Von der Haustechnik zum Facility Management - Institute TU Wien
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Für Veranstalter Dr. Alexan<strong>der</strong> Redlein von <strong>der</strong> Technischen<br />
Universität (<strong>TU</strong>) <strong>Wien</strong> hat die Zukunft einen Namen, er besteht<br />
aus zwei Buchstaben: FM. <strong>Facility</strong> <strong>Management</strong> setzt<br />
dem amateurhaft Handgestrickten endlich die lang ersehnte<br />
Professionalität entgegen. <strong>Management</strong> statt <strong>Haustechnik</strong>,<br />
Strategie und Durchblick bei großen Kostenblöcken sind angesagt,<br />
nicht banale Outsourcing-Versuche.<br />
Für die <strong>TU</strong> <strong>Wien</strong> nehmen die Forschungen rund um das Thema<br />
<strong>Facility</strong> und Immobilien <strong>Management</strong> schon jetzt einen<br />
hohen Stellenwert ein. Sie sollen aber in Zukunft noch weiter<br />
ausgebaut werden, wie <strong>der</strong> Eröffnungsredner des 4. IFM-<br />
Kongresses, Dr. Paul Jankowitsch, Vizerektor für Finanzen <strong>der</strong><br />
<strong>TU</strong>, erörterte.<br />
Die Vortragenden am ersten <strong>der</strong> beiden Tage waren:<br />
• Mag. Klaus Sickinger, MBA, CFO SAP Österreich<br />
• DI Horst Stagl, IT-Direktor <strong>der</strong> KRAGES<br />
(Burgenländische Krankenanstalten Ges.m.b.H.)<br />
• Mag. Christoph Andexlinger, Head of Center and <strong>Facility</strong><br />
<strong>Management</strong> SES Spar European Shopping Centers GmbH<br />
• DI Gerhard Pippal, Österreichisches Bundesministerium<br />
für Finanzen<br />
• Dr. Thomas Dillinger und Dr. Alexan<strong>der</strong> Redlein, beide <strong>TU</strong><br />
<strong>Wien</strong><br />
• Dr. Valentin Hofstätter, Raiffeisen Bank International AG<br />
Der zweite Tag war <strong>der</strong> Wissenschaft gewidmet und stand<br />
ganz im Zentrum <strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong> eingereichten Papers.<br />
Die Themen unter an<strong>der</strong>em: die Etablierung systemgeschäft-<br />
8<br />
Kongress<br />
4. IFM-Kongress in <strong>Wien</strong><br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Haustechnik</strong> <strong>zum</strong> <strong>Facility</strong><br />
<strong>Management</strong><br />
Rechnet sich professionelles <strong>Facility</strong> <strong>Management</strong>? Der 4. IFM-Kongress hat am 24. und 25. November 2011 an <strong>der</strong><br />
Technischen Universität <strong>Wien</strong> versucht, Antwort auf diese Frage zu geben. Zu Gast waren Forscher und Top-Manager aus<br />
ganz Europa.<br />
Mag. Christoph Andexlinger, Head of Center and <strong>Facility</strong> <strong>Management</strong> SES Spar<br />
European Shopping Centers GmbH, bei seinem Vortrag<br />
licher Life-Cycle-Leistungsangebote mit umfassenden Kostengarantien<br />
am Markt, ein holistischer, interdisziplinärer Ansatz<br />
für den energieeffizienten Industriebau, <strong>der</strong> Zwischenraum<br />
als Generator mo<strong>der</strong>ner Lern- und Arbeitswelten, sowie<br />
Lebenszyklus und Nachhaltigkeit.<br />
Rechnet sich Nachhaltigkeit?<br />
Das Kerngeschäft des 2007 von <strong>der</strong> SPAR AG gegründeten<br />
Unternehmens SES Spar European Shopping Centers GmbH<br />
mit rund 300 Mitarbeitern, das in Österreich, Italien, Slowenien,<br />
Ungarn und Tschechien Standorte besitzt, besteht in<br />
<strong>der</strong> Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb von Shopping<br />
Centers sowie dem FM für sämtliche Interspar- und Maxi<br />
Märkte.<br />
Keine Zweckbauten mehr<br />
In seinem Vortrag versuchte Mag. Christoph Andexlinger,<br />
Head of Center and <strong>Facility</strong> <strong>Management</strong> von SES, die Frage<br />
zu beantworten, ob FM sich lohnt. Dazu verglich er das klassische<br />
„Einkaufen“ von früher mit dem heute immer stärker<br />
vom Kunden gewünschten „Shopping“. War es früher so, dass<br />
man einan<strong>der</strong> beim Einkaufen zufällig traf und ein Plauscherl<br />
abhielt, so sind die heutigen Shopping Centers gewählte<br />
Treffpunkte, die in erster Linie einen mo<strong>der</strong>nen Marktplatz<br />
repräsentieren, auf welchem Einkaufen <strong>zum</strong> inspirierenden<br />
