Betrifft: Betreuung 10
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A. Persönliches Budget, Wohnformen, Berufliche Integration<br />
Berufliche Integration psychisch kranker Menschen<br />
Prof. Dr. Wolf Crefeld, Jörg Holke, Arnd Schwendy<br />
Der Ausschluss aus dem Arbeitsleben ist nicht nur wegen der materiellen Nachteile<br />
die schlimmste Form der Benachteiligung behinderter Menschen. Er erzeugt zusätzliche<br />
psychische Störungen und Wiedererkrankungen. Arbeit unter angemessenen<br />
Bedingungen stabilisiert und integriert. Rechtliche Betreuer haben eine Schlüsselfunktion<br />
in der Erschließung der Arbeitswelt für ihre Klienten. Auch wenn dieser<br />
Lebensbereich von ihrem Wirkungskreis nicht erfasst wird, sollten sie dem Rehabilitationsauftrag<br />
des <strong>Betreuung</strong>srecht entsprechend aus der Verantwortung für den<br />
behinderten Menschen heraus darauf hinwirken, dass Fragen der beruflichen Bildung,<br />
Rehabilitation und Eingliederung kompetent behandelt werden.<br />
I. Ein Projekt der Bundesregierung<br />
Im ersten Teil dieses Workshops berichtete Jörg Holke über die Ergebnisse eines von<br />
der Bundesregierung geförderten und von der Aktion Psychisch Kranke durchgeführten<br />
Projekts „Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung für psychisch kranke Menschen“.<br />
Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass jedes Beschäftigungsverhältnis – weit über<br />
den Einkommenserwerb hinaus – für Menschen mit psychischen Erkrankungen<br />
einen höchst wirksamen Integrationsfaktor darstellt. Durch Beschäftigung werden<br />
soziale Kontakte und Zugehörigkeit, Tages- und Wochenstruktur sowie Aktivierung<br />
erreicht. Insbesondere die für viele psychische Störungen charakteristische Diskontinuität<br />
des Krankheits- und Behinderungsverlaufs führt oft zum Ausschluss der betroffenen<br />
Menschen von einer Teilhabe an Arbeit und Beschäftigung. Sie erfordert<br />
besondere Formen der Unterstützung.<br />
So ergaben Erhebungen im Rahmen einer vom damaligen Bundesministerium für<br />
Gesundheit und Soziale Sicherung geförderten Bestandsaufnahme in vier ausgewählten<br />
Regionen (Halle, Bielefeld, Kassel und Oberberg) im Jahre 2001, dass nur<br />
durchschnittlich <strong>10</strong> % der im Rahmen der Wohnhilfen betreuten Klienten einen regulären<br />
Arbeitsplatz innehatten und mehr als die Hälfte angaben, ohne jegliche<br />
Beschäftigung zu sein. Jeder Fünfte der Befragten war in einer Werkstatt für Menschen<br />
mit Behinderungen tätig. 1 Eine parallele Evaluation in Hamburg ergab, dass<br />
mehr als ein Drittel der Werkstattteilnehmer mit psychischen Erkrankungen sich einen<br />
regulären Arbeitsplatz wünschten. 2 Seit 2004 führte die Aktion Psychisch Kranke e.V.<br />
ein bundesweites Projekt zur Verbesserung der Teilhabemöglichkeiten an Arbeit und<br />
Beschäftigung für psychisch Kranke durch. Das Projekt war mit einer Laufzeit bis<br />
Ende 2007 konzipiert und wurde durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />
gefördert.<br />
II. Zielgruppe und Zielsetzung des Projektes<br />
Bei den Menschen mit (chronischen) psychischen Erkrankungen handelt es sich um<br />
eine sehr heterogene Zielgruppe – sowohl aus der biographischen und leistungsrechtlichen<br />
Perspektive, als auch bezüglich der Teilhabeziele. So war es für die Projektdurchführung<br />
hilfreich, zunächst die Zielgruppe zu differenzieren. Hilfen zur Teil-<br />
1 Aktion Psychisch Kranke (HG) Individuelle Wege ins Arbeitsleben- Abschlussbericht zum Projekt<br />
„Bestandaufnahme zur Rehabilitation psychisch Kranker; Bonn 2004<br />
2 vgl. Institut für Technologie und Arbeit: Modellprojekt Förderung des Übergangs von Beschäftigten<br />
für Werkstätten für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt; Ausschnitte aus<br />
dem 1. Zwischenbericht, Kaiserslautern 2002<br />
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