Nr. 114 – Juni 2010 Viersen Lebenshilfe - Lebenshilfe Viersen eV
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Recht und Information<br />
Kein Verlust von Rentenansprüchen beim Wechsel aus WfbM zum<br />
allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
Die Werkstatt für behinderte<br />
Menschen - so auch das HPZ<br />
- hat nach dem gesetzlichen<br />
Auftrag aus §136 Abs.1 Satz 3<br />
des SGB IX den Übergang der<br />
Werkstattbeschäftigten auf<br />
den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
zu fördern. Das verlangen die<br />
Kostenträger (LVR und BA)<br />
auch vom HPZ.<br />
Bei der für Mitglieder offenen<br />
Vorstandssitzung wurde<br />
neulich die Sorge von Eltern<br />
geäußert, dass bei einem<br />
solchen Wechsel „Ansprüche<br />
aus der Rentenversicherung<br />
verloren gehen könnten“, so<br />
eine Frage aus dem Publikum.<br />
Das ist nicht der Fall.<br />
Mir liegt nun eine rechtliche<br />
Einschätzung der damals<br />
anwesenden Rechtsanwältin,<br />
Frau Heike Brüning-Tyrell,<br />
Fachanwältin für Sozialrecht,<br />
vom 04.11.09 vor. Sie kommt zu<br />
Problematischer Gebrauch der gesetzlichen Begleiter-Regelung<br />
Vor kurzer Zeit kursierte<br />
die Meldung durch die<br />
Medien, dass in Zügen<br />
der Deutschen Bahn (DB)<br />
Fahrgäste andere blinde<br />
Fahrgäste begleiten dürfen,<br />
also dass nur einer bezahlen<br />
müsse. Klaus Hahn, der<br />
Vorsitzende des Blinden- und<br />
Sehbehinderten-Verbandes<br />
Westfalen und Mitglied des<br />
DBSV-Präsidiums weist<br />
darauf hin, „dass der Tarif<br />
der DB nicht vorsieht, dass<br />
von zwei blinden Reisenden<br />
nur einer den Fahrpreis zu<br />
entrichten hat. Die DB hat<br />
lediglich intern entschieden,<br />
dass bei der Kontrolle<br />
der Fahrausweise (im<br />
Fernverkehr!) nicht zu prüfen<br />
ist, ob die Begleitperson<br />
folgendem Ergebnis: Zitat:<br />
„Beiträge zur Rentenversicherung,<br />
die bereits<br />
aus einer WfbM-Tätigkeit bei<br />
Aufnahme eines üblichen<br />
Arbeitsverhältnisses auf<br />
dem ersten Arbeitsmarkt<br />
angesammelt werden konnten,<br />
verfallen selbstverständlich<br />
nicht. Sollten die Aussagen<br />
der Unterzeichneten in dieser<br />
Weise verstanden worden<br />
sein, so entspricht das nicht<br />
der Rechtslage und den<br />
tatsächlichen Ausführungen.“<br />
Außerdem weist sie darauf<br />
hin, dass die betroffenen<br />
Menschen bei einem solchen<br />
Wechsel insofern Nachteile<br />
in den Voraussetzungen<br />
für ihre (spätere) Rente<br />
erleiden, da sie ein deutlich<br />
niedrigeres Einkommen haben<br />
werden als das, welches die<br />
Kostenträger bisher bei der<br />
Zahlung der Beiträge für<br />
bestimmte Anforderungen<br />
erfüllt. Konsequenterweise<br />
wird nicht beanstandet,<br />
wenn die Begleitperson<br />
ebenfalls im Besitz eines<br />
Schwerbehinderten-Ausweises<br />
ist, die sie zur Mitnahme<br />
einer Begleitperson<br />
berechtigt.“ Gleiches gilt<br />
selbstverständlich auch<br />
für andere Menschen mit<br />
Behinderungen, deren SB-<br />
Ausweis das Merkzeichen „B“<br />
aufweist.<br />
Nach Ansicht des DBSV-<br />
Präsidiums ist es mit der<br />
gesetzlichen Begleiter-<br />
Regelung kaum vereinbar,<br />
wenn die als Begleitperson<br />
mitfahrende schwerbehinderte<br />
Person den gleichen<br />
Assistenzbedarf hat wie<br />
die Werkstattbeschäftigten<br />
an die Rentenversicherung<br />
(fiktiv) ihrer Berechnung<br />
zugrunde gelegt haben. Diese<br />
Menschen seien nicht mehr<br />
voll erwerbsunfähig, sondern<br />
erwerbsgemindert oder<br />
auch voll erwerbsfähig. Der<br />
Anspruch auf Rente sei nicht<br />
mehr unter den besonderen<br />
Bedingungen in der WfbM zu<br />
erreichen (20 Jahre, fiktive<br />
Beitragshöhe).<br />
Horst Bessel<br />
die begleitete Person.<br />
„Wer von der gesetzlichen<br />
Begleiter-Regelung in dieser<br />
problematischen Weise<br />
Gebrauch macht, trägt<br />
allerdings dazu bei, ihren<br />
Bestand zu gefährden, kritisiert<br />
Hahn.<br />
Klaus Hahn in „Standpunkt“<br />
<strong>Lebenshilfe</strong> <strong>Viersen</strong> aktuell <strong>Nr</strong>. <strong>114</strong>