Betrifft: Betreuung 10
Betrifft: Betreuung 10
Betrifft: Betreuung 10
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
161<br />
D. Strukturen im <strong>Betreuung</strong>swesen<br />
den Bereich der hauptberuflichen vertretenen KlientInnen mit umfangreichen und<br />
komplexen Angelegenheiten, die besondere Kenntnisse und Fertigkeiten aus unterschiedlichen<br />
Fachgebieten erfordern, aber auch für jene der ehrenamtlichen Vereinssachwalterschaft.<br />
In Österreich ist die größte Personengruppe, die Sachwalterschaften<br />
führt, jene der Angehörigen bzw. nahestehenden Personen mit rund 70%. Der<br />
Anteil der Vereinssachwalterschaft liegt ähnlich wie der Anteil von Notaren und<br />
Rechtsanwälten bei rund 15%. Der in der Regierungsvorlage zum Sachwaltergesetz<br />
1984 vorgesehene 20-Prozentanteil an Vereinssachwalterschaften konnte aufgrund<br />
der permanent steigenden Zahl an Sachwalterschaften bei weitem nicht erreicht werden.<br />
2. Arbeit mit ehrenamtlichen Vereinssachwaltern<br />
Die ehrenamtlichen VereinssachwalterInnen in Österreich sind am ehesten mit den in<br />
Deutschland tätigen „Ehrenamtlichen FremdbetreuerInnen“ zu vergleichen, das<br />
heißt, es besteht kein Nahverhältnis zu den KientInnen. Seit Bestehen des Vereins<br />
sind sie ein wesentlicher Teil der Vereinssachwalterschaft. Durch ihre Tätigkeit sind<br />
sie ein Multiplikator für die Anliegen der Institution und ihrer KlientInnen. Aus der<br />
„nicht-professionellen“ Perspektive können Situationen und Probleme anders wahrgenommen,<br />
beobachtet und bewertet werden. Bei VertretungsNetz sind, wie bereits<br />
genannt, rund 720 ehrenamtliche VereinssachwalterInnen tätig, diese betreuen etwa<br />
45% der KlientInnen des Vereins.<br />
• Auswahl, Einschulung und Fallauswahl<br />
Die Werbung der ehrenamtlichen VereinssachwalterInnen erfolgt in erster Linie durch<br />
Mundpropaganda und persönliche Empfehlungen. Unter ihnen finden sich einerseits<br />
viele „Profis“ wie SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, BehindertenbetreuerInnen,<br />
andererseits aber etwa auch StudentInnen und PensionistInnen, sodass die ehrenamtlichen<br />
Teams häufig „bunte“ multiprofessionelle Teams mit vielen Ressourcen<br />
sind. Die ehrenamtlichen VereinssachwalterInnen sind zum größeren Teil schon sehr<br />
lange bei VertretungsNetz tätig, eine mehr als zehnjährige Mitarbeit beim Verein ist<br />
häufig.<br />
Eine enge Anbindung an den Verein entsteht einerseits durch die regelmäßigen verpflichtenden<br />
Besprechungen, andererseits aber durch die Anerkennungskultur (Einladung<br />
zum Weihnachtsessen, Ehrungen anlässlich von Jubiläen etc.).<br />
Die Schulung erfolgt sowohl durch zentrale, als auch regionale Einschulungsveranstaltungen<br />
(ein einheitlicher Curriculum für VertretungsNetz wird im Augenblick erarbeitet)<br />
und im Rahmen der jeweiligen Teamtreffen durch die hauptberuflichen TeamleiterInnen.<br />
Die TeamleiterInnen gewähren laufende Begleitung, Beratung und<br />
Unterstützung. Zudem werden regional auch Fortbildungsveranstaltungen angeboten.<br />
Bei der Fallauswahl werden von den TeamleiterInnen insbesondere Art und Umfang<br />
der zu besorgenden Angelegenheiten mit den jeweiligen Fähigkeiten der ehrenamtlichen<br />
Vereinssachwalter entsprechend abgestimmt. Die Entscheidung sowie die Fallübergabe<br />
erfolgen durch die TeamleiterInnen. Sachwalterschaften mit besonders<br />
schwierigen <strong>Betreuung</strong>ssituationen oder jene, die verwahrloste oder von Obdachlosigkeit<br />
bedrohte KlientInnen betreffen, werden in der Regel von hauptberuflichen MitarbeiterInnen<br />
geführt. Ehrenamtliche VereinssachwalterInnen sind mit der Führung<br />
der Sachwalterschaft von mindestens zwei und maximal fünf KlientInnen betraut.