, Rathaus, Stadt- und Hochstiftmuseum<br />
...<br />
Öffentliche Stadtführungen:<br />
April bis Oktober<br />
jeden Sonntag (14 Uhr ab Rathaus)<br />
Goldener Saal:<br />
April bis Oktober<br />
Samstag, Sonntag, Feiertag (10 bis 17 Uhr)<br />
Prospekte und Information:<br />
Touristinformation Dillingen a.d. Donau<br />
Königstraße 37/38 · 89407 Dillingen<br />
Telefon 0 90 71/5 41 08 · Fax 5 41 99<br />
touristinfo@dillingen-donau.de
Naturpark<br />
Augsburg – Westliche Wälder e. V.<br />
Fuggerstr. 10, 86830 Schwabmünchen<br />
Telefon 08 21/31 02-22 78<br />
Telefax 08 21/31 02-28 56<br />
info@naturpark-augsburg.de<br />
www.naturpark-augsburg.de<br />
Wittelsbacher Land e. V.<br />
Münchener Straße 9, 86551 Aichach<br />
Telefon 0 82 51/92-2 59<br />
Telefax 0 82 51/92-1 72<br />
info@wittelsbacherland.de<br />
www.wittelsbacherland.de<br />
Ferienstraßen/Reiseziele<br />
Crescentia-Pilgerweg<br />
Kaufbeuren Tourismus-<br />
und Stadtmarketing e. V.<br />
Kaiser-Max-Straße 1,<br />
87600 Kaufbeuren<br />
Telefon 0 83 41/4 04 05<br />
Telefax 0 83 41/7 39 62<br />
tourist-info@kaufbeuren.de<br />
www.kaufbeuren.de<br />
Touristikverein Deutsche Alpenstraße<br />
c/o Tourismusverband<br />
München-Oberbayern e. V.<br />
Radolfzeller Straße 15, 81243 München<br />
Telefon 0 89/82 92 18-0<br />
Telefax 0 89/82 92 18-28<br />
deutschealpenstrasse@oberbayern.de<br />
www.deutsche-alpenstrasse.de<br />
Romantische Straße<br />
Touristik Arbeitsgemeinschaft GbR<br />
Segringer Straße 19,<br />
91550 Dinkelsbühl<br />
Telefon 0 98 51/55 13 87<br />
Telefax 0 98 51/55 13 88<br />
info@romantischestrasse.de<br />
www.romantischestrasse.de<br />
Schwäbische Bäderstraße<br />
Mühltorstraße 1, 88410 Bad Wurzach<br />
Telefon 0 18 05/93 83 32<br />
Telefax 0 18 05/93 83 24<br />
info@schwaebische-baederstrasse.de<br />
www.schwaebischebaederstrasse.de<br />
140 Kontakt<br />
Sisi-Straße<br />
Regio Augsburg Tourismus GmbH<br />
Schießgrabenstraße 14,<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 08 21/5 02 07-0<br />
Telefax 08 21/5 02 07-45<br />
tourismus@regio-augsburg.de<br />
www.augsburg-tourismus.de<br />
www.sisi-strasse.info<br />
Via Claudia Augusta/Infozentrum<br />
Hauptstraße 10, 87672 Roßhaupten<br />
Telefon 0 83 67/3 64<br />
Telefon 0 83 67/6 42<br />
info@rosshaupten.de<br />
www.viaclaudia.de<br />
Westallgäuer Käsestraße<br />
Arge Westallgäuer Käsestraße<br />
Touristikverband Lindau-Westallgäu<br />
Stiftsplatz 4, 88131 Lindau<br />
Telefon 0 83 82/27 01 36<br />
Telefax 0 83 82/27 01 15<br />
info@westallgaeuer-kaesestrasse.de<br />
www.westallgaeuer-kaesestrasse.de<br />
Augsburger Puppenkiste<br />
Spitalgasse 15,<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 08 21/45 03 45-0<br />
Telefax 08 21/45 03 45-33<br />
info@diekiste.net<br />
www.augsburger-puppenkiste.de<br />
Fuggerei<br />
Fürstlich und Gräflich Fuggersche<br />
Stiftungs-Administration<br />
Fuggerei 56, 86152 Augsburg<br />
Telefon 08 21/31 98 81-14<br />
Telefax 08 21/31 98 81-12<br />
info@fugger.de<br />
www.fugger.de<br />
LEGOLAND Deutschland Freizeitpark<br />
Legoland Allee 2,<br />
89312 Günzburg<br />
Telefon 0 18 05/70 07 57 01<br />
Telefax 0 18 05/54 58 01<br />
info@legoland.de<br />
www.legoland.de<br />
Nächster Nachbar: LEGOLAND<br />
