LEBENSWEGE - Die Brücke Ostholstein
LEBENSWEGE - Die Brücke Ostholstein
LEBENSWEGE - Die Brücke Ostholstein
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Das Magazin der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong><br />
Ausgabe 2011<br />
<strong>Brücke</strong>nbogen<br />
Themenschwerpunkt<br />
<strong>LEBENSWEGE</strong><br />
Nein zu Kürzungen!<br />
Demo in Eutin<br />
Vom Angsthasen<br />
zum Schwimmer<br />
Was Sport verändern kann
2<br />
Inhalt<br />
Editorial<br />
Der Verantwortung gerecht werden ........................................................................3<br />
<strong>Brücke</strong> und Gesellschaft<br />
Nein zu Kürzungen! ..................................................................................................4<br />
<strong>Brücke</strong> im Beirat für Menschen mit Behinderung vertreten ....................................6<br />
Titelthema: Lebenswege<br />
Froh, den Schritt gegangen zu sein ..........................................................................7<br />
Nach Hamburg „ausgewandert“ – und glücklich .....................................................8<br />
Worauf kann man stolz sein? ...................................................................................9<br />
Mein Mosaik ..........................................................................................................10<br />
Building Bridges .....................................................................................................11<br />
Ein Ort, wo ich hinfahren kann ..............................................................................12<br />
<strong>Die</strong> Erkundung der Mitte ........................................................................................13<br />
„Ich bin etwas selbstbewusster“ ...........................................................................13<br />
Ehrenamt und Laienhelfer<br />
Ehrenamtsmesse 2010 ...........................................................................................14<br />
Laienhelfer verabschiedete sich von Wohnhaus-Bewohnern ................................15<br />
„Jeder sollte ehrenamtlich tätig sein“ ....................................................................16<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
Training für den Arbeitsalltag .................................................................................17<br />
255 Seiten Erinnerung an den Schulabschluss .......................................................17<br />
Gemeinsam schaffen macht Sinn ...........................................................................18<br />
Starke Gemeinschaftsleistung auf dem Weihnachtsbasar .....................................19<br />
Aus den Wohngruppen<br />
Neue Beratungsstelle und neue Wohngruppe in Bad Schwartau ..........................20<br />
Ferienfreizeit nach Salem .......................................................................................20<br />
Kreativ sein .............................................................................................................21<br />
Aus dem Wohnhaus<br />
„Petri Heil“ – das Wohnhaus hat eine neue Angelgruppe .....................................22<br />
Das tut einfach gut .................................................................................................23<br />
Das 7. Schuhstrassenfest – und wir mit dabei .......................................................24<br />
Aus den Tagesstätten<br />
Aquarell-Malkurs – der Renner in der Tagesstätte .................................................25<br />
Den Alltag wieder regeln ........................................................................................26<br />
In der Psychiatrie hat sich viel getan ......................................................................26<br />
Neuartiges „NetzWerk“ für psychisch Erkrankte ....................................................27<br />
Ambulante Hilfen<br />
Gruppenarbeit in der Sozialpsychiatrischen Ambulanten Hilfe .............................28<br />
Ferienfahrt der Schwartauer ..................................................................................30<br />
Neues Domizil für die ambulante Arbeit in Neustadt ............................................31<br />
<strong>Brücke</strong> – jetzt auch auf Fehmarn ...........................................................................32<br />
Immer mittwochs: Begegnungsstätte in Neustadt ................................................33<br />
Persönliche Erfahrungen<br />
Vom Angsthasen zum Kampf?!-Schwimmer ..........................................................34<br />
<strong>Brücke</strong> intern<br />
Ein <strong>Brücke</strong>-Stand auf dem Schwartauer Stadtfest .................................................35<br />
Sommerfest ganz oben im Norden ........................................................................36<br />
20 Jahre, hoffnungsvoll ..........................................................................................38<br />
Henrik Müller – Der Neue in Bad Schwartau .........................................................40<br />
Jana Tebelmann – Mein Weg in den Norden ... und zur <strong>Brücke</strong> ............................40<br />
Leila Meiners verabschiedet sich ...........................................................................41<br />
Gudrun Saremba – So habe ich es mir gewünscht ................................................42<br />
Christina-Catharina Wulf – Menschen persönlich betreuen .................................43<br />
Kunst & Kultur<br />
Fotogruppe – Begegnung mit Menschen und Motiven .........................................44<br />
Verschiedenes<br />
Rätselecke ..............................................................................................................46<br />
So einfach, manchmal ... .......................................................................................47<br />
Informationen<br />
Anschriften und Impressum ...................................................................................48
Der Verantwortung gerecht werden<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser,<br />
in den vergangenen zwanzig Jahren ist die <strong>Brücke</strong> von<br />
einer ehrenamtlich getragenen Initiative zu einem <strong>Die</strong>nstleistungsunternehmen<br />
der Sozialwirtschaft geworden. Der<br />
weitaus größte Teil unserer Aufgaben wird mittlerweile<br />
durch Leistungsentgelte aufgrund gesetzlicher Regelungen vergütet.<br />
Sind das ehrenamtliche Engagement und damit die offenen Beratungsstellen und<br />
Treffpunkte überflüssig geworden?<br />
Das Beispiel unseres Treffpunktes in Bad Schwartau in der Hauptstraße zeigt,<br />
dass das Gegenteil der Fall ist. Am Montag treffen sich dort regelmäßig zwanzig<br />
bis dreißig Besucherinnen und Besucher, erleben dort Geselligkeit, gegenseitige<br />
Unterstützung und Selbsthilfe. Sie besuchen den Treffpunkt nicht primär als hilfebedürftige<br />
Patienten, sondern engagieren sich dort als Bürgerinnen und Bürger in<br />
einem partnerschaftlichen Verhältnis zum haupt- und ehrenamtlichen Personal.<br />
Dadurch wirkt die Begegnungsstätte der Stigmatisierung entgegen und stärkt die<br />
Besucherinnen und Besucher in der Ausübung ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
Leben.<br />
Sie erleben das als einen Ort der Stabilisierung, wo sie ohne bürokratische Hürden<br />
einfache und schnelle Unterstützung bei der Bewältigung ihrer psychischen Beeinträchtigungen<br />
finden. Für das Fachpersonal ist dies eine wichtige Ergänzung der<br />
sonstigen therapeutischen und rehabilitativen Angebote. Es hilft den Menschen<br />
bei der Verselbstständigung nach Krankenhaus- oder Heimaufenthalten und stärkt<br />
ihre Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft im vertrauten Sozialraum.<br />
<strong>Die</strong>se offenen Hilfen werden von Kostenträgern häufig als freiwillige Leistungen<br />
dargestellt. Das mögen sie aus Finanzierungssicht zwar sein, es sind aber notwendige<br />
Leistungen - und die Alternative hierzu wäre ein Rückschritt in Zeiten, in<br />
denen die Teilhabe für Menschen mit Behinderung noch nicht in unserem Wertesystem<br />
und in der UN-Konvention verankert waren.<br />
<strong>Die</strong> Versorgungsstrukturen für psychisch erkrankte Menschen haben sich seit den<br />
achtziger Jahren grundlegend gewandelt. Für Schwerkranke galt damals die Langzeitunterbringung<br />
in großen Anstalten als die einzige Möglichkeit, heute haben<br />
wir ein differenziertes System gemeindepsychiatrischer Hilfen.<br />
<strong>Die</strong> für jeden Mann und jede Frau jeden Alters offenen Hilfen in der Gemeinde sind<br />
deshalb ein unverzichtbarer und notwendiger Bestandteil sozialpsychiatrischer<br />
Hilfen geworden und nicht mehr wegzudenken.<br />
Aus der Sicht eines sozialpsychiatrischen Leistungserbringers kann ich deshalb nur<br />
fordern: Alle modernen sozialpsychiatrischen Bausteine gehören in die Region.<br />
Und die Finanzverantwortung gehört in die Hände derjenigen, die sich in der<br />
Region auskennen, in die der Kreise und kreisfreien Städte. Nur gemeinsam<br />
können wir, gemeinsam müssen wir unserer Verantwortung gerecht werden.<br />
Dirk Wäcken<br />
Geschäftsführer<br />
Editorial<br />
3
4<br />
<strong>Brücke</strong> und Gesellschaft<br />
Nein zu Kürzungen!<br />
Ende 2009 kündigte der Landkreistag Schleswig-Holstein den gemeinsam mit den<br />
Leistungserbringern und Interessenvertretern ausgehandelten Rahmenvertrag<br />
zur Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Unvermittelt, ohne vorherige<br />
Gespräche. Das Ziel: ganz schnell neue Verhandlungen erzwingen – und Geld<br />
sparen, am besten gleich 100 Millionen, so forderten es forsch vorpreschende<br />
Politiker. Dank zahlreicher Proteste – eine der ersten großen Kundgebungen fand<br />
bei uns im ostholsteinischen Eutin statt und viele von uns waren dabei – wurde<br />
die Kündigung Mitte 2010 dann erst einmal wieder ausgesetzt. Aber das Thema<br />
ist nicht vom Tisch – und das Vertrauen in den Konsens von Politik und Gesellschaft<br />
über die Wichtigkeit und Unantastbarkeit der Teilhabe von Menschen mit<br />
Behinderung ist empfindlich gestört.<br />
Im April 2010 zogen Hunderte auf der ersten großen Demonstration im Lande durch<br />
Eutin. Mit dabei: viele Betreute und MitarbeiterInnen der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>.<br />
„<strong>Die</strong> Verunsicherung sitzt tief“, blickt<br />
<strong>Brücke</strong>-Geschäftsführer Dirk Wäcken<br />
heute auf das zurück, was da vor einem<br />
Jahr in Schleswig-Holstein begann. Es sei<br />
die Art und Weise gewesen, die so scho-<br />
„Gemeinsam treten wir dafür<br />
ein, dass der Sozialstaat nicht<br />
demontiert wird!“<br />
ckiert habe. „Wie da nach Jahrzehnten<br />
der guten Zusammenarbeit plötzlich so<br />
getan wurde, als könne man komplexe<br />
Förderleistungen in Wahrheit auch mit<br />
viel weniger Geld bewerkstelligen und<br />
als wirtschafteten die Leistungserbrin-<br />
ger verantwortungslos und<br />
mit zu vielen Kräften – das<br />
ging unter die Gürtellinie.“<br />
Denn für die Menschen<br />
mit Behinderung und die<br />
Berufstätigen in der Eingliederungshilfe<br />
seien Förderung<br />
und Inklusion keine<br />
schönen Worte. „Hier geht es darum,<br />
Leben zu gestalten, Hürden zu überwinden<br />
und mit viel Geduld Ziele mitten in<br />
der Gesellschaft zu erreichen, 24 Stunden<br />
am Tag, auch an den Wochenenden.<br />
Das geht nur mit Werten, die mit<br />
Geld gar nicht zu bezahlen sind. Und<br />
dann hört man so was.“<br />
Auf Initiative der <strong>Ostholstein</strong>er<br />
Behindertenhilfe gGmbH (OHBH), die<br />
unter anderem Trägerin von Werkstätten<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
ist, gab es schließlich im April eine Protestkundgebung<br />
in Eutin. Auch Betreute<br />
und MitarbeiterInnen der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong><br />
waren mit dabei. <strong>Die</strong> Schlossterrassen<br />
platzten aus allen Nähten, als<br />
sich mehrere hundert Demonstranten<br />
dort vor ihrem Marsch zum Kreishaus<br />
trafen. „<strong>Die</strong>s ist ein starkes Signal, dass<br />
wir nicht alles mit uns machen lassen“,<br />
so OHBH-Geschäftsführer Reinhard-<br />
Ehmke Sohns, „so unterschiedlich wir<br />
sind, gemeinsam treten wir dafür ein,<br />
dass der Sozialstaat nicht demontiert<br />
wird. Auch die Menschen mit Behinderung<br />
sind wichtig in der Gesellschaft, sie<br />
bekommen nicht nur, sie geben auch,<br />
ebenso wie die MitarbeiterInnen in den<br />
Einrichtungen.“ Aktive aus den Beiräten<br />
für Menschen mit Behinderungen riefen<br />
dazu auf, es nicht bei einer Demonstration<br />
zu belassen, sondern sich weiter<br />
aktiv gegen Kürzungen einzusetzen.<br />
„Wir haben einen eigenen Willen und<br />
eine eigene Meinung, unterschätzen Sie<br />
uns nicht.“<br />
Protest mit Wirkung: Auch der NDR war vor Ort.<br />
Mütter von Kindern mit Behinderung<br />
schilderten, wie wichtig Maßnahmen<br />
der Eingliederungshilfe bereits für<br />
die Jüngsten der Gesellschaft sind – und<br />
wie sehr sie der herablassende Vorwurf<br />
allgemeiner Geldverschwendung angesichts<br />
der tagtäglichen Anstrengungen<br />
empört. Ein beeindruckend großer<br />
Menschenzug machte sich schließlich<br />
durch die Stadt auf zum Kreishaus, des-
„<strong>Die</strong>s ist ein starkes Signal, dass<br />
wir nicht alles mit uns machen<br />
lassen!“<br />
sen Chef, der ostholsteinische Landrat<br />
Reinhard Sager, die Kündigung aktiv<br />
mitgetragen hatte. <strong>Die</strong> Presse filmte<br />
und berichtete - und der Eutiner Protestzug<br />
wurde zum Auftakt einer landesweiten<br />
Bewegung, die anhält und<br />
weiter gefordert sein wird. „Dass wir<br />
alle solidarisch sparen müssen, ist wohl<br />
jedem klar und daran wollen wir mitwirken“,<br />
resümiert <strong>Brücke</strong>-Geschäftsführer<br />
Kommen Sie uns doch mal besuchen.<br />
Zum Spazierengehen,<br />
zum Tierestreicheln oder zum Einkaufen<br />
in unserem Bio-Hofladen.<br />
Der bietet Ihnen nämlich eine<br />
schöne Auswahl<br />
an frischen Bioprodukten aus der Region.<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
<strong>Brücke</strong> und Gesellschaft<br />
Vor dem Eutiner Kreishaus gab es die abschließende Kundgebung.<br />
Dirk Wäcken. „Aber wir werden die<br />
Weiterentwicklung bedarfsgerechter<br />
Angebote unbeirrt im Auge behalten.<br />
Denn statt rückwärts zu gehen, müssen<br />
wir für die volle Teilhabe der Menschen<br />
mit Behinderung noch ein ganzes Stück<br />
weiter nach vorn.“<br />
Kathrin Meike Evers<br />
Hof Eichwerder<br />
23730 Schashagen<br />
Tel. 0 45 61 - 99 10<br />
Fax 0 45 61 - 99 62<br />
info@hofeichwerder.de<br />
www.hofeichwerder.de<br />
5
6<br />
<strong>Brücke</strong> und Gesellschaft<br />
<strong>Brücke</strong> im neuen Beirat für<br />
Menschen mit Behinderung vertreten<br />
Im Kreis <strong>Ostholstein</strong> werden<br />
die Menschen mit<br />
Behinderungen fortan<br />
wesentlich mehr mitreden,<br />
wenn es um wichtige<br />
Entscheidungen<br />
für die Menschen geht,<br />
die hier leben. Seit Juli<br />
gibt es einen offiziellen<br />
„Beirat für Menschen<br />
mit Behinderung“, und<br />
dessen Mitglieder sind<br />
selbst Betroffene mit den<br />
verschiedensten Beeinträchtigungen.<br />
Sie werden<br />
sich künftig regelmäßig<br />
treffen und sich<br />
dafür einsetzen, dass die<br />
Teilhabe der Menschen<br />
mit Behinderung in allen<br />
Lebensbereichen verbessert wird. Menschen mit seelischen<br />
Erkrankungen sind gut in diesem neuen Arbeitskreis vertreten:<br />
Friedel Heuer von der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> macht mit.<br />
Neun Beiratsmitglieder und sieben Stellvertreter wurden<br />
auf der ersten Sitzung am 20. Juli 2010 gewählt. Friedel Heuer<br />
aus der Eutiner Wohngruppe der <strong>Brücke</strong> wurde offizielles Mitglied<br />
des Beirates. Zusätzlich wird er unterstützt von Jürgen<br />
Bytomski, der innerhalb der <strong>Brücke</strong> auch Ansprechpartner<br />
bei Problemen ist. „Es herrschte gute Aufbruchstimmung auf<br />
der ersten Sitzung, es war spannend, dabei zu sein“, berichtet<br />
Friedel Heuer. „<strong>Die</strong> Mitglieder werden sich nun regelmäßig<br />
treffen und sich überlegen, wo der neue Beirat aktiv werden<br />
sollte.“<br />
Aber wie genau kam es eigentlich zur Gründung des Beirates?<br />
Schon seit vielen Jahren gibt es in <strong>Ostholstein</strong> den<br />
Arbeitskreis „Integration von Menschen mit Behinderungen“.<br />
Vorsitzender dieses Arbeitskreises ist der Behindertenbeauf-<br />
Unsere Angebote richten sich an:<br />
� Arbeitssuchende<br />
� Beschäftigte<br />
� Arbeitgeber<br />
� Schüler<br />
� Beschäftigte einer Werkstatt<br />
für behinderte Menschen (WfbM)<br />
Für Menschen mit Behinderung aktiv: Jürgen Bytomski (links) und Friedel Heuer.<br />
tragte des Kreises, Dr. Axel<br />
Zander aus Heiligenhafen.<br />
Im Laufe seiner Aktivitäten<br />
hat der Arbeitskreis<br />
eine Feststellung gemacht:<br />
Menschen mit Behinderungen<br />
sind noch lange<br />
nicht in allen Lebensbereichen<br />
gleichberechtigt mittendrin<br />
– sie haben in den<br />
Bereichen Arbeit, Wohnen,<br />
Freizeit immer noch viele<br />
Hindernisse und Vorurteile<br />
zu überwinden. Und so<br />
stellte der Behindertenbeauftragte<br />
schon in einem<br />
Bericht von Januar 2009<br />
fest, dass ein Beirat, in dem<br />
die Betroffenen selbst aktiv<br />
werden, förderlich wäre.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit für Menschen mit Behinderungen würde damit<br />
auf eine breitere Basis gestellt, die dem Umfang der Aufgabe<br />
angemessener sei, heißt es in dem Bericht.<br />
Anderthalb Jahre später ist es nun endlich soweit. „Wir<br />
freuen uns, dabei zu sein und mithelfen zu können“, erzählt<br />
Friedel Heuer. Er und Jürgen Bytomski verstehen sich auch als<br />
Ansprechpartner für Menschen, die bei Aktivitäten im Kreis<br />
<strong>Ostholstein</strong> auf Probleme stoßen und Rat suchen. „Ich trage<br />
die Anliegen dann im Beirat vor und werde mich bemühen,<br />
dadurch genau die Themen anzupacken, die den Menschen<br />
auf der Seele liegen“, so Friedel Heuer.<br />
Wir enthindern Arbeit<br />
Wer Fragen oder Anregungen hat, kann über die <strong>Brücke</strong><br />
<strong>Ostholstein</strong> Kontakt aufnehmen oder sich direkt bei<br />
Friedel Heuer unter 04521/7613616 melden.<br />
Kontakt:<br />
Wasserstr. 3, 23701 Eutin<br />
Tel. 04521 7967215<br />
Fax 04521 7967217<br />
Mail: eutin@integra-fachdienstarbeit.de<br />
www-integra-fachdienstarbeit.de<br />
Wir arbeiten im Auftrag des<br />
Integrationsamtes Schleswig-Holstein
Mein Leben verlief bis vor einigen<br />
Jahren ganz normal. Ich machte den<br />
Schulabschluss, beendete meine Lehre<br />
und ging zum Bund für 15 Monate.<br />
Danach hatte ich eine feste Anstellung<br />
und jobbte als Indianer-Darsteller<br />
im „Hansa Park“, wo ich auch meine<br />
Freundin kennenlernte.<br />
Sie brachte drei Kinder mit in die<br />
Beziehung und wir bekamen noch ein<br />
viertes Kind. Ein Wunschkind. Doch die<br />
Kosten und Ansprüche waren so groß,<br />
dass wir uns in Schulden stürzten. Dann<br />
die Trennung – ich war enttäuscht, verletzt<br />
und wusste nicht, wie ich aus den<br />
ganzen Schulden wieder rauskommen<br />
sollte. Ich suchte Trost im Alkohol und<br />
<strong>LEBENSWEGE</strong><br />
fing an Drogen zu nehmen, um mich zu<br />
betäuben, nicht mehr zu grübeln.<br />
Dann hatte ich mein erstes<br />
psychotisches Erleben.<br />
Für mich war dieses Erleben<br />
real und fühlte sich gut an.<br />
Doch nicht für mein Umfeld.<br />
Meine Schwester machte<br />
dann meinem „Treiben“ ein<br />
Ende und ließ mich unter<br />
Zwang einweisen. Ich kam<br />
weg von den Drogen und<br />
dem Alkohol, doch die Psychose<br />
blieb. Ich zog wieder zu meinen<br />
Eltern, versuchte, mein Leben wieder<br />
in den Griff zu bekommen. Über das<br />
Arbeitsamt wurde ich an die Werkstät-<br />
Titelthema<br />
Froh, den Schritt gegangen zu sein<br />
„Dann hatte<br />
ich mein erstes<br />
psychotisches<br />
Erlebnis.“<br />
ten für behinderte Menschen vermittelt,<br />
wo ich immer noch arbeite. Doch zu<br />
Hause entstanden Konflikte,<br />
die mich wieder und wieder<br />
in die Klinik brachten. Beim<br />
letzten Aufenthalt hatte ich<br />
die Idee, in eine Einrichtung<br />
zu gehen. Mit Unterstützung<br />
von „Hilfeplanern“ kam ich in<br />
die Außenwohnung des <strong>Brücke</strong>-Wohnhauses<br />
im Oldenburger<br />
Mühlenkamp. Heute<br />
bin ich froh, diesen Schritt<br />
gegangen zu sein, denn ohne diese Hilfe<br />
wäre ich wohl „ganz unten“ gelandet.<br />
A. Bahr<br />
7
8<br />
Titelthema<br />
Ich hatte ein Leben voller Gewalt<br />
aller Art hinter mir. Hatte als Mutter<br />
eine Familie versorgt, in verantwortungsvollen<br />
Berufen gearbeitet. War<br />
aus allem gefallen und mit Hilfe der<br />
