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Südwester Pfadfinder zwischen allen Fronten - Golf Dornseif

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<strong>Südwester</strong> <strong>Pfadfinder</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>allen</strong> <strong>Fronten</strong><br />

von <strong>Golf</strong> <strong>Dornseif</strong><br />

Welche Rolle spielte die deutsche <strong>Pfadfinder</strong>-Bewegung vor dem Ersten Weltkrieg<br />

innerhalb Deutschlands, dann im Mandatsgebiet Südwestafrika, ausgerichtet an kolonialen<br />

Interessen und der Hoffnung auf Rückgewinnung der ehemaligen Schutzgebiete?<br />

Darüber ist kaum etwas bekannt, denn die Politik durchkreuzte alle Bestrebungen<br />

an unterschiedlichen <strong>Fronten</strong> in bewegten Zeiten auf groteske Weise.<br />

Am 4. März 1928 gründete man in der Alten Heimat den BUND DEUTSCHER KOLONIALPFADFIN-<br />

DER quasi als Traditionsverband einer Deutschen Jungenschaft, und im Juli des gleichen Jahres<br />

erschien die erste Ausgabe der Monatsschrift DER KOLONIALSPÄHER im Berliner Afrikahaus unter<br />

dem Dach der Deutschen Kolonialgesellschaft. Blättert man in dieser eigenartigen Publikation, so<br />

findet sich kaum ein Beitrag über die ehemaligen Schutzgebiete und die dortigen Lebensbedingungen<br />

während der Nachkriegszeit, sondern lediglich eine Berichterstattung über das <strong>Pfadfinder</strong>-Dasein<br />

während Fahrten und Lagertreffen in vielen westeuropäischen Ländern mit Gleichgesinnten.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Offiziere der Schutztruppe als Gründerväter<br />

Ein langer Schicksalsweg<br />

Der Deutsche Maidenbund Swakopmund<br />

Erinnerungen aus den Chroniken<br />

Horst Tsumeb und Grootfontein<br />

Rückblick und Ausblick 1990<br />

Am 18. Januar 1931 hieß es im Bundesorgan unter anderem: „Zum zwanzigsten Mal jährt sich der<br />

Tag, an dem der Grundstein des deutschen <strong>Pfadfinder</strong>tums gelegt wurde. Als 1909 die deutsche Bearbeitung<br />

des Buchs von Robert Baden-Powell SCOUTING FOR BOYS in Druck ging, dauerte es<br />

weitere zwei Jahre bis zur Bildung deutscher <strong>Pfadfinder</strong>-Gemeinschaften mit dem Reichsfeldmeister<br />

Maximilian Bayer, einem ehemaligen Hauptmann der Schutztruppe in Südwestafrika und Major im<br />

Ersten Weltkrieg an der Westfront, wo er den Tod fand ...“<br />

Offiziere der Schutztruppe als Gründerväter<br />

Die Geschichte der deutschen <strong>Pfadfinder</strong> im Reich und in Südwest begann damit, dass der deutsche<br />

Mediziner Dr. Alexander Lion, vorübergehend Stabsarzt im Dienst der Schutztruppe, 1908 in der Londoner<br />

TIMES einen Artikel zum Thema SCOUTING AS A SPORT las und danach auf das Buch<br />

SCOUTING FOR BOYS von Robert Baden-Powell stieß. Doktor Lion, geboren 1870 in Berlin, war<br />

seinerzeit 38 Jahre alt. Die Eltern gehörten der jüdischen Gemeinde an, von der er sich mit 16 Jahren<br />

distanzierte: vor seiner späteren Eheschließung trat er zum römisch-katholischen Glauben über, um<br />

das „Karriere-Hindernis“ seiner Abstammung zu überwinden. Die Braut war Tochter eines Majors im<br />

gleichen Regiment wie der junge Unterarzt im aktiven Armeedienst.<br />

Im Jahre 1904 meldete sich Dr. Lion freiwillig zur Kaiserlichen Schutztruppe und leitete bis Mitte 1906<br />

ein Feldlazarett in Deutsch-Südwestafrika. Bei dieser Gelegenheit lernte Lion den Hauptmann Maximilian<br />

Bayer kennen, Ordonnanzoffizier im Generalstab des Kommandos der Schutztruppe. Nach<br />

seiner Rückkehr in die Heimat wandte sich Lion brieflich an den britischen General Robert Baden-<br />

Powell und suchte ihn zu Gesprächen über das neuartige <strong>Pfadfinder</strong>tum in England auf. Alsbald beschlossen<br />

die Kriegskameraden Lion und Bayer das Standardwerk Baden-Powells ins Deutsche zu<br />

übersetzen und erfanden die Bezeichnung PFADFINDER an Stelle von Boy Scouts.


