Betrifft: Betreuung 10
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Teil I Der 11. VGT Diskussionsbeiträge und Arbeitsergebnisse<br />
für die Kommunen dar, weil es personell, teilweise aber auch finanziell und organisatorisch<br />
von den Kommunen bewältigt werden muss.<br />
Die steigenden Kosten der Eingliederungshilfe machen vor diesem Hintergrund die<br />
Sozialhilfe für Menschen mit Behinderung zum vordringlichen Thema für Kommunen.<br />
Die Vorschläge, gerade das Finanzierungsproblem auf die Bundesebene zu heben,<br />
wurden von der Regierungskoalition bereits abgewehrt. Laut CDU-SPD-Koalitionsvertrag<br />
wird statt dessen im Grundsatz „ambulant vor stationär“, in der Verzahnung<br />
ambulanter und stationärer Dienste, in der Leistungserbringung „aus einer Hand“<br />
sowie in der Umsetzung der Einführung des Persönlichen Budgets das Potential<br />
gesehen, um den Ausgabensteigerungen zu begegnen, die „die Finanzkraft der Länder<br />
und Kommunen übersteigen werden“, so Franz Müntefering.<br />
Ambulantisierung, das persönliche Budget, die Verzahnung der Dienste sowie die<br />
Umstrukturierung der zuständigen Institutionenlandschaft sind also die Maßnahmen,<br />
die in der kommunalen Sozialpolitik wirken sollen. Die zentrale sozialpolitische Perspektive<br />
mündet jedoch in zwei wesentliche Fragen, die an die kommunale Umsetzungspolitik<br />
gestellt werden müssen:<br />
• Wer unterstützt Menschen mit Behinderung bei ihrem Weg in die Selbstbestimmung<br />
und in die Teilhabe an der Gesellschaft? Wie werden sie unterstützt im<br />
Erkennen und Ausübung ihrer Wünsche und in der Wahl ihrer Unterstützungspartner?<br />
• Wer unterstützt die Kommunen bei der Bewältigung ihrer Strukturveränderungen,<br />
die nötig sind, um die neuen sozialpolitischen Bedarfe zu planen, zu implementieren<br />
und zu finanzieren? Wie werden sie unterstützt in der Auswahl und Steuerung<br />
ihrer Partner und freien Träger?<br />
Um diese Fragen zu erläutern, sollen drei Perspektiven auf die kommunale Sozialpolitik<br />
skizziert werden.<br />
• Überforderte Kommunen und der Bedarf einer integrierenden<br />
Sozialplanung<br />
Blickt man auf die Ausgabenseite der kommunalen Haushalte, so kann man schnell<br />
feststellen, dass „Soziales“ (mit „Bildung“ und „Gesundheit“) den größten Posten im<br />
kommunalen Haushalt einnimmt. Diese Tatsache ist der Entwicklung geschuldet,<br />
dass die Kommunen nicht nur von den Auswirkungen globaler Arbeitsteilung betroffen,<br />
sondern auch mit einem internen wirtschaftlichen und sozialen Wandel konfrontiert<br />
sind. Dieser drückt sich z.B. in Massenarbeitslosigkeit aus, in der Erosion von<br />
Normalarbeitsverhältnissen usw.. Darüber hinaus münden Prozesse der Individualisierung,<br />
Pluralisierung der Lebensformen nicht nur in größerer Freiheit und Partizipationsbedürfnissen,<br />
sondern auch in zunehmender Ungleichverteilung materieller<br />
Ressourcen, Teilhabe und Lebenschancen der Bürger. Die Konsequenzen dieser<br />
Entwicklungen sind so vielfältig wie die Heterogenität kommunaler Entwicklungen.<br />
Der wirtschaftliche Strukturwandel geht einerseits mit einer Tendenz zur Polarisierung<br />
der Regionen und Kommunen einher, am deutlichsten ist dies wohl in der Mobilität<br />
von neuen zu alten Bundesländern erkennbar. Ebenso bedeutend dürfte in großstädtischen<br />
Ballungszentren die Tendenz zu einer zunehmend ungleichgewichtigen Entwicklung<br />
zwischen den Stadtkernen und den Umlandregionen sein – aber ebenso ist<br />
eine Polarisierung der Lebensbedingungen durch Segregation zwischen den innerstädtischen<br />
Quartieren zu bemerken. Insgesamt geht es um eine Kumulation von Problemlagen<br />
auf örtlicher Ebene.<br />
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