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Betrifft: Betreuung 10

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181<br />

E. Perspektiven<br />

Für die sozialpolitischen Perspektiven der Ambulantisierung bedeutet dies, dass die<br />

Suche nach neuen Lösungs- und Bewältigungsstrategien für die wachsenden sozialen<br />

Probleme neu durch Daten gestützt werden sollte und vermehrt einer regionalen<br />

Strategie und Koordination folgen muss. Hier müssen Sozialberichterstattung, strategische<br />

Kommunalpolitik und Sozialplanung, basierend auf Prognosen über die<br />

demografische Entwicklung – unter Integration des Bürgerwillens –, konsequenter<br />

Weise ineinander greifen. Wie sich an einigen Ambulantisierungsprojekten bereits<br />

beobachten lässt, droht die Realisierung daran zu scheitern, dass nicht nur Menschen<br />

mit Behinderung aus stationären Wohnsituationen in ambulante Wohnformen<br />

überführt werden sollen, sondern gleichzeitig andere Projekte (Altenhilfe, Familienhilfe,<br />

Jugendhilfe, Pflege) auf den gleichen Wohnraum zugreifen und einfach nicht<br />

genügend Wohnungen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig ist vollkommen ungeklärt,<br />

wie ggf. leer stehender Wohnraum, Nachbelegung und das Wusch- und Wahlrecht<br />

der Menschen mit Behinderung in ambulanten Wohngruppen geregelt werden können.<br />

• Das neue Verteilungsproblem: Kommunale Sozialpolitik als<br />

Konsolidierung in einer vielfältigen Trägerlandschaft<br />

Der Übergang von der korporatistischen Handlungslogik zu einem Wohlfahrtspluralismus<br />

lässt die Bedeutung der vielfältigen Träger im kommunalen Wohlfahrtsstaat<br />

wachsen. Trotz der augenblicklichen Möglichkeit für die Kommunen, wieder investieren<br />

zu können, stehen den „wachsenden Anforderungen an den kommunalen Sozialstaat<br />

(...) zunehmend restriktive Rahmenbedingungen für kommunale Politik<br />

gegenüber“ (Hanesch 1999, 48). Als erste Konsequenz richten sich die kommunalen<br />

„Sparstrategien“ vor allem auf die Ausgabenseite. Als zweite Konsequenz hat bei<br />

gleich bleibend knappen Ressourcen auch auf kommunaler Ebene ein Verteilungskampf<br />

eingesetzt, „bei dem um die Neudefinition von Prioritäten“ (Hanesch 1999, 49)<br />

innerhalb des kommunalen Gesamtetats gerungen wird, der aber auch einen Suchprozess<br />

nach dem jeweils richtigen Akteur in Gang gesetzt hat. Die entscheidende<br />

Frage aus Sicht des öffentlichen Trägers ist es nun, für welches Problemfeld die passenden<br />

organisationalen Akteure mit den passenden Leistungen gefunden werden<br />

können. Von Seiten der freien Träger stellt sich dagegen eher die Frage, wie das passende<br />

Produkt zwischen Wirtschaftlichkeit, Bedarfsorientierung und kommunaler<br />

Nachfrage angeboten werden kann.<br />

Den Weg der Ambulantisierung zu gehen, bedeutet eine grundlegende Umsteuerung<br />

der Institutionenlandschaft, vor allem bei den beteiligten Wohlfahrtsverbänden und<br />

freien Trägern. Die unterschiedlichen Finanzierungsarten, stationäre Maßnahmenpauschalen<br />

gegenüber Grundpauschalen und ambulanten Stundenvergütungen,<br />

lassen bei einer ambulanten Leistungsart im Augenblick keine Rücklagen für Innovationen<br />

zu. Die Frage danach, wie Wohnschulen, sozialräumlich gedachte Unterstützungsangebote<br />

bis zu geeignetem Wohnraum geschaffen werden können, ist bislang<br />

nicht geklärt und hängt jeweils von der Fähigkeit kommunaler Finanzierung ab.<br />

Die Weiterentwicklung der Selbstbestimmung und Teilhabe bedeutet also eine kommunale<br />

Vernetzung und Integration der zuständigen Ämter und Träger sowie eine<br />

Absicherung der Innovationsleistungen. Es geht nicht nur um neue Leistungsarten,<br />

sondern um die Rahmenbedingungen, durch die Leistungen erst wirksam werden<br />

können.<br />

„Ambulant und stationär“ sind unter den heutigen Rahmenbedingungen keine wirkliche<br />

Entscheidungsalternative für die Beteiligten. Mit dem Beibehalten dieser Alternative<br />

ist das Leistungsangebot immer noch institutions- und nicht personenorientiert.<br />

Die Alternative ambulant scheidet im praktischen Vollzug häufig aus, wenn die

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