1909 gründete man in Berlin der Verein JUGENDSPORT IN WALD UND FELD mit Unterstützung des<br />

einflussreichen Konsuls Georg Baschwitz. Im Mai kam die erste Auflage des deutschen <strong>Pfadfinder</strong>-<br />

Handbuchs auf den Markt, und eine britische <strong>Pfadfinder</strong>schar besuchte die Neulinge im Reich mit<br />

großer Begeisterung (in Bamberg und Metz). Mitte 1911 konnte man die zweite Auflage erwerben,<br />

allerdings „komplett überarbeitet“ unter der Federführung des Hauptmanns C. Freiherr von Seckendorff.<br />

Es konnte nicht ausbleiben, dass mittlerweile reaktionäre und konsequent antisemitische Kreise Witterung<br />

aufnahmen, um die Jugend vor dem „verderblichen Einfluss der Juden Lion sowie Baschwitz<br />

und verräterisch anrüchiger Engländerei“ zu retten. Das „Perfide Albion“ (England) durfte deutsche<br />

Knaben nicht vergiften! 1911 bis 1913 ließ sich Hauptmann Bayer von der Armee ohne Sold beurlauben,<br />

um intensiv <strong>Pfadfinder</strong> zu strukturieren (ohne störenden Einfluss der Gegner). Konsul<br />

Baschwitz zahlte dem Offizier unterdessen einen Ehrensold zur Existenzsicherung.<br />

Unten: Dr. Lion als Stabsarzt<br />

bei der Schutztruppe in DSWA<br />

als Chef eines Feldlazaretts.<br />

Rechts: Hauptmann Bayer diente<br />

gleichfalls bei der Schutztruppe<br />

um 1907.<br />

Unten rechts: Robert Baden-Powell<br />

hoch zu Ross, umgeben von seinen<br />

britischen Boy Scouts ...


Im Januar 1912 sammelten sich junge Mädchen in ihrem eigenen Bund für <strong>Pfadfinder</strong>innen, und Elise<br />

von Hopffgarten widmete ihnen ebenfalls ein lehrreiches Handbuch für die Praxis. Erneut attackierten<br />

jetzt reaktionäre Kreise die <strong>Pfadfinder</strong>-Idee und ihre „Förderer „wegen Mangel an Vaterlandsliebe, an<br />

Königstreue und religiösem Empfinden“, angeführt durch General von Jacobi, der auf ein Offiziers-<br />

Ehrengericht drängte. Es kam zu keinem Urteilsspruch, und Kaiser Wilhelm II. äußerte plötzlich Sympathien<br />

für das internationale <strong>Pfadfinder</strong>tum. Der Erste Weltkrieg unterbrach alle weiteren Bemühungen:<br />

Bayer fiel im Oktober 1917 als Major an der Westfront, Dr., Lion überlebte das Dritte Reich als<br />

Jude und verstarb erst nach dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Lions Lebenslauf im Zusammenhang mit der Schutztruppe weist einige Besonderheiten auf: Am 17.<br />

Februar und 15. März 1899 bewarb sich Dr. Lion um Einstellung in die Schutztruppe für Südwestafrika<br />

und wurde nicht berücksichtigt. Erst am 20. Juli 1904 durfte er vom Königlich Bayrischen Heer<br />

zur Kaiserlichen Schutztruppe übertreten, angestellt als Stabsarzt mit Patent vom 19. Dezember 1903<br />

(für DSWA). Stationierung in Karibib und Kalkfontein (Feldlazarett Nr. 13), dann in Kub, Keetmanshoop.<br />

Auszeichnung: Preußischer Roter Adlerorden Vierter Klasse mit Schwertern am Weißen Band.<br />

Am 31 Oktober 1906 nahm Dr. Lion seinen Abschied, doch bat er am 19. Dezember 1907 und 6.<br />

Februar 1908 wiederum im Reichskolonialamt (vergeblich) um geeignete Verwendung im Kolonialdienst<br />

und am 26. Juni 1908 um „Vormerkung zur Überführung in die Schutztruppe für Südwestafrika,<br />

Ostafrika, Kamerun oder Togo“. Aufnahme in die „Anwärterliste“ am 3. September 1908. Nochmals<br />

versuchte Dr. Lion sein Glück am 28. Juni 1911 mit einem Gesuch, wieder von der deutschen<br />

Schutztruppe aufgenommen zu werden. Schließlich hatten die Militärs keine Geduld mehr mit dem<br />

hartnäckigen Bewerber: man strich ihn einfach von der Anwärterliste für die Schutztruppe am 24.<br />

September 1912 ein für allemal ...<br />

Hauptmann Bayer verwendete man 1904 im Stab des Marine-Expeditionskorps für DSWA bzw. im<br />

Zweiten See-Bataillon als Zweiten Generalstabsoffizier (Ib) sowie später im Generalstab der Schutztruppe.<br />

Auszeichnung mit dem Ritterkreuz Zweiter Klasse mit Eichenlaub und Schwertern des Großherzoglich<br />

Badischen Ordens vom Zähringer Löwen im Jahr 1905.<br />

Diese Aufnahme entstand 1927 und zeigt deutsche Angehörige der <strong>Pfadfinder</strong>-Bewegung vor dem<br />

Gebäude der deutschen Schule in Swakopmund beim Appell (damals nur Jungen).


