Betrifft: Betreuung 10
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Teil I Der 11. VGT Diskussionsbeiträge und Arbeitsergebnisse<br />
1. Kostenexplosion oder natürliche Kostensteigerung?<br />
Die dynamische Entwicklung bei den Fallzahlen sowie die Kostensteigerung rücken<br />
die Eingliederungshilfe zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses. So wurden<br />
2006 11,8 Milliarden Euro Sozialhilfe für die Eingliederung behinderter Menschen<br />
ausgegeben. „Im Zeitverlauf gab es bei der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen<br />
erhebliche Steigerungen: Im Vergleich mit dem Stand vor zehn Jahren hat sich<br />
die Zahl der Hilfebezieher um 53% erhöht (1996: rund 420 000 auf 2006 643 000 Empfänger),<br />
die Nettoausgaben stiegen im selben Zeitraum um 64% (1996: rund 6,4 Milliarden<br />
Euro). Die Nettoausgaben betrugen im Jahr 2006 für diese Hilfeart <strong>10</strong>,5 Milliarden<br />
Euro. Dies sind 58% der Sozialhilfeausgaben insgesamt“ (Destatis 2008b, 14).<br />
Ein besonderes Augenmerk sollte jedoch auf die Entwicklung der ambulanten Hilfen<br />
gelegt werden. Es ist überraschend festzustellen, dass die Kosten für die stationäre<br />
Unterbringung im Zeitraum 1996 – 2006 pro Empfänger relativ moderat angestiegen<br />
sind (11%). Die Erhöhung der Gesamtkosten ergibt sich aber durch die gestiegene<br />
Fallzahl, die vor allem im ambulanten Bereich begründet liegt; und zwar mit einer Kostensteigerung<br />
im ambulanten Bereich von 44%. Noch gravierender zeigt sich diese<br />
Tendenz bei den Fallzahlen. Während stationäre Hilfen im Zeitraum um 39% anstiegen<br />
(320 835 auf 446890), entwickelten sich die ambulanten Hilfen (von <strong>10</strong>1671 auf<br />
232 056) um 120%.<br />
1996 2006 Dynamik<br />
Außerhalb netto 350.968.292 1.152.404.994 228 %<br />
Netto pro HE <strong>10</strong>1.671 232.056 120 %<br />
Fallzahl 3.452 4.966 44 %<br />
Innerhalb netto 6.075.652.395 9.387.371.340 54%<br />
Fallzahl 320.835 446.890 39 %<br />
Netto pro HE 18.937 21.006 11 %<br />
Quelle: DeStatis 2008b<br />
• Sozialbudget und Sozialleistungsquote<br />
Es lohnt sich vor dem Hintergrund dieses Zahlenwerkes auch immer einmal, diese<br />
Erkenntnisse vor dem Hintergrund von Indikatoren für die gesamten Sozialleistungen<br />
des Sozialstaates zu deuten. Das Sozialbudget bildet dabei ab, wie viel insgesamt in<br />
Deutschland für Soziale Sicherung ausgegeben wird und welcher prozentuale Anteil<br />
dabei auf Menschen mit Behinderung fällt. Blicken wir auf das Sozialbudget, dann<br />
sehen wir, dass die Sozialhilfe 3% der Gesamtausgaben für Soziales im Jahr 2007<br />
ausgemacht hat. Ich ziehe hier zur Darstellung wiederum die Eingliederungshilfe<br />
heran, die ja ca. 58% der Sozialhilfe ausmacht, im Sozialbudget aber ca. 1,5 %.<br />
Erstaunlich ist dabei festzustellen, dass sich das Sozialhilfeniveau insgesamt rückläufig<br />
entwickelt hat. Dies steht im Gegensatz zu einer sehr großen Kontinuität bei der<br />
Art, wie die Herausforderungen der sozialen Sicherungssysteme durch die Politik<br />
bewältigt werden. Die Sozialleistungsquote stellt hier einen verlässlichen Gradmesser<br />
für das Maß des sozialen Engagements einer Gesellschaft dar. Die Sozialleistungsquote<br />
beantwortet die Frage, wie viel Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung<br />
in einer Periode in die soziale Sicherung fließen. Diese Quote liegt relativ stabil<br />
von 1996 bis heute bei 30 %.<br />
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