„Als Burgau noch bei Österreich war ...”<br />
– das ist mittlerweile mehr als 200 Jahre<br />
her. Aber vieles in der Stadt erinnert noch<br />
an die Zeit, als die Stadt als Mittelpunkt<br />
der habsburgisch-österreichischen Markgrafschaft<br />
Burgau ihre große Zeit hatte.<br />
Das habsburgische Schloss und das Stadttor,<br />
die Stadtpfarrkirche, das Alte Rathaus<br />
und der Marienbrunnen zählen zu den<br />
Sehenswürdigkeiten aus dieser Epoche.<br />
Und heute? Heute ist Burgau, verkehrsgünstig<br />
an der Autobahn A 8 München-<br />
Stuttgart gelegen, eine lebendige Stadt<br />
mit einem spannenden Nachbarn: Die<br />
nächste Autobahnausfahrt nach Burgau<br />
ist Günzburg mit LEGOLAND Deutschland.<br />
Zahlreiche Gäste nutzen deshalb<br />
familienfreundliche Übernachtungsmöglichkeiten<br />
und Gastronomiebetriebe<br />
Burgaus und seine vielfältigen Freizeit-,<br />
Sport- und Einkaufsangebote.<br />
Mehr wissen oder buchen?<br />
Stadt Burgau<br />
Telefon 0 82 22/40 06-0<br />
www.burgau.de
Archäologischer Park Cambodunum<br />
Cambodunumweg 3, 87437 Kempten<br />
Telefon 08 31/7 97 31<br />
www.apc-kempten.de<br />
<strong>Allgäu</strong> Skyline Park<br />
Im Hartfeld 1, 86825 Bad Wörishofen<br />
Telefon 0 82 45/96 69-0<br />
Telefax 0 82 45/96 69-12<br />
info@skylinepark.de<br />
www.skylinepark.de<br />
Der Bezirk Schwaben<br />
und seine Museen<br />
Bezirk Schwaben<br />
Hafnerberg 10, 86152 Augsburg<br />
Telefon 08 21/31 01-0<br />
Telefax 08 21/31 01-2 00<br />
info@bezirk-schwaben.de<br />
www.bezirk-schwaben.de<br />
Schwäbisches Bauernhofmuseum<br />
Illerbeuren<br />
Museumstraße 8<br />
87758 Kronburg (Illerbeuren)<br />
Telefon 0 83 94/14 55<br />
Telefax 0 83 94/14 54<br />
info@bauernhofmuseum.de<br />
www.bauernhofmuseum.de<br />
Die Fugger. Die deutschen<br />
Medici in und um Augsburg<br />
Die Story der sagenhaft<br />
reichen Fugger und hundert<br />
ihrer Sehenswürdigkeiten.<br />
216 Seiten, 271 Fotos, 9,80 €<br />
Rieser Bauernmuseum Maihingen<br />
Klosterhof 3 und 8<br />
86747 Maihingen<br />
Telefon 0 90 87/92 07 17-0<br />
Telefax 0 90 87/92 07 17-10<br />
verwaltung@rieserbauernmuseum.de<br />
www.rieser-bauernmuseum.de<br />
Hammerschmiede<br />
und Stockerhof Naichen<br />
86476 Neuburg/Kammel<br />
Ortsteil Naichen<br />
Telefon 0 82 83/92 86 06<br />
Telefax 0 82 83/92 86 08<br />
museum@schwaebischesvolkskundemuseum.de<br />
www.hammerschmiede-naichen.de<br />
Schwäbisches Volkskundemuseum<br />
Oberschönenfeld<br />
86459 Gessertshausen<br />
Telefon 0 82 38/30 01-0<br />
Telefax 0 82 38/30 01-10<br />
museum@schwaebischesvolkskundemuseum.dewww.schwaebischesvolkskundemuseum.de<br />
Erlebnisse im bayerischen Schwaben…<br />
W.A. Mozart und Augsburg:<br />
Vorfahren, Vaterstadt<br />
und erste Liebe<br />
Die schwäbischen Mozarts<br />
und die Mozartstätten.<br />
96 Seiten, 114 Fotos, 8,90 €<br />
Reise-Guides für die Region<br />
Die Fuggerei. Die älteste<br />
Sozialsiedlung der Welt<br />
Die Geschichte der Stiftung<br />
und des Stifters, die Sehenswürdigkeiten<br />
und Museen.<br />
72 Seiten, 88 Fotos, 4,90 €<br />
Impressum<br />
<strong>Städtetouren</strong><br />
vom <strong>Allgäu</strong> über Augsburg<br />
an die Donau und ins Ries<br />
Martin Kluger<br />
context verlag Augsburg<br />