<strong>Brücke</strong> wieder seelisch aufgestanden.<br />
<strong>Die</strong> Suche nach Arbeit, der Ärger mit<br />
1-Euro-Jobs wurden zu einem großen<br />
Problem, die eher zurückhaltende Art<br />
der Menschen auf dem Lande wirkte<br />
auf mich gebürtige Rheinländerin ausgrenzend<br />
und schwermütig. Meine<br />
Kreativität gab mir zwar Beschäftigung,<br />
Freude und Fragmente von Struktur,<br />
aber es ging nicht wirklich bergauf. Ich<br />
zog mich zurück, mochte kaum mehr<br />
aus dem Haus gehen. Es musste etwas<br />
geschehen.<br />
Bei einem Ausflug mit der <strong>Brücke</strong><br />
lernte ich eine Hamburger Werkstatt<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
kennen, in der auch Leute mit seelischen<br />
Beeinträchtigungen tätig waren, und<br />
das in kreativen und spannenden Aufgabenbereichen.<br />
Es war, als würde ein<br />
Schleier weggezogen werden – das war<br />
Veränderung von Lebenswegen – dazu fällt mir ganz besonders ein Teil<br />
meines Weges ein: Mein Weg von <strong>Ostholstein</strong> nach Hamburg, wo ich<br />
heute lebe und arbeite. Weg von der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>, die mich ein Stück<br />
meines Weges begleitet hat, hin zu neuen Menschen und Netzwerken. Ein<br />
steiniger Weg in die Selbständigkeit war das, aber einer, den ich immer<br />
wieder gehen würde, denn die Anstrengungen haben sich gelohnt.<br />
Nach Hamburg „ausgewandert“<br />
– und glücklich<br />
es, was ich wollte. Und so begann mein<br />
Kampf um den Weg nach Hamburg. Bei<br />
vielen Ämtern wurde ich vorstellig, um<br />
zunächst ein Praktikum in Hamburg<br />
absolvieren zu können. Während dieses<br />
Praktikums merkte ich glücklich wieder<br />
meine ganze Lebendigkeit<br />
und wusste,<br />
wofür ich kämpfte.<br />
<strong>Die</strong> Wohnungssuche<br />
in Hamburg war ein<br />
weiterer langer Weg.<br />
Sich dafür die richtigen<br />
Hilfen zu holen<br />
war nicht leicht – aber<br />
es gelang. Seit Ende<br />
2009 habe ich eine<br />
hübsche 54-Quadratmeter-Wohnung<br />
mit es sein müsste.<br />
Balkon in zentraler<br />
Lage. Täglich fahre ich<br />
zur Arbeit, esse in einem Künstlercafé<br />
zu Mittag und erlebe die Arbeit in der<br />
Werkstatt, in der ich sehr selbständig<br />
arbeite, als sehr passend für mich. Man<br />
trifft sich auf Kuchen und Kaffee. Und es<br />
Ich bin heute so froh und oft<br />
zum Heulen glücklich mit<br />
meinem Leben, dass ich den<br />
Weg mit all seinen Steinen<br />
wieder gehen würde, wenn<br />
gibt in der Einrichtung „Alsterarbeit“,<br />
in der es sehr viel Kundenkontakt gibt,<br />
nicht nur Schneiderei, Schusterei und<br />
Atelier, sondern auch einen sehr gut<br />
ausgestatteten Secondhand-Laden, der<br />
meine liebste Anlaufstelle ist.<br />
Natürlich gibt es<br />
auch in Hamburg<br />
Dinge und Menschen,<br />
mit denen ich<br />
nicht gut zurechtkomme.<br />
Aber so ist<br />
das Leben. Und bei<br />
all dem Tollen, das<br />
ich jetzt haben und<br />
erleben darf, darf<br />
auch das ruhig dazugehören.<br />
Ich bin heute so froh<br />
und oft zum Heulen<br />
glücklich mit meinem<br />
Leben, dass ich den Weg mit all<br />
seinen Steinen wieder gehen würde,<br />
wenn es sein müsste.<br />
Lydia Leyendecker
Worauf kann man stolz sein?<br />
Ein gestandener Mann ist er, 55 Jahre alt, groß und kräftig, er strahlt Ruhe aus und<br />
hat ein Lächeln in den Augen, wenn er einen ansieht. Auf einem abenteuerlichen<br />
Weg hat er wichtige Leute geschützt, Teams geleitet, im Ausland Verantwortung<br />
getragen, schönen Festen Musik gegeben und Menschen umsichtig von A nach<br />
B gebracht. Und: Er ist manisch-depressiv. Seine seelische Erkrankung gehört zu<br />
seinem Weg wie alle Erfolge, der Verlust gehört ebenso dazu wie der geduldige<br />
nächste Schritt. Und so ist er da, bei der <strong>Brücke</strong>, und holt sich Hilfe dabei, nach<br />
vorn zu blicken.<br />
Als Mann mit vielen Talenten und<br />
viel Verantwortungsgefühl fällt es ihm<br />
nicht leicht, die Gegenwart positiv zu<br />
sehen. Für seine Familie mit den inzwischen<br />
herangewachsenen Kindern war<br />
und ist er nicht so da, wie er es gern<br />
wäre. Den liebenden Eltern hätte er am<br />
liebsten keine einzige Sorge gemacht.<br />
Und wie steht man eigentlich da, im<br />
besten Alter, wenn man gerade wieder<br />
mal lange krank geschrieben ist,<br />
weil arbeiten einfach nicht geht, weil<br />
die Krankheit alle Kraft fordert und der<br />
normale Alltag daneben zu viel wird.<br />
Busfahrer war er zuletzt und wagte mit<br />
dem langen Gelenkbus die enge Kurve<br />
nicht mehr. Alle Sicherheit weg, ausgestiegen<br />
ist er und hat nachgesehen, ob<br />
der Bus herumpasst, schämte sich und<br />
fühlte: Es geht nicht mehr.<br />
Beim Bundesgrenzschutz war er<br />
nach der Schule, war Teamleiter im<br />
Objektschutz und bewachte in den<br />
Siebzigern unter anderem den Hamburger<br />
Privatsitz des damaligen Bundeskanzlers<br />
Helmut Schmidt. Viel leisten –<br />
ganz normal für ihn. In der Abendschule<br />
holt er die Fachhochschulreife nach. In<br />
einem Auslandseinsatz in Indien hauen<br />
ihn menschliches Leid und innere Einsamkeit<br />
um. Zum ersten Mal liegt er<br />
tagelang im Bett. Boden weg unter den<br />
Füßen. Aber dann weiter: Groß- und<br />
Außenhandelskaufmann lernen und<br />
wieder erfolgreich, und ein Hobby macht<br />
er zum Beruf:<br />
Als Party-DJ<br />
auf Reiseschiffen<br />
wird er<br />
zum Garant Was ist Versagen? ...<br />
für tolle Stimmung.Ausruhen?<br />
Eine Art<br />
Fremdwort. Er<br />
macht in Versicherungen, versucht sich<br />
im Großhandel, scheitert. Geldsorgen<br />
und die Verantwortung für die Familie<br />
drücken ihn mit dem Rücken immer<br />
mehr an die Wand. Nicht aufgeben.<br />
Umschulung. Als Lehrgangsbester wird<br />
er Busfahrer. <strong>Die</strong> Leute mögen ihn, eine<br />
Frau, die gern mit ihm fährt, bringt ihm<br />
„Loslösen von alten Vorstellungen.<br />
Wofür verdient man Respekt?“<br />
Titelthema<br />
Kuchen mit. Aber die Krankheit, die sich<br />
angekündigt hat, kommt an: Er bricht<br />
ein. Nichts geht mehr.<br />
Seit 2000 war er vier Mal im<br />
Krankenhaus. Er lebt getrennt von<br />
der Familie und kämpfte sich alleine<br />
durch, bis er 2003 in den Treffpunkt<br />
der <strong>Brücke</strong> kam, Kontakte zu anderen<br />
Betroffenen knüpfte und über die ärztliche<br />
Behandlung hinaus Hilfe für den<br />
Alltag fand. Ambulant betreut wird er<br />
heute, einmal die Woche geht es mit<br />
dem Bezugsbetreuer von der <strong>Brücke</strong> um<br />
die nächsten Schritte, um Behördenangelegenheiten<br />
– und immer wieder auch<br />
um die nächsten beruflichen Pläne. „Ich<br />
weiß inzwischen, dass ich Geduld haben<br />
muss“, sagt er, „damit muss ich klarkommen,<br />
dass ich nicht<br />
genau weiß, wie es<br />
weitergeht, dass<br />
das auch davon<br />
abhängt, wie ich<br />
mit der Erkrankung<br />
umgehe.“<br />
Loslösen von alten<br />
Vorstellungen. Was<br />
ist Versagen? Auf welche Lebensleistung<br />
kann man stolz sein? Wofür verdient<br />
man Respekt? Mit diesen Fragen<br />
geht er um, ein Mann in den besten<br />
Jahren, mit vielen Talenten, viel Verantwortungsgefühl<br />
und einem Lächeln in<br />
den Augen.<br />
Kathrin Meike Evers<br />
9
10<br />
Titelthema<br />
Mein Mosaik<br />
Heute ist der 27. Juli 2010. Ich sitze<br />
im Zug von Lübeck nach Eutin. <strong>Die</strong>nstags<br />
ist immer Praxisreflexionstag bei<br />
der Maßnahme „AVISTA“ und wir Teilnehmer<br />
tauschen uns über die zurzeit<br />
laufenden Praktika und unsere berufliche<br />
Zukunft aus. AVISTA der BRÜCKE<br />
Lübeck dient zur beruflichen Rehabilitation<br />
und Neuorientierung.<br />
Bevor ich diese Maßnahme begonnen<br />
habe, war ich arbeitsunfähig.<br />
Nach einer beruflich-medizinischen<br />
Reha hatte ich es Schwarz auf Weiß,<br />
dass ich besser nicht mehr als Art-<br />
Directorin in der Werbebranche tätig<br />
sein sollte. 18 Jahre lang habe ich in<br />
dieser Branche gearbeitet und war<br />
davon lange Jahre selbstständig mit<br />
einer eigenen Bürogemeinschaft im<br />
Herzen Hamburgs. Ich habe immer<br />
gern als Gestalterin und Konzeptionerin<br />
gearbeitet, deshalb dauerte es eine<br />
Weile, dieser Welt den Rücken zuzukehren.<br />
Ich glaubte aber stets daran,<br />
dass aus dem Ab schied ein guter Anfang<br />
wird. Eines musste ich allerdings haben:<br />
Ausdauer und Geduld.<br />
Meinen Antrag zur Teilhabe am<br />
Arbeitsleben hatte ich im Dezember<br />
2008 eingereicht. Im November 2009<br />
war es endlich soweit, dass ich eine<br />
Arbeitserprobung im Reha-Assessment<br />
in Lübeck beginnen konnte. Kurz darauf<br />
begann die Maßnahme<br />
für berufliche Rehabilitation,<br />
Integration und<br />
Coaching: AVISTA Lübeck.<br />
Ich startete im Januar<br />
2010 mit zwölf weiteren<br />
Teilnehmern. Zu Beginn<br />
haben wir uns mit einer<br />
Vielfalt von Berufen auseinandergesetzt,<br />
um unsere<br />
Richtung zu finden. Mein<br />
Mosaik für eine berufliche<br />
Zukunft begann. Das Fundament<br />
war klar. Ich bin<br />
ein optischer, kreativer<br />
Mensch und handwerklich<br />
sehr begabt. Ein Ziel<br />
zeichnete sich auch schon ab: Durch<br />
die BRÜCKE <strong>Ostholstein</strong> hatte ich von<br />
Berufsbildern wie „Werkleiter im sozialen<br />
Bereich” und „Fachkraft für Arbeits-<br />
und Berufsförderung” erfahren. Da<br />
wollte ich hin. Und so begannen am<br />
1. März 2010 innerhalb der Maßnahme<br />
meine Praktika als Anleiterin.<br />
Dreieinhalb Monate lang wurde das<br />
Druckwerk in Eutin zu meinem ersten<br />
Praktikumsdomizil. Zusammen mit dem<br />
Team, das mich sehr offen und herzlich<br />
aufnahm, habe<br />
ich an vielen Aufgaben<br />
gearbeitet. Schließlich<br />
begann ein großes<br />
Projekt, für das mir die<br />
Anleitung übertragen<br />
wurde. Das fast 250seitige<br />
Jahrbuch der<br />
Eutiner Wilhelm-Wisser-Schule.<br />
Alle Druckwerker<br />
waren daran<br />
beteiligt, so dass ich<br />
die Chance hatte zu<br />
erfahren, wer welches<br />
Programm am PC wie<br />
gut beherrscht und<br />
wie die Aufgaben am<br />
besten koordiniert und verteilt werden.<br />
Es war ein schönes Projekt, was uns alle<br />
einander näher brachte. Mit Spannung<br />
verfolgte ich, wie jeder der Druckwerker<br />
seine Stärken einsetzte und mit seinen<br />
Aufgaben wuchs.<br />
„Ich glaubte aber stets<br />
daran, dass aus dem<br />
Abschied ein guter<br />
Anfang wird. Eines<br />
musste ich allerdings<br />
haben: Ausdauer und<br />
Geduld.“<br />
Nach einem zweiwöchigen Seminarblock<br />
bei AVISTA ging es auf ins nächste<br />
Praktikum: in die ADiNet Digitaldruckerei<br />
Lübeck. Das Vertrauen und die Einbindung<br />
in den Kreis der Kollegen werden<br />
mir hier in gleicher Weise entgegengebracht<br />
wie in Eutin. Zurzeit erstellen<br />
wir gemeinsam das 44-seitige Magazin<br />
der BRÜCKE Lübeck. In dieser Woche<br />
war meine Beraterin Frau Meyer von<br />
AVISTA zur Praktikumsplatzbesichtigung<br />
vor Ort. Als der Anleiter Joachim Bauer<br />
unter anderem sagte, dass er mich<br />
sofort einstellen würde, wenn eine<br />
Stelle frei wäre, habe ich mich sehr über<br />
die Bewertung meiner Arbeit gefreut.<br />
In der nächsten Woche startet<br />
mein letztes Praktikum als Anleiterin<br />
in der Druckerei der Marli Werkstätten<br />
in Lübeck. Darauf bin ich schon sehr<br />
gespannt.<br />
Im September wird dann meine<br />
berufliche Reha-Maßnahme beendet<br />
sein. Der dortige Austausch hat mir<br />
gezeigt, dass ich mich für den richtigen<br />
Weg entschieden habe. Ich werde eine<br />
berufsbegleitende Zusatzqualifikation<br />
machen, um „Fachkraft für Arbeits- und<br />
Berufsförderung“ zu werden.
Erst heute ist mir bewusst, dass ich<br />
schon mit meinem Mosaik begann, als<br />
ich 2008 von Hamburg nach Eutin zog.<br />
Ich hatte einen Platz in der „Frauen-<br />
WeGe“ der BRÜCKE bekommen. Dort<br />
habe ich mich stabilisiert und außerdem<br />
eine Verhaltenstherapie begonnen. Ich<br />
habe es geschafft, ein Mensch zu werden,<br />
der sich nicht nur über seine Arbeit<br />
definiert. Viele Verhaltensmuster, die<br />
mir geschadet haben, konnte ich ablegen.<br />
Durch das Zusammenleben in der<br />
WG mit fünf weiteren Frauen habe ich<br />
gelernt, mich abzugrenzen und meine<br />
Achtsamkeit zu schärfen. <strong>Die</strong>s ist ein<br />
Mein Name ist Afi Darrah. Ich bin 37<br />
Jahre alt und lebe in Eutin seit 2004. Vor<br />
13 Jahren kam ich nach Deutschland,<br />
um Betriebswirtschaft zu studieren. <strong>Die</strong><br />
Anfangsjahre waren besonders schwierig<br />
für mich, da meine Deutschkenntnisse<br />
nicht ausreichend waren. Hinzu<br />
kamen besondere Herausforderungen,<br />
wie zum Beispiel der Kulturschock und<br />
unterschiedliche Lebensstrukturen hier<br />
in Deutschland, die mir bis dahin nicht<br />
bekannt waren.<br />
Dennoch wurde es Jahr für Jahr<br />
besser. Ich habe viele schöne und auch<br />
manchmal unangenehme Erfahrungen<br />
gehabt, die mir geholfen haben,<br />
menschlich heranzuwachsen. Ich durfte<br />
auch wahrnehmen, wie kulturell unterschiedlich<br />
und dennoch vollkommen<br />
wir als Menschen sind; vollkommen für<br />
mich, weil diese Unterschiede das Leben<br />
spannend und interessant machen. <strong>Die</strong><br />
Erfahrungen haben mein Leben sehr<br />
bereichert, wofür ich sehr dankbar bin.<br />
Noch interessanter<br />
finde ich meine<br />
Arbeit als sozialpädagogische<br />
Assistentin in<br />
der Tagesstätte bei der<br />
<strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> in<br />
Eutin. Dort arbeite ich<br />
seit Dezember 2009<br />
nach monatelanger<br />
Arbeitssuche. Meine Aufgabe besteht<br />
unter anderem darin, Tagesangebote<br />
für unsere Tagesstättenbesucher zu<br />
gestalten und durchzuführen. <strong>Die</strong>ses<br />
wichtiges Mosaikteil, das mir ermöglicht,<br />
meinen neuen Beruf ausüben zu<br />
können.<br />
<strong>Die</strong> Werberwelt, die viele gern auch<br />
als „Haifischbecken“ bezeichnen und in<br />
der ich mich oft wie ein Roboter fühlte,<br />
wurde durch ein neues Bild ersetzt. Ein<br />
Bild, in dem Menschlichkeit im Vordergrund<br />
steht und bei dem ich mir sicher<br />
bin, dass ich stabil und gesund bleiben<br />
werde.<br />
Es ist schon witzig, dass die WeGe-<br />
Betreuerinnen Juliane, Gudrun, Jutta,<br />
Ina und Sandra nun bald meine Kolleginnen<br />
sein werden. Denn wenn die-<br />
Building Bridges<br />
(Mein neuer Alltag in der Tagesstätte)<br />
„<strong>Die</strong> Erfahrungen haben<br />
umfasst Aktivitäten wie Singgruppe,<br />
Gehirnjogging, Spiele oder eine Reihe<br />
von Wellnessaktivitäten<br />
wie Nordic<br />
Nature Walking.<br />
Es ist manchmal<br />
nicht einfach,<br />
die Menschen zu<br />
motivieren. Gerade<br />
als Quereinsteigerin<br />
war es eine<br />
Herausforderung zu erkennen, wann<br />
und wie ich die Menschen motivieren<br />
kann, sich für Dinge zu interessieren.<br />
Besonders in Situationen, wo die Inter-<br />
mein Leben sehr bereichert,<br />
wofür ich sehr dankbar bin.“<br />
Titelthema<br />
ser Artikel erscheint, werde ich bereits<br />
zusammen mit Dominique Jepsen Anleiterin<br />
des Druckwerks Eutin sein. Den<br />
Mietvertrag für meine neue Wohnung<br />
habe ich auch schon unterschrieben. Ich<br />
ziehe in Kürze vom Einzelappartement<br />
der „FrauenWeGe“ in ein neues Reich<br />
und werde somit von einer Betreuten<br />
zu einer Angestellten der BRÜCKE <strong>Ostholstein</strong><br />
geworden sein. Ein schönes<br />
Mosaik, oder?<br />
Danke, an dieser Stelle, an alle, die<br />
mich auf meinem Weg so toll begleitet<br />
haben.<br />
Irene von Elling<br />
Musik am Strand: Afi Darrah (links) und Roswitha Ernst.<br />
essen und Stärken sehr unterschiedlich<br />
sind. Umso größer ist aber auch meine<br />
Freude, wenn wir gemeinsame Erfolge<br />
erzielen und dass das Lachen und die<br />
Gelassenheit nicht weg bleiben!<br />
Als Ausländerin wird man natürlich<br />
anders wahrgenommen. Man macht<br />
sich Gedanken über die Sprachkenntnisse<br />
und die Fähigkeit sich zu integrieren.<br />
Mit 13 Jahren Leben in Deutschland<br />
habe ich versucht, zumindest einen<br />
großen Teil dieser Hindernisse aus dem<br />
Weg zu räumen, und es ist mir hoffentlich<br />
gelungen.<br />
Afi Darrah<br />
11
12<br />
Titelthema<br />
Ein Ort, wo ich hinfahren kann<br />
Auf dem Bio-Hof Eichwerder gibt es einen Schulungsraum, in dem Besuchergruppen zwischen ihren Erlebnissen direkt in der<br />
Natur auch mal etwas Theoretisches über alternative Landwirtschaft lernen. Vieles in diesem Raum ist in der Holzwerkstatt<br />
des Hofes selbst hergestellt worden. <strong>Die</strong> sechseckigen Tische, die ganz verschieden zusammen gestellt werden können,<br />
die Schuhfächer für schmutzige Hofstiefel – und ein aufwändig gesteckter Parkett-Fußboden, aus unendlich vielen kleinen<br />
Holzrechtecken in grafischen Mustern gefertigt. Alle auf dem Hof sind stolz auf diesen Raum. Und wer hat maßgeblich mitgewirkt?<br />
Ein Betreuter der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>, Andy C.<br />
Andy C. auf dem Holzfußboden im Schulungsraum, den er selbst mit gefertigt hat.<br />
Der Demeter-Betrieb in der Nähe von Grömitz ist in vielerlei<br />
Hinsicht ein besonderer Bio-Hof und mit seinem Hofladen<br />
und seinen Veranstaltungen über die Region hinaus bekannt.<br />
<strong>Die</strong> Familie von Bonin ist Kooperationspartner der <strong>Brücke</strong><br />
<strong>Ostholstein</strong>. Schon seit vielen Jahren arbeiten Betreute der<br />
<strong>Brücke</strong> in einem Beschäftigungsprojekt auf dem Hof mit. Je<br />
nach Neigung in der Hauswirtschaft, auf den Feldern oder<br />
im Garten und beim Vieh. Oder eben in der Holzwerkstatt.<br />
Umgeben von Scheiben und Stücken von Eiche, Kirsche und<br />
Ulme, vom typischen Holzgeruch und zahllosem Arbeitsgerät<br />
arbeitet ganz ruhig und konzentriert Andy C. Neben ihm lehnt<br />
eine alte, morsche Stalltür, auf dem Arbeitsplatz vor ihm liegt<br />
eine bald fertige neue Tür, die er gerade mit Schmiedenägeln<br />
fertig zusammenfügt.<br />
Seit drei Jahren ist der gebürtige Lübecker auf dem Hof<br />
Eichwerder tätig. Bis dahin war es ein langer Weg. In jungen<br />
Jahren war er seelisch erkrankt. Er hat Krankenhausaufenthalte<br />
hinter sich und eine weite Suche nach dem richtigen<br />
Zuhause und einer Umgebung, in der er aktiv sein kann und<br />
mit Menschen zusammen, aber im richtigen Maß, auf die<br />
richtige Weise. <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiterin Brunhild Steiner, die für<br />
die sozialpsychiatrische Betreuung<br />
auf dem Hof zuständig ist,<br />
kennt Andy C. schon lange, „Umgeben von Scheiben<br />
und sie sagt: „Ich glaube, auf<br />
diesem Hof bist du nach viel und Stücken von Eiche,<br />
Unterwegssein angekommen.“<br />
Andy C. rückt bedächtig seinen Kirsche und Ulme, vom<br />
Hut zurecht und nickt dann.<br />
„<strong>Die</strong> Krankheit ist schon ein typischen Holzgeruch und<br />
schwieriges Thema für mich,<br />
das wird sie auch bleiben. zahllosem Arbeitsgerät ...“<br />
Aber ich habe einen Ort, wo<br />
ich hinfahren kann. Ich komme<br />
zurecht.“<br />
Ein Ort, wo ich hinfahren kann. Das ist auch ganz wörtlich<br />
gemeint. Der Neustädter ist ein sehr sportlicher Radfahrer,<br />
unternimmt in seiner Freizeit oft ganze Tagestouren, unterwegs<br />
sein ist viel besser als herumsitzen. Im Arbeitsalltag<br />
fährt Andy C. Morgen für Morgen im Sommer wie im Winter<br />
von Neustadt aus über die Landstraße zum Hof Eichwerder<br />
und am Nachmittag wieder zurück. „Ich liebe das Radfahren<br />
und habe das Ziel, da noch besser zu werden, größere Strecken<br />
zu schaffen eines Tages.“<br />
Zwischen den Strecken die ruhige Arbeit auf dem Hof. Was<br />
immer Bauer Wedig von Bonin für anspruchsvolle Ideen hat<br />
für die Holzarbeiten, Andy C. setzt sie mit ihm zusammen um.<br />
Sie vereint die Liebe zum naturbelassenen Material und seiner<br />
respektvollen Verarbeitung. Zum Beispiel wurde für den Fußboden<br />
das Holz uralter Moorreichen verarbeitet, eine dunkle<br />
Linie bildet es im Raum zwischen den helleren Elementen aus<br />
Ulme, Kirschholz und junger Eiche. Dem Holzfachmann Andy<br />
C. fällt auf, dass die Linie leicht erhaben ist. „Wir hätten das<br />
Mooreichenholz noch anders zuschneiden müssen, damit es<br />
genau eben wird“, merkt er an, aber er lächelt, freut sich über<br />
die Begeisterung der Besucher.<br />
<strong>Die</strong> ruhige Arbeit, die auch sehr fordernd ist, weil es<br />
immer viel zu tun gibt, wird mittags unterbrochen von den<br />
Mahlzeiten in großer Runde. Das gesunde, meist auf dem<br />
Hof selbst erzeugte Essen liegt dem Neustädter sehr, der für<br />
seine Fitness zum Beispiel auf Süßzeug verzichtet. Der Trubel<br />
vieler Menschen, die Stille in der Werkstatt, das Leben mit<br />
all seinen Anforderungen, der Rhythmus des Atems auf dem<br />
Fahrrad – dazwischen Andy C. auf seinem Weg.