Ein langer Schicksalsweg<br />

Die deutschen <strong>Pfadfinder</strong> waren ursprünglich eine „patriotische Jugendbewegung“ nach <strong>Südwester</strong>-<br />

Tradition und fühlten sich einmal Südwestafrika (als Kolonie und später Mandatsgebiet) und zum<br />

anderen dem „Reich“ in der Ferne verpflichtet. Als während der zwanziger und frühen dreißiger Jahre<br />

Verwandtenbesuche aus der alten Heimat nur noch selten vorkamen und eine Invasion burisch-südafrikanischer<br />

Farmer einsetzte, wurde die Visite eines deutschen Vermessungsschiffs, gar eines<br />

Kreuzers oder der Alleinflugrekord von Elli Beinhorn neben einem Prinzenbesuch zum willkommenen<br />

Anlass für eine stolze <strong>Pfadfinder</strong>-Parade im Rahmen der Siedlergemeinschaft.<br />

Dieser oft etwas verdeckte Zwiespalt verschwommener Loyalität hinderte aber die südwestafrikanischen<br />

<strong>Pfadfinder</strong> keineswegs, sich mit den Boy Scouts sowie der burischen Voortrekker-Bewegung<br />

bei festlichen oder sportlichen Treffen zusammen zu finden in herzhafter Kameradschaft ohne Vorurteile.<br />

Manche neuzeitlichen Kritiker werfen den damaligen <strong>Pfadfinder</strong>n ein unterentwickeltes Demokratieverständnis<br />

vor, weil sie sich ab 1933 im Überschwang der nationalen Gefühle vom Nationalsozialismus<br />

vereinnahmen ließen und dadurch der südafrikanischen Mandatsregierung Zündstoff für Repressalien<br />

und Verbote lieferten. Das für Juli 1934 in Windhoek geplante Grosse <strong>Pfadfinder</strong>treffen endete<br />

(trotz aller Warnungen weit blickender Landeskenner) mit einem „Hinübergleiten“ in die Reihen der<br />

Hitler-Jugend als Organisationsform.<br />

So konnte es nicht ausbleiben, dass die Mandatsbehörden „Landesverrat“ witterten und am 9. Februar<br />

1934 die Criminal Law Amendment Ordinance Nummer 13 im Amtsblatt veröffentlichen. Ausländische<br />

politische Vereinigungen konnten demnach unverzüglich untersagt werden wegen „Bedrohung<br />

der Staatssicherheit“. Wenige Tage nach dem Windhoeker Meeting der Boy Scouts wiesen die Südafrikaner<br />

den NSDAP-Funktionär von Lossnitzer als unerwünschte Person aus (Amtsblatt 12. Juli 1934,<br />

Erlass Nummer 88). Zuständig war D. G. Conradie, Administrator zu Windhoek, der mit dem Segensspruch<br />

GOD SAVE THE KING unterzeichnete.<br />

Die ORDINANCE Nummer 13 wandte sich in ihrer Einleitung „gegen rassistische Propaganda und<br />

ähnliche Aktivitäten subversiver und den Landesfrieden störender Natur“. Mit anderen Worten: Verbot<br />

von hetzerischen (ausländischen) Druckschriften, Mundpropaganda, Uniformierung, Abzeichen, Fahnen<br />

usw. Leibesvisitationen weiblicher Verdächtiger durften nur von Polizistinnen vorgenommen werden<br />

„zur Wahrung der Sittsamkeit“. (Gemeint waren hier <strong>Pfadfinder</strong>-Mädchen und/oder Anführerinnen).<br />

Erich Lossnitzer, ehemaliger Oberleutnant der Schutztruppe, wandelte sich zum Funktionär der<br />

NSDAP-Auslandsabteilung und versuchte die Windhoeker <strong>Pfadfinder</strong> um 1934 in die Hitler-Jugend zu<br />

überführen, was misslang. Er wurde prompt ausgewiesen.


Der Trommler begrüßt Lossnitzer<br />

In der Ausgabe vom Juni 1934 veröffentlichte die Windhoeker <strong>Pfadfinder</strong>-Zeitschrift DER<br />

TROMMLER folgende Nachrichten: „Der neue Landesjugendführer für Südwestafrika hat<br />

am 3. Juni 1934 seinen Wohnsitz in Windhoek genommen. Das Büro findet man im alten<br />

Pfarrhaus, Postanschrift Postfach 24, Telefon 663. Er beabsichtigt bis Mitte Juli von<br />

Windhoek aus die Führung der deutschen Jugend zu übernehmen und wird seinen<br />

Reiseplan durch das ganze Land am Tag der Deutschen Jugend mit seinen Unterführern<br />

besprechen. Also vorwärts mit <strong>allen</strong> Jungen und Mädchen der Hitler-Jugend zum großen<br />

Jugendtreffen und Eurem Führer entgegen!<br />

Heil Hitler! Gezeichnet Erich von Lossnitzer“<br />

(Anmerkung: Karl Erich von Lossnitzer, geboren am 4. August 1886 in Riesa als Sohn des<br />

Majors Lossnitzer. Karl Erich trat 1913 in die Schutztruppe ein und kämpfte in<br />

Südwestafrika als Offizier bis zur Gefangennahme 1915. Nach Kriegsende arbeitete der<br />

ehemalige Offizier längere Zeit in der deutschen Botschaft zu London und schloss sich früh<br />

der NSDAP an.)<br />

DER TROMMLER war keine unabhängige Publikation für <strong>Pfadfinder</strong> in Südwestafrika,<br />

sondern ein Sprachrohr der NSDAP-Auslandsorganisation zur Unterwanderung der<br />

traditionellen <strong>Pfadfinder</strong>schaft im Sinn von Baden-Powell.