und stimulierenden Shopping-Erlebnis inmitten architektonisch<br />
ansprechen<strong>der</strong> Landschaften wird, die längst den reinen<br />
Zweckbau-Charakter hinter sich gelassen haben.<br />
Ein Stichwort, das den Wandel vom bloßen Bedarfsdecker<br />
„Einkaufen“ <strong>zum</strong> multifunktionalen und -ästhetischen „Shopping-Erlebnis“<br />
illustriert, könnte so lauten: Vom Hungerstillen<br />
<strong>zum</strong> Haubenrestaurant.<br />
Die REUG – Real Estate User Group ist an <strong>der</strong> Technischen Universität<br />
<strong>Wien</strong>, Zentrum für Informations- und <strong>Facility</strong> <strong>Management</strong> (IFM), angesiedelt.<br />
Sie bildet den Link zwischen Praktikern <strong>der</strong> Immobilien-<br />
Branche und Wissenschaftern, um Fragen und Problemstellungen <strong>der</strong><br />
Praktiker wissenschaftlich fundiert zu klären. Die regelmäßigen Veranstaltungen<br />
haben sich bereits als Plattform etabliert, auf <strong>der</strong> sich<br />
<strong>Facility</strong>- und Immobilienmanager unterschiedlichster Unternehmen<br />
und Institutionen kennenlernen und sich über Probleme, Wünsche und<br />
Lösungen des Bereichs unterhalten. Weiters ist die REUG das Bindeglied<br />
<strong>zum</strong> universitären Forschungsbereich des IFM. Die Erfahrungen<br />
und das Wissen von Unternehmen werden gesammelt und kanalisiert,<br />
die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen standardisiert und<br />
schließlich den Mitwirkenden präsentiert werden.<br />
Reinigungs Markt 4/2011
Die Technische Universität in <strong>Wien</strong> Erstmalig wurden die Vorträge simultan ins Englische übersetzt<br />
Andexlinger splittete den Begriff „Nachhaltigkeit“ in drei<br />
Teilbegriffe auf: ökologische, ökonomische und soziokulturelle<br />
Nachhaltigkeit und erläuterte verschiedene Einflussfaktoren<br />
auf diese drei Sub-Bereiche. So sind es für die ökonomische<br />
Nachhaltigkeit Fragen des Standorts, <strong>der</strong> Erreichbarkeit,<br />
des Branchen- und Shopmixes, aber natürlich auch<br />
jene <strong>der</strong> Errichtungs- und Bewirtschaftungskosten in Relation<br />
<strong>zum</strong> Umsatz. Weiter einzukalkulieren sind in diesem Bereich<br />
das Niveau <strong>der</strong> Bestandspachten, <strong>der</strong> laufende Reinvestitionsbedarf,<br />
Steuern und Abgaben, aber auch die bauliche<br />
Flexibilität (Stichwort Nutzerwechsel).<br />
Ob es sich bei dem jeweiligen Projekt um ein in ökologischer<br />
Hinsicht nachhaltiges handelt, entscheiden wie<strong>der</strong>um Überlegungen<br />
<strong>zum</strong> Bauplatz (wie steht es um die vorhandene Infrastruktur,<br />
um das Grundwasser etc.?), <strong>der</strong> Bauphase selbst<br />
und hierbei insbeson<strong>der</strong>e zu den verwendeten Baumaterialien,<br />
ihrer Qualität, Herkunft und Lebensdauer, <strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong><br />
Errichtung, dem verwendeten Mülltrennsystem, <strong>der</strong> Energieeffizienz<br />
des fertigen Objektes, <strong>der</strong> Reinigung, usw.<br />
Kongress<br />
Unter den soziokulturellen Bereich <strong>der</strong> Nachhaltigkeit fällt<br />
z.B. das Thema „Wohlbefinden“: Wie steht es um Luftqualität,<br />
Temperatur, Helligkeit, Akustik, Raumklima, Architektur,<br />
Funktionalität? Wie verhält sich das Gebäude in Bezug auf<br />
die Aufenthaltsqualität bei unterschiedlicher Nutzung: als Arbeitsplatz,<br />
als Erlebniswelt für Freizeit, als Institution für Bildung<br />
und Kultur, als Ort für Kin<strong>der</strong>betreuung? Wie steht es<br />
um die Sicherheit im Gebäude? Ist Barrierefreiheit gegeben,<br />
Stichwort ältere und behin<strong>der</strong>te Menschen?<br />
Die Frage, ob sich Nachhaltigkeit für Shopping Center rechnet,<br />
muss umgedreht werden. „Nur nachhaltig ausgerichtete<br />
Shopping Center rechnen sich!“ so Christoph Andexlinger.<br />
Um ebensolche zu errichten, gilt es, den Blick in die Zukunft<br />
zu lenken und zu versuchen, Kundenwünsche und<br />
Notwendigkeiten vorauszusehen. Werterhaltung und -steigerung<br />
ist eben nicht nur eine Frage ökonomischer Effizienz.<br />
Georg Schildhammer<br />
Reinigungs Markt 4/2011 9