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Betrifft: Betreuung 10

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B. Kommunikation, Umgang<br />

Sie als Professionelle wissen, dass es immer wieder Menschen gibt, die durch alle<br />

Maschen der aufgespannten sozialen und psychiatrischen Netze fallen.<br />

Die beiden wichtigen Paragraphen, unter denen sie „eingeordnet“ werden – oder<br />

eben nicht „eingeordnet“ werden können, sind Ihnen sicher vertraut.<br />

Wir alle kennen aber auch das Phänomen der Krankheitsuneinsichtigkeit.<br />

Hierbei stoßen wir eben oft an die Grenzen unserer professionellen Hilfsmöglichkeiten.<br />

Diese Menschen lehnen <strong>Betreuung</strong> und Unterstützung ab, oder sind aus verschiedenen<br />

Gründen nicht in der Lage, Hilfsangebote anzunehmen.<br />

Mitunter liegt die Ursache darin, dass sie Angst vor Bevormundungen haben, mitunter<br />

auch darin, dass es ihnen nicht möglich ist, sich an Regeln zu halten, die Grundbedingungen<br />

für viele andere Wohnformen sind.<br />

Häufig pendeln sie von Einrichtung zu Einrichtung, von Hotel zu Hotel.<br />

Konkret handelt es sich um Menschen,<br />

• die häufig sämtliche psychiatrischen Versorgungssysteme erlebt haben und<br />

denen hier keine adäquate Hilfe angeboten werden konnte,<br />

• die bisher noch nie eine psychiatrische Behandlung erhalten haben, da sie sich<br />

selbst nicht als krank erleben, jedoch massiv auffällig in ihrem jeweiligen sozialem<br />

Umfeld sind,<br />

• die mit chronisch unbehandelten Psychosen sehr isoliert und völlig zurückgezogen<br />

leben,<br />

• die sehr aggressiv sind und mit ihrem massiv gestörtem Sozialverhalten überall<br />

anecken.<br />

Um diese Menschen handelt es sich, die zur Zeit im Hotel Plus leben.<br />

In der Anfangsphase machte der Begriff „verdeckte <strong>Betreuung</strong>“ die Runde.<br />

Ich weiß nicht, was Sie sich darunter vorstellen, aber ich hatte Visionen wie: im<br />

Trenchcoat mit Schlapphut und Sonnenbrille durchs Hotel schleichen – auf der<br />

Suche nach psychiatrisch erkrankten verdächtigen Individuen. Oder sollten wir uns<br />

als Zimmerservice verkleiden (mit Häubchen und Schürzchen) und heimlich Leute<br />

betreuen, die nichts davon merken durften?<br />

Kommen Sie jetzt also mit in ein kleines Hotel in der Nähe des Domes. Es hat, mit einigem<br />

guten Willen betrachtet, einen Hauch wienerischen Charmes mit viel dazugehöriger<br />

Patina (…). Das Hotel verfügt über 11 Einzelzimmer mit einfachster Ausstattung,<br />

jedes Zimmer hat eine eigene Nasszelle mit Toilette. Im Erdgeschoss befinden sich<br />

ein Aufenthaltsraum, der mittlerweile auch genutzt wird, eine kleine Küche und ein<br />

noch kleineres Büro. An dieses Büro haben wir also ein Schild gehängt, uns als Mitarbeiter<br />

des Deutschen Roten Kreuzes zu erkennen gegeben, die Unterstützung und<br />

Beratung anbieten.<br />

Ich werde Ihnen die Grundsätze unserer Arbeit stichwortartig nennen, möchte allerdings<br />

dazu bemerken, dass in den Hotels keine „genmanipulierten Gutmenschen“<br />

arbeiten, sondern normale Menschen, weshalb es nur in Ansätzen gelingt, diese<br />

Grundsätze zu verwirklichen.<br />

1. Gleichwertigkeit der Beziehung<br />

2. „Mit-Sein“, Aufmerksam „Bei-Stehen“<br />

3. institutsübergreifende Beziehungskontinuität

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