Das Verbot der Hitler-Jugend unterzeichnete F. P. Courtney Clarke, Secretary for South West Africa,<br />

in Form einer „Government Notice“ im Namen des Administrators „wegen öffentlicher Ruhestörung im<br />

Mandatsgebiet der Union“. Man konnte alles in zwei Sprachen nachlesen. Englisch und Afrikaans.<br />

Wie war im einzelnen der zeitliche Verlauf sämtlicher Bestrebungen der <strong>Pfadfinder</strong> Südwestafrikas?<br />

1926 formierte sich eine Gruppe in Windhoek und in Swakopmund, während schon 1924 Ansätze in<br />

Tsumeb zustande kamen. Frau Wunderlich scharte interessierte Mädchen um sich in Swakopmund.<br />

Im April 1928 fand das Erste Landestreffen der deutschen <strong>Pfadfinder</strong>gruppen in Omaruru statt mit der<br />

Gründung des „Deutschen <strong>Pfadfinder</strong>bundes von SWA“ unter der Schirmherrschaft eines Herrn von<br />

Schauroth.<br />

Im Januar 1932 rief Frau Rust den Lüderitzbuchter Maidenbund ins Leben, und im April organisierten<br />

die Jungen ihr Zweites Landestreffen wiederum in großer Begeisterung zu Okahandja. Im Februar<br />

1933 gab es „eine Parade und Kranz-Niederlegungen mit dem Ehrengast Hubertus Prinz von Preußen“.<br />

Die Chronik registriert April 1934 knapp „Eingliederung in die Hitler-Jugend“ (mit Herrn von Lossnitzer,<br />

Landesführer, alsbald ausgewiesen). Vom Mai 1935 ist bekannt, dass man sich zu einer „Neugründung<br />

der Deutschen <strong>Pfadfinder</strong> von SWA“ entschloss, und 1938 erschien die eigene Zeitschrift<br />

DER PFADFINDER jeden Monat bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der südafrikanischen<br />

Kriegserklärung am 4. September 1939.<br />

In der ersten Ausgabe der Publikation kann man eine deutliche Distanzierung von der NSDAP und<br />

Hitler-Jugend erkennen: „Wir verdanken diese Neugründung nicht zuletzt dem Entgegenkommen und<br />

der guten Einsicht der Regierung des Mandatsgebietes Südwestafrika, die uns Vertrauen entgegen<br />

Besuch des Stabsführers Nabersberg in London<br />

„Der Stabsführer der Hitler-Jugend begab sich vom 11. bis 17. Januar 1934 nach England,<br />

begleitet vom Beauftragten für Großbritannien der deutschen Reichsjugendführung,<br />

Hauptmann a.D. Kaul, und dem Pressesprecher in der Abteilung Ausland, Herbert Curtius,<br />

um dort Verbindungen zu pflegen mit den Führern der britischen Jugendbewegung. Der<br />

Landesbeauftragte der NSDAP für Großbritannien, Parteigenosse Otto Bene, traf in London<br />

alle erforderlichen Vorbereitungen für die Visite von Stabsführer Nabersberg.<br />

Leider lag Lord Robert Baden-Powell, Führer der Internationalen <strong>Pfadfinder</strong>bewegung,<br />

schwer krank darnieder, doch kam eine Unterredung zustande mit Mr. Martin, einem der<br />

Angehörigen des Neuner-Ausschusses der Internationalen <strong>Pfadfinder</strong>schaft. Herr Martin<br />

drückte seine Freude darüber aus, dass er Gelegenheit hatte den Stellvertreter des<br />

deutschen Reichsjugendführers als einen der Führer der größten weltweiten Jugend-<br />

Organisation kennen zu lernen.<br />

Am 14. Januar 1934 empfing der Stabsführer Nabersberg den Lord Hampton als Vertreter<br />

der britischen <strong>Pfadfinder</strong>schaft, sowie Mr. Martin, um engere Kontakte mit den Boy Scouts<br />

zu besprechen. Die Engländer luden den Stabsführer für April in ein englisches Boy Scout<br />

Camp ein, um alles dort studieren zu können. Der Stabsführer erwiderte die Einladung mit<br />

der Empfehlung eines baldigen Wiedersehens in Deutschland, um die Hitler-Jugend<br />

aufzusuchen.<br />

Die britische Presse berichtete im allgemeinen recht freundlich über die Begegnungen in<br />

London. Mit der Agentur Reuters wurde ein schriftliches Interview arrangiert. Gewisse<br />

jüdische Hetzblätter hatten allerdings versucht, den Besuch in England für eine üble<br />

Hetzkampagne auszuwerten“.<br />

(Offizielles Kommunique der deutschen Delegation für die Presse, abgezeichnet von<br />

Herbert Curtius, gekürzte Fassung)


ingt wegen unsere guten Beziehungen zu den Boy Scouts of South Africa und den Voortrekkers<br />

(Burische Scouts). Unsere Jugendbewegung betreibt keine Politik! Wir sind jetzt südafrikanische Untertanen,<br />

aber deutsch geboren und werden Deutsche bleiben ...“<br />

Trotzdem glückte es, nach und nach die Obrigkeit wieder milde zu stimmen und am 21. Mai 1935 die<br />

