Betrifft: Betreuung 10
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B. Kommunikation, Umgang<br />
Daher ist es wichtig, ausreichende Informationen zu erlangen und Konzepte dafür zu<br />
entwickeln, wie auch diesen Betreuten die notwendigen Hilfen und Aufmerksamkeit<br />
zukommen können, und wie sie bei der Wahrnehmung ihrer Interessen und ihres<br />
Selbstbestimmungsrechtes – auch gegenüber den Angehörigen – unterstützt werden<br />
können. Die Einbindung von weiteren und insbesondere vorrangigen Hilfen spielt<br />
hierbei eine wichtige Rolle.<br />
II. Inhalte der Diskussion in der Arbeitsgruppe<br />
Im Vordergrund der Arbeitsgruppendiskussion stand die Frage, welche Wege dazu<br />
beitragen können, die Selbstbestimmung und die Aktivierung von vorrangigen Hilfen<br />
im System der psychosozialen Versorgung rechtlich betreuter Migranten zu verbessern.<br />
Folgende weitere Fragestellungen – kombiniert mit Fallbespielen – wurden diskutiert:<br />
• Beachten wir das Selbstbestimmungsrecht?<br />
• Welche Rolle spielt Verständigung in der Arbeit als Betreuer/in?<br />
• Wie können wir uns als Betreuer/in den kulturellen und religiösen Fragen in der<br />
<strong>Betreuung</strong>sarbeit stellen?<br />
• Wie verstehen Migranten Datenschutz und Selbstbestimmungsrecht?<br />
• Wo stehen wir als Betreuer unter Berücksichtigung des Umfeldes der Betreuten?<br />
• Wo beginnt und endet Hilfe – Auftrag und Abgrenzung?<br />
• Lassen sich sozialpädagogische Methoden praktisch umsetzen?<br />
• Welche zusätzlichen bzw. unterstützenden Angebote kann ich installieren?<br />
• Wo machen wir Betreute unselbständig?<br />
• Warum dürfen wir nicht auf Dank warten?<br />
• Warum wird <strong>Betreuung</strong> nicht immer als Hilfe empfunden?<br />
• Wie können Betreuer an Konzepten zur Prävention mitwirken?<br />
• Wie können rechtlich betreute Migranten in die Regelversorgung (Diagnostik und<br />
Therapiemöglichkeiten, Beratungsangebot der Sozialpsychiatrischen Dienste,<br />
Dienste und Einrichtungen der Eingliederungshilfe, niederschwellige Angebote)<br />
integriert werden?<br />
Die Arbeitsgruppe hat sich insbesondere diesen Fragen gewidmet und Konzepte zur<br />
praktischen Bewältigung solcher und ähnlicher Fragen diskutiert.<br />
Fragen aus der Praxis der TeilnehmerInnen fanden eine besondere Würdigung.<br />
Anhand des folgenden authentischen Fallbeispiels möchten wir die Bedeutung und<br />
Probleme der Zugänge zur Versorgung aufzeigen:<br />
Fallbeispiel:<br />
Herr G. war 34 Jahre alt, als für ihn ein rechtlicher Betreuer bestellt wurde.<br />
Er war in Russland geboren und aufgewachsen. Herr G. war nicht verheiratet und hatte<br />
keine Kinder. Im Sommer 2005 emigrierte Herr G. mit seinen Eltern nach Deutschland.<br />
Kurz nach der Einreise war der Vater von Herrn G. verstorben.<br />
Jetzt lebte Herr G. in einem Apartment einer Notunterkunft für Spätaussiedler mit seiner<br />
Mutter. Seit 16 Jahren schon litt Herr G. an paranoider Schizophrenie. Mehrmals war er