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Bildungsstandards für die fortgeführte Fremdsprache (Englisch

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<strong>Bildungsstandards</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>fortgeführte</strong> <strong>Fremdsprache</strong> (<strong>Englisch</strong> / Französisch) <strong>für</strong> <strong>die</strong> Allgemeine Hochschulreife<br />

und Karriere unter einen Hut zu bringen. Sie wünschten sich mich als öffentliches Rollenmodell<br />

da<strong>für</strong>, dass Kind und Karriere vereinbar sind.<br />

Mit <strong>die</strong>ser Vorbildrolle fühle ich mich überfordert. Ich neige auch nicht dazu, mein Privatleben<br />

nach außen zu kehren. Dennoch versprach ich <strong>die</strong>sen jungen Frauen, einige Probleme<br />

öffentlich zu machen. Zum Beispiel, dass ich nach Ablauf meiner Zeit im Mutter-<br />

schutz in Briefen und Mails wegen meiner schnellen Rückkehr in den Beruf angefeindet<br />

wurde. Die Botschaften lauteten: ”Egotrip‛, ”karrieregeil‛, und: ”Warum pflanzen Sie<br />

sich überhaupt fort?‛ Für mich besonders erschreckend: Die meisten Schreiber nannten<br />

ihren vollen Namen und ihre Anschrift. Offenes Visier. Schamgefühl? Fehlanzeige!<br />

Karrierebewusste Mütter sorgen in unserem Land noch immer <strong>für</strong> Irritationen. Wohl selten<br />

erfahren sie <strong>die</strong>s durch beleidigende Briefe, durchaus aber durch das Augenrollen<br />

von Vorgesetzten und Kollegen oder durch skeptische Fragen im Freundeskreis. Von Rabenmüttern<br />

spricht zwar kaum noch jemand, mit der Vorstellung von berufstätigen Müttern<br />

haben sich viele angefreundet. Aber noch immer gilt: wenn schon Kind, dann bitte<br />

keine Karriere mehr.<br />

Wir haben uns in Deutschland immer noch nicht vollständig vom Familienbild des<br />

19. Jahrhunderts verabschiedet. Unsere Vorstellungen von Familie und Erziehung haben<br />

nicht ganz Schritt gehalten mit unserer Ökonomie und den Ansprüchen junger Menschen<br />

an ihr Leben. Das tra<strong>die</strong>rte Bild der Großfamilie, in der Kinder unter vielen Geschwistern<br />

und behütet durch <strong>die</strong> Mutter groß werden, kann aber den Praxistest in unserer sich<br />

entwickelnden Einzelkind-Gesellschaft mit ihren bunten Familienformen nicht bestehen.<br />

Es ist sogar kontraproduktiv.<br />

So stehen wir Frauen vor einer Lebensentscheidung, <strong>die</strong> uns im Innersten berührt. Entscheiden<br />

wir uns <strong>für</strong> Kinder, sind wir mit Anforderungen konfrontiert, denen wir oft weder<br />

entsprechen wollen noch können, nach denen uns <strong>die</strong> Gesellschaft aber beurteilt.<br />

Einige Frauen verzichten trotz Kinderwunsch auf Nachwuchs, um <strong>die</strong>ser Zerreißprobe zu<br />

entgehen. Nicht ohne Grund bleiben mittlerweile 40 Prozent der Akademikerinnen kinderlos.<br />

[…]<br />

Dass es auch anders geht, beweist Frankreich. Eine kürzlich erschienene Stu<strong>die</strong> der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung offenbart frappierende Unterschiede. Die Geburtenrate ist dort<br />

fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Nur jede zehnte Frau bleibt kinderlos. Gleich-<br />

zeitig sind mehr Frauen in Vollzeit erwerbstätig. Ausschlaggebend da<strong>für</strong> sind beileibe<br />

nicht nur <strong>die</strong> finanzielle Förderung von Familien und eine gute Betreuung, sondern auch<br />

das gesellschaftliche Klima gegenüber karrierebewussten Müttern. (…)<br />

Dass Frankreich berufstätige Mütter als selbstverständlich ansieht, hat seine historischen<br />

Wurzeln auch in einer anderen Kultur der Kindererziehung. Der Philosoph Jean-<br />

Jacques Rousseau verglich Neugeborene mit einem »weißen Blatt Papier«, das erst durch<br />

<strong>die</strong> Erziehung des Lebens beschrieben werde. Je vielfältiger <strong>die</strong> Eindrücke, desto voller<br />

das Blatt. In Deutschland orientieren wir uns hingegen an dem Ideal des »behüteten Elternhauses«,<br />

das seine Kinder so lange wie möglich vor dem »Ernst des Lebens« ab-<br />

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