„Deutschen <strong>Pfadfinder</strong> von Südwestafrika“ neu aus der Taufe zu heben. Der Begriff „Bund“ war untersagt,<br />

und die Wimpel durften keine Hakenkreuze aufweisen. Der „<strong>Pfadfinder</strong>-Weissdorn“ als Symbol<br />

fand Gnade. Die historische Reichskriegsflagge als Bestandteil der <strong>Pfadfinder</strong>fahne mit Weissdorn<br />

durfte bleiben, auch die Farben schwarz-weiß-rot bei den Kokarden an den Hüten. Überall bildete<br />

man neue „Horste“, obwohl die Buren zunächst voller Misstrauen wissen wollten, ob damit der Vorname<br />

des Horst Wessel gemeint sei ... – Kurzum, 13 Horste mit 1200 <strong>Pfadfinder</strong>n rückten zusammen.<br />

Erlaubtes Höchstalter: 17 Jahre.<br />

Der Spielmannszug bestand aus Trommlern, Querflötisten, Trompetern und Fanfarenbläsern mit einem<br />

Tambourmajor <strong>allen</strong> voran. Zum Fuhrpark zählte für Fahrten ein alter Chevrolet-Eintonner ohne<br />

Kabine und Windschutzscheibe, genant ANNEMARIE. Später sammelten die Jungen Geld für einen<br />

gebrauchten Lastkraftwagen. Im April 1938 zogen die alten Männer der Schutztruppe feierlich durch<br />

Windhoek, ließen ihre Fahnen flattern und erfreuten sich am Spielmannszug der <strong>Pfadfinder</strong> in der<br />

Kaiserstrasse.<br />

Der Deutsche Maidenbund Swakopmund<br />

Am 13. Oktober 1928 berichtete die SWAKOPMUNDER ZEITUNG unter anderem: „Schon lange war<br />

ein Ausflug vorgesehen: endlich fünf Tage schulfrei! Am Freitagmittag um zwölf sammelten wir Maiden<br />

uns in der Schule und fuhren zum Bahnhof auf einer Extra-Trolley. Der Zug rollte bis zur Station<br />

Namib, wo man das Gepäck auf einen Eselkarren umlud. Fröhlich marschierten wir durch die Wüste<br />

mit der Landkarte in der Hand und folgten brav der Karrenspur. Nach zwei Stunden war Birkenfels<br />

erreicht. Ein Lagerplatz zur Nachtruhe fand sich rasch nahe der Farm. Am nächsten Morgen wanderten<br />

wir den Swakop abwärts bis Nonidas. Einige Maiden waren schon mit dem Gemüse-Auto voraus<br />

gefahren und richteten das nächste Lager ein zum Abkochen. Gegen vier Uhr nachmittags kam<br />

die letzte Etappe an die Reihe von Nonidas nach Swakopmund. Zwölf Maiden mit ihrer unerschütterlichen<br />

Bannerträgerin bissen auf die Zähne und schafften es!“<br />

Ein Augenzeuge schilderte, was die „Windhuker <strong>Pfadfinder</strong> auf Naukluftpad“ erlebten: „Zwei Möglichkeiten<br />

gab es, die Osterfeiertage 1931 richtig auszunutzen. Entweder sollte das Turnfest in Tsumeb<br />

oder die Naukluft unser Ziel sein. Unheimlich groß war der Haufen an Zeltplanen, Wolldecken und


Kleidung, der auf unser Auto geladen werden sollte. Kisten voll Brot, Säcke mit Reis und Zucker,<br />

Makkaroni, Kaffee, Tee und Kakao. Hinzu kamen Petroleumlampen, Spaten, Seile und Sanitätsmaterial<br />

als Ladung für den Zweieinhalb-Tonner. Dann brummte der Motor in Richtung Rehoboth ...<br />

Schwer arbeitete unser Lastkraftwagen, und die dicken Reifen mahlten im hohen Sand. Ein Schaden<br />

an der Kupplung zwang zum Halten und zur Reparatur. Karfreitag läuteten die Glocken der Kirche zu<br />

Rehoboth. Als der Wagen die Steigungen nicht mehr schaffte, mussten wir absteigen und kräftig<br />

schieben. Am folgenden Nachmittag rumpelte das Auto durch die Schlangenpforte, und die weite<br />

Bülsporter Ebene öffnete sich vor unseren Augen. Am Horizont die steilen Berge der Naukluft im<br />

blauen Licht ...“<br />

Beim Fußmarsch war die Märkerhöhle das erste Ziel. Bunte Schmetterlinge gaukelten durch die Luft.<br />

Hoch steht das Gras, eine herrliche Weide für die Rinderzucht. Hier lässt es die Natur zu fröhlich zu<br />

leben ...“<br />

Beschwerlich ist der Weg zur Märker-Höhle: Spitze Klippen, Dornen, Büsche und hohes Gras mit<br />

Schlangen, vor allem Vipern, waren kein Vergnügen! Endlich erreicht man den Eingang zur Höhle.<br />

Nur mit Hose und leichtem Schuhwerk geht es in die Finsternis. Sechs schmale Gänge führen in alle<br />

möglichen Richtungen ins Innere des Bergmassivs. Fledermäuse erschrecken überall, auf dem<br />

Bauch kriechend bewegen wir uns langsam weiter in staubiger Luft. Höchste Zeit zur Umkehr, denn<br />

Sicherheit darf hier nicht vernachlässigt werden. Aufatmend lockt wieder die frische Luft am Ausgangspunkt<br />

der Exkursion ...<br />

Erinnerungen aus den Chroniken<br />

Dr. Helmut Schünemann, Pfarrer und Leiter einer <strong>Pfadfinder</strong>gruppe ab 1926 in Windhoek: „Wir<br />

nannten uns <strong>Pfadfinder</strong> und wählten als Uniform manches, was wir von der früheren Schutztruppe<br />

kannten – also den Hut mit der schwarz-weiß-roten Kokarde, das Hemd und den Schlips für besondere<br />