<strong>Die</strong> Erkundung der Mitte<br />
Er möchte anonym bleiben. Weil es eine Distanz zu seiner<br />
Geschichte herstellt, nicht etwa, weil er sich schämen<br />
müsste. Im Gegenteil. Er hat in seinem Leben so viel Schmerz<br />
erlebt, dass seine Erkrankung daneben nicht traurig wirkt.<br />
Er ist einen langen Weg geklettert und gefallen, gerannt und<br />
geschlichen, gewunden wie eine komplizierte Schleife. Aber<br />
er ist nicht stehen geblieben. Heute lebt er im Oldenburger<br />
Wohnhaus der <strong>Brücke</strong> und kann sagen: Es geht mir gut.<br />
Ein Jugendlicher in Kiel, auf dem Gymnasium, viele musische<br />
Talente und Interessen. Von außen betrachtet alles<br />
super. Es ist das Allerinnerste, das nicht gut ist, von da geht<br />
der untergrabende Schmerz aus. Von der Familie. <strong>Die</strong> Eltern<br />
beide psychisch krank, der Vater gewalttätig, die Mutter<br />
immer schwächer. <strong>Die</strong> Kinder, er und die Schwester, mittendrin.<br />
„Normalerweise bekam ich es ab, aber wenn ich nicht<br />
da war, erging es meiner Schwester schlecht“, erinnert sich<br />
der heute 37-Jährige an eine Verantwortlichkeit, die ihn für<br />
immer zu fesseln schien.<br />
Er macht Abitur, eine Ausbildung zum Wirtschaftskaufmann<br />
im Einzelhandel, sucht nach Wegen, Abstand herzustellen<br />
zur Familie. Will nach Berlin gehen, um dort zu arbeiten<br />
und zu leben. Aber der Schwester geht es immer schlechter.<br />
Krankenhausaufenthalte. Immer wieder läuft er jeden grad<br />
geschaffenen Abstand zurück, und irgendwo in diesem Pendel<br />
bricht ihm etwas kaputt. Manisch-depressiv heißt nun<br />
Sechs Monate war ich in Heiligenhafen,<br />
wo ich eine liebe, nette Clique kennenlernte.<br />
In dieser Zeit teilte mir der<br />
Sozialarbeiter mit, dass in der <strong>Brücke</strong><br />
<strong>Ostholstein</strong> in Neustadt in der Wohngemeinschaft<br />
ein Zimmer für mich frei<br />
wäre. Ich stimmte sofort zu, weil ich<br />
selbständiger werden wollte. Es war<br />
Neuland für mich, in einer kleineren<br />
Stadt zu wohnen als in der großen<br />
Stadt wie Kiel. Neue Leute schlossen<br />
mit mir Freundschaft.<br />
Ich lernte auch Neustadt näher kennen<br />
mit den Stadt- und Hafenfesten im<br />
Sommer. Es ist immer etwas los, auch zur<br />
Weihnachtszeit. Alle drei Jahre begeistert<br />
mich die Trachtenwoche sehr, wo<br />
ich mit den Bewohnern und Besuchern<br />
der <strong>Brücke</strong> hinging. Auch in diesem Jahr<br />
findet das „folk festival 2010“ auf dem<br />
Neustädter Marktplatz statt.<br />
Und was ich alles in unserer <strong>Brücke</strong><br />
gelernt habe: Aquarellmalen, Kochen,<br />
PC-Grafik, Töpfern, Gartenarbeit, Nähen<br />
an der Nähmaschine, Filzen und Einmachen<br />
von Beeren sowie Kekse backen.<br />
Nun bin ich auch gut betreut worden,<br />
zumal ich einiges nicht richtig verstehen<br />
kann. Ich bin etwas selbstbewusster, aber<br />
die Angst vor fremden<br />
Menschen ist mir<br />
trotzdem geblieben.<br />
Durch die <strong>Brücke</strong><br />
Neustadt habe ich<br />
auf Reisen und Ausflügen<br />
viel gesehen.<br />
Berlin einmal anders,<br />
die Inseln Rügen und<br />
Usedom, Amsterdam, Kopenhagen, den<br />
gesamten Harz, Franken, Flensburg und<br />
Ostfriesland, Hamburg und vieles mehr.<br />
Titelthema<br />
sein Vor und Zurück. Wenn nichts mehr geht ins Krankenhaus,<br />
draußen, wieder auf sich gestellt und immer wieder neu von<br />
der Familie gefordert, geht es in rasendem Tempo – bergab.<br />
<strong>Die</strong> geliebte Schwester schafft es nicht.<br />
Der Kieler setzt die Tabletten ab, wenn es ihm gut geht,<br />
rutscht wieder in die Manie, muss erneut ins Krankenhaus.<br />
Er selbst erkennt, dass es ganz allein in der eigenen Wohnung<br />
nicht gelingen wird, den Kreis zu<br />
durchbrechen. Aber eine Umgebung<br />
finden, in der er Mensch und „Manisch-depressiv heißt<br />
er selbst bleiben kann, obwohl er<br />
Hilfe braucht, ist nicht so leicht. nun sein Vor und Zurück.“<br />
Eine Einrichtung mit befremdlichen<br />
Regeln verlässt er selbstbewusst,<br />
endlich ist es möglich, das zu sagen: Das tut mir nicht<br />
gut, ich gehe weg.<br />
Er findet das Oldenburger Wohnhaus. Aus der Lethargie<br />
heraus. Und: Dank der Unterstützung hebt er diesmal nicht<br />
wieder in den unkontrollierten Höhenflug ab. Erkundung der<br />
Mitte. „Ich habe hier im Wohnhaus nie erlebt, dass jemand<br />
Druck ausübte, das war sicher entscheidend dafür, dass ich<br />
mich hier so wohl fühle.“ Inzwischen ist wieder Raum für<br />
Interessen. Für die Musik. Für die schönen Dinge, die einem<br />
wachen Geist gut tun und einer weit gereisten Seele.<br />
Kathrin Meike Evers<br />
„Ich bin etwas selbstbewusster“<br />
„ ... aber die Angst vor<br />
fremden Menschen ist<br />
mir trotzdem geblieben.“<br />
In meinem 15-jährigen Leben in Neustadt<br />
lernte ich auch „draußen“ viele<br />
nette Menschen kennen durch den Verkauf<br />
meiner selbstgestrickten Strümpfe,<br />
und gehe ich durch die Stadt, freue ich<br />
mich jedes Mal, wenn ich jemanden<br />
treffe. Bei ihnen habe ich auch keine<br />
Scheu.<br />
In den letzten Jahren habe ich viele<br />
Zeichnungen, Karten und Strümpfe verkauft,<br />
so auch auf unseren Sommerfesten.<br />
Meine Kunst kam im Bekanntenkreis<br />
gut an. Seit dem 28. November 2009,<br />
der Einweihung unseres Bücherwurms<br />
in Neustadt, stelle ich heute mitunter<br />
noch meine Sachen aus<br />
und habe einiges verkauft.<br />
Da ich nun in der<br />
<strong>Brücke</strong> OH viel gelernt<br />
habe, möchte ich mich<br />
bei allen Mitarbeitern<br />
und Kollegen recht<br />
herzlich bedanken. Das<br />
Büchlein „Das kleine<br />
Pfeiferlein“ ist z.B. im Bücherwurm<br />
Neustadt und Eutin erhältlich.<br />
Bärbel Stender<br />
13
14<br />
Ehrenamt und Laienhelfer<br />
Ehrenamtsmesse 2010<br />
Was Helfer alles auf die Beine stellen<br />
Ohne ehrenamtliches Engagement wäre die Gesellschaft<br />
um buntes Leben, um wichtige Hilfen ärmer.<br />
Wie viele ganz verschiedene Arten von Füreinanderdasein<br />
es gibt, zeigte im Februar die <strong>Ostholstein</strong>er<br />
Ehrenamtsmesse, die seit 2006 stattfindet und dieses<br />
Mal Aktive und Interessierte in der Oldenburger<br />
Großsporthalle zusammenbrachte. Auch die <strong>Brücke</strong><br />
<strong>Ostholstein</strong> war mit einem Team vor Ort.<br />
<strong>Die</strong> traditionellen Angebote<br />
der <strong>Brücke</strong> in den Begegnungsstätten,<br />
die für alle Menschen<br />
mit dem Wunsch nach Gemeinschaft<br />
und Unterstützung offen<br />
sind, wären ohne ehrenamtliche<br />
Hilfen nicht denkbar gewesen.<br />
Und bis heute gehören<br />
Laienhelfer zum <strong>Brücke</strong>-Alltag.<br />
Zum Beispiel <strong>Die</strong>ter Kleinschmidt,<br />
der mit den Betreuten<br />
der Oldenburger Wohnstätte<br />
Ausflüge unternahm und zu<br />
einem abwechslungsreichen<br />
Alltag beitrug. Und nicht nur<br />
das: Er war auch auf der Ehrenamtsmesse<br />
mit vor Ort, um von<br />
der Arbeit der <strong>Brücke</strong>, von den<br />
Menschen und den Hilfemöglichkeiten<br />
zu berichten.<br />
Tatsächlich war die Resonanz<br />
des Publikums wie schon<br />
in den Vorjahren enorm. „Aus<br />
dem gesamten Kreis <strong>Ostholstein</strong><br />
kamen die Leute, teilweise von<br />
noch weiter her, um sich ein<br />
Bild zu machen oder sich ganz konkret über Möglichkeiten<br />
zu informieren, selbst aktiv zu werden“, berichtet Sozialarbeiter<br />
Thomas Witt vom Tag am <strong>Brücke</strong>-Stand. Umgeben von<br />
Sportvereinen, Kulturanbietern und anderen gemeinnützigen<br />
Hilfeorganisationen war die <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> Teil einer mit<br />
Darbietungen und viel Information präsentierten Vielfalt.<br />
Thomas Witt: „Nicht nur für das allgemeine Publikum, auch<br />
für uns Beteiligte war es schön zu sehen, wie breit gefächert<br />
die Angebote sind, was Menschen alles auf die Beine stellen.<br />
Das hat den Tag zu einer spannenden Erfahrung gemacht.“
Ehrenamt und Laienhelfer<br />
Laienhelfer verabschiedete sich<br />
von Wohnhaus-Bewohnern<br />
Sie werden ihn vermissen und in guter Erinnerung behalten,<br />
ihren fröhlichen Begleiter auf vielen schönen Fahrten durch<br />
die holsteinische Landschaft, an neue und spannende Orte. <strong>Die</strong><br />
Betreuten der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> im Oldenburger Wohnhaus<br />
haben nach fünf gemeinsamen Jahren ihren Laienhelfer <strong>Die</strong>ter<br />
Kleinschmidt verabschiedet. „Sie haben den Bewohnern viele<br />
besondere Erlebnisse ermöglicht“, dankte Wohnhausleiterin<br />
Ute Weber-Hergesell dem Oldenburger am Abschlusstag. Das<br />
Wohnhaus-Team sucht nun einen Nachfolger für ehrenamtliche<br />
Einsätze.<br />
Es ist schon eine gute Tradition im Oldenburger Wohnhaus,<br />
dass ein ehrenamtlicher Helfer das Wochenprogramm<br />
für die Bewohner bereichert. In der einzigen vollstationären<br />
Einrichtung der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>, in der Männer und<br />
Frauen mit seelischen Erkrankungen leben, gibt es kreative<br />
und sportliche Angebote und viel Förderung für ein Leben in<br />
zunehmender Selbständigkeit. „Trotzdem ist unsere Erfahrung,<br />
dass die ehrenamtlichen Helfer einfach mit ihrem<br />
Dasein und ihrem Kümmern etwas Frisches und Besonderes<br />
einbringen, das den Bewohnern richtig gut tut“, erklärt Ute<br />
Weber-Hergesell.<br />
<strong>Die</strong>ter Kleinschmidt brachte seine Liebe zur holsteinischen<br />
Landschaft ein und seine Kenntnis noch der geheimsten<br />
Geheimtipps für Ausflugsziele in der heimischen Region.<br />
„Meine Frau und ich hatten etwas Zeit übrig und kennen<br />
das Wohnhaus als Oldenburger Einrichtung schon lange, da<br />
haben wir uns spontan zum Helfen entschieden“, erinnert sich<br />
der Unruheständler. Pädagogische Vorerfahrung brauchte es<br />
dafür nicht: Als Mensch mit Menschen unterwegs sein, das<br />
war sein Zugang zu den <strong>Brücke</strong>-Betreuten. Im Kleinbus ging<br />
es fortan einmal die Woche hinaus, und schon bald hatten die<br />
Mitfahrenden eine schöne Mischung aus Lieblingszielen und<br />
neuen Überraschungen gefunden.<br />
„Spazieren gehen, mal ganz woanders ein Eis essen und<br />
unbekannte Wege fahren, das war immer sehr spannend“,<br />
erzählt Wohnhaus-Bewohner Hartmut Loof, der vom ersten<br />
Ausflug an mitfuhr. „Es wäre wirklich super, wenn sich bald<br />
ein neuer Helfer finden würde“, fügt er hinzu.<br />
<strong>Die</strong>ter Kleinschmidt und Ehefrau Ursula sind inzwischen<br />
vierfache Großeltern und geben den Posten darum ab.<br />
Schweren Herzens: „Es war für uns eine schöne Zeit mit vielen<br />
bereichernden Erfahrungen“, so der ehemalige Leiter des<br />
Oldenburger Stadtbauhofes, „wir werden auch künftig gern<br />
im Wohnhaus vorbeischauen.“<br />
Wer Interesse hat, im <strong>Brücke</strong>-Wohnhaus als Laienhelfer<br />
tätig zu werden, kann sich bei Ute Weber-Hergesell<br />
unter der Rufnummer 04361/4182 melden.<br />
Abschiedsrunde im Oldenburger Wohnhaus der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>: Blumen und Geschenke gab es (von links) von Mitarbeiter Marcus Heinrich und<br />
Bewohner Hartmut Loof für das Ehepaar Ursula und <strong>Die</strong>ter Kleinschmidt, ebenso von Wohnhaus-Leiterin Ute Weber-Hergesell, Bewohner Thomas Pietsch<br />
und Mitarbeiterin Dörte Schlobinski.<br />
15
16<br />
Ehrenamt und Laienhelfer<br />
„Jeder sollte ehrenamtlich tätig sein“<br />
Ehrenamtliche Arbeit ist nicht nur wertvoll für die<br />
Gesellschaft und unverzichtbar für ein soziales Miteinander<br />
– für die Helfenden ist sie auch ein Teil ihres<br />
Lebens, verbunden mit vielen neuen und wichtigen<br />
Erfahrungen. Als Renate Forstreuter vor über 20 Jahren<br />
für die <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> tätig wurde, war die<br />
Arbeit mit seelisch erkrankten Menschen durchaus<br />
ein Sprung ins kalte Wasser –<br />
und spannend ist sie bis heute.<br />
<strong>Die</strong> gelernte Hauswirtschafterin<br />
aus Neustadt hat Familie, drei inzwischen<br />
erwachsene Kinder, war in der<br />
Krankenpflege tätig und später als<br />
Betreuerin in einer Seniorenresidenz.<br />
Genug zu tun hatte sie immer. Als aber<br />
die <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> in Neustadt<br />
mit einer Begegnungsstätte die sozialpsychiatrische<br />
Arbeit aufnahm, war<br />
für Renate Forstreuter klar: Da wird<br />
Hilfe gebraucht, da bin ich dabei. „Am<br />
Anfang gab es schon eine gewisse<br />
Schwellenangst, ich hatte noch keinerlei<br />
Erfahrungen im Umgang mit<br />
psychisch erkrankten Menschen“,<br />
berichtet sie, „aber ich fand gut, dass<br />
es endlich ein Angebot für genau diesen<br />
Personenkreis geben sollte, das<br />
wollte ich unterstützen.“<br />
Mit der Unsicherheit war es bald<br />
vorbei. <strong>Die</strong> im Umgang mit Menschen<br />
reichlich geübte Betreuerin empfand die Treffpunktarbeit<br />
schnell als schöne Bereicherung ihrer Aktivitäten. „Natürlich<br />
ist es keine Freizeit, sondern Arbeit, aber es ist eine befriedigende<br />
Tätigkeit, in der man vieles von den Menschen zurückbekommt<br />
und einfach zum Team gehört.“<br />
Und so wurde die Neustädter Begegnungsstätte zum<br />
regelmäßigen Treffpunkt für Menschen, die Hilfe, Rat oder<br />
23701 Eutin, Peterstraße 30<br />
Tel.: 0 45 21 / 7 00 95<br />
Fax: 0 45 21 / 7 00 96<br />
einfach ein bisschen Geselligkeit suchten. „Einmal die Woche<br />
machte ich mich auf zur <strong>Brücke</strong>, Spiele spielen mit den Besuchern,<br />
gemeinsam Kaffee trinken und über die großen und<br />
kleinen Dinge des Lebens reden, oder wir machten Ausflüge<br />
und erkundeten die Umgebung.“<br />
Inzwischen ist die Neustädterin im Ruhestand, aber noch<br />
immer wechselt sie sich mit anderen ehrenamtlichen Helferinnen<br />
ab und betreut einmal im Monat die inzwischen in der<br />
Gehört als ehrenamtliche Helferin einfach zum Team dazu: Renate Forstreuter.<br />
Tagesstätte in der Bahnhofstraße 4 untergebrachte Begegnungsstätte<br />
zusammen mit dem Mitarbeiterteam der <strong>Brücke</strong>.<br />
Ihr Fazit: „Ich finde, eine ehrenamtliche Tätigkeit gehört einfach<br />
dazu. Jeder sollte ehrenamtlich tätig sein.“<br />
Kathrin Meike Evers<br />
Ihre freundliche Apotheke im Zentrum Eutins
Training für den Arbeitsalltag<br />
Vier Jahre gibt es das Eutiner „Druckwerk“ nun schon, ein<br />
Beschäftigungsprojekt, in dem Betreute der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong><br />
Printmedien erstellen und in einem geschützten Rahmen<br />
ihren Weg zurück ins Arbeitsleben beginnen. Gemeinsam<br />
mit den Betreuern von der <strong>Brücke</strong> geht es auf vielerlei<br />
Weise um die Frage: Welche Bedingungen brauche ich und<br />
kann ich selbst schaffen, damit der Arbeitsalltag gut zu<br />
packen ist, erfüllend ist und Freude macht?<br />
<strong>Die</strong> Physiotherapeutin Nicole Otte unterstützt die „Druckwerker“ auf ganz<br />
eigene Weise bei der Selbststärkung<br />
Nicht wenige der Menschen, die schon in dem Beschäftigungsprojekt<br />
arbeiteten, sind unter dem Druck im Schul-<br />
oder Berufsleben irgendwann seelisch krank geworden. Und<br />
255 Seiten Erinnerung<br />
an den Schulabschluss<br />
Ein Jahrbuch für über 200 Absolventen der<br />
Wilhelm-Wisser-Schule im Frühjahr 2010. Ein<br />
spannendes, großes Projekt. Für die Schüler,<br />
die viele Erinnerungen damit verbinden werden<br />
- und ebenso für das Team im Eutiner<br />
„Druckwerk“, das die Gesamtherstellung<br />
inklusive Redaktion, Fotoarbeiten, Layout<br />
und Druck übernommen hatte.<br />
Zum Herzstück des Jahrbuches wurden die<br />
Abbildungen der Schüler, die das Typische der Protagonisten<br />
erfassen sollten, ihre Neigungen und Besonderheiten,<br />
das, was sie während ihrer Schulzeit für sich selbst und für<br />
die Mitschüler ausgemacht hat. „Mit jedem und jeder einzelnen<br />
galt es erst einmal, Kontakt aufzunehmen, ihn und sie<br />
kennenzulernen, herauszufinden, wie sie alle sich sehen und<br />
was sie möchten“, erinnert sich Stefan Mertz vom Druckwerk-<br />
Team. Wochenlang waren die Fotografen zu Gast in der Wisser-Schule<br />
und kreierten Hintergründe, schafften Accessoires<br />
heran, fotografierten und wählten dann mit den Schülern das<br />
gewünschte Motiv aus. Angeleitet von Irene von Elling ging<br />
es dann im „Druckwerk“ in der Mahlstedt-Straße ans Layout.<br />
„<strong>Die</strong> Schüler hatten Informationen über sich selbst geschickt<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
so sind mit neuen Aufgaben häufig Ängste verbunden, nach<br />
guter Genesung wieder Rückfälle zu erleiden - und wieder<br />
wegkatapultiert zu werden von der Teilnahme am ganz normalen<br />
Leben, zu dem die Erwerbstätigkeit so zentral gehört.<br />
Selbststärkung also im Fokus. Im Wochenlauf des „Druckwerks“<br />
gibt es Zusatzangebote, die erst einmal wenig mit<br />
einer Flyerproduktion zu tun haben, aber viel mit dem<br />
ganzen Menschen. Zum Beispiel die gemeinsame Physio-<br />
therapie. Sport in einem Arbeitsprojekt? Für manchen<br />
zunächst gewöhnungsbedürftig. <strong>Die</strong> Physiotherapeutin Nicole<br />
Otte: „Mit meinen Bewegungsangeboten möchte ich den<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch Spaß an der Bewegung<br />
ein positives Körpergefühl vermitteln. <strong>Die</strong>ses hilft, sich<br />
besser wahrzunehmen und die eigenen Energien bewusster<br />
einzusetzen.“<br />
Kurse zu bestimmten Themen ergänzen das Programm.<br />
Zum Beispiel das Training sozialer Kompetenzen. Mit <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiterin<br />
Astrid Soblik übten die Betreuten, eigene<br />
Gefühle, Wünsche, Fähigkeiten und Bedürfnisse wahrzunehmen,<br />
angemessen auszudrücken und zu vertreten. Kontakte<br />
aufbauen und pflegen, vor Konflikten nicht fliehen, sondern<br />
selbstsicher zu ihrer Lösung beitragen – alles gar nicht so<br />
leicht, aber lernbar. Schritt für Schritt geht es auf diese Weise<br />
voran im „Druckwerk“-Alltag, im Team, mit den Kunden, an<br />
den nächsten Auftrag, weiter auf dem Weg.<br />
Kathrin Meike Evers<br />
Konzentrierte Fotoarbeiten in der Wisser-Schule.<br />
und die Mitschüler ihre Grüße hinzugefügt. Das alles stellten<br />
die Druckwerker nun digital stimmig zusammen – bis auf 255<br />
Seiten das Bild eines Abschlussjahrgangs vorlag.“<br />
Von der Wisser-Schule gab es während der Produktion<br />
viel Unterstützung. „Ein großes Dankeschön an alle Aktiven<br />
und Mithelfer dort, die uns während der Arbeit begleiteten<br />
und unseren Betreuten unter anderem mit einem leckeren<br />
Kuchen zum Abschluss zeigten, wie sehr die Leistung wertgeschätzt<br />
wird“, so Irene von Elling. Auch schwierige Situationen<br />
wurden gemeistert – und schließlich lag es rechtzeitig druckfrisch<br />
vor, das Werk zum Schulabschluss 2010. „Druckwerk“-<br />
Leiter Axel Freund: „<strong>Die</strong>sen Auftrag gemeinsam geschafft zu<br />
haben, darauf können unsere Leute wirklich stolz sein.“<br />
17
18<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
