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Betrifft: Betreuung 10

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A. Persönliches Budget, Wohnformen, Berufliche Integration<br />

und welcher die eingangs formulierten Forderungen stützt. Erstmalig dokumentiert<br />

findet sich das Normalisierungsprinzip 1959 in dem dänischen „Gesetz über die Fürsorge<br />

für geistig Behinderte“. Ursprünglich konzipiert war es „als Korrektiv gegen<br />

dehumanisierende und isolierende Zustände in Heimen, d.h. als Strategie zur Überwindung<br />

der totalen Institution“ (Gebert, Kneubühler 2003). Im Wesentlichen sind<br />

zwei Namen mit der Verbreitung des Normalisierungsprinzip verknüpft: N. E. Bank-<br />

Mikelsen und Bengt Nirje. Eine Weiterentwicklung erfolgte durch Wolf Wolfensberger<br />

in den 60ger Jahren in den USA und Kanada.<br />

Die Gefahr bei dem Herangehen an das Normalisierungsprinzip liegt in dessen<br />

scheinbarer, unspektakulärer Schlichtheit begründet. Normalisierung als Leitvorstellung<br />

für das soziale, pädagogische und pflegerische Handeln besagt: Menschen mit<br />

geistigen oder körperlichen oder seelischen Beeinträchtigungen sollen ein Leben<br />

führen können, das dem ihrer nicht behinderten Mitmenschen entspricht. Kurz: ein<br />

Leben so normal wie möglich. Und Thimm ergänzt: „Dieses ist am ehesten erreichbar,<br />

wenn die dabei eingesetzten Mittel so normal wie möglich sind“ (Thimm, 2005).<br />

Normalisierung<br />

• hat die Selbstbestimmung, ein Mehr an Autonomie, das Person-Sein zum Ziel,<br />

• bedeutet die Abkehr von der Betrachtung des pflegebedürftigen Menschen als<br />

einem Objekt unserer Fürsorge, unserer Versorgung,<br />

• versteht sich als Beziehungsangebot und -prozess vom Pflegenden, zum Bewohner,<br />

• fördert die Stärkung des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten, eröffnet Wahlmöglichkeiten<br />

und die Mitsprache bei Entscheidungsprozessen,<br />

• setzt als Basis die partnerschaftliche Kommunikationsform voraus,<br />

• erkennt das gesellschaftliche Umfeld zur Verhinderung der sozialen Institution als<br />

Referenzgröße für die Institution an.<br />

Aus dem vorgenannten lassen sich für die Umsetzung des Normalisierungsprinzips<br />

in der <strong>Betreuung</strong> von Menschen mit Demenz drei Aspekte formulieren, die grundsätzlich<br />

Beachtung finden sollten:<br />

• Alltagsorientierung mit flexibler, bewohnerorientierter Tagesstrukturierung unter<br />

Berücksichtigung der Vielgestaltigkeit und Mitwirkung.<br />

• (Biographie-) und handlungsorientierte Partizipation unter besonderer Berücksichtigung<br />

der individuellen Gefühle, Rhythmen, Rituale sowie der Ressourcen.<br />

• Dezentralisierung durch kleine Wohneinheiten mit Ausbildung von bedürfnisorientierten<br />

Lebenswelten, die sich an den Kompetenzen der Bewohner orientieren.<br />

Die Balance einer ausgewogenen Reizstimulation ist zu wahren.<br />

III. Veränderungsprozesse<br />

Basis für solch eine Entwicklung ist das Verständnis, die Institution „Heim“ als Organisation,<br />

als ein komplexes System zu begreifen, bestehend aus unterschiedlichsten<br />

Lebens- und Arbeitsbereichen mit ihren vielfältigen Beziehungen aller Beschäftigten<br />

und Bewohnern zu- und miteinander (Schneider, 1999). Alle Mitarbeiter der Einrichtung,<br />

von der Haustechnik über die Raumpflege, die Wäscherei bis hin zur Küche<br />

sowie die des begleitenden Dienstes und der Verwaltung – eben nicht nur der Bereich<br />

der Pflege – sind einzubeziehen und auf das Konzept sowie auf Veränderungsprozesse<br />

zu verpflichten; weil alles mit allem zusammenhängt. Aus diesem Grund sollten<br />

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