Anlässe. Das Abzeichen am linken Ärmel haben wir selbst entworfen. In gemeinsamen Wanderungen<br />

suchten wir alte Soldatengräber auf, auch den Waterberg im Juli 1926. Das war die erste größere<br />

Pad in unserer Ausdrucksweise, Marsch ab Otjiwarongo. Nachts am Lagerfeuer wurden Lieder<br />

gesungen, Geschichten erzählt und Pläne geschmiedet. Manchmal brüllte ein Löwe, und Hyänen<br />

heulten. Wild erlegen zur Ernährung gehörte dazu. So lebten wir wie halb-militärische Wandervögel“.<br />

Abenteuerliche<br />

Touren mit<br />

viel Hauruck!


Auszeichnungen des <strong>Pfadfinder</strong>bundes<br />

Für bestandene Prüfungen verleiht der Deutsche <strong>Pfadfinder</strong>bund in Windhoek Abzeichen, die an den<br />

Uniformen getragen werden. Man kennt sechs unterschiedliche „Proben“ und zahlreiche Abzeichen mit<br />

dem Roten, Gelben und Blauen Dorn, dazu die „Speer- und Buschmannsprobe“ sowie den „Reiter von<br />

Südwest“.<br />

Die drei Dornen bilden die Wissensgrundlage des <strong>Pfadfinder</strong>s. Der „Rote Dorn“ enthält 10 Gebiete, auf<br />

denen sich ein <strong>Pfadfinder</strong> auskennen muss: Gemeinschaft im Horst, Erste Hilfe, Lagerleben,<br />

Pionierdienst, Karten-, Stern- und Wetterkunde, Botanik, Zoologie und Marschdisziplin. Der Gelbe<br />

und/oder Blaue Dorn erweitert das Wissen: Tagesmarsch ohne Gepäck bis Zehnkilometer-Marsch mit<br />

Gepäck nach Kompass und Landkarte.<br />

Zwischen 14 und 16 Jahren erleben die Jungen dann ihre Speer- und Buschmannprobe mit<br />

Überlebenstraining im Busch. Für Spitzenleistungen winkt das Abzeichen „Reiter von Südwest“, doch<br />

sind dazu anderthalb Jahre Übung nötig.<br />

Rudolf Heck, Lehrer an der Deutschen Realschule Windhoek 1927: „Als ich 1927 in SWA eintraf<br />

aus der alten Heimat, hatte Pastor Schünemann schon ein paar <strong>Pfadfinder</strong> um sich geschart. Die<br />

<strong>Pfadfinder</strong>schaft Windhoek bildete damals fünf Gruppen unter Schünemann, Heck, Seifart (zwei<br />

Brüder) und Eckenbrecher, ergänzt durch die sechste Gruppe Gerblich. Jede Gruppe hatte ihren<br />

eigenen Wimpel. Ostern 1928 trafen sich in Omaruru Jungen aus Swakopmund, Tsumeb und<br />

Windhoek mit ihren Gruppen, koordiniert durch Hauptmann a.D. von Schauroth. Man einigte sich<br />

auf das neuartige Weißdorn-Abzeichen“.<br />

Unter dem Jubel zahlloser Windhoeker Bewohner landete die deutsche Sportfliegerin Elli Beinhorn<br />

1933 mit ihrem Heinkel-Einsitzer in Windhoek, eskortiert von den <strong>Pfadfinder</strong>n. Als erste Frau umflog<br />

sie allein den ganzen afrikanischen Kontinent. 1934 begrüßten die Jungen den Prinzen Hubertus<br />

von Preußen sowie den Prinzen Gustav Adolf von Mecklenburg mit einer Parade (Jungen und<br />

Mädchen) auf dem sogenannten Ausspannplatz.<br />

Der Horst Otjiwarongo verfügte über einen Fuhrpark mit Karren und drei Eseln, um das Gepäck<br />

der <strong>Pfadfinder</strong> sowie die Verpflegung zu transportieren. Woanders hatte man bereits kleine<br />

Lastkraftwagen (der Eltern) in Reserve.


Gerd Zingel notierte zur „Machtergreifung“ unter anderem: „Vom 5. bis 8. Juli 1934 planten wir ein<br />

Grosses Jugendtreffen in Windhoek mit vielen Gästen aus Südafrika. Bereits am 2. Juni tauchte unverhofft<br />

Erich von Lossnitz auf, Abgesandter der HJ-Führung im Reich, um den Deutschen <strong>Pfadfinder</strong>bund<br />

schnurstracks in die Hitler-Jugend zu „überführen“. Vergeblich versuchten die<br />

einheimischen Gruppenleiter dem Funktionär klar zu machen, dass sein Vorgehen eine<br />

folgenschwere Provokation der Mandatsbehörden bedeutete mit harten Verbotskonsequenzen usw.<br />

Lossnitzer wischte alle Bedenken herrisch vom Tisch. Mehrere Gruppenleiter stellten aus Protest<br />

ihre Ämter sofort zur Verfügung. Schließlich traten 1200 Jungen und Mädchen an und marschierten<br />