Herausgeber:<br />
Tourismusverband<br />
<strong>Allgäu</strong>/Bayerisch-Schwaben<br />
Verantwortlich: Rolf Dehner<br />
ISBN 978-3-939645-19-1<br />
1. Auflage, Juli <strong>2009</strong><br />
Konzeption und Pläne,<br />
Grafik und Produktion:<br />
concret WA GmbH, Augsburg<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Bibliografische Information<br />
der Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek<br />
verzeichnet diese Publikation in<br />
der Deutschen Nationalbibliografie,<br />
detaillierte bibliografische Daten sind<br />
im Internet über http://dnb.ddb.de<br />
abrufbar.<br />
Bildnachweis<br />
Thomas Baumgartner: 6<br />
Wolfgang B. Kleiner: 43<br />
Martin Kluger: 68<br />
Regio Augsburg Tourismus GmbH: 2<br />
Kurverwaltung Bad Wurzach: 1<br />
Füssen Tourismus und Marketing: 1<br />
Füssen Tourismus und Marketing/<br />
www.guenterstandl.de: 2<br />
Regionalmarketing Günzburg: 1<br />
Kaufbeuren Tourismus- und<br />
Stadtmarketing: 3<br />
Stadt Friedberg: 1<br />
Tourist Information Kempten: 1<br />
Touristinfo Leutkirch: 4<br />
Tourist-Information Lindenberg: 1<br />
Tourist-Information Nördlingen: 1<br />
Gästeamt Wangen: 2<br />
Verkehrsamt Wemding: 1<br />
concret Werbeagentur Augsburg: 8<br />
…zwischen Kulturrouten und Radwanderwegen<br />
Augsburg. Stadtführer<br />
durch 2000 Jahre Geschichte<br />
Der offizielle Guide der Regio<br />
Augsburg Tourismus GmbH:<br />
Sehenswertes, Routen, Tipps.<br />
192 Seiten, 230 Fotos, 9,80 €<br />
Radwandern<br />
in Bayerisch-Schwaben<br />
Der Führer zu 25 ausgewählten<br />
Touren um Augsburg,<br />
an der Donau und im Ries.<br />
72 Seiten, 50 Fotos, 8,90 €<br />
ISBN 978-3-939645-19-1<br />
© context verlag, Augsburg,<br />
Juli <strong>2009</strong><br />
Hinweis: Alle namentlichen<br />
Empfehlungen und wertenden Urteile<br />
sind Meinung des Verfassers.<br />
Noch mehr Buch? www.context-mv.de<br />
Deutsche Donau<br />
Natur und Kultur, Sehenswürdigkeiten<br />
und Genuss von<br />
Donaueschingen über Ulm<br />
und Regensburg bis Passau.<br />
144 Seiten, 151 Fotos, 9,80 €
egelmäßige<br />
führungen<br />
www.donauwoerth.de<br />
turmführung<br />
Führungen für Gruppen und Schulklassen sind jederzeit<br />
nach Vereinbarung möglich!<br />
Gruppenangebote: Eine speziell für Gruppen ausgearbeitete, vielseitige<br />
Broschüre mit Führungsangeboten, Betriebsbesich tigungen,<br />
Aktiv-Führungen u.v.a.m. kann kostenlos angefordert werden.<br />
Städt. Tourist-Information Donauwörth<br />
Rathausgasse 1, 86609 Donauwörth,<br />
Tel. 09 06 / 789-151, Fax -159,<br />
e-mail: tourist-info@donauwoerth.de<br />
historische stadtführung<br />
durch die ehemals<br />
Freie Reichsstadt<br />
von Mai bis September<br />
Montag bis Freitag, 18.00 Uhr<br />
Dauer: 1,5 Stunden<br />
Treffpunkt: Städt. Tourist-Information,<br />
Rathausgasse 1<br />
auf den Turm<br />
des Liebfrauenmünsters<br />
von Mai bis September<br />
Samstag/Sonntag/Feiertag, 13.30 Uhr<br />
Dauer: 45 Minuten<br />
Treffpunkt: Turmaufgang,<br />
Bushaltestelle in der Reichsstraße<br />
museumsführung<br />
durch das Käthe-Kruse-<br />
Puppen-Museum<br />
von Mai bis September<br />
jeden Sonntag, 15.00 Uhr<br />
Dauer: 45 Minuten<br />
Treffpunkt: Käthe-Kruse-Puppen-<br />
Museum, Pflegstraße 21 a<br />
donauwör th