Gemeinsam schaffen macht Sinn<br />
„Das Leben hat seinen eigenen Sinn: der eine geht vorbei, der andere kommt rin.“ <strong>Die</strong>sen Satz las<br />
ich letztes Jahr in Lippstadt/Westfalen an einem alten Fachwerkhaus. Ich schrieb mir den Satz in<br />
mein Notizbuch. Warum habe ich ihn mir aufgeschrieben?<br />
In Lippstadt bin ich zur Schule gegangen,<br />
bin als Kind Hunderte von Malen an<br />
diesem wunderschönen Haus vorbeigegangen.<br />
Jetzt erst habe ich genauer<br />
hingeschaut. Und so ist es wohl oft im<br />
Leben. Man geht vorbei und übersieht<br />
Dinge, die einem viel später erst ins<br />
Auge springen, und plötzlich ergibt es<br />
einen Sinn.<br />
Vor über 25 Jahren lernten wir die<br />
Familie von Bonin auf Hof Eichwerder<br />
über den Waldorfkindergarten kennen.<br />
Auf dem Biohof wurde so gearbeitet<br />
wie bei uns zu Hause, es roch wie zu<br />
Hause, nach frischem Heu, nach Garten,<br />
nach selbstgemachter Marmelade,<br />
es gab sehr viel zu tun von früh morgens<br />
bis spät abends. Wir Kinder mussten<br />
immer mithelfen, im Haus, im Stall, im<br />
Feld. Ich stamme von einem Bauernhof<br />
in Westfalen, wir waren eine Familie, in<br />
der Großeltern, Eltern, unverheiratete<br />
Tanten und wir Kinder unter einem Dach<br />
wohnten. Es gab geregelte Mahlzeiten<br />
und einen festen Tagesablauf, der sich<br />
um Tiere, Stall, Garten, kirchliche Feste,<br />
Schule und Jahreszeiten herum rankte<br />
und uns Sicherheit gab. Wir spielten<br />
im Sommer nur draußen. Es gab auch<br />
Sorgen, Krankheit, Tod. Wir lernten, mit<br />
Schicksalen und Nöten umzugehen, es<br />
wurde nicht groß darüber gesprochen,<br />
einfach gemacht.<br />
Viele Jahre später, auf dem Hof Eichwerder,<br />
erlebte ich diese Art von Großfamiliensystem<br />
wieder. Hier lebten viele<br />
verschiedene Menschen, auch solche,<br />
die es im Leben schwer hatten. 1994<br />
zogen wir auf den Hof. Unsere Kinder<br />
erlebten eine ähnliche Kindheit wie ich,<br />
tobten im Heu, sie halfen auf dem Hof<br />
mit. Sie waren früh gewohnt, mit ganz<br />
verschiedenen Menschen umzugehen<br />
und sie mit in ihr eigenes Leben zu<br />
integrieren, sich als Teil einer sozialen<br />
Gemeinschaft zu verstehen, die Natur<br />
zu pflegen und den ökologischen Landbau<br />
als Lebensgrundlage für viele Menschen<br />
zu unterstützen.<br />
Mich interessierte immer „das<br />
Soziale“. Seit 2000 gibt es auf dem Hof<br />
Eichwerder zu den Bereichen Landwirtschaft,<br />
Hauswirtschaft, Hofladen,<br />
Gärtnerei und Bäckerei die kleine<br />
sozialtherapeutische Einrichtung der<br />
<strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>, für die ich verantwortlich<br />
bin. <strong>Die</strong> sozialen Motive des<br />
Gemeinschaftslebens lassen sich gut<br />
mit den ökologischen Ansätzen eines<br />
Biohofes verknüpfen. Im Sommer sind<br />
wir 15 bis 20 Menschen. Es werden<br />
viele Hände gebraucht und jeder kann<br />
seinen Teil zum Leben beitragen. Es ist<br />
nicht immer einfach, die verschiedenen<br />
Charaktere unter ein Dach zu bringen.<br />
Es wird gemeinsam gearbeitet, ge-<br />
gessen, gelacht, gestritten, getrauert<br />
und gefeiert, eben wie in einer Großfamilie.<br />
Das macht Sinn. Heute nennt<br />
man das Inklusion.<br />
Brunhild Steiner
Eine besonders spannende Weihnachtszeit<br />
haben schon ganz tradi-<br />
tionell die Betreuten und MitarbeiterInnen<br />
des Oldenburger Wohnhauses.<br />
In der Ergotherapiegruppe dreht sich<br />
bereits Anfang September alles um<br />
Engel und Sterne und viele große und<br />
kleine Kunstwerke für den nächsten<br />
Basar – und dann geht es los, mit Sack<br />
und Pack, mitten hinein in den adventlichen<br />
Trubel. Im vergangenen Jahr<br />
waren die Oldenburger Bastler zum<br />
ersten Mal auf dem Lensahner Weihnachtsmarkt<br />
der DLRG zu Gast - und es<br />
war eine so gelungene Premiere, dass<br />
es in dieser Vorweihnachtszeit eine<br />
Wiederholung gab.<br />
In der Ergotherapie des Oldenburger<br />
Wohnhauses ist im Alltag regelmäßig<br />
Zeit für handwerkliches und kreatives<br />
Schaffen. Schon seit Jahren besuchen<br />
die Teilnehmer Basare zum Beispiel<br />
auch in Oldenburg und Großenbrode.<br />
„So sind wir Teil der Gemeinschaft in<br />
Arbeit und Beschäftigung<br />
Starke Gemeinschaftsleistung<br />
auf dem Weihnachtsbasar<br />
A Abbau von Asbestzement - Dachplatten nach TRGS 519<br />
B Bauabwicklung wie Statik, Bauantrag usw.<br />
C Carports: Aufstellung des im Handel gekauften Carports, aber auch individuell gefertigt<br />
D Planung und Ausführung von Dachstühlen, Decken, Dacheindeckungen (gem. HWO)<br />
E „Erste Hilfe“ bei Sturmschäden, energetische Beratung und Gebäudeenergiepaß<br />
F Fußböden in Holzbauweise, Fachwerk, Fenster aus PVC oder Holz in vielen Farben u. Größen<br />
G Gauben in den unterschiedlichsten Formen und Größen<br />
H Holzreparaturen aller Art<br />
I Innenausbau, Änderungen und Neubau<br />
J Jalousien im Dachflächenfenster<br />
K Kontrolle und Aufnahme von Schäden<br />
L Lohnarbeiten jeglicher Art<br />
M Malerei im Zuge der Holzarbeiten (gem. LBO)<br />
N Nur einen Ansprechpartner bei verschiedenen Gewerken? Bauleitung auf Wunsch!<br />
O „Ochsenaugen“ Grundformen und Anschläge nach Wunsch<br />
P Parkett, Pflasterarbeiten<br />
R Rohrverkleidungen, Regale (auch Maßarbeit) Restauration<br />
S Schließzylinder: Lieferung, Umbau oder Montage<br />
T Trockenestrich, Türen, innen und außen<br />
U Unterkonstruktionen jeglicher Art<br />
V Verschläge, Verankerungen<br />
W Wartung von Tür- und Fensterelementen<br />
X Römische Zahl X=10. Alle nötigen Zahlen und Zeichen in Fachwerkwand geschlagen<br />
Z Zimmermannsmäßige Holzverbindungen in der gewünschten Form und Größe<br />
Ihr Zimmermeister bietet an von A bis Z:<br />
Gemeinsam am Wohnhaus-Stand auf<br />
dem Weihnachtsmarkt der DLRG: die<br />
Besucher vom Wohnhau-Team, Karl und<br />
Elisabeth Heugen, Ute Weber-Hergesell<br />
und Waltraud Beilfuß-Sander und die<br />
Stand-Betreuer Britta Glindemann und<br />
Thomas Pietsch (von links).<br />
der Region, es gibt viele neue Begegnungen<br />
und die gemeinsame Begeisterung<br />
für das kreative Schaffen – und es<br />
bringt Abwechslung und Spaß“, berichtet<br />
Ergotherapeut Marcus Heinrich.<br />
Eine Basar-Teilnahme ist immer auch<br />
eine starke Gemeinschaftsleistung:<br />
Jeder muss mit anpacken beim Auf- und<br />
Abbau, für den Verkauf am Stand wird<br />
abgewechselt – und am Ende gibt es<br />
von den Erlösen eine schöne gemeinsame<br />
Unternehmung.<br />
19
20<br />
Aus den Wohngruppen<br />
Neue Beratungsstelle und neue Wohngruppe<br />
in Bad Schwartau<br />
Im Laufe des vergangenen Jahres hat<br />
sich in Bad Schwartau das Angebot<br />
um eine teilstationäre Wohngruppe<br />
erweitert. Durch die Anmietung von<br />
schön renovierten Räumen im Hause<br />
Eutiner Straße 10 konnte die Platzzahl<br />
von bisher 8 auf 11 erhöht werden,<br />
was der ständigen Nachfrage nach<br />
Wohngruppenplätzen in Bad Schwartau<br />
entgegenkommt. Vermieterin ist<br />
die Lebenshilfe <strong>Ostholstein</strong>, die in dem<br />
von ihr erworbenen und ausgebauten<br />
Haus ein Familienzentrum mit einer<br />
integrativen Krippe errichtet hat.<br />
<strong>Die</strong> Wohngruppe liegt sehr zentral<br />
am Ort, alle wichtigen Wege wie Behörden,<br />
Einkaufsmöglichkeiten, Verkehrsanbindungen<br />
aber auch Spazierwege<br />
sind zu Fuß gut erreichbar.<br />
Und eine weitere Einrichtung ist<br />
unter dem gleichen Dach entstanden:<br />
Seit Januar bieten die Lebenshilfe <strong>Ostholstein</strong>,<br />
der Kinderschutzbund <strong>Ostholstein</strong><br />
und die <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong><br />
einen weiteren Standort des Beratungsverbundes<br />
<strong>Ostholstein</strong> an, den<br />
dritten nach Eutin und Oldenburg. Das<br />
Beratungsbüro ist täglich von 9 bis 11<br />
Uhr besetzt und bietet Menschen mit Handicap, ihren Angehörigen, Betreuerinnen<br />
und Betreuern auf breiter<br />
Basis erste Hilfen an. Telefonisch zu<br />
erreichen ist das Beratungsbüro unter<br />
0451/2929328. Wer Informationen<br />
über die neue Wohngruppe erhalten<br />
möchte, kann sich in der Wohngruppe<br />
Geibelstraße 6 melden, unter der Rufnummer<br />
0451/2036370.<br />
Susanne Hogen<br />
Ferienfreizeit nach Salem:<br />
Zahme Wellensittiche auf der Hand<br />
Im Juni haben wir von der <strong>Brücke</strong> in<br />
Heiligenhafen eine Ferienfreizeit nach<br />
Salem unternommen. Auf der Hinfahrt<br />
machten wir Station am Schloss Basedow,<br />
das wir sogleich besichtigten.<br />
<strong>Die</strong>ses Schloss ist sehr alt und steht<br />
unter Denkmalschutz der UNESCO.<br />
Schließlich ging es weiter zum Zielort,<br />
nach Salem.<br />
Salem ist ein kleines Dorf. Es liegt<br />
genau am Kummerower See. Es hat<br />
einen kleinen Hafen und eine Badestelle.<br />
Unser Quartier ist eine kirchliche<br />
Einrichtung, sie nennt sich Kolping. Wir<br />
hatten schöne Zimmer und unser Essen<br />
war sehr gut. Am nächsten Morgen<br />
starteten wir zum nächsten Ausflug. In<br />
einem Natur- und Erlebnispark sahen<br />
wir Wildschweine, Rotwild, Seeadler<br />
und Eulen. Das Schönste war, dass wir<br />
durch manche Gehege gehen konnten.<br />
<strong>Die</strong> Tiere waren zahm und zutraulich.<br />
Wellensittiche setzten sich auf unsere<br />
Hand.<br />
Der Mittwoch fing mit einem tollen<br />
Highlight an. Wir fuhren ins Ozeaneum<br />
nach Stralsund. Es war einfach nur<br />
gigantisch. Wir haben dort eine Führung<br />
gebucht und die war richtig interessant.<br />
Es gab viele Fische und andere<br />
Meeresbewohner. Aber für mich waren<br />
die lebensgroßen Wal-Modelle, die<br />
sehr realistisch waren, der große Höhepunkt.<br />
Danach sind wir nach Demzin<br />
gefahren, um in einer von Friesenpferden<br />
gezogenen Kutsche die Gegend zu<br />
erkunden. Wir sind durch einen Wald<br />
gefahren, der zu einem Schloss gehörte.<br />
Danach ging es zur höchsten Erhebung<br />
der Mecklenburgischen Schweiz. Ich<br />
sah einen Adler, der dort kreiste.<br />
Am Donnerstag liehen wir uns ein<br />
Kanu und ein Motorboot. Dann ging<br />
es los. Zuerst sind Herr Lantzke, Brigitte<br />
und ich ins Boot gestiegen. Wir fuhren<br />
am Ufer entlang und es wurde windig<br />
und wellig und ich wurde immer<br />
nass gespritzt vom Wasser, aber es hat<br />
richtig Spaß gemacht. Frau Schindler<br />
und Dörte sind im Kanu über den See<br />
geschippert, was sehr anstrengend war.<br />
Später fuhren wir wieder zurück, und da<br />
wäre ich doch beim Aussteigen fast aus<br />
dem Boot ins Wasser gefallen, wenn<br />
mich Brigitte nicht festgehalten hätte.<br />
Schade, dass die Fahrt vorbei ist.<br />
Mir hat es wirklich gut gefallen und ich<br />
freue mich schon auf die nächste Fahrt<br />
mit der <strong>Brücke</strong>.<br />
Sangeetha Kumar
Aus den Wohngruppen<br />
Kreativ sein…<br />
Oder: das Eingeständnis, dass sich nicht alles mit Sinn und Verstand erklären lässt<br />
Gemalt und gebastelt habe ich noch nie viel. In meiner Welt,<br />
die sich nur um Leistungen, Erfolg und Gefallen dreht, fanden<br />
kreative Tätigkeiten keinen Platz und wurden als „unnötig“<br />
oder „Zeitverschwendung“ abgetan.<br />
Zum ersten Mal malte ich dann in der Klinik, wo ich im<br />
Winter 2009/2010 irgendwie meine<br />
freie Zeit totschlagen musste. Man<br />
hatte mir ein Acrylmalset geschenkt.<br />
Mein erster Gedanke: „Was soll ich<br />
denn bloß damit anfangen?“ Eine<br />
Leinwand war mit enthalten und<br />
so fing ich eines verschneiten Tages<br />
an meinem Klinikschreibtisch an,<br />
erste Pinselstriche zu setzen.<br />
Zuerst wieder als Leistung für<br />
andere gedacht – es sollte<br />
ein Weihnachtsgeschenk<br />
für sehr gute Freunde<br />
sein – spürte ich bald eine<br />
unglaubliche Ruhe, die sich<br />
in mir ausbreitete.<br />
In meinem Kopf wurde alles<br />
ruhig, meine selbst auferlegten<br />
Regeln galten nicht mehr, ständig<br />
zu denken, alles erklären zu<br />
müssen, stets nach der Ratio zu<br />
handeln. <strong>Die</strong>se Ruhe unterscheidet<br />
sich sehr von der Leere, die ich<br />
auch kenne. Es fühlte sich anfangs<br />
sehr befremdlich an, dass das<br />
Gefühl die Pinselstriche führt, aber<br />
mit etwas Übung konnte ich es bald<br />
genießen, einfach mal nicht denken<br />
zu müssen.<br />
So malte ich stundenlang, sah<br />
mich immer mal wieder mit meinem<br />
alten Bekannten, dem „Perfektionismus“,<br />
konfrontiert, doch alles in<br />
allem war es schon fast schade, dass<br />
Weihnachten kam. <strong>Die</strong> Reaktion meiner<br />
Freunde: Sie waren begeistert,<br />
hängten das Bild in ihrem Betrieb auf<br />
und zeigten es stolz Freunden und Bekannten. Ich war erstmal<br />
verschüchtert und geschmeichelt und begann, mir eventuell<br />
doch ein kleines bisschen Talent einzugestehen, und das<br />
in einem Lebensbereich, den ich jahrelang abgewertet hatte.<br />
Also wurde eine neue Leinwand gekauft, dieses Mal nur<br />
für mich. Als Titel wählte ich das Wort, welches meinen<br />
Rücken ziert und mein Leben seit Jahren zeichnet: „Hambre“,<br />
das spanische Wort für Hunger. Dazu „despedir“ (verabschieden).<br />
Spanisch steht für mich als Sprache der Lebensfreude,<br />
weil meine besten Freunde dort seit Jahren Urlaub machen<br />
und mir immer mal wieder ein paar Wörter beibrachten.<br />
Das Bild hatte bald eine Art Tagebuchfunktion. Zwei Ebenen,<br />
eine dunkel und chaotisch, voller „Hunger“, die andere<br />
bunt, geschmückt mit Farben, aufgeklebten Erinnerungsstücken<br />
und Musiknoten. Immer mal wieder, wenn die Acrylfarbe<br />
als Ausdruck nicht reichte, schrieb ich Gedankenfetzen<br />
direkt aufs Bild. Meine Stimmung bestimmte, an welcher<br />
Ebene ich gerade arbeitete.<br />
Ein Wochen dauerndes Projekt, das ich einen Tag vor Klinikentlassung<br />
als eine Art „Zustandsbeschreibung“ abschloss.<br />
Auch in die Frauen WeGe in Eutin sind Leinwände, Acrylfarben,<br />
Bastelpapier und Gelmarker mit eingezogen. Unzählige<br />
Karten und Bilder entwirrten mir an so manchen Abenden<br />
in meinem neuen Lebensabschnitt die Gedanken.<br />
Mir ein Talent einzugestehen, kann ich als einen meiner<br />
größten Erfolge dieses Jahr verbuchen. Und jetzt auch noch<br />
darüber zu schreiben und mein Bild abgedruckt zu sehen,<br />
wird eine Auszeichnung für mich selbst für eine Tätigkeit,<br />
ganz ohne Verstand, ohne Leistungsdruck und Erfolgsstreben.<br />
Einfach nur etwas für mich …<br />
Eine Bewohnerin der Frauen WeGe Eutin<br />
21
22<br />
Aus dem Wohnhaus<br />
„Petri Heil“<br />
– das Wohnhaus hat nun eine Angelgruppe<br />
<strong>Die</strong> Bewohner des Wohnhauses der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> in Oldenburg widmeten sich dieses Jahr wieder dem Angelsport.<br />
Schon im vergangenen Jahr fand im Oktober ein Brandungsangeln an der Seebrücke Großenbrode statt, an dem insgesamt<br />
zehn Petrijünger zum Teil erfolgreich teilnahmen. Es wurden damals sechs Dorsche an Land gezogen. Auf Anregung<br />
von Henning Otto, welcher selbst Inhaber eines Angelberechtigungsscheines auch für die Küstengewässer von Schleswig-<br />
Holstein ist und zudem ein umfangreiches Equipment besitzt, hatte das Angeln unter Anleitung und Begleitung von Marcus<br />
Heinrich stattgefunden.<br />
Am Forellensee einen Aal gefangen:<br />
Autor Henning Otto.<br />
Auf Wunsch von Herrn Frank Eberle<br />
fand Ende April diesen Jahres ein<br />
Angeln am Forellensee Sereetz statt. Bei<br />
wunderschönem Wetter fingen neun<br />
Teilnehmer einen Hecht, eine Forelle,<br />
einen Aal und einen Barsch.<br />
Und dann sollte es wieder ein Brandungsangeln<br />
geben. Wegen zuviel Tang<br />
und starker Strömung hatten die Beteiligten<br />
keinen Fangerfolg. Es war aber<br />
trotzdem ein schönes Erlebnis. <strong>Die</strong><br />
Ruhe der Natur und die frische Luft sind<br />
gut für Körper und Geist. <strong>Die</strong> Erwartung<br />
und die aufkommende Spannung<br />
vor dem möglichen Biss, im Gegensatz<br />
dazu die eintretende Entspannung aufgrund<br />
des konzentrierten Wartens und<br />
dem Raus aus dem Alltag, machen das<br />
Angeln immer wieder aufs Neue zu<br />
einem besonderen Erlebnis.<br />
Es hat sich inzwischen eine feste<br />
Angelgruppe herauskristallisiert, der<br />
stets Frau B. Schulz als einzige weibliche<br />
Petrijüngerin beiwohnt. Alle sind mit<br />
Freude und der nötigen Geduld dabei<br />
und möchten künftig alle zwei Monate<br />
Ruhiges Miteinander an der Ostsee beim<br />
Brandungsangeln.<br />
den Fischen nachstellen. Aufgrund des<br />
hohen therapeutischen Nutzens haben<br />
wir nach wiederholter Beantragung<br />
vom Amt für Fischerei in Kiel eine einstweilige<br />
Erlaubnis für Nichtinhaber eines<br />
Angelberechtigungsscheines erhalten.<br />
In diesem Sinne: Petri Heil, Petri<br />
Dank!<br />
Henning Otto, Marcus Heinrich
Im Oldenburger Wohnheim gibt es seit<br />
einigen Jahren eine Schwimmgruppe,<br />
die sich regelmäßig am Freitagnachmittag<br />
trifft, um gemeinsam in Hallen-<br />
und Freibädern, im Sommer auch in<br />
der Ostsee, dem kühlen (oder beheizten)<br />
Nass zu frönen.<br />
Dabei steht nicht nur der sportliche<br />
Aspekt wie Körpertraining im Mittelpunkt,<br />
sondern in erster Linie geht es<br />
um Entspannung, Spaß und gemeinschaftlich<br />
etwas Schönes zu unternehmen.<br />
Im Laufe der Zeit hat sich eine<br />
feste Gruppe von Bewohnern gebildet,<br />
die mal mehr, mal weniger regelmäßig<br />
teilnehmen.<br />
„Das tut einfach gut“, sagt Herr Olm,<br />
ein begeisterter Schwimmer, und strahlt<br />
dabei über das ganze Gesicht, „herrlich,<br />
das Wasser.“ „Schwimmen ist gut für<br />
meinen Rücken, deshalb komme ich<br />
immer mit, wenn es geht,“ sagt Britta<br />
Glindemann, die jede Woche besonders<br />
ausdauernd und motiviert ihre Bahnen<br />
zieht.<br />
Anfangs nahm die Gruppe jede<br />
Woche den Weg nach Eutin auf sich,<br />
da die Oldenburger Schwimmhalle aus<br />
Kostengründen nicht mehr saniert werden<br />
konnte und<br />
komplett geschlossen wurde. Mittlerweile<br />
hat sie ihre “Heimat“ in<br />
einer gemütlichen, kleinen Halle in<br />
Sierksdorf gefunden, wo sich alle<br />
sehr wohl fühlen.<br />
Bei sommerlich warmem Wetter geht<br />
Aus dem Wohnhaus<br />
Das tut einfach gut<br />
Fragen aus dem Bereich<br />
der gesetzlichen Betreuung?<br />
Ob als Betreuter oder Betreuer.<br />
„Das tut einfach gut“<br />
Oh wie schööön! Gemeinsames Schwimmen macht einfach Spaß.<br />
es auch mal an die heimischen Gewässer<br />
und Strände, wo die positiven Wirkungen<br />
des Schwimmens mit einem Naturerlebnis<br />
verbunden werden können.<br />
Gunhild Lierka<br />
Verein für Personensorge und Betreuung OH e.V.<br />
Wir beraten Sie kostenfrei.<br />
Unfall, Krankheit oder Alter. Entscheiden Sie<br />
schon heute was später für Sie gelten soll.<br />
Mit einer Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung.<br />
Lübecker Str. 36 23701 Eutin Tel.: 04521/1823 Fax: 04521/830908 Mail: hallo@vpb-oh.de<br />
23
24<br />
Aus dem Wohnhaus<br />
Das 7. Schuhstraßenfest<br />
– und wir waren mit dabei<br />
