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Betrifft: Betreuung 10

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Teil I Der 11. VGT Diskussionsbeiträge und Arbeitsergebnisse<br />

während des Aufenthaltes jedoch deutlich wurde. Hierzu sind verschiedene Kooperationsabläufe<br />

notwendig, die unter Punkt VI. näher erläutert werden. Die ambulante<br />

Hilfe kann ebenfalls bei Kenntnis einer Bedarfslage durch Mitarbeiter/innen der Ämter<br />

(Sozialamt, Gesundheitsamt, Amt für Wohnungswesen) eingesetzt werden.<br />

III. Problemdarstellung und Zielsetzung<br />

Viele der bisher untersuchten Einzelfälle haben über Jahre hinweg keine Änderung<br />

ihrer Lebenssituation herbeiführen können. Ohne Unterstützung ist die Hoffnung auf<br />

ein selbständiges Leben in einer eigenen Wohnung, noch dazu verbunden mit der<br />

Aufnahme einer Beschäftigung, vollkommen aussichtslos. Parallel dazu ist zu beobachten,<br />

dass im Durchschnitt die meisten psychisch kranken Wohnungslosen über<br />

einen Zeitraum von mindestens <strong>10</strong> Jahren im System der Wohnungshilfe verweilen.<br />

Dies hat zur Folge, dass nicht nur kontraproduktive Erfahrungen gemacht werden,<br />

sondern, dass auch die Möglichkeiten des Unterbringungssystems irgendwann<br />

erschöpft sind. Die bisherigen Studien zur Situation der Bewohner des Hotel Plus<br />

haben gezeigt, dass langfristig mit der notwendigen und dem Einzelfall angemessenen<br />

Unterstützung selbst eine Versorgung in einen eigenen Wohnraum ein erreichbares<br />

Ziel für manche ist. Einigen Bewohnern ist es nach langer Zeit des unsteten<br />

Herumziehens gelungen, zur Ruhe zu kommen, um eine Lebensplanung wieder aufzunehmen.<br />

Die Ergebnisse der Untersuchungen bestärken den Eindruck, dass zielgerichtetes<br />

und bedarfsorientiertes Casemanagement für den Personenkreis eine<br />

entscheidende Rolle spielt.<br />

Seit dem Einzug der ersten Bewohner/innen in ein Hotel Plus im August 1997 wurde<br />

in Kooperation mit dem Träger die Fortschreibung der Konzeption intensivst betrieben.<br />

Beispielsweise wurden einige Personengruppen von einer Aufnahme ausgeschlossen,<br />

um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden. In der Praxis erwies sich eine<br />

Mischung aus psychisch Kranken und Personen, die vordergründig eine Drogenabhängigkeit<br />

zeigten und ebenfalls psychisch krank waren, für die Bewohner/innen wie<br />

auch das Personal als untragbar. Die Anzahl der Alkoholkranken wird ebenfalls eingeschränkt,<br />

da schon häufig beobachtet wurde, dass Bewohner andere zum Mittrinken<br />

animierten; eine für alle Betroffenen sehr belastende Situation, die meist zu größeren<br />

Eskalationen und Auszügen führte.<br />

Diese und ähnliche Problemkonstellationen machten es notwendig, neue Überlegungen<br />

anzustellen und die bisherigen Lösungsansätze kritisch zu hinterfragen. Besonders<br />

im Hinblick darauf, dass trotz der sehr individuellen und zurückhaltenden<br />

<strong>Betreuung</strong>sform im Hotel Plus ein nicht unerheblicher Teil der erkrankten Wohnungslosen<br />

mit dieser Hilfe nicht erreicht werden kann. Diesen Menschen konnte bisher<br />

kein anderes Angebot gemacht werden.<br />

Ziel des Casemanagements soll sein, den bisherigen Lebensablauf des beschriebenen<br />

Personenkreises zu ändern, neue Impulse zu setzen und eine Lebensplanung<br />

mit den Betroffenen zu beginnen, um langfristig eine menschenwürdige und angemessene<br />

Zukunftsperspektive entwickeln zu können. Das ambulante Casemanagement<br />

soll zunächst die Lebensumstände klären, erste Maßnahmen einleiten und bestenfalls,<br />

so schnell als möglich, in eine dauerhafte <strong>Betreuung</strong>sform überleiten. Mit<br />

Hilfe dieses individuellen <strong>Betreuung</strong>sangebotes soll die laufend wiederkehrende Stereotypie<br />

von unzulänglicher Unterbringung und stationärer Behandlung durchbrochen<br />

werden. Im Einzelfall kann aber auch die Verhinderung einer Verschlechterung<br />

des physischen und psychischen Zustandes einen Erfolg darstellen. Dabei bedeuten<br />

der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung und die Stabilisierung der Wohnsituation<br />

für viele eine ganz entscheidende Veränderung ihres bisherigen Daseins.<br />

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