„auf Abstand“ von der HJ-Delegation im Festzug mit. Zwei Tage danach musste Lossnitzer sofort<br />

abreisen. Übrigens war er einst Oberleutnant in der Schutztruppe.<br />

Christine Syvertsen erinnert sich an Lüderitzbucht: „Irgendwann 1932 hat Frau Pastor Rust die<br />

jungen Mädchen unter ihre Fittiche genommen: wir trafen uns im Pfarrhaus, es wurde vorgelesen<br />

und gesungen. Wir nannten uns „Maiden“ und erfanden eine Mädchen-Uniform mit Khakirock und<br />

Jäckchen, weißen Knöpfen, weißer Bluse und obenauf den <strong>Südwester</strong>hut, rechts hochgeschlagen<br />

wie bei der alten Schutztruppe. Weil aber in Lüderitzbucht stets ein heftiger Wind wehte, legten wir<br />

uns Baskenmützen zu, schwarz und schick auf dem rechten oder linken Ohr zu tragen ...“<br />

Die Lüderitzbuchter richteten sich ein Heim in der Sturmvogelbucht ein mit 40 Schlafplätzen,<br />

vollendet im Juni 1937 nach vielen Mühen. So kam eine bescheidene Jugendherberge zustande,<br />

dicht bei der ehemaligen Walfängerstation.<br />

Horst Tsumeb und Grootfontein<br />

Bis 1924 reicht die Geschichte des Horsts Tsumeb zurück, gegründet von Otto Ludwig Becker, der<br />

mit zwei Brettschneider-Brüdern bei der OMEG-Minen-Gesellschaft sein Brot verdiente und<br />

Jagdsafaris bis nach Angola unternahm als tüchtiger Reiter. Bald scharte sich ein Dutzend Jungen<br />

um den verwegenen Jäger, bei dem man Reiten und Camping lernen konnte mit nächtlichen<br />

Exkursionen. Wie kann man ein fast rauchloses Feuer entfachen? Wie lassen sich Tierstimmen<br />

erkennen, wie geht ein umsichtiger Junge gefährlichen Schlangen aus dem Weg?<br />

Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 versucht die neue Staatsgewalt Kranzniederlegungen an<br />

deutschen Soldatengräbern zu unterbinden bzw. mit Strafandrohungen zu sanktionieren aus<br />

innenpolitischen Rücksichten. Die <strong>Fronten</strong> verhärten sich ...


1927 übernahm „Papa Sarnow“ die <strong>Pfadfinder</strong>gruppe, ein erfahrener Schutztruppe-Pionier mit eigenem<br />

Lastkraftwagen für gewagte Ausflüge, am liebsten nachts mit Gruseleffekt. Walter Stutzer bewährte<br />

sich als Hornist und trompetete oft zum Sammeln oder Ausschwärmen. Mit Hilfe von<br />

Spiegeln lernten die Jungen das Blinken und Morsen im Gelände.<br />

Ostern 1929 führte eine größere Fahrt zum Waterberg, dicht an einem müden Rudel Löwen vorbei.<br />

Bergauf schaffte es der General Motors Car nicht mehr aus Altersschwäche und drohte rückwärts<br />

abzustürzen! Zum Glück blieb der LKW an einem Felsblock hängen, nachdem die Bremsen versagt<br />

hatten. Um 1932 formierten sich auch die Mädchen in Tsumeb, behütet von Frau Kasch.<br />

Zur Zeit der Neugründung der Deutschen <strong>Pfadfinder</strong> im Jahr 1935 war die wirtschaftliche Lage in<br />

Tsumeb keineswegs erfreulich. 56 Mädchen und Jungen hielten zusammen, aber immer mehr<br />

Familien wanderten ab auf der Suche nach einer besseren Existenz in Südafrika. Im Oktober 1938<br />

leistete man sich ein Ferienlager in Otavifontein für die Horste Tsumeb und Grootfontein mit 30<br />

Mädchen und Jungen.<br />

Im Februar 1939 bot sich Gelegenheit in den Bergen südlich von Tsumeb „Schatzgräber“ zu spielen<br />

und zwar in einer ausgebeuteten Grube. Das Interesse galt Vanadium-Mineralien (Kupfer-Blei-<br />

Zink), und die Jugendlichen durften „Restbestände“ ausforschen bzw. einsammeln: schließlich<br />

kamen vier Säcke zusammen zur Weiterverwertung.<br />

Im September 1938 zählte der Horst Grootfontein 22 Jungen und 20 Mädchen. Mit den Freunden in<br />

Tsumeb wurde ein „Kochkunst-Wettbewerb“ vereinbart, der <strong>allen</strong> viel Spaß machte im Lagerleben<br />

zu Rietfontein.<br />

Am 18. und 19. September 1939 wurden in Windhoek die ersten Männer deutscher Abstammung<br />

(mit politischer Aktivität) von der Polizei verhaftet, und bis zum 27. September waren es 58,<br />

darunter auch einige <strong>Pfadfinder</strong>führer. Im Internierungslager Andalusia (Südafrika) lebten<br />

schließlich etwa 1600 <strong>Südwester</strong> hinter Stacheldraht. Das fröhliche Treiben der <strong>Pfadfinder</strong> endete<br />

jäh.