Seit nunmehr sieben Jahren nehmen<br />
wir vom Oldenburger Wohnhaus am<br />
hiesigen Schuhstraßenfest teil. Einmal<br />
im Jahr veranstalten alle ansässigen<br />
Geschäftleute der Straße dieses Fest<br />
und wir sind von Anfang an mit dabei.<br />
Im ersten Jahr haben wir Kuchen<br />
verkauft, den die Geschäftsleute gebacken<br />
haben. In den darauf folgenden<br />
Jahren haben wir vieles ausprobiert<br />
und sind dann zum Ergebnis gekommen,<br />
dass wir mit dem Verkauf von<br />
gebrauchten Büchern und selbst gestalteten<br />
Werkstücken mehr Erfolg haben.<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
Einigen ortsansässigen Leuten sind<br />
wir schon bekannt und sie kommen<br />
jedes Jahr mit großer<br />
Neugier an unseren Stand,<br />
um zu sehen, was wir wieder<br />
Schönes hergestellt<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong> Veranstalter suchen<br />
sich für jedes Fest ein<br />
Thema aus. <strong>Die</strong>ses Jahr<br />
war das Thema „Tierisches<br />
Vergnügen“. Und da passte<br />
es gut, dass unser Gorilla<br />
„Alois“, an dem schon seit<br />
Wir machen den Weg frei.<br />
einem Jahr in der Ergotherapie gearbeitet<br />
wurde, genau zu diesem Fest<br />
fertig geworden war. Und er fand großen<br />
Anklang bei den Kleinen und auch<br />
den Großen. Viele Besucher nutzten die<br />
Gelegenheit, sich mit ihm zu fotografieren,<br />
und zeigten sich beeindruckt von<br />
der Arbeit.<br />
Wir werden auch nächstes Jahr<br />
wieder dabei sein, wenn es heißt „<strong>Die</strong><br />
untere Schuhstraße feiert“.<br />
Dörte Schlobinski<br />
<strong>Die</strong> Nr.1 in Kundenloyalität!<br />
Laut Performance Monitor deutscher Banken 2009*<br />
*Studie August 2009 von facit München, Online-Befragung von 1.000 Personen<br />
Volksbank<br />
Eutin<br />
Jetzt Jetzt<br />
Mitglied Mitglied<br />
werden<br />
werden<br />
Königstr. 11 | 23701 Eutin | Tel.: 045 21 / 806-267 | Fax: 806-296 | e-mail: info@vbeutin.de | www.vbeutin.de
Aus den Tagesstätten<br />
– der Renner in der Tagesstätte<br />
Sonnenlicht fällt durchs Fenster auf den großen Tisch und bringt die Farben zum Leuchten. Im Wasserglas klimpert ein<br />
Pinsel. Tiefes Luftholen – ja, der feine Strich, der die Linie einer Düne am Meer vollenden soll, verläuft wie erhofft und<br />
gelingt. Allgemeines Schauen und Zustimmung in der Runde, die Lehrerin nickt, Lächeln. In der Neustädter Tagesstätte<br />
der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> hat im Frühling 2010 ein Aquarell-Malkurs begeisterte Anhänger gefunden, und es steht die<br />
Meinung der Besucher fest: Solch ein Extra-Angebot soll es bald wieder geben.<br />
In der sozialpsychiatrischen Einrichtung in der Neustädter<br />
Bahnhofstraße werden schon seit über 15 Jahren Menschen<br />
mit seelischen Erkrankungen betreut. Menschen, die selbstständig<br />
leben und wohnen, die aber<br />
Unterstützung suchen für die Gestaltung<br />
des Tagesablaufs und bei der Rückgewinnung<br />
oder Neuentdeckung ihrer<br />
Fertigkeiten. Zum normalen Wochenlauf<br />
in der <strong>Brücke</strong>-Einrichtung gehören<br />
das tägliche Zubereiten der Mahlzeiten,<br />
die Gartengruppe, handwerkliche<br />
Angebote und PC-Gruppe, Ausflüge und<br />
immer schon natürlich auch kreative<br />
Ausdrucksformen. „Aber wir wollten<br />
diesmal einen anderen Rahmen anbieten,<br />
einen Kursus mit Anmeldung und<br />
externer Lehrerin, eine Herausforderung,<br />
sich auf etwas Neues einzulassen“,<br />
berichtet <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiterin Ute Valendieck.<br />
An Anmeldungen mangelte es nicht. Und so fand die Neustädter<br />
Kursleiterin Irene Hause eine sechsköpfige Gruppe<br />
vor, die bereit war, sich auf die richtige Mischung von Wasser<br />
und Farbe, von detailliertem Motiv und verschwimmenden<br />
Nuancen einzulassen. „Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie<br />
Gemeinsame Freude über ein gelungenes Projekt:<br />
Tagesstättenbesucherin Iris Haupt mit ihrem<br />
ersten Aquarell-Werk, Lehrerin Irene Hause und<br />
<strong>Brücke</strong>-Mitarbeiterin Ute Valendieck (von links).<br />
viele Dinge man beim Aquarell bedenken muss“, erzählt Teilnehmerin<br />
Kerstin Gobara, „aber von Woche zu Woche konnte<br />
ich mich an schwerere Aufgaben heranwagen und wurden die<br />
Bilder immer besser. Ein tolles Erlebnis.“<br />
Ein junger Mann mit viel Temperament<br />
ließ sich in kleinen Einheiten auf die<br />
ruhige Arbeit auf dem Papier ein – und<br />
schuf aus den zunächst spärlich wirkenden<br />
Grundfarben intensive Farbexperimente,<br />
die selbst die Lehrerin überraschten.<br />
„In Gesellschaft ganz entspannt<br />
etwas wagen, das man sich vorher<br />
womöglich nicht einmal allein zugetraut<br />
hätte, das ist eine Leistung, die das<br />
Selbstvertrauen und die Kompetenzen<br />
insgesamt fördert“, erklärt Ute Valendieck<br />
den therapeutischen Ansatz. „Ich<br />
bedaure sehr, dass der Kurs nun endet, ich glaube, ich werde<br />
damit weitermachen und vielleicht auch außerhalb der Einrichtung<br />
nach Aktivitäten suchen“, resümiert Tagesstättenbesucherin<br />
Iris Haupt. An die Tagesstätte richteten die Kursteilnehmer<br />
ganz klar eine Botschaft: Mehr davon!<br />
Kathrin Meike Evers<br />
25
26<br />
Aus den Tagesstätten<br />
Den Alltag wieder regeln<br />
Als ich ein Jahr alt war, starb meine<br />
Mutter durch einen Autounfall, mit<br />
Fahrerflucht. Ich kam mit meiner ein<br />
Jahr älteren Schwester in ein katholisches<br />
Kinderheim, wo Lieblosigkeit und<br />
Gewalt an der Tagesordnung waren.<br />
Später kam ich in ein katholisches<br />
Internat, wo ich meine Ausbildung als<br />
Erzieherin machte, um anderen Kindern<br />
Zuwendung und Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Seit meinem 14. Lebensjahr<br />
erfuhr ich sexuelle Übergriffe und<br />
Gewalt durch Männer, bis ich meinen<br />
jetzigen Mann kennenlernte, das war<br />
1992.<br />
Ich habe meine vier Töchter fast<br />
durchgehend allein erzogen, was ein<br />
Fulltimejob war. Ich hatte keine Zeit und<br />
keine Muße, mich mit der Vergangenheit<br />
zu beschäftigen, da meine ganze<br />
Aufmerksamkeit ausschließlich meinen<br />
Kindern galt. Als ich 2005 eine größere<br />
Operation hinter mir hatte, brach ich<br />
psychisch zusammen. Es wurde mir<br />
bewusst, dass ein neuer Lebensabschnitt<br />
begann.<br />
Da brach eine Depression in massiver<br />
Form aus. <strong>Die</strong> Vergangenheit holte<br />
mich ein und damit auch der Schmerz,<br />
die Angst, die Alpträume, die Trauer,<br />
die Panik und die Verzweiflung. Ich erinnerte<br />
mich, dass ich schon mit 13 Jahren<br />
an Depressionen gelitten habe.<br />
Ich wusste überhaupt nicht, was das<br />
bedeutete, an Traumata und Depressionen<br />
zu leiden. Seit 2005 bin ich in regelmäßigen<br />
Abständen in verschiedenen<br />
Ja, ich war von Anfang an dabei!<br />
1988 wurde der Verein die <strong>Brücke</strong> e.V.<br />
gegründet und ich war eine Zeitlang<br />
Schriftführerin. Der Verein hat dann<br />
Fachkräfte angestellt. 1990 wurden die<br />
Tages- und Begegnungsstätte und eine<br />
Wohngruppe in Eutin aufgemacht.<br />
Damals brauchte ich dringend eine<br />
eigene Bleibe und konnte in die Bahnhofstraße<br />
18, das erste Haus der <strong>Brücke</strong>,<br />
einziehen.<br />
Kliniken zwecks psychischer Therapien.<br />
Hier wurde mir bewusst, wie viel Kreativität<br />
in mir steckt und dass diese mir<br />
gut tut. Auch meine vier Kinder lernten,<br />
dass Kreativität unter anderem<br />
ein wichtiges Ziel ist um einen Lebensweg<br />
zu begehen. Meine älteste Tochter<br />
Tamara hat den Weg zur Tierärztin,<br />
Sonja im juristischen Bereich, Jana<br />
im Bereich der Psychologie gewählt.<br />
Meine jüngste Tochter (14 Jahre) lebt<br />
mit mir und meiner Erkrankung zusam-<br />
Bevor es die <strong>Brücke</strong> in <strong>Ostholstein</strong><br />
gab, waren da nur die beiden großen<br />
Landeskrankenhäuser und kaum niedergelassene<br />
Psychiater. Wer einmal in<br />
der Klinik war, kam lang nicht wieder<br />
raus. <strong>Die</strong> Kliniken konnten einen ja auch<br />
nicht entlassen, weil es keine anderen<br />
Versorgungseinrichtungen und Hilfen<br />
gab. Wer keine Familie hatte, war ganz<br />
schlecht dran. In den Kliniken gab es<br />
fast nur geschlossene Stationen. Wenn<br />
men und ist noch dabei, ihren Lebensweg<br />
zu begehen.<br />
Seit rund einem Jahr besuche ich<br />
die Tagesstätte der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>,<br />
die mir sehr gut geholfen hat, wieder<br />
meinen Alltag zu regeln, in meiner<br />
Kreativität wieder aktiv zu sein. <strong>Die</strong><br />
Tagesstätte hat mir die Möglichkeit<br />
wiedergegeben, zu mir selbst zu finden.<br />
Ich danke dem Team der Tagesstätte für<br />
die Hilfe!<br />
A. M.<br />
In der Psychiatrie hat sich viel getan<br />
Rückblick eines „alten Hasen“<br />
man ins Krankenhaus musste, war man<br />
eingesperrt, auch wenn man freiwillig<br />
kam. Einige Menschen mit psychischer<br />
Erkrankung wurden dauerhaft in Heimen<br />
untergebracht.<br />
Erkrankte wurden intensiv mit Psychopharmaka<br />
behandelt. Damals gab<br />
es noch nicht so gute Medikamente wie<br />
heute, und sie hatten extreme Nebenwirkungen<br />
wie zum Beispiel Muskelkrämpfe,<br />
Schiefhals und Blutbildverän-
derungen. Um die Nebenwirkungen zu<br />
mildern, bekamen die Patienten zusätzliche<br />
Medikamente. Man war total<br />
„abgefüllt“. Psychotherapie war damals<br />
für Psychiatriepatienten völlig verpönt<br />
und Gesprächsangebote gab es auch<br />
nicht. Patienten wurden zu dieser Zeit<br />
auch viel häufiger und länger fixiert.<br />
Sinnvolle und hilfreiche Beschäftigungsangebote<br />
und Aufklärung über die<br />
Erkrankung gab es kaum. Einige Männer<br />
konnten während des Klinikaufenthaltes<br />
in der Tischlerei arbeiten. Für Frauen<br />
gab es eine Handarbeitsgruppe. Gott sei<br />
Dank hat sich da inzwischen ganz viel verändert!<br />
Nach den langen Krankenhausaufenthalten<br />
hat man sich ein selbst-<br />
ständiges Leben mit eigener Wohnung,<br />
Alltagsbewältigung und Tagesstruktur<br />
gar nicht mehr zugetraut.<br />
Es ist gesellschaftliche Realität: Wer<br />
seelisch erkrankt, findet zu oft nicht<br />
die richtige wohnortnahe Hilfe, fällt<br />
aus einem normalen Leben heraus und<br />
muss sich mit Hilfe von Sozialleistungen<br />
von ganz unten wieder hochkämpfen.<br />
Ein vermeidbares persönliches Drama,<br />
unnötig hohe Kosten für Krankenhausaufenthalte,<br />
sagen Techniker Krankenkasse<br />
und die gemeinnützige <strong>Brücke</strong><br />
Lübeck – und bieten ein neuartiges<br />
„NetzWerk psychische Gesundheit“ an,<br />
das in der Hansestadt und im südlichen<br />
<strong>Ostholstein</strong> passgenaue Unterstützung<br />
bietet. 2011 soll das Angebot auf den<br />
gesamten Kreis <strong>Ostholstein</strong> ausgeweitet<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Initiative der TK, der sich weitere<br />
große Kassen in Kürze anschließen<br />
wollen, ist auch eine Reaktion auf die<br />
steigende Zahl seelischer Erkrankungen.<br />
„Erstmals kann nun der Krankenversicherte<br />
einen persönlichen Fallmanager<br />
in Anspruch nehmen und nach Schwere<br />
der Erkrankung abgestufte ambulante<br />
Leistungen. Er und auch die Angehörigen<br />
können also sehr früh die Hilfen<br />
bekommen, die eine Verschlimmerung<br />
der Krise vermeiden – das ist ein echter<br />
Fortschritt“, erklärt Antje Burfeind,<br />
Leiterin von „NetzWerk psychische<br />
Gesundheit“ in Lübeck.<br />
Im Dorf, bei den Nachbarn und den<br />
Familien wurde man ausgegrenzt oder<br />
geächtet, wenn man aus der „Klapse“<br />
kam. Ich wurde nicht mehr eingeladen<br />
und gemieden. Es gab ja auch keine<br />
Informationen über psychische Erkrankungen<br />
außer den Sensationsmeldungen<br />
über gewalttätige Forensiker. <strong>Die</strong><br />
dachten doch, dass wir alle gefährlich<br />
sind und deshalb weggeschlossen werden<br />
müssten.<br />
Da hat die <strong>Brücke</strong> eine Menge Aufklärungsarbeit<br />
geleistet! Heutzutage<br />
wissen viele Leute in Eutin mehr über<br />
psychische Erkrankungen und kennen<br />
die <strong>Brücke</strong>. Ich finde, die <strong>Brücke</strong> hat sich<br />
oft ganz weit aus dem Fenster gelehnt,<br />
um vielseitige Angebote und Hilfen zu<br />
schaffen und somit den Lebensalltag<br />
von psychisch Kranken zu verbessern.<br />
Neuartiges „NetzWerk“<br />
für psychisch Erkrankte<br />
Eine zusammen mit dem Patienten<br />
entwickelte Behandlung, ein Notfallplan,<br />
die Einbeziehung der Familie, eine<br />
24-Stunden-Hotline und ein Kriseninterventionsteam<br />
– das sind die wichtigen<br />
Elemente des „NetzWerkes“. Mittendrin<br />
das „Rückzugshaus“ in der Lübecker<br />
Hüxtertorallee, das zur Anlaufstelle<br />
Ambulante Hilfen<br />
Da ich früh erkrankt bin, habe<br />
ich schon mehrere Hilfen der <strong>Brücke</strong><br />
genutzt. In der Wohngruppe wurde<br />
ich nach der Klinik auf ein selbständiges<br />
Wohnen vorbereitet. Ein Jahr lang<br />
lebte ich mit der Unterstützung durch<br />
„Ambulante Hilfen“. Jetzt bin ich in der<br />
Eutiner Tagesstätte. Zusammen mit den<br />
anderen Besuchern nutze ich die verschiedenen<br />
Aktivitäten und Gespräche<br />
für meinen Alltag.<br />
Ich bin sehr froh, dass wir alle<br />
zusammen es geschafft haben, dass<br />
sich die Dinge geändert haben. Für uns<br />
waren die alten Zeiten jedenfalls alles<br />
andere als gut!<br />
Eine Besucherin<br />
Weitere Informationen<br />
gibt es unter der Rufnummer<br />
0451/30093790<br />
sowie per Email über<br />
nwpg@diebruecke-luebeck.de.<br />
werden soll für Projektteilnehmer, die<br />
in eine Krise geraten und es allein zu<br />
Hause nicht mehr aushalten.<br />
Projektleiterin Antje Burfeind, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, und Thomas Müller vom<br />
sozialpsychiatrischen Fachpflegedienst.<br />
27
28<br />
Ambulante Hilfen<br />
Gruppenarbeit<br />
in der Sozialpsychiatrischen Ambulanten Hilfe<br />
�<br />
Jedwede Kreatur<br />
hat einen Urtrieb nach<br />
liebender Umarmung<br />
(Hildegard von Bingen)<br />
�<br />
Neben den regelmäßig stattfindenden<br />
Einzelgesprächen, die meistens in<br />
Form von Hausbesuchen stattfinden,<br />
bieten wir im Rahmen der Sozialpsychiatrischen<br />
Ambulanten Hilfen der <strong>Brücke</strong><br />
<strong>Ostholstein</strong> in Bad Schwartau auch<br />
verschiedene Gruppen an. Da könnte<br />
man fragen, warum wir das machen.<br />
Warum wir nicht bloß die Menschen<br />
aufsuchen und ihnen bei der Bewältigung<br />
ihrer persönlichen Aufgaben helfen.<br />
Warum laden wir die Menschen<br />
ein, es sich gemeinsam gut und besser<br />
gehen zu lassen?<br />
Schnöde gesagt, weil der Mensch<br />
ein Herdentier ist. Oder „ein Beziehungswesen“,<br />
wie Bischof Wolfgang<br />
Huber es ausdrückt. Er sagt, dass die<br />
Würde des Menschen darauf angelegt<br />
ist, von anderen anerkannt zu werden.<br />
„Seine Freiheit kommt erst dann zum<br />
Ausdruck, wenn er zu anderen in Beziehung<br />
tritt und für andere Verantwortung<br />
wahrnimmt.“ Wissenschaftlich gibt<br />
es viele verschiedene Untersuchungen,<br />
warum das so ist.<br />
Carl Rogers begründete die wissenschaftlicheGesprächspsychotherapie,<br />
deren wichtigste therapeutische<br />
Grundhaltungen und Verfahrensweisen<br />
Kongruenz, Empathie, unbedingte<br />
Wertschätzung (unconditional regard =<br />
unvoreingenommes, nicht an Bedingungen<br />
geknüpftes Ansehen eines anderen<br />
Menschen) und VEE (Verbalisieren<br />
emotionaler Erlebnisinhalte) sind.<br />
Prof. Dr. Speierer aus Regensburg<br />
verfasste ein Buch mit dem Titel „Das<br />
differentielle Inkongruenzmodell“. Darin<br />
beschreibt er das Nichtübereinstimmen<br />
der eigenen realistischen oder<br />
von anderen gespiegelten Selbstwahrnehmung<br />
und dem Wunsch, wie man<br />
eigentlich gerne sein würde. Je größer<br />
diese Diskrepanz, desto größer der<br />
Nicht nur einzeln, sondern zusammen: Das gilt auch für das Bad Schwartauer <strong>Brücke</strong>-Team, das die<br />
Sozialpsychiatrischen Ambulanten Hilfen anbietet. Von links Jana Tebelmann, Bernhard Rosemeier,<br />
Susanne Hogen und Autorin Jutta Blosze.<br />
Leidensdruck und der Veränderungswunsch.<br />
Selbsterleben: Ich fühle mich<br />
klein, dumm, unattraktiv. Wunscherleben:<br />
Ich möchte selbstsicher sein,<br />
attraktiv, mich gut ausdrücken können.<br />
Um die eigene Identität, das eigene<br />
Selbsterleben zu erfahren, brauchen wir<br />
also andere Menschen. Entweder in der<br />
Therapie, in der ambulanten Betreuung<br />
oder mit jedem anderen Menschen. Im<br />
Gegenüber des anderen erleben wir<br />
uns erst selbst.<br />
Gestörte Beziehungen sind häufig<br />
Ursache für psychische Störungen. Um<br />
neue, emotional korrigierende Erfahrungen<br />
machen zu können, sind Räume<br />
für Begegnungen notwendig. Darum<br />
bieten wir Gruppen an.<br />
Zum einen gibt es zwei offene Treffpunkte.<br />
Jeden Montag um 15.30 Uhr<br />
besteht die Gelegenheit für alle, die sich<br />
angesprochen fühlen, bei Kaffee, Tee<br />
und Kuchen zusammen zu sitzen und<br />
sich in lockerer Runde auszutauschen.<br />
Anschließend besteht die Gelegenheit,<br />
Gesellschaftsspiele zu spielen oder sich<br />
einfach nur zu unterhalten. Donnerstags<br />
findet um 9.30 Uhr ein Frühstück<br />
statt. Auch hier wird anschließend<br />
gespielt oder auch nicht, je nach Bedarf<br />
und Laune.<br />
Weitere Gruppenangebote richten<br />
sich speziell an die von uns ambulant<br />
betreuten Menschen. Da gibt es zweimal<br />
im Monat eine Kreativgruppe, frei-<br />
tags die Kochgruppe, einmal im Monat<br />
eine ausgesprochen aktive Bewegungsgruppe,<br />
14-tägig eine Schwimmgruppe<br />
speziell für Frauen und ebenso eine für<br />
Männer, alle drei Wochen einen Ausflug<br />
und einmal im Jahr eine therapeutische<br />
Ferienfreizeit.<br />
Hilarion Petzold entwickelte ein<br />
Modell der fünf Säulen der Identität.<br />
Auch hier lässt sich gut erkennen, wie<br />
wichtig andere Menschen sind für ein<br />
gesundes Identitätsgefühl. Wenn die<br />
Identitätssäule „Soziale Kontakte“ aufgrund<br />
von Lebensumständen wegbricht,<br />
müssen die anderen kompensatorisch<br />
größer werden, was zu einem Ungleichgewicht<br />
führen kann. (Keine Freunde,<br />
aber großes Auto/Muskeln).<br />
In einer Gruppe haben Menschen<br />
die besondere Gelegenheit, sich selbst<br />
als Teil eines gemeinschaftlichen Gefüges<br />
mit anderen zusammen zu erleben<br />
und neue Erfahrungen zu machen.<br />
Einsamkeit und Ausgrenzung kann so<br />
entgegengewirkt werden. Ein weiterer<br />
Vorteil ist die besondere Zusammensetzung<br />
der Gruppe: Fast alle verfügen<br />
über Psychiatrieerfahrung, sind zum<br />
Teil schon „alte Hasen und Häsinnen“ in<br />
Bezug auf die Umgehensweise mit einer<br />
psychischen Erkrankung. <strong>Die</strong> Gruppe<br />
hat auch prophylaktischen Charakter.<br />
„Darf ich auch noch kommen, wenn es<br />
mir besser geht?“ kann eindeutig mit<br />
„Ja!“ beantwortet werden.
Leiblichkeit<br />
Wie geht es mir<br />
mit meinem Körper?<br />
Wie nehme ich ihn wahr?<br />
Fühle ich mich entspannt?<br />
Oder angespannt?<br />
Bewegungsgruppe<br />
Schwimmgruppen<br />
Soziale Kontakte<br />
Wer sind die Menschen<br />
um mich herum?<br />
Partner/Partnerin?<br />
Kinder<br />
Freunde<br />
Ursprungsfamilie<br />
Eigene Familie<br />
Bekannte<br />
Menschen, mit denen<br />
mich ein politisches oder<br />
sonstiges Engagement<br />
verbindet<br />
Wie ist der Kontakt?<br />
Alle Gruppen, besonders<br />
offene Treffpunkte,<br />
Ausflüge, Freizeit<br />
<strong>Die</strong> BesucherInnen unserer Gruppen<br />
drücken den Nutzen der Gruppen für<br />
sich so aus:<br />
Ich gehe in eine Gruppe, weil …<br />
• ich es schöner finde, in Gesellschaft<br />
Kaffee zu trinken oder zu<br />
frühstücken. Schwimmgruppe,<br />
weil es mehr Spaß macht mit<br />
mehreren zu schwimmen.<br />
• weil mir im Allgemeinen die<br />
sozialen Kontakte wichtig sind.<br />
• dort nette Menschen sind, mit<br />
denen ich reden, spielen oder<br />
stricken kann. In der Gruppe<br />
schmeckt das Frühstück besser.<br />
• die sozialen Kontakte und Beziehungen<br />
sehr angenehm sind und<br />
ich von der Gruppe mit offenen<br />
Armen aufgenommen worden bin<br />
und es wichtig für meinen stabilen<br />
Wochenablauf ist. Außerdem wird<br />
mir geholfen bzgl. Ämtern und<br />
ähnlichen Sachen.<br />
• ich hier einige wenige gute Kontakte<br />
gefunden habe, die mir gut<br />
tun. Auf Grund meiner Erkrankung<br />
fällt es mir schwer Kontakte zu<br />
finden. Ich habe hier eine sichere<br />
Anlaufstelle.<br />
• ich so sein kann wie ich bin, mich<br />
nicht verstellen muss.<br />
• ich gerne in Gemeinschaft Kaffee<br />
trinke und spiele – mit anderen in<br />
Kontakt komme.<br />
<strong>Die</strong> fünf Säulen der Identität<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Arbeit/Beschäftigung<br />
Was ist meine Arbeit?<br />
Wie stimme ich<br />
innerlich damit überein,<br />
was ich tue?<br />
Mache ich meine Arbeit<br />
gerne oder ist es ein<br />
Pflichtprogramm?<br />
Welchen Stellenwert hat<br />
die Arbeit für mich?<br />
Kochgruppe,<br />
Kreativgruppe<br />
mir die Gemeinschaft (spielen<br />
usw.) ein Gefühl der Zugehörigkeit<br />
vermittelt.<br />
Ausflüge und Besuche von<br />
Ausstellungen eine interessante<br />
Möglichkeit sind, Neues kennen<br />
zu lernen.<br />
ich alleine zur Zeit keine weiteren<br />
Strecken rausgehen kann<br />
(Bewegungsgruppe).<br />
ich mich in der Gemeinschaft<br />
sicherer fühle.<br />
es mir mit den Menschen viel<br />
Unterhaltung und Spaß bringt<br />
ich dort auf Menschen treffe, die<br />
meine Krankheit akzeptieren.<br />
Außerdem entkomme ich so für<br />
Materialität<br />
Wie bin ich finanziell<br />
abgesichert?<br />
Habe ich Besitz?<br />
Wie wichtig ist mir<br />
Materielles?<br />
Dinge herstellen in der<br />
Kreativgruppe<br />
•<br />
•<br />
Ambulante Hilfen<br />
Werte und Normen<br />
Welche Einstellungen<br />
habe ich?<br />
Welche Vorstellungen,<br />
Werte, Ziele, Ideale?<br />
<strong>Die</strong> fünf Säulen der Identität<br />
nach H. Petzold - und die<br />
Gruppenangebote in den<br />
SAH Bad Schwartau.<br />
einige Stunden meiner Einsamkeit.<br />
Dort kann ich wieder lachen und<br />
auch ernste Gespräche führen.<br />
Frau Blosze das so möchte, damit<br />
ich daran arbeite, offener auf<br />
andere Menschen zuzugehen.<br />
es immer wieder nett ist, man trifft<br />
Gleichgesinnte und gemeinsam<br />
macht einiges mehr Spaß. Essenkochen<br />
und Essen ist für eine Mutter,<br />
die immer kochen muss, ein<br />
Genuss. Es ist schön, sich auch mal<br />
an einen fertigen Tisch zu setzen.<br />
Jutta Blosze<br />
Sozialpsychiatrische Ambulante Hilfen<br />
Bad Schwartau<br />
29
30<br />
Ambulante Hilfen<br />
Am 28. Juni 2010, um etwa 9:30 Uhr, rollten zwei Kleinbusse aus Bad Schwartau<br />
los, mit dem Ziel Cunnersdorf, etwa 50 km von Dresden entfernt.<br />
Ferienfahrt der Schwartauer:<br />
Survival und Eroticsenf<br />
Fast hätte ich nicht mitfahren können,<br />
aufgrund der Größe meines Koffers,<br />
der aber doch noch gerade so in<br />
den Kofferraum passte. Kann ich gar<br />
nicht verstehen, für eine vierwöchige<br />
Ferienfahrt braucht man halt viel Kleidung<br />
… grins. Aber es soll erwähnt sein,<br />
dass ich nicht alleine mit so großem<br />
Gepäck gereist bin.<br />
So gegen 17 Uhr erreichten wir die<br />
Pension „Zum Erbgericht“ in Cunnersdorf.<br />
Saubere Zimmer erwarteten uns.<br />
Von meinem Zimmerfenster aus konnte<br />
ich in einen privaten Hinterhof schauen,<br />
dort wurde die Wäsche noch in einem<br />
Waschzuber von Hand gereinigt. Irgendwie<br />
schien die Zeit dort stehen geblieben<br />
zu sein. Wir aßen zu Abend und<br />
lernten ein wenig die total nette Wirtin<br />
kennen. Sie hat sich die ganze Zeit sehr<br />
Albert-Mahlstedt-Str. 4<br />
23701 Eutin<br />
um uns bemüht und uns zum<br />
Beispiel einen Grillabend ermöglicht.<br />
Es wurde eine sehr schöne<br />
Zeit mit Ausflügen zur Festung<br />
Königstein, der Bastei, ein Besuch in<br />
Dresden mit Besichtigung der Frauenkirche,<br />
dem Zwinger und der Semper<br />
Oper. Auch haben wir eine Stadtrundfahrt<br />
mit einem Sightseeingbus<br />
gemacht und stiegen dann aus, um eine<br />
Molkerei und einen Laden mit sehr vielen<br />
Senfsorten anzuschauen und den<br />
Senf zu probieren. Es gab dort unter<br />
anderem „Eroticsenf“, auf die Wirkung<br />
warten heute noch Einige :-)<br />
Eine Schifffahrt auf der Elbe bis nach<br />
Tschechien haben wir auch gemacht.<br />
Dann sind wir mit einer Bahn zum<br />
Kischnitztal gefahren, das dauerte so<br />
Meisterbetrieb<br />
ELEKTRO IPSEN<br />
GmbH<br />
seit 1922 in Eutin<br />
etwa 30 Minuten. Auf dem Rückweg gab<br />
es ein paar Hochmotivierte, die diesen<br />
Weg zurück zu Fuß gehen wollten. Ich<br />
gehörte nicht zu der Gruppe und bin<br />
lieber mit der Bahn gefahren. Für die<br />
Wanderer waren etwa zwei Stunden<br />
angedacht für die Tour. Daraus wurden<br />
dann fünf Stunden, und es wurde mir<br />
berichtet, dass es ein abenteuerlicher<br />
Marsch mit dem Survival Coach Herrn<br />
Rosemeier war. Dennoch, alle kamen<br />
vergnügt, aber auch völlig geschafft in<br />
der Pension an.<br />
<strong>Die</strong> lauen Sommerabende verbrachten<br />
wir draußen vor der Pension mit<br />
Klönen und Spielen. Auf der Rückfahrt<br />
am Samstag bekamen wir durchs Radio<br />
noch das erste Tor der Deutschen bei<br />
der Fußball-WM mit.<br />
Für mich war diese Ferienfahrt eine<br />
der schönsten, die Mischung aus Aktivitäten<br />
und relaxen gefiel mir sehr. Vielen<br />
Dank an unsere Betreuer, die uns dies<br />
alles ermöglicht haben. Mal schauen,<br />
was wir nächstes Jahr erleben, ich freue<br />
mich drauf …<br />
Nicole Pobanz<br />
Tel.: 04521-2496<br />
Fax: 04521-5301<br />
E-Mail: elektro-ipsen@arcor.de
Ambulante Hilfen<br />
Neues Domizil<br />
für die ambulante Arbeit in Neustadt<br />
Vorher<br />
Es begab sich zu der Zeit, dass in der<br />
Bahnhofstraße 4 in Neustadt ein Raum<br />
leer stand. Bei den Kolleginnen Britta<br />
Michelsen und Christine Uhlig von den<br />
Sozialpsychiatrischen Ambulanten Hilfen<br />
(SAH) Neustadt spukte der Gedanke<br />
durch den Kopf, dass man diesen Raum<br />
wunderbar für Gruppenaktivitäten mit<br />
ambulant betreuten Menschen nutzen<br />
könne. Und daneben noch als eine Art<br />
Wohn- und Begegnungszimmer der<br />
Mieter in der Bahnhofstraße, auch alle<br />
ambulant betreut.<br />
Sobald wir das OK für die Umsetzung<br />
unseres Wunsches hatten, wälzten<br />
wir Kataloge und fuhren einen Tag<br />
zu Ikea, wo wir uns mit Mitarbeitern,<br />
Kartons und Regalnummern auseinander<br />
setzten. Erschöpft, aber pünktlich<br />
zum Feierabend hatten wir die Möbel<br />
in Neustadt ausgeladen und ließen sie<br />
erstmal an Ort und Stelle stehen und<br />
liegen. Der Aufbau erfolgte dann ehrlich<br />
gesagt durch die Bewohner der Bahnhofstraße<br />
und unseren lieben Kollegen<br />
Robert Villwock, ihnen allen sei herzlich<br />
gedankt. Und auch, dass ein Regal die<br />
falsche Farbe hat und ein Lampenteil<br />
fehlerhaft war, ließ keine Mutlosigkeit<br />
aufkommen. Das Ergebnis kann sich<br />
sehen lassen, und wir freuen uns alle<br />
schon auf die Einweihung, fehlt nur<br />
noch das Datum …<br />
Britta Michelsen<br />
(auf dem Bild unten links)<br />
Christine Uhlig<br />
(auf dem Bild unten rechts)<br />
Nachher<br />
31
32<br />
Ambulante Hilfen<br />
<strong>Brücke</strong> – jetzt auch auf Fehmarn<br />
Dass Menschen mit einer seelischen Erkrankung<br />
ein möglichst selbständiges Leben in ihrem vertrauten<br />
Umfeld gestalten können – dafür ist die<br />
gemeinnützige <strong>Brücke</strong> in <strong>Ostholstein</strong> inzwischen<br />
seit 20 Jahren aktiv. Und das natürlich direkt vor<br />
Ort, mit Begegnungsstätten, Beratungsstellen<br />
und Betreuung im Alltag. Ein nächster großer<br />
Schritt der wohnortnahen Versorgung wurde feierlich<br />
vollzogen: Auf Fehmarn, mitten in der Breiten<br />
Straße in Burg, weihten im Frühjahr Betreute,<br />
Mitarbeiter und viele Gäste die neueste Anlaufstelle<br />
der <strong>Brücke</strong> direkt auf der Insel ein.<br />
Gemeinsames Kochen im neuen Treffpunkt<br />
gehört auch zum Wochenangebot.<br />
„Wir sind stolz und glücklich, endlich den Sprung auf die<br />
Sonneninsel gemacht zu haben und mit unseren Angeboten<br />
direkt bei den Menschen präsent sein zu können“, feierte<br />
Geschäftsführer Dirk Wäcken den jüngsten Einrichtungszuwachs.<br />
Es sei höchste Zeit gewesen, nach Bad Schwartau,<br />
Eutin, Neustadt, Oldenburg und Heiligenhafen einen weiteren<br />
Standort auch jenseits der Fehmarnsund-<strong>Brücke</strong> zu schaffen.<br />
„Wir sind immer schon zu den Menschen nach Fehmarn<br />
gefahren oder haben sie abgeholt – aber nun auch ohne Fahraufwand<br />
im Alltag oder im Notfall vor Ort zu sein ist bedarfsgerecht<br />
und einfach viel, viel besser.“<br />
<strong>Die</strong> neue Anlaufstelle ist direkt in der beliebten Flaniermeile<br />
Breite Straße zu finden, Hausnummer 15. Im 1. Stock<br />
bilden Büro und Treffpunkträume ein gemütliches <strong>Brücke</strong>-<br />
Domizil. Eine zusätzliche Mitarbeiterin verstärkt das Team<br />
der <strong>Brücke</strong> in <strong>Ostholstein</strong> für den Einsatz auf der Insel: <strong>Die</strong><br />
Sozialpädagogin Katja Schindler ist nun für die Betreuung<br />
der Menschen da, die mit einer seelischen Erkrankung leben<br />
und dafür Sozialpsychiatrische Ambulante Hilfen (SAH) in<br />
Anspruch nehmen. Je nach Art der Erkrankung sind das eine<br />
oder mehrere Stunden in der Woche, in denen Katja Schindler<br />
die Klienten bei der Bewältigung ihres Alltags und bei ihren<br />
beruflichen und sozialen Herausforderungen unterstützt.<br />
Das ist nicht alles: In den <strong>Brücke</strong>-Räumen finden zusätzlich<br />
regelmäßig Gemeinschaftsveranstaltungen für die Be treuten<br />
Katja Schindler und Andrea Wysocki<br />
statt. Dank einer kleinen Küche ist das wöchentliche gemeinsame<br />
Kochen bereits ein Renner. Außerdem gestaltet <strong>Brücke</strong>-<br />
Mitarbeiterin Andrea Wysocki Ausflüge in die nähere und<br />
weitere Umgebung. „Wir orientieren uns an den Wünschen<br />
der Betreuten, sie bringen ihre Ideen ein, zum Beispiel für<br />
Kochrezepte oder Fahrtenziele. So sind in kurzer Zeit erste<br />
Hemmschwellen gefallen - und die Treffen können der<br />
manchmal krankheitsbedingt entstandenen Isolation entgegenwirken.“<br />
Besonders wichtig: Das neue Büro ist nun auch Beratungsstelle<br />
für alle Ratsuchenden in Krisensituationen welcher Art<br />
auch immer. „Das ist ein klassisches <strong>Brücke</strong>-Angebot – wer<br />
in Not ist, soll sich kostenlos und vertraulich an uns wenden<br />
können“, so Katja Schindler. „Je nach Art des Problems vermitteln<br />
wir dann entweder an andere Hilfeanbieter weiter<br />
oder sind als <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> selbst zuständig für die weitere<br />
Begleitung.“ Stets montags zwischen 9 und 11 Uhr ist im<br />
neuen Fehmarn-Büro jemand für Ratsuchende unter der Rufnummer<br />
04371/8794840 direkt erreichbar, zu anderen Zeiten<br />
nach Terminvereinbarung.<br />
Kathrin Meike Evers
Immer mittwochs:<br />
Aus der Begegnungsstätte<br />
Begegnungsstätte in Neustadt<br />
Eine psychische Erkrankung verändert das Leben, betrifft Menschen auf ganz verschiedene<br />
Weise und stellt viele Betroffene vor einen Berg von Fragen – und doch<br />
ist das offene Gespräch darüber selten. <strong>Die</strong> <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> bietet traditionell<br />
einmal wöchentlich einen Treffpunkt an für Menschen, die sich mit anderen austauschen<br />
wollen und Anregungen für ihre Lebensgestaltung suchen. <strong>Die</strong> Begegnungsstätte<br />
in der Neustädter Bahnhofstraße 4 ist stets mittwochs von 14 bis 16<br />
Uhr für alle Interessierten offen.<br />
„Oft können sich die Besucher<br />
später mit weiteren Angeboten<br />
viel Hilfe organisieren,<br />
von der sie vorher gar nichts<br />
wussten, und ihre<br />
Lebensqualität<br />
wirklich verbessern.“<br />
Ein großes Team aus Mitarbeitenden und Laienhelferinnen steht hinter der Begegnungsstätte der<br />
<strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> in Neustadt. Von links: Barbara Urbschat, Randi Wirth, Insa Reise, Britta Michelsen,<br />
Ute Valendieck, Katrin Rissmann, Renate Forstreuter, Inga Rönnau, Robert Villwock und Christine Uhlig.<br />
Typisch <strong>Brücke</strong>: Seit die gemeinnützige<br />
Organisation für Menschen mit<br />
seelischen Erkrankungen vor über 20<br />
Jahren in <strong>Ostholstein</strong> die Arbeit aufnahm,<br />
gibt es auch die kostenlosen Begegnungsstätten.<br />
„Neue Leute kennenlernen,<br />
fachlichen Rat bekommen oder<br />
einfach eine nette Zeit verbringen – wer<br />
den Wunsch hat, sich der<br />
Gruppe an zuschließen,<br />
kann das tun, ohne Bürokratie,<br />
ohne Anträge,<br />
einfach vorbeischauen“,<br />
erklärt Regionalleiter Gerd<br />
Holländer das Grundprinzip<br />
des Ur-Angebotes der<br />
<strong>Brücke</strong>. „Es haben schon<br />
viele Menschen auf diese<br />
Weise neue Kontakte und<br />
auch die für sie richtigen Hilfen gefunden.<br />
Herauszukommen aus den vier<br />
Wänden, nicht allein sein mit seinen<br />
Sorgen – ein guter Anfang.“<br />
In den Räumen der Neustädter<br />
Tagesstätte gestaltet <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiter<br />
Robert Villwock zusammen mit<br />
ehrenamtlichen Helfern das Angebot<br />
der Begegnungsstätte. Er setzt dabei<br />
nicht auf starres Programm, sondern<br />
auf die Stimmung des Tages. Mal<br />
stehen Gespräche im Mittelpunkt, mal<br />
sind es Gesellschaftsspiele, Malen oder<br />
Basteln. „Auch mit einer Erkrankung<br />
gehört man noch dazu und stehen<br />
einem Wege offen. Es klingt vielleicht<br />
simpel, aber ein gemeinsamer Nachmittag<br />
mit netten Leuten kann diese<br />
Zuversicht stärken.“<br />
Wie viele Menschen sich auf diese<br />
Weise schon Hilfe holten, ist nicht<br />
gezählt. Robert Villwock: „Für uns ist<br />
nur entscheidend, dass sie es tun. Sie<br />
hören von der Begegnungsstätte und<br />
fassen sich irgendwann ein Herz, das<br />
ist das, was zählt. Oft können sich die<br />
Besucher später mit weiteren Angeboten<br />
viel Hilfe organisieren, von der<br />
sie vorher gar nichts wussten, und ihre<br />
Lebensqualität wirklich verbessern.<br />
All das steckt in diesem Reinschauen.“<br />
Kathrin Meike Evers<br />
33
34<br />
Persönliche Erfahrungen<br />
Vom Angsthasen<br />
zum Kampf?!–Schwimmer<br />
August 2006 zog ich mit meinem Sohn nach Heiligenhafen. Ans Meer wollten wir.<br />
Da Wasser ein wunderbares Element für mich ist, hoffe ich auf eine psychische<br />
Verbesserung. Ob Dusche oder Badewanne, ich kann Stunden damit verbringen.<br />
<strong>Die</strong>s hat psychologische Gründe, erklärte man mir. Als wollte man den ganzen<br />
Schmutz abwaschen, die ganzen Erlebnisse einfach wegspülen. Für ein paar Stunden<br />
einfach vergessen, was geschehen ist.<br />
Meine Seele wurde schon in der<br />
Kindheit, durch meinen brutalen und<br />
alkoholsüchtigen Vater, zerrissen. Ich<br />
ging durch alle Höhen und Tiefen des<br />
Lebens und habe mich bis heute nicht<br />
richtig davon erholt. Mit Mitte Vierzig<br />
ging ich endlich zur <strong>Brücke</strong>. Ich war,<br />
durch die Scheidung von meiner Frau,<br />
völlig am Ende. Schließlich hatten wir<br />
einen gemeinsamen Sohn, der bei mir<br />
bleiben wollte. Neue Aufgaben kamen<br />
auf mich zu.<br />
Ich war 48, als wir nach Heiligenhafen<br />
zogen. Dort bekam ich meinen Psychiater,<br />
einen Mann, dem ich sehr viel<br />
zu verdanken habe. Ich hatte bis dahin<br />
noch keine Tabletten genommen. Vom<br />
Arzt bekam ich auch keine, sondern<br />
Gesprächstherapien. „Und wie wäre es<br />
mit Schwimmen in der Ostsee?“ meinte<br />
der Psychiater. Da stand ich nun an der<br />
riesigen Badewanne und traute mich<br />
nicht hinein. Bis zu den Knien, wenn das<br />
Wasser ruhig war bis zum Bauch, mehr<br />
war nicht drin. Ich konnte schwimmen,<br />
ging ja auch in Hallenbäder. Das Meer<br />
war jedoch etwas ganz anderes. In der<br />
See ist der Boden uneben, schwammig,<br />
oft bewachsen und steinig, das Wasser<br />
ist unruhig. Mir wurde klar, dass ich<br />
Hilfe brauchte. Jedenfalls schaffte ich es<br />
noch in diesem Jahr und konnte in dem<br />
darauf folgenden voll durchstarten.<br />
Es wurde für mich zu einer Selbstverständlichkeit,<br />
jeden Tag zum Strand<br />
zu gehen. Ich startete, wie ich im vorigen<br />
Jahr aufgehört hatte, bei 15°C. Eine<br />
Stunde Fußmarsch und noch schwimmen,<br />
ich war kaputt, aber auch zufrieden<br />
und glücklich. Mein Psychiater ging<br />
noch einen Schritt weiter, er wollte von<br />
mir, dass ich auf Leistung schwimme<br />
und nicht nur im Wasser umherdaddelte.<br />
Er erklärte mir die Sache mit den<br />
Endorphinen, den sogenannten Glückshormonen.<br />
So ist bekannt, dass eine<br />
sportliche Tätigkeit für Stressabbau,<br />
Angstlösung, Stimmungsaufhellung und<br />
verminderte Schmerzwahrnehmung<br />
steht. <strong>Die</strong>s gilt besonders für Menschen,<br />
die unter dem „Winterblues“ leiden.<br />
Selbst bei schweren Depressionen hat<br />
sich Sport bewährt. So kann ein Mensch<br />
mit Handicap schon mit einem täglichen<br />
einstündigen Spaziergang Erfolge<br />
erzielen.<br />
Für mich gab es jetzt viel zu tun.<br />
Um richtig zu schwimmen, brauchte<br />
man eine Strecke, nennen wir es eine<br />
Bahn. Geschätzte 150 Meter lang war<br />
sie. So schwamm ich gegen Wind und<br />
Wellen und war am Ende der Saison<br />
zufrieden, auf 10 Bahnen gekommen zu<br />
sein. Außerdem beendete ich das Jahr<br />
2007 bei 12°C. Leistungsmäßig steigerte<br />
ich mich ständig und die Temperaturen<br />
änderten sich auch. Ich wurde unempfindlicher<br />
und auch weniger krankheitsanfällig.<br />
Mit einem Starrsinn verfolgte<br />
ich meine Tätigkeit. So merkte ich nicht<br />
einmal, dass das Ganze zum Kampf ausartete.<br />
Körperlich ging es mir gut, ich<br />
fühlte mich fit und verlangte immer<br />
mehr von mir. Mein Seelenleben war<br />
auch zufrieden. Ich ging jeden Tag an<br />
meine Leistungsgrenze. Schwimmen<br />
gehen konnte ich allerdings nur während<br />
der Schulzeit, da ich mir fest vorgenommen<br />
hatte, für meinen Sohn da zu<br />
sein. Ich brauchte ein neues Programm<br />
für die Winterzeit, die Zeit, in der das<br />
Wasser zu kalt war. Das Spazierenge-<br />
hen im Winter am Strand war auch sehr<br />
reizvoll. Um den Kick zu erhöhen, ging<br />
ich später barfuss durch das Wasser.<br />
2009 wurde dann mein Jahr. Angebadet<br />
hatte ich bei 5°C. Schwimmen<br />
ging ich Ende März. Mein Ehrgeiz war<br />
unheimlich hoch. So schaffte ich es<br />
schließlich bei 10°C zwanzig Minuten<br />
im Wasser zu bleiben und richtig zu<br />
schwimmen. Wenn ich aus dem Wasser<br />
heraus stieg, war es ein tolles Gefühl. In<br />
diesem Jahr schaffte ich zwanzig Bahnen,<br />
das sind geschätzte drei Kilometer.<br />
Das Jahr endete richtig toll und ich bin<br />
mehr als zufrieden. Bei 8°C Wassertemperatur,<br />
einem strahlend blauen Himmel<br />
mit Sonnenschein und 13 Minuten<br />
Wasservergnügen, erlebte ich die letzten<br />
Züge der Saison.<br />
Mir geht es, seitdem ich diesen<br />
Sport ausübe, besser. Viel besser! Mein<br />
Leben hat endlich wieder einen Sinn<br />
bekommen. In diesem Winter konnte<br />
ich oft barfuß durch den Schnee laufen,<br />
eine Strecke von 20 Minuten am Strand<br />
entlang.<br />
Ich hoffe, dass viele Leser durch<br />
diesen Artikel berührt werden und sich<br />
vielleicht auch dazu aufraffen, sportliche<br />
Aktivitäten zu betreiben. Ich würde mich<br />
auch sehr freuen, wenn jemand über<br />
die <strong>Brücke</strong> Kontakt zu mir aufnimmt,<br />
und ich demjenigen meine Erfahrungen<br />
persönlich mitteilen könnte. Glaubt mir,<br />
es würde jedem gut tun und es muss ja<br />
kein Leistungssport sein!!<br />
W.<br />
Wer macht mit?<br />
Wer auch aktiv werden und mitschwimmen<br />
möchte, kann über die<br />
<strong>Brücke</strong> in Heiligenhafen Kontakt zum<br />
Autoren aufnehmen. Ansprechpartner<br />
ist <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiter Gisbert<br />
Lantzke im Büro Thulboden 68, Telefon<br />
04362/503900.