Rückblick und Ausblick 1990<br />

Die letzte (bisherige) Dokumentation der südwestafrikanischen <strong>Pfadfinder</strong> ging 1990 in einer Broschüre<br />

in Druck mit dem Titel: „Deutscher <strong>Pfadfinder</strong>bund von Südwestafrika – Zum 25. Jubiläum<br />

1965 bis 1990“. Darin heißt es im einzelnen:<br />

„Der erste Anlauf zur Wiederbelebung der Deutschen <strong>Pfadfinder</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wurde von Walter Wojascheck 1962 sowie Wolfgang von Koenen und Achim Wilckens 1965<br />

unternommen. Es ging vornehmlich um die Gliederung des Horstes in Jungenschaft und<br />

Mädchenschaft bzw. in Kameradschaften und Rotten. Ein weiteres Ziel war, dass innerhalb des<br />

<strong>Pfadfinder</strong>bundes deutsche und <strong>Südwester</strong>geschichte, deutsche Kultur und Tradition gefördert<br />

werden sollen: Regelmäßige Fahrten und Lager am Wochenende, Sing- und Vortragsabende in<br />

einem Raum der Deutschen Höheren Privatschule (DHPS) zu Windhoek. Nach einem Jahr zählte<br />

der Horst schon 120 Mitglieder.<br />

Landesfahne der<br />

<strong>Pfadfinder</strong><br />

in Namibia<br />

Der Deutsche <strong>Pfadfinder</strong>bund Südwestafrika genoss seinerzeit die unbeschränkte Förderung aller<br />

Vertreter der südafrikanischen Mandatsbehörde: „ Es muss auch gesagt werden, dass der damalige<br />

Vorsitzende der Exekutive (Südwest Administration), Mijnheer A. H. du Plessis, uns sehr großes<br />

Wohlwollen entgegengebracht hat mit einer gut organisierten Feier auf Farm Elisenheim, ebenso<br />

Kommandant Magnus Malan, damals Chef des Wehrbereichs Südwestafrika der südafrikanischen<br />

Streitkräfte ...“<br />

Da es für die Jahre ab 1990 (Unabhängigkeitserklärung Namibia) bis in die Gegenwart keine allgemein<br />

zugänglichen Veröffentlichungen der deutschen <strong>Pfadfinder</strong> in Namibia gibt und wiederholte<br />

Erkundigungen erfolglos geblieben sind, muss man sich auf folgende bruchstückhafte<br />

Informationen aus anderen Quellen stützen:<br />

Die Horstführer 1989/1990 waren Harald Koch, Juliana Knieriem, Wolfgang Rossegger, Elke<br />

Küstner, Peter Reinhard, Susanne Ramdohr, Gerhard Stöck, Irmi Förster, Werner Schlierkamp.<br />

Jetzige Zusammensetzung unbekannt.


Zur Zeit existieren in Namibia zwei voneinander unabhängige Organisationen für <strong>Pfadfinder</strong> :<br />

SCOUTS OF NAMIBIA umfasst etwa 2200 schwarze Jugendliche mit Chief Scout Nujoma Thomas<br />

Amutenya seit 1990 in Windhoek, Mitglied der World Organization of the Scout Movement. Girl Guides<br />

Association of Namibia zählt etwa 1100 schwarze Mädchen in Verbindung mit den Scouts of<br />

Namibia.<br />

Der Deutsche <strong>Pfadfinder</strong>bund Namibia (einst Deutscher <strong>Pfadfinder</strong>bund Südwestafrikas)<br />

repräsentiert etwa 10 Gruppen in verschiedenen Landesteilen (laut Wikipedia), doch ist die<br />

Mitgliederzahl unbekannt, ebenso die Führungsstruktur der Jungen und Mädchen.<br />

Die Regierung Namibias steht den deutschen <strong>Pfadfinder</strong>n mit tiefem Misstrauen gegenüber und<br />

möchte die regelmäßigen Toten-Ehrungen an Grabstätten der Schutztruppe unterbinden, ebenso<br />

das gepflegte Traditionsbewusstsein. Diese Politik richtet sich jedoch auch gegen schwarze<br />

Minderheiten im Land und deren Traditionsbewusstsein (Rehoboth Baster Volk, Nama, Herero<br />

usw.). mit Pressionen. Das unlösbare Problem: es gibt kein namibisches Volksbewusstsein (wie<br />

erwünscht), sondern nur unterschiedliches Stammesbewusstsein mit Partikular-Interessen, denen<br />

die erdrückende Ovambo-Majorität ihren Stempel aufdrücken möchte.<br />

Quellen<br />

Schubert, Ch.: Scouting als vormilitärische Erziehung<br />

(Baunach 1988)<br />

Lion, A.: Das <strong>Pfadfinder</strong>buch<br />

(München 1909)<br />

Seidelmann, K.: <strong>Pfadfinder</strong> in der deutschen Jugendgeschichte<br />

(Hannover 1977)<br />

Schrölkamp, S.: Gründerväter der <strong>Pfadfinder</strong>-Bewegung<br />

(Baunach 2004)<br />

Verband Deutscher Altpfadfindergilden / Geschichtswerkstatt<br />

(Niederkassel 2008)<br />

DER KOLONIALSPÄHER<br />

(Berlin 1928 – 1933)<br />

KREUZ UND LILIE<br />

(Berlin 1927)<br />

Deutscher <strong>Pfadfinder</strong>bund Namibia<br />

(Windhoek 2008)<br />

Horstfahne<br />

Windhoek<br />

Namibia


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