Ein <strong>Brücke</strong>-Stand<br />
auf dem Schwartauer Stadtfest<br />
Hand aufs Herz, würden Sie sich auf<br />
einem Stadtfest, wo es darum geht,<br />
eine Currywurst oder ähnliches zu<br />
essen, das ein oder andere Bier zu trinken<br />
und einfach mal Spaß zu haben,<br />
für die Angebote einer Einrichtung für<br />
Menschen mit psychischen Schwierigkeiten<br />
interessieren? Vielleicht dann,<br />
wenn Sie vorher 100 Lose gekauft (und<br />
der Losverkäufer sagte noch „jedes 2.<br />
Los gewinnt!“) und nur Nieten gezogen<br />
haben oder wenn Sie beim Dosenwerfen<br />
nur daneben geworfen haben und<br />
Ihre Begleitung Sie einen unverbesserlichen<br />
Tölpel nennt und Sie daraufhin<br />
Zweifel an der Sinnhaftigkeit Ihres<br />
Daseins bekommen und Ihre Befindlichkeit<br />
daraufhin massiv auf Talfahrt<br />
geht, vielleicht wären dann einige<br />
aufbauende Worte von Menschen, die<br />
sich mit solchen Zuständen von Berufs<br />
wegen auskennen, hilfreich.<br />
Somit kann man den Entschluss der<br />
MitarbeiterInnen der <strong>Brücke</strong> OH in Bad<br />
Schwartau, sich an dem Stadtfest mit<br />
einem Infostand zu beteiligen, durchaus<br />
als verwegen bezeichnen. Am Freitag,<br />
dem 11. Juni, war es dann soweit.<br />
Der Himmel über Bad Schwartau ließ<br />
nichts Gutes erwarten. Pechschwarze<br />
Wolken kündeten einen Wolkenbruch<br />
an, der sich gewaschen hatte. Binnen<br />
Minuten verwandelte sich die Geibelstraße,<br />
wo sich die Kollegen zum Aufbau<br />
des Standes verabredet hatten, in<br />
einen Canale Grande. Autos, sofern sie<br />
denn noch fuhren und die Wassermassen<br />
der Autoelektrik nicht den Garaus<br />
gemacht hatten, verwandelten sich in<br />
Amphibienfahrzeuge, deren Bugwellen<br />
imposant in die Vorgärten der anliegenden<br />
Häuser schwappten. Irgendwann<br />
klarte der Himmel dann doch noch auf<br />
und mit einiger Verspätung konnte der<br />
Stand aufgebaut werden.<br />
<strong>Die</strong> Reaktionen der Passanten auf<br />
unseren Stand waren recht unterschiedlich.<br />
Einige Menschen waren irritiert bis<br />
verärgert, dass sie durch den Stand auf<br />
ihrem üblichen Weg<br />
zum Einkauf behindert<br />
wurden. <strong>Die</strong>jenigen,<br />
die sich dann doch für<br />
unseren Stand interessierten,<br />
waren unter<br />
anderem ältere Damen<br />
mit und ohne Hund, die<br />
eine (ohne Hund) war<br />
nach dem Tode ihres<br />
Ehemannes nach Bad<br />
Schwartau gezogen, da<br />
ihre Tochter in Lübeck<br />
wohnt, habe sich hier<br />
jedoch noch nicht so<br />
wirklich eingelebt. Wir<br />
haben sie zu unserem<br />
Treffpunkt eingeladen,<br />
vielleicht sieht man sich dort wieder. <strong>Die</strong><br />
andere Dame (mit Hund) berichtete von<br />
ihrem Ehemann, der über Jahre schwere<br />
Depressionen gehabt habe und wie wichtig<br />
es für sie gewesen sei, sich Freiräume<br />
zu schaffen, um selbst gesund zu bleiben.<br />
Ein älterer Herr interessierte sich<br />
für unsere offenen Angebote, da seine<br />
phasenweise depressive Ehefrau sich<br />
<strong>Brücke</strong> Intern<br />
häufig zurückziehe und wenig Außenkontakte<br />
habe. Einige Kinder fanden<br />
Gefallen an unseren Gummibärchen.<br />
Insgesamt war unsere Aktion nicht<br />
sehr erfolgreich. Zum einen ist wahrscheinlich<br />
ein Stadtfest als Rahmen für<br />
einen Infostand nicht unbedingt geeignet.<br />
Zum anderen wäre es auch hilfreich<br />
gewesen, neben Infobroschüren,<br />
„<strong>Brücke</strong>nbogen“ und Flyern auch anderes<br />
anzubieten wie Secondhand-Bücher<br />
aus dem Bücherwurm oder auch Kaffee<br />
und Kuchen, um in einer ungezwungeneren<br />
Atmosphäre interessierte Menschen<br />
ansprechen zu können.<br />
Wollen Sie wissen, wie das Wetter<br />
war, als der Stand abgebaut wurde? Es<br />
regnete in Strömen.<br />
Bernhard Rosemeier<br />
35
36<br />
<strong>Brücke</strong> intern<br />
Sommerfest ganz<br />
Der Garten<br />
der Heiligenhafener<br />
Wohngruppe im Sundweg<br />
wurde beim Sommerfest<br />
der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> zur<br />
Festmeile für Betreute<br />
und Mitarbeiter<br />
Einmal im Jahr machen sich die Betreuten und Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> auf zum Teil<br />
ganz schön weite Wege durch ganz <strong>Ostholstein</strong> – für ein<br />
großes gemeinsames Sommerfest mit viel Musik, Spiel und<br />
Geklöne. Ganz im Norden, in Heiligenhafen, fand<br />
das Fest diesmal statt, im September, nach<br />
all den Regentagen im schönsten Sonnenschein<br />
und ganz ohne Jacke im Garten<br />
der Wohngruppe im Sundweg.<br />
<strong>Die</strong> verschiedenen Einrichtungen<br />
der <strong>Brücke</strong>, die in <strong>Ostholstein</strong> seit<br />
über 20 Jahren gemeinnützige Trägerin<br />
von Angeboten für Menschen<br />
mit seelischen Erkrankungen ist,<br />
liegen zwischen Burg auf Fehmarn<br />
und Bad Schwartau im normalen<br />
Alltag ganz schön weit auseinander.<br />
„Für viele Betreute und auch
<strong>Brücke</strong> intern<br />
oben im Norden<br />
für uns Kollegen ist dieses Fest also eine wichtige Gelegenheit,<br />
einander mal wieder zu sehen und zu hören, was sich<br />
so getan hat bei den anderen“, berichtet Astrid Soblik aus der<br />
Eutiner Tagesstätte. <strong>Die</strong> Zahl der Teilnehmer ist entsprechend<br />
groß: Über 160 Leute kamen dieses Mal nach Heiligenhafen.<br />
Das Nord-Team der <strong>Brücke</strong> überraschte die Gäste mit<br />
musikalischen Einlagen. Live-Musik von der irischen Sängerin<br />
Eugenia Mc Cabe begeisterte die Zuhörer, und ein Quiz zum<br />
Thema „Deutsche Kult-Songs“ forderte die Musikkenner mit<br />
Titeln aus 40 Jahren Musikgeschichte heraus. Den Pokal holte<br />
die Eutiner FrauenWeGe vor der Wohngruppe Eutin und der<br />
Tagesstätte Neustadt.<br />
Am Abend wollte gar keiner so recht wieder gehen: „<strong>Die</strong><br />
Sommerfeste der <strong>Brücke</strong> sind traditionell einfach schön, und<br />
auch bei uns haben sich die Rückfahrten der Gäste deutlich<br />
hinausgezogen – das freut uns als Gastgeber natürlich“, so<br />
Lutz Hübner von der <strong>Brücke</strong> in Heiligenhafen.<br />
Kathrin Meike Evers<br />
37
38<br />
<strong>Brücke</strong> intern<br />
20 Jahre, hoffnungsvoll<br />
<strong>Die</strong> <strong>Brücke</strong> in <strong>Ostholstein</strong><br />
ist 20 geworden. Angesichts<br />
des Weges, der<br />
auf dem weiten Feld der Psychiatrie<br />
gelang, ein ziemlich<br />
jugendliches Alter. „Das Kernmerkmal<br />
unserer Anfänge war<br />
eine hoffnungsvollere Herangehensweise,<br />
der Blick auf den<br />
ganzen Menschen und seine<br />
Lebensgeschichte und nicht<br />
bloß auf die Erkrankung“, erinnert<br />
sich <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiter<br />
Gerd Holländer an 1990, als mit<br />
der Einrichtung der Tages- und<br />
Begegnungsstätte in der Eutiner<br />
Bahnhofstraße die Schaffung<br />
von sozialpsychiatrischen<br />
Alternativen zum großen Krankenhaus<br />
auch in <strong>Ostholstein</strong><br />
offiziell begann.<br />
<strong>Die</strong> Überzeugung, dass mitten<br />
in den Gemeinden Lebensbedingungen<br />
von erkrankten<br />
Menschen so verändert werden<br />
können, dass es ihnen<br />
besser und wieder gut geht,<br />
verwirklicht sich in Wohngruppen<br />
und in ambulanten Angeboten,<br />
in den Treffpunkten und<br />
in Arbeitsprojekten. Zusammen<br />
mit den Fortschritten in den<br />
psychotherapeutischen Prozessen<br />
und in der Medizin seien<br />
viele Verbesserungen möglich<br />
gewesen, so Gerd Holländer.<br />
„Natürlich bleiben viele Aufgaben,<br />
die in der Zukunft anzupacken<br />
sind. <strong>Die</strong> Selbstvertretung<br />
der Betroffenen ist da ein wichtiges<br />
Thema.“ Und: Angesichts<br />
der teilweise haarsträubenden<br />
Sparforderungen nicht bescheiden<br />
den Rückschritt anzutreten<br />
sondern stattdessen weiter an<br />
bedarfsgerechten Angeboten<br />
zu arbeiten.<br />
Drei Menschen, deren Leben<br />
seit 20 Jahren eng mit der <strong>Brücke</strong><br />
<strong>Ostholstein</strong> verbunden ist,<br />
erzählen von sich. Wir gratulieren<br />
Birgit Wäcken, Waltraud<br />
Beilfuß-Sander und Bernhard<br />
Rosemeier zur 20-jährigen<br />
Betriebszugehörigkeit.<br />
Der Mensch steht<br />
im Mittelpunkt<br />
Als staatlich geprüfte Betriebswirtin leitet Frau Wäcken<br />
das Verwaltungsteam der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> und ist unter<br />
anderem für die Gehaltsabrechnung zuständig. Zur <strong>Brücke</strong><br />
ist Frau Wäcken als ehrenamtliche Helferin im Treffpunkt<br />
für psychisch kranke Menschen in Ratekau gekommen. Als<br />
dann die <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> gGmbH gegründet wurde, ist<br />
sie gefragt worden, ob sie interessiert sei, in Teilzeit in der<br />
Verwaltung zu arbeiten. Zunächst bestand die Verwaltung<br />
nur aus ihrer Stelle, heute arbeiten dort sechs Mitarbeiterinnen.<br />
Ans Herz gewachsen: Birgit Wäcken (links im Bild) mit BesucherInnen im<br />
Ratekauer Treffpunkt..<br />
Seit Beginn ihrer Arbeit bei der <strong>Brücke</strong> betreut sie bis<br />
heute einmal monatlich den Treffpunkt in Ratekau und in Bad<br />
Schwartau. An ihrer Arbeit gefällt ihr besonders der Kontakt<br />
zu den vielen unterschiedlichen Leuten und dass in der Arbeit<br />
der <strong>Brücke</strong> der Mensch im Mittelpunkt steht.<br />
Besonders gern erinnert sich<br />
Frau Wäcken an die vielen schönen<br />
Sommerfeste und natürlich<br />
an die Feier zum 20-jährigen<br />
Bestehen der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>. Für die Zukunft wünscht sie<br />
sich, dass es mit der <strong>Brücke</strong> weiter vorangeht, keine Gelder<br />
gestrichen werden und noch mehr Menschen mit psychischen<br />
Erkrankungen geholfen werden kann.<br />
Frau Wäcken kann sich gut vorstellen, bis zu ihrer Rente<br />
bei der <strong>Brücke</strong> weiter zu arbeiten. Auch danach möchte sie<br />
noch weiter die Treffpunkte in Ratekau und in Bad Schwartau<br />
betreuen. Sie sind ihr nach dieser langen Zeit sehr ans Herz<br />
gewachsen.<br />
Wir hoffen, dass Frau Wäcken weiterhin so viel Spaß und<br />
Freude an ihrer Arbeit hat und sie uns noch lange erhalten<br />
bleibt.<br />
Meike Kühne<br />
Birgit Wäcken
Immer neue Sichtweisen<br />
Waltraud Beilfuß-Sander gehörte zum Kreis engagierter BürgerInnen,<br />
die vor fast einem Vierteljahrhundert in Neustadt<br />
den Mittwochs-Treff für Menschen mit seelischen Erkrankungen<br />
betreuten und damit die Geschichte der sozialpsychiatrischen<br />
Hilfen in <strong>Ostholstein</strong> von Beginn an mitgestalteten.<br />
Heute gehört sie zum MitarbeiterInnen-Team<br />
des Wohnhauses in Oldenburg. 20 Jahre <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong><br />
haben ihr berufliches Leben maßgeblich bestimmt – und sie<br />
ist froh darüber.<br />
Das lag ihr am Herzen, schon damals, dass es endlich außerhalb<br />
der großen Krankenhäuser Angebote geben müsste für<br />
die Menschen, damit sie ihren Alltag bewältigen können und<br />
sich nicht ausgeliefert und verloren fühlen. Woche für Woche<br />
betreute sie<br />
die Gruppe,<br />
gehörte 1988<br />
zu den Gründungsmitgliedern<br />
des Vereines und stieg schließlich 1990<br />
nach einer entsprechenden beruflichen Qualifikation hauptamtlich<br />
ein, als die <strong>Brücke</strong> in Neustadt die Tagesstätte eröffnete.<br />
„Das war spannende Aufbauarbeit und hat mir viel<br />
Spaß gemacht.“<br />
Waltraud Beilfuß-Sander<br />
2010, in diesem Jahr würde es passieren, nicht irgendwann,<br />
sondern am 1.6.2010. 20 Jahre <strong>Brücke</strong> OH, das bedeutet für<br />
mich von 1990 bis 2004 Tagesstätte und Wohngruppe in<br />
Neustadt, in den ersten Jahren dort Pionierarbeit in einem<br />
sozialpsychiatrischen Niemandsland, dann ab 2004 ambulante<br />
Betreuung in Bad Schwartau. Ich hatte nicht vor, aus<br />
dem Jubiläum eine große Sache zu machen, obwohl, wenn<br />
jemand daran denken würde, wäre auch nicht schlecht.<br />
Einige Wochen vor dem besagten Tag fragte mich meine<br />
Kollegin, was ich mir denn so vorstellen würde zu meinem<br />
Jubiläum. Na ja, vielleicht ein paar Schnittchen vom Catering<br />
Service von Nebenan, danach könnten wir dann ja wie<br />
gewohnt unsere Teamsitzung machen.<br />
So kam ich also nichtsahnend am 1. Juni zur Arbeit. Ich<br />
wurde erstmal von meinen KollegInnen empfangen mit einem<br />
gemeinsamen Ständchen<br />
„Hoch soll er leben“ und „Er<br />
lebe hoch“, letzteres gleich<br />
20 Mal. Dazu gab es (alkoholfreien)<br />
Sekt, einen fetten<br />
Blumenstrauß und Glückwünsche<br />
meiner KollegInnen<br />
und der Geschäftsführung.<br />
Irgendwie schien es mit den<br />
Schnittchen dann doch nicht<br />
geklappt zu haben, angeblich<br />
seien die Mitarbeiter<br />
dort gerade damit beschäftigt,<br />
einen Betriebsrat zu<br />
<strong>Brücke</strong> intern<br />
Nach 15 Jahren dann der Wechsel in das Oldenburger<br />
Wohnhaus, in die einzige vollstationäre Einrichtung der <strong>Brücke</strong><br />
in <strong>Ostholstein</strong>, in der schwer beeinträchtigte Menschen<br />
mit seelischen Erkrankungen wohnen und gefördert werden.<br />
„Das hat mir noch einmal eine neue Sichtweise auf ein vielfältiges<br />
Arbeitsfeld ermöglicht“, erzählt Waltraud Beilfuß-Sander,<br />
„manchmal sind Erfolge in der<br />
Förderung eines Menschen minimal,<br />
es braucht viel Geduld, aber es<br />
ist eine lohnende, gute Arbeit.“<br />
Und so baute die Neustädterin<br />
die Außenwohnungen mit auf,<br />
vollstationäre und dann auch eine<br />
teilstationäre für jene Betreuten,<br />
die schon selbständiger leben wollen<br />
und können. Derzeit arbeitet sie<br />
an einem Projekt, das sich mit psychisch<br />
erkrankten Müttern und Vätern befasst – und die Fürsorge<br />
für die Kinder einbezieht. „<strong>Die</strong> Arbeit hat sich mit den<br />
Jahren verändert, es ist mehr Bürokratie hinzugekommen,<br />
aber es gibt noch so viele spannende Aufgaben. Es ist sehr<br />
schön, daran teilzuhaben.“<br />
Statt Schnittchen auf den Putz gehauen<br />
gründen und hätten keine Zeit Schnittchen zu schmieren, so<br />
dass wir bei bestem Wetter nach Lübeck fuhren, um dort zu<br />
frühstücken.<br />
In Lübeck angekommen wurde ich dann sanft aber<br />
bestimmt auf ein Schiff entführt, das dort liegt, um mit Touristen<br />
nach Travemünde zu fahren, dort gab es dann auch ein<br />
leckeres Frühstück für uns. In Travemünde hatten wir noch<br />
Zeit, einen Spaziergang am Strand zu machen, beendet wurde<br />
der Ausflug schließlich mit einem Eisbecher beim Italiener.<br />
Ist das eigentlich in Ordnung, wenn die Mitarbeiter der<br />
<strong>Brücke</strong> OH dermaßen auf den Putz hauen, wenn ein Kollege<br />
20 Jahre dabei ist, sollten sie sich nicht lieber auf der Jagd<br />
nach Fachleistungsstunden um ihre Betreuten kümmern,<br />
zumal in den nächsten<br />
Jahren etliche KollegInnenen<br />
ihr 20 jähriges<br />
<strong>Die</strong>nstjubiläum haben<br />
werden?<br />
Mich hat die Aktion meiner KollegInnen sehr berührt und<br />
ich habe mich sehr wertgeschätzt gefühlt, zumal die 20 Jahre,<br />
die ich bei der <strong>Brücke</strong> OH gearbeitet habe, nicht immer leicht<br />
waren. In der Arbeit haben wir meist unsere Aufmerksamkeit<br />
auf die Befindlichkeit der Betreuten gerichtet und vergessen<br />
häufig, dass wir nur dann gute Arbeit machen können, wenn<br />
wir auch für unsere eigene Psychohygiene sorgen. Auch und<br />
gerade in Zeiten, wo unsere sozialpsychiatrische Arbeit von<br />
Teilen der Politik und Gesellschaft hauptsächlich als Kostenfaktor<br />
gesehen wird, den es zu begrenzen gilt.<br />
Bernhard Rosemeier<br />
Bernhard Rosemeier<br />
39
40<br />
<strong>Brücke</strong> intern<br />
Der Neue in Bad Schwartau<br />
Henrik Müller ist seit Januar der neue Mann in der teilstationären<br />
Wohngruppe in Bad Schwartau. Der 30-jährige<br />
Diplom-Psychologe, der zur Zeit neben dem Beruf eine<br />
Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten<br />
absolviert, konnte bereits in verschiedenen stationären<br />
Einrichtungen Erfahrungen sammeln, bevor er mehr durch<br />
Zufall zur <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> kam. „Besonders die ganzheitliche<br />
Arbeit in einer Wohngruppe, über die Einzelgespräche<br />
hinaus, schätze ich sehr“, erzählt er.<br />
In seiner Freizeit engagiert sich der gebürtige Lübecker,<br />
wenn er nicht gerade mit seiner Frau am Renovieren ist, in<br />
diversen gemeinnützigen Vereinen. Sei es für die Jugendarbeit<br />
im CVJM Lübeck e.V. oder für die lübsche Geschichte in<br />
der Gesellschaft Weltkulturgut Hansestadt Lübeck (gemeinnützig)<br />
e.V. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn man ihn<br />
auf Mittelaltermärkten in historischer Gewandung oder an<br />
Bord der „Lisa von Lübeck“, dem Nachbau einer Kraweel aus<br />
dem 15. Jahrhundert, antrifft.<br />
Team Bad Schwartau<br />
Mein Weg in den Norden …<br />
Geboren und aufgewachsen bin ich im Dreiländereck<br />
Deutschlands in der Oberlausitz. Nach Beendigung der<br />
Fachoberschule für Sozialwesen zog es mich in den Süden<br />
Deutschlands nach Bayern. Dort habe ich vier Jahre in München<br />
studiert und im schönen Münchner Umland gelebt. <strong>Die</strong><br />
Berge immer vor der Tür und zahlreiche Seen in der Umge-<br />
und zur <strong>Brücke</strong><br />
bung, das hatte seinen Reiz. Nach einem Jahrespraktikum<br />
beim Sozialpsychiatrischen <strong>Die</strong>nst habe ich die letzten<br />
anderthalb Jahre meines Studiums in einer Tagesstätte für<br />
psychisch erkrankte Menschen gearbeitet.<br />
An diese Zeit denke ich auch heute noch gern zurück.<br />
Es war eine sehr familiäre Atmosphäre und ein toller Start<br />
ins Berufsleben. Der Schwerpunkt meiner Arbeit bestand<br />
dort in der Begleitung der Tagesstättenbesucher. Gruppen-<br />
angebote wie Entspannungsgruppe und Walkinggruppe,<br />
Ausflüge und Feste und natürlich die Einzelkontakte zu den<br />
Besuchern gehörten dazu.<br />
2008 begann dann ein neuer Abschnitt meines Lebens an<br />
der Ostsee. Obwohl der Abschied schwer fiel, freute ich mich<br />
auf neue Aufgaben. Im November 2009 fand ich meinen Weg<br />
zur <strong>Brücke</strong>. Dort arbeite ich nun im Team von Bad Schwartau<br />
in der Sozialpsychiatrischen Ambulanten Betreuung. Besonders<br />
schätze ich die flexible Zeiteinteilung und den intensiven<br />
Kontakt zu meinen Betreuten. Menschen auf ihrem Weg<br />
begleiten und sie in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen,<br />
darin sehe ich den Schwerpunkt meiner Arbeit.<br />
Privat bin ich im Norden richtig gelandet. Ich wohne mit<br />
meinem Mann und unserem kleinen Hund in der Nähe von<br />
Grömitz und möchte die Ostseenähe nicht mehr missen.<br />
Ich liebe lange Strandspaziergänge, im Sommer das Baden<br />
im Meer und lange Spieleabende. Dort leben, wo andere<br />
Urlaub machen … das ist der Norden für mich … mein neues<br />
zu Hause!<br />
Jana Tebelmann
<strong>Brücke</strong> intern<br />
Leila Meiners verabschiedet sich<br />
Meinen ersten Kontakt mit der Arbeit<br />
der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> bekam ich<br />
durch die Tagesstätte Eutin durch ein<br />
längeres Praktikum im Rahmen meiner<br />
(späten) Berufsausbildung 1998.<br />
Ich war sehr angetan von der Art der<br />
Arbeit und von der Wertschätzung, die<br />
den Besuchern der Tagesstätte durch<br />
die MitarbeiterInnen entgegengebracht<br />
wurde. So nahm ich sehr gern<br />
nach meinem Abschlussexamen das<br />
Angebot an, eine Hälfte meines Berufspraktikums<br />
im Wohnheim der <strong>Brücke</strong> in<br />
Oldenburg zu absolvieren. Nach dem<br />
Praktikum bin ich dann als Bezugsbetreuerin<br />
geblieben.<br />
Seit dieser Zeit sind elf Jahre vergangen,<br />
und nun nehme ich Abschied. Über<br />
elf Jahre war ich ein Teil des Teams und<br />
einer sehr lebendigen Gemeinschaft<br />
von Bewohnern. Seit Beginn meiner<br />
Arbeit hier betreue ich einige Bewohner,<br />
die mir im Laufe der Jahre sehr vertraut<br />
geworden sind. Sowohl von ihnen<br />
als auch von meinen Arbeitskollegen<br />
habe ich viel lernen können: Üben im<br />
Vertrauen, in gegenseitiger Achtung,<br />
in Akzeptanz bei Verschiedenheit und<br />
unterschiedlicher Meinung, um nur<br />
einige Beispiele zu geben.<br />
Wenn ich an diese Jahre zurückdenke,<br />
fallen mir viele schöne Erlebnisse und Ereignisse,<br />
Feste, Ausflüge und Ferienfahrten ein. Auch an viele Gespräche<br />
mit Bewohnern, Angehörigen und Kollegen erinnere ich<br />
mich. Ich denke an die enorme Entwicklung des Wohnheims<br />
seit Beginn meiner Arbeit. Das Heim ist größer geworden, die<br />
Bewohnerzahl ist gewachsen und die Anzahl der Außenwohnungen<br />
ist ebenfalls größer, und somit sind die Aufgaben für<br />
die Mitarbeiter vielfältiger und komplexer geworden. Dass<br />
es im Wohnheim trotz zunehmender Arbeitsanforderun-<br />
Gern unterwegs: Leila Meiners, hier in den „Herrenhäuser Gärten“ in Hannover.<br />
gen eine Weiterentwicklung gibt, die von den Mitarbeitern<br />
gemeinsam getragen wird, ist nicht zuletzt das Verdienst der<br />
Heimleiterin Ute Weber. Getreu ihrem Grundsatz „leben und<br />
leben lassen“ hat sie viel dazu beigetragen, dass aus den Kollegen<br />
ein wirkliches Team geworden ist.<br />
Und so werde ich das Wohnheim mit seinen Bewohnern<br />
und meinen Kollegen in guter Erinnerung behalten und werde<br />
dem Heim immer verbunden bleiben. Danke an alle!<br />
Leila Meiners<br />
41
42<br />
<strong>Brücke</strong> intern<br />
So habe ich es mir gewünscht<br />
Hallo!<br />
Mein Name ist Gudrun Saremba. Ich bin seit<br />
Anfang Januar 2010 die neue Mitarbeiterin in der<br />
FrauenWeGe im Langen Königsberg in Eutin.<br />
Inzwischen habe ich mich hier gut eingefunden<br />
und – trotz der vielen schweren Themen unserer<br />
Bewohnerinnen – auch viel Spaß in meinem neuen<br />
Arbeitsfeld.<br />
Besonders schön für mich und ein Familienmitglied<br />
– nämlich meinen Hund Wolle – ist es, dass<br />
er mich zweimal wöchentlich zur Arbeit begleiten<br />
darf. Meine Kollegin Juliane hat mir dies trotz<br />
unseres winzigen Büros erlaubt und unsere WG-<br />
Mitglieder freuen sich immer schon sehr auf die<br />
Anwesenheit unseres großen Blonden, den alle<br />
sofort ins Herz geschlossen haben.<br />
Wolle ist als Schäferhund-Kuvacz-Mischling ein<br />
sehr wachsamer Hund, der stets bemüht ist, sein<br />
Rudel gut zu beschützen, wenn Fremde kommen.<br />
Insofern sind wir alle sehr sicher aufgehoben,<br />
wenn er im Haus ist :) Zu mir kann ich erzählen,<br />
dass ich 49 Jahre alt bin und eine echt <strong>Ostholstein</strong>er<br />
Pflanze, die hier bis auf die Studienzeit immer<br />
in Eutin und Umgebung verwurzelt war. Ich wohne<br />
sehr ländlich mit meinem Mann, zwei Katzen,<br />
einem Hund und einer kleinen Schafherde. Als<br />
Sozialpädagogin habe ich über zwanzig Jahre beim<br />
Kreis <strong>Ostholstein</strong> im Bereich Jugendhilfe gearbeitet,<br />
bevor mich 2009 der Wunsch überkam, noch<br />
einmal ein neues Arbeitsfeld zu erobern. Es war<br />
immer mein Wunsch, nah dran zu sein an den<br />
Menschen, die ich betreue. In der Verwaltung<br />
wurde dies immer weniger möglich.<br />
Getreu dem Motto „No Risk No Fun“ habe<br />
ich mich dann kurz entschlossen in das Abenteuer<br />
„<strong>Brücke</strong>“ gestürzt und es nicht eine Sekunde bereut,<br />
seit ich in der FrauenWeGe bin. Denn eines ist die Arbeit<br />
Was druckst Du?<br />
Wir gestalten und drucken z.B.:<br />
- Geschäftsausstattungen<br />
(Visitenkarten, Briefpapier etc.)<br />
- Flyer<br />
- Einladungen<br />
- Poster und vieles, vieles mehr!<br />
Albert-Mahlstedt-Str. 32, 23701 Eutin<br />
druck@bruecke-oh.de<br />
Telefon: 04521 / 790875<br />
Gudrun Saremba mit Wolle<br />
hier sicher nicht: langweilige Routine. Es ist jeden Tag wieder<br />
spannend und fordert mich. So habe ich es mir gewünscht.<br />
Gudrun Saremba<br />
Geschäftsführer<br />
Dirk Reichmann und Michael Schmidt<br />
Weidestraße 51 . 23701 Eutin<br />
Tel. (04521) 7 22 39 . Fax 7 47 60
<strong>Brücke</strong> intern<br />
Menschen persönlich betreuen<br />
- „Was studierst du eigentlich?“<br />
- „Diplom-Pädagogik.“<br />
- „Ach so, du wirst Lehrer...“<br />
<strong>Die</strong>s war eine der häufigsten<br />
Konversationen, die ich während<br />
meines Studiums führen<br />
musste. Manchmal bekam ich<br />
selber Zweifel, was für ein Ziel<br />
ich eigentlich erreichen möchte.<br />
Nach meinem freiwilligen sozialen<br />
Jahr nach dem Abitur im<br />
Integrationskindergarten Kastanienhof<br />
wusste ich, dass ich<br />
gerne Sozialpädagogin werden<br />
möchte und später etwas mit<br />
Kindern machen will. Während<br />
der Zeit meines Studiums an der<br />
Christian-Albrechts-Universität<br />
zu Kiel kam jedoch alles anders.<br />
Im Jahre 2009 bewarb ich mich<br />
um einen Teilzeitarbeitsplatz,<br />
den ich neben der Diplomarbeit<br />
und dem Prüfungssemester<br />
gerne ausüben wollte. Gar nicht<br />
so einfach, stellte sich heraus.<br />
Kaum einer wollte eine unausgebildete<br />
Arbeitskraft für den<br />
geringen Stundensatz. Dennoch<br />
bekam ich im AMEOS Klinikum in<br />
Heiligenhafen die Chance, mein<br />
Können zu beweisen. Nachdem<br />
ich mein Studium beendet hatte, las ich von der Stellenausschreibung<br />
der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> und bewarb mich. Nun bin<br />
ich sehr froh, dass ich in diesem netten Team der ambulanten<br />
Betreuung in Heiligenhafen gelandet bin. Es bereitet mir sehr<br />
viel Freude, die Menschen persönlich zu betreuen und ich<br />
hoffe, dass ich noch eine spannende Zeit vor mir habe.<br />
<strong>Ostholstein</strong>er <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft mbH<br />
OHDG – ein gemeinnütziges<br />
Integrationsunternehmen<br />
Fühlt sich wohl in <strong>Ostholstein</strong>s Norden: Christina-Catharina Wulf<br />
Meine freie Zeit genieße ich gemeinsam mit meinem<br />
Islandpferd, das mich zur Entspannung durch das schöne<br />
<strong>Ostholstein</strong>er Gelände trägt. Oder ich lasse mich zu langen<br />
Spaziergängen mit Hund am Strand hinreißen.<br />
Machen Sie sich<br />
das Leben leichter<br />
Garten- und Landschaftsbau<br />
Gebäudereinigung<br />
Hausmeister-Service<br />
Lichtblick Filmtheater Oldenburg<br />
Stadtcafé Oldenburg<br />
Christina-Catharina Wulf<br />
Betriebsstätte: Sierksdorfer Str. 12 Telefon 0 45 61 - 52 53 89 - 0 E-Mail info @ ohdg.de<br />
23730 Neustadt Telefax 0 45 61 - 52 53 89 - 9 www.ohdg.de<br />
43
44<br />
Kunst & Kultur<br />
Fotogruppe<br />
<strong>Die</strong> Fotogruppe der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>, vor vielen Jahren<br />
aus dem Arbeitskreis Kunst und Kultur heraus entstanden,<br />
hat sich von einem Freizeit-Treffpunkt für<br />
kreative Köpfe zu einem Projekt entwickelt, in dem<br />
auch an ganz konkreten Bildaufträgen gearbeitet<br />
wird. Im Mittelpunkt stehen aber wie immer der<br />
Freiraum für Ideen, die Muße fürs Spiel mit der<br />
Wahrnehmung und die Begegnung.<br />
Direkt angegliedert an das Eutiner Beschäftigungsprojekt<br />
„Druckwerk“, bietet die Gruppe<br />
wöchentlich Zeit für die Beschäftigung mit<br />
Fotografie und Grafik und mit der digitalen<br />
Bildbearbeitung. <strong>Die</strong> alltäglichen Aufträge im<br />
„Druckwerk“ – Erstellung von Broschüren,<br />
Magazinen, Plakaten und Flyern – bringen oft<br />
auch eine Nachfrage nach passenden grafischen<br />
Elementen und Bildern mit sich. Ein neues Mitarbeiterporträt?<br />
Stimmungsbilder in der Natur oder<br />
in Einrichtungen, Produktfotografie, Fotos von Veranstaltungen<br />
– die Fotogruppe wird gefragt.<br />
Größtes Projekt der jüngeren Zeit waren die Fotoarbeiten<br />
für die Erstellung des Jahrbuches der Eutiner<br />
Wilhelm-Wisser-Schule. „Das war eine sehr intensive<br />
Arbeit mit teilweise sehr aufwändigen Bildern von über<br />
2 3
Kunst & Kultur<br />
– Begegnung mit Menschen und Motiven<br />
200 Schülern und Lehrern,<br />
eine Riesensache für uns alle“,<br />
blickt <strong>Brücke</strong> Mitarbeiter Norbert<br />
Wilm auf eine spannende<br />
Arbeit zurück.<br />
<strong>Die</strong> ruhige Beschäftigung mit<br />
einer kreativen Aufgabe bleibt<br />
natürlich wichtiger Bestandteil<br />
der Treffen. Auf der „Jagd nach<br />
dem goldenen Klick“ mit der<br />
Fotokamera sind die derzeit sieben<br />
Mitglieder stets auf Motivsuche,<br />
und meist gibt es ein<br />
aktuelles Thema, dessen Ergebnisse<br />
dann wiederum Inhalt der<br />
nächsten Ausstellung werden<br />
könnten. <strong>Die</strong> Mitglieder, unter<br />
anderem Beschäftigte aus dem<br />
„Druckwerk“, sind übrigens<br />
keine Profi-Fotografen – sondern<br />
einfach Leute, die Lust<br />
auf neue Eindrücke und kreativ<br />
erlebte Zeit haben.<br />
Kathrin Meike Evers<br />
4 5<br />
6 7<br />
1. „Kirchenfenster - Eutin“ Kathrin Meyer, Erstellung des Objektives im Photoshop - Gerolf Glöckner 2. Ausstellung „Bunt ist Gesund“ Christoffer<br />
Kurbatsch, Bildbearbeitung im Photoshop - Alexander Schadeck 3. Ausstellung „Bunt ist Gesund“ Rainer Heubaum 4. & 5. „Jahrbuch Wilhelm-<br />
Wisser-Schule 2010“ Cem Çuhaci & Merle Knacke - Norbert Wilm, Stefan Mertz 6. „Mein neuer Weg“ 7. „Pronstorf Hügelgrab“ - Norbert Wilm<br />
45
46<br />
Verschiedenes<br />
Beratung<br />
Notfallmanagement<br />
Erste Hilfe Schulungen<br />
Notfallimpulse®<br />
Plöner Str. 13, 23701 Eutin<br />
Tel.: 0 45 21 - 77 88 36<br />
Mobil: 01 72 - 3 97 74 10<br />
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Beratung • Assistenz • Betreuung • Förderung • Rehabilitation<br />
<strong>Ostholstein</strong>er<br />
Behindertenhilfe<br />
Siemensstraße 17<br />
23701 Eutin<br />
fon 04521 7993-0<br />
mail info@ohbh.de<br />
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<strong>Ostholstein</strong>er<br />
Behindertenhilfe<br />
Und nun viel Spaß<br />
bei unserer<br />
Werkstätten in Eutin,<br />
Oldenburg und Heiligenhafen<br />
Wohnstätten in Eutin und Oldenburg<br />
Ambulante betreutes Wohnen<br />
Pflegeheim „Hausgemeinschaften<br />
Am Priwall“ in Eutin<br />
Integrationsbetrieb OHDG<br />
Glas- und Gebäudereinigung<br />
Garten- und Landschaftsbau<br />
Hausmeisterservice<br />
Lichtblick Filmtheater Oldenburg<br />
Stadtcafé Oldenburg<br />
Scandy-Geschenkeladen in Eutin<br />
RÄTSELECKE<br />
A A A A A A A A A A B C C C C D E E E E E E E<br />
E E E E E F G G H I I I I K K L L L M M M M M<br />
N N N N N N N N O O P R R R S S S T T T U U<br />
U V Z<br />
1 K<br />
2 K<br />
3 K<br />
4 K<br />
5 K<br />
6 K<br />
7 K<br />
8 K<br />
9 K<br />
Zur Verfügung stehen folgende Buchstaben:<br />
1. Maniküremittel<br />
2. bezaubernd, hingerissen<br />
3. Industriestadt im Regierungsbezirk Düsseldorf<br />
4. Teil einer Frucht<br />
5. Erstattung<br />
6. Verdienst<br />
7. Teigwaren<br />
8. gramatischer Fall<br />
9. üble Kneipe<br />
Pyramide<br />
1. Kfz. Z. Spaniens<br />
2. spanischer<br />
Artikel<br />
3. Fußballmannschaft<br />
4. Märchenwesen<br />
5. Radkranz<br />
6. Handdreschgerät<br />
7. tierisches<br />
Körperteil<br />
Das Lösungswort<br />
ergibt sich von<br />
unten nach oben<br />
gelesen (9-1)<br />
Gruppenbegriff
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Überraschungspreise für die richtige Lösung<br />
Magische Quadrate<br />
1 2 3 4 5<br />
A<br />
1. Trinkgefäß<br />
2. Pflanze, Sternblume<br />
3. Friss oder...<br />
4. Südslawisches Volk, Einzahl<br />
5. Nachlass empfangen<br />
Ich sitze am Steilufer und beobachte die Schaumkronen,<br />
die der Ostwind über unser Meer treibt.<br />
Da setzt sich ein Sperling auf mein Moped.<br />
Er grinst mich fröhlich lächelnd an.<br />
Es gab Tage, da wäre ich mir sicher gewesen:<br />
Er lacht mich aus.<br />
Oder:<br />
Gleich scheißt er mir auf die Sitzbank!<br />
Dabei ist es doch ganz einfach:<br />
Hat einen guten Witz gehört, der Sperling.<br />
Ein fröhlich grinsender Sperling sitzt lächelnd auf<br />
meinem Moped …<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 2 3 4 5<br />
B<br />
1. Rechenmaschine im<br />
Geschäft<br />
2. Fahrbarer Untersatz,<br />
Mehrzahl<br />
3. Prominente<br />
4. Gattung, Art<br />
5. Stadt im Ruhrgebiet<br />
So einfach, manchmal …<br />
Stefan Friedrich Mertz<br />
Verschiedenes<br />
Den Rätsel-Liebhaberinnen und Liebhabern der Wohngruppe Bad Schwartau verdanken wir die kniffligen Aufgaben auf diesen<br />
Seiten. Andrea Gregorczyk, Kathrin Meyer, Daniel Köpp und M. K. haben zusammen mit <strong>Brücke</strong>-Mitarbeiterin Edith Kuhnt nicht<br />
nur die Rätsel entworfen, sondern auch Preise ausgeschrieben für jene,<br />
die das Lösungswort für das Rätsel auf Seite 46 oben finden. Unter den<br />
richtigen Einsendungen (bis zum 30. April) werden drei Überraschungs-<br />
Preise verlost und die Gewinner Anfang Mai benachrichtigt. Das Lösungswort<br />
bitte schicken an: Wohngruppe Bad Schwartau, Geibelstraße 6,<br />
23611 Bad Schwartau. Viel Glück!<br />
Geben Sie den Ton an!<br />
Wir gestalten und erhalten.<br />
Malereibetrieb Berger GmbH<br />
Max-Planck-Str. 8<br />
23701 Eutin<br />
Tel.: 04521-789570<br />
www.malereibetrieb-berger.de<br />
47
Anschriften und Telefonnummern<br />
Eutin<br />
Sozialpsychiatrische Ambulante Hilfen<br />
Bahnhofstr. 18, 23701 Eutin<br />
Kühn/Lüth 0 45 21 / 70 94 21<br />
Sommer/Wilm 0 45 21 / 70 94 19<br />
Tagesstätte<br />
Albert-Mahlstedt-Str. 32, 23701 Eutin<br />
0 45 21 / 79 86 59<br />
Sozialpsychiatrische Wohngruppen<br />
Lübecker Str. 21, 23701 Eutin<br />
0 45 21 /40 19 42<br />
FrauenWeGe<br />
Langer Königsberg 4, 23701 Eutin<br />
0 45 21 / 76 63 83<br />
Plöner Str. 14, 23701 Eutin<br />
0 45 21 / 84 97 08<br />
Bücherwurm<br />
Albert-Mahlstedt-Str. 39, 23701 Eutin<br />
0 45 21 / 79 08 74<br />
Druckwerk<br />
Albert-Mahlstedt-Str. 39, 23701 Eutin<br />
0 45 21 / 79 08 75<br />
Verwaltung<br />
Bahnhofstr. 18, 23701 Eutin<br />
0 45 21 / 70 94 11<br />
Oldenburg<br />
Wohnheim<br />
Schuhstr. 90/92, 23758 Oldenburg<br />
0 43 61 / 41 82<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Die</strong> <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong> gGmbH<br />
Bahnhofstr. 18<br />
23701 Eutin<br />
Telefon 0 45 21 / 70 94 11<br />
www.bruecke-oh.de<br />
Redaktion:<br />
Kathrin Meike Evers<br />
Druck und Layout:<br />
Druckwerk Eutin<br />
Dirk Fischer, Gerolf Glöckner,<br />
Rainer Heubaum, Christoffer<br />
Kurbatsch, Stefan Mertz,<br />
Kathrin Meyer, Alexander Schadeck,<br />
Patrick Schuckart, Sylvia Wiemann<br />
Anleitung:<br />
Irene von Elling, Dominique Jepsen<br />
Anzeigen:<br />
Axel Freund<br />
Auflage: 1000<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Bad Schwartau<br />
Sozialpsychiatrische Ambulante Hilfen<br />
Hauptstr. 50, 23611 Bad Schwartau<br />
04 51 / 2 90 09 34<br />
Wohngruppen<br />
Geibel Str. 6, 23611 Bad Schwartau<br />
04 51 / 2 03 63 70<br />
Neustadt<br />
Sozialpsychiatrische Ambulante Hilfen<br />
Bahnhofstr. 4, 23730 Neustadt<br />
0 45 61 / 84 36<br />
Tagesklinik<br />
Rettiner Weg 30, 23730 Neustadt<br />
0 45 61 / 10 11<br />
Tagesstätte<br />
Bahnhofstr. 4, 23730 Neustadt<br />
0 45 61 / 44 47<br />
Wohngruppen<br />
Ziegelhof 6, 23730 Neustadt<br />
0 45 61 / 52 60 34<br />
Eutiner Str. 12b, 23730 Neustadt<br />
0 45 61 / 55 88 97<br />
Bücherwurm<br />
Schiffbrücke 3, 23730 Neustadt<br />
0 45 61 / 5 28 16 63<br />
Hof Eichwerder<br />
Eichwerder 1, 23730 Schashagen<br />
0 45 61 / 55 98 56<br />
Heiligenhafen<br />
Sozialpsychiatrische Ambulante Hilfen<br />
Sundweg 2a, 23774 Heiligenhafen<br />
0 43 62 / 50 47 11<br />
Breite Str. 15, 23769 Burg auf Fehmarn<br />
0 43 71 / 8 79 48 40<br />
Sozialpsychiatrische Wohngruppen<br />
Sundweg 2a, 23774 Heiligenhafen<br />
0 43 62 / 50 47 11<br />
Thulboden 68, 23774 Heiligenhafen<br />
0 43 62 / 50 39 00<br />
Bücherwurm<br />
Thulboden 5, 23774 Heiligenhafen<br />
0 43 62